E_1928_Zeitung_Nr.101
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es einem Arzt oder einer Hebamme Schwierigkeiten<br />
macht, sich selbst ein'Fahrzeug zuzulegen,<br />
werden ihnen staatliche Zuschüsse<br />
zugänglich gemacht. Auf Anruf hat jeder<br />
Taxi Personen, die zur Geburtshilfe angerufen<br />
werden, auch dann zu befördern, wenn sie<br />
sich im Augenblick ausserstande zeigen, den<br />
Fahrpreis zu zahlen, sich natürlich legitimleren<br />
können.<br />
Alle europäischen Grossstädte, ebenso wie<br />
die meisten Bevölkerungsmittelpunkte in<br />
Uebersee, vor allen Dingen in den U. S. A.,<br />
besitzen heute Spezialfahrzeuge, die es ermöglichen,<br />
während des Transportes einer<br />
schwangeren Person die Entbindung während<br />
der Fahrt saehgemäss zu unterstützen oder<br />
vorzunehmen. Diese Notwendigkeit ist daraus<br />
zu folgern, weil gerade von denjenigen<br />
Frauen, die in die Kliniken im letzten Augenblick<br />
transportiert werden müssen, oft während<br />
der Fahrt im beliebigen Fahrzeug<br />
Komplikationen aufgetreten sind. Man sollte<br />
daher an jenen Orten, deren Sanitätsautos<br />
noch nicht diesem Zwecke entsprechen, alsbald<br />
auch dieser Angelegenheit ernsthaft<br />
nähertreten. Unter allen Umständen muss es<br />
vermieden werden, dass die Ankunft des Storches<br />
in einem Krankenauto der Kliniken alles<br />
in grosse Erregung und Bestürzung setzt. Die<br />
Ausstattung dieser Spezialfahrzeuge hat in<br />
den letzten Jahren besondere Förderung dadurch<br />
erfahren, dass die Verwendungsmöglichkeiten<br />
dieser Fahrzeuge immer weitere<br />
wurden. Man sollte vor allen Dingen in solchen<br />
Gegenden, wo der Transport lange Zeit<br />
dauert, ehe er in einer Klinik oder einem<br />
Krankenhaus ankommt, Automobile einstellen,<br />
deren Einrichtung es zulässt, dass eine Niederkunft<br />
ohne Gefahr während der Ueberführung<br />
möglich ist.<br />
Der Storch und das Auto das ist eine<br />
Angelegenheit, die ausser der heiter-klingenden<br />
Ueberschrift eine recht ernste Betrachtung<br />
verdient. Mit der Zunahme des Wachstums<br />
unserer Städte, mit der Enge der Wohnungsverhältnisse<br />
wächst auch das Bedürfnis, unseren<br />
jüngsten Erdenbürgern und deren Müttern<br />
die Möglichkeit zu bieten, auf schnellstem<br />
Wege über die schweren Stunden hinwegzukommen.<br />
Das Automobil erfüllt hier<br />
eine Aufgabe, an die von vielen Seiten noch<br />
gar nicht gedacht worden ist, deren Bedeutung<br />
aber verdient, vor das Auge und den<br />
Geist des Lesers gebracht zu werden. Freuen<br />
wir uns des Erreichten, denken wir aber<br />
daran, dass gerade bei uns noch viele Schritte<br />
bis zum Ziele gemacht werden müssen!<br />
Dr. Herbert Schmidt, Lamberg.<br />
Geschäftsgeist. Onkel John ist durch seine<br />
Tüchtigkeit und Zähigkeit ein reicher Mann<br />
geworden. Eines Tages kommt sein Sohn zu<br />
ihm und will Geld haben, um sich eine Orange<br />
von dem Obsthändler auf der Strasse zu<br />
kaufen.<br />
«Dafür willst du Geld haben?», fragt sein<br />
Vater entrüstet. «Wenn du nur eine Spur<br />
von Geschäftsgeist besässest, dann gingest<br />
du auf die Strasse und strecktest dem Obsthändler<br />
solange die Zunge heraus, bis er dir<br />
vor Wut eine Orange nachwirft.»<br />
KONTAKT.<br />
VON FRITZ MÜLLER, PARTENKIROHEN.<br />
Ich sass im Flugzeug. Der Führer hatte<br />
schon die Hand an seinen Hebeln. Der Flugplatzdirektor<br />
äugte rückwärts : « Ein Lord<br />
Wimbledon wird noch erwartet».<br />
Ein Auto flitzte heran. Heraus stieg eine<br />
blonde Frau, gross, ruhig, bestimmt. Dann<br />
erst der Mann, klein, schmächtig, vornehm,<br />
liebenswürdig, alter, alter Adel.<br />
Aus den ausgetauschten Worten ging hervor,<br />
seine Frau fuhr mit dem Auto in die<br />
gleiche Stadt, nach der wir flogen. Sie käme<br />
dort natürlich später an.<br />
Er kam neben mich zu sitzen. Sie nahmen<br />
Abschied. Ich stellte fest: Trotz des krassen<br />
Unterschiedes in der Erscheinung beider auf<br />
der gleichen Höhe in der Haltung, Geist auf<br />
beiden Seiten, kein Klischeewort. Auch keine<br />
Spur von Aufgeregtheit seinerseits, der doch<br />
zum erstenmal flog.<br />
Das Auto flitzte fort. Unser Führer rückte<br />
einen Hebeh Sein Motor lief die üblichen Minuten<br />
Probe vor Ort.<br />
Ein metallischer, scharfer Knacks — man<br />
stellte den Motor ab. Es ergab sich eine<br />
Unregelmässigkeit an einem Propellerflügel.<br />
Nicht bedeutend, wir hätten trotzdem fliegen<br />
können. Die Rede ging hinüber und herüber.<br />
Austausch des Propellers? des ganzen Flugzeugs<br />
? Gar nicht fliegen ?<br />
Neben mir, gedrückt in eine Ecke, stumm,<br />
der Lord. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.<br />
Die Zeit verstrich.<br />
In der Luft ein Surren. Ein anderes Flugzeug<br />
landete. Es war frei. Unser Führer kam<br />
nicht in Betracht. Das System war anders.<br />
Doch der andere Führer war bereit, uns mitzunehmen.<br />
Er forderte eine längere Erholungspause.<br />
Wir stiegen also aus, sassen in dem kleinen<br />
Flugzeugrestaurant, erwartungsvoll und<br />
aufgeregt. Teilnahmslos sass der Lord.<br />
Endlich war's so weit. Klirrend hob sich<br />
unser Vogel. Das vom Verstand begriffene,<br />
von der Seele immer noch nicht ganz erfasste<br />
Wunder setzte ein. Wir staunten ehrfurchtsvoll<br />
hinunter zur verlassenen Erde.<br />
Der Lord staunte nicht. Er hatte sich verändert.<br />
Ein Häufchen Elend sass verkrümmt<br />
DIE AUTOSPÄZIERFÄHRT.<br />
VON JACQUES CESANNE.<br />
Ein kleiner Vogel, der in seiner Befederung<br />
mit der roten Kehle kokett aussah, flog niedrig<br />
über der Erde und suchte Insekten. Die<br />
Holundersträuche, die die Pfarrei umgaben,<br />
erfüllten die Luft mit betäubendem Duft, während<br />
der junge Vincent (dreissig Jahre alt)<br />
seine Geliebte, Jeanne Becu, die Tochter eines<br />
kleinen Kaufmanns im Ort, erwartete.<br />
Diese Liebe-dauere schon zwei Jahre, von<br />
dem Augenblick an, als sich beide zusammen<br />
auf die erste Kommunion vorbereiteten.<br />
— Kommt sie oder kommt sie nicht, überlegte<br />
Vincent und begann ungeduldig zu werden.<br />
Ich sagte doch ausdrücklich : Um 6 Uhr.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> —<br />
in seiner Ecke, die Hände krampfhaft im<br />
Plüsch verkrallt.<br />
Ich musste lächeln, wenn ich an die grosse<br />
blonde Gattin dachte, die im Auto uns schon<br />
weit voraus war.<br />
Er tat mir leid. Mit ein paar freundlich<br />
durch den Lärm gebrüllten Worten suchte<br />
ich ihn aufzumuntern. Er gab keine Antwort.<br />
Er blinzelte kläglich. Sein Gesicht war weiss.<br />
Da gab ich's auf. Auf meiner Karte folgte<br />
ich dem Flug. Die Landschaft war mir gut<br />
bekannt. Ich kannte jedes Dorf.<br />
Aha, das weltverlorene Steinkirchen, wie<br />
vertraut aus manchem Feriensommer. Du<br />
liebe Kirche du, du altes Steinkreuz an der<br />
Wegkreuzung, fern dem Weltgetriebe — ei,<br />
so fern nicht mehr, die Autos flitzen, wie ich<br />
sehe, schon an dir vorbei. Jetzt überflogen<br />
wir das Kreuz und jetzt — die Zeiger auf der<br />
Uhr im Flugzeug standen gerade auf halb<br />
zwölf — kam aus der Ecke, wo der Lord<br />
sass, ein sonorer Satz, klar und sinnvoll aufgebaut<br />
und sprühend.<br />
Ich staunte. War das noch der Angstverkrampfte<br />
in der Ecke? Nein, das war trotz<br />
seiner Schmächtigkeit ein Mensch von Haltung,<br />
Geist und Seele, mit dem Gedanken<br />
über diese Flugfahrt auszutauschen ein Gewinn<br />
und eine Lust sein würde.<br />
Aber sonderbar, wie ich jetzt zu einer<br />
Antwort mich zu ihm hinüberneigte, fiel er<br />
wieder ein in seiner Ecke, glanzlos starrten<br />
seine Augen, seine Hände krallten wieder<br />
angstvoll in den Plüsch.<br />
Am Abend wollte es der Zufall, dass ich<br />
an der grossen Tafel des Hotels den Lord<br />
und seine Frau als Nachbarn hatte. Aufgeräumt<br />
und fröhlich alle beide.<br />
« Denken Sie, mein Auto hat den Flugzeugweg<br />
gekreuzt,» sagte sie, « schade, dass mein<br />
Mann davon nichts merkte.»<br />
« Doch », sagte ich.<br />
Sie schaute überrascht: « Wenn das wahr<br />
ist, müssten Sie imstande sein, mir Zeit und<br />
Ort — »<br />
« Halb zwölf Uhr, am Wegkreuz bei Steinkirchen<br />
hatten wir — Kontakt.»<br />
Kurz darauf erschien Jeanne Becu an der<br />
Wegbiegung. Vincent traute sich nicht, sie zu<br />
küssen und ergriif nur ihre Hand, die er lange<br />
in der seinen behielt. Gewöhnlich offenbarte<br />
er seine Gefühle auf diese Art und Weise.<br />
Diesmal aber raffte er sich zu leidenschaftlichen<br />
Liebeserklärungen auf, die sie mit geschlossenen<br />
Augen anhörte, wobei sie die<br />
Zunge zwischen den dünnen Lippen hin und<br />
her schob.<br />
Plötzlich sagte sie:<br />
« Vincent!»<br />
« Was denn ? »<br />
« Was wirst du jetzt tun, in diesem Augen-<br />
DIE MODE<br />
N«IW<br />
Dio Autlfirin bevorzugt einen randlosen Hut, der<br />
ihre Augen nicht beschattet. Dio Kappe ist in<br />
einfacher Linio mit oinem Samtband, das zum<br />
Filz in glücklichem Kontrast steht, geschmackvoll<br />
garniert.<br />
blick, um mir zu beweisen, dass du mich<br />
liebst ? »<br />
Darüber hatte er nie nachgedacht. Sie überraschte<br />
ihn... Er verdiente mit Feldarbeit<br />
ty» Francs täglich und musste noch die<br />
Hälfte der Mutter abgeben, die ihn ernährte.<br />
Er konnte also der Dame seines Herzens<br />
keine allzu grossartigen Geschenke machen.<br />
Sie blickte ihn ironisch an und freute sich<br />
über die Verwirrung, in die sie ihren Verehrer<br />
gestürzt hatte. Nach einer Weile wieder«<br />
holte sie die Frage :<br />
« Nun, was wirst du tun ? »<br />
Eine blitzhafte Eingebung, wie sie nur die<br />
Liebe erzeugen kann, gab ihm einen genialen<br />
Gedanken ein.<br />
« Gut,» sagte er, «ich werde dich an jedem<br />
Sonntag bis zum Fest des hl. Michael in einem<br />
schönen, ganz neuen Auto spazierenfahren,<br />
nicht in einem solchen Kasten wfc<br />
Bicet, sondern in einer eleganten Limousine<br />
Willt du ? »<br />
Sie blickte ihn ungläubig an :<br />
«Was heisst das?»<br />
Er wiederholte seinen Vorschlag. Jeden<br />
Sonntag eine herrliche Spazierfahrt im Hundertkilometertempo<br />
in der Stunde, in einem<br />
Auto mit Spiegeln und weichen -Kissen aus<br />
grauem Tuch. ,<br />
« Wie willst du das tun ? »<br />
«Lass das meine Sorge sein.»<br />
Er sagte das mit solcher Selbstsicherheit,<br />
dass ihm Jeanne jedes Wort glaubte.<br />
Sie sassen noch eine Weile am Wege, bis<br />
Vincent aufstand und erklärte:<br />
« Jetzt wirst du sehen.»<br />
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