E_1929_Zeitung_Nr.028
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Ausgäbet Deutsche Schweiz.<br />
BERN, Dienstag 26. März <strong>1929</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
25. Jährgang. — N° 2S<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL - ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrs-Interessen<br />
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Inseratensohlnss 4 Tone vor Erscheinen der betreitenden Nnmmer<br />
Zu einer kleinen Anfrage<br />
und eine schiedsgerichtliche Erledigung ist<br />
nicht einmal eingeleitet.<br />
Das politische Departement ist über die<br />
Angelegenheit unterrichtet und hat beim Diplomaten<br />
Vorstellungen erhoben, aber ohne<br />
jeden Erfolg.<br />
Hält der Bundesrat nicht dafür, dass im<br />
Die «Automobil-Revue» war schon zu<br />
Interesse des Publikums und der Diplomaten<br />
wiederholten Malen im Falle, auf einen wunden<br />
Punkt in unserm schweizerischen Auto-<br />
selber verlangt werden sollte, dass sämtliche<br />
Diplomaten, die in der Schweiz stehende<br />
.mobilverkehrswesen hinzuweisen. Es ist dies<br />
Automobile besitzen, Haftpflichtversicherungen<br />
eingehen müssen?<br />
die auffallende Verschiedenheit, wie bei uns<br />
schweizerische und fremde Automobilisten<br />
Ist der Bundesrat nicht der Ansicht, dass<br />
behandelt werden. Während man bei Ueberschreitungen<br />
der Gesetze den Ausländer mei-<br />
er beim Missionschef darauf dringen sollte,<br />
dass die Opfer des auf zehn Monate zurückgehenden<br />
Unfalles in kürzester Frist schadstens,<br />
wenn nicht immer, laufen lässt, bleibt<br />
der Schweizer gewöhnlich in den Maschen<br />
los gehalten werden?»<br />
der Gesetzgebung hängen, aus denen er sich Mit Spannung warten die schweizerischen<br />
ohne grösseren Bussentribut nicht mehr befreien<br />
kann. Wir erinnern heute an dasrates. Sie kann ihnen nicht<br />
Automobilisten auf die Antwort des Bundes-<br />
gleichgültig<br />
schwere Automobilunglück, das sich am 19. sein. Zuviel hängt davon ab. Heute fragt<br />
Mai 1928 zwischen Bern und Thun infolge man sich nicht nur in der Automobilistenwelt,<br />
sondern in der ganzen schweizerischen<br />
einer unverantwortlichen Unvorsichtigkeit<br />
eines Diplomaten ereignet hat. Trotzdem die Bevölkerung, warum dieser Diplomat — es<br />
Schuld des fremden Automobilisten nachgewiesen<br />
ist, sind die Betroffenen bis zurUruguay, der schon verschiedentlich<br />
handelt sich dabei um den Gesandten von<br />
als<br />
Stunde ohne Schadenersatz geblieben. Es ist<br />
deshalb von Herrn Nationalrat Vallotton mit<br />
Recht in der letzten Bundessession eine<br />
kleine Anfrage an den Bundesrat eingereicht<br />
worden, die folgenden Wortlaut besitzt:<br />
«Am 19. Mai 1928 hat der Chef einer diplomatischen<br />
Vertretung in Bern auf der Kantonsstrasse<br />
Bern-Thun mit dem von ihm geführten<br />
Auto ein schweres Unglück herbeigeführt.<br />
Die amtliche Untersuchung hat ergeben,<br />
dass der Unfall ausschliesslich der<br />
Unvorsichtigkeit des Diplomaten zuzuschreiben<br />
ist, und die Polizeidirektion des Kantons<br />
Bern entzog ihm die Fahrbewilligung. Der<br />
Missionschef fuhr aber fort, seinen Wagen zu<br />
führen.<br />
Der Diplomat, der auf die Immunitätsrechte<br />
nicht verzichtet hat, war im Augenblicke<br />
des Unfalles nicht haftpflichtversichert.<br />
Während bei anderen Unfällen, bei<br />
denen Wagen von Diplomaten verantwortlich<br />
waren, die Wiedergutmachung mit grösster<br />
Raschheit und völlig einwandfrei erfolgte,<br />
warten die Opfer des Zusammenstosses vom<br />
19. Mai 1928 heute noch auf Schadenersatz,<br />
Rekordfiebei*.<br />
Ein Sportroman von Alfred Nauck.<br />
(27. Fortsetzung)<br />
Als das grosse Rennen angeläutet wurde,<br />
drang die Sonne durch.<br />
Die World-Wagen, mit Houghton und dem<br />
Iren O'Cotmor am Steuer, hatten die Startnummern<br />
zwei und drei. Die Innenseite<br />
hielt der Fiatwagen mit der Startnummer<br />
eins. Neben dem Worldfahrer O'Connor<br />
lag der Schweizer Haussenberger auf Franca<br />
und ganz aussen hatte der Raige mit dem<br />
Amerikaner Becett Aufstellung genommen.<br />
Gleich nach dem Start zog Girengo aus seiner<br />
günstigen Position in mächtigem Anzug<br />
an die Spitze, dicht gefolgt von dem Schweizer,<br />
der sein Fahrzeug ebenfalls schnell auf<br />
Touren hatte. Die beiden Worlds lagen zusammen<br />
mit weitem Abstand, der sich immer<br />
mehr vergrösserte, an vierter und fünfter<br />
Stelle. Der Amerikaner hatte bereits<br />
nach der ersten Runde soviel Terrain eingebüsst,<br />
dass er fast aussichtslos im Rennen<br />
•rücksichtsloser Fahrer aufgefallen ist —<br />
ohne Haftpflichtversicherung zirkulieren kann.<br />
Im weitern ist es für
wen; denn auf den internationalen Tourismus<br />
ist das Hauptaugenmerk gerichtet.<br />
Erst in zweiter Linie kommt der Ausbau<br />
der Strassen, die die oft von den Städten<br />
weit abliegenden Bahnstationen mit diesen<br />
Städten verbinden sollen, dazu die eigentlichen<br />
Autostrassen Turin—Mailand—Venedig<br />
und kleinere über das ganze Land hinweg.<br />
An diesem Riesenwerk beteiligt sich lebhaft<br />
auch der italienische Automobil-Club.<br />
In dem zu diesem Zweck bestellten Sonder,<br />
ausschuss führte unlängst der Präsident<br />
aus, dass es ausser Zweifel stehe, dass mit<br />
Gern Jahr 1930 « drei grosse Arterien von<br />
aussergewöhnlicher Wichtigkeit dem grossen<br />
nationalen und internationalen Touristenpublikum<br />
erlauben werden, die Halbinsel<br />
in ihrer ganzen Länge auf erstklassigen<br />
Strassen zu befahren». Und da eine<br />
klassische Reminiszenz sich immer gut ausnimmt,<br />
so wurde in der gleichen Sitzung<br />
beschlossen, auf Kosten des Nationalen<br />
Auto-Clubs in Rom einen «goldenen Meilenstein<br />
» (miliarium aureum) zu stiften,<br />
auf dass wie im Altertum von diesem auf<br />
dem Forum Romanum abermals zu placierenden<br />
zentralen Punkt alle Distanzen der<br />
20 000 Kilometer Staatsstrassen abgemessen<br />
werden können. H.<br />
Zur Uebernafime die Opelaktien durch<br />
die General Motors.<br />
Di© vor etwa einer Woche bekanntgewordene<br />
Tatsache, dass die General Motors Co.<br />
etwa zwei Drittel der bisher im fast ausschltesslichen<br />
Besitz der Familie Opel sich<br />
befindlichen Aktien erworben habe, hat<br />
vorab in deutschen Wirtschaftskreisen berechtigtes<br />
Aufsehen erregt. Die Transaktion<br />
wurde um so mehr diskutiert, als bekanntlich<br />
die Opel-Werke zu den finanziell am besten<br />
fundierten deutschen Automobilfabriken zählten<br />
und also nicht aus innerer Zwangslage<br />
heraus der Besitz preisgegeben wurde. Sehr<br />
interessant sind die Erörterungen der massgebenden<br />
deutschen Handelspresse, die sich<br />
eifrig damit beschäftigt. Die «Frankfurter<br />
<strong>Zeitung</strong>» äussert sich, in einem Leitartikel<br />
ungefähr wie folgt:<br />
Der Einbruch der General Motors, der<br />
grössten Automobilfabrik der Welt, in den<br />
deutschen und europäischen Markt war beschlossene<br />
Sache. Die Aussichten für eine<br />
Absatzerweiterung in Amerika waren beschränkt.<br />
Europa war, im Verhältnis zur<br />
Einwohnerzahl und Kaufkraft, wohl trotz der<br />
bestehenden Montagewerkstätten und Absatzorganisationen<br />
das relativ am wenigsten<br />
• abgegraste Gebiet. Der Ankauf der Opelmajorität<br />
bedeutet den Verzieht auf den Ausbau<br />
einer eigenen Grossfabrikation in Europa,<br />
sei es in Deutschland oder anderswo,<br />
bedeutet wohl auch den Verzicht auf Forcierung<br />
der eigentlichen Ausfuhr über den Ozean<br />
hinweg. Denn es ist nicht anzunehmen,<br />
dass wesentliche Vorprodukte des Fertigfabrikats<br />
Automobil nunmehr in grösserem<br />
Umfange aus Amerika bezogen werden, da<br />
dies kaum wirtschaftlich sein könnte. Man<br />
kann sich im Gegenteil vorstellen, dass der<br />
durch die verstärkte Kapitalkraft des Rüsselsheimer<br />
Unternehmens warscheinlich<br />
wachsende innerdeutsche Absatz schon deswegen<br />
eine verstärkte Beschäftigung der<br />
deutschen Zubringerindustrie nach sich ziehen<br />
wird. Die innerdeutsche Absatzerhöhung<br />
wird von dem Käufer des Aktienpakets<br />
an seiner Rechnung offenbar recht hoch bewertet.<br />
Die erhöhte Kapitalkraft wird in<br />
Verbindung mit der Umschlagsvermehrung<br />
Preissenkungen ermöglichen, wird ferner<br />
zum Ausbau der Absatzfinanzierung führen<br />
können. Dennoch wird man sich, werden<br />
sich auch die General Motors kaum darüber<br />
täuschen können, dass die Massstäbe der<br />
amerikanischen Entwicklung der Jahre vor<br />
1927 hier nicht angelegt werden dürfen. Man<br />
kann dabei von der augenblicklichen, durchaus<br />
unerfreulichen deutschen Wirtschaftslage<br />
ganz absehen — die Amerikaner rechnen<br />
zweifellos mit weiten Zeiträumen und<br />
erwarten sicherlich eine Erleichterung der<br />
deutschen Absatzes gerechnet werden, wenn<br />
ein gutes positives Ergebnis der Pariser Verhandlungen.<br />
Aber die gewaltige Prosperität<br />
Amerikas steht, was auch immer kommen<br />
mag, für absehbare Zeit in Deutschland nicht<br />
zu erwarten. Und es spielt ausserdem aus<br />
einer Reihe von Gründen das Automobil für<br />
den Deutschen nun einmal eine zwar ständig<br />
wachsende, aber doch nicht annähernd so<br />
grosse Rolle, wie es sie sich in Amerika erobert<br />
hat. Immerhin kann, wie gesagt, wenn<br />
auch nicht mit einer Vervielfachung, so doch<br />
mit einer erheblichen Vergrösserung des<br />
deutschen Absatzes gerechnet werden, wenn<br />
man einen längeren Zeitraum ins Auge<br />
fasst. Der daraus entstehende Mehrerlös wird,<br />
soweit er Arbeitslohn und Bezahlung der<br />
Vorprodukte darstellt, der deutschen Volkswirtschaft<br />
verbleiben.<br />
Mit diesen deutschen Möglichkeiten ist nun<br />
allerdings die Bedeutung der Transaktion<br />
keineswegs erschöpft. Di© Möglichkeiten<br />
des Exports nach dem übrigen Europa (und<br />
vielleicht auch nach dem nahen Osten) sind<br />
dafür sicherlich mindestens in gleichem<br />
Masse bestimmend gewesen. Gerade die<br />
Länder Osteuropas, die übrigens bereits das<br />
entscheidende Absatzgebiet für den in letzter<br />
Zeit hoffnungsvoll entwickelten deutschen<br />
Automobilexport gewesen sind, sind wahrscheinlich<br />
angesichts ihrer relativ schwachen<br />
Kaufkraft ähnlich wie Deutschland am ehesten<br />
für Kleinwagen aufnahmefähig. In diesem<br />
Zusammenhang© kann die Wahl der<br />
Opelwerke als Ausgangspunkt der amerikanischen<br />
Expansion für die deutsch© Volkswirtschaft<br />
sehr positiv© Ergebnisse zeitigen.<br />
Denn gerade für den Export nach diesen<br />
kapitalschwachen Ländern war die Schwierigkeit<br />
der Kreditgewährung die entscheidende<br />
Hemmung bei der Erweiterung des<br />
deutschen Absatzes. Diese Hemmung wird<br />
nun fortfallen. Vielleicht kann dies wirklich<br />
zu einer Absatzsteigerung von grössten Ausmassen<br />
führen. Auch hier käme der Mehrerlös<br />
zu einem grossen Teil der deutschen<br />
Volkswirtschaft zugute: deutschen Arbeitern,<br />
deutschen Lieferanten. Und so muss<br />
man denn die Erwartung aussprechen, dass<br />
die massgebenden Leute sich mit aller Anstrengung<br />
bemühen, den Vorgang zu einem<br />
Plus für die deutsche Volkswirtschaft werden<br />
zu lassen. Das Plus müsste gross genug<br />
sein, um den dem Land© künftig verloren<br />
gebenden Unternehmergewinn zu übertreffen.<br />
Vor dem zweiten Salon <strong>1929</strong>.<br />
Die Einweihung der zweiten Serie des<br />
Genfer Salons wird sich in würdigem, wenn<br />
auch einfacherem Rahmen als anlässlich<br />
der ersten Serie abspielen. Ehrengäste und<br />
Presse werden sich am 25. April. 10.30 Uhr<br />
morgens, im Salon einfinden, wo sie vom<br />
Organisationskomitee empfangen we.den<br />
Nach dem Rundgang durch die Stände wird<br />
ein Lunch in der Taverne die Geladenen vereinigen.<br />
Zweifellos werden bei dieser Gelegenheit<br />
die offiziellen Reden gehalten. Wie<br />
berichtet wird, soll Bundespräsident Haab<br />
sich bereit erklärt haben, das Ehrenpräsidium<br />
der zweiten Serie zu übernehmen. Ob<br />
er indesen nach Genf reisen wird, steht noch<br />
nicht fest.<br />
Ein früherer Salon 1930?<br />
Die Motorrad-Aussteller sind dieses Jahr<br />
mit dem nach ihrer Ansicht späten Datum<br />
der zweiten Serie recht unzufrieden. Das Organisationskomitee<br />
gedenkt deshalb das Datum<br />
der ersten Serie nächstes Jahr um acht<br />
Tage vorzurücken, so dass auch die zweite<br />
Serie noch in den Monat März placiert werden<br />
kann.<br />
Das Autostrassenproblem der<br />
Vereinigten Staaten.<br />
Da gerade dieses Problem in letzter Zeit<br />
in der Schweiz einen der meist umstrittenen<br />
<strong>Zeitung</strong>sschlager bildete und hauptsächlich<br />
bei den Bernern infolge des Automobilstrassen-Projektes<br />
Bern-Thm gegenwärtig<br />
viel Staub aufwirbelt, dürfte sicher nachstehender<br />
Bericht über die Erstehung und Zukunft<br />
der amerikanischen Autostrassen, den<br />
wir zum Teil einer Januar-Ausgabe des « Manufacturers<br />
Record» entnehmen, für einen<br />
Augenblick die Aufmerksamkeit unserer Leser<br />
verdienen.<br />
Am Ende des letzten Jahres liefen in den<br />
Vereinigten Staaten rund 24,750,000 Automobile,<br />
wobei schätzungsweise über 25 Milliarden<br />
Dollar zur allgemeinen Unterhaltung<br />
und Förderung des Automobilverkehrs ausgegeben<br />
worden sind. Vor allem galt die<br />
Hauptaufmerksamkeit der Erstellung tadelloser<br />
Autostrassen; denn noch vor weniger<br />
als 20 Jahren glichen die I.-Klass-Strassen<br />
der Vereinigten Staaten ungefähr unseren<br />
heutigen II.- und III.-Klass-Feldwegen, da die<br />
ersteren damals in Amerika hauptsächlich den<br />
Pferdebetrieb zu bewältigen hatten. Fünf bis<br />
zehn Jahre später wurden dann daran die nötigsten<br />
Umänderungen vorgenommen, um<br />
von den nach und nach erscheinenden privaten<br />
«Luxus-Automobilen» benutzt werden<br />
zu können. Dabei war allerdings stets die<br />
grösste Vorsicht notwendig und laut einiger<br />
Ueberlieferungen war darauf eine Geschwindigkeit<br />
von mehr als 35 Stundenkilometern absolut<br />
unmöglich und lebensgefährlich. Erst<br />
durch die unaufhörlich fortschreitende Entwicklung<br />
der Automobilindustrie, di© hauptsächlich<br />
während den letzten vier Jahren für<br />
die Vereinigten Staaten von umwälzender<br />
wirtschaftlicher Bedeutung wurde, sah man<br />
sich drüben dann plötzlich gezwungen, zur<br />
Bewältigung dieses überhandnehmenden Automobilverkehrs<br />
die nötigen Vorkehrungen zu<br />
treffen, und so wurde dann z-ur Inangriff-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> - N°28<br />
nahme dieser grossen Aufgabe geschritten,<br />
die heute schon in verschiedenen Gebieten<br />
schöne Resultate aufweisen kann, für deren<br />
Lösung aber noch enorme Opfer an Geld und<br />
Arbeit gebracht werden müssen.<br />
Noch kurz nach dem Kriege genügten die<br />
Strassen von 4 bis 5 Meter Breite vollständig,<br />
um den damaligen Automobilverkehr zu<br />
bewältigen. Heute wird nun aber eine Autostrasse,<br />
deren Fahrbahn weniger als 7 bis 8<br />
Meter breit ist, als absolut ungenügend betrachtet.<br />
Die meisten der in den letzten zwei<br />
Jahren in den Vereinigten Staaten fertiggestellten<br />
Autostrassen sind so gebaut, dass sie<br />
zu jeder Zeit eine Höchstgeschwindigkeit erlauben.<br />
Die gutausgebauten Kurven, deren<br />
Anzahl man auf ein Minimum reduziert hat,<br />
sind so übersichtlich wie nur möglich angelegt<br />
und die Strassenkreuzungen wurden beinahe<br />
ganz vermieden. In New Jersey wird<br />
zum Beispiel gegenwärtig an einer ca. 90 km<br />
langen Autostrasse gebaut, auf deren ganzen<br />
Länge nicht eine einzige Kreuzung vorhanden<br />
sein wird. Sie beginnt am Ausgang des<br />
berühmten New Yorker Hudson Tunnels und<br />
führt von Jersey City nach Trenton. Die<br />
20 km lange Anfangsstrecke von Jersey City<br />
nach Elizabeth wird fünf verschiedene Fahrbahnen<br />
nebeneinander aufweisen, was einer<br />
Breite von ca. 20 Meter entsprechen durfte,<br />
und für die übrigen 70 km ist eine Fahrbahn<br />
von ca. 10 bis 12 Meter vorgesehen. Die<br />
ganze Strecke ist ohne jegliches Hindernis,<br />
und um sämtliche Kreuzungen zu vermeiden,<br />
werden unzählige Unterführungen notwendig<br />
sein.<br />
Doch nicht nur die Nord- und Oststaaten<br />
können sich dieser günstigen Entwicklung<br />
rühmen, sondern auch im Süden und Westen<br />
sind sehr grosse Fortschritte zu verzeichnen.<br />
So betrug zum Beispiel im Jahre 1928 die<br />
vom Staate Maryland zur Herstellung besserer<br />
und neuer Autostrassen ausgegebene<br />
Summe ungefähr fünf Millionen Dollar, wovon<br />
die Bundesregierung etwas über eine<br />
halbe Million Dollar vergütete, währenddem<br />
der Staat Maryland den Hauptteil von \V*<br />
Millionen Dollar durch offizielle Staatsanleihen<br />
selbst zu decken hatte. Ferner wurden<br />
ca. 150 km weitere im Staate Maryland liegende<br />
Autostrassen verbreitert und verbessert<br />
sowie ungefähr 800 km neu mit Makadam<br />
etc. belegt. Diese Ausgaben wurden<br />
dann aber von den während 1928 für diesen<br />
Zweck erhobenen Behzinsteuern gedeckt, und<br />
zwar beliefen sich dieselben während der erwähnten<br />
Zeitspanne in obigem Staate auf fast<br />
4% Millionen Dollar,<br />
Von den 16 Südstaaten beHefen sich wäh<br />
rend 1927 und 1928 die Ausgaben für Autostrassen<br />
im Staate Oklahoma mit ca. 16 Millionen<br />
Dollar am höchsten. Während dieser<br />
Zeitspanne wurden zum Beispiel fast vier Millionen<br />
Dollar für Brückenmaterial und Arbeiten<br />
ausgegeben. Es wurde für über fünf Millionen<br />
Dollar an Betonstrassen gearbeitet und<br />
bei den Asphaltstrassen stiegen die Kosten<br />
für Material und Arbeit auf beinahe 2K Millionen<br />
Dollar. Ferner beliefen sich alle weiteren<br />
Ausgaben, die mit dem Strassenbau zusammenhingen,<br />
auf über 4^ Millionen Dollar.<br />
Wie wir den Zeilen des «Manufacturers<br />
Record» weiter entnehmen, beliefen sich während<br />
dem letzten Jahre die Totalkosten der<br />
von den 16 amerikanischen Südstaaten ausgeführten<br />
Strassenbauarbeiten auf ca. 400<br />
Millionen Dollar. Auch hier galt die Hauptaufmerksamkeit<br />
der Erweiterung bestehender<br />
Strassen, um sie damit mehr und mehr dem<br />
Verkehr mit grossen Autobussen und Lastwagen<br />
zugänglich zu machen, sowie deren<br />
Unterhalt im allgemeinen.<br />
Heute scheint man sich nun aber in den<br />
Vereinigten Staaten tnit der Erstellung tadelloser<br />
Autostrassen nicht mehr zu begnügen,<br />
denn man hat nun drüben schon mit dem<br />
Bau einer Uebersee - Autostrasse begonnen,<br />
wie bis jetzt etwas Aehnliches noch nie erstellt<br />
worden sei. Es handelt sich nämlich um<br />
ein© Verlängerung der berühmten Autostrasse<br />
von Miami nach Florida City, und zwar von<br />
der Südspitze der Florida-Halbinsel über die<br />
Inselgruppe «Florida Keys> bis nach Key<br />
West. Der Bau dieser Ueberseestrasse ist eines<br />
der bedeutendsten Projekte, welches je<br />
von den Vereinigten Staaten von Nordamerika<br />
unternommen worden ist. Mit seiner Vollendung<br />
entsteht die Möglichkeit, im Automobil<br />
von New York durch die Florida - Halbinsel<br />
den südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten,<br />
die Insel Key West, erreichen zu können.<br />
Dies© originelle Autostrasse mit ihren vielseitigen<br />
Abwechslungen ist für Amerika einzig<br />
dastehend. Man stelle sich eine Strasse<br />
vor, welche auf einer Strecke von 210 km<br />
eine Gruppe von 18 kleinen Inseln passiert,<br />
von denen die grösste nicht mehr als 45 km<br />
lang ist und di© kleinste nicht länger als 2<br />
km. Auf der einen Seite werden dies© Eilande<br />
vom Atlantischen Ozean bespült und<br />
auf der andern erstreckt sich der Golf von<br />
Mexiko. An vielen Stellen sind die Inseln so<br />
schmal, dass der dahinfahrende Automobilist<br />
bei klarer Sicht auf der einen Seite die<br />
hochaufspritzende Brandung des Ozeans und<br />
auf der andern die bleiernen Wogen des<br />
Golfes von Mexiko sehen kann. An andern<br />
Punkten war di© Errichtung von Brücken<br />
notwendig, um die Strasse über die unzähligen<br />
Wasserlachen von einer Insel zur andern<br />
hinweg zu führen.<br />
Die gesamten Erstellungskosten der Uebersee-Autostrass©<br />
von Florida bis nach Key<br />
West belaufen sich schätzungsweise auf 15<br />
bis 16 Millionen Dollar. In diesem Betrag<br />
sind die Kosten für die noch nicht erstellten<br />
drei Brücken, wo gegenwärtig noch ein<br />
Fährenbetrieb herrscht, inbegriffen. Diese<br />
Brücken allein kosten nämlich 13,5 Mülionei?<br />
Dollar und sind sehr wahrscheinlich vom<br />
Staat© zu erstellen, da im betreffenden Gebiet<br />
bis auf weiteres die nötigen Mittel<br />
nicht vorhanden sein werden.<br />
Es kann noch nicht gesagt werden, wann<br />
diese Autostrasse vollständig fertig sein<br />
wird, doch wenn man in Betracht zieht,<br />
dass mit dem Bau der bestehenden Streck©<br />
erst vor drei Jahren begonnen worden war,<br />
so wird man annehmen dürfen, dass die Vollendung<br />
nicht mehr allzulange auf sich warten<br />
lassen wird.<br />
SPORTLICH ES<br />
De Paolo, der bekannte amerikanisch©<br />
Rennfahrer, welcher 1925 das grosse Rennen<br />
von Indianapolis gewann und letztes Jahr<br />
einen schweren Automobilunfall erlitt, kehrt<br />
wieder zum Rennsport zurück. Er hat die<br />
Fabrik Boyle Valve um die Autorisation angefragt,<br />
einen ihrer Wagen im diesjährigen<br />
Indianapolis-Rennen zu führen.<br />
Nordafrikanische Tourenlahrt. Der Grosse<br />
Tourenpreis von Tunis-Tripolis über ? 60 km,<br />
der am Donnerstag von dem Automobil-Club<br />
von Tunis durchgeführt wurde, endete mit<br />
dem Siege des italienischen Fahrers Mazzacorati<br />
auf einem 1500-ocm-Lancla, der den<br />
glänzenden Stundendurchschnitt von 85,262<br />
Kilometern erreichte. Zweiter wurde Levani<br />
auf Alfa Romeo mit einem Stundendurchschnitt<br />
von 75,005 km.<br />
Neue Rakatenwagenversuche. Am Ostermontag,<br />
nachmittags 14 Uhr 30, wird der bekannte<br />
Ingenieur Kurt C. Volkhart, der Erste,<br />
der ein Raketenfahrzeug gefahren hat, auf<br />
dem Nürburg-Ring erneute Versuche mit<br />
Rakenfahrzeugen anstellen.<br />
Zuerst wird er mit seinem bereits auf der<br />
Avus erprobten Raketenwagen und dann mit<br />
einem Raketenrade starten. Anschliessend<br />
wird Volkhart eine zweite Fahrt mit dem Raketenwagen<br />
vorführen, bei der er die Wendigkeit<br />
des raketenangetriebenen Fahrzeuges<br />
besonders zeigen wird. Zu allen Fahrten<br />
werden Sander'sche Raketen verwandt.<br />
Vor der Targa Florio <strong>1929</strong>.<br />
Wie wir schon vorausblicken Hessen, wird<br />
die diesjährige Targa Florio ein mit grosser<br />
Spannung erwartetes Duell zwischen Bugatti<br />
(Conelli, Divo, Minoia, Wagner) und den italienischen<br />
Marken, namentlich Alfa Romeo<br />
(Campari, Brilli Peri, Arcangeli) und Maserati<br />
bringen. Offiziell wird denn auch die Einschreibung<br />
dieser drei grossen Firmen bestätigt.<br />
Neben den Fabrikteams wird die Nennung<br />
des Pragers Bittmann aufBugatti gemeldet<br />
Sich irgend ein Bild des Beteiligungsfeldes<br />
zu machen, wäre heute indessen verfrüht. Soviel<br />
steht fest, dass die Veranstaltung wie alljährlich<br />
internationalsten Charakter haben<br />
wird.<br />
Zur Feier des zwanzigsten Austrags der<br />
Targa plant der italienische Automobil-Club<br />
besondere Ehrungen für den Präsidenten der<br />
Sportkommission und Schöpfer der sizlllanischen<br />
Renen Vincenzo Florio. v.<br />
Rund nin Sizilien. Das slzilianische Rundrennen,<br />
das letztes Jahr den klaren Sieg unseres<br />
Landsmannes Probst auf Bugatti<br />
brachte, gelangt dieses Jahr vom 27.-28.<br />
April zum Austrag. Für das über 975 km<br />
führend© Rennen sind für den Sieger 40,000<br />
Lire, für den absoluten Zweiten 30,000, für<br />
den Dritten 20,000, den Vierten 10,000, den<br />
Fünften 9000 etc. bis auf 5000 Lire für den<br />
Vierzehnten ausgeschrieben. Den Klassenersten<br />
der Klasse 1100 cem winken ausserdem<br />
noch Speziaipreis©. Das Rennen, dessen<br />
Reglement soeben vom italienischen<br />
Automobil-Club herausgegeben worden ist,<br />
ist insgesamt mit 180,000 Lir© dotiert, v.<br />
Vermehrter Autobedarl in Spanien. Nach<br />
dem Bericht der spanischen Regierung wurden<br />
während der ersten elf Monate 1928<br />
27,199 Automobile registriert, darunter<br />
19,845 Personenwagen und 7345 Lastwagen<br />
und ander© Motorfahrzeuge. Die spanische<br />
Industrie ist an der Deckung dieses Bedarfes<br />
nur in geringem Umfang beteiligt. Die amerikanischen<br />
Lieferungen sind gegenüber dem<br />
gleichen Zeitraum des Vorjahres von 55 auf<br />
62 Prozent gestiegen. Für <strong>1929</strong> ist mit einem<br />
steigenden Bedarf zu rechnen. gr.<br />
New York setzt die Automobllsteuer herab.<br />
Nach der neuesten Meldung wird im Staate<br />
New York die Automobilsteuer, die bisher<br />
60 bis 130 Franken betrug, abgeschafft und<br />
statt dessen eine Gebühr von 26 Franken für<br />
jeden polizeilich registrierten Wagen sowie<br />
ein© Verbrauchssteuer von drei Rappen<br />
auf den Liter Brennstoff eingeführt. Nach<br />
diesen Taxen würde die Belastung für einen<br />
Sechszylinderwagen von 10/45 PS bei einer<br />
Jahresleistung von 15,000 km 70 Franken,<br />
zuzüglich 26 Franken, also insgesamt 96<br />
Franken betrafen.<br />
?r.
— 192» AUTOMOBIL-REVUE<br />
Vovtväl^e<br />
A.C.S. SEKTION BERN. An unsere Mitglieder I<br />
Es ist uns gelungen, auf Mittwoch, den 27. März<br />
eine besondere interessante Veranstaltung zu bieten.<br />
Herr Ing. Lawrence, ein Fachmann auf dem<br />
Gebiet des Automobil- und Verkehrswesens in den<br />
Vereinigten Staaten, wird um 20 Uhr im Uemmgesaal<br />
des Casino folgende sehr interessante Filme<br />
vorführen: ' i i i ( '«<br />
a) Vexkehrsfilm in Stadt und Land der Vereinigten<br />
Staaten;<br />
b) Die wirtschaftliche Rolle des Automobils in<br />
den UÄA.;<br />
o) Konstruktion und Technik im amerikanischen<br />
Automobilbau.<br />
Die interessante Filmvorführung ist für Mitglieder<br />
und Gäste unentgeltlich und laden wir zu<br />
zahlreichem Besuche freundlich ein.<br />
Die rfämliche Filmvorführung wird auch in<br />
Genf, Lausanne und in mehreren Sektionen der<br />
deutschen Schweiz stattfinden. Termine und Lokale<br />
•werden seinerzeit bekannt gegeben.<br />
T. C. S.<br />
Generalversammlung der Autosektion<br />
Seeland des T.C.S.<br />
Die vierte ordentliche Generalversammlung der<br />
Autosektion Seeland des T.C.S. fand am letzten<br />
Samstag, den 23. März, im Hotel Bahnhof in Ly&3<br />
Statt. Besonders zahlreich waren die Mitglieder dieser<br />
eich prächtig entwickelnden Sektion leider<br />
nicht erschienen. Aber immerhin waren 22 Mann<br />
da, als der Vorsitzende, Herr Direktor Strebler,<br />
um 21 Uhr 10 die Versammlung eröffnete und die<br />
Anwesenden begrüsste. Besonderen Grass entbot er<br />
dem Vertreter der « Automobil-Revue >.<br />
Aus dem vom Präsidenten bekanntgegebenen<br />
Jahresbericht<br />
ist zu entnehmen, dass im Jahre 1928 zehn Voretandssitzungen<br />
stattgefunden haben. Für die Vorstandsmitglieder<br />
war das abgelaufene Clubjahr ein<br />
sehr arbeitsreiches und es war oft nicht leicht, die<br />
mannigfachen Interessen der Sektion richtig zu<br />
•wahren. Der Mitgliederbestand der Seeländer-Sektion<br />
betrug,Ende Dezember 1028 260 Mitglieder.<br />
Ueber die voraussichtliche Entwicklung im laufenden<br />
Clubjahr kann man nicht viel sagen.<br />
Wegen verschiedener Auswüchse seitens der<br />
Polizei gegenüber Automobilisten wurde am 29.<br />
Dezember 1928 an die Polizeidirektion des Kantons<br />
Bern eine Eingabe gemacht, aber auf diese ist bis<br />
zur Stunde keine Antwort gegeben worden. Das ist<br />
zwar nicht besonders verwunderlich, wenn man<br />
weisa, dass man auch heute noch eine Antwort auf<br />
eine vor gut anderthalb Jahren «n die Baudirektion<br />
des Kantona Bern gemachte Eingabe erwartet.<br />
« Nume nid gschprängt», sagt bekanntlich der<br />
Berner, aber man hofft doch auf das Verständnis<br />
der Behörden. Im abgelaufenen Clubjahr fand keine<br />
Monats - Versammlung und auch keine<br />
außerordentliche Generalversammlung 6tatt. Allgemein<br />
wird es von den Mitgliedern lieber gesehen,<br />
wenn der Vorstand die Geschäfte erledigt. Es sollen<br />
atier im laufenden Jahr doch wieder Monatsversammlungen<br />
stattfinden und zwar will man<br />
damit — wenn immer möglich — unterhaltende<br />
"und belehrende Vorträge verbinden. Der Voreitaende,<br />
Herr Direktor Strehler. referierte, nachdem<br />
er sich über die flotte Entwicklung des T.G.S.<br />
geäussert hatte, noch über die Strassenverkehrsinitiative.<br />
Er gab den vom Verwaltungsrat des<br />
T.G.S. vor kurzem gefassten Beschluss bekannt und<br />
erteilte Auskunft darüber, aus welchen Motiven<br />
heraus derselbe gefasst wurde. Auch die<br />
Pressefrage<br />
wurde vom Präsidenten in seinem Jahresbericht<br />
kurz gestreift: obwohl die hübschen Illustrationen<br />
der jetzt in einen anderen Verlag übergegangenen<br />
T.CS.-Zeitschrift anzuerkennen seien, könne dieselbe<br />
für die Sektionen doch nicht als richtiges<br />
Publikationsorgan in Betracht fallen. Vor einem<br />
Jahr traf die Sektion Seeland des T.C.S. ein Abkommen<br />
mit der « Automobil-Revue > und man sei<br />
mit dieser führenden Fachzeitung sehr zufrieden.<br />
Ea liegö also kein Grund zu einem Wechsel vor.<br />
Aus dem<br />
Programm für <strong>1929</strong><br />
seien folgende Daten festgehalten: am 19. Januar<br />
fand bereits das Jahresfest statt, dem nun am 23.<br />
März dje Generalversammlung folgte. Für den 5.<br />
iMai ist ein halbtägiger Bluestbummel mit den Solothurner<br />
Freunden vorgesehen und man wird sich<br />
jedenfalls in Pieterlen oder im Bucheggberg treffen<br />
j an Pfingsten und am Pfingstmontag soll eine<br />
kleine Auslandsfahrt durchgeführt werden, die voraussichtlich<br />
nach dem Schwarzwald eehen wird.<br />
Für den Sommer ist eine Zusammenkunft mit den<br />
Fraiburgern in Murten geplant. Eine Brennstoffkonkuirens!<br />
soll am 4. oder 11. August veranstaltet<br />
werden. Als Abschluss der Saison sind für den<br />
Herbst eine Berneroberlamd-Fahrt und eine .Fuchsjagd,<br />
verbunden mit einem Sauserbummel an den<br />
oberen BieJersee, geplant.<br />
Zu dem Jahresbericht des Präsidenten wurden<br />
keine Bemerkungen gemacht. Die Versammlung genehmigte<br />
denselben unter<br />
Verfasser.<br />
Den<br />
Verdankung an den<br />
Kassabericht<br />
erstattete Herr Meyer, der bekanntgab, dass die<br />
Rechnung pro 1028 besser abschliesse als jene von<br />
1927. Die Totaleinnahmen, inklusive Saldovortrag,<br />
teliefen sich für 1928 auf Fr. 5256.45, während die<br />
(Ausgaben Fr. 3664.09 betrugen, so dass sich ein<br />
Saldo von Fr. 1592.86 ergibt. Die Rechnung wurde<br />
von einem der anwesenden Rechnungsrevisoren zur<br />
[Annahme empfohlen und von der Vorsammlung<br />
flankend genehmigt.<br />
Der<br />
Jahresbeitraq<br />
8er in den letzten Jahren Fr. 5.— betrug, wurde<br />
auch für <strong>1929</strong> auf derselben Höhe belassen.<br />
So geschickt wie die bisherigen Verhandlungen,<br />
tanzen auch<br />
die Wahlen<br />
llott vor sich! Die Vorstandsmitglieder, die nicht<br />
'demissioniert hatten, deren Amtsdauer aber abge-<br />
Jaufen war, wurden auf weitere zwei Jahre bestätigt<br />
Infolge der •unerfreulichen Kontroverse mit<br />
den in Biel wohnenden Mitgliedern der Sektion<br />
hatte ein bisheriger Vizepräsident. Herr Feldmann,<br />
idemissioniert. Er wurde durch den bisherigen Beieitzer,<br />
Herrn Robert Gerber (Lyss) ersetzt. Auch<br />
Herr Dr. Adolf Lempen (Biel) hatte, infolge überaus<br />
starker beruflicher Inanspruchnahme, seine Demission<br />
als Beisitzer eingereicht. An seine Stelle<br />
xvurde Herr Wildi (Biel) gewählt. Da durch die<br />
rWahl des bisherigen Beisitzers Hrn. R. Gerber zum<br />
Vizepräsidenten ein weiterer Beisitzer zu wählen<br />
war, wurde Herr Walter Ami (Lyss) als solcher<br />
vorgeschlagen und einstimmig gewählt. Damit hat<br />
der<br />
Vorstand<br />
zwei eebaffensfreudige Mitglieder gewonnen und er<br />
setzt sich für <strong>1929</strong> folgendermassen zusammen:<br />
Präsident: Herr Direktor Strehler; Vizepräsidenten:<br />
Herren Rycbner und R. Gerber; Sekretär : Hqrr<br />
Leiser, Postverwalter ; Kassier • Herr Meyer ; Beisitzer<br />
: die Herren Friedrich, Heller. Hänni, Wildi<br />
und Ami.<br />
Unter<br />
Diversem<br />
wurden noch verschiedene Wünsche betr. Aufstellen<br />
von Warnungstafeln und Strassenverbesserungen<br />
laut und Herr Direktor Strehler gab, auf Anfrage<br />
hin, nochmals dje Gründe, die zur ablehnenden<br />
Haltung des Verwaltungsrales des T.C.S. gegenüber<br />
der Strassenverkehrsinitiative führten, bekannt<br />
; er selber hatte in Genf der Initiative zugestimmt.<br />
Um 22 Uhr 45 schloss der Vorsitzende, dessen<br />
grosses Geschick, eine Versammlung mit seltener<br />
Ruhe schneidig zu leiten, immer wieder Anerkennung<br />
und Bewunderung verdient, die Sitzung und<br />
man sass dann noch bei einem kleinen Imbiss gemütlich<br />
beisammen.<br />
Wir wünschen der unter tüchtiger Leitung stehenden<br />
Seelander-Sektion des T.G.S. auch weiterhin<br />
flottes Gedeihen !... R.<br />
AUTO-SEKTION WALDSTÄTTE DES T.C.S.<br />
Nächsten Sonntag, den 31. März <strong>1929</strong>, findet die<br />
Osterfahrt nach Willisau statt (bei jeder Witterung).<br />
Abfahrt 2 Uhr (14.00) beim Klublokal Hotel<br />
Engel. Sammlung 3.30 Uhr in Willisau, Zobig im<br />
Hotel Mohren. Empfang und Begrüssung durch<br />
unser Vorstandsmitglied, 'H. Gemeindeammann<br />
Schürch. Gemütliches Zobig mit Musikbegleitung.<br />
Verproviantierung mit Willisauerringli. 6 Uhr<br />
Rückfahrt via Sursee mit fakultativem Halt in der<br />
«Eisenbahn» und im «Schwanen» für jene, die es<br />
nicht eilig haben.<br />
Jedermann wird auf seine Rechnung kommen,<br />
es sei nur erinnert an den guten Geist, welcher<br />
jeder unserer Veranstaltungen zu fröhlichem Humor<br />
und gutem Gelingen verhelfen hat,- im besonderen<br />
möchten wir den urgemütlichen Abend, den wir<br />
mit den Entiebuchern und Hinterländlern letzten<br />
Herbst in Schüpfheim verbracht haben, unsern<br />
Touringclüblern ins Gedächtnis zurückrufen. Der<br />
Vorstand erwartet daher zahlreiche Beteiligung zu<br />
einer würdigen Eröffnung der diesjährigen Fahrsaison.<br />
Dr. R. Z.<br />
AUTO-SEKTION ZÜRICH DES T.C.S. Generalversammlung<br />
vom 23. März, im Hotel Baur en<br />
ville.-<br />
Wer sich der letztjährigen Generalversammlung<br />
erinnert, wo lebhafte Diskussionen, Vorschläge und<br />
Gegenvorschläge einander nur so ablösten, die Resultate<br />
der verschiedenen Abstimmungen mit gespanntestem<br />
Interesse jeweilcn erwartet wurden,<br />
der war blass erstaunt ob der pazifistischen Einstellung,<br />
welche die dieszährige Generaltagung<br />
kennzeichnete. Berichte und Geschäfte wurden fast<br />
scheffelweise genehmigt und diskussionslos verabschiedet,<br />
so dass manche Traktanden einer reinen<br />
Formalität gleich kamen. Wenn wir uns zwar kei-<br />
INCROYABLE<br />
RECORD<br />
DES<br />
neswegs an grossen und hitzigen Redeschlachten<br />
begeistern können, so fragen wir uns doch, ob eine<br />
derart kritiklose Erledigung der Jahresgeschäfte im<br />
Interesse der Sektion liegt. Gerade die Diskussion<br />
Über das Clubblättchen illustrierte so recht, wohin<br />
eine vorbehaltlose Zustimmung, dio an Interesselosigkeit<br />
grenzt, führen könnte. Zuerst war alles<br />
männiglich bereit, den Bericht betr. das Cluborgan<br />
geradeso sang- und klanglos zu verabschieden, wie<br />
manches andere interessanto Thema, bis plötzlich<br />
einer dig Opposition ergriff und einige sehr berechtigte<br />
Bemerkungen und Wünsche anbrachte.<br />
Es bedurfte nur dieses Anstosses, um einige Votanten<br />
auf den Plan zu rufen und die Versammlung<br />
davon zu überzeugen, dass bestimmte Verbesserungen<br />
ganz am Platz© wären und siehe da:<br />
flugs wurde der Vorstand beauftragt, zum Rechten<br />
zu sehen!<br />
Trn Anschluss an diese Vorbetrachtung wollen<br />
wir uns nun in der Berichterstattung genau an die<br />
Traktandenliste halten, die nach einer kurzen Begrüssung<br />
der Versammlung durch Herrn Präsident<br />
Fehr gleich in Angriff genommen wurde. Das<br />
Protokoll der letzten Generalversammlung, wie auch<br />
der ausgezeichnete Jahresbericht des Präsidenten,<br />
der Ortsgruppen, des Rechtsberaters und weiterer<br />
Vorstandsinstanzen wurden genehmigt, nachdem die<br />
eingangs erwähnte Diskussion betr. Clubblatt gewaltet<br />
hatte. Es wurde mit Recht gerügt, dass der<br />
Textteil im Verhältnis zu dem für Inserate eingeräumten<br />
Platz, zu kurz kommt und so das Organ<br />
seinen eigentlichen Zweck, der Unterhaltung und<br />
gegenseitigen Aussprache zu dienen, nicht mehr<br />
ganz zu erfüllen vermöge. Ferner wurde unter anderem<br />
gewünscht, dass über die Sektionsanlässe<br />
mehr in Form von Originalartikeln, als mit Berichten,<br />
die bereits anderswo publiziert worden sind,<br />
aufzuwarten sei. Der Vorstand versprach die nur<br />
allzuberechtigten Anregungen zu berücksichtigen<br />
i7Ti(j den Rodakteur entsprechend zu verständigen.<br />
*Die Jahresrechnung, sowie das Budget, schienen<br />
die Gemüter auch nicht besonders zu erregen und<br />
keiner wollte sich irgendwie in einzelne Posten der<br />
Rechnung besonders vertiefen. Hätte nicht der<br />
Vorsitzende gerade bezüglich des Vermögensbestandes<br />
und dessen Ausweis einige recht wissenswerte<br />
Mitteilungen ergänzender Art gemacht, wäre auch<br />
das Kassawesen ohne weiteres als erledigt betrachtet<br />
worden. Die strikte verfolgte Spartendenz hat<br />
es ermöglicht, trotz der vielgestaltigen Inanspruchnahme<br />
der Sektion, die Kasse pro 1928 mit einem<br />
Vorschlag von rund Fr. 20 000.— abzuschliessen.<br />
Das Vermögen ist bei mehreren Banken in erstklassigen<br />
Papieren angelegt. (Es entbehrt nicht<br />
einer gewissen Ironie, dass sich darunter eine<br />
schöne Anzahl S. B. B.-Obligationen befinden, die,<br />
wie der Präsident lachend beifügte, aus reiner Sympathie<br />
zur Bahn (!) übernommen wurden). Das<br />
Budget sieht auch für nächstes Jahr keine ausserordentlichen<br />
Ausgabeposten vor und soll gemäss<br />
der bisherigen Geschäftsverwaltung, wenn möglich<br />
wiederum mit einem Vorschlag abgeschlossen werden.<br />
Der Jahresbeitrag pro 1930 wird auf der<br />
nämlichen Höhe, d. h. Fr. 20.— pro Jahr, belassen.<br />
Die Wahlgeschäfte erweisen sich ebenfalls als erdenklich<br />
einfach und schmerzlos. Der gesamte<br />
llgliedrige Vorstand stellt sich der Sektion wiederum<br />
zur Verfügung und insbesondere der allseitig<br />
verehrte Präsident Fehr hatte sich erfreulicherweise<br />
bereit erklärt, sein schwieriges Amt, das er ja mit<br />
so grossem Geschick «nd einem gesunden Humor<br />
zu bewältigen versteht, auf eine weitere Amts-<br />
Apres avoir battu le record des ventes pour<br />
la moyenne des 7 derniers mois ä Geneve,<br />
Apres avoir fait Ie meilleur temps toutes catdgories<br />
tourisme, le meilleur toutes cate'gories<br />
sport amateur et remporte* la coupe destinde<br />
ä la voiture amdricaine la plus rapida, ä la<br />
Course Nationale du Kilometre, ä Geneve,<br />
bat ä Montlhery le<br />
HEURES<br />
en couvrant aveo son type 75, cate'gorie 3 ä<br />
5 litres, la distance formidable de 2795 km,<br />
soit plus de 116 km de moyenne<br />
TOUT COMWENTAIRE SERAIT SUPERFLU<br />
Agence generale<br />
Flaoe des Alpes<br />
G-eneve<br />
Agents dans tons les cantons<br />
dauer zu übernehmen. Die Mitteilung wurde mit<br />
einhelligem Beifall und sichtlicher Freude von sämtlichen<br />
Anwesenden entgegengenommen. Durch Erheben<br />
von den Sitzen wurde der gesamte Vorstand<br />
in globo bestätigt, wobei diese Ehrung wohl besonders<br />
dem so populären Präsidium galt. Wenn<br />
dieser Modus der spontanen Wiederwahl sicherlich,<br />
recht erfreulich ist, so wäre vielleicht die statutengemässe<br />
Erledigung dieses Geschäftes ebenso<br />
zweckmässig gewesen.<br />
Die RechnungsTevisoren, dio ihr Amt vorbildlich<br />
verwaltet hatten, wurden ebenfalls wiedergewählt<br />
das Kollegium um einen Bankfachmann erweitert.<br />
Die Sektion war bis anhin durch drei Mitglieder<br />
in der Verkehrsliga, welche alle massgebenden Verkehrsverbände<br />
des Kantons gruppiert, vertreten.<br />
Eine Anzahl von verkehrstechnischen Fragen wurde<br />
aber jeweilen auch direkt von den Autoniobilverbäiiden<br />
beraten und erledigt, wobei erfreulicherweiseeine<br />
harmonische Zusammenarbeit mit der Sektion<br />
Zürich des A. G. S. möglich war. Um nun diesen<br />
Problemen noch vermehrte.. Aufmerksamkeit zu<br />
schenken, schlägt der Vorstand vor, eine eigentliche<br />
Verkehrskommission zu gründen, der die bisherigen<br />
drei Vertreter in der Verkehrsliga sowie<br />
zwei neue Mitglieder angehören würden. Diese<br />
Kommission würde dann jeweilen von sich aus<br />
einen Delegierten zu den Beratungen der Liga entsenden.<br />
Der Vorstand hatte denn auch bereits zwei<br />
Herren in peto, die natürlich gemäss der bisherigen<br />
Erledigung der Geschäfte stillschweigend beliebten.<br />
Eine Zwischenfrage: Wäre es nicht zweckmässig,<br />
gerade in Verkehrsfragen auch die Presse einzubeziehen,<br />
die besonders auf diesem Gebiet als<br />
Sprachrohr an die Oeffentlichkeit und die Behörden<br />
wertvolle Dienste leisten würde? Man nimmt<br />
sie doch auch gerne für die Propaganda bei Anlässen<br />
in Anspruch, warum sollte sie nicht bei viel<br />
bedeutungsvolleren Aufgaben auch mithelfen können?<br />
Auch die Unterhaltungskommission erfährt eino<br />
ehrenvolle Wiederwahl (es war wohl jeder herzlich<br />
froh, dass sich die bisherigen Herren für ihr vielfach<br />
undankbares Amt wieder zur Verfügung stellten,<br />
und stimmte man hier doppelt gerne zu). Bedeutungsvoll<br />
war die genaue Abgrenzung ihrer Aufgaben<br />
und Kompetenzen, wodurch zukünftig allo<br />
Missverständnisse zwischen der Kommission undi<br />
dem Vorstand ausgeschaltet werden. Das Vergnü-<br />
gungskomitee ist nämlich ausschliesslich für die Unterhaltung<br />
zuständig. Die Organisation von sportlichen<br />
Anlässen, die früher teilweise noch in ihr<br />
Ressort gehörte, fällt nunmehr ausschliesslich dein<br />
Vorstand zu.<br />
Ueber die Osterfahrt rund um den Genfersea<br />
vom 29. März bis 1. April ist nicht mehr zu berichten,<br />
als dass die Fahrt bei schönem Wetter<br />
zweifellos zu einem Genuas werden wird. Diejenigen<br />
Mitglieder, denen nur zwei Tage zur Verfügung<br />
stehen, ist die Möglichkeit geboten, die übrige Reisegesellschaft<br />
am zweiten Tag in Vevey zu erreichen.<br />
Unter Diversem wird ein Antrag gestellt, dem.<br />
Organisationskomitee des eidg. Schützenfestes eine<br />
Ehrengabe zur Verfügung zu stellen. Nach einer<br />
kürzeren Diskussion wird unter Akklamation beschlossen,<br />
Fr. 800.— für diesen Zweck zu verausgaben.<br />
Herr Hasler, als Vertreter der A.S.P.A.,<br />
nimmt in einem ausführlichen Votum Stellung zu<br />
den kommenden Regierungsratswahlen sowie auch<br />
zur Abstimmung 1 über dio Verkehrsinitiative. Er<br />
fordert die Automobilisten auf, sich einmal ihrer<br />
Stärko als Stimmbürger zu besinnen, anstatt immer<br />
nur die Faust im Sack zu machen.<br />
Ein Club in der Grosse dos T.G.S. Zürich hat<br />
begreiflicherweise Mühe, geeignete Clublokaiitätea<br />
zu finden. Nun wäre dem Club die Möglichkeit geboten,<br />
den Kursaal Zürich samt Immobilien füc<br />
zirka 1,4 Millionen Fr. anzukaufen. Der Restaurationsbetrieb<br />
würde wie bis anhin weitergeführt,<br />
wogegen 'die weitern Räumlichkeiten als eigentliche<br />
Clublokalitäten in Frage kämen. Den Mitgliedera<br />
wäre die Möglichkeit geboten, sich als Aktionäre<br />
an diesem Unternehmen zu beteiligen. Eine erste<br />
Anfrage unter den anwesenden Mitgliedern zeigte,<br />
dass sofort 120 Mitglieder sich zu einer Aktienzeichnung<br />
von 80 000 Fr. bereit erklärten. Der Vorstand<br />
erhielt deshalb den Auftrag, dio Frage über<br />
die Zweokmässigkeit des Unternehmens weiterhin<br />
zu prüfen, um nachher dem Club definitive Vorschläge<br />
zu unterbreiten.<br />
Mittlerweile hatten flinke Geister die Tische für<br />
die obligate kalte Platte gedeckt, die mit bestem<br />
Appetit genehmigt wurde. Es sei ein Novum, das<br />
ungeteilten Anklang fand, noch besonders und gebührend<br />
erwähnt: das Doppelquartett der Sektion !<br />
Es erfreute durch seine frischen Ueder- und Jodlervorträge,<br />
die der ganzen Veranstaltung ein besonderes<br />
Gepräge gaben. b.<br />
«Automobil-Revue »und Genfer<br />
Salon.<br />
Die «Automobil-Revue» hat dem Genfer<br />
Salon dieses Jahr acht Sondernummern gewidmet.<br />
Die Totalseitenzahl für die deutsche<br />
und französische Ausgabe dieser Nummern<br />
beträgt nicht weniger als<br />
324 Seiten.<br />
Wir glauben behaupten zu dürfen, dass<br />
diese Zahl ein beredtes Zeugnis darstellt für<br />
unser grosses Interesse an der Förderung des<br />
Genfer Salons und der Automobilindustrie<br />
überhaupt.<br />
Im letzten Jahr erreichte die totale Seitenzahl<br />
von «Automobil-Revue» und «Motorrad»<br />
404 Seiten. Die Zahl war damals schon eine<br />
Rekordleistung. Nehmen wir dieses Jahr das<br />
« Motorrad », deutsche und französische Ausgabe,<br />
und die den wertvollen Markenkatalog<br />
enthaltende «Illustrierte Automobil-Revue »<br />
dazu, so kommen wir auf die hübsche Zahl<br />
von 508 Seiten! Dabei ist nicht zu vergessen,<br />
dass der Salon <strong>1929</strong> in zwei Serien durchge*<br />
führt wird, unsere Salonnummern also noch<br />
keineswegs abgeschlossen sind. Auch die<br />
«Illustrierte Automobil-Revue » wird anlässlich<br />
der zweiten Serie eine reichillustrierte<br />
Sondernummer über das Nutzfahrzeug herausbringen.<br />
Unsere nächste Nummer<br />
erscheint infolge der Ostertage schon am<br />
Donnerstag<br />
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tagende Versammlung sah von der Verlesung des<br />
Protokolls -der letzten Generalversammlung und des<br />
Jahresberichtes ab, da beide publiziert worden<br />
•waren. Beide Berichte wurden, ohne weiteres genehmigt.<br />
Der Vizepräsident der Sektion, Hr. Hürlimann,<br />
der gleichzeitig als umsichtiger Quästor<br />
amtet, gab Aufschluss über die abgeschlossene<br />
Jahresrechnung, die dank sorgfältigster Haushaltung<br />
entgegen dem budgetierten Rückschlag von<br />
zirka Fr. 9000.— einen solchen von nur rund<br />
Fr. 900.— aufwies. Die Ausgaben hielten sich fast<br />
durchwegs im Rahmen des damaligen Budgets und<br />
haben zufolge der eich immer mehr ausdehnenden<br />
Tätigkeit der Sektion resp. des Sekretariates auf<br />
touristischem und anderen den Automobilismus betreffenden<br />
Gebieten bereits die ersten 100 000 Fr.<br />
Überschritten. Die Vermögensrechnung zeigt trotzdem<br />
ein erfreuliches Ergebnis und schliesst mit<br />
einem willkommenen Zuwachs ab. Die Jahresrechnung<br />
wurde ebenfalls nach Bekanntgabe des Berichtes<br />
der Rechnungsrevisoren genehmigt. Die Ansätze<br />
der Eintrittsgelder und Jahresbeiträge werden<br />
für die Jahre <strong>1929</strong> und 1930 auf Fr. 25.— und<br />
Fr. 40.— belassen.<br />
Ueber die vorgeschlagene Revision der Sektionsstatuten<br />
orientierte kurz Herr Dr. jur. Stadler als<br />
Mitglied der Redaktionskommission. Die getroffenen<br />
Abänderungen sind keine wesentlichen und sind<br />
lediglich durch die Anpassung an die neuen Zentralstatuten<br />
bedingt worden. Als wichtige Neuerung<br />
fällt einzig die proponierte Schaffung von Ortsgruppen<br />
innerhalb der Sektion ins Gewicht. Zur<br />
Pflege gesellschaftlicher und touristischer Beziehungen<br />
sowie zur Wahrung der automobilistischen Interessen-<br />
lokaler Natur können, wie der erste Paragraph<br />
de3 Reglements bestimmt, in einzelnen Kantonsgebieten<br />
Ortsgruppen gebildet werden. Die Abstimmung<br />
über dio revidierten Statuten sowie das<br />
besagte Reglement erfolgte einstimmig und ohne<br />
Debatte.<br />
Auf Antrag der Rechnungsrevisoren wird ein<br />
immer noch separat geführter Ausstellungsfonds,<br />
der mit einer kleinen Gewinncpiote, von der internationalen<br />
Automobilausstellung 1907 in Zürich<br />
durchgeführten her, geäufnet worden war, in die<br />
allgemeine Rechnung der Sektion übernommen.<br />
Das Budget pro <strong>1929</strong>, das bei annähernd 150000<br />
Franken Einnahmen einen Rückschlag von etwa<br />
Fr. 4000.— vorsieht, findet ebenfalls einstimmige<br />
Genehmigung.<br />
Die Vorstandswahlen bereiten ebenfalls kein besonderes<br />
Kopfzerbrechen. Glücklicherweis© stellen<br />
sich 16 Herren des Vorstandes mitsamt dein<br />
Vorsitzenden der Sektion wieder zur Verfügung,<br />
•welche Mitteilung mit berechtigter Akklamation<br />
aufgenommen wird. Einzig der durch den Rücktritt<br />
von Herr Weissbrot, Affoltern vakant gewordene<br />
Sitz ist neu zu besetzen und beliebt einstimmig<br />
Herr Gerichtspräsident Dr. Weiss, Affoltern.<br />
Der übrige Vorstand und der Sektionspräsident werden<br />
in ehrenvoller und einstimmiger Wahl bestätigt.<br />
Die Wahl der 16 Delegierten, der Vertreter<br />
im Zentralkomitee und der Rechnungsrevisoren der<br />
ÄUTOMOBIE-REVÜE<br />
Sektion wird ebenfalls glatt erledigt,, wobei durchwegs<br />
die Vorschläge des Vorstandes einhellige Zustimmung<br />
finden.<br />
. Der Vorsitzende kann wieder eine sehr stattliche<br />
Zahl von Mitgliedern der älteren Garde zu<br />
Veteranen ernennen, die zum Teil anwesend sind<br />
und unter Beifall ihr Ehrenzeichen mit präsidialem<br />
Händedruck in Empfang nehmen können. Das bereits<br />
in einer früheren Nummer veröffentlichte<br />
Jahresprogramm beliebt ebenfalls.<br />
Unter Diversem gibt ein Mitglied ein ihm von<br />
einer Versicherungsgesellschaft zugegangenes Zirkularschreiben<br />
bekannt. In diesem wird der Inhaber<br />
einer Kaskoversicherung aufgefordert, den Wagen<br />
nach einer Havarie nicht aus eigenem Ermessen<br />
einer Reparaturwerkstätte zu übergeben, sondern<br />
zuerst den Entscheid der Gesellschaft abzuwarten,<br />
die ihrerseits den für diö „Reparatur bestimmten<br />
Mechaniker bezeichnen wird. Der Interpellant<br />
weist mit Recht auf die Nachteile dieses<br />
Systems hin, indem der Wagen auf diese Weise<br />
einer Werkstätte überwiesen werden kann, welche<br />
mit der 'betreffenden Marke zu wenig vertraut ist<br />
und so nicht in der Lage ist, die Reparatur zufriedenstellend<br />
auszuführen. Da es sich bei der<br />
Bekanntmachung der Versicherungsgesellschaft um<br />
ein Zirkular handelt, ist anzunehmen, dass die<br />
Tafelmajore wusste sich sogar mit einem angenehmen<br />
Stabe von -weiblichen Sekretären und Vizepiäsidentinnen<br />
zu umgeben, was Herr Dr. Bierbaum<br />
in einer witzigen Ansprache als die Folgeerscheinungen<br />
des «Sa-ffa-tismus> charakterisierte.<br />
Ein rassiges Orchester hielt die Tanzlustigen bis<br />
lange nach Mitternacht noch zusammen. b.<br />
Die Eisenbahn passt sich den Verhältnissen<br />
an. Der Lokalverkehr Wil-St Gallen<br />
soll mit elektrischen Motortriebwagen ausgebaut<br />
werden. Wie die Wiler-<strong>Zeitung</strong> meldet,<br />
ist es Herrn Direktor Hürlimann von<br />
der elektrischen Ueberlandbahn Frauenfeld-<br />
Wil gelungen, in Bern das Verständnis für<br />
elektrische Personentriebwagen herbeizuführen.<br />
In einer vom Verkehrsverein Gossau<br />
einberufenen Versammlung von Verkehrsinteressenten<br />
aus dem Thurgau, Appenzell, St.<br />
Gallen und Zürich referierte Herr Hürlimann<br />
über die Wirtschaftlichkeit des elektrischen<br />
nämliche Mitteilung einer grossen Zahl von Ver-Bahntriebesicherungsnehmern zugestellt worden ist und emp-<br />
im allgemeinen und die- Verwendung<br />
von elektrischen Motorwagen im befiehlt<br />
der Votant dem Vorstand, die Sache aufgreifen<br />
zu wollen, um im Interesse der Versicherungsnehmer<br />
mit der Gesellschaft über eine beida Zeitalter des Automobilismus man sich den<br />
sondern. Herr Hürlimann führte aus, dass im<br />
Teile befriedigende Bestimmung beraten zu können.<br />
Die Anregung wurde zur weiteren Behand-<br />
neuen Verhältnissen anpassen müsse. So<br />
lung entgegengenommen.<br />
müsse man mit allen Mitteln vermehrte<br />
Zugsverbindungen schaffen und die bestehenden<br />
Zugslücken auszubessern suchen. An<br />
Hand einer graphischen Darstellung zeigte<br />
der Referent, dass man zwischen St. Gallen-<br />
Gossau-Wil schon mit einem einzigen Motortriebwagen<br />
den heute für den Lokalverkehr<br />
absolut ungenügenden Fahrplan komplettieren<br />
könne. Das Opfer, das die S, B. B.<br />
mit der Anschaffung einiger billig und praktisch<br />
arbeitender Motortriebwagen bringe,<br />
dürfe ihr wohl zugemutet werden, umsomehr,<br />
als es sich tatsächlich um einen Be-<br />
Ferner macht ein weiteres Mitglied auf düe<br />
dringende Notwendigkeit, bei zürcheriechen Gerichten<br />
eine Spezialabteilung für Autofälle zu schaffen,<br />
aufmerksam, da! sich erstens einmal infolge von<br />
Ueberlastung einzelner Abteilungen die Verhandlungen<br />
immer sehr in die Länge ziehen und vor<br />
allem auch die Entscheide vielfach den Automobilisten<br />
viel zu wenig Rechnung tragen, weil den<br />
betreffenden Richtern die notwendige Sachkenntnis<br />
abgeht. Der Rechtskonsulent der Sektion,<br />
Herr Advokat Badertscher, nimmt die Anregung,<br />
die sich übrigens mit seinem eigenen im Jahresbericht<br />
der Rechtsauskunffcstelle der Sektion niedergelegten<br />
Vorschlag deckt, zuhanden der Rechtsschutzkommission<br />
entgegen. Er glaubt, dass es möglich<br />
werde, wenigstens beim Bezirksgericht in dieser<br />
Hinsicht etwas zu erreichen, ist aber eher pessimistisch<br />
in hezug auf irgendwelche Bemühungen,<br />
beim Obergericht, da) diese Instanz bereit« verschiedentlich<br />
ihr Desinteressement für Verkehrsfragen<br />
bekundet hat. Es sei nur daran erinnert, dass z. B.<br />
sämtliche Behörden der Einladung zum Besuche<br />
der sehr interessanten Verkehrsvorträge im Schlosse<br />
der Sektion, mit Ausnahme der Herren vom Obergericht,<br />
Folge geleistet haben.<br />
An den geschäftlichen Teü schloss sich das sehr<br />
zahlreich besuchte gemeinsame Nachtessen an, an<br />
welchem erfreulicherweise auch eine Reihe von<br />
Damen teilnahmen. Eine Serie wohlerelungener<br />
Produktionen, welche das Vergnügungskomitee in<br />
peto hatte, trugen nach dem vorzüglichen Mahl viel<br />
zu einer fröhlichen Stimmung und einer Atmosphäre<br />
bester Geselligkeit bei. Ein wahres Kreuzfeuer von<br />
gelungenen Antrittspäuken, der sich in rascher<br />
Folge «bläsenden Tischpräsidenten, bereicherten<br />
unvorhereesebenerweise das Programm. Einer der<br />
VERKEHR<br />
triebsigewinn handle. In der Diskussion<br />
wurde allgemein darauf hingewiesen, dass<br />
neben leinern geregelten Eisenbahnfernverkehr<br />
unbedingt ein besonderer selbständiger<br />
und im Rahmen des allgemeinen Fahrplane^<br />
eingefügter Vorortsverkehr geschaffen werden<br />
müsse. Dies sei auch das beste Mittel<br />
gegen die zunehmende Konkurrenzierung<br />
durch das Automobil,<br />
Wir konstatieren erneut mit Genugtuung,<br />
dass die S.B.B, und ihre Organe unter dem<br />
Drucke der Automobilkonkurrenz allmählich<br />
einesehen, dass sie sich den veränderten<br />
Verhältnissen anpassen müssen und dass der<br />
Fahrplan sich nach den Bedürfnissen der<br />
Bahnbenützer und nicht umgekehrt die Reisenden<br />
sich nach den Bedürfnissen der Bahn<br />
zu richten haben.<br />
Gr.<br />
Der Viktoriaplatz in Bern. Bei der Neugestaltung<br />
der Kornhausstrasse und des Viktoriaplatzes<br />
und der daherigen Verlegung<br />
der Tramlinien hat die Direktion der bernischen<br />
Strassenbahnen auch zwei Verkehrsinseln<br />
auf dem Viktoriaplatz angebracht, um<br />
das Ein- und Aussteigen der Trainpassagiere<br />
zu erleichtern. So sehr diese Massnalnne im<br />
Prinzip zu beigrüssera ist, so ungeschickt<br />
wirkt sie sich für einen flüssigen Strassenfahrverkehr<br />
aus, denn die Inseln sind bedeutend<br />
zu lang. Durch die zu grosse Annäheruns<br />
der südlichen Insel an den Bürgersteig auf<br />
der Südseite der Beundenfeldstrasse bleibt<br />
dort nur ein enger Durchgang, der höchstens<br />
für ein Fuhrwerk genügt, das in der Richtung<br />
nach Osten fährt. Wer nun von der<br />
Moserstrasse in die obere Kornhausstrasse,<br />
die mit Häusern versehen ist und nach dem<br />
oberen Haus der Krankenpension Viktoria<br />
führt, fahren will, ist gezwungen, um die<br />
ganze Inselanlage herumzufahren in einer<br />
Weise, die den Verkehr viel mehr stört als<br />
wenn die Möglichkeit bestände, direkt um<br />
das Trinkchalet Zinser herum den Bogen zu<br />
machen.<br />
Dazu kommt noch etwas Neues. Die Verkehrspolizei<br />
macht es sich zur Aufgabe, den<br />
Autoverkehr zu verhindern, zwischen dem<br />
beiden langen Verkehrsinseln durchzufahren.<br />
Wenn dies in der Richtung nach der Stadt<br />
weiter keine Bedenken hat, so erscheint es<br />
in der umgekehrten Richtung, besonders für<br />
den Verkehr nach der Moserstrasse hin,<br />
höchst' unzweckmässig. Denn die flüssige<br />
Bogenlinie nach der Moserstrasse geht eben<br />
zwischen den Inseln durch, während die<br />
Richtung Beundenfeldstrasse ausserhalb, südlich<br />
von ihnen, durchführt.<br />
Dann ist besonders unbegreiflich, dass in<br />
dieser Beziehung zweierlei Mass gilt, denn<br />
mit zwei Pferden bespannte, im Schritt mühsam<br />
weiterkeuchende Lastfuhrwerke benützen<br />
unter den schmunzelnd wohlwollenden<br />
Augen der Polizeiorgane die Bahn zwischen<br />
den Inseln, die schnellfahrenden Automobile<br />
dagegen werden aufgeschrieben und gebüsst.<br />
Wir fragen nun: ist es wirklich in der Kompetenz<br />
der Gemeindeorgane, an einer verkehrsreichen<br />
Stelle drei Fünftel des verfügbaren<br />
Platzes den Strassenbahnen zu reservieren<br />
und den übrigen, gerade dort sehr<br />
lebhaften Fahrverkehr durch die übrigen<br />
zwei Fünftel zu zwängen? F.<br />
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ÄUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> - N°28<br />
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II. B a£t<br />
BERN, 26. März <strong>1929</strong><br />
No 28<br />
II. Blaff<br />
BERN, 26. März 192Q<br />
In kurzer Zeit wird Segrave mit seinem<br />
»Goldenen Pfeil» in Daytona Beach zu neuen<br />
iWelrekordversuchen starten. Auch wenn er<br />
«nur» den auf rund 334 Kilometer stehenden<br />
Rekord von Ray Keech schlagen will, muss<br />
-sein Wagen in der Sekunde mehr als 92 Meter<br />
zurücklegen. Viele unserer Leser mögen<br />
sich schon gefragt haben, wie es überhaupt<br />
möglich sei, bei derart phantastischen Tempi<br />
einigermassen genau chronometrieren zu<br />
können. Jeder Sekunden-Bruchteil spielt<br />
Wer ja unter Umständen die ausschlaggebend©<br />
Rolle. Es ist wohl ohne weiteres klar,<br />
dass ein Chronometrieren von Hand nicht in<br />
Frage kommt. Ein automatischer Apparat<br />
ist zur Bewertung dieser oft nur einmal erreichbaren<br />
Höchstleistungen unbedingt erforderlich.<br />
Die Association Internationale des Automobile-Clubs<br />
Reconnus (A.I.A.C.R.) verlangt,<br />
dass ein solcher Apparat bis auf Vioo Sekunde<br />
genau arbeitet, dass seine Auslösung<br />
automatisch erfolgt, wenn das Fahrzeug<br />
durchs Ziel geht und dass die abgenommene<br />
Zeit registriert wird. Trotz allen Schwierigkeiten<br />
hat die Feinmechanik dieses Problem<br />
schon im Jahre 1910 gelöst. Der damals von<br />
Holden geschaffene Apparat ist noch heute<br />
in Verwendung. Im Jahre 1925 wurde ein<br />
neuer Chronograph von Leroy-Brillie eingeführt,<br />
der hauptsächlich Verbesserungen hinsichtlich<br />
der Handhabung aufwies. Der neueste<br />
Chronograph, derjenige von Charles<br />
H. Warner, sei im folgenden näher beschrieben.<br />
Der Apparat besteht aus drei Hauptteilen:<br />
Dem Chronometer, der Schreibvorrichtung<br />
und der Auslösevorrichtung.<br />
Der Chronometer,<br />
ein «Bliss»-Marinetyp, ist mit der Schreibvorrichtung<br />
elektrisch gekuppelt, und zwar<br />
nur insofern, als er dieser jeder halben Sekunde<br />
kurz einen Stromstoss übermittelt.<br />
Der Gang des Chronometers kann bei dieser<br />
elektrischen Kupplung nicht von aussen be-<br />
«influsst werden. Die von ihm halbsekundlich<br />
ausgesandten Vier-Volt-Strcmistösse ha-<br />
Technische Rundschau<br />
Wie Chronometrien man Weltrekorde?<br />
ben den Zweck, die dauernd rotierenden<br />
Zahlenscheiben der Schreibvorrichtung auf<br />
der genau richtigen Tourenzahl zu halten.<br />
Die Schreibvorrichtung arbeitet, abgesehen<br />
von dieser Kontrolle, wiederum selbständig.<br />
Ein kleiner, durch Vorschaltwidefden<br />
Chronometer auf sie einwirken, und zwar<br />
so, dass immer dann eine Hemmung erfolgt,<br />
wenn die schnellste Trommel der Zeit vorausläuft.<br />
Diese Trommel (und damit auch<br />
all© andern) wird dann solange stillgesetzt, so einregliert, dass die Sekundenbruchteil- 1<br />
bis der Halbsekundeh-Stromstoss, der vomTrommel anstatt 60 Umdrehungen pro Minute<br />
ungefähr 60 H Umdrehungen macht*<br />
Chronometer ausgesandt wird, eintrifft. In<br />
der ersten der beigefügten Skizzen ist dieser Eine Rutschkupplung im Antrieb der Trommeln<br />
sorgt dafür, dass bei den zwangsläufi-<br />
Mechanismus schematisch dargestellt. Auf<br />
der Trommel T sitzt ein Anschlagestück B,<br />
gen Synchronisations-Arretierungen der Me-<br />
Abbildung 1. Der SynchTonisations-Mechanisnitts. C = Chronometer; T = rotierende Typentrommel;<br />
B = Anschlagbalken; H = Arretierliebel; E = Elektromagnet; R = Relais; A = Akkumulatorenoder<br />
Trockenbatterien.<br />
stände in der Tourenzahl fein abstimmbarer<br />
12-Volt-Elektromotor hält vier Trommeln,<br />
welche die Drucktypen tragen, in ständiger<br />
Rotation. Uebersetzungen zwischen den einzelnen<br />
Trommeln bewirken dabei, dass sich<br />
die vom Motor am weitesten entfernte Trommel<br />
pro Sekunde ungefähr einmal umdreht.<br />
Diese Trommel dient zum Registrieren der<br />
Sekundenbruchteile bis zu Hundertsteln. Die<br />
nächste Trommel macht eine Umdrehung<br />
pro Minute und dient so zum Registrieren<br />
der Sekunden, die dritte dreht sich einmal<br />
pro Stunde und registriert die Minuten und<br />
die letzte registriert die Stunden. Die Typentrommeln<br />
kommen aber nur dann zum Druck,<br />
wenn das Fahrzeug gerade das Zielband<br />
durchfährt und dabei für kurze Zeit einen<br />
Kontakt, den wir noch kennen lernen werden,<br />
auslöst.<br />
Synchronisation.<br />
Um nun die Rotation der Trommeln ganz<br />
genau mit der Zeit abzustimmen, Jässt man<br />
das sich mit der Trommel dreht. Macht das<br />
Anschlagstück mit der Trommel eine halbe<br />
Umdrehung in weniger als einer halben<br />
Sekunde, so stösst es auf den Hebel H und<br />
wird aufgehalten. Eine Auslösung erfolgt<br />
erst, wenn die halbe Sekunde verflossen ist<br />
und der Hebel durch den Elektromagneten E<br />
losgelassen wird. Der Elektromagnet E steht<br />
mit dem Chronometer nicht direkt in Verbindung,<br />
sondern über das Relais R. Mit dieser<br />
Komplikation wird eine Schonung der<br />
Chronometer-Kontakte bezweckt, die so<br />
nicht den ganzen, für die Betätigung des<br />
Elektromagneten nötigen Strom aufnehmen<br />
müssen.<br />
Natürlich strebt man die Umlaufzeit der<br />
schnellsten Trommel trotz der Synchronisations-Vorrichtunig<br />
möglichst genau von vornherein<br />
auf eine Sekunde einzustellen, da<br />
sonst ja die zwischen den einzelnen Haibsekunden<br />
registrierten Zeiten nicht genau<br />
stimmen würden. Immerhin erfordert der<br />
hier angewandte Mechanismus, dass die<br />
schnellste Trommel der wirklichen Zeit immer<br />
vor- aber nie nachläuft. Praktisch wird<br />
deshalb die Tourenzahl des Elektromotors<br />
chanismus keinen Schaden leidet<br />
:<br />
Das Registrieren der Fahrzeit.<br />
Um das Zahlenbild, das die Trommeln im<br />
gegebenen Moment in Stunden, Minuten, Sekunden<br />
und Hundertstel-Sekunden darbieten,,<br />
festzuhalten, wird sehr rasch unter Zwischenschaltung<br />
eines Farbbandes ein Papierstreifen<br />
gegen die Trommeln gedrückt*<br />
Selbstversätndlich erfolgt auch diese Bewegung<br />
automatisch, und zwar durch kräftige<br />
Elektromagnete, die in dem Augenblick in<br />
Aktion treten, in dem das Fahrzeug durchs<br />
Ziel geht und momentan einen Kontakt betätigt.<br />
Nach erfolgter Registrierung wird;<br />
das Papierband selbsttätig um eine Zeile wei*<br />
tergeschoben und der Druokmechanismus<br />
kehrt in seine Ausgangsstellung zurück.<br />
In Abbildung 2 ist ein Ausschnitt eines auf<br />
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Abbildung 2. Ausschnitt aus einem automatiscS<br />
registriertem Zeiten-Protokoll.<br />
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Abbildung 3. Schnitt durch einen Streckenkontakt. B => Befestigungsöse des Kontaktes; O = Befcstigungsöse<br />
für den über die Piste gespannten Draht; F = Feder, dio den Draht gespannt erhält;<br />
M = Masse, die bei K. den Kontakt herstellt oder * unterbricht; A = Anschlusskleniinendiese<br />
Art entstandenen Fahrzeiten-Protokolls<br />
dargestellt. Es sind daraus z. B. ohne Schwierigkeiten<br />
folgende Fahrzeiten abzulesen:<br />
1 h. 59'56" 8B / 100 ; 2 h. 00' 1" 85 /ioo; 2 h. 00'<br />
2" 37 / 100 usw. Ein Punkt hinter der letzten<br />
Stelle gibt dabei immer die genaue Zahl und<br />
Zwischenwerte der Hundertstel an.<br />
Abbildung 3 stellt den Apparat dar, der<br />
beim Durchfahren des Wagens durchs Ziel<br />
den momentanen Stromstoss im Registrierapparat<br />
auslöst. Bei B wird der Apparat, ein<br />
länglicher Zylinder, starr befestigt. Durch<br />
die Oese O zieht man das Zielband, d. h.<br />
einen Draht, der 3—4 cm über dem Boden<br />
quer über die Piste gelegt und auf ca. 30 kg<br />
angespannt wird. Für die gleichmässige Aufrechterhaltung<br />
dieser Spannung sorgt die<br />
Feder F. Im Innern des Zylinders ist unterdessen<br />
der Stromkreis immer geschlossen, da<br />
eine leicht verschiebbare Masse M von der<br />
Feder R beständig gegen die Kontakte K gepresst<br />
wird. Dieser Stromkreis ist aber wiederum<br />
nicht direkt mit dem Registrierapparat<br />
verbunden, sondern über ein zwischengeschaltetes<br />
Relais. Die Anordnung ist dabei<br />
so getroffen, dass bei geschlossenem<br />
Zielband-Stromkreis der Registrier-Stromkreis<br />
offen steht und umgekehrt.<br />
Ueberfährt nun ein Wagen den Draht, so<br />
wird durch den Ruck der Zylinder etwas gegen<br />
die Piste hingerissen. Die Masse M<br />
kommt aber infolge ihrer Trägheit und der<br />
verhältnismässig weichen Feder R der Bewegung<br />
nicht rasch genug nach. Sie öffnet<br />
für einen kurzen Moment den Kontakt K,<br />
wodurch umgekehrt durch das Relais der<br />
Stromkreis des Registrierapparates geschlossen<br />
wird und so der Druck der betreffenden<br />
Fahrzeit erfolgt.<br />
Anstatt des einen «Zielband»-Kontaktes<br />
werden in Wirklichkeit natürlich mindestens<br />
deren zwei, d. h. noch einer am Start, benötigt.<br />
Der Zeitnahmeapparat ist dabei aber<br />
für beide Kontakte derselbe. Bei nur einem<br />
abgelassenen Fahrzeug kann man dann die<br />
Fahrzeit sehr einfach ermitteln, indem man<br />
die beiden aufeinanderfolgenden Registraturen<br />
auf dem Papierstreifen von einander<br />
subtrahiert. Es ist aber ohne weiteres auch<br />
möglich, an ein und denselben Zeitnahme-<br />
Apparat beliebig viele Streckenkontakte anzuschliessen.<br />
Die Kontrolle der registrierten<br />
Zeiten erlaubt dann unter Umständen<br />
wertvolle Aufschlüsse über die Geschwindigkeiten<br />
in den einzelnen Streckenabschnitten.<br />
m.<br />
Nachschau der Stände<br />
Tatra.<br />
Mit einer der diesjährigen Salon-Sensationen<br />
erwartet uns diese tschechische Fabrik<br />
an einem Stand gleich rechts des Einganges.<br />
Wir finden hier zwei Chassis, die sich in fast<br />
allen Punkten vom bisher üblichen unterscheiden.<br />
Der Chassisrahmen ist durch ein zentrales<br />
Rohr ersetzt, das gleichsam das Rückgrat<br />
des Wagens bildet. Vorn geht das Rohr<br />
in den Motorblock über, hinten ist es an den<br />
Winkelantrieb angeschlossen.<br />
Der Motor selbst ist ein Vierzylinder mit je<br />
zwei einander wagrecht gegenüberliegenden<br />
Zylindern. Trotz der angewandten Luftkühlung<br />
ist der ganze Aufbau durchaus nicht cyclecarmässig<br />
primitiv gehalten. Er ist aber<br />
auch nicht erst von gestern, sondern hat<br />
schon jahrelange Entwicklung hinter sich. Die<br />
spezielle Abordnung der Zylinder lässt die<br />
Luftkühlung besonders wirksam in Erscheinung<br />
treten, zudem hat sie zur Folge, dass die<br />
Massenkräfte der hin- und hergehenden Teile<br />
einander fast vollkommen aufheben, so dass<br />
der Motor als Vierzylinder nahezu ebenso<br />
vibrationslos läuft wie ein Sechszylinder. Der<br />
Zylinderinhalt beträgt 1,68 Liter. Eine sorgfältig<br />
disponierte Ansaugleitung für die beiden<br />
Zylindergruppen garantiert ein gleichmassiges<br />
Gemisch über den ganzen Tourenbereich.<br />
Das Gewicht des Motor-Getriebe-<br />
Blocks ruht direkt auf der Querfederung der<br />
Vorderachse.<br />
Die Hinterachse ist geteilt, schwingend<br />
ausgebildet, wodurch das Gewicht der unabgefederten<br />
Teile auf ein Minimum reduziert<br />
JA<br />
icnn<br />
werden konnte. Der kompakte, platzsparende<br />
Bau des ganzen Chassis, sowie dessen Tieflage<br />
erlauben den Aufbau einer formschönen,<br />
geräumigen Karosserie, wie man sie sonst<br />
nur bei grösseren Wagen gewohnt ist.<br />
Noch interessanter als diese normale Tatra-<br />
Konstruktion ist das ausgestellte blanke<br />
Sechsrad-Chassis, wovon vier Räder angetrieben<br />
sind. Die schwingenden Halbachsen<br />
kommen auch hier zur Anwendung und zeigen<br />
eine geradezu unglaubliche Anpassungsfähigkeit.<br />
Die unglaubliche Steigfähigkeit wird mit<br />
einem achtgängigen Getriebe erzielt, während<br />
das normale Chassis vier Gänge aufweist. Zur<br />
Verdoppelung der Gangzahl dient beim<br />
Sechsrad-Chassis ein zweites, vor den Achsantrieb<br />
eingeschaltetes Zweigang-Getriebe.<br />
Alfa Romeo.<br />
Die italienische Marke Alfa Romeo, die erst<br />
nachträglich sich zu den Ausstellern gesellte,<br />
stellte in einem Stande der Vorhalle ein blankes<br />
Chassis, Type 1750, Sportmodell mit<br />
Sechszylindermotor aus, Das Chassis ist für<br />
den Kenner eine Sehenswürdigkeit.<br />
Allgemein ist eine durchaus einfache und<br />
saubere Konstruktionsmanier zu erkennen,<br />
die in Verbindung mit erprobten Neukonstruktionen<br />
zu einer Gesamtlösung führt, die man<br />
bewundern darf.<br />
Der Sechszylmder-1,75 Liter Alfa Romeo-Motor<br />
von der Vergaserseite gesehen.<br />
Der Sechszylindermotor hat einen Inhalt<br />
von 1750 cem und ist durch zwei Nockenwellen<br />
obengesteuert. Die schräg hängenden<br />
Ventile werden durch die Nockenwelle direkt<br />
betätigt. Ein doppelkörpiger Zenithvergaser<br />
sorgt für eine zuverlässige Vergasung, währenddem<br />
die Brennstoffzufuhr durch einen<br />
grossdimensionierten Förderer — der ebenso<br />
wie der Brennstofftank aus Kupfer besteht —<br />
gesichert ist. Der Wagen ist mit Batteriezündung<br />
und Druckschmierung ausgerüstet<br />
Der überaus leichte Wagen, der nur 730 kg 1 !<br />
Chassisgewicht aufweist und daher bei der*<br />
Zollbehandlung in die unterste Kategorie fällt,<br />
erreicht Maximalgeschwindigkeiten von 120<br />
Kilometer. Sowohl die hervorragende Stras-,<br />
senhaltung, die durch das äusserst nieder ge*<br />
baute Chassis erzielt wird, als auch die Rassen<br />
des Motors und die spezifischen Fahreigen-'<br />
Schäften der Wagen von Alfa Romeo stem-j<br />
peln denselben zu einem Bergsteiger erster<br />
Klasse.<br />
Scintilla, Solothurn.<br />
Fahrrichtungsanzeiger sind von verschiede-»<br />
nen ausländischen Behörden für geschlossene<br />
Wagen obligatorisch erklärt und es lässt sich<br />
nicht leugnen, dass ein solcher die Schwierigkeiten<br />
im Stadtverkehr bedeutend zu vereinfachen<br />
vermag. Als Neuheit auf diesem Gebiete<br />
konnten wir am Stand der Scintilla eine<br />
Neukonstruktion betrachten, welche die gestellte<br />
Aufgabe in praktischer Weise auf vollständig<br />
neuem Wege löst. Bei den bisher<br />
gebräuchlichen Systemen wird entweder ein<br />
stets sichtbarer Pfeil nach der gewünschten<br />
Richtung gedreht, oder aber es springt auf<br />
der betreffenden Seite des Wagens ein vorher<br />
nicht sichtbarer Winker heraus.<br />
Das System mit dem drehbaren Pfeil<br />
krankt darunter, dass es zu wenig beachtet<br />
wird, sehr oft vergisst auch der Fahrer, nach<br />
Gebrauch den Pfeil in die Ruhelage zurückzustellen,<br />
was zu unliebsamen Zwischenfällen<br />
Anlass geben kann. Die Winker sind bedeutend<br />
auffälliger, weil sie nur beim Gebraueta<br />
selbst sichtbar werden. Der Fahrrichtungsanzeiger<br />
Scintilla beruht nun auf dem Prinzip<br />
des roten Sperrlichtes, das zur Kennzeichnung<br />
von Einbahnstrassen und und unbewachten<br />
Bahnübergängen verwendet wird. Links!<br />
und rechts am Wagen wird je ein nur wenig<br />
herausragender Arm befestigt, der nach samt-«<br />
liehen Richtungen eine rote Linse aufweist.Die*<br />
Betätigung eines unter dem Lenkrad in bequemer<br />
Reichweite des Fingers angebrachten<br />
Hebels lässt nun an der bestimmten Seite ein<br />
Blinklicht in kurzen Intervallen aufleuchten,<br />
das unmissverständlich die einzuschlagende<br />
Richtung angibt und zufolge der allgemein<br />
bekannten Bedeutung des roten Lichtes als<br />
Warnsignal das Publikum zum Aufsehen<br />
mahnt. Der Hebel am Lenkrad trägt zugleich<br />
den Schalter für Abblendung der Scheinwerfer,<br />
Stand- und Fernsignal. Der billige Preis<br />
dieses Aggregates im Verein mit seinen technischen<br />
Vorzügen wird bewirken, dass wir<br />
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Afrikanische Wüsten per Auto zu durchqueren,<br />
wird immer mehr ein Sport im<br />
Sport. Gegenwärtig sind mehrere Expeditionen<br />
von Algier aus auf dem Weg durch<br />
die Sahara, und kürzlich hat ein französischer<br />
Minister ganz auf eigene Faust di* 1<br />
Tour von Algier nach Französisch-Westafrika<br />
gemacht, ohne auch nur ein Aufheben<br />
davon zu machen, senza tanti complimenti,<br />
wie der Italiener sagt. Am<br />
21. März fand ein Wettfahren Tunis, Tripolis,<br />
Sfax, Gabes, Zuara, Zavia statt, übrigens<br />
keine Neuigkeit, denn der Raid ist<br />
schon der vierte und findet alljährlich statt.<br />
Neu ist nur, dass diesmal der ganze Raid<br />
in einem Tag zu vollbringen war, während<br />
früher die Strecke in zwei Abschnitte: Tunis—Gabes<br />
und Gabes—Tripolis, zerfiel.<br />
Dieser Raid, von internationalem Charakter,<br />
hat Bedeutung auch für den Tourismus:<br />
immer mehr interessiert sich das internationale<br />
Publikum auch für dieses<br />
freiere Leben der arabischen Wüste, und<br />
schon letztes Jahr wurden die entferntesten<br />
Punkte des grossen französischen Kolonialreiches<br />
in Nordafrika mit Autos aufgesucht,<br />
wobei es nicht an merkwürdigen<br />
Entdeckungen namentlich archäologischer<br />
Art fehlte. Seit drei Jahren besteht auch<br />
ein regelmässiger Autodienst Tripolis—<br />
Gabes, und jetzt kann man sogar die so<br />
interessante, weltferne Oase Gadames mit<br />
140 000 Lire. Das Terrain war ideal, die<br />
Beteiligung, die auch schon in frühern Jahren<br />
da war, gross. (Die Resultate folgen<br />
noch.)<br />
Die algerische Regierung kündet für 1930<br />
einen transafrikanischen Raid von 7000<br />
Kilometer an. , h.<br />
Der Omnibus im städtischen<br />
Verkehr.<br />
Zurückdrängung des Tramverkehrs. — Entwicklung<br />
des Omnibusverkehrs in deutschen<br />
Grossstädten. — Keine neuen Strassenbahnen<br />
mehr.<br />
Es ist für die Schweiz mit ihrer Verhältnis^<br />
massig entwickelten Omnibusindustrie inte^<br />
ressant zu hören, dass auch in Deutschland<br />
das Omnibusgeschäft ständig an Bedeutung<br />
gewinnt. Die steigende Nachfrage ermöglicht<br />
der Industrie, die Konstruktion von Omnibussen<br />
immer mehr als einen selbständigen<br />
Produktionszweig zu betreiben. Zu dieser<br />
Entwicklung haben die wachsenden Ansprüche<br />
des Publikums auf schnelles und bequemes<br />
Fahren beigetragen, denen die rasche<br />
technische Entwicklung des Omnibusses in<br />
ungleich höherem Masse entgegenkam, als<br />
es bei den übrigen Verkehrsmitteln der Fall<br />
war.<br />
Eine besonders wichtige Rolle spielt heute<br />
bereits<br />
der Omnibus im städtischen Verkehr.<br />
Seine Rentabilität ist bei guter Grundlage<br />
und zweckentsprechender Organisation we-<br />
dem Auto auf regelmässiger Touristenlinie<br />
besuchen. Der Raid fand unter der Kontrolle<br />
des italienischen Autoclubs und des gebundenen Fahrzeuge. Auch in Deutschsentlich<br />
besser als diejenige der schienen-<br />
Äutoclubs von Frankreich statt. Zugelassen<br />
waren alle Autos vom Typ Sport. Es innerhalb von zehn bis zwanzig Jahren zum<br />
land ist man der Meinung, dass der Omnibus<br />
waren Preise im Gesamtbetrag von 69 000 grossen Teil die Strassenbahnen ersetzt haben<br />
wird. Die Zurückdrängung des Tram-<br />
Lire ausgesetzt. Am 24. März sodann fand<br />
der grosse Raid des «Gran Premio» von verkehrs aus den überlasteten Strassen der<br />
Tripolis statt mit Preisen von insgesamt Grossstädte ist heute bereits zu einer dring-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N° 21<br />
lichen Frage der Verkehrsorganisation geworden.<br />
Man tendiert allgemein auf eine Ableitung<br />
des Verkehrs auf die Hoch- und Untergrundbahnen<br />
einerseits, und auf die beweglicheren<br />
Omnibuslinien anderseits.<br />
Interessant ist in dieser Beziehung die Entwicklung<br />
der grössten deutschen Omnibusverkehrsgesellschaft,<br />
der «Allgemeinen Berliner<br />
Omnibus A.-G.». Der Anteil des Otnnibusverkehrs<br />
am gesamten Berliner Nahverkehr<br />
ist seit 1924 von rund 4% auf 13% gestiegen.<br />
Das Unternehmen hat seit Beende<br />
gütig der Inflation folgende Entwicklung<br />
genommen:<br />
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1925 77.1 „ 14.0 „ 1993 264 10 »/o 1 )<br />
1926 112.8 „ 22.47 „ 2840 450 10 %!)<br />
1927 156.7 „ 29.17 „ 3645 561 10 »/o 1 )<br />
1928 222.5 „ 37.34 „ 4460 620 — a )<br />
*) auf RM. 7,2 Mill. Stammaktien, daneben bestehen<br />
seit 21. Februar 1925 RM. 1,2 Mill. Vorzugsaktien.<br />
Anleihen sind nicht vorhanden. langen Schienenweges. Verkehrsstörungen<br />
2 ) Generalversammlung vom 11. Dezember 1928 und zinsverschlingende Bauzeiten fallen beim<br />
der Höhe der Baukosten eines entsprechend 1<br />
beschloss Liquidation und Uebertragung des Vermögens<br />
auf Berl. Verkehrs-A.-G.<br />
Omnibus fort. !<br />
3 ) Jeweils am Ende des Geschäftsjahres. Anderseits sind aber gerade die beträcht-^<br />
Entscheidend für die Wahl der Betriebsart<br />
ist ausser der Bevorzugung des Omniten<br />
Kapitalien der wesentliche Grund, wa^<br />
liehen, in den Tramverkehrslinien investierbusses<br />
durch das Publikum<br />
rum sich diese<br />
die Kapitalfrage.<br />
Umstellung des städtischen Verkehrs<br />
Die für den Kilometer Strassenbahnstrecke langsamer durchsetzt, als die oben angedeu- :<br />
in Grossstädten aufzuwendenden Baukosten teten verkehrstechnischen und finanziellen<br />
betragen etwa 600,000 Mark. Verzinsung, Vorteile erwarten lassen. Ueberall dort jedoch<br />
(wir verweisen hier auch auf unsere<br />
Tilgung und Abschreibungen bedeuten eine<br />
jährliche Vorausbelastung des Schienenfahrzeuges<br />
gegenüber dem Omnibus von durchrich,<br />
Basel usw.), wo neue Linien einzurich-<br />
schweizerischen Verhältnisse in Bern, Züschnittlich<br />
zwölf Prozent des Kapitals. Bei ten sind, wird besonders für den Vorortver^<br />
Untergrundbahnen betragen die Baukosten kehr dem Omnibus der Vorzug zu geben<br />
sechs bis sieben Millionen Mark pro Kilometer<br />
und bedeuten eine Belastung von<br />
sein.<br />
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Kapitalinvestion und Beförderungsleistung;<br />
ist für den Omnibusbetrieb bei weitem am<br />
günstigsten, ein Umstand, der bei der in<br />
Deutschland herrschenden Schwierigkeit der;<br />
Kapitalbeschaffung die Rentabilität weitgehendst<br />
beeinflussr.<br />
Die A.B.O.A.G. (Allgemeine Berliner Omnibus<br />
A.-G.) konnte ihren Wagenbestand von<br />
131 Fahrzeugen im Jahre 1922 auf 620 Fahrzeuge<br />
im Jahre 1928 erhöhen, ohne eine Kapitalerhöhung<br />
vorzunehmen oder Anleihen<br />
aufzunehmen. Gleichzeitig war eine durchgreifende<br />
Erneuerung des Wagenparkes durch<br />
Einführung geschlossener zweistöckiger Oberdeckwagen,<br />
Luftreifen, Dreiachser mit Sechszylindermotoren<br />
möglich. Und die Dividende,<br />
welche in den letzten Jahren ausbezahlt!<br />
wurde, beträgt zehn Prozent. Der Bedarf<br />
an Betriebskapital macht beim Omnibus nur]<br />
einen Teil der im Schienenbetriebe erforderlichen<br />
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Dichterische Warnung vor<br />
Verkeh rs Unfällen<br />
«Ruwo» heisst «Reichs-Unfallverhütungswoche».<br />
Sie fand im Februar statt. Wenn<br />
das Wort «Ruwo» selbst auch nicht schön<br />
ist —, not tut diese Woche schon, denn die<br />
Berliner Strassenunfallziffern sind immer<br />
noch erschreckend gross; es gibt in einer<br />
Grossstadt immer Menschen, die die Verkehrsvorschriften<br />
und -zeichen nicht kennen<br />
oder vielleicht auch nicht achten wollen —<br />
da kann gar nicht oft und eindringlich genug<br />
belehrt werden.<br />
So wandte sich denn vor einiger Zeit die<br />
nun geeinte Berliner Verkehrsgesellschaft,<br />
die die'Strassenbahnen, Autobusse und Untergrundbahnen<br />
verwaltet, mit einem Preisausschreiben<br />
au Berlins Kinder oder besser<br />
an Berlins Schulen : die Kinder aller Altersstufen<br />
sollten in Wort und Bild vor Unvorsichtigkeit<br />
im Grossstadtverkehr warnen. Die<br />
Berliner Verkehrsgesellschaft wusste dabei<br />
natürlich, dass gerade künstlerische Arbeiten<br />
respektive Versuche künstlerischer Art von<br />
Kindern nicht nur auf Kinder, sondern auch<br />
auf Erwachsene grösste Suggestion ausüben.<br />
So gingen denn auch eine ungeheure Masse<br />
trefflicher Gedichte, Verse, Zeichnungen usw.<br />
ein, die anlässlich des Beginnes der «Ruwp»<br />
in einer Ausstellung gezeigt wurden.<br />
Das Schönste der Ausstellung kann hier<br />
natürlich in diesem Berliner Brief nicht reproduziert<br />
werden: die naiven Zeichnungen<br />
von sechs-, sieben- und achtjährigen Schülerinnen<br />
und Schülern, die stets auf einer zu<br />
diesem Zweck wunderbar mit Tinte umrahmten<br />
Schreibheftseite zu finden sind. Auch die<br />
Sprüche wurden natürlich auf solches Papier<br />
—- nicht etwa gekritzelt, sondern mit herrlichen<br />
Buchstaben hingemalt. Lustig war<br />
auch, zu beobachten, wie die Kinder, auf deren-Zeichnung<br />
eine Strassenbahn vorkommt,<br />
dieser Elektrischen natürlich jene Liniennummer<br />
einmalen, die durch jhre Wohngegend<br />
fährt — das war leicht festzustellen"<br />
denn linier jeder Arbeit stand Adresse, Name,<br />
Schule und Alter des kleinen Künstlers.<br />
Die meisten Verse sind natürlich in berlinischem<br />
Dialekt gehalten, werden aber trotzdem<br />
fast jedermann verständlich sein.<br />
Binom, bumm, bamm,<br />
Spiel' nicht auf dem Damm;<br />
Und wenn du musst darüber geh'n,<br />
Verweile nicht und bleib' nicht steh'n.<br />
Halt Augen und Ohren offen.<br />
Sonst wirst vom Unfall du betroffen.<br />
Strassenbahn und schnelle Wagen<br />
Fahren gleich dich übern Ifagen.<br />
Und ri — ra — rot<br />
Bumms, da bist du tot!<br />
(Dorothea Müller, zehn Jahre.)<br />
Marga Petersen, acht Jahre alt, hat, glaube<br />
ich, den lustigsten und treffendsten Vierzeiler<br />
der Ausstellung verfasst:<br />
Jetzt ist grün der Ampel Licht:<br />
loh fürchte mich nicht.<br />
, Ich denke, das ist famos.<br />
Jetzt gehe ich los !<br />
Des dreizehnjährigen Wolfgang Hausmanns<br />
«Rat eines Berliner Jungen» ist zwar<br />
U t L I*<br />
TON<br />
Rekordfieber.<br />
Ein Sportroman von Alfred Nauck.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblaatt)<br />
«Fahr', mein Bob, und meine Wünsch© zu<br />
vollem Gelingen begleiten dich!»<br />
Dann war es mit ihrer Selbstbeherrschung<br />
vorbei gewesen. —<br />
An dem gleichen Abend hatte Bob Sagreve<br />
mit Gliff ertön noch eine ernste Aussprache:<br />
«Sie fahren, Bob?»<br />
«Ich fahre, Mr. Clifferton!»<br />
«Sie könnten zurücktreten. O'Conrror steht<br />
bereit, ja fiebert förmlich nach der Fahrt.<br />
Sie wissen, dass er auf der Werkbahn eine<br />
gute Zeit erreicht hat!<br />
Und Sie sind auch noch nicht völlig wiederhergestellt,<br />
bedenken Sie das alles; ich meine<br />
es gut mit Ihnen — denken Sie an Alice!»<br />
Nervös griff er seine Hand und zog ihn<br />
väterlich an sich:<br />
• «Bob, mein Junge,» sagte er und spürte ein<br />
Würgen in der Kehle. «Bob, mein Junge, Alice<br />
zittert um dich, bleib' uns, bleib' ihr erhalten!»<br />
Einen Augenblick fühlte sich Bob wie gelähmt.<br />
Dann straffte sich seine Gestalt und<br />
das sieghafte Lächeln stieg in sein Gesicht:<br />
«Seien Sie unbesorgt, Mr. Glifferton, beruhigen<br />
Sie Alice, alles wird gut gehen. Und<br />
morgen abend werden wir über die Sorgen<br />
lachen, die wir heute haben!<br />
Alles geht gutl<br />
etwas lang geraten — er verdient aber trotzdem<br />
die Reproduktion:<br />
Ich bin een lust'ger Junge,<br />
Bin immer uff dem Sprunge.<br />
Bin gar nicht fromm wie'n Lamm<br />
Und loof oft über'n Damm.<br />
Bis jetzt ist mir noch nischt pas&iert,<br />
Die Elektrische hat mir noch nioh massiert;<br />
Man hat doch seine Ogen!<br />
Und wenn so kommt, so bimmelt laut,<br />
Ich fahr noch lang nich aus de Haut,<br />
Ich nisrch 'nen grossen Bogen.<br />
Mensch, jib bloss acht und dös nich hin,<br />
Mensch, loof nich in die Wagen rin.<br />
Dann bleiben heil die Ilieda!<br />
Die Betriebsgesellschaft jibt fein acht, ..<br />
Für die Sicherheit sie allens macht.<br />
Sie mahnt uns imma wieda.<br />
Wut soll ee anbringen denn noch mehr,<br />
Zu halten fern uns dot Malhör ?<br />
Die Wagen sind ja schnieke.<br />
Mein Bat ist darum > imma bloss,<br />
Ob jung, ob alt, ob 'klein, ob gross:<br />
Mensch, halt dir fest imd kieke!<br />
(Dazu werden viele wohl ein berlinerischschweizerisches<br />
Wörterbuch zur Uebersetzung<br />
benötigen.) Bei den folgenden Zeilen<br />
eines deutlich erkennbaren Lyrikers, des<br />
Heinz Koch, dreizehn Jahre, wird das nicht<br />
nötig sein:<br />
Autos hupen. Sirenen dröhnen,<br />
Signale werden gegeben,<br />
Es klingelt, es tutet, es pfeift<br />
Und es singt, überall das<br />
Schaurige Grossstadtlied<br />
Erklingt. Da plötzlich: Krach,<br />
Splitter, Geschrei 1 Der Tod<br />
Ging eben vorßei!<br />
Hat Heinz Koch nicht Rhythmus im Leibe?<br />
— Weiter: wir finden auch eigentlich ein<br />
bisschen anmassende, um nicht zu sagen freche<br />
Mahnungen an die Berliner Herren auf<br />
den Qrossstadtstrassen. Besonders zutreffend<br />
ist das Gedicht des elfjährigen Reinhold<br />
Hilgendorf:<br />
Die Strasse ist nicht da zum Lesen,<br />
Das merkt euch alJe, gross und klein!<br />
• Zu Hause könnt th'r's; da stört euch kein "ftTesen,<br />
Nur auf der Strasse laset es sein!<br />
Und auch:<br />
Mit de <strong>Zeitung</strong> vor de Neese<br />
Komm'ste eicher vor de Gheese.<br />
Da «Cheese» ja doch in keinem Wörterbuch<br />
steht: jedes schneüfahrende Gefährt ist<br />
damit gemeint. —<br />
Das wären also einige der preisgekrönten<br />
Arbeiten. Manche Sprüche sind schon in<br />
jedem Strassenbahnwagen angebracht. Man<br />
kann also nicht einmal unterwegs seine <strong>Zeitung</strong><br />
lesen, nur Sprüche. Und beim Ueberkreuzen<br />
einer Strasse, wie Sie ja eben gelesen<br />
haben, erst recht nicht; auch steht an<br />
den vier Ecken jeder verkehrsreichen Kreuzung<br />
in dieser «cReichs-Unfallverhütungswoche»<br />
je ein Polizist, der sich, falls du die<br />
Strasse falsch überschritten hast oder im<br />
Begriffe bist, es zu tun, unauffällig beiseite<br />
nimmt und eindringlich auf dich einspricht:<br />
du mögest dich doch bessern, sollst nun endlich<br />
vernünftig werden und einsehen, dass<br />
man nicht quer, sondern nur im rechten<br />
Winkel die Kreuzung passieren kann! E. M.<br />
Good bye, Mr. Clifferton!» —<br />
Der Wagen hatte die zweite Proberunde<br />
hinter sich. Atemlos standen die Massen und<br />
nahmen das Bild der stürmenden Maschine in<br />
sich auf. Der Motor heulte; tausendfach<br />
klang es von den nahen Höhen wieder.<br />
Eben tauchte Sagreve an der Nord-Ost-<br />
Kurve auf.<br />
Die dritte und letzte Proberunde war zu<br />
Ende. Der Motor hatte seine vollen Touren.<br />
Die Zeitregistrierapparate traten in Tätigkeit.<br />
Mit Vollgas sauste der Wagen in die Gerade.<br />
Für ein menschliches Auge war er nicht<br />
mehr zu verfolgen.<br />
Eine lange schwere Rauchwolke aus den<br />
Auspuffrohren zeigte die Bahn, die die Fahrt<br />
genommen. Knatternd und krachend flog die<br />
Maschine an den Tribünen, an den dicht gedrängten<br />
Zuschauermassen zu beiden Seiten<br />
der Bahn vorbei — vorbei gleich einem Schemen.<br />
Einen kurzen Augenblick schien sich das<br />
grandiose Tempo in der weiten Runde nach<br />
Südwest zu vermindern. Doch schon hatte<br />
der Wagen die Gerade erreicht und schnellte<br />
die Gegenseite entlang.<br />
Die Zeitnahme war beendet.<br />
Noch im Auslauf schien das unfassbare<br />
Tempo unvermindert anzuhalten Erst eine<br />
Zeitlang, nachdem der Motor gedrosselt war,<br />
Hess die Geschwindigkeit des Wagens merklich<br />
nach.<br />
Da wich der .Bann, der sich während der<br />
III. Blatt der „AutomohiURevue"<br />
Fords Doppelgänger gestorben.<br />
Der Kunstphotograph Walter James Edwards,<br />
der seit vielen Jahren als Doppelgänger<br />
des Automobilkönigs Henry Ford galt,<br />
ist jüngst in seinem 58. Lebensjahr gestorben.<br />
Edwards, der seine bedeutende Popularität<br />
in Amerika hauptsächlich der frappanten<br />
Aehnlichkeit mit dem reichsten Mann der<br />
Welt verdankte, hatte eine recht abenteuerreiche<br />
Laufbahn; er war als siebenzehnjähriger<br />
Junge Bureaudiener, später entdeckte<br />
er sein journalistisches Talent und gründete<br />
in London die erste illustrierte Nachrichtenkorrespondenz,<br />
die den grossen englischen<br />
Weltblättern Photographien von Tagesereignissen<br />
lieferte. Der erste bedeutende Erfolg<br />
winkte ihm am Hochzeitstag des Königs Alfons<br />
von Spanien im Jahre 1906. Wie viele<br />
andere <strong>Zeitung</strong>sphotographen stellte auch<br />
Edwards seinen Apparat gegenüber dem<br />
Eingang der Kathedrale auf, wo die<br />
prunkvolle Feierlichkeit stattfinden sollte.<br />
Der Wagen des königlichen Brautpaares kam<br />
auf dem Platz vor der Kathedrale an. Die<br />
Photographen traten in Tätigkeit... In dieser<br />
Sekunde explodierte die Bombe, die ein Anarchist<br />
unter den Wagen geworfen hatte. Ein<br />
günstiger Zufall wollte, dass unter den vielen<br />
Lichtbildern einzig und allein die Photographie,<br />
die Edwards verfertigt hat, diesen historischen<br />
Augenblick, die Explosion der Bombe,<br />
festhält. Die Photographie wurde gegen fürstliches<br />
Honorar. von amerikanischen Blättern<br />
erworben; von diesem Tage an blühte das<br />
Unternehmen Edwards auf. Eine Heldentat<br />
als <strong>Zeitung</strong>sphotograph führte Edwards anlässlich<br />
des sensationellen Boxmatches<br />
Dempseys mit dem Franzosen Carpentier aus;<br />
da die Filmaufnahmen des aufregenden Duells<br />
an eine bestimmte Gesellschaft verpachtet<br />
worden waren, war das Photographieren<br />
auf dem Gebiete des Ringes strengstens untersagt.<br />
An Bord eines Aeroplans, der während<br />
des Matches die gewagtesten und kühnsten<br />
Kurven über dem Ring zog, gelang es<br />
Edwards dennoch, den "Verlauf des Boxkam"*<br />
pfes festzuhalten.<br />
Wirklich berühmt wurde jedoch Edwards<br />
durch seine verwirrende Aehnlichkeit mit<br />
dem reichsten Mann der Welt, ein Doppelgängertum,<br />
das zu zahlreichen oft amüsanten<br />
Verwechslungen Anlass bot. So wurde er<br />
eines Tages im Foyer eines New Yorker<br />
Luxushotels von einem reichen Bankier, den<br />
er niemals gesehen, herzlich begrüsst und in<br />
dessen Villa eingeladen. Der Bankier bemühte<br />
sich, während des Festdiners, zwei<br />
Stunden lang ihn, den vermeintlichen Autokönig,<br />
für ein neues Patent zur Erzeugung<br />
von billigem Kautschuk zu interessieren. Der<br />
falsche Ford sagte zu; erst beim Abschied<br />
enthüllte er dem nunmehr entsetzten Haus*<br />
herrn seine wahre Identität.<br />
Er gab im Namen Fords Journalisten, die<br />
ihn bedrängten, Interviews und zeichnete bei<br />
einer Wohltätigkeitssammlung, wo er gleich*<br />
falls er der vermeintliche Autokönig angegangen<br />
worden war, zehntausend Dollar.<br />
Der wirkliche Autokönig verweigerte<br />
— zwei Tage später, als es zur Zahlung<br />
kommen sollte — die Begleichung<br />
der unfreiwilligen Spende. Als iedoch die<br />
Angelegenheit aufgeklärt wurde, erklärte er<br />
sich bereit, die zehntausend Dollar tatsächlich<br />
zu dem wohltätigen Zweck zu schenken, ja<br />
er lud sogar seinen Doppelgänger in seine<br />
Villa ein.<br />
Die seltsamste Episode vermöge gegensew<br />
tiger Aehnlichkeit ist jedoch nicht Edwards,<br />
sondern Ford selber widerfahren, als dieser<br />
in der Londoner City von einem Druckereibesitzer<br />
auf der Strasse angesprochen<br />
wurde. Der biedere Mann verwechselte diesmal<br />
den Autokönig mit dem Kinophotographen<br />
und glaubte mit Edwards zu sprechen.<br />
Unter den vielen Kondolenztelegrammen, did<br />
die Familie Edwards dieses Jahr erhielt, befindet<br />
sich auch eine Beileidsdepesche<br />
Fords.<br />
Entrückung<br />
Von G. M. Kieslinger.<br />
Wenn irgend Jemand Frau Jessie auf street und musste an der Ecke der y-street<br />
Ehre und Gewissen gefragt hätte, wie sie stellen bleiben. Der Verkehr in der x-street<br />
auf diesen verrückten Einfall gekommen war sehr dicht, daher konnten die Wagen<br />
sei — sie hätte nicht antworten können. aus der y-street nicht gleich einbiegen und<br />
Letzten Endes wäre es gar nicht die richtige<br />
Frage gewesen. Auf den Einfall hätte Dicht am Trottoir, gerade vor<br />
mussten warten.<br />
Jessie<br />
jeder von uns kommen können. — Man<br />
hätte fragen müssen, wieso diese absolute<br />
Gleichzeitigkeit eines irrationalen Impulses<br />
mit einer irrationalen Handlung erfolgt<br />
sei?<br />
Und hier liegt das Rätsel. Denn Jessie ist<br />
eine Frau, an der alles eher als exzentrische<br />
Neigungen auffallen, es kann also<br />
nichts verwunderlicher sein...<br />
Aber bleiben wir bei den Tatsachen:<br />
Das Unheil begann an einem strahlenden<br />
Frühlingstag bei einer Strassenkreuzung<br />
in der Gity. Jessie kam durch die x-<br />
schauer gelegt. Die Begeisterung kannte keine<br />
Grenzen mehr. Man schrie und lärmte, bis die<br />
Stimmen brachen. Die Polizei hatte, im Verein<br />
mit den Aufsichtsbeamten, die grösste<br />
Mühe, die Menge hinter den Absperrungsketten<br />
zu halten.<br />
Schon wurden an einigen Stellen die Barrieren<br />
eingedrückt, als Ereignis eintrat, das<br />
mit einem Schlage die gegebene Situation<br />
veränderte und den Rausch, den die geglückte<br />
Rekordfahrt ausgelöst, verminderte.<br />
Eben hatte Bob Sagreve die Gerade, die<br />
zur Zieltribüne führte, erreicht, als ohne ersichtliche<br />
Ursache plötzlich eine meterlange,<br />
gelbrote Stichflamme aus der halbgeöffneten<br />
Motorhaube hervorschoss. Im selben Moment<br />
war der ganze Wagen in Rauch und<br />
Flammen eingehüllt.<br />
Ein tausendstimmiger Schrei des Entsetzens'<br />
erscholl. Die dem Schauplatz benachbarten<br />
Zuschauer ergriff eine Panik. Ein<br />
wilder Knäuel von Menschenleibern wälzte<br />
von der Unglücksstelle, an der Einzelheiten<br />
nicht mehr erkennbar waren.<br />
Bob Sagreve hatte gerade seine Schutzbrille<br />
abgenommen gehabt, als er die feurige<br />
Lohe vor sich sah.<br />
Einen Augenblick sass er wie gelähmt;<br />
doch dann hätte er seine Geistesgegenwart<br />
wieder.<br />
Mit einem Satz sprang er auf und schwang<br />
sich durch die Flammen hinaus.<br />
stand das graue Auto mit der roten Polsterung.<br />
Das graue Auto, nicht ein graues<br />
Auto. Denn Jessie kam dreimal wöchentlich<br />
um dieselbe Zeit hier aus der Gymnastikstunde<br />
und sah das graue Auto fast<br />
jedesmal.<br />
Nebenbei natürlich auch den eleganten;<br />
jungen Herrenfahrer am Volant.<br />
In diesem ominösen Augenblick aber geschah<br />
etwas. — Obzwar zunächst nur etwas<br />
Abstraktes. '<br />
Jessie fuhr nämlich der Gedanke durch 1<br />
den Kopf: «Wie wär's, wenn ich jetzt ein-*<br />
wunden bedeckt, zu Boden, indes der Wagen<br />
weiter rollte und endlich mit einem lauten<br />
Krach explodierte.<br />
Der Weltrekord war erreicht . . . 409,584<br />
Kilometer in der Stunde ! —<br />
XXV.<br />
Das planmässige Flugzeug der «Imperial<br />
Airways Ltd.,» London, das Kurs über Paris<br />
und Basel nimmt, landete zur angesetzten<br />
Stunde, gegen 15 Uhr, glatt und nach schöner<br />
Fahrt in Zürich. Bis zum Weiterflug!<br />
nach der Riviera waren noch «innige Stunden<br />
Zeit.<br />
Bob Sagreve und seine junge Frau Alice<br />
befanden sich auf der Hochzeitsreise.<br />
Wie ein böser Traum lagen die Wochen<br />
nach der Rekordfahrt hinter ihnen. Zum<br />
zweitenmal musste das junge Mädchen bangen<br />
um das Leben des Geliebten. Und wieder<br />
hatte seine robuste Natur gesiegt. Die<br />
schweren Wunden, die er bei dem zerstörenden<br />
Brande seines Wagens davongetragen<br />
hatte, heilten unter der liebevollen<br />
Pflege seiner Braut.<br />
Die Wochen, und Tage bis zur Hochzeit —•<br />
in einem Taumel des Glücks und der Erwartung<br />
waren sie dahingegangen.<br />
Dann das festliche Ereignis selbst, ein Ereignis,<br />
an dem das ganze Land Anteil genommen.<br />
Glückwünsche kamen in unübersehbarer<br />
Zahl aus allen Ländern der Welt*<br />
Die Sonne war aufgegangen über Bob<br />
Sagreve und Alice Clifferton. —<br />
grandiosen Fahrt auf die Massen der, Zu,- Schwer fiel, er, bewusstlos und m& Brand«. -Ende-,
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sind äusserst unangenehm. Dieselb. verschwinden<br />
aber nach kurzer Zeit beim Gebrauch, von<br />
Es ist ein unschädliches, sicher wirkendes<br />
Mittel gegen Verdauungsstörungen jeder Art,<br />
gegen Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Magenkrampf,<br />
Uebelkeit, Erbrechen, Magendrücken,<br />
Sodbrennen, Blähungen, Aufstossen,<br />
übelriechenden Atem. Preis pro Schachtel<br />
Fr. 3.—. Machen Sie einen Versuch ,und Sie<br />
werden von dessen Güte, wie schon hundert<br />
andere Kunden, überzeugt sein. Einzig erhältl.<br />
bei der Apotheke zur Traube, Schaffhausen 7.<br />
steigen würde —», und diesen Gedanken Bis Jack, der Rechtsanwalt, halb lachend,<br />
setzte sie im gleichen Augenblick in konkrete<br />
Tat um!<br />
«Wenn ein Angeklagter gar nicht mehr<br />
halb ärgerlich hinwarf:<br />
Lautlos öffnete sich die hintere, dem Lenkersitz<br />
gegenüberliegende Türe, Jessie barg an nichts!»<br />
aus und ein weiss, sagt er, er erinnere sich<br />
sich im breiten Fond — der Wagen setzte Daraufhin ging in Jessies Gesicht ein<br />
sich in Bewegung — sie fuhr!<br />
ganz grosses Licht auf und sie sagte:<br />
Ich habe schon einmal gesagt, lieber Le-<br />
«Jack, eine blinde Henne hat ein Korn<br />
ser, es wäre ganz müssig, nach dem Ur-gefundensprung dieses Ereignisses zu forschen. Ihre mit einem berühmten Psychiater verhei-<br />
Wozu bin ich denn schliesslich<br />
gesamten tiefschürfenden psychologischen ratet? Und wozu langweilt mich mein Mann<br />
immer mit den Erzählungen von seinen<br />
.Fällen'?»<br />
Und sie entwickelte Jack folgenden Plan:<br />
Sie würde...<br />
Erfahrungen würden Sie im Stiche lassen.<br />
Das beste ist, Sie nehmen es als vollendete<br />
Tatsache zur Kenntnis.<br />
Uebrigens war Jessie nicht einmal erschrocken.<br />
Sie dachte: «Wenn er hält, bücke<br />
ich mich, damit er mich nicht sieht, und<br />
wenn er im Haus oder im Geschäft oder<br />
meinethalben in der Fabrik verschwunden<br />
ist, steige ich auf der anderen Seite aus.»<br />
Mit diesem tröstlichen Gedanken gab sie<br />
sich dem Reiz der Situation hin, malte sich<br />
aus, dass sie ihren Zufallschauffeur ausfindig<br />
machen würde — ihm nachher<br />
schreiben würde — und spann sich sonst<br />
in allerhand Gedanken ein, die in einer<br />
jungen Frau angesichts eines schönen jungen<br />
Mannes angeregt werden.<br />
Man sieht es einem Autokoffer schliesslich<br />
nicht von aussen an, ob er gepackt ist<br />
oder nicht —!<br />
Der Wagen fuhr. Durch die Stadt, durch<br />
die Vorstädte, weiter, ins Land, eine Stunde,<br />
zwei Stunden, drei Stunden ...<br />
Jessie sass mit aufgerissenen Augen und<br />
klopfendem Herzen da und wagte es nicht,<br />
sich bemerkbar zu machen.<br />
Ihre erfreulichen Phantasien waren<br />
Schreckbildern gewichen; sie sah sich als<br />
Hochstaplerin, als Diebin verhaftet, ausserstande,<br />
die Sache zu erklären, sah ihren<br />
Mann in einen Skandal verwickelt, ihre<br />
Familie in Schmach und Schande gestürzt<br />
— sie war hilflos verzweifelt!<br />
Erst gegen Mittag hielt der Wagen vor<br />
einem Dorfgasthof, und der Lenker liess<br />
sich ein Glas Bier bringen. Da fragte der<br />
beflissene Wirt mit einer Kopfbewegung<br />
nach dem Fond des Wagens: «Vielleicht<br />
eine Tasse Tee für die Dame?»<br />
Der unbekannte Entführer wandte den<br />
Kopf und sah hinter sich eine sehr hübsche<br />
junge Frau sitzen, die ihn fassungslos erschrocken<br />
ansah.<br />
«Um Gottes willen, Fassung!» dachte Jessie<br />
dabei, «jetzt platzt die Bombe!»<br />
Aber weshalb sollte ich eine Ueherraschung<br />
vorwegnehmen? ''<br />
Genau zwei Wochen nacli ihrem Verschwinden<br />
kam Jessie nach Hause, am gleichen<br />
Wochentag, zu gleicher Stunde und in<br />
gleicher Kleidung, nur ohne Hut. Auf alle<br />
die ersten entsetzten Fragen der erschrokkenen<br />
Hausleute erwiderte sie erstaunt, sie<br />
sei in der Gymnastikstunde gewesen wie<br />
immer!? Beim Ausziehen bemerkte sie das<br />
Fehlen ihres Hutes, das sie sich nicht erklären<br />
konnte. Als ihr Gatte, telephonisch<br />
benachrichtigt, nach Hause gestürzt kam,<br />
verstand sie zunächst überhaupt nicht, was<br />
er von ihr wolle? Sie sei in der Gymnastikstunde<br />
gewesen und sei doch ganz pünktlich<br />
nach Hause gekommen! Dabei sah sie<br />
auf ihre Armbanduhr und stellte zu ihrem<br />
neuerlichen Erstaunen fest, dass sie stehen<br />
geblieben war!<br />
Als ihr Gatte ihr nun erklärte, dass sie<br />
zwei Wochen fort gewesen war, erschrak<br />
sie fürchterlich, glaubte zunächst an einen<br />
Anfall von Geistesstörung bei ihm und<br />
wollte sofort einen seiner Kollegen rufen<br />
lassen. Erst als die Dienerschaft seine<br />
Worte bestätigte, Hess sie sich überzeugen,<br />
und dann wurde ihre Aufregung so heftig,<br />
dass sie sich niederlegen musste. Man<br />
konnte sie an diesem Tage nichts mehr fragen,<br />
weil man sie zur Ruhe kommen lassen<br />
musste.<br />
Für die Oeffentlichkeit wurde sofort eine<br />
Nachricht gebracht von einer unvorhergesehenen<br />
Reise zu einer kranken Verwandten<br />
und einem verlorengegangenen Brief..<br />
Aber auch die folgenden Tage brachten<br />
kein Licht in Jessies Abwesenheit. Alle<br />
HANDELSABTEILUN G<br />
Fragen, die Professor Brower an seine<br />
Gattin richtete, blieben ergebnislos. Sie erinnerte<br />
sich an die Gymnastikstunde — die<br />
Statt dessen öffnete der junge Mann den<br />
Schlag und fragte:<br />
' vor zwei Wochen stattgefunden hatte, wie<br />
«Darf ich dir etwas bringen lassen, Liebling?»<br />
nichts mehr. Kein Erinnerungsblitz erhellte<br />
festgestellt worden war — und dann an<br />
Institut Lemania, Lausanne<br />
Moderne Sprach- und Handelsfachschule mit Jessie konnte nur den Kopf schütteln, jemals diese Dunkelheit. Und Jessie sah,<br />
abschliessendem Diplom. Gründliche Erlernung der junge Mann zahlte und weiter ging's. ihren Mann bei seinen Fragen jedesmal so<br />
des Französischen sowie rationelle Vorbereitung<br />
auf den kaufmänn. Beruf. Französische<br />
Draussen auf der Landstrasse hielt er herzzerreissend traurig an, dass er die<br />
Ferienkurse in den Bergen: Sport. Internat den Wagen an und sagte lächelnd: Quälerei schliesslich sein liess.<br />
u. Externat für Schüler von 15 Jahren an. «Madame, es ist entzückend von Ihnen, Und so kam es, dass einige Monate später<br />
Professor Brower in einer kolossal ge-<br />
mich zu begleiten, aber darf ich jetzt wissen,<br />
seit wann, wieso und mit wem ich das lehrten Gesellschaft: Scientifical Society for<br />
Alpines Landerziehungsheini Vergnügen habe?»<br />
Psychoneurotical Phenomens, einen Vortrag<br />
hielt über einen «Fall von Entrückung,<br />
("Walliser Alpen) Champery (1070 m ü. M.) Jessie hatte sich eine lange Geschichte<br />
für Knaben von 8—15 Jahren. Idealer Aufenthalt<br />
und sorgfältige Erziehung; reichliche statt dessen stotterte sie jetzt die Wahrheit<br />
ausgedacht, die sie ihm erzählen wollte; verbunden mit vollständigem Gedächtnisausfall».<br />
Nahrung; Hand- und Gartenarbeit; Sport.<br />
heraus, überzeugt, dass er ihr kein Wort<br />
Primär-, Sekundär- und Handelsabteilung.<br />
Er führte in seiner Rede aus, dass Menschen<br />
in diesem Zustand von Entrückung<br />
glauben würde.<br />
Man verlange Prospekte.<br />
Lieber Leser, Sie werden sich an Wunder<br />
gewöhnen müssen. Jack glaubte ihr sen machten, an die sie sich nachher über-<br />
lange Wanderungen, ja sogar grosse Rei-<br />
bei L us nn alles, war entzückt und lachte. Sei es, dass haupt nicht erinnern konnten. Er sprach<br />
YVERDON 'SCHWEIZ) er die Sache wirklich verstand, sei es, dass von dem bekannten Beispiel des französischen<br />
Arztes, der eines Tages auf der Reede<br />
Töchterpensionat «LEMANOIR» ihm Jessie viel zu gut gefiel, als dass er<br />
Gründliche, erstklassige Ausbildung in Französisch sich lange hätte mit Zweifeln abgeben wollen.<br />
Ueberdies hatte er eben eine zweiwönung<br />
zu haben, wie er hingekommen sei.<br />
von Bombay erwacht war, ohne eine Ahchige<br />
Urlaubsfahrt angetreten, und Sie Zwar seien, fuhr Professor Brower in<br />
u. modernen Sprachen; Handelsfächer, Musik; praktische<br />
u. Kunstarbeiten. Diplom-Lehrerinnen. Familienleben,<br />
vorzügliche Verpflegung, grosser Park, Seebäder.<br />
Beste Referenzen von Eltern. Prospekt.<br />
Direktion: Frau Gaydou-Cholly.<br />
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hh<br />
1.1.;<br />
Columba-Magenpulver<br />
Stiches Kaliwag sind erstklassig<br />
werden selbst zugeben müssen, dass man<br />
sich kaum ein reizenderes Omen für einen<br />
Urlaub hätte wünschen können!<br />
Für di^ Weiterfahrt setzte sich Jessie<br />
neben Jack — und sie bereute ihren Streich<br />
immer weniger!<br />
'<br />
Er hatte versprochen, sie bei der nächsten<br />
Bahnstation abzusetzen; doch schien<br />
die «nächste» nur eine fagon de parier gewesen<br />
zu sein, denn sie machten erst gegen<br />
Abend in einem entzückenden kleinen Nest<br />
Halt!<br />
'<br />
Beim Imbiss im Gasthof sprachen sie<br />
noch öfters über Jessies Heimfahrt. Als der<br />
letzte Zug weggefahren war, Hessen sie dieses<br />
Thema endgültig fallen.<br />
Sie verlebten zwei wundervolle Wochen<br />
miteinander. Nicht einmal die spaltenlangen<br />
Berichte über die Nachforschungen, die<br />
Jessies Gatte anstellen liess, beunruhigten<br />
sie. Es bestand keine Aussicht, dass sie gefunden<br />
würde; denn erstens hatte sie sich<br />
sofort neue Kleider gekauft und zweitens<br />
suchte man nach einer Frau und nicht<br />
nach einem Pärchen auf Hochzeitsreise.<br />
Schliesslich war ihr Gatte ihrem Herzen<br />
viel zu gleichgültig und ihr kurzes Glück<br />
mit Jack viel zu stark, als dass sie sich um<br />
irgend etwas in der Welt hätte graue Haare<br />
wachsen lassen!<br />
In den letzten Tagen ihres Beisammenseins<br />
machte ihnen das Problem von Jessies<br />
Heimkehr viel Kopfzerbrechen, ohne<br />
dass sie zu einer Lösung kommen konnten.<br />
:<br />
seiner Rede fort, diese Fälle von Entrükkung<br />
nicht häufig, aber bei seiner ausgedehnten<br />
praktischen Erfahrung war ihm<br />
die Diagnose nicht schwer gefallen, zumal,<br />
wie er hervorhob, Simulation bei dieser<br />
Erkrankung völlig ausgeschlossen sei.<br />
Als Besonderheit dieses Falles betonte er,<br />
dass der Kranke noch im Dämmerzustand<br />
den Weg nach Hause zurückgefunden habe<br />
und dort erst «erwacht> sei; eine Tatsache,<br />
die vom Standpunkte der Wissenschaft ein<br />
neues Licht auf diese Erkrankungen werfe.<br />
Der Vortrag machte viel von sich reden<br />
— und fand grossen Beifall!<br />
Der Gelehrte hatte es selbstverständlich"<br />
in taktvollster Weise vermieden, auch nur<br />
ahnen zu lassen, wer der «Patient» war;<br />
um so mehr, als seine hübsche junge Gattin<br />
es sich nicht hatte nehmen lassen, dem<br />
Vortrag beizuwohnen.<br />
Als sie als eine der letzten den Saal verliess,<br />
traf sie beim Ausgang mit einem jungen<br />
Mann zusammen, bei dessen Anblick<br />
sie ihr Täschchen fallen liess. Er bückte<br />
sich danach, reichte es ihr und fragte (da<br />
niemand in Hörweite war) leise und rasch:'<br />
«Glauben Sie nicht, dass sich solch ein<br />
Anfall von ,Entrückung c wiederholen<br />
!<br />
könnte?»<br />
«Nein>, antwortete Jessie ernst und feierlich;<br />
«so etwas erlebt man nur einmal —<br />
sonst würde man mich unter Aufsicht stellen!<br />
Aber im Herbst will ich für ein paar<br />
Wochen meine alte Tante in Schottland besuchen!»<br />
(Aus Wiener «MoccaO
28 - <strong>1929</strong> ÄUTOMOBFL-REVUC 15<br />
Gummiplantagen<br />
in Europa.<br />
Der Iberühmte amerikanische Erfinder<br />
Edison, der trotz seiner zweiundachtzig<br />
Jahre genau so wie vor einem halben Jahrhundert<br />
Tag für Tag zehn Stunden in seinem<br />
Laboratorium arbeitet, übergab, laut<br />
«Neues Wiener Journal», seine jüngste Erfindung,<br />
die er als ein Geschenk an die<br />
ganze Menschheit bezeichnete, im Rahmen<br />
einer Feier, die seine Freunde dieser Tage<br />
ihm zu Ehren veranstalteten, der Oeffentlichkeit.<br />
Edison hielt bei dieser Feier, von<br />
seiner sonstigen Gewohnheit abweichend,<br />
eine kleine Rede und erklärte, dass dank<br />
seiner jüngsten Erfindung nunmehr Gummipflanzen,<br />
die Gummi und Kautschuk<br />
liefern, nicht mehr nur in den Tropen, sondern<br />
überall in Europa und in Amerika<br />
angebaut werden können. Nach dreijähriger<br />
Suche sei es ihm gelungen, eine bisher<br />
von der Industrie unberücksichtigt gebliebene<br />
Pflanzenart zu finden, deren Fasern<br />
reichlich Kautschuk enthalten und eine industrielle<br />
Verarbeitung ermöglichen. Das<br />
Material, das aus dieser Pflanze gewonnen<br />
werden kann, komme billiger zu stehen,<br />
als dies bisher bei Kautschuk der Fall<br />
war. Bei dem enormen Verbrauch der modernen<br />
Industrie an dieser Materie, schloss<br />
Edison seine Rede, glaube er, einen guten<br />
Dienst der Menschheit erwiesen zu haben.<br />
Ueber Edisons Bestrebungen, eine neue<br />
Kautschukpflanze zu finden, ist in der<br />
Weltpresse in den letzten zwei Jahren wiederholt<br />
berichtet worden. Nur wusste<br />
man nicht recht, wie weit seine Arbeiten<br />
gediehen sind, da der berühmte amerikanische<br />
Erfinder seiner Art entsprechend<br />
jeglicher Frage aus dem Wege ging. Edison<br />
hatte indessen einen ganzen Stab von<br />
Mitarbeitern und Assistenten engagiert, die<br />
ihm bei der Lösung des Problems behilflich<br />
waren. Mehr als vierzig Forscher sandte<br />
er in alle Richtungen der Windrose aus,<br />
um auf Landstrichen, die ihm hierzu besonders<br />
geeignet erschienen, nadh der neuen<br />
Gummipflanze zu suchen. Soweit man bisher<br />
orientiert ist, wurde diese Pflanze<br />
schliesslich in Mexiko gefunden. Der Mann,<br />
der die geeignete Pflanze gefunden und<br />
Edison gebracht hat, ist ein ehemaliger<br />
Lehrer von Chicago. Die Pflanze, deren<br />
Ka/utsdhukgehalt auch bisher bekannt, aber<br />
niemals industriell verwertet! wurde, heisst<br />
mit ihrem wissenschaftlichen Namen Artemisia<br />
argentata. Die Pflanze lässt sich ausserordentlich<br />
leicht anbauen, bedarf nicht<br />
der Hitze der tropischen Sonne, kann einfacher<br />
als die meisten landwirtschaftlichen<br />
Pflanzen gesät werden, da sie den Vorzug<br />
ihat, einen mehrjährigen Wurzelstock zu besitzen.<br />
Man wird also nach der Ankündigung<br />
Edisons bald Gummiplantagen in<br />
Amerika und in Europa entstehen sehen.<br />
Es soll em grosse9 Interesse insbesondere<br />
in Frankreich, aber auch in Deutschland<br />
für diese Erfindung bestehen, und es ist<br />
sehr wahrscheinlich, dass in Kürze die<br />
deutsche Industrie sich dieser Erfindung<br />
bemächtigen wird. Man erfährt, dass die<br />
Gummipflanze, beziehungsweise deren Bearbeitung,<br />
das 1005. Patent Edisons darstellt.<br />
1005 Erfindungen hat der grösste<br />
Erfinder der Jetztzeit der Menschheit geschenkt!<br />
Unter ihnen freilich manche, die<br />
sich später als Nieten erwiesen (zum Beispiel<br />
die gegossenen Betonhäuser, deren<br />
Kunde damals ungeheures Aufsehen erregte,<br />
deren praktische Bedeutung jedoch<br />
äusserst gering blieb). Der weitaus grössere<br />
Teil dieser enormen Anzahl von Erfindungen<br />
sind jedoch aus dem Bilde der<br />
modernen Technik nicht mehr wegzudenken.<br />
Unter ihnen besonders drei, die Edisons<br />
Ruhm bilden: das Grammophon, das<br />
Mikrophon und die elektrische Glühlampe.<br />
Man wird nun sicherlich fragen, was der<br />
unermüdliche elektrische Zauberer jetzt,<br />
nachdem die Arbeit an der neuen Gummipflanze<br />
abgeschlossen ist, im Sinne hat?<br />
Eingeweihte wollen es wissen, dass Edison<br />
beabsichtigt, sich nun an die Lösung eines<br />
gewaltigen Problems heranzumachen. Das<br />
Problem der drahtlosen Uebertragung der<br />
elektrischen Kraft. Bisher sind alle Versuche,<br />
bedeutende elektrische Energie<br />
drahtlos weiterzuleiten, gescheitert. Man<br />
erinnert sich noch an den englischen Ingenieur'<br />
Grindell Matthews, den letzten in<br />
der Reihe der Erfinder, die vorgaben, das<br />
Problem gelöst zu haben. Seine sogenannten<br />
Teufelsstrahlen, die sich als ein geschickt<br />
inszenierter Schwindel erwiesen,<br />
sollten eine Lösung dieser Frage bringen.<br />
Im Zusammenhang mit Edisons Arbeiten<br />
ist freilich nicht an die drahtlose Uebertragung<br />
elektrischer Energie zu kriegerischen<br />
Zwecken gedacht. Sie sollen vielmehr<br />
die Lösung der Frage bringen, wie man<br />
etwa elektrische Beleuchtung ohne Leitung,<br />
also gewissermassen eine drahtlose elektrische<br />
Lampe herstellen könnte<br />
Automobilist und Automobilist. Ich gehe<br />
über die X-Brücke. Grosses Geschrei höre<br />
ich aus einem dichten Menschenknäuel mir<br />
entgegenschallen. Kräftige Schimpfworte<br />
treffen mein Ohr. Ich eile hinzu und dränge<br />
mich durch die Menge. Oh, ein AutozusammenstossJ<br />
Die Autos stehen zwar ruhig und<br />
wie mir scheint unbeschädigt — einen kleinen<br />
Bück im hintern Schutzblech des einen<br />
Wagens kann ich wahrnehmen — im Menschenhaufen<br />
drinnen. Es scheint mir viel eher<br />
ein Zusainmenstoss der Führer stattzufinden,<br />
die mit kräftigen Schimpfworten wutschnaubend<br />
einander anfahren. Der junge Bursche<br />
mit der frech ins Genick geworfenen Mütze<br />
scheint nicht die geringste Achtung vor dem<br />
grauhaarigen Mann zu besitzen, der seinerseits<br />
seinen Gegner mit «grüner Junge, noch<br />
nass hinter den Ohren, frischgebackener,<br />
rücksichtsloser Bengel» betitelt. Der «grüne<br />
Junge» hält seinen Sprachschatz auch nicht<br />
verschlossen und der ältere Herr muss allerlei<br />
Unangenehmes hören, wie: «Solchen alten<br />
Leuten, denen die Augen mit Moos bewachsen<br />
sind, die ins Altersasyl gehörten,<br />
sollte man einfach keine Fahrbewilligung<br />
geben.» Das Publikum, das immer grösser<br />
wird, lacht, schreit, hilft bald dem einen,<br />
bald dem andern und freut sich von Herzen,<br />
dass zwei Autobesitzer einander in die Haare<br />
fahren. Ich schäme mich ein wenig für die<br />
Automobilisten und geh© weiter.<br />
Ein anderer Tag; wieder ein Autozusammenstoss...<br />
Menschenauflauf mitten auf einer<br />
belebten Strasse. Ich dränge mich hinzu.<br />
Zwei Autos haben innig© Bekanntschaft miteinander<br />
gemacht, beide sind stark verbeult.<br />
Vor mir stehen zwei Männer, ein älterer<br />
und ein jüngerer. Ich glaube zuerst, es seien<br />
neugierig© Zuschauer. Doch ich hab© mich<br />
geirrt; es sind die Besitzer der Autos, wie<br />
ich aus ihrem Gespräch entnehmen kann.<br />
Beide sind ruhig, keiner sagt dem andern<br />
ein unihöfliches Wort, trotzdem beide innerlich<br />
höchst aufgeregt sind, wi© sich aus ihren<br />
Augen lesen lässt. Aber si© haben eben den<br />
gewissen «Autlerstolz», der ihnen verbietet,<br />
sich gegenseitig anzufahren und anzuschnauzen.<br />
Sie wissen, ein solcher Zusammenstoss<br />
kann vorkommen — auch dem besten Automobilisten<br />
kann das passieren. Sie wissen<br />
aber auch, dass'beide Männer sind und dass<br />
es sich für solche nicht geziemt, einander<br />
wie kleine Jungens ins Haar zu fahren. Sie<br />
wechseln ihre Visitenkarten, reichen sich die<br />
Hand, worauf der eine zur Telephonkabine<br />
läuft, der andere ruhig seinen Geschäften<br />
nachgeht. Die gaffende Menge löst sich auf,<br />
erbost über diese ruhigen Automobilisten.<br />
Leser, zu welchen Automobilisten willst du<br />
dich zählen, zu den ersteren oder zu den<br />
letzteren?<br />
z. H<br />
Die Geschichte vom Chef<br />
der Verkehrspolizei.<br />
Der Budapester Polizeioberinspektor Thomas<br />
Kappel besass ein Motorrad. Ein Motorrad<br />
mit Beiwagen. Und wie es bei den Besitzern<br />
von Motorrädern mit Beiwagen üblich<br />
ist, pflegte er bisweilen auch Freunde mitzunehmen.<br />
Dass er dabei nicht besonders auf<br />
das körperliche Wohlsein dieser Freunde<br />
bedacht war, bewies eine Gerichtsverhandlung,<br />
die vor wenigen Tagen stattfand. Die<br />
Anklage lautete auf fahrlässige Tötung. Der<br />
Polizeioberinspektor fuhr mit seinem Motorrad<br />
vom Schwabenberg herunter und hatte<br />
noch drei Personen mit. Im ganzen sassen<br />
asla auf dem Rad vier Personen, obwohl die<br />
Maschine nur für drei Platz bot. Im Beiwa-,<br />
gen sass der Rechtsanwalt Dr. Szücs und<br />
hielt seine Frau auf dem Schoss, die dritte<br />
Person sass auf dem Soziussitz. Der Schwabenberg<br />
bei Budapest bietet für Motorradfahrer<br />
einige Schwierigkeiten; der Polizeioberinspektor<br />
fuhr aber trotzdem so schnell,<br />
dass Frau Szücs ihn flehentlich bat, das<br />
Tempo zu massigen. Sie schrie ihm zu, dass<br />
sie nicht sterben wolle, aber der Polizei-<br />
Oiberinspektor schien es sehr eilig zu haben.<br />
Kurz — das Rad schlug um, begrub die drei<br />
Mitfahrenden unter sich; Rechtsanwalt Szücs<br />
erlitt einen Schädelbruch und starb sofort,<br />
während seine Frau eine schwere Nervenstörung<br />
davongetragen hat.<br />
Die Verhandlung gestaltete sich mehr als<br />
dramatisch. Alle Zeugen sagten gegen den<br />
Polizeioberinspektor aus. Sie erklärten, dass<br />
er viel zu schnell gefahren, das Rad überlastet<br />
gewesen sei, wogegen der Verteidiger<br />
geltend machte, dass der Angeklagte seit<br />
Jahrzehnten im Dienste der Polizei stehe und<br />
sich grosse Verdienste erworben habe. Das<br />
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Gericht sprach den Polizeioberinspektor der Chef der Budapester Verkehrspolizei. Wäre<br />
fahrlässigen Tötung schuldig und verurteilte er ein Taxichauffeur gewesen, so hätte man<br />
ihn zu — 3,000 Pengö Geldstrafe. Besonders ihn sicher auf ein paar Monate eingesteckt<br />
betonte aber das Gericht, dass der Verurteilte<br />
weiter auf seinem beruflichen Posten men. Aber der Chef der Verkehrspolizei<br />
und ihm jedenfalls die Fahrerlaubnis genom-<br />
verbleiben könne — und das war besonders konnte ruhig auf seinem Posten bleiben; er<br />
wichtig in diesem Falle, denn der Mann, den ist eine Autorität, versteht seine Sache und<br />
das Gericht in der geschilderten Weise der weiss, was zum Schütze des Publikums nötig<br />
fahrlässigen Tötung schuldig fand, ist der ist.<br />
Marschall Yang, der Gouverneur<br />
von Sinkiang.<br />
Sven Hedin, der Name bedeutet ein Programm<br />
— die wissenschaftliche Eroberung<br />
der grossen Wüstenwelt Innerasiens. Nach<br />
der Entdeckung des Transhimalaja, die seinen<br />
Namen in der ganzen Welt berühmt<br />
machte, hatte Sven Hedin nur eine Pause<br />
von wenigen Jahren vorgesehen, ehe er wieder<br />
hinaus wollte; aber der Weltkrieg und<br />
die grossen politischen Umwälzungen in<br />
Asien richteten fast unüberwindliche Hindernisse<br />
auf. Doch ein Mann von so eiserner<br />
Willenskraft lässt sich nicht entmutigen; im<br />
Gegenteil, dadurch, dass die Vorbereitungszeit<br />
sich verlängerte, gewann er Zeit zur<br />
Ausarbeitung neuer grosser Pläne: so reifte<br />
der Entschluss, für diese seine, menschlicher<br />
Voraussicht nach bedeutendste, Reise nach<br />
Asien alle Mittel moderner Forschung heran-,<br />
zuziehen, eine Aufgabe, die die Leistungsfähigkeit<br />
eines einzelnen bei weitem überstieg.<br />
Er hielt Ausschau nach jüngeren Wissenschaftlern,<br />
und im Jahre 1926 begann er dann<br />
in Peking die grösste Expedition zusammenzustellen,<br />
die je nach Innerasien aufgebrochen<br />
ist. Erbitterter Widerstand der chinesischen<br />
Regierung war zu überwinden, doch<br />
zäher Wille, diplomatisches Geschick und die<br />
Macht seiner Persönlichkeit trugen auch hier<br />
den Sieg davon. Aus Gegnern wurden die<br />
Chinesen zu Freunden und Förderern des<br />
Planes, ja zu Teilnehmern.<br />
Noch ist die Expedition mitten in der Arbeit,<br />
aber Sven Hedin glaubte dem Drängen<br />
seiner vielen Freunde, die Näheres erfahren<br />
wollten, nachgeben zu sollen und lässt das<br />
Buch über den ersten grossen Abschnitt der<br />
Reise unter dem Titel «Auf grosser Fahrt,<br />
Meine Expedition mit Schweden, Deutschen<br />
und Chinesen durch die Wüste Gobi. 1927/28»<br />
erscheinen. Mit 110 einfarbigen und bunten<br />
Abbildungen und einer Routenkarte kostet<br />
Von Sven Hedin.<br />
das Werk geheftet 13 Mk., Ganzleinen 15 Mk„<br />
Verleger F. A. Brockhaus, Leipzig.<br />
Wir lassen einen Abschnitt daraus folgen.<br />
Nun waren wir also in Urumtschi, dem<br />
Tihwa der Chinesen, der Hauptstadt des<br />
mächtigen Yang Tseng Hsin, und die vollen<br />
zwei Monate, die ich und einige Herren des<br />
Stabes hier verbrachten, wurden für die<br />
weitere Entwicklung der Expedition von<br />
grosser Bedeutung. Larson und seine Kolonne<br />
langten erst am 8. März bei uns an.<br />
Nachdem wir den üblichen Verpflichtungen<br />
reisender Gäste nachgekommen waren, unsere<br />
Ankunft angemeldet und unsere Visitenkarten<br />
abgegeben hatten, wurde ich ersucht,<br />
mich mit den bereits anwesenden Herren<br />
der Expedition am 29. Februar um 12 Uhr<br />
beim Generalgouverneur einzufinden. Jetzt<br />
sollten wir also auf Herz und Nieren geprüft<br />
werden.<br />
Durch den grundlosen Schlamm der Strassen,<br />
in dem während unseres Aufenthaltes<br />
zwei Pferde ertranken und auch Kinder umgekommen<br />
sein sollen, fuhren wir in einer<br />
Reihe kleiner blauer Karren, Chinas Mietdroschken,<br />
durch die Hauptstrasse der<br />
Weissrussischen Niederlassung, durch türkische<br />
Stadtteile und die gewaltigen Mauertore<br />
der Chinesenstadt zum Yamen, einer Gruppe<br />
roter Häuser mit dazwischenliegenden Höfen,<br />
von deren Allerheiligstem aus die riesige<br />
Provinz regiert wird. Wir hatten zwei viereckige<br />
Höfe zu überqueren, ehe wir die Audienzhalle<br />
erreichten. Am Portal standen<br />
Posten und präsentierten das Gewehr. Im<br />
Vestibül empfing uns der Machthaber von<br />
Sin-kiang, umgeben von seinen Ministern Fan<br />
Darin und Liu Darin und einigen Offizieren<br />
sowie den Soldaten seiner Leibwache.<br />
ÄUTOMOBIL-REVUL <strong>1929</strong> — N° 28<br />
Hier standen wir nun von Angesicht zu Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien,<br />
Angesicht dem Selbstherrscher gegenüber, Portugal, Grossbritannien, Holland, Belgien,<br />
der uns an der Ostgrenze seiner Provinz mit Norwegen und Schweden zusammengenom-<br />
aber infolge seiner unermesslichen Wü-<br />
so eisiger Kälte entgegengetreten war undmen,<br />
der, wenn es ihm eingefallen wäre, unsere sten leben dort nur etwa drei Millionen Men-<<br />
Pläne vereiteln und uns hätte zwingen können<br />
umzukehren. Er wollte sehen, wie wir ganen, Tarantschis, Tadschiks, Dolonen und<br />
sehen : Osttürken, Mongolen, Kirgisen, Dun-<br />
aussahen, ob wir Gentlemen oder Banditen Chinesen. Nach Yangs eigener Angabe kann<br />
wären. Ohne eine Miene seines ernsten Gesichtes<br />
zu verziehen, musterte er uns der der Provinz allerdings mit acht Millionen<br />
man nach den Steuerlisten die Einwohnerzahl<br />
an-<br />
Reihe nach mit durchdringenden Blicken und<br />
begrüsste jeden einzelnen mit einem weichen,<br />
warmen Händedruck und einer kaum merklichen<br />
Verbeugung. Es war nicht zu verkennen,<br />
dass er der Mann war, der hier im<br />
Lande die Macht hatte, und dass wir nur<br />
armselige Gäste waren, abhängig von seiner<br />
Gnade und seinen Launen.<br />
• Wenn Yang Tseng Hsin uns vom Scheitel<br />
bis zur Sohle prüfend mass, so betrachteten<br />
wir ihn unsererseits mit nicht geringerer Aufmerksamkeit.<br />
Wir hatten von diesem aussergewöhnlichen<br />
Mann, diesem letzten grossen<br />
Mandarin aus der Kaiserzeit so viel gehört.<br />
Wir wussten, dass er in Yünnan geboren war,<br />
eine Reihe verschiedener Aemter in Kansu<br />
bekleidet hatte und die Stufenleiter immer<br />
höher und höher hinaufgerückt war, bis er<br />
schliesslich zum Militärgouverneur von Sinkiang<br />
ausersehen wurde. Dann hatte er die<br />
Aufstände der Dunganen, Kirgisen und Mongolen<br />
im Altau- und Uigebiet unterdrückt<br />
und schon im ersten Jahr seiner Stätthalterschaft<br />
Ordnung und Ruhe in seiner grossen<br />
Provinz geschaffen. Sein hohes Amt bekleidete<br />
er nun schon seit dem Revolutionsjahr<br />
1911. Mit eiserner Hand hat er siebzehn Jahre<br />
lang alle Versuche niedergeschlagen, sich<br />
gegen seine Macht aufzulehnen. Er hat den<br />
Handel gefördert, die Wege verbessert, das<br />
Automobil eingeführt, ein elektrisches Kraftwerk<br />
und eine Maschinenfabrik gegründet<br />
und trug sich ständig mit weiteren Verbesserungsplänen.<br />
Wir wussten, dass dieser Mann<br />
seit dem Beginn des Bürgerkrieges Sin-kiang<br />
vor allen Kämpfen bewahrt hatte. Die Ostgrenze<br />
seiner Provinz bei Hami war mit starken<br />
mongolischen und mohammedanischen<br />
Reiterscharen unter dem Befehl des Brigadegenerals<br />
Liu Darin besetzt. Ihre Aufgabe war,<br />
den ersten Stoss eines etwaigen Angriffs<br />
«des christlichen Generals» Feng Yü Hsiang<br />
aufzufangen, des einzigen, vor dem Yang<br />
wirklich Respekt hatte. Er herrschte über ein<br />
Reich, das von Norden nach Süden 2000 und<br />
von Westen nach Osten 1500 Kilometer misst<br />
und fast drei Millionen Quadratkilometer umasst.<br />
Sin-kiang ist also sechsmal so gross<br />
wie Schweden; sein Flächeninhalt entspricht<br />
setzen.<br />
Yang war mit Ehren den Traditionen des<br />
grossen Befreiers Tso Tung Tang gefolgt und<br />
schaltete und waltete in Sin-kiang, «der<br />
neuen Provinz», als unumschränkter Herr-i<br />
scher und Gebieter. Er trug die höchste<br />
Würde eines Marschalls und verachtete die<br />
Regierungserlasse von Peking ebenso tief wie<br />
die von Nanking. In der äussern wie in der<br />
innern Politik ging er seine eigenen Wege.<br />
Während Tschang Tso Lin gegen Russland<br />
eine durchaus feindliche Politik verfolgte,<br />
stand Yang Tseng Hsin mit seinen Nachbarn<br />
im Norden auf gutem Fuss. Zwar bekleidete<br />
er dem Namen nach nur den Posten<br />
eines Gouverneurs einer von Chinas Provinzen,<br />
aber in Wirklichkeit war er der Selbstherrscher<br />
eines Landes, das fast ganz Innerasien<br />
fasst. Ich fragte mich zuweilen: welcher<br />
Herrscher auf Erden hat in unseren Tagen<br />
grössere Macht als er? und musste antworten:<br />
keiner !<br />
Man hatte uns gesagt, Yang Tseng Hsin sei<br />
grausam und lasse ohne Untersuchung und<br />
Urteil auf blossen Verdacht hin Dunganen<br />
hinrichten. Schon in Peking hatte ich vom<br />
ein paar Europäern oder Amerikanern gehört,<br />
die nach Urumtschi gekommen und in<br />
den Yamen des Gouverneurs zu einem Gast-»<br />
mahl eingeladen worden waren. Als sie den<br />
äusseren Hof zur Hälfte überschritten hatten,<br />
hielt ein Offizier sie an und bat sie zu warten.<br />
Drei Verbrecher wurden herbeigeführt, an<br />
eine Wand gestellt und vor den Augen der<br />
weissen Gäste erschossen. Mit einer höflichen<br />
Geste bat dann der Offizier die Fremden,<br />
weiterzugehen. Yang, der als den Weissen<br />
nicht freundlich gesinnt galt, hatte ihnen eine<br />
kleine Probe seiner Macht geben wollen.<br />
Er galt aber auch als gerecht und forderte<br />
unbedingte Manneszucht in seiner kleinen,<br />
kaum zweitausend Mann starken Armee. Als<br />
er einmal, kurz vor unserer Ankunft, begleitet<br />
von zwei seiner Soldaten, seinen gewohnten<br />
Spaziergang durch die Strassen den<br />
Stadt machte, wurde er gewahr, wie einer<br />
seiner Soldaten, noch dazu in Uniform, vor,<br />
einem Schuladen stand und mit seinem eisenbeschlagenen<br />
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'dem andern stahl. Yang blieb stehen und<br />
sah zu. Dann gab er seinen Leibwächtern<br />
ein Zeichen. Sie traten vor und erschossen<br />
den Dieb auf der Stelle. Während der eine<br />
ein kleines, hölzernes Gitterbauer herbeischaffte,<br />
schnitt der andere dem Dieb den<br />
Kopf ab, der in das Bauer gesetzt und neben<br />
dem Laden aufgehängt wurde. Dort blieb<br />
er mehrere Wochen hängen als eine Warnung<br />
für Diebe.<br />
Nachdem - der Marschall sein© erste Musterung<br />
beendet hatte, reichte er mir die<br />
Hand und bat mich und die übrigen Gäste,<br />
ihm zu folgen. Wir durchschritten zwei kleinere<br />
Gemächer und betraten den Speisesaal,<br />
einen länglichen, weiss verputzten Raum,<br />
der zum grössten Teil von einem langen<br />
Tisch eingenommen wurde. Hier Hess er<br />
sich in der Mitte der einen Langseite nieder<br />
und bot mir den Platz gegenüber an. Zu seiner<br />
Rechten sass ein russischer Dolmetscher<br />
und langjähriger Vertrauter, der Tatare<br />
Burkhan aus Kasan, und zur Linken sein bester<br />
Freund und erster Würdenträger, der<br />
Unterrichtskommissär Liu Darin. Hinter ihm<br />
stand ein wohlbeleibter Major mit schwarzem<br />
Schnurrbart und freundlichem Aussehen,<br />
der ihn in und ausser dem Hause wie- ein<br />
Leibtrabant begleitete und nie in seiner unmittelbaren<br />
Nähe fehlte. Links von mir sass<br />
Professor Siu Ping Ch'ang.<br />
Auf dem Tisch prangten Torten, Kuchen,<br />
Konfekt — alles von dem Weissrussischen<br />
Zuckerbäcker gebacken —, Zigaretten und<br />
ÖDDDDDDDDCD DDDDDnnnnnnnnnnnnnnaDDDDDDDDPDDDuDaDi-<br />
Flaschen. Bediente reichten Kognak und<br />
Weisswein, Vor Yang lag eine dicke Aktenmappe<br />
mit Papieren, Briefen und Telegrammen,<br />
die unsere Expedition betrafen. Er<br />
blätterte in den Akten, nahm einen Brief heraus<br />
und reichte ihn Professor Siu. Dabei<br />
äusserte er: «Dieser Brief von einem nationalistischen<br />
Studenten in Peking kam vor<br />
einigen Monaten hier an und ist an einen<br />
Studenten Li gerichtet. Die Zensur übergab<br />
ihn mir als sehr verdächtig. Da darin von<br />
Truppen die Rede ist, die nach der Ostgrenze<br />
von Sin-kiang vorrücken, werden sie verstehen,<br />
dass ich vorsichtig sein musste. Deshalb<br />
gab ich den Befehl, Sie genau zu untersuchen,<br />
als Sie sich Harn! näherten.»<br />
Siu las den Brief und überreichte ihn mir.<br />
In dem Schreiben kam die Wendung vor:<br />
Ich beglückwünsche Euch dazu, dass Ihr 200<br />
Soldaten mit in Eurer Karawane habt — ein<br />
Scherz, der nicht so böse gemeint war,<br />
wie er klang. Militärische Begleitmannschaft<br />
hatten wir ja nur in der ersten Woche auf<br />
dem Marsch durch die Räubergegenden gehabt.<br />
Nun wurden die Sektgläser gefüllt. Yang<br />
erhob sich in seiner ganzen Grosse und hielt<br />
eine Rede, die Burkhan übersetzte. Er hiess<br />
uns in Tihwa willkommen, einer Stadt, deren<br />
schmutzige Strassen ein Bild der jetzigen<br />
politischen Verhältnisse in China; seien.<br />
»Es ist ein Segen für die Wissenschaft, für Sinkiang<br />
und für ganz China, dass Sie, meine<br />
Herren, hierher gekommen sind. Sie werden<br />
unserer grossen Provinz ihre Geheimnisse<br />
entlocken, kostbare Metalle und Kohlen finden<br />
und unsere Lehrmeister sein bei unsern<br />
Versuchen, den Wohlstand von Sin-kiang zu<br />
heben. Ich sehe es als einen Vorzug an,<br />
Ihre Bestrebungen auf jede Weise zu erleichtern.»<br />
In meiner Antwort dankte ich dem Gouverneur<br />
für die grossartige Gastfreundschaft,<br />
die er uns schon erwiesen hatte, und für sein<br />
Versprechen, uns seine mächtige Hilfe angedeihen<br />
zu lassen. Der Ruf seiner ausgezeichneten<br />
Regierung und der Ordnung und. Sicherheit,<br />
die er aufrechterhalte, sei schön in<br />
Peking zu uns gedrungen, und auf der Reise<br />
mit erstaunlicher Offenheit seine Ansichten<br />
über den Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen<br />
Generalen. Ich reichte ihm Marschall<br />
Tschang Tso Lins eigenhändiges Schreiben,<br />
das jetzt über ein Jahr alt war. Er las es,<br />
ohne eine Miene zu verziehen, äusserte sich<br />
dann aber nicht gerade günstig über den<br />
Marschall, der, Yangs Meinung nach, nur um<br />
des eigenen Vorteils willen kämpfe. «Er denkt<br />
nicht an Frieden und das Glück des Volkes,<br />
die dagegen mein einziges Ziel hier in Sinkiang<br />
sind.» Jetzt, wo ich dies schreibe, sind<br />
beide von Mörderhand gefallen.<br />
Sven Hedin auf grasser Fahrt Der berühmte Asien forscher Sven Heilin, der Nachfolger des grossen<br />
Marco Polo in unseren Tagen, hat wieder eine Expedition beendet. Diesmal war es eine der grössten<br />
6eines Lebens, das wahrlich nicht arm an bedeutenden Expeditionen war. Unser Bild ist dem Besuche<br />
Sven Hödins cAuf grosser Fahrt», das im Verlag Brockhaus erschienen ist, entnommen. Mongolen<br />
reiten als Pfadfinder vor der Karawane einher. (Zu unserem Artikel).<br />
von Hami hierher hätten wir einen lebhaften<br />
Eindruck davon erhalten, dass dieser Ruf<br />
wohlbegründet sei. Während einer Zeit, wo<br />
die ganze Welt in Gärung war, wo ein Weltkrieg<br />
raste und wo jetzt in China noch immer<br />
der Bürgerkrieg herrsche, habe er Frieden<br />
und Ordnung in seiner Provinz aufrechterhalten<br />
und dadurch der ganzen Erde ein<br />
Vorbild gegeben. Wir hoffen, durch unsere<br />
Arbeit ihm, der Wissenschaft und Sin-kiang<br />
von Nutzen sein zu können, und wir würden<br />
es uns als Verdienst anrechnen^ wenn wir in<br />
irgendeiner Weise zum Wohlstand der Provinz<br />
beitragen könnten. - -<br />
Es herrschte eine angeregte, frohe Stimmung<br />
an der Tafel. Professor Siu sprach im<br />
Namen unserer Chinesen, warf einen geschichtlichen<br />
Rückblick auf die Lage in<br />
China vor zweitausend Jahren und gab der<br />
Hoffnung Ausdruck, dass sein Land jetzt eine<br />
neue Blüte erleben möge und vor allem Einigkeit<br />
und Zusammenhalt zwischen allen<br />
Provinzen.<br />
Yang Tseng Hsin verriet dann im Gespräch<br />
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Wir wussten, dass Yang ein gelehrter und<br />
kenntnisreicher Mann war. Seine Lebenserinnerungen<br />
hatte er in dreissig Bänden<br />
drucken lassen, und er machte noch immer<br />
täglich Aufzeichnungen über sein Leben und<br />
die Verwaltung seiner Provinz. Er hegte daher<br />
grosse Achtung vor allen, die Bücher<br />
schreiben, und um mir eine Artigkeit zu sagen,<br />
erklärte er mir, er wisse, dass ich mehrere<br />
Werke herausgegeben hätte, nicht zuletzt<br />
über die Geographie von Sin-kiang.<br />
Yang hatte offenbar einen vorteilhaften<br />
Eindruck von uns erhalten, denn am 4. März<br />
waren wir zu einem wirkliehen chinesischen<br />
Galadfner in demselben Saal eingeladen. Da<br />
wurden wir mit einer endlosen Reihe chinesischer<br />
Gerichte bewirtet, mit Haifischflossen,<br />
Meeralgen, Bambusschösslingen, gebratenen<br />
Enten, und all dem andern, was zu einer<br />
fürstlichen Tafel in China gehört.<br />
Er brachte dabei das Gespräch auf unsere<br />
Pläne und Wünsche, und ich bat darum, dass<br />
Norm eine geologische Reise in die Lop-<br />
Wüste und Bergmann und Haisund eine archäologische<br />
Forschungsreise in ungefähr<br />
dieselben Gegenden unternehmen dürften.<br />
«Ja, gern, Sie können aufbrechen, wann es<br />
Ihnen beliebt; Sie brauchen keine besonderen<br />
Pässe, denn ich werde den Ortsbehörden den<br />
Befehl geben, dass Sie gut aufgenommen<br />
werden.» Ferner bat ich ihn um die Erlaubnis,<br />
feste meteorologische Stationen in<br />
Tscharchlik und Kutscha gründen zu dürfen,<br />
wo Deutsche und Chinesen ihren Wohnsitz<br />
nehmen und Beobachtungen machen sollten.<br />
«Selbstverständlich! Auch dorthin werde ich<br />
die nötigen Befehle senden. Es tut mir leid,<br />
Ihnen in Hami keine Station bewilligen zu<br />
können, denn diese Stadt liegt in der Kriegszone.<br />
Aber Sie können statt dessen Turfan,<br />
Gutschen, Tschugutschak oder Kuldscha<br />
wählen.»<br />
Auf alles, was ich wünschte, antwortete er<br />
ohne Vorbehalt mit ja. Wir erhielten vollkommen<br />
freie Hand, zu tun, was wir wollten. Obwohl<br />
alle unsere Chinesen Nationalisten waren<br />
und der Kuomintang angehörten, gab er<br />
Yuan, Hwang und Ting die Erlaubnis, die<br />
Forschungsreisen zu unternehmen, die sie<br />
geplant hatten.<br />
Trotz seines ernsten Aeusseren konnte<br />
Yang auch scherzen. Er fragte mich: «Warum<br />
machen Sie sich die Mühe, in den Wüsten<br />
herumzureiten und nach alten Ruinen zu suchen?<br />
Hier in meinem Yamen haben Sie<br />
reichlich Gelegenheit, Archäologie zu studieren;<br />
denn wie Sie sehen, ist alles nahe daran,<br />
einzustürzen, und der Bewurf in diesem Saal<br />
fällt in grossen Stücken ab.»<br />
Er wollte es kaum glauben, dass ich nur<br />
drei Jahre jünger war als er selbst. «Ist es<br />
möglich, dass Ihre Zähne echt sind?» Ich<br />
fasste mit beiden Händen kräftig zu und<br />
zeigte ihm deutlich genug, dass sie fest sassen.<br />
Er lachte und wies mir ein paar kranke<br />
Zahnstümpfe, die er noch hatte. Und der eine<br />
davon tat ihm überdies noch weh. Ich empfahl<br />
ihm, sich an Dr. Hummel zu wenden. Als dieser<br />
jedoch zwei Wochen später gerufen<br />
wurde, durfte er den schmerzenden Zahn nicht<br />
ziehen, sondern nur ein schmerzstillendes<br />
Mittel geben.<br />
Ein solches chinesisches Festessen dauert<br />
volle vier Stunden, und die ganze Zeit sitzt<br />
man zu Tisch. Als wir uns schliesslich erhoben,<br />
um nach Hause zu fahren, begleitete<br />
uns unser Gastgeber artig über beide Höfe,<br />
verbeugte sich und wartete, bis wir in unseren<br />
Wagen Platz genommen hatten.<br />
In Urumtschi hiess es allgemein, Yang habe<br />
noch nie europäische Reisende mit solcher<br />
Liebenswürdigkeit und Höflichkeit empfang<br />
gen wie uns. ^Bei einer späteren Gelegenheit<br />
sagte er zu mir: «Ihre Expedition ist die<br />
letzte aus Europa, der ich erlaube, in meiner<br />
Provinz zu reisen. Ich werde allen, die hinfor<br />
versuchen werden, hierherzukommen, die<br />
Grenzen sperren. Doch Sie können bleiben,<br />
solange Sie wünschen.»<br />
Sie: «Du wirst immer unerträglicher. Es<br />
wird bald unmöglich sein, mit dir zu leben!»,<br />
Er (hoffnungsvoll): «Wann?»<br />
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" y yj f^K\ff vT'- y^ /j^^Z*^^^^^^^ " TrevigKo nach Lodi und von dort über Casalpuster«<br />
/ J M lyZtS%sC\ ' ST ^ ^ ^ % V T. A. 273. Zürich-Nizza. Als lohnendete Roote ^ **»- Bergamo-Parma 143 km,, . T.Sch.wZ,<br />
' I^^V>^V^—?L^^ • ' täi I l • und zugleich beste Strasse von Zürich nach Nizza 17—.—».^-« EV«.#».«».«« *«<br />
£>r J*^Z^^iZ">V^ V \ JS I i den. Bern, Murten, Lausanne, Genf, Annecy, Aix- «-«.«i T„I, V ,K=^h«. w* TWoi<br />
%/(y>^V X.^^A^ / j les-Bains, Chambery, Grenoble, Col de la Croix ,.<br />
T - f- 279 - Ne^d. Ich beabsichtige, m Mai<br />
V^X^^ ^^^^^\>^/ S f Häute, Serres, Sisteron, Digne. Puget-Theniers, dieses Jahres nach Neapel zu reis en Da die SchweijT<br />
^^m^ ^^^^\^NJf ^*S^ ^^F Nizza . 6 . 6 zer-Passe bis dahin noch nicht offen sind, wurde<br />
y\y^^^ ' ; Für die Rückfahrt rate ich Ihnen zur Route ich über den Brenner nach Neapel fahren. Es<br />
Jj Tl 111^^ '• Rbonetäl aufwärts, die folgendennassen verläuft: wurde mich interessieren, welche Routen von Mai,<br />
-<br />
, yy/ y^^<br />
' Nizza, Cannes, Frejus, Brignoles, Montelimar, Va- ^ über Rom nach Neapel und zurück m enrpf<br />
• / SJWSyZr - -• tence^Vienne, Xyon. Nknlua! Genf, Lausanne, Bern, Ae^n waren. Es wäre nur sehr gedient wenn nur<br />
r ~jF-- ^ ^S^&y^r^r Zürich. Dr E in B Adressen von Hotels in Mailand, Rom, Neapel nnd<br />
/ . J^)X ^-^^5^0^^ " ' T. A. 274. Südfrankreich. 1. Die Strasse Be- sonstigen Städten, die vielleicht auf der Durchreiße<br />
f//y^ V*^^/>^^^ ziers-Millau-Mende-St.Etienne-Lyon ist gut. zur Uebernachtung m F^e kamen namhaft ge-<br />
^ C/S^y X>Cr^^S 2. Die zweite Hälfte des Monats April ist gün- =««*t wer^en . konnten. Ich lege Wert darauf, bei<br />
^~T-^? 6S ^ " ^ \ stig für Rivierareisen, und aUes ist in voller Blüte, «lässigen Preisen gut untergebracht zu sein. Für<br />
Reise kamen<br />
V^^? ÜT \ 3. Betreffend-Hotels und Preise wenden Sie sich ^<br />
14 ~ 18 Ta S e m ^%^-.<br />
^^^ , A A \t\ \ am besten direkt an das Bureau de Renseigne- __ non _. „ . _., . iH_<br />
«?^-i ^ '•' All (\\W mentsinNtee. T. R. in Z. „ T. F. 280 Si Nazaire. Fahrt.man von Sohv<br />
^Z-—S*- •" 11 L I I \ V T. A. 275. Mailand. Die Zeit, um an Ostern ^ besser über Genf nach St Nazaire oder irt<br />
dle Route<br />
~ ^ - j I 11/ \ nach Oberitalien zu fahren und die Tour mit einer Basel-Pans-St. N'azaire vorzugehen?.<br />
^^^_^ 5'<br />
v _/ " _ - / \ \ ' y , Rundreise zu verbinden, ist nicht sehr günstig ge- __ _ OJ ..... . _,,, . . j.^J~.<br />
T3Z./£ //fi I /V<br />
ten; immerhin sei Ihnen folgender Vorschlag ge-<br />
welche Strecke musste man dorthin wählen,<br />
C^yS 7/*>ln I I \\ \ K) macht: Sie fahren von Oberriet nach Sargans, Wal- m *n durch Deutschland fahren will? _<br />
/ / , ^~iM # / M i I \/V<br />
V<br />
:><br />
lenstadt, Kerenzerberg, Näfels, Bilten, Pfäffikon, _ « . „ „ - „ . L „ - . j £ *" i - i? u<br />
Cy/^lri /l //l/l /<br />
Biberbrücke, Schwyz, Axenstrasse, Altdorf, Amsteg, T. F. 282. Bayrische Konigsschlosser. Zürcher<br />
\^S {// (/V v<br />
Gösohenen, hier Verlad des Autos auf die Bahn Automobilist beabsichtigt mit seiner Famüie an<br />
S*-* /) durch den Gotthardtunnel, Auslad in Airolo, Wei- Püfgsten einen Besuch der Bayrischen Königstorfahrt<br />
« » . I l/-L* t ,' i /-+*** * L ,'* s*l£<br />
ü 15 « Faid °.<br />
Biasca . Bellinzona, Monte Ce- Ä 8 8 ^ D ^ der £ ou * ^.<br />
T * s % Wag ,? n B 1 *<br />
/Jf/A W/f/?/A r 2?/ J fl J ffß? neri, Lugano. Chiasso, Como und von hier auf der 16 / 60 ?*•<br />
Welche mit?<br />
. Z^Z, AuÜer-Famüie fahrt<br />
•-. (MA/) C/ Lt/OLt/ aZlAA/LVÜufl/ prachtvoUen Autostrada nach Mailand.<br />
Adresse vermittelt die Redaktion.<br />
v ^"^ Als Strassengebühren kommen bei dieser Strecke • ''<br />
• nur diejenige für die Autostrada in Betracht. ffntel Relieviie Hflterfineen Wi> wiVver-<br />
- als Künder des erwachenden Frühlings! ' , ^r den Rückweg wählen Sie am besten wieder HOW " T J In AS'ahiHSeSe^n<br />
: *? . flengleichen Weg; nur wenn Sie etwas mehr Zeit nennten, ist aas in AUtomOonlSteiLKreisen<br />
' Wir zeigen Ihnen gerne In unseren Räu- beanspruchen können, käme die Tour über den bestbekannte Hotel Bellevue in unterfingen<br />
m*»n rli« anartpn<br />
Brenner in Betracht, die folgendennassen zu wäh- in die Hände von E. Obrecht-Meier, dem<br />
p men die aparten<br />
Ien wäre. i^j^^ Brescia, Verona. Rovereto, Vi- hisheTfeei1 Besitzer de*! 2-utsreführten Hotel<br />
piteno Brennerpass, Innsbruck, dann Inn aufwärts OlSüengen P« s « ze r Ö«S gutgeiunnen notei<br />
WmtmmUmESmm^m» Kl^mmt~~.S4^m~. nach .Landegg, St. Anton, Verlad des Autos durch Ochsen m bt. Ciallen, übergegangen.<br />
f rlfflfffTQj'/lfdfllcffCfl den Arlberg und Auslad des Wagens je nach den •»••«•« *' -M-<br />
' ^^ Schnee Verhältnissen (die näheren Angaben wird »*—»M»