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E_1929_Zeitung_Nr.034

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16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N° 34<br />

Ja oder nein ?<br />

Sollen Damen einem Club angehören?<br />

Eine Frage, über die man sich streiten kann.<br />

Heber diese, ia No. 30, -von. einer Leserin aufgeworfenen<br />

Frage, erhielten -wir noch die nachfolgenden<br />

Zuschriften.<br />

Die Red.<br />

Die Präsidentin antwortet<br />

Ohne im einzelnen auf die stark subjektiven<br />

Erörterungen von Frau J.B.S. eintreten zu<br />

wollen, möchten wir hierzu noch sachlich<br />

folgendes bemerken:<br />

1. Die Gründung von speziellen Damenoder<br />

sagen wir schweizerischen Frauen-<br />

Clubs scheint offenbar einem Bedürfnis zu<br />

entsprechen, sonst würden sie nicht in denjenigen<br />

Ländern, wo sie schon bestehen<br />

(Frankreich, England, Deutschland) so gut<br />

gedeihen und sich so gut und immer mehr<br />

entwickeln.<br />

2. Die bestehenden sportlichen Männerorganisationen<br />

sind gewiss sehr gut und niemand<br />

von uns bestreitet dies; aber wer dort<br />

nur ein wenig Einblick hat, muss zugeben,<br />

dass eine tätige Mitarbeit der weiblichen<br />

Mitglieder — von Einfluss gar nicht zu reden<br />

— auch wenn die Frauen noch viel zahlreicher<br />

wären — auf Jahre hinaus vollständig<br />

ausgeschlossen ist. Dies soll kein Vorwurf<br />

sein; die Lage ist bei uns in fast allen<br />

sportlichen und Berufsorganisationen dieselbe<br />

und hat daher ganz folgerichtig zum<br />

Zusammenschluss der Frauen geführt. Auch<br />

die Männer sind lieber « unter sich », wie das<br />

Beispiel eines lokalen Clubs beweist, von<br />

dem einige Mitglieder die Aufnahme einer<br />

Frau in den Vorstand gewünscht hätten; die<br />

bisherigen männlichen Mitglieder waren aber<br />

dagegen und die Wahl unterblieb. Und doch<br />

hätte die Frau gerade als Mutter-und Erzieherin<br />

ein bei uns vielleicht noch nicht genügend<br />

gewecktes starkes Interesse an allen<br />

Fragen des Verkehrs — wir möchten nur<br />

nebenbei daran erinnern, dass die kürzlich in<br />

Deutschland stattgefundene Reichsunfallverhütungswoche<br />

überall von den Frauenvereinen<br />

unterstützt und dass in ihrem Rahmen in<br />

Berlin eine Verkehrsausstellung speziell für<br />

Frauen und Mütter veranstaltet wurde.<br />

3. Ein Automobil-Club hat nicht nur die<br />

Interessen seiner Mitglieder nach aussen zu<br />

vertreten; er hat auch die Aufgaben der<br />

fachlichen Weiterbildung und des gesellschaftlichen<br />

Zusammenschlusses seiner Mitglieder<br />

übernommen. Bei beiden wird man<br />

es sehr begreiflich finden, dass es viele<br />

Frauen gibt, die auch hier lieber :«unter sich»<br />

sind.<br />

Der Mann hat mehr Routine auf technischem<br />

Gebiet, schon weil seine Vorfahren<br />

seit so viel längerer Zeit ein Werkzeug zu<br />

führen gewohnt waren. Er schaut daher<br />

meistens spöttisch auf den weiblichen Neuling<br />

herunter.<br />

Auch hat die Frau wirklich ein ganz besonderes<br />

Interesse an den Fortschritten der<br />

Automobiltechnik, die ihr Mühe und körperliche<br />

Kraft ersparen können. Und was das<br />

Gesellschaftliche anbetrifft, so hat es ja die<br />

verheiratete Frau leicht, Anschluss zu finden,<br />

weniger aber junge Mädchen oder die<br />

Alleinstehende und Berufstätige. Damit<br />

möchten wir keineswegs eine Kluft auftun<br />

zwischen Ledigen und Verheirateten — nein,<br />

wir hoffen gerade, in unserem Club werden<br />

sich beide in freundlicher Mitarbeit und herzlicher<br />

Kameradschaft finden.<br />

4. Jedesmal, wenn sich neben den schon<br />

bestehenden Männer - Organisationen eine<br />

Frauenvereinigung mit ähnlichen Zielen bildete,<br />

gab es einzelne Frauen, die sich zuerst<br />

temperamentvoll dagegen wandten. Frau J.<br />

B.-S. hätte von einigen Jahren, um ein Beispiel<br />

zu nennen, unter den Künstlerinnen verschiedene<br />

Gesinnungsgenossinnen gefunden,<br />

die heute — eifrige Mitglieder der Gesellschaft<br />

schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen<br />

und Kunstgewerblerinnen sind.<br />

Wir fassen ihre Worte also als ein gutes<br />

Omen auf und freuen uns auf ihre zukünftige,<br />

gewiss sehr wertvolle und anregende Mitarbeit.<br />

Für den Vorstand des Schweizer. Damen-<br />

Automobil-Club: Frau G. Plüss, Präs,<br />

Bern, den 9. April <strong>1929</strong>.<br />

Nein !<br />

Ueberall weichet das Weib dem Manne;<br />

nur in dem Höchsten weichet dem weiblichsten<br />

Weib immer der männlichste Mann.<br />

(Schiller. Das weibliche Ideal.)<br />

Ja: überall weichet das Weib dem Manne,<br />

konnte Schiller noch schreiben — heute<br />

heisst es wohl eher: überall folgt dem Manne<br />

das Weib. Auf allen Gebieten wollen sie es<br />

ihm nachtun — nichts gibt es bald mehr, das<br />

der modernen Frau nicht nachahmenswert<br />

erschiene. Und doch: liegt in dieser Sucht<br />

der Nachahmung nicht ein Stück Tragik? Sind<br />

es nicht «Verdrängungsersoheinungen»—wie<br />

man im Zeitalter der Psychanalyse so gerne<br />

sagt? Es scheint mir doch. Diese Klage der<br />

Einsenderin G. M. über die Zurückstellung<br />

der unverheirateten Frau durch die verheiratete<br />

lässt uns tief blicken. Hier liegt der<br />

Hase im Peffer! Weil wir uns zurückgesetzt<br />

vorkommen, weil ihr mit Hilfe eurer Gatten<br />

eine vermeintlich höhere soziale Wertung<br />

beansprucht — deshalb wollen wir (die Ledigen)<br />

uns organisieren, deshalb wollen wir<br />

Clubs haben, dann können wir euch — und<br />

euern Männern — zeigen was wir sind —<br />

und dass wir diese Männer nicht brauchen,<br />

denn das, was sie können, können wir auch.<br />

Es ist bezeichnend für unsere Zeit, dass<br />

die Frau in einer immer weitergehenden<br />

Emanzipation ihr Glück sieht. Sie merkt<br />

nicht, dass sie sich damit immer mehr vom<br />

Manne entfernt, denn das ganze Gerede über<br />

«Kameradschaft», «Genossin im Lebenskampf»<br />

usf. ist meist blosse Phrase. Tatsächlich<br />

sucht der Mann im Weibe gar nicht<br />

den Kampfgenossen, auch nicht den Kameraden<br />

„ . . nein, er sucht eben die Frau . . .<br />

er sucht beim Weibe den Frieden, den er im<br />

Berufsleben nicht findet, denn dort ist<br />

Kampf, ist Konkurrenz, ist Unsauberes und<br />

Unerfreuliches. Die Frau aber denkt: ich<br />

muss sein wie er, nicht nur' äusserlich, auch<br />

in meinem ganzen Tätigkeitsbereich, in meinen<br />

Vergnügungen, in meinen Liebhabereien<br />

muss ich nämlich werden....denn das moderne<br />

Leben verlangt das von uns erwerbstätigen<br />

Frauen. Welcher Trugschluss! Mit<br />

dieser immer weiter um sich greifenden<br />

Preisgabe echten Frauentums sich einverstanden<br />

erklären ist modern, ist zeitgemäss.<br />

Ich weiss es wohl . . ., doch mir fehlt der<br />

Glaube an die Notwendigkeit. . . und (es sei<br />

gesagt) die Lebensfähigkeit solcher Frauen-<br />

Clubs! Wie viele unverheiratete Frauen gibt<br />

es bei uns, die ein eigenes Auto besitzen?<br />

Und die verheirateten, die im Auto ihres Gemahls<br />

fahren — oder die Unverheirateten,<br />

die das Auto ihres Vaters lenken: nun, die<br />

dürfen es doch wohl auch dem Eigentümer<br />

dieses Autos überlassen, in einem Club für<br />

ihre automobilistischen Interessen einzustehen<br />

und durch den Club die sportlichen Anlässe<br />

zu organisieren. (Das letztere wollen<br />

die Frauen ja doch nicht und für die Vorteile<br />

können sie sich ja als Damen-Mitglied<br />

und Angehörige einem bestehenden Herren-<br />

Club anschliessen. Die erste Einsenderin hat<br />

ganz recht, wenn sie sagt: «was uns not tut,<br />

das sind nicht Frauenrechtlerinnen ä outrance,<br />

nicht Automobilistinnen pur sang,<br />

sondern Frauen, die entgegen dem Manne,<br />

das Ganze im Auge zu behalten vermögen»<br />

Steckt nicht in der ganzen Damen-Club-<br />

Gründung ein bisschen Snobismus — oder<br />

auf deutsch gesagt: weibliche Eitelkeit.<br />

F. Seh.<br />

Die Einzelgängerin<br />

Mit lebhaftem Interesse habe ich die Ansichten<br />

tibor die Frage, ob Damen einem Club angehören<br />

sollen oder nicht, gelesen. Und man muss der Redaktion<br />

der «A.-R.> Dank sagen dafür, dass sie die<br />

Spalten ihres Blattes zur Klärung dieser gar nicht<br />

so nebensächlichen Frage zur Verfügung stellt.<br />

Ich bin allgemein nicht für eine Dezentralisation,<br />

denn das Leben zeigt: es uns immer deutlicher, dass<br />

nur. der Zusammenschluss stark macht! Leider handeln<br />

wir nicht immer darnach. Auch ich gehörte<br />

bisher zu dieser Kategorie: ich hatte meine Freude<br />

an meinem Wagen, fuhr allein oder mit einer lieben<br />

Freundin hinaus in Gottes schöne Welt und bekümmerte<br />

mich nicht um dm Autoclub. Ich bin schon<br />

verschiedentlich zu sportlichen oder gesellschaftlichen<br />

Anlässen eingeladen worden, habe dort gemütliche<br />

Stunden verbracht und dabei manche mir Iiebgewordeno<br />

Bekanntschaft mit anderen Autlerinnen<br />

gemacht. Und über Mangel an Galanterie seitens<br />

der Herren hätte ich nie klagen dürfen. Das ist ja<br />

nicht, von so ausschlaggebender Bedeutung, werden<br />

sich viele denken; aber ich bekenne offen, dass ich<br />

es gar nicht so ungern habe, wenn man mir vornehmlich<br />

in Herrengesellschaft Aufmerksamkeiten<br />

entgegenbringt! —<br />

Wenn sich die Frauen nun aber zu einem eige«<br />

nen Club zusammenschliessen, dann ist das noch<br />

lange nicht gesagt, dass sie etwas den Männern<br />

nachmachen. In der Politik hat heute die Frau<br />

noch keine Rechte, aber in der Gründung eines Vereins<br />

hat sie dieselben Rechte wie der Mannl Und<br />

ich glaube, dass sich die Autlerinnen ganz gut zusammenschliessen<br />

dürfen, denn auch sie werden aus<br />

diesem Zusammenschluss mannigfachen Nutzen ziehen.<br />

Neben einer gewissen Interessengemeinschaft<br />

unter Sportkameradinnen könnte sich recht bald<br />

auch die Gemütlichkeit im besten Sinne entwickele<br />

Und die kann man heutzutage, in der Hast unserer<br />

Zeit, recht wohl gebrauchenl Es würde übrigens<br />

nichts schaden, wenn man gelegentlich eine Ausfahrt<br />

mit einer Herren-Sektion vereinbaren würde,<br />

man könnte daraus nur Gewinn ziehen, dies und<br />

das vom Wagen und vom Fahren aus Teichen Erfahrungen<br />

heraus lernen, angenehme Plauderstunden<br />

erleben und vielleicht — warum denn nicht! —»<br />

einen kennen lernen, der einem mehr als nur lieber<br />

Sportkamerad sein könnte! Fräulein R. in B»<br />

Carl Benz-Anekdote.<br />

Carl Benz, der in diesen Tagen verstorbene<br />

Erfinder des Automobils, erzählt in seinen<br />

hochinteressanten Erinnerungen («Le-*<br />

bensfahrt eines deutschen Erfinders, 1844—*<br />

1924», Köhler & Amelang, Verlag, Leipzig^<br />

Ganzleinen 8 Mark) folgendes köstliche Ge«<br />

schichtchen : « Schon in den ersten Erfinderjahren<br />

erhielt ich eines Tages zu meinen<br />

Ueberraschung eine Vorladung vom Bezirks«<br />

amt Mannheim. «Wissen Sie nicht,» sagte<br />

der Amtmann Bierbaum, «dass das Fahren<br />

mit elementarer Kraft nach einem Landtags«<br />

beschluss bei uns in Baden verboten ist ? ». _<br />

Das war nun freilich für einen, der mit<br />

dem Motorwagen Zukunft und Welt erstür«<br />

men will, ein Weghindernis von der Anmut<br />

des Drahtverhaus. Sofort ging ich daran, mit<br />

allen Waffen Ciceros gegen dieses Draht*<br />

verhau anzukämpfen. Und siehe da, der Mann<br />

an der Schranke Hess sich durch Vernunft«<br />

gründe überzeugen, zog die Barriere hocH<br />

und gab den Amtsbezirk Mannheim zur<br />

Durchfahrt frei. Darüber hinaus aber musste<br />

ich die Genehmigung des Ministeriums einholen.<br />

Die Genehmigung kam, aber sie hätte<br />

sich in praxi auswirken müssen wie eine.<br />

Nichtgenehmigung. Sechs Kilometer Fahrgeschwindigkeit<br />

innerhalb und zwölf Kilometer,<br />

ausserhalb der Stadt!<br />

Da dieses Salomonische Urteil naturgemäss<br />

durch keinerlei Sachkenntnis getrübt war,<br />

versuchte ich noch einmal mit den Waifea<br />

der Vernunftgründe zu fechten. Ich lud die}<br />

Herren zu mir nach Mannheim ein, um sie<br />

von der Betriebssicherheit und Ungefährlich«<br />

keit meiner Wagen überzeugen zu können.<br />

Richtig, sie nahmen an und teilten mir den<br />

Zug mit, mit dem sie in Mannheim einzutref«<br />

fen gedachten. Fahrmeister Tum gab ich den<br />

Auftrag, die Herren an der Bahn mit der<br />

«Benzinchaise» abzuholen. Selbstverständ«<br />

lieh schärfte ich ihm ein, mit den «gefährlichen<br />

» Herren keinesfalls schneller als sechs<br />

Kilometer pro Stunde zu fahren.<br />

Die Herren kamen an, stiegen ein und freu«<br />

ten sich zunächst wie die Schneekönige über<br />

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