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E_1929_Zeitung_Nr.044

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20 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong><br />

Einzelheiten zur Targa Florio<br />

Der Schweizer Lepori Fünfter, aber ohne Wertung.<br />

Nachdem wir schon in unserer Nummer 41<br />

in der Lage waren, unseren Lesern Resultate und<br />

Verlauf des grossen sizilianischen Rennens zu<br />

melden, sei in Nachfolgendem unser Rericht<br />

durch unsere Tar?a-Florio-Korrespondenten ergänzt.<br />

Die Ausführungen geben über das trotz<br />

einem prächtigen Rennen buchstäbliche Pech unseres<br />

Landsmannes Lepori auf Bugatti Aufschluss.<br />

Der Auftakt.<br />

Targa Florio! Ein strahlender Maientag,<br />

bunte Wimpel in allen Farben, grüne Laubkränz©<br />

mit goldenen Orangen, schöne, elegante<br />

Frauen, prächtige Offiziere, eine begeisterte<br />

Menschenmenge, vibrierend in der<br />

Spannung des atembenehmenden Kampfes<br />

'der Maschinen und Menschen: alles dies in<br />

der sizilianischen Landschaft, wo sie am<br />

schönsten ist, mit dem Blick auf blühende,<br />

grüne Höhen und das leuchtende, blaue Meer,<br />

überwölbt vom azurblauen Himmel Italiens.<br />

Die Tribünen: auf den Tribünen und hinter<br />

den Barrieren ist alles, was in der sizilianischen<br />

Gesellschaft Rang und Namen hat:<br />

da ist das markante Profil des Präfekten<br />

Cesare Mori, der als Befreier Siziliens von<br />

der Maffia in die Geschichte eingegangen ist,<br />

weiter der liebenswürdige, weisse Kopf des<br />

österreichischen Konsuls, Commandatore<br />

Salvatore Teresi, mit seinen vier schönen<br />

Töchtern und dem Gemahl der ältesten, den<br />

bekannten Palermitaner Plantagenbesitzer<br />

und Gentlemen-Sportsman, Cavalliere Verde.<br />

Dann erscheint die hohe Gestalt des Cavalliere<br />

Florio, mit einer schönen, blonden<br />

Frau in schwarz. Applaus von allen Tribünen:<br />

es ist die bekannte Prager Rennfahrerin,<br />

Frau Junek, deren fabelhafte sportliche<br />

Leistung auf der XIX. Targa Florio noch<br />

in aller Erinnerung ist, die aber seit dem tragischen<br />

Unfall, dem ihr Gatte auf dem letzten<br />

Nürburgring-Rennen zum Opfer fiel, den<br />

Rennsport aufgegeben hat. Da taucht der<br />

interessante Kopf der Emma Grammatica<br />

auf, der grossen italienischen Tragödin,<br />

die als Nachfolgerini der Düse gilt und eben<br />

mit ihrer Schwester in Palermo gastiert.<br />

Das Rennen.<br />

Nach dem Start in Cerda wurde Maserati<br />

mit der besten Zeit aus Caltavuturo gemeldet,<br />

schied aber dann infolge Bruches des Verteilerzahnrades<br />

im Zündapparat aus. An den<br />

Tribünen in Cerda, wo die offizielle Zeitnahme<br />

war, erschien Minoia in Bestzeit; er hatte<br />

die erste Runde in 1 St. 25 Min. 17 Sek. zurückgelegt,<br />

was einem Stundenmittel von<br />

75,922 km entspricht, und damit den Rekord<br />

Materassis von 1927, der 1 St. 25 Min. 4SH<br />

Sek. betrug, geschlagen. Ebenfalls unter dieser<br />

Rekordzeit hielten sich noch Borzacchini<br />

und Brilli Peri, während Divo als Vierter<br />

etwas dahinter zurückblieb. In der kleinen<br />

Kategorie erschien Biondetti in Bestzeit, gefolgt<br />

von Jacono und Palmen, der an den<br />

Stands aufgab. Die beiden andern erschienen<br />

zur zweiten Runde nicht mehr, so dass die<br />

Kategorie ausfiel.<br />

Minoia hielt sich auch in der zweiten und<br />

dritten Runde an erster Stelle, wurde aber<br />

dann durch ein-en Defekt am Lenkgestänge<br />

in der Fortsetzung seiner Rekordfahrt stark<br />

behindert, so dass er in der vierten Runde<br />

Divo den ersten Platz überlassen und selbst<br />

sich mit der zweiten Stelle begnügen musste.<br />

Divo hate schon in der zweiten Runde aufgeholt<br />

und fuhr mit bewundernswerter Regelmässigkeit.<br />

Borzacchini, der anfangs zu<br />

schnell gefahren war, musste seine Reifen<br />

schonen und sein Tempo verlangsam-en. Der<br />

Schweizer Lepori rückte vom siebenten auf<br />

den sechsten Platz vor und lag in der zweiten<br />

Runde dicht hinter Campari. In der<br />

dritten Runde schlug Brilli Peri Borzacchini<br />

und brachte sich so an die dritte Stelle, während<br />

Lepori wegen achtfachem Kerzenwechsel<br />

längere Zeit ausblieb und als Achter gewertet<br />

wurde, worauf er an den Stands aufgab.<br />

Wagner, der schon in der ersten Runde<br />

eine Reifenpanne gehabt hatte, erlitt in der<br />

zweiten Runde eine weitere und blieb in der<br />

dritten Runde mit ausgelaufenen Lagern auf<br />

der Strecke. Sein Teamgenosse Conelli, der<br />

von allen am besten auf die Rennstrecke vorbereitet<br />

war, hatte unterwegs Benzinrohrbruch,<br />

den er selbst reparierte und an den<br />

Stands noch ausbesserte, verschwand aber<br />

dann von der Bildfläche. Wie schon gesagt,<br />

hatte nach der dritten Runde Divo die Führung<br />

übernommen, da Minoia etwas langsamer<br />

geworden war. Dr. Bittmann Hess sich<br />

nach der dritten Runde durch den ausgeschiedenen<br />

Lepori ersetzen, was aber nicht<br />

gewertet werden konnte, da er diesen nicht<br />

als Ersatzfahrer namhaft gemacht hatte. So<br />

nützte es Lepori nichts, dass er den Bugattiwagen<br />

Bittmanns in der vierten Runde von<br />

der elften an die sechste Stelle brachte und<br />

ihn sogar an fünfter Stelle noch innerhalb<br />

der Maximalzeit durchs Ziel fuhr: die glänzende<br />

Leistung des Schweizers konnte wegen<br />

des erwähnten Versäumnisses Bittmanns<br />

leider nicht gewertet werden !<br />

In der vierten Runde folgten auf Divo die<br />

Fahrer Minoia. Pnlli Peri, Borzacchini und<br />

als fünfter Campari, dann Lepori und Foresti.<br />

Auf Anordnung des Bugatti-Chefs Costantini,<br />

der unbegreiflicherweise annahm,<br />

Minoia sei Erster, verlangsamte Divo in der<br />

letzten Runde seine Fahrt und brauchte volle<br />

drei Minuten mehr. Trotzdem gelang es Minoia<br />

nicht, seinen Stallgenossen zu überholen,<br />

da er in der letzten Runde, kurz vor dem<br />

Ziel, noch eine Reifenpanne erlitt. So wurde<br />

Divo Erster und Minoia Zweiter. Brilli Peri<br />

fuhr mit starkem Reifenverschleiss weiter<br />

und blieb Dritter. Seine Fahrt wurde durch<br />

einen seltsamen Irrtum verzögert, da man ihm<br />

in Caltavuturo einen Hinterradreifen an ein<br />

Vorderrad montiert hatte. Borzacchini, der bis<br />

dahin Vierter gewesen war, blieb bei der<br />

Um halb sechs wird Zapfenstreich geblasen,<br />

der allgemeine Aufbruch beginnt. Und<br />

dann geht es wieder nach Palermo zurück<br />

in die lachende Landschaft der Conca d'Oro<br />

hinein, in einem Tempo, das jeden Polizisten<br />

bei uns die Haare zu Berge stehen machen<br />

würde! Rechts das blaue schimmerende Meer<br />

mit den scharfen Klippen, den ailten zerfallenen<br />

Wachttürmen aus der Araiberzeit, an<br />

endlosen Orangen- und Zitronenpflanzungen<br />

entlang, an Mauern überwuchert von gigantischen<br />

Opintien und Agaven. Und am Horizont<br />

die wunderbare Silhouette des Monte<br />

Pelligrino. In den Ortschaften, die wir durchfahren,<br />

steht die ganze Bevölkerung vor den<br />

Häusern, um die heimkehrenden Autos zu<br />

betrachten. Immer wieder werden wir nach<br />

dem Sieger gefragt — jeder Strassenjunge<br />

kennt die Fahrer bei Namen. Blumen werden<br />

uns ins Auto geworfen. Die Sizilianer<br />

nehmen mit einer Intensität an diesem Ereignis<br />

teil, wie vielleicht die alten Griechen<br />

an den olympischen Spielen. Wer einmal die<br />

Targa Florio miterlebt hat, wird sich der<br />

Magie des Eindrucks nicht entziehen können,<br />

an dem Kampf der Maschinen und Menschen<br />

ebenso Anteil nehmen, wie die berauschende<br />

Schönheit der sizilianischen Landschaft und<br />

die Impulsivität und Begeisterungsfähigkeit<br />

seiner Bewohner.<br />

Er gibt nicht auf... Der englische Automobilrennfahrer<br />

Captain Malcole Campbell<br />

hat sich von Kapstadt wieder nach England<br />

eingeschifft. Bei einem Abschiedsbankett erklärte<br />

er, dass er noch keineswegs die Absicht<br />

aufgegeben habe, den Geschwindigkeitsweltrekord<br />

von Segrave zu verbessern.<br />

Die Rennstrecke in der südafrikanischen<br />

Wüste lasse noch bedeutend höhere Geschwindigkeiten<br />

zu, nur müsse die Oberfläche<br />

mehr geebnet werden.<br />

Im übrigen beabsichtigt Campbell, sofort<br />

nach seiner Rückkehr in die Heimat einen<br />

neuen Rennwagen zu konstruieren, den er<br />

fünften Runde aus; er hatte kurz vor dem «Springender Bock» taufen wird. Anfang<br />

Ziel eine Panne am Fahrgestell, was ihmnächsten Jahres will sich Campbell zu neuerlichen<br />

Rekordversuchen wieder nach Südafrika<br />

begeben.<br />

'ovalerweise geglaubt sei. Campari wurde<br />

auf diese Weise Vierter und empfing den begeisterten<br />

Beifall des italienischen Publikums,<br />

das den Sieg Divos recht kühl quittiert<br />

hatte. Als Fünfter traf wie gesagt ausserha 1K<br />

der Wertung Lepori ein und als Sechster ausser<br />

der Maximalzeit Foresti.<br />

Rennabbruch.<br />

(Bilder siehe Seite 23)<br />

N° 44*<br />

Farbige Strassen. Die heutige, grauwefsse<br />

Farbe der Chausseen ist dem Auge, besonders<br />

bei grellem Sonnenlicht schädlich. In England<br />

hat man daher Versuche unternommen*<br />

van dem Beton, mit dem die Strassen belegt<br />

werden, Farben beizumischen, die dem Auge<br />

angenehmer und gesünder sind. Wie in der<br />

Stuttgarter «Bauzeitung» mitgeteilt wird,,<br />

stellt sich dabei als die praktischste Farbe<br />

ein helles Grün heraus. Dieses hat aber den<br />

Nachteil, in der Dunkelheit die Umrisse zu<br />

verwischen. Für die Nacht hat sich am besten<br />

Blau bewährt. Man empfiehlt daher für<br />

die Hauptverkehrsstrassen Grün und Blau,<br />

während sich für die Nebenstrassen Rot und<br />

Orange eignen. Besonderes Interesse an der<br />

farbigen Strasse bekundet die Polizei, denn<br />

durch die besondere Färbung wird den Verkehrsleuten<br />

die Aufgabe erleichtert, die<br />

Fahrgeschwindigkeit der Autos und Motorräder<br />

ganz genau festzustellen.<br />

ES IST LEICHT<br />

T~

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