E_1929_Zeitung_Nr.089
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W 89 — <strong>1929</strong> AOTOMOBIL-REVUE 11<br />
flDBEE.<br />
ÜDCEER<br />
Victor Margueritte, der Verfasser der berühmten<br />
Romane «La Qarconne» und «Lelicher Aechtung zu entgehen. Die Frau von<br />
unterdrücken, um Schande und gesellschaft-<br />
Compagnon», verbreitet sich nachfolgend morgen wird in ihrer Existenz nicht länger<br />
über die künftigen Beziehungen zwischen den vom Manne abhängig sein. Sie wird unabhängig<br />
und glücklich mit dem Manne ihrer Wahl<br />
Geschlechtern, Ausführungen, die wir der<br />
«Neuen Freien Presse» entnehmen : sein, dem sie nicht durch das Gesetz, sondern<br />
Wenn die Beziehungen zwischen Mann und durch gegenseitige Zuneigung, Liebe und<br />
Frau in unseren Schulen mit ebensolcher Achtung verbunden ist.<br />
Klarheit werden gelehrt werden wie die Gesetze,<br />
die das Leben der Pflanzen und Blusie,<br />
sondern beruht auf tatsächlichen Erfah-<br />
Alles das ist nicht Ausgeburt der Phantamen<br />
bestimmen, wenn die jungen Menschen rungen. Meine eigene Lebensgefährtin ist<br />
sich von diesen wichtigen Problemen nicht eine Repräsentantin der modernen Frau. Sie<br />
i länger falsche Vorstellungen werden machen ist vollkommen frei und unabhängig sowohl<br />
müssen, weil es Dinge sind, die ihnen nur im in ihren Gefühlen wie in ihren Handlungen.<br />
Geheimen erzählt werden, wenn die Rechte Sie wählte den Beruf, der ihr am meisten zusagte.<br />
Sie ist selbst Schriftstellerin, doch be-<br />
von Mann und Frau durch Gesetze geregelt<br />
werden, die von Aufrichtigkeit und Zuneigung steht zwischen uns beiden keinerlei professionelle<br />
Eifersucht. Hier handelt es sich um<br />
bestimmt werden, dann wird die Ehe durchaus<br />
die Vereinigung zweier liebender Individuen<br />
sein. Nicht länger wird es dem einen freien, unabhängigen Frau bereits besteht.<br />
einen Fall, der beweist, dass der Typus der<br />
Partner des Ehekontraktes möglich sein, den Wie lange wird es bedürfen, um ihn zu voller<br />
andern auf Lebensdauer unglücklich zu machen,<br />
ihn durch die Ketten des Gesetzes an<br />
sich zu fesseln. Eine Scheidung wird auf Ansuchen<br />
eines Ehegatten allein möglich sein,<br />
und der Staat wird dafür sorgen, dass die<br />
ledige Mutter und das uneheliche Kind nicht<br />
unter den Folgen zu leiden haben, denen sie<br />
heute ausgesetzt sind.<br />
Dann wird sich der wahre neue Frauentyp<br />
zur vollen Blüte entfalten können. Diese<br />
Frau wird aufrecht, wahr, fair und offen sein,<br />
ein menschliches Lebewesen gleich dem<br />
Mann, mit grösseren oder geringeren Fähigkeiten,<br />
besser oder schlechter als der korrespondierende<br />
männliche Typus, jedenfalls<br />
aber dem Mann an menschlichem Wert, an<br />
sozialer Tüchtigkeit gleich. Das ist keine Utopie,<br />
kein Hirngespinst, das der Phantasie des<br />
Dichters entspringt. Erfahrungen, die ich in<br />
meiner eigenen Familie machte, beweisen es.<br />
Ich kann den Fall von drei Frauengenerationen<br />
zitieren. Die Grossmutter schloss eine<br />
unglückliche Ehe und liess sich scheiden;<br />
ebenso unglücklich, wenn auch in anderer<br />
Art, war die Mutter, welcher der Tod den<br />
Gatten entriss, und diese beiden Frauen machten<br />
sich zur Aufgabe, ihre Enkelin, beziehungsweise<br />
Tochter, so zu erziehen, dass sie<br />
von den Erfahrungen ihres Lebens lernte und<br />
daraus Nutzen zog. Dieses Mädchen, die Vertreterin<br />
der dritten Generation, wurde nach<br />
gänzlich verschiedenen Prinzipien erzogen.<br />
Sie ist vor den Prüfungen des Lebens geschützt,<br />
denen Mutter und Grossmutter wehrlos<br />
ausgeliefert waren. Sie ist dagegen gewappnet<br />
und geht ihren Weg mit offenen<br />
'Augen, mutig und optimistisch, gerüstet für<br />
Jden Lebenskampf und entschlossen, als freier<br />
Mensch ihr Glück zu erkämpfen. Dieses Mädchen<br />
ist der Prototyp des Weibes der Zukunft,<br />
das Unabhängigkeit und Charakterstärke<br />
ihr eigen nennen und zweifellos glücklicher<br />
sein wird als ihre Vorfahren.<br />
Der soziale Staat der Zukunft wird darauf<br />
hinzielen, den Begriff Sünde zu eliminieren,<br />
so wie die ledigen Mütter nicht länger gezwungen<br />
sein werden, ihre Mutterschaft zu<br />
TTBE<br />
Die Frau von Morgen<br />
yÄ\HJ<br />
Entfaltung zu bringen? Wer vermag es zu<br />
sagen? Es mag Jahre währen, selbst Jahrhunderte,<br />
aber es wird ohne Zweifel dazu<br />
kommen. Je näher wir der Verallgemeinerung<br />
dieses Typus der Frau kommen, um so weniger<br />
Lügen, um so weniger Heuchelei wird<br />
es in dieser Welt geben.<br />
Die Tochter des Duce<br />
Eine Wiener Journalistin traf im mondänen<br />
italienischen Kurort Riccione auf Mussolinis<br />
Frau und seine Kinder. Gefesselt von<br />
der Schönheit und dem starken Eindruck<br />
der ältesten Tochter des Diktators schreibt<br />
sie:<br />
Angenehm neben all den Kommentaren,<br />
Kopisten und Nachahmern des Duce fällt hier<br />
in Riccione ein Dreiblatt auf: zwei lustige<br />
Jungen und ein schlankes Mädchen. Die drei<br />
fesseln auf den ersten Blick. Alle drei haben<br />
wirklich die Augen des Duce, blondes Haar,<br />
und der älteste der Knaben seine Kinnlade.<br />
Fragt man aber, wer die drei sind, die Jungen,<br />
die mit einer Schar Gleichgesinnter<br />
herumziehen, das Mädchen, das segelt,<br />
schwimmt und tanzt, so erhält man den Bescheid:<br />
Edda Mussolini und ihre Brüder<br />
Vittorio und Bruno. Auch den kleinsten, Romano,<br />
kann man am Strande bewundern und<br />
Donna Rachel©, Mussolinis Gattin, erwartet<br />
schon ein neues — ihr fünftes Kind. In der<br />
«Gesellschaft» tuschelt man, dass Mussolini,<br />
erzählt man ihm einen recht tollen, ausgelassenen<br />
Streich seiner wilden Drei, schmunzelt,<br />
frohlockt und mit stolzer Miene antwortet<br />
: «Die haben mein Blut, nur war ich<br />
viel toller...» Kein See ist zu tief, kein<br />
Baum zu hoch, kein© Gesellschaft zu ernst<br />
und vornehm, als dass di© Drei nicht irgendeinen<br />
Streich planten. Wenn Edda Mussolini<br />
nicht ©inen recht nachdenklichen, sogar oft<br />
tieftraurigen Ausdruck hätte, wäre sie der<br />
Typ der englischen Aristokratin.<br />
Edda Mussolini war bereits ©in heranwachsendes,<br />
denkendes Mädchen, als di© Geschicke<br />
der Familie sich änderten. Aus der<br />
Tochter eines immer gefährdeten «Revolutionärs»<br />
wurde sie von einem Tage zumanderen<br />
die Tochter des «Duce». Wurde es in<br />
der Schule in Mailand, war es im aristokratischen<br />
Institut der Annunziata in Florenz,<br />
wo der Duce ihre Erziehung vollenden liess,<br />
ist es jetzt überall. Sie wehrt sich, will unbeachtet<br />
sein und sich ausruhen. Si© ist<br />
müde, so müde von dem Ruhme des Vaters<br />
und überanstrengt von dem Drange, irgendwie<br />
selbst ein Mensch zu sein. Sie sieht in<br />
all© Gesichter, kein Blick gilt ihr allein, dem<br />
Wesen, dem Mädchen. Andere Mädchen in<br />
ihrem Alter lieben, werden wiedergeliebt.<br />
Wie kann sie an Liebe glauben? Wi© annehmen,<br />
dass eine Huldigung nur allein ihren<br />
zwanzig Jahren, ihrer Person igilt? Sie ist<br />
und bleibt doch für alle «die Tochter». J©<br />
mehr er wächst, je grösser er wird, desto<br />
mehr schwindet ihre Persönlichkeit. Ihr<br />
Wunsch ist Befehl. Ihr Blick wird gesucht,<br />
weil «Er» da ist! Dabei besitzt sie grossen<br />
persönlichen Charme, nur wie früher (und<br />
vielleicht jetzt noch) manch© Erbinnen, zweifelt<br />
sie an sich selbst und verachtet di© Menschen,<br />
alle Menschen bis auf den Titanen<br />
und die Seinen, zu denen si© in erster Lini©<br />
zählt. Die Tragödie der Kinder grosser Männer.<br />
Der stahlblaue Strumpf<br />
Schuhe mit Kotflügel<br />
Noch sind die Röcke der Herbsttoiletten nicht<br />
so lang, dass sie die Beine vollständig verdecken<br />
würden. Noch darf ein zartes Fussgelenk und der<br />
darüber liegende Wadenansatz bewundert werden.<br />
Damit bleibt aber auch die Sorge um die richtige<br />
Bekleidung des Beines auf der Tagesordnung.<br />
Strümpfe sind seit einigen Jahren die Schosskinder<br />
der Modeschöpfer. Für sie eine neue diskrete und<br />
doch geschmackvolle Farbe zu entdecken, bildet<br />
eine Hauptsorge derer, die immer andere Dinge<br />
zum Schmucke der Frauen finden und erfinden.<br />
Nach den fleischfarbigen und ranchgrauen Tönen<br />
der letzten Saisons, nach dem stumpfen Kakao des<br />
Sommers soll nun ein Stahlblau für Strümpfe modern<br />
werden, das an die Färbung eines Pfauengefieders<br />
erinnert. Immer wieder werden doch unaufdringliche,<br />
dabei wunderschöne Farbtöne entdeckt,<br />
die sich für Strümpfe ausgezeichnet eignen.<br />
Stahlblau ist allerdings ein wenig betonter als die<br />
neutralen Farben, die in den letzten Jahren der<br />
Bekleidung des Beines dienten, nichtsdestoweniger<br />
kann man sich den satt gefärbten Strumpf ganz<br />
ausgezeichnet in Verbindung mit Schuh und Kleid<br />
in einer anderen Farbe denken. Und darauf, auf<br />
die Verwendbarkeit zur herrschenden Modefarbe<br />
kommt es an. Man wird heuer ein tiefes Violett,<br />
die Farbe der Dahlienblüte, bevorzugen. Dazu aber,<br />
insbesondere zu rötlich-violetten Tönungen, ward<br />
sich der stahlblaue Strumpf wunderhübsch ausnehmen.<br />
Selbstverständlich kann er nur dann getragen<br />
werden, wenn der Schuh die Farbe des<br />
Kleides wiederholt. Aber die anspruchsvolle Schuhmode<br />
verlangt heuer zu jeder Robe den eingefärbten<br />
Schuh aus Schlangen- oder Eidechsenhaut und<br />
der Farbenzusammenklang zwischen Rotviolett und<br />
Stahlblau ist zwar ein wenig ungewöhnlich, dennoch<br />
aber überaus geschmackvoll. Zum dunkelblauen<br />
Kleide und Schuh kann man den stahlblauen<br />
Strumpf ebenfalls tragen und zur schwarzen Toilette,<br />
die durch den Lackschuh ergänzt wird, bildet<br />
er gleichfalls eine reizvolle Ergänzung.<br />
Hellere Töne werden sicherlich auch zu lichten<br />
Kleidern verwendbar sein und die Farbenzusammenstellung<br />
von Stahlblau und Beige hat bestimmt<br />
ihren eigenen Reiz, doch steht der eleganten Frau,<br />
die auch während des Herbstes und vielleicht sogar<br />
auch späterhin, im Winter einmal ein helles<br />
Kleid anziehen will, dazu der biberfarbige Strumpf<br />
zur Verfügung. Er sieht nicht viel anders aus als<br />
der vorjährige, der € haselnussfarben» hiess, hat<br />
nur den ganz leise bläulichen Schimmer, der auch<br />
das edle Nutriafell auszeichnet und soll immer<br />
dunkler als das Kleid sein, dem er beigesellt wird<br />
Ein schikes Strassenu.<br />
Sportkostüm für den<br />
Herbst und milde Wintertage.<br />
Jackettanzug<br />
aus englischer Wolle<br />
mit originell geschnittener<br />
Tasche auf dem<br />
Jackett und Knopfverzierung<br />
am Jup. Die<br />
Bluse ist ebenfalls aus<br />
einem feinen Wollstoff<br />
und im Ton heller<br />
als der Jackettan-<br />
1<br />
zug.<br />
Die Mode<br />
Filzhut mit den typischen Seitenflügel. Die Stirn»<br />
ist frei.<br />
Die Damen, die ihre schönen Beine gern recht<br />
vorteilhaft zeigen, hatten bisher nur zu oft das<br />
Missgeschick, bei schlechtem Wetter ihre Strümpfe<br />
durch Kotspritzer verunstaltet zu sehen. Dagegen<br />
gibt es jetzt in der Gestalt niedlicher « Kotflügel»,<br />
angeblich wirksamen Schutz. Ein nach abwärts gebogenes<br />
Gummiblättchen wird an einer Gummischlinge<br />
über den Absatz gezogen und soll nun den<br />
ganzen Strassenschmutz auffangen, der sonst beim<br />
Gehen auf die Beine geschleudert wird. Es dürfte<br />
allerdings kaum mehr lange dauern, bis die Damen<br />
an regnerischen Tagen wieder ihre Röhrenstiefel<br />
hervorholen, um gegen die Kotspiitzer geschützt zu<br />
sein. Noch aber hat die Mode nicht enthüllt, was<br />
sie auf diesem Gebiete für Winterüberraschungen<br />
voibereitet. Ihr erster Vorbote ist, wie das € Neue<br />
Wiener Journal» zu berichten weiss, das Kotflügelchen<br />
und wenn es seinen Zweck erfüllt, •wird<br />
es sicherlich Anklang finden.<br />
Sie sind da ...<br />
die neu eingekauften<br />
viel eleganter,<br />
praktischer und billiger<br />
alsWandregulateure<br />
sind meine<br />
^aö'fufirvndejtau<br />
depffferpenmade<br />
FEIN-KALLER<br />
84&afinfwßtradde S4-<br />
M Hotel-Metzgerei<br />
Bären<br />
Neu renoviert. — Telephon 6<br />
Gesellschaftssäle. Lebende Fische. Garage<br />
P. Baumgartner.<br />
ORIEHMEPPIH<br />
Das Lager ist vollständig neu sortiert und es stehen<br />
einige 100 Stück<br />
zur Auswahl. Im Interesse eines raschen Absatzes haben<br />
wir die Preise sehr niedrig gehalten. Für Liebhaber sind<br />
eine ganze Reihe Spezialitäten bei der Sendung,<br />
welche wir besonderer Beachtung empfehlen.<br />
MEYER-MÖLLER<br />
& Co. A.-G., Bern<br />
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und allen Holzarten.<br />
Die Uhr tür<br />
das vornehme Appartement.<br />
C. Barbier, interiahen<br />
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Zürich<br />
Cafe Regence<br />
Bahnhofstrasse/Be»tcngai»e 15<br />
Das elegante Grand-Cafe. Seine<br />
Erfrischungen, seine Künstler-<br />
Konzerte. K. KARLON.