E_1929_Zeitung_Nr.093
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Ausgabe: oeutscne scnweiz.<br />
BERN, Dienstag 29. Oktober <strong>1929</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
25. Jährgang. — N° 93<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE: Erscheint Jeden Dienstag und Freitat Monatlich „Gelbe Liste"<br />
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Ehret einheimisches Schaffen!<br />
Nicht nur steht unsere schweizerische<br />
Landwirtschaft in einer harten Krise, sondern<br />
auch Handwerk und Gewerbe, Handel<br />
und Industrie sind keineswegs auf Rosen gebettet.<br />
Nur unter gewaltigen Kraftanstrengungen<br />
ist es schweizerischer Arbeit möglich,<br />
sich durchzusetzen. Der gute Ruf ihrer<br />
Produkte, die Qualität ihrer Leistungen vermochte<br />
glücklicherweise bis heute alle noch<br />
so hohen Zollmauern zu überwinden. Die<br />
Wirtschaftsberfchte der letzten Zeit lauten<br />
gegenüber den eigentlichen Nachkriegsjahren<br />
allerdings nicht mehr so ungünstig. Allein,<br />
die Schwierigkeiten unseres Absatzes und<br />
damit die Möglichkeit der Erhaltung unserer<br />
gewerblichen und industriellen Betriebe sind<br />
keine kleineren geworden.<br />
Die Gründe hierfür liegen eigentlich auf<br />
der Hand. Die meisten der kriegsführenden<br />
Länder konnten sich bis heute aus ihrer Verarmung<br />
noch nicht ganz befreien. Durch den<br />
Krieg der Schweiz verlorengegangene Absatzgebiete<br />
sind nur schwer zurückzuerobern.<br />
Eine bemerkenswerte Verindustrialisierung<br />
früher ausgesprochener Agrarländer zwingt<br />
zu einer steigenden Konkurrenz.<br />
Als reines Binnenland und aller wichtigsten<br />
Rohmaterialien bar, hat Schweizerarbeit<br />
Mühe, sich auf dem Weltmarkte behaupten<br />
zu können. Leider aber ist ihr zum<br />
Teil auch der Inlaadmarkt verlorengegangen.<br />
Fremde Suppe schmeckt ja vermeintlich<br />
immer besser als eigene. So ist es auch mit<br />
den Waren und Produkten. Freifnländischen<br />
Ursprungs, geniessen sie weit grösseres Vertrauen<br />
als die einheimischen. So scheint es<br />
wenigstens das ganze Jahr hindurch. Der<br />
Grund hierfür ist wohl in allererster Linie<br />
ihre Billigkeit. Das Ausland ist eben in der<br />
glücklichen Lage, unser Land mit billigen<br />
Produkten förmlich zu überschwemmen. Billigere<br />
Arbeitskräfte und längere Arbeitszeit<br />
ermöglichen einen billigen Markt, gegen welchen<br />
das Schweizerfabrikat nur mit Mühe<br />
aufzukommen vermag. Bei uns in der Schweiz<br />
stehen im Durchschnitt die Arbeitslöhne bedeutend<br />
höher als im Auslande und die Arbeitszeitregelung<br />
wird weit schablonenhafter<br />
durchgeführt als in irgend einem andern<br />
Lande. Zudem ist der Schweizer auf die<br />
Herstellung von teurer Qualitätsware angewiesen,<br />
welche er nur dann zu einem einiig«rmassen<br />
billigen Preise im Inlande absetzen<br />
kann, sofern der Auslandsabsatz gesichert<br />
ist.<br />
Unser bestes und grösstes Volksvermögen<br />
ist nun aber unsere Arbeit. Sie zu schützen<br />
ist unsere erste Pflicht. Es ist deshalb gewiss<br />
ein verdienstvolles Unternehmen des<br />
Schweizerwoche-Verbandes, wenn er jedes<br />
Durch die Fenster<br />
Novelle von Anna Burg.<br />
(2. Fortsetzung)<br />
Eines Tages nun, als er sich sorglos wie<br />
sonst aus dem Fenster lehnen wollte, prallte<br />
er etwas erschrocken zurück, denn gegenüber<br />
im zweiten. Stock stützte sich ein Mann<br />
mit beiden Händen auf das Gesimse und<br />
schaute mit eigentümlich konzentrierter Aufmerksamkeit<br />
im Hof herum. Es war dies ein<br />
grosser, schwer gebauter Mann von etwa 50<br />
Jahren. Sein Schädel war kahl, sein scharf<br />
geschnittenes Gesicht aber glatt und von intensivem<br />
Leben durchleuchtet Georg Wimper<br />
war kaum erschienen, so hatte ihn das<br />
scharfe Auge des Fremden auch schon erwischt<br />
und einen Augenblick sahen sie sich<br />
wie fragend an. Dann wendeten beide gleichzeitig<br />
den Blick ab und traten, scheinbar<br />
gleichgültig, ins Zimmer zurück.<br />
Hoffentlich wird dieser Mensch viel beschäftigt<br />
sein, sonst könnte er mir mein<br />
harmloses Vergnügen der Beobachtung<br />
schwer beeinträchtigen, so dachte Georg<br />
Jahr wieder auf schweizerische Arbeit und<br />
auf schweizerische Produktion hinweist. Sein<br />
grosses Verdienst liegt auch darin, dass er<br />
versucht, in unser Wirtschaftsleben wieder<br />
eine moralische Einheit herzustellen und vermeintliche<br />
Gegensätze zwischen den verschiedenen.<br />
Wirtschaftsgruppen, wie auch<br />
den sozialen Schichten unseres Volkes im<br />
Interesse unserer allgemeinen Wohlfahrt zurücktreten<br />
zu lassen. Alle Schichten unseres<br />
Volkes müssen sich wieder auf dem gemeinsamen<br />
Boden unserer Arbeit zusammenfinden,<br />
denn sie allein schafft die Lebensgüter,<br />
durch welche unser Volk gross und stark geworden<br />
ist.<br />
Durch den rapid aufgekommenen Automobilismus<br />
hat sich nun in der Schweiz eine<br />
gewerbliche Industrie entwickelt, auf die<br />
wir in der Schweizerwoche allen Grund haben<br />
hinzuweisen. Infolge einer ausgezeichneten,<br />
zugleich auch finanzstarken ausländischen<br />
Automobilindustrie hat sie allerdings<br />
Muhe, sich im Auslande durchzusetzen. Was<br />
von den Schwierigkeiten der schweizerischen<br />
Industrie ganz allgemein gesagt werden<br />
musste, gilt ganz besonders für unsere<br />
schweizerische Automobilindustrie. Immerhin<br />
ist diese auch für- unser Land von steigender<br />
Bedeutung. Die in den letzten Wochen<br />
stattgefundene Betriebszählung wird<br />
uns in Zahlen bestätigen können, /welch eminent<br />
wichtige Rolle diesem Industriezweig ftf"<br />
unserem Wirtschaftsleben, bereits- r zujionunt.-<br />
Nicht nur haben Automobilfabriken, wie Martini,<br />
Saurer und Berna sich einen guten Ruf<br />
im Auslande zu schaffen gewusst, denen für<br />
Automobilzubehörartikel die Scintillawerke<br />
beizufügen sind, sondern auch im Inlande<br />
wächst der Kreis derjenigen Betriebe immer<br />
mehr, welche für das Automobil arbeiten.<br />
Eine bedeutende Automobilzubehör-Industrie,<br />
welche sich beispielsweise mit der Herstellung<br />
von elektrischen Kabeln, Federn, Gummibereifung<br />
(Huber, Piäffikon), mit dem Bau<br />
von Karosserien, Autouhren, Tachometern,<br />
Steigungsmessern, Manometern, Kolben und<br />
Segmenten, Kühlern, Zündkerzen, Oelen und<br />
Fetten, Blachen, Akkumulatoren, Kugellagern<br />
usw. beschäftigt, ersetzt der Schweiz<br />
teilweise verlorengegangene Industrie und<br />
beschäftigt in steigendem Masse schweizerische<br />
Arbeitskräfte. Den Lesern der «Automobil-Revue»,<br />
deren Verlag selbst durch<br />
Herausgabe von Autoführern und Autokarten<br />
sich mit Erfolg in den Dienst des Automobilismus<br />
stellt, werden die Hunderte von Firmen<br />
durch den' Inseratenteil nicht unbekannt<br />
sein.<br />
Wenn wir uns auch gerade auf dem Ge<br />
biete des Automobilbaus von übertriebenem<br />
Nationalismus und Chauffinismus freihalten<br />
Wimper. Diese Hoffnung schien sich auch<br />
zu erfüllen, denn einige Tage war in der<br />
Wohnung des neuen Mieters alles still. Dann<br />
aber geschah etwas, was Georg Wimper<br />
zwar erwartet hatte, was ihn nun aber doch<br />
im höchsten Grade überraschte. Es dunkelte<br />
bereits und in allen Fenstern lag schon Lichtschein.<br />
Die Zimmer in der Wohnung des<br />
zweiten Stockes erstrahlten jedoch besonders<br />
hell. Wohl waren die fein gestickten<br />
Gardinen sorgfältig zugezogen, aber die<br />
Lichtfülle inwendig war so gross, dass die<br />
Verhüllung nur wie zarte Schleier wirkte.<br />
Durch sie hindurch sah man mit einem Male<br />
auf dem Teppich des einen Salons eine unvergleichlich<br />
schöne Frauengestalt stehen.<br />
Offenbar war sie soeben eingetreten, denn<br />
sie schlug mit beiden Händen langsam einen<br />
pelzgefütterten Mantel zurück und Hess mit<br />
einer Bewegung des stolz getragenen Hauptes<br />
ein seidenes Tuch von den schwarzen<br />
Haaren gleiten, die ihr schmales, mattbleiches<br />
Gesicht wie einen Ebenholzrahmen umgaben.<br />
Ihre schlanke, hohe Gestalt stand<br />
einen Augenblick unbeweglich, während sie<br />
den Kopf langsam und wie gezwungen nach<br />
dem hinter ihr stehenden Mann wandte, der<br />
sie mit seltsam forschendem Blick zu be-<br />
Den leitenden Organen der Schweizer. Bundesbahnen<br />
muss es merkwürdig zumute sein.<br />
Wiederum stehen sie vor einem furchtbaren<br />
Unglücke, dessen Schuld nach bisher eingezogenen<br />
Informationen einzig und allein ihnen<br />
zufällt.<br />
Am 27. Oktober ereignete sich mittags am<br />
Bahnübergang westlich des Bahnhofs St. Leonard,<br />
oberhalb Sitten, ein furchtbarer Balirunfall.<br />
Ein von fünf Personen besetztes Auto<br />
wurde infolge offener Barriere vom Simplon-<br />
Schnellzug erfasst und wörtlich in Fetzen zerrissen.<br />
Das Auto, in dem sich eine Taufgesellschaft<br />
befand, stand auf dem Geleise, als<br />
der Mittagsschnellzug Lausanne-Mailand heranfuhr.<br />
Die sonst von einer Barrierenwärterin<br />
zu bedienende Barriere war offen gelassen<br />
worden. Im Auto befanden sich Vater und<br />
Sohn Melly, Unternehmer in St. Leonard,<br />
das soeben getaufte Kind, die Hebamme<br />
Bagnoud und die Patin Frau Bitz. Die drei<br />
erstem tvurden in den Liennebach geworfen,<br />
die Hebamme wurde auf den-Damm geschleudert,<br />
und die Patin etwa 50 Meter weit von<br />
der elektrischen Maschine bis zum Bahnhof<br />
geschleppt. Alle fünf Insassen sind tot.<br />
Das den Schweizerischen Bundesbahnen zngestossene<br />
Unglück ist wohl eines der<br />
schwersten, das ihnen wohl je in dieser Art<br />
vorgekommen, ist. Am Grabe der 5 Personen<br />
steht nicht nur die fassungslose Mutter, sondern<br />
weinen 20 Waisen, welche ihre Mütter<br />
verloren haben. Nicht nur die Redaktion der<br />
«Automobil-Revue», nicht nur die Zehntausende<br />
von Automobilfahrern, sondern wohl das<br />
ganze Schweizervolk (wir gehen in dieser Annahme<br />
wohl kaum fehl) stellen heute an die<br />
verantwortlichen Organe der Schweizerischen<br />
Bundesbahn die Frage: «Wie lang noch?»<br />
Wie lange noch müssen durch schlecht bewachte<br />
Niveau-Uebergänge, durch-fahrlässige<br />
Handhabung der Barrieren-Bedienung Menschen<br />
ihr Leben opfern?<br />
Die Opfer von Meyriez und von Vevey-<br />
trachten schien. Georg Wimper hielt den<br />
Atem an. Nie hatte er — wie es ihm schien<br />
— etwas so Zaubervolles gesehen wie diese<br />
Frau, wie sie in der Umrahmung des eleganten<br />
Zimmers, in verschwenderischer<br />
Lichtfülle, hinter dem rieselnden, silberschimmernden<br />
Schleier der Vorhänge stand.<br />
Seltsamerweise störte die Anwesenheit<br />
des schwergebauten Mannes, der, grösser als<br />
sie, echt herrenmässig, und doch wie bittend<br />
halb hinter ihr stand, das Bild nicht im geringsten.<br />
Sie wirkte viel mehr durch den<br />
dunklen Punkt, den sie in das helle Gemälde<br />
setzte, wie ein raffiniert angebrachter Effekt.<br />
Alle ruhige Beobachtung hatte Georg Wimper<br />
mit einem Schlag verlassen. Mit fieberhafter<br />
Anspannung schaute er nach dem einen<br />
Fenster, sah, wie die wunderbare Frau,<br />
nachdem sie den Mantel abgelegt, auf einem<br />
Diwan Platz nahm, wo sie aufgerichtet sass,<br />
etwas vorgebeugt, angestrengt horchend auf<br />
das, was ihr Gatte — war es ihr Gatte? —<br />
sprach, während er rastlos auf und ab ging,<br />
nur selten etwas erwidernd. Dem Lauscher<br />
kam es vor, als sehe er ein Sardousches<br />
Schauspiel. Aber es wurde plötzlich abgebrochen,<br />
indem das Paar das Zimmer verliess,<br />
wobei die Frau wie eine Königin an<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile odep<br />
deren Raum 45 Cti. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Ctb<br />
Grössere Inserate nach Seitentarif.<br />
Inseratensehluss 4 Tage vor Erseheinen der Nummern<br />
müssen, weil die Struktur unserer Volkswirtschaft<br />
sich damit nicht in Einklang setzen.,<br />
lässt, so hielten wir es doch als Ehrenpflicht,'<br />
während der Schweizerwoche einmal<br />
ganz speziell auf die hoh6 Bedeutung unserer<br />
schweizerischen Automobilindustrie und<br />
des damit in Zusammenhang stehenden Gewerbes<br />
hinzuweisen, mit der Aufmunterung<br />
an unsere Leser, auch auf diesem Gebiete<br />
unserer Schweizerarbeit Ehre zu erweisen K-<br />
Wie lange noch?<br />
Ein Auto vom Zuge erfasst. — Fünf Tote.<br />
Gonelles erheben erneut ihre Anklage. Damals,<br />
wie schon früher, wies die Redaktion<br />
der « Automobil-Revue » auf die Dringlichkeit<br />
der Beseitigung der Niveau-Uebergänge hin.<br />
Sie verlangte eine radikale Verbesserung der<br />
bestehenden Uebelstände und betonte, dass an<br />
Niveau-Uebergängen auf zweigleisigen internationalen<br />
Durchgangsstrassen eine Barrierenwärterin<br />
nicht genüge.<br />
Beim Unglücksfall von St. Leonard handelt<br />
es sich nicht um einen internationalen<br />
Durchgang. Die Schuld trifft nicht eine Barrierenwärterin,<br />
sondern den Stationsgehilfen,<br />
der überdies stellvertretungsweise den Dienst<br />
zu versehen hatte. Die Besorgung der Barriere<br />
ist gewöhnlich allerdings einer Barrierenwärterin<br />
übertragen. Zwischen 11.20 bis 12.20 Uhr<br />
hat jedoch der diensttuende Beamte diesen<br />
Dienst zu übernehmen. Der Aushilfsbeamte,<br />
der die beiden Barrieren zu bedienen hatte,<br />
vergass die westliche zu schliessen, womit<br />
das Unglück herbeigeführt worden ist. Wir<br />
wollen auf den schuldigen Beamten keine<br />
Steine werfen. Schwer genug wird er am Unglück<br />
zu tragen haben. Mit aller Schärfe aber<br />
erheben wir Anklage gegen das System und<br />
deren verantwortlichen Leiter. Verschiedene<br />
Vorgänge und Unglücksfälle der letzten Zeit<br />
lassen im Volke draussen den Eindruck er--<br />
stehen, als wenn der Wille der Lejtung sich<br />
nicht mehr bis zum letzten Manne durchzusetzen<br />
vermöchte und ein im Eisenbahnstaat<br />
grossgezogener «Staat» in gewissen Kreisene<br />
eine largere Auffassung des Dienstes bedingt<br />
hätte.<br />
Bei aller Anerkennung jeglicher weiblichen<br />
Arbeit möchten wir in diesem Zusammenhange<br />
doch erneut betonen, dass Barrierenwärterinnen,<br />
die von ihren mütterlichen Sor-*<br />
gen und mütterlichen Pflichten nur allzu leicht<br />
in ihrem Dienste abgelenkt "werden können,<br />
nicht an Barrieren wichtiger Durchgangsstrassen<br />
gehören. Zudem sollten sie, wenn<br />
man ihren häuslichen Pflichten entgegenkommen<br />
und sie ungeachtet des Verkehrs einfach<br />
für eine bestimmte Zeitspanne beurlauben<br />
will, durch gut eingeschossene Stellvertreter<br />
oder Stellvertreterinnen ersetzt werden. Es<br />
hat keinen Wert, Barrierenwärter oder -Wärterinnen<br />
an eine Barriere während weniger<br />
verkehrsreichen Stunden hinzustellen und sie<br />
in Zeiten, da internationale Züge verkehren<br />
und Vorsicht doppelt am Platze wäre, nicht<br />
einmal zu ersetzen. (Während der angegebenen<br />
Zeit passieren zwei Schnellzüge die<br />
Station St. Leonard. Zugleich muss hervorgehoben<br />
werden, dass der Stationsdienst<br />
der Bundesbahnen nur gewandten, überaus<br />
dem Manne vorbeischritt und er ihr folgte.<br />
Der blendend erhellte Raum blieb leer- Man<br />
hatte sich wohl nach einem Speisezimmer<br />
begeben, das auf der andern Seite des Hauses<br />
lag. Einen Augenblick kam Georg Wimper<br />
der tolle Wunsch an, auch auf jener andern<br />
Hälfte über ein gegenüber liegendes<br />
Fenster zu verfügen, um diese zwei Menschen<br />
von einem Gemach ins andere begleiten<br />
zu können. Aber während er dies noch<br />
dachte, wurden drüben die gestickten Gardinen<br />
zurückgeschoben, eine dienstbar©<br />
Frauensperson, die Georg Wimper ausserordentlich<br />
plump und frech vorkam, griff mit<br />
dicken Armen über die Fensterbrüstung hinaus<br />
und zog zwei knarrende Laden zu. Dasselbe<br />
tat sie im Nebengemach, dasselbe tat<br />
sie wohl auch in den andern Räumen. So<br />
blieben diese beiden Menschen abgeschlossen<br />
gegen die Aussenwelt, und das wundersame<br />
Geschöpf war ganz in der Gewalt des<br />
schweren Mannes.<br />
Georg Wimper konnte selbst nicht recht<br />
begreifen, warum er das Gefühl hatte, als<br />
sei die Frau eine Gefangene. Aber jedenfalls<br />
hatte er dies Gefühl, und ihm war, als müsse<br />
er sie von nun an durch unablässige Aufmerksamkeit<br />
vor Unheil behüten. Vorbei war
zuverlässigen, geistig überlegenen und gedächtnistreuen<br />
Beamten zu überweisen und<br />
dass besonders bei Urlaub oder Stellvertretungen<br />
auf genügenden Ersatz und allseitig<br />
genügende Instruktion zu sehen ist. Sehr<br />
viele Bahnunfälle scheinen sich auf das Moment<br />
zurückführen zu lassen, dass stellvertretende<br />
Beamte zu wenig einlässlich in<br />
ihren Funktionendienst und Pflichtenkreis<br />
eingeführt wurden.<br />
Sei dem wie ihm wolle. Die verantwortungsvollen<br />
Leiter des Systems dürfen diese<br />
Bahnunfälle (es handelt sich nämlich beim<br />
Unglück von St. Leonard nicht um ein Autounglück,<br />
wie es von vielen <strong>Zeitung</strong>en bezeichnet<br />
wurde) nicht mehr weiter anhäufen<br />
lassen, ansonst unsere Prophezeiung<br />
recht bekäme, dass früher oder später bei<br />
einem solchen Zusammenstoss auch einmal<br />
der Zug entgleisen und noch mehr Todesopfer<br />
erheischen könnte. Vielleicht käme dann ähnlich<br />
wie beim Rickenunglück nach einem fünfjährigen<br />
Prozesse ein anderer Staatsanwalt<br />
zum zweiten Male in die Lage festzustellen,<br />
dass « eine kaum zu übertreffende Nachlässigkeit<br />
und Fahrlässigkeit vorliege und dass der<br />
elementaren Pflicht, die Durchführung der<br />
Schutz- und Sicherungsmassnahmen durch<br />
eine verantwortliche Stelle überwachen zu<br />
lassen, nicht im geringsten Genüge getan<br />
worden sei.»<br />
Wir stehen heute im Zeichen der Schweizerwoche.<br />
Der Ruf «Ehret schweizerische<br />
Arbeit» klingt an unser Ohr. Wir wenden<br />
uns an die verantwortlichen Leiter der Bundesbahnen<br />
mit dem Rufe: «Ehret schweizerisches<br />
Leben. Bedroht es nicht durch eine<br />
nicht zu verantwortende Sparpolitik, sondern<br />
sorgt durch Beseitigung dieser gefährlichen<br />
Niveau-Uebergänge für Beschäftigung schweizerischer<br />
Arbeitskraft, überlastet Euer Personal<br />
nicht durch zu komplizierte Arbeiten<br />
und schafft dem Tüchtigen freie Bahn, indem<br />
Ihr für den Stations- und Fahrdienst nur die<br />
zuverlässigsten und bestqualifiziertesten<br />
Kräfte verwendet.»<br />
Wie lange noch? Wiederum erheben wir<br />
mit aller Eindringlichkeit diese Frage, weil<br />
zum Schütze menschlichen Lebens und im Interesse<br />
unserer Bundesbahnen selbst diese aus<br />
einer gewissen Lethargie herauskommen und<br />
zur Sicherheit des Publikums, ganz besonders<br />
des automobilfahrenden Publikums, in der<br />
Vorkehrung von Schutzmassnahmen mit dem<br />
steigenden Verkehr Schritt halten müssen.<br />
Wir glauben annehmen zu dürfen, dass weder<br />
Kreisdirektion, noch Generaldirektion, noch<br />
das Eisenbahndepartement die Verantwortung<br />
für solch skandalöse Unglücksfälle länger auf<br />
sich nehmen wollen.<br />
•<br />
Situationsplan zur Katastrophe von St. Leonbard:<br />
a) Fahrnchtung des Autos, b) Fahrrichtung des<br />
Zuges, c) Stelle des Zusammenpralls, d) Haus der<br />
Familie Melly.<br />
Sicherung der Niveauübergänge<br />
Am 7. Mai <strong>1929</strong> hat der Bundesrat eine neue<br />
Verordnung betreffend den Abschluss und die<br />
sein Interesse für alle andern Hausbewohner;<br />
wie graue Schatten sah er sie noch in<br />
ihren grauen Stuben herumhuschen als Vertreter<br />
eines dumpfen, kraftlosen Hindämmerns.<br />
Glühendes Leben, erkämpftes, bedrohtes,<br />
von Blut durchpulstes Leben spielte<br />
sich nur dort ab, wo er in ganz verschwindenden<br />
Augenblicken das Glück hatte, die<br />
schöne Fremde, die von fernen Himmelsstrichen<br />
stammen musste, zu sehen. Allabendlich<br />
erstrahlten diese Räume in blendendem<br />
Licht, aber nur für eine halbe Stunde, bis sie<br />
durch die tückischen Laden vermauert wurden,<br />
die sich immer erst sehr spät am Vormittag<br />
wieder öffneten. Unendlich selten<br />
waren die Momente, wo es ihm bei Tage<br />
gelang, die Schöne zu sehen, wenn sie langsam,<br />
wie unlustig und doch stolz aufgerichtet,<br />
durch die zwei Zimmer schritt, niemals<br />
beschäftigt, ausser etwa mit Lektüre, so dass<br />
es Georg beklemmend aufs Herz fiel, sie<br />
müsse vor grauenhafter Langweile sterben.<br />
Denn offenbar empfing sie keine Besuche,<br />
keine Briefe, und machte keine Ausgänge;<br />
immer mehr bestärkte sich Georgs Meinung,<br />
dass sie eine aus Eifersucht gefangen gehaltene<br />
Geliebte sei. Und wenn er dann die<br />
Signalisierung der Niveaukreuzungen der<br />
Eisenbahnen mit öffentlichen Strassen und<br />
Wegen herausgegeben, deren Bestimmungen<br />
den neuzeitlichen Verkehrsverhältnissen angepasst<br />
sind.<br />
Als Bahnabschluss im Sinne des Bundesgesetzes<br />
vom 23. Dezember 1872 über Bau und<br />
Betrieb der Eisenbahnen auf dem Gebiete der<br />
schweizerischen Eidgenossenschaft gelten<br />
darnach:<br />
1. Barrieren, die durch Bahnpersonal bedient<br />
oder automatisch durch den Zug<br />
betätigt werden;<br />
2. optische und akustische Signalisierung,<br />
die durch Bahnpersonal oder automatisch<br />
durch den Zug betätigt wird;<br />
3. blosse Kenntlichmachung der unbewachten<br />
Uebergänge, vor deren Ueberschreiten<br />
der Strassenbenützer sich selbst zu<br />
vergewissern hat, dass kein Zug naht,<br />
durch Warnsignale.<br />
Die Bahnverwaltungen sind verpflichtet,<br />
die Durchführung der Signalisierung der Niveaukreuzungen<br />
nach den neuen Vorschriften<br />
innert einer festgesetzten Frist in die Wege<br />
zu leiten.<br />
Schon finden wir bei verschiedenen Niveauübergängen<br />
die nach Ziffer 2 hievor erstellten<br />
automatischen Blinklichtsignalanlagen, so zum<br />
Beispiel beim Staatsstrassenübergang in der<br />
Enge Biberist, im Wilerwald, im Ranflühschachen<br />
und im Mungnauschachen in der E.<br />
B. und beim Staatsstrassenübergang zwischen<br />
Konolfingen und Stalden-Dorf an der BTB.<br />
Diese Anlagen wurden durch die Signum<br />
A.-G. in Wallisellen erstellt. Sie funktionieren<br />
ausnahmslos gut und haben die gewünschte<br />
Erleichterung gebracht.<br />
Nun ist aber zu sagen, dass diese Einrichtungen<br />
von den Passanten oftmals nicht genügend<br />
respektiert werden, indem die Uebergänge<br />
trotz Funktionierens der Blinklichter<br />
noch passiert werden. Das widerspricht sowohl<br />
den Vorschriften der neuen Verordnung<br />
als auch denjenigen des Bahnpolizeigesetzes.<br />
Fehlbare haben deshalb zu gewärtigen, dass<br />
sie wegen Widerhandlung gegen diese Vorschriften<br />
dem Richter verzeigt werden, wobei<br />
namentlich für Fuhrwerke und Motorfahrzeuge<br />
erschwerend ins Gewicht fällt, dass<br />
ihre Handlung als Gefährdung des Eisenbahnbetriebes<br />
taxiert und dementsprechend schwerer<br />
geahndet wird.<br />
Die vorstehenden Zeilen bezwecken, jedermann<br />
auf die bei den Niveaukreuzungen der<br />
Eisenbahnen mit öffentlichen Strassen und<br />
Wegen eintretenden Neuerungen aufmerksam<br />
zu machen mit dem wohlgemeinten Rate,<br />
diese neuen Vorschriften und Signale im eigenen<br />
Interesse zu respektieren. (Eine.)<br />
Es geht vorwärts...<br />
Der Urner Landrat hat die Staatsrechnung<br />
für das Jahr 1928 durchberaten und<br />
genehmigt. Dabei erhielt der Regierungsrat<br />
den Auftrag, beim Bundesrat unverzüglich<br />
vorstellig zu werden, damit die Frage<br />
der Verteilung des Austgleichfonds zum Benzinzoll<br />
endlich einer Lösung entgegengeführt<br />
werde. Der Landrat stellte fest, dass die<br />
bisherigen Erträgnisse aus dem Benzinzoll<br />
als durchaus ungenügend bezeichnet und als<br />
eine Begünstigung der grossen Kantone angesehen<br />
werden müssten. Der gute Zustand<br />
der Strassen könne nur aufrecht erhalten<br />
werden, wenn vermehrte Mittel zur Verfügung<br />
gestellt würden.<br />
Die bessere Einsicht, wenn auch etwas<br />
spät, bricht sich Bahn !<br />
Ein gutes Beispiel.<br />
Bekanntlich hat die Polizeidirektion des<br />
Kantons Luzern eine Bekanntmachung betr.<br />
bessere Be'euchtung der Fuhrwerke und Velos<br />
zur Nachtzeit erlassen und es ist erfreulich,<br />
dass nun im Luzernischen einem leider<br />
noch im ganzen Lande herum verbreiteten<br />
argen und gefährlichen Uebelstand gesteuert<br />
wird.<br />
Schriftstellersfrau trällernd ihrer häuslichen<br />
Beschäftigung nachgehen sah, so kam es<br />
ihm vor, als tanze diese über einem Abgrund.<br />
Georg Wimper merkte, dass er aus<br />
einem — zwar stark interessierten, aber immerhin<br />
noch über sich selbst verfügenden<br />
Zuschauer, zum leidenschaftlichen Mitspieler<br />
geworden war. Der Gedanke an die Bewohnerin<br />
des zweiten Stockwerkes begleitete<br />
ihn jetzt ständig, Hess ihn keine Minute<br />
los; war er in der Stadt, so strebte er so<br />
schnell als möglich nach Hause. Spielte er<br />
im Orchester, so sah er ihr Gesicht vor sich<br />
und litt bei der Vorstellung, dass er sie vielleicht<br />
jetzt sehen könnte, wenn er auf dem<br />
Lauscherposten wäre. Ausserdem hatte er<br />
seine Gewohnheit, immer geradeaus zu blikken,<br />
ganz abgelegt. Seine Augen gingen jetzt,<br />
wo er auch sein mochte, rastlos hin und her<br />
durch das ihn umgebende Gewühl. Er starrte<br />
in jedes Auto, das nahe genug an ihm vorübersauste,<br />
er spähte in jedes Restaurationslokal,<br />
wo die elegante Welt an Marmortischchen<br />
sass. Er suchte so angelegentlich das<br />
wunderschöne Gesicht seiner Nachbarin, dass<br />
er sich davon, wenn er endlich heimkehrte,<br />
zu Tode erschöpft fühlte.<br />
ÄUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> —<br />
Aus der luzernischen Gemeinde Münster<br />
werden nun Stimmen laut, die verlangen,<br />
dass auch die Milchfuhrwerke, welche zur<br />
Käserei fahren und dabei oft nicht nur eine<br />
Ortschaft, sondern namhafte Strecken der<br />
Kantonsstrassen begehen, vorschriftsgemäss<br />
mit einem Lichte zu versehen seien.<br />
Diese Anregung ist sehr zu begrüssen,<br />
denn ein Fuhrwerk ohne Licht hat bei einem<br />
Unfall alles Entschädigungsrecht<br />
verwirkt<br />
und sollte eine scharfe Strafe gewärtigen.<br />
Alle Polizeiposten, die sich um eine gute<br />
Strassenordnung mühen, würden nützliche<br />
Arbeit für die Verkehrssicherheit leisten,<br />
wenn sie ohne Licht kursierende Fuhrwerke<br />
und Milchwagen ins Auge fassen und mahnen<br />
würden.<br />
Eine Bekanntmachung in diesem Sinne<br />
müsste in allen Kantonen erlassen und ihr<br />
seitens aller fahrenden Strassenbenützer —<br />
also auch aller Arten von Fuhrwerken —<br />
grösste Nachachtung verschafft werden. So<br />
könnte die Unfallgefahr auf der nächtlichen<br />
Strasse um vieles reduziert werden.<br />
Ob wohl das gute Beispiel von Luzern auch<br />
anderswo Schule machen wird? ... R.<br />
Die Autostrasse durch das<br />
Toggenburg.<br />
(er.) Im Toggenburg hat der Automobilverkehr<br />
in den letzten Jahren ganz gewaltig<br />
zugenommen, obgleich die Strassenverhältnisse<br />
keine besonders verlockenden waren.<br />
Der Kanton St. Gallen hat zwar auch in dieser<br />
Landschaft an Strassenverbesserungen<br />
aller Art getan, was billigerweise von ihm<br />
verlangt werden konnte. Aber die zunehmende<br />
Bedeutung des Strassenzuges Wil-<br />
Wattwil-Wildhaus-Rheintal gebietet, dass<br />
unverzüglich nun auch noch Jenes Teilstück<br />
dem modernen Verkehr angepasst wird, das<br />
ganz besonders zu wünschen übrig lässt. Es<br />
ist das die Strecke Starkenbach bis Alt St.<br />
Johann mit ihren zahlreichen unübersichtlichen<br />
Stellen, den vielen scharfen Kurven<br />
und Gegensteigungen und der zudem viel zu<br />
schmalen Fahrbahn. Die Techniker sind einig<br />
in der Meinung, dass es nicht angeht, die<br />
bestehende Strasse mit einem künstlichen<br />
Belag zu versehen, ohne dieselbe vorher einem<br />
gründlichen Umbau zu unterziehen. Das<br />
neue Trasse folgt teilweise der alten Strasse,<br />
teilweise findet eine Verlegung statt. Durchwegs<br />
werden aber die Kurven gestreckt<br />
oder ganz abgeschnitten und die Gegensteigungen<br />
ausgeglichen. Die Fahrbahn erhält<br />
durchgehend eine Verbreiterung von 5 auf<br />
6,5 Meter. Der Kostenvoranschlag stellt sich<br />
auf 200,000 Franken. Da das Trasse teilweise<br />
vom Berghange- weggerückt wird,<br />
dürfte der Schneebruch — ein sehr wichtiger<br />
Faktor in dieser Gegend — eine Erleichterung<br />
erfahren und die Strasse nunmehr<br />
von den gefürchteten Schneewehen verschont<br />
bleiben.<br />
Durch diesen Umbau wird der Strassenzug<br />
erst zu einer richtigen Automobil-Durchgangsstrasse,<br />
die den Verkehr von den nördlichen<br />
Teilen des Kantons St. Gallen, dem<br />
Thurgau, vom Ricken und von Deutschland<br />
her mit dem St. Galler Oberland und dem<br />
Kanton Graubünden vermittelt und die<br />
Sommer und Winter befahren werden kann.<br />
Denn gerade für den Winterautoverkehr bildete<br />
just dieses zu korrigierende und umzubauende<br />
Strassenstück durch die strategisch<br />
wichtige Talsperre ein unwillkommenes und<br />
auch gefährliches Hindernis, das leider nur<br />
zu oft von unsern Automobilfahrern verkannt<br />
worden ist.<br />
Die Traoeführung der Durchgangs-Autostrasse<br />
Gossau-Wü (man beachte unsern Artikel<br />
in No 90).<br />
N°9S<br />
Die fehlende<br />
Strassenorientierung In Zürich.<br />
Zürich darf heute wohl die Auszeichnung<br />
in Anspruch nehmen, dass es diejenige<br />
Schweizerstadt ist, wo sich der ortsunkundige<br />
Automobilist mangels einer genügenden<br />
Orientierung am schlechtesten zurechtfindet.<br />
Kleinere Städte wie Lenzburg, Rapperswil,<br />
Chur — um nur diese zu nennen — sind in<br />
dieser Hinsicht bedeutend weiter vorgeschritten<br />
und haben schon längst für eine<br />
grosszügige ausreichende Orientierung an<br />
den wichtigsten Strassenkreuzungen gesorgt.<br />
Nicht so in Zürich. Wohl prangen am Paradeplatz<br />
zwei prächtige Wegweisertafeln und<br />
vielleicht noch an weiteren zwei Kreuzungsstellen,<br />
damit ist's aber Schluss! Wer nach<br />
Luzern, den Gotthard, nach Wädenswil oder<br />
Winterthur fahren will, muss sich an allen<br />
Ecken zurechtfragen, bis er endlich wirklich<br />
die richtige Strasse erwischt hat, und sehr<br />
zahlreich sind die fremden Fahrer, die nach<br />
labyrinthähnlichem Herumtasten endlich<br />
glücklich wieder auf dem Paradeplatz landen,<br />
den sie zehn Minuten zuvor verlassen haben.<br />
Und doch liegen die Verhältnisse für die<br />
Durchführung einer ausreichenden Orientierung<br />
ziemlich einfach, indem die Verkehrskommission<br />
der Sektion Zürich des A. C. S.<br />
dieses Frühjahr, unter Mitarbeit von Vertretern<br />
des Bauwesens I und der städtischen<br />
Polizeibehörden ein definitives Projekt ausgearbeitet<br />
hat über die in Betracht kommenden<br />
Ein- und Ausfahrtsstrassen, unter genauer<br />
Angabe derjenigen Kreuzungsstellen<br />
und Plätze, wo Orientierungstafeln anzubringen<br />
wären. Selbst die Inschriften dieser Tafeln<br />
wurden genau festgelegt und diejenigen<br />
Tafeln festgehalten, die nachts zu beleuchten<br />
wären (wichtige Kreuzungstellen).<br />
Die Eingabe ging dann mit einem genauen<br />
Verzeichnis und einer Karte mit den eingezeichneten<br />
Ausfallstrassen und Tafelstandplätzen<br />
an das Bauwesen I, wurde dann von<br />
hier dem Polizeiwesen zur Ausführung übergeben<br />
und hier erlebt nun die Vorlage einen<br />
wohltätigen Winterschlaf.<br />
Es ist ein Hohn, dass eine Stadt von der<br />
Grosse Zürichs, die alljährlich Tausende von<br />
ausserkantonalen und ausländischen Autotouristen<br />
beherbergt, es bei dieser Sachlage<br />
bewenden lässt. Denn finanzielle Gründe<br />
können bei der Finanzlage Zürichs nicht<br />
massgebend sein. Es wäre wohl eine bedeutend<br />
nutzbringendere Tätigkeit, wenn die<br />
Polizeiorgane, anstatt in krankhafter Weise<br />
alle acht oder 14 Tage neue Einbahnstrassen<br />
zu bezeichnen, wo gar keine Notwendigkeit<br />
dazu vorhanden ist, einmal bei solch grosszügigeren<br />
und dringenderen Projekten Hand<br />
anlegen und so einen seit langem bestehenden<br />
Missstand beseitigen würden. Die wiederholten<br />
Demarchen der Sektion Zürich des A. C.<br />
S. waren bis heute leider ohne positiven E'<br />
folg, so dass nun wohl der Moment gekommen<br />
ist, wo es gilt, die weite Oeffentlichkeit<br />
auf diese unhaltbaren Zustände in der Stadt<br />
Zürich aufmerksam zu machen. s.<br />
SPORTLICHES<br />
Leon Duray, der bekannte amerikanische Rennfahrer,<br />
hat sich dieser Tage nach einem längeren<br />
Europa-Aufenthalt wieder nach Amerika eingeschifft,<br />
bekanntlich bestritt Duray verschiedene<br />
europäische Rennen, unter anderen den Grossen<br />
Preis von Monza. Der Amerikaner hat vor seiner<br />
Abreise zwei seiner Packard-Cable-Wagen mit Vorderradantrieb<br />
gegen vier Bugatti 2300 ccm eingetauscht.<br />
Ungarischer Circuit. Die vom ungarischen<br />
Automobilclub auf der Strecke Jat-Nijerges-<br />
Nyfaln (34 km) organisierte Schne'ligkeitsfahrt<br />
hat folgende Resultate ergeben: Toi<br />
renwagen: 1. Lyka (Bugatti), mit 132,150<br />
Stundenkilometern; Sportwagen: 1. Wolfner<br />
(Steyr) mit 168,540 Stundenkilometern;<br />
Rennwagen: 1. Hdtees (Bugatti) mit 182,840<br />
Stundenkilometern.<br />
j<br />
Meeting von Barcelona. Für die Konkurrenten<br />
der Sternfahrt sind ein Komfort-Wettbewerb<br />
und ein Bergrennen organisiert worden.<br />
Den Komfort-Wettbewerb gewannen<br />
ex aequo: Picter Bon Czn (Fiat), Sze"nasy<br />
(Daimler-Benz) und Wiethand (Austro-Daimler).<br />
Im Bergrennen klassierten sich die Marken<br />
wie folgt:<br />
1. Mercedes, mit 1* 24" 4/10; 2. Austro-Daimler,<br />
mit 1' 38"; 3. Ballot, mit 1' 39"; 4. Bugatti mit<br />
1' 48"; 5. Daimler-Benz, mit 1' 55"; 6. Fiat, mit 2';<br />
7 Praga, mit 2' 2"; 8. Daimler-Benz, mit 2' 9";<br />
9. Steyer, mit 2' 8"; 10. Fiat, mit 2' 55".<br />
ZleHahrt nach San Remo. San Remo ladet<br />
zur Beteiligung an der II. Internationalen<br />
Zielfahrt ein, deren Teilnehmer sich am 9.<br />
und 10. November in der Zielkontrolle eintragen<br />
müssen. Die erlaubten Startorte, die<br />
auf der der Ausschreibung beiliegenden Karte<br />
verzeichnet sind, liegen innerhalb von fünf<br />
Zonen, deren äusserste (I.) durch eine Linie,<br />
die über die Städte Oslo, Stockholm, Moskau.
W' O« —<br />
Konstantinopel, Alexandria, Tripolis, Tanger,<br />
Lissabon, Glasgow führt, begrenzt wird. Je<br />
nachdem der Start innerhalb dieser oder<br />
jener Zone erfolgt, ist die Startzeit zu wählen,<br />
da für jede Zone die Wege und die<br />
Durchschnittsgeschwindigkeiten (zwischen 25<br />
und 45 km) vorgeschrieben sind. Gemessen<br />
wird der tatsächlich zurückgelegte Weg<br />
auf Grund der auf der Karte verzeichneten<br />
Kilometerzahl. Der Erstankommende der entferntesten<br />
Zone erhält den Pokal der Stadt<br />
San Remo, ausserdem werden noch andere<br />
Sonderpreise gegeben, u. a. ein Pokal für die<br />
Dame, di« die meisten Kilometer zurückgelegt<br />
hat. Alle Teilnehmer erhalten eine goldene<br />
Medaille und ein Diplom, und dem ausländischen<br />
Automobilclub, von dem mindestens<br />
sechs Wagen am Ziel angelangt sind,<br />
wird ein kunstvolles Schild übergeben.<br />
Um den Sportkalender 1930.<br />
In der Sportpresse ist in den letzten Tagen<br />
an den Daten der nächstjährigen Automobilsaison<br />
scharfe Kritik geübt worden. Auch die<br />
« Automobil-Revue» hat in Nummer 88 unter<br />
dem Titel « Brauchen wir eine schweizerische<br />
Alpenfahrt» einen Mitarbeiter zu Worte kommen<br />
lassen, der die Festlegung der Daten als<br />
recht unglücklich bezeichnete und seine Ausführungen<br />
mit Gründen belegte, denen man<br />
sich nicht verschliessen kann. Wenn aber behauptet<br />
wird, der schweizerische Vertreter an<br />
den Sitzungen der Internationalen Sportkommission<br />
hätte die Interessen unseres Landes<br />
nicht zu vertreten gewusst, sondern eine<br />
Schlappe erlitten, die zur Frage berechtigt, ob<br />
die Schweiz in der Vertretung an der Internationalen<br />
Sportbehörde nicht einen Wechsel<br />
zu erörtern hätte —, so wird mit dieser Behauptung<br />
zweifellos weit über das Ziel hinausgeschossen.<br />
Man darf nicht vergessen, dass<br />
sich nicht nur die Schweiz für ihre Daten einsetzt,<br />
sondern eben auch Jedes andere Land.<br />
Tatsache ist, dass ursprünglich Klausen-Rennen<br />
und Alpenfahrt — die ä propos nächstes<br />
Jahr mit einer oberen Geschwindigkeitslimite<br />
organisiert werden soll! — auf ein und dasselbe<br />
Datum angesetzt waren. Den Anstrengungen<br />
unseres Vertreters gelang es dann,<br />
zwischen Alpenfahrt und Klausenrennen eine<br />
Woche einzuschieben.<br />
Dass das Bernina-Rennen mit der Tourist-<br />
Trophy und dem Ventoux- und Tatra-Bergrennen<br />
zusammenfällt, ist von nicht so eminenter<br />
Bedeutung, wie gemeinhin angenommen<br />
wird. Die Tourist-Trophy fiel ja schon<br />
dieses Jahr mit dem Klausen-Rennen zusammen<br />
und trotzdem war unser Grosser Bergpreis<br />
ein voller Erfolg. Das Tatra-Bergrennen<br />
wird der Bernina so wenig wie das Ventoux-Rennen<br />
grossen Schaden antun können.<br />
Das Ventoux-Rennen fand dieses Jahr unter<br />
sehr misslicher Beteiligung statt. Dies nur<br />
zur Feststellung. Damit soll allerdings eine<br />
gewisse Konkurrenz nicht bestritten werden.<br />
Für die Internationale Sportkommission ist<br />
es schwer, es allen recht zu machen. Wenn<br />
sie dem Klausenrennen ein konkurrenzfreies<br />
Datum eingeräumt hat, so hat sie damit nicht<br />
wenig getan. Das Bernina-Rennen spielt In<br />
den Augen der Internationalen Sportkommission<br />
eben doch noch nicht jene überragende<br />
Rolle, die es zum dominierenden Rennen des<br />
Tages erklärt, Das Bernina-Rennen <strong>1929</strong> war<br />
ohne Zweifel ein ganz grosser und ein ganz<br />
internationaler Erfolg, das wollen wir nicht<br />
bestreiten. Aber es war das erste Bernina-<br />
Rennen. Sportbehörden wollen den guten Ruf<br />
erst bewährt sehen. Das ist, von internationaler<br />
Warte gesehen, sicher begreiflich.<br />
Wir kennen keinen anderen Wunsch, als unseren<br />
Rennen grösstmöglichen Erfolg gesichert<br />
zu wissen. Es lag uns aber daran, die<br />
Situation auch von der anderen Seite zu beleuchten.<br />
Wie oft wird dies, im lobenswerten<br />
Eifer für die eigene Sache, vergessen.<br />
Die Bauten an der Rhetobrücke be! Rüd-<br />
Hngeu schreiten tüchtig vorwärts. Kürzlich<br />
konnte das vorderste Stück der Brücke —<br />
der sogenannte Schnabel — auf das Flaachemerufer<br />
gezogen werden.<br />
Die Brücke soll bald fertigmontiert werden<br />
und man hofft, dass sie in ca. 4 Wochen<br />
dem Verkehr übergeben werden kann. ry.<br />
Genfer Salon 1930.<br />
Der Salon 1930, zu dem die Reglemente<br />
soeben versandt worden sind, wird an Ausdehnung<br />
alle frühern Veranstaltungen übertreffen.<br />
Immerhin muss bemerkt werden,<br />
dass der neue Salonbau noch vom Grossen<br />
Rat des Kantons Genf genehmigt werden<br />
muss. Die Zweiteilung des Salons <strong>1929</strong> verschwindet,<br />
wobei die Aviatik vom Schauplatz<br />
abtritt. Wo werden nun die Flugzeuge<br />
zur Ausstellung kommen ?<br />
Der Salon 1930 wird Personenwagen, Lastwagen<br />
und Zubehörteile zu einem Ganzen<br />
vereinigen. Dass der vorhandene Platz,<br />
selbst bei einer Vergrösserung, den Anforderungen<br />
aller Firmen nicht vollauf genügen<br />
kann, beweist die Tatsache einer (wenn auch<br />
bescheidenen) Reduzierung der Ausstellungsflächen.<br />
In Zukunft wird die Galerie vollständig<br />
den Zubehörfirmen überlassen. Verschiedene<br />
Anbauten provisorischer Natur<br />
haben den Karosseriefirmen zu dienen. Wir<br />
entnehmen dem neuen Reglement folgende<br />
Angaben :<br />
Die VII. Internationale Automobil-, Motorrad-<br />
und Fahrradausstellung in der Schweiz<br />
dauert vom 21. bis zum 30. März 1930. Der<br />
offizielle Titel ist: Internationale Automobilausstellung<br />
in Genf. Sie umfasst folgende<br />
Gruppen :<br />
1. Personenautomobile und Chassis.<br />
2 Lastwagen und alle Motorfahrzeuge, die<br />
Industriezwecken dienen<br />
3. Karosserien für Automobile und Lastfahrzeuge<br />
(nur auf Chassis von ausgestellten<br />
Marken).<br />
4. Maschinen und Motoren für landwirtschaftliche<br />
und industrielle Zwecke, Motorboote,<br />
Motoren.<br />
5. Motorräder und Fahrräder.<br />
6. Bestandteile aller Art für Automobile, Motorräder<br />
und Fahrräder.<br />
7 Räder und Bereifung.<br />
8. Werkzeuge und Maschinen für die Herstellung<br />
und die Reparatur von Automobilen,<br />
Motorrädern und Fahrrädern usw.<br />
9. Ausrüstungen, Sportanzüge, Fachliteratur.<br />
Die Anmeldungen sind spätestens bis 15.<br />
November <strong>1929</strong> an das Sekretariat der Internationalen<br />
Automobilausstellung in Genf,<br />
1, Place du Lac, zu senden.<br />
Die Stände besitzen eine maximale Grosse<br />
von 80 Quadratmetern und eine minimale<br />
von 10 Quadratmetern. Jeder Aussteller hat<br />
ausser den Firmenschildern und den Einfassungen<br />
alles selbst zu besorgen. Als Dekorationen<br />
sind nur Pflanzen zulässig.<br />
Für das Organisationskomitee zeichnet ais<br />
Präsident wiederum Herr Marchand, Genf,<br />
während Herr Bundesrat Schulthess, der<br />
Chef des eidg. Volkswirtschaftsdepartemen-<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
der,,<br />
tes, dem Ehrenkomitee vorsteht. lt.<br />
Olympia-Schau geschlossen. Die Olympia-<br />
Schau schloss letzten Sonntag ihre Pforten.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />
auch der englische Salon im grossen und<br />
ganzen und zur Mehrzahl nur erprobte Konstruktionen<br />
gezeigt hat. England macht, wie<br />
die meisten andern automobilbauenden Länder,<br />
wenig Experimente, die nicht zum<br />
vorneherein auf einen grossen Erfolg hoffen<br />
lassen.<br />
Immerhin konnte man auch in London interessante<br />
Ansätze zu seltenen Eigenkonstruktionen<br />
beobachten, Konstruktionen, die<br />
vielleicht in den nächsten Jahren zu allgemeiner<br />
Beobachtung kommen werden. Wir<br />
nennen folgende Spezialkonstruktionen: Verschiedene<br />
Freiläufe zur Erleichterung des<br />
Schaltens, ein automatisch schaltendes Getriebe<br />
(ähnlich dem Soden-Getriebe), ein<br />
Wagen mit Hinterachsbrücke aus Aluminium<br />
mit Rahmen, der unter der Hinterachse<br />
durchgeht, ein wassergekühlter Zweizylinder<br />
mit einander gegenüberliegenden Zylindern<br />
und gegenläufigen Kolben usw.<br />
Das Erprobte dominierte auch in London,<br />
eine Tatsache, die aus dem nüchternen Denken<br />
und der geschäftlichen Einstellung der<br />
Engländer ohne weiteres verständlich ist. lt.<br />
Der 21. tschechische Autosalon begann am<br />
23. Oktober. Da sich die Automobilindustrie<br />
in der Tschechoslowakei in den letzten Jahren<br />
immer rascher entwickelt hat und heute<br />
eine schätzungsweise Jahresproduktion von<br />
18,000 Fahrzeugen auf den Markt bringt, darf<br />
man dem Prager Salon eine hohe Bedeutung<br />
auch für den internationalen Markt beimessen.<br />
Der Motorwagenbestand der Tschechoslowakei<br />
dürfte heute zirka 40,000 betragen. Im<br />
Verlaufe von fünf Jahren hat sich der Bestand<br />
um rund 30,000 vermehrt. Die tschechische<br />
Automobilindustrie deckt den Landesbedarf<br />
nicht vollständig durch ihre eigene<br />
Produktion. Rund 4000 Wagen werden<br />
jährlich eingeführt. Die Ausfuhr tschechischer<br />
Wagen beziffert sich auf ca. 2000<br />
Stück. Amerika steht mit einem Einfuhrkontingent<br />
von ca. 60—70 Prozent an der Spitze<br />
der Importstaaten.<br />
Der Prager Salon ist, vom internationalen<br />
Standpunkt aus gesehen, eine Ausgangszentrale<br />
für den Export von Automobilen nach<br />
den Balkanstaaten, nach Jugoslawien und<br />
nach Ungarn. Die Einfuhr nach der Tschechoslowakei<br />
selber kann aber nicht gerade<br />
als leicht bezeichnet werden, da ein Zoll von<br />
45 Prozent und eine Importsteuer von zwei<br />
Prozent auf jeden Wagen entrichtet werden<br />
muss.<br />
An der tschechischen Autoschau beteiligen<br />
sich 19 amerikanische Wagen. 7 französische,<br />
3 englische, 2 österreichische, 2 belgische<br />
und eine italienische Marke.<br />
lt.<br />
Fahrten nach Holland. Die in Holland einreisenden<br />
fremden Automobilisten haben eine Strassen-<br />
Die grosse Dauerprüfungsfahrt auf schneefreier, 800 km langer Strecke<br />
durch Rheinebene, über Hochschwarzwald und Alpenpässe im Sommer,erbrachte<br />
unter behördlicher und fachmännischer Kontrolleden Beweis von<br />
Überlegenheit und Sicherheit<br />
dieser Edelstahl-Schneekette<br />
Vertangen S/e von mir das interessante Fahrtergebnis<br />
mit Abbildungen und Reproduktion der Kontrollurkunde<br />
Um die bewährte „Hetzkette" in der Schweiz einzuführen, verkaufe<br />
ich sie zunächst im Preise der qualitativ minderwertigen<br />
und billigsten Schneeketten.<br />
BASEL-ZÜRICH-BERN<br />
Wiederverkäufer gesucht<br />
Tschechischer Autosalon.<br />
^«e •»!*«§•••<br />
Eine ha*«<br />
et*** 6<br />
taxe zu entrichten, für deren Berechnung u. a. das<br />
Gewicht des Wagens massgebend ist. Es ist nun<br />
vielfach Uebung geworden, dass, um den Strassentaxenbetrag<br />
möglichst klein zu halten, zu niedrige<br />
Wagengewichte angegeben worden sind. Der Holländische<br />
Automobil-Club macht nun darauf aufmerksam,<br />
dass den Zollbeamten jederzeit das Recht zusteht,<br />
ein Ahwägen des Wagens zu verlangen, was<br />
oft ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt und langes<br />
Warten zur Folge hat Auch den Steuerbeamten<br />
im Lande selbst steht das Recht zu, jederzeit in die<br />
Steuerkarte Einsicht zu nehmen und den Wagen zur<br />
Waage zu führen, wobei dann der Automobilist Gefahr<br />
läuft, ausser der zu wenig bezahlten Gebühr<br />
noch eine Straftaxe bezahlen zn müssen. e.<br />
Taxen auf fremden Automobilen. Im Auftrage<br />
des Völkerbundrates hat das Steuerkomitee<br />
gemeinsam mit dem Vorstand der<br />
Strassenbenützerliga einen Vertragsentwurf<br />
ausgearbeitet, wonach eine Einigung bezüglich<br />
des Wegfallens der Verkehrssteuer auf<br />
Verkehrsautomobilen erzielt und die Vereinfachung<br />
der Kontrollformalitäten zu empfehlen,<br />
beschlossen wurde. Das gemischte Komitee<br />
vertrat die Ansicht, die Beratung des<br />
Abkommenentwurfes fortzusetzen und beauftragte<br />
ein Mitglied, die Besprechungen mit<br />
der Strassenverkehrsliga aufrechtzuerhalten.<br />
An die internationale Konferenz über die Behandlung<br />
der Ausländer wurden mit beratender<br />
Stimme auf Einladung des Völkerbundrates<br />
delegiert: Blau (Schweiz) und<br />
Bordugo (Frankreich). Die Konferenz findet<br />
im November in Paris st *<br />
Erleichterungen in Frankreich. Der schweizerische<br />
Touring-Club teilt mit:<br />
Die französische Zollverwaltuns: beabsichtigt,<br />
im Einverständnis mit der Generaldirektion<br />
der indirekten Steuern, das im Jahre<br />
1925 eingeführte Regime hinsichtlich der von<br />
ausländischen Automobilen zu fordernden<br />
Fahrgebühr abzuändern.<br />
Die französische Zollverwaltung hat durch<br />
Beschluss vom 30. September dieses Jahres<br />
in Erwartung der gesetzgeberischen Verwirklichung<br />
dieser Massnahme die Zollorgane<br />
an der Grenze eingeladen, — nach Erhebung<br />
der schuldigen Zuschlagsgebühr —<br />
gutgläubige Verstösse von ausländischen<br />
Automobilisten, die sich bei ihrer Ausfahrt<br />
aus Frankreich mit abgelaufenen Fahrausweisen<br />
oder Fahrbewilligungen an der Grenze<br />
präsentieren, nicht zu ahnden.<br />
Die schweizerischen Automobilisten weTden<br />
mit grosser Genugtuung erfahren, dass<br />
sie sich künftig bei der Ankunft an der französischen<br />
Grenze nicht mehr der Gefahr<br />
aussetzen, hohe Bussen bezahlen zu müssen,<br />
weil sie Fahrausweise besitzen, deren Gültigkeitsdauer<br />
abgelaufen ist.<br />
Stand der Alpenstrassen.<br />
Touristikbulletin des A.C.S. vom 25. Oktober <strong>1929</strong>.<br />
Strassen.<br />
Der Wettersturz vom 19. und 20 Oktober ist nicht<br />
ohne Einfluss auf die Passierbarkeit der Alpenstrassen<br />
geblieben. Währenddem in der Vorwoche<br />
sozusagen alle Passstrassen sehr gut fahrbar waren,<br />
ist heute früh die Situation folgende:<br />
Schweiz.<br />
Albula: unpassierbar, SO cm hohe Schneeschicht;<br />
bei stabiler Witterung ist eine Oeffnung anfangs<br />
nächster Woche möglich.<br />
Bernina: durch ungepfadete Schneemengen unpassierbar.<br />
Brünig: schneefrei.<br />
Flüela: gegenwärtig wieder fahrbar, Ketten ratsam.<br />
Forclaz: schneefrei.<br />
Furkas unpassierbar.<br />
Grimsel: fahrbar bis zum alten Hospiz.<br />
Grosser St Bernhard: mit Schneeketten bis kurz<br />
unterhalb Hospiz fahrbar.<br />
Julier: durchgehend passierbar, Ketten empfohlen.<br />
Klausen: Strecke Linthal—Hotel «Klausenpasshöhe»<br />
gut fahrbar, ab Balm Ketten empfohlen.<br />
Lenzerheide: schneefrei.<br />
Lukmanier- fahrbar mit Ketten.<br />
Maloja: schneefrei.<br />
Oberalp: Schneeketten, Schnee festgetreten.<br />
Ofen: morgens und abends wegen Frostgefahr Ketten<br />
empfohlen.<br />
Pillon: ohne Ketten fahrbar.<br />
San Bernardino: morgens und abends Frostgefahr,<br />
ohne Ketten fahrbar.<br />
St. Gotthard: unpassierbar, Strasse schneefrei bis<br />
Hospenthal auf der Kordseite und bis Tremolakehren<br />
auf der Südseite.<br />
Simplon: ohne Ketten gut fahrbar.<br />
Splügen: Strasse ausgeschaufelt, Ketten ratsam.<br />
Umbrail: offen.<br />
Wolfgang: dünne Schneeschicht an den Schattenstellen,<br />
ohne Ketten fahrbar.<br />
Italien: Mit Ausnahm« des Stilfserjochs sind<br />
noch alle italienischen Passstrassen fahrbar.<br />
Oesterreich: Alle Passstrassen sind dem Fahrverkehr<br />
offen. Arlberg ist bei dünner Schneeschicht<br />
ohne Ketten fahrbar.<br />
Frankreich: Galibier und Izoard unpassierbar.<br />
Mit Ketten fahrbar sind: Petit Saint-Bernard, Lautaret<br />
und Mont Cenis.<br />
Eine neue dänische Fabrik. Zur Zeit wird<br />
in Dänemark an dem Bau einer neuen<br />
Automobilfabrik gearbeitet, die nach ihrer<br />
Vollendung, welche im kommenden Frühjahr<br />
zu erwarten steht, eine Produktionskapazität<br />
von 30000 Automobilen jährlich aufzuweisen<br />
haben wird. Im Hinblick hierauf erscheint es<br />
schwierig, eine Voraussage über die zukünftige<br />
Entwicklung dieser Industrie zu machen,<br />
welche im Jahre 1927 nicht weniger als<br />
21 506 der insgesamt 29 303 aus den Vereinigten<br />
Staaten entweder als Fertigautomobile<br />
oder in Einzelteilen zum Import gelangten<br />
Personen- und Gebrauchsautomobile, also<br />
73 % der Gesamteinfuhr, wieder hat ausführen<br />
können.<br />
pi.
AUTOMOBTL-REVUE — N» 93<br />
Si* =<br />
AN DER<br />
UNSERE<br />
VERTRETER<br />
BRITISCHEN STERNWARTE VON<br />
KEW-TEDDINGTON<br />
WELCHE DEN FABRIKANTEN DER<br />
GANZEN WELT ZUGÄNGLICH IST<br />
STELLT<br />
•»•ä-S<br />
IN DER SCHWEIZ<br />
EINEM<br />
=+=<br />
-A-<br />
= + =<br />
Eis<br />
Aarau:<br />
Basel:<br />
Bellinzona:<br />
Bern:<br />
Biel:<br />
Burgdorf:<br />
Frauenfeld:<br />
Freiburg:<br />
Geneve:<br />
Interlaken:<br />
La Chaux-de-Fonds:<br />
Lausanne:<br />
Le Locle:<br />
Locarno:<br />
Lugano:<br />
Lüzern:<br />
Neuenburg:<br />
Olfen:<br />
Schaffhausen:<br />
St. Gallen:<br />
Winterihur:<br />
Thun:<br />
Zürich 8:<br />
HERMANN LIENHARDT. elektro-mech. Werkst., Bachstr.4.<br />
ALF. TROXLER, Thannerstrasse 23.<br />
FELICE PATOCCHI, San Paolo.<br />
GUEDEL & CIE., Laupenstrasse 17.<br />
PROBST FRERES, Mittelstrasse 16.<br />
J. WEGMANN-KRAPF, elektro-mechanische Werkstätte.<br />
C. MOSER & CIE., Autogarage (Dienststelle).<br />
G. SPICHER, Auto-Lumiere, Perolles 55.<br />
CHARLES GRODWOHL, Electro-Autos, 21, rue Malatrex.<br />
BOHREN & URFER, elektro-mech. Werkst., Rugenparkstrasse.<br />
GUTTMANN & GACON, rue de la Serre.<br />
LOUIS MARTIN, Route d'Echallens 4 et 6, en face de la gare<br />
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eines Kolbens aus Gusseisen am nach-<br />
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entsprechend gering und demjenigen Wärmeleitvermögen sind gerade für det<br />
chanische Festigkeiten, Härte und grossevon<br />
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N»93 - <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
A. C. S.<br />
A.C.S. SEKTION BERN. Die nächste Monatsjrasammenkunft,<br />
die am Montag, den 4. November<br />
<strong>1929</strong>, um 20.15 Uhr im Clublokal stattfindet, verspricht<br />
einen sehr interessanten Abend.<br />
Herr Ernst v. Mühlenen, * Mitglied des Clubs,<br />
wird als Teilnehmer am Europa-Rundflug, anhand<br />
einer Streckenkarte, über seine Flugerlebnisse<br />
plaudern und zahlreiche Lichtbilder zeigen. Der<br />
Titel seiner Plauderei lautet:<br />
Mit Markus und Man! nach dem Sirich rund um<br />
Europa.<br />
Der Vorstand kann seinen Mitgliedern einen<br />
schönen Abend in Aussicht stellen und erwartet<br />
zahlreichen Besuch. Gäste willkommen.<br />
A. C. S. SEKTION EMMENTHAL. Dem Ruf des<br />
Vorstandes zu einem Besuch der Motorwagenfabrik<br />
« Berna » Ölten sind etwas mehr als 30 Mitglieder<br />
gefolgt; der Rundgang durch die Werke unter<br />
Führung von Herrn Direktor Marti hat die Teilnehmer<br />
sehr befriedigt. Speziell beachtet wurden<br />
die modernen, vielseitigen Arbeitsmaschinen, wie<br />
überhaupt das erfolgreiche Bestreben, die Produktion<br />
aufs Rationellste und Modernste auszugestalten.<br />
Gezeigt wurde auch die neue Reparaturwerk-<br />
Btätte, ein imponierendes Muster neuzeitlicher Einrichtung.<br />
Die Besichtigung, welcher sich ein von<br />
der Direktion gespendeter Abendschoppen anschloss,<br />
hat das berechtigte Interesse für die Bernafabrikate<br />
neu gestärkt oder geweckt, wo es nicht schon vorhanden<br />
war.<br />
Die Sektion begab sich hernaeh in den Gasthof<br />
rur Sonne nach Herzvgenbuchsee, um bei einem<br />
durch Jodelvorträge gewürzten Nachtessen, von<br />
Mitglied Imhof aufs beste serviert, noch einige<br />
Stunden der Clubkameradschaft zu widmen.<br />
H.Sch.<br />
A. C. S. SEKTION SOLOTHURN. Zum Abfichluss<br />
ihrer diesjährigen sportlichen Betätigung<br />
veranstaltete die Sektion Solothurn am 20. Oktober<br />
<strong>1929</strong> eine Sternfahrt, welche dank gründlicher Vorbereitung<br />
durch die Sportkommission einen erfreulichen<br />
Verlauf nahm. Trotz ungünstiger Witterung<br />
und schlechten Strassen stellten sich dem Starter<br />
18 Wagen, welche unter Innehaltung einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 37 km auf verschiedenen<br />
Routen das gemeinsame Ziel in Kriegstetten<br />
zu erreichen hatten. Wie schon letztes Jahr wurde<br />
wiederum zu langsam gefahren; nur der Sieger<br />
erreichte genau den vorgeschriebenen Durchschnitt,<br />
während die übrigen starke Abweichungen hatten,<br />
und zwar bis zu 28 km statt 37 km. Dass ein Konkurrent<br />
stecken blieb und ein anderer mit einem<br />
Radfahrer kollidierte, erhöhte, wenigstens für die<br />
andern, den sportlichen Wert der Veranstaltung.<br />
In den geheimen Kontrollen wurden die Teilnehmer<br />
aufgehalten, um noch besondere Aufgaben zu lösen.<br />
Dabei erwies es sich, dass im allgemeinen die Fahrer<br />
im Rechnen bedeutend besser zu Hause waren<br />
als in der Vaterlandskunde. Auch ein Zeichen unserer<br />
vermaterialisierten Zeit!<br />
Nach einem schmackhaften Imbiss im gastlichen<br />
«Sternen» in Kriegstetten schritt die Sportkommission<br />
zur Preisverteilung. Vörgängig der Rangverkündung<br />
gedachte Herr Dr. Haefelin in kurzen<br />
Worten unseres verdienten Zentralpräsidenten Dufouri<br />
der- amnämliehen- Ta?e--d«r Mutter- Erde<br />
überigeben worden war. \\<br />
Der Rangliste entnehmen wir folgende Spitzenresultate<br />
:<br />
Strafpunkte<br />
1. Herr N. Fein, Solothurn 2<br />
2. Frl. Elsbeth Spillmann, Solothurn, 22<br />
3. Herr Emil Obrecht, Grenchen 31<br />
4. Herr A. Niederhäuser, Grenchen 46<br />
5. Herr H. Zurmühle, Solothurn 47<br />
6. Frau Lucie Hirt, Solothurn 47<br />
7. Herr Kropf Jim., Solothurn 49<br />
8. Herr Ed. Chicherio, Solothurn 52<br />
9. Herr Ad. Weber, Solothurn 52<br />
10. Herr Ch. Peternier, Solothurn 52<br />
Die nächsten Anlässe der Sektion werden mehr<br />
gesellschaftlichen Charakter tragen, nämlich ein<br />
Herrenabend im November und die Generalversammlung<br />
mit Ball im Januar 1930. Möge auch<br />
dann der Appell der Sportkommission dankbar<br />
erhört werden.<br />
T. C. S.<br />
AUTOSEKTION AARGAU DES T. C. S. Familienabend.<br />
Die Aargauer Touringclub-Sektion hält<br />
mit ihren Anlässen weises Mass. Und das ist recht<br />
so. Wenn es ^.ber gilt, den jährlich wiederkehrenden<br />
Familienabend zu feiern, dann zeigt sich, dass<br />
sie nicht nur versteht, Feste zu gemessen, sondern<br />
diese auch vortrefflich zu organisieren. So war<br />
denn dem Anlass vom vergangenen Samstag, der<br />
gegen die zweihundert Personen im Lenzburger<br />
Theatersaal vereinigte, ein voller und wohlverdienter<br />
Erfolg beschieden.<br />
Eine kleine (und vorab reizende) Gruppe von<br />
Mitgliedern oder deren Angehörigen hatte sich dem<br />
Sektionspräsidenten, der gleichzeitig auch für die<br />
künstlerische Leitun? des Abends verantwortlich<br />
zeichnete, zur Verfügung gestellt und in kurzen<br />
Wochen wurde mit grossem Eifer geprobt und die<br />
Revue-Garderobe vervollständigt. Da mit dem Fleiss<br />
grosses Geschick und viel Anmut verbunden war,<br />
so konnte uns denn Herr Präsident Lehner (unter<br />
den Revuestars laut Programm als M. Juan Lenaro<br />
bekannt) eine Auslese an Nummern bieten, um die<br />
ihn manche Kleinkunstbühne tatsächlich beneiden<br />
dürfte. Es gebührt ihm deshalb vorab ein volles Lob<br />
ob der glücklichen Wahl seines Ensembles, das sich,<br />
ohne den bekannten Revuedirektor Jushny auf längere<br />
Zeit konkurrenzieren zu wollen, «Blau-weisser<br />
Vogel» nannte. Der Präsident und Rejiseeur<br />
überraschte aber auch durch seine eigene vielseitige<br />
Bühnentätigkeit, hatte er doch neben der Regie<br />
nicht nur die Conference übernommen, die manches<br />
treffliche Bonmot zeitigte, sondern er; brillierte<br />
auch als Lautensänger und Darsteller. Dem Zug<br />
der Zeit gemäss lag das Hauptgewicht des Programms<br />
auf den Tanzattraktionen und natürlich<br />
fehlte auch nicht der wichtigste Bestand einer modernen<br />
Revue, die Girls, ohne deren behende Beinchen<br />
und neckische Augen eine solche gar nicht<br />
mehr denkbar wäre. Und was für Girlsl Gut, dass<br />
sie nicht auf Tournee reisen, sie würden sonst ihre<br />
professionellen Kolleginnen um manches interessante<br />
Engagement bringen. Ebenso reizend und geschickt<br />
und besonders bewundert wegen ihren vortrefflichen<br />
und zum Teil echten , Kostümen waren<br />
die Tanzpuppen, welche in zahlreichen Solotänzen<br />
uns die Kunst der Terpsychore aus allen Herren<br />
Ländern zu Gemüte führten: vom rassigen Tschardas<br />
der ungarischen Steppe bis zum zierlichen<br />
Tanz der Chinesin waren alle Nuancen gebührend<br />
vertreten. Niedliche Zinnsoldaten erfreuten durch<br />
ihre adretten Figuren und wohl mancher militärpflichtige<br />
Zuschauer hätte am liebsten in ihrer<br />
Gesellschaft einen Wiederholungskurs absolviert I<br />
Ebenso applaudiert wurde das jugendliche Tänzerpaar,<br />
das nach der bescheidenen Ankündigung des<br />
Programms eine Charleston-Parodie zum Besten<br />
geben sollte, dabei aber einen etilechten Charlestone<br />
servierte, um dessen Eleganz sich manche<br />
Tanzjünger vor Neid grün und blau ärgern würden.<br />
Sogar die «Wiener Balleteuse» fehlte nicht,<br />
deren elegante Figuren beste Wiener Schule repräsentierten,<br />
trotzdem die Fama wissen wollte, dass<br />
es sich um ein waschechtes « Aar?auerli » handle.<br />
Ein russisches Tanz- und Singspiel, wie es uns «in<br />
Trio bot, würde auch dem Programm des « Blauen<br />
Vogel» alle Ehre machen. Ein pikanter.- Einakter<br />
belehrte vorab die Herrenwelt über die Unberechenbarkeit<br />
der Frauentreue, wobei uns allerdings der<br />
Conferencier die tröstliche Versicherung geben<br />
konnte, dass sich der behandelte Stoff nicht auf<br />
Aargauer Verhältnisse beziehen könne!<br />
Zwischen den einzelnen Darbietungen (von welchen<br />
der Berichterstatter leider die ersten verpasste)<br />
lockte eine rassige Musik zu fröhlichem<br />
Tanz, dem besonders auch nach der Erledigung<br />
des Programms eifrigst gehuldigt wurde. Dank der<br />
Generosität einer Reihe von Mitgliedern konnte<br />
auch eine reichdötierte Tombola eingeflochten werden,<br />
bei welcher wohl nur wenige unbeschenkt ausgegangen<br />
sind.<br />
Kein Wunder, dass bei der Fülle des Gebotenen<br />
bald eine glänzende Feststimmung wogte, die unvermindert<br />
den ganzen Abend anhielt, so dass sich<br />
der sehr stattliche, von der Polizei gut organisierte<br />
Wagenpark nur spät und mählich lichtete. AU<br />
denen, die dem wohlgelungenen Feste ferngebliebeii<br />
ssind, mag der^iaappe Berichfeein Fingerzeig s>ejn,<br />
Jsich—fliesen Genuas kommendes jah'r'iiicjit entgehen<br />
zu lassen. Auf alle Fälle haben wir. jetzt schön<br />
im Kalender pro 1930 ein grosses Kreuz beim voraussichtlichen<br />
Datum für den nächsten Familienabend<br />
eingetragen, damit wir die Gelegenheit ja<br />
nicht verpassen 1 b.<br />
AUTOSEKTION BASEL DES T. C. S. Die Dnterhaltungskommission<br />
hat dieser Tage die Einladungen<br />
zu der am 9. November <strong>1929</strong>, abends 8.30<br />
Uhr stattfindenden<br />
Jahresfeier<br />
versandt. Wie immer bei der Sektion Basel, ist<br />
wieder allerhand los. Der grosse Musiksaal des<br />
Kasinos wird in einen riesigen Ozeandampfer verzaubert.<br />
Ein reichhaltiges Programm, sowie eine<br />
flotte 40 Mann starke Schiffskapelle bieten Gewähr<br />
für einen äusserst gemütlichen Anlass.<br />
In Verbindung, mit der zu erwartenden grossen<br />
Beteiligung steht dieses Jahr deshalb ein speziell<br />
schöner Anlass bevor.<br />
Der beliebte Bummel findet Sonntag den 10. November,<br />
nachmittags 3 Uhr, nach Dornachbrugg in<br />
das Hotel Ochsen statt.<br />
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ä 5 Fr., zuzüglich Billettsteuer. Billette im<br />
Vorverkauf sind bis 9. November, 12 Uhr, im Sekretariat<br />
Steinenvorstadt 1 zu beziehen. Samstag 9.<br />
November, ab 8 Uhr, Parkingplatz im Hofe der<br />
Steinenschule. _____<br />
Radio Bern. (Welle 403.) Donnerstag, den<br />
31. Oktober <strong>1929</strong>, 19.00—19.30 Uhr: «Das<br />
Geheimnis der Automobil-Kompressoren»,<br />
Vortrag von Red. Hugo Labhart, «Automobil-Revue»,<br />
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N°9<br />
II. Blatt<br />
BERN, 29. Oktober 1029<br />
Automobil-Revue<br />
N"9S<br />
II. Blatt<br />
BERN, 29. Oktober <strong>1929</strong><br />
Bei der bisher üblichen Anordnung der Pedale<br />
ist der Fahrer gezwungen, beständig<br />
mit dem einen Fuss zwischen dem Bremsond<br />
Gaspedal zu wechseln. In kritischen Situationen<br />
kann der dadurch verursachte Zeitverlust<br />
leicht verhängnisvoll werden. Wenn<br />
zum Uebergehen vom Gaspedal auf das<br />
Bremspedal auch nur eine Drittelsekunde<br />
notwendig ist, so legt bei einer Fahrgeschwindigkeit<br />
von 60 Stundenkilometern der<br />
Wagen während dieser Zeit eben doch schon<br />
eine Strecke von mehr als fünf Metern zurück.<br />
Um diese fünf Meter wird die Stoppstrecke<br />
des Wagens unnötig verlängert, und<br />
gerade diese fünf Meter können genügen,<br />
um den Unfall herbeizuführen. Bei ungünstiger<br />
Anordnung der Pedale, wenn z. B. die<br />
Pedalplatten nicht in einer Linie Hegen,<br />
kann aber der Zeitbedarf zum Uebergehen<br />
vom Gas auf die Bremse eine Drittelsekunde<br />
bedeutend überschreiten. Zudem besteht immer<br />
eine gewisse Gefahr, dass der Fahrer<br />
in der Hast das Bremspedal nicht erwischt,<br />
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zusammen mit dem Gaspedal betätigt.<br />
Das Fahren in starkem Verkehr oder mit<br />
grösseren Geschwindigkeiten erfordert unbedingt<br />
ein reflexmässig rasches, von langen<br />
Ueberlegungen unabhängiges Handeln. Erschwert<br />
wird aber die Erfüllung dieser Bedingung,<br />
noch ganz besonders dadurch, dass<br />
die Reihenfolge der Pedale bei verschiedenen<br />
Wagen verschieden ist. Bei einigen Wagen<br />
befindet sich das Gaspedal in der Mitte,<br />
bei andern rechts von den beiden übrigen<br />
Pedalen. Ein Automobilist, der nur auf eines<br />
dieser beiden Systeme eingeübt ist, läuft<br />
grosse Gefahr, beim Lenken eines Wagens<br />
mit dem andern System in kritischen Fällen<br />
die Pedale zu verwechseln. Ein bedeutender<br />
Prozentsatz aller Unfälle ist auf solche Irrtümer<br />
zurückzuführen.<br />
Der Wunsch, die Gas- und Bremsbetätigung<br />
in einem einzigen Pedal zu vereinigen,<br />
hat deshalb durchaus Berechtigung. Die beistehende<br />
Skizze zeigt eine neue diesbezügliche<br />
Lösung. Das normale Bremspedal trägt<br />
an einem verstellbaren Schaft eine Fussplatte,<br />
die sich um eine ungefähr senkrechte<br />
Achse kippen lässt. Die eine Seite dieser<br />
Platte ist durch ein Kugelgelenk mit einem<br />
Gestänge (S) verbunden, das, wenn es gezogen<br />
wird, die Drosselklappe öffnet. Um Gas<br />
zu geben, braucht deshalb der Fahrer nur<br />
mit seinem rechten Fuss die Pedalplatte mehr<br />
oder weniger stark nach rechts zu kippen.<br />
Bringt er den Fuss wieder senkrecht auf die<br />
Pedalplatte, so wird die Drosselklappe durch<br />
Federn geschlossen. Drückt der. Fahrer das<br />
ganze Pedal nieder, ohne die Platte zu kippen,<br />
so tritt nur Bremsung ein. Die Verbindungsstange<br />
S verschiebt sich dann im<br />
rechten Ende des Hebels H einfach nach<br />
vorn, ohne den Hebel selbst zu bewegen.<br />
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des üblichen, Gaspedals. Durch die<br />
Möglichkeit, unmittelbar vom Gas auf Bremswirkung<br />
überzugehen und umgekehrt, erhält<br />
der Fahrer ein gesteigertes Gefühl desVerwachsenseiris<br />
mit dem Wagen. Die Vorrichtung<br />
hat sich auch an Rennen bewährt, da<br />
es ja gerade hier oft darauf ankommt, fast<br />
im gleichen Moment zu bremsen und Gas zu<br />
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Zwangsläufige Betätigung der Luftklappe.<br />
Bei gewissen Motoren und Vergasern hängt<br />
der Enderfolg der Anlassmassnahmen einzig!<br />
davon ab, ob man die Luftklappe, die ein«<br />
momentane Gasbereicherung ergeben soll,-<br />
richtig betätigt. Die «richtige» Betätigung<br />
erfordert dabei einiges Gefühl, das vielen<br />
Fahrern gänzlich abgeht. Schematische Regeln<br />
sind nur Notbehelfe.<br />
Es wäre deshalb sehr zu begrüssen, wenn<br />
die Automobilfabriken allgemein dazu übergingen,<br />
die Vergaser der Motoren mit automatisch<br />
und zwangsläufig wirkenden Luftklappen<br />
auszurüsten. Einzelne derartige<br />
Vorrichtungen sind schon im Betrieb und bewähren<br />
sich ausgezeichnet. Ein Luftabschlussventil<br />
wird dabei im Moment der Betätigung<br />
des Anlasers durch einen Elektromagneten<br />
federnd auf seinen Sitz gedrückt.<br />
Der Elektromagnet steht nur solange unter<br />
Strom, als man den Anlasserdruckknopf betätigt.<br />
Nachdem der Motor angesprungen!<br />
und der Kontakt im Anlasserdruckknopf wieder<br />
unterbrochen ist, hört auch der Luftabschluss<br />
wieder auf. Die Gefahr, dass der<br />
Motor beim Weiterlaufen infolge Luftmangels<br />
«ersäuft», fällt hier also dahin. Sollte der<br />
Motor auch nach dem Anlaufen noch ein«<br />
teilweise Gemischbereicherung verlangen, so<br />
könnte man diesem Umstand leicht durch<br />
noch nachträgliche, wenn auch entsprechend<br />
schwächere Erregung des Luftventil-Elektromagneten<br />
Rechnung tragen.<br />
In einem bereits bekannten Ausfühnmgs«<br />
beispiel arbeitet aber die Vorrichtung schon<br />
bei blossem Anschluss an den Anlasserstrorakreis<br />
absolut einwandfrei. m.<br />
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Frage 7409. Wechselnder Benzinverbrauch, würden<br />
Sie die Freundlichkeit haben, mir folgendes<br />
Kuriosum zu beantworten ? Habe letzten Sonntag<br />
eine Schwarzwaldtour gemacht mit einem 15-PS.-<br />
Wagen, Jahrsang 1927, und hatte bei Abfahrt km<br />
13415 im Tank 30 Liter Brennstoff; bei km 13525<br />
waren Tank. Förderer und Filter absolut leer, womit<br />
bei km 110 der Verbrauch 30 Liter war.<br />
Ferner mass ich bei km 13525 Tank gefüllt 30<br />
Liter, bei km 13600 im Tank noch 25 Liter, womit<br />
bei km 75 der Verbrauch 5 Liter war Den Tank<br />
habe ich mit markiertem Holzstab gemessen. Es<br />
fällt mir erst jetzt auf, dass ich auch früher schon<br />
für ganz kurze Strecken solche Quanten verbraucht<br />
hatte und mir nie erklären konnte, dass ich mich<br />
über den Inhalt des Tanks so getäuscht hatte Leitungen<br />
und überhaupt alles habe ich auf Verlust<br />
geprüft, aber nichts feststellen können.<br />
Die erste Etappe ging von Basel nach Albbruck.<br />
Tiefenstein, St Blasien, Schluchsee, 5 Stunden Aufenthalt<br />
in St. Blasien. Belastung: vier Erwachsene<br />
und zwei Kinder von sechs Jahren. Zweite Etappe:<br />
St. Blasien. Totmoos. Wehratal, Schopfheim, Basel.<br />
Der Motor funktioniere tadellos und hatte jedenfalls<br />
nicht zu grosse Einstellung der Hauptdüse,<br />
was ich ja am Ziehen bemerkt hätte. Die Sache<br />
ist wirklich unbegreiflich. Ich mache seit Sonntag<br />
täglich Benzinkontrolle und stelle jetzt einen normalen<br />
Verbrauch von 16 Liter fest. R. in B.<br />
Antwort: Es ist natürlich ohne weiteres<br />
möglich, mit einem 15-Steuer-PS.-Wagen pro 100 km<br />
30 Liter Brennstoff zu verbrauchen, beispielsweise<br />
wenn häufig in den kleinen Gängen, an starken<br />
Steigungen, mit nicht voll ausgenützter Vorzündung,<br />
bei starkem Gegenwind oder vielleicht gar<br />
teilweise geschlossener Luftklappe («Choke») gefahren<br />
wird. Sehr schwierig dürfte es aber sein, mit<br />
demselben Wagen nur 5 Liter zu konsumieren. Es<br />
scheint uns deshalb höchst unwahrscheinlich, dass<br />
diese Verbrauchsziffern stimmen. Wir nehmen eher<br />
an, dass jeweils bei der Messung des Reservoirinhalts<br />
Fehler unterlauffn, die ja tatsächlich nur<br />
allzu leicht unterlaufen können.<br />
Steht beispielsweise der Wagen am Rand einer<br />
stark gewölbten Strasse so rinnt der Reservoirinhalt<br />
unter Umständen so sfark nach einer Seite hin,<br />
dass eine Falschmessung von 10 bis 20 Liter eintreten<br />
kann Wir können es uns vorläufig nicht<br />
anders erklären, als dass das der Grund war. weshalb<br />
ihr Wagen plötzlich nur 5 Liter pro 100 km<br />
hätte verbraucht haben sollen. Umgekehrt wurde<br />
vielleicht auch das Messresultat nach der ersten<br />
Etappe durch ein Schiefstenen des Wagens gefälscht.<br />
teuren im allgemeinen auch bevorzugt. Das besagt auf telephonierte ihm der Vertreter der Firma, er<br />
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¥.C.<br />
AUTOSEKTION FREIBURG DES T.C.S. Sie<br />
Sektion lud am 20. Oktober die Insassen des Blindenasyls<br />
Solenberg zu einer Ausfahrt ein. Im<br />
Schänzli offerierte die Sektion den Geladenen einen<br />
Tee.<br />
AUTOSEKTION ST. GALLEN-APPENZELL DES<br />
T. C. S., Gruppe Hinterland. An die verehrten<br />
Herren Automobilisten des appenzellischen Hinterlandes<br />
ergeht die freundliche Aufforderung<br />
(siehe persönliche Einladungen), zum Beitritt in<br />
die neue T. C. S.-Gruppe: Appenzeller Hinterland.<br />
Zu diesem Zwecke findet am Samstag, den<br />
2. November <strong>1929</strong>, abends 8 Uhr, im «Löwen»,<br />
Säge, Herisau, eine<br />
Gründungsversammlung<br />
statt.<br />
Wir erwarten gerne alle T. C. S-Mitglieder und<br />
solche, die es werden wollen. Um so mehr als uns<br />
Herr Bezirksgerichtspräsident Lutz, Advokat, Flawil,<br />
Präsident der Sektion St. Gallen-Appenzell, und<br />
sein Sekretär, Herr Firz, mit einigen weitern<br />
Sportkameraden ihre Teilnahme an der geplanten<br />
Versammlung zugesagt haben.<br />
Herr Präsident Lutz «rird in einem Referat kurz<br />
die Rechte und Pflichten der T.C.S.-Mitglieder und<br />
insbesondere die Vorzüge einer gut organisierten<br />
Gruppe vor Augen führen.<br />
Mehr denn je ist es heute notwendig, dass sich<br />
die Automobilisten zusammenschliessen, gemeinsam<br />
Ziele und Interessen verfolgen. Es sollte sich deshalb<br />
jedes T.C.S.-Mitglied zur Pflicht machen, sich<br />
in dieser Gruppe «Hinterland» einschreiben zu lassen.<br />
Die Interessen, die sie verfolgt, sind die ihrigen.<br />
So erwarten wir unfehlbar einen geschlossenen<br />
Aufmarsch am Samstag, den 2. November,<br />
abends 8 Uhr, im «Löwen», Säge, Herisau.<br />
Allen ein. herzliches Willkomm I<br />
Das provisorische Komitee.<br />
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den 1. NovembeT lf>29 im Clublokal, Cafe du Theatre,<br />
Bern, Hotelgasse 10, II. Stock.<br />
Die Sektion konnte folgende zwei neue Mitglieder<br />
aufnehme!}: Frl. Rosa Keimer, Oerlikon; Frl. Antoinette<br />
Gerster, Bern.<br />
>&U9E den V^»i»<br />
Autogewerbe-Schutzverband. Am 27. Oktober<br />
hielt der Autogewerbe-Schützverband der Schweiz<br />
unter dem Vorsitz von P. Widmer, Basel, im Restaurant<br />
Bürgerhaus in Bern seine 3. Generalversammlung<br />
ab. An der von über 150 Mitgliedern<br />
besuchten Versammlung waren 8 Sektionen vertreten<br />
Ḣaupttraktandum war die Wahl eines neuen<br />
Zentralpräsidenten, welcher in der Person von A.<br />
Lierow, in Firma Schmidt & Co., Bern, einstimmig<br />
und mit Akklamation gewählt wurde.<br />
Weiter wurde die neue schweizerische Benzinkommission<br />
gewählt, deren schwere Aufgabe es<br />
sein wird, eine Sanierung des schweizerischen<br />
Benzinhandels herbeizuführen. Zur Lösung der<br />
Frage der beruflichen Ausbildung im Autogewerbe<br />
wurde eine fünfgliedrige Kommission ernannt, die<br />
zur Revision des schweizerischen Gewerberechts<br />
Stellung nehmen und die Interessen des Autogewerbes<br />
zu wahren hat.<br />
Der Tätigkeitsbericht der Pneukommission<br />
wurde unter Verdankung der geleisteten, erfolgreichen<br />
Arbeit entgegengenommen und gutgeheissen<br />
und derselben für die Behandlung der kommenden<br />
Fragen unbeschränkte Vollmacht erteilt.<br />
Kleine<br />
Autoiransportschiff gesunken. Während einem<br />
heftigen Sturm auf den Grossen Seen bei Toronto,<br />
ist ein Automobiltransportschiff untergegangen.<br />
Der Schaden wird auf über eine Million Dollar geschätzt.<br />
Die schlechten Strassen im Aargau. (Eingesandt.)<br />
Im Grossen Rate ist von Herrn Nationalrast<br />
Fricker eine Interpellation eingereicht<br />
worden, in der er die Regierung anfragt,<br />
ob sie bereit sei, die Durchführung des<br />
zweiten Strassenprogrammes zu beschleunigen<br />
und das Programm durch Einbeziehung<br />
der Rheintalstrasse zu erweitern. —<br />
Nicht nur die Automobilisten, sondern auch<br />
weiteste Bevölkerungskreise begrüssen diese<br />
Interpellation. Es ist erfreulich, konstatieren<br />
zu können, dass unsere Volksvertreter-nun<br />
endlich zur Einsicht gekommen sind, .dass in<br />
diesem Schneckentempo nicht mehr weiter<br />
gefahren werden kann. — Nachdem dem<br />
Staat© durch die^ projektierten Aare- und<br />
'Rheinwerke neüe^ Einnahmequellen erschlossen<br />
werden, ist zu erwarten, dass den Begehren<br />
' dieser Landesgegend entsprochen<br />
wird.<br />
Die Reisendenbeförderung au! den Postautokursen<br />
Im Flachland nimmt erfreulicherweise<br />
stetig zu, so dass gar bald die anfänglich<br />
in Betrieb genommenen kleinen; Wagen<br />
den vermehrten Ansprüchen nicht mehr genügen.<br />
So musste auch auf der Strecke<br />
Wildegg-Thalhetm ein neuer mit allen modernen<br />
Neuerungen ausgerüsteter Hplätziger<br />
Martiniwagen in Verkehr genommen werden.<br />
In ähnlicher Weise, durch Verwendung<br />
grösserer Wagen, ist der Postautobetrieb<br />
in letzter Zeit auf folgenden Strecken verbessert<br />
worden: Schöftland-Triengen-Walde;<br />
Brugg-Villigen-Mönthal; Dättwil-Bellikon;<br />
Niederhallwil - Dürrenäsch - Leutwil-Teuffenthal;<br />
Turgi-Baden. In nächster Zeit soll auch<br />
noch Boniswil-Seengen-Fahfwangen hinzukommen,<br />
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Bern, Dienstag 29. Oktober <strong>1929</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" Nr. 93<br />
Im heutigen<br />
99Autler-Feierabend":<br />
Seit«<br />
Ford über Prohibition 13<br />
China 14<br />
Die Bobbics 14<br />
Sterben die Indianer aus ? 14<br />
Die Seite der Frau<br />
Frau oder Fräulein ? 15<br />
France, pays de la gourmandise 1 15<br />
Nieder mit dem langen Kleid ! 15<br />
Wie meine Romane entstehen 15<br />
Die Herrensportmode im Winter 16<br />
Die kleinen Geschichten 16<br />
Humor 17<br />
Die Alpenstrassen 18<br />
Tourensprechsaal 18<br />
Unser Ergänzungsrätsel 18<br />
Der Kranke<br />
Von Gerhard Schake.<br />
Schubrunow, der frühere Postmeister, der<br />
sich von seinen Ersparnissen und den kleinen<br />
und grossen Summen, mit denen man ihn<br />
bestochen, nicht weit von Odessa ein Landhaus<br />
gekauft hatte, lebte nicht in der Ruhe<br />
dahin, die ihm nach den aufreibenden Jahren<br />
des Postdienstes — aufreibend deshalb, weil<br />
man nicht über all den kleinen Betrügereien<br />
ertappt werden durfte — zu gönnen gewesen<br />
wäre. Er war voll Angst, Diebe und Räuber<br />
könnten ihm nachts und heimlich das Wenige<br />
rauben, das er sich selbst zusammengestohlen<br />
hatte. Er war ja nun auch schon fünfzig<br />
Jahre alt geworden, und in diesem Alter pflegen<br />
selbst einfältige Leute nachdenklicher zu<br />
werden, sich mit dem zu beschäftigen, was<br />
sein wird, wenn sie nicht mehr sind. Die<br />
Möglichkeit, eine ausgleichende Gerechtigkeit<br />
körinte auch ihn strafen dafür, dass er Arme<br />
und Reiche, die sich seiner Posthalterei anvertrauten,<br />
geschröpft, bestohlen und betrogen,<br />
dass er den Staat um vielerlei kleine<br />
Beträge geprellt hatte, diese Möglichkeit Hess<br />
ihn naphts nicht zur Ruhe kommen. Sein Garten<br />
war mit einem Zaun aus Stacheldraht<br />
umgebfcn, an Türen unü Fenstern, selbst in<br />
den Kaminen und Schornsteinen liess er tönende<br />
Signalglocken, Sirenen und Alarmapparate<br />
anbringen. Sogar Hunde kaufte er,<br />
bissige, auf den Mann dressierte Bluthunde,<br />
er, Schubrunow, kaufte Hunde, er, der kein<br />
Tier leiden mochte. Und im Garten legte er<br />
Fallen und Selbstschüsse.<br />
Seine Frau betrachtete dieses kindische<br />
Treiben, wie sie es nannte, mit scheelen Augen,<br />
und ihre Mutter, die mit im Hause lebte,<br />
unterstützte sie darin. Sie liess nicht nach, zu<br />
hetzen, dass man es doch jetzt, in diesem<br />
herrlichen Hause, so gut haben könnte, wenn<br />
der Mann, dieser törichte Schubrunow, nicht<br />
ein so sinnloses Betragen zur Schau tragen<br />
würde.<br />
Schubrunow selber spürte nichts von dem,<br />
was um ihn vorging, merkte nicht, wie Frau<br />
und Schwiegermutter gehässiger noch sein<br />
Treiben verfolgten und bekrittelten, ja, er<br />
merkte auch dann noch nichts, als selbst die<br />
Kinder, die schon an die zwanzig Jahre<br />
zählten, sich gegen den Vater auflehnten.<br />
Man hätte ihm vielleicht mit Güte die fixen<br />
Ideen ausreden können, hätte ihn überzeugen<br />
können,,, dass es selbst für die geschicktesten<br />
Diebe unmöglich wäre, bis in sein Schlafzimmer<br />
zu dringen.<br />
Aber keiner hatte ein gütiges oder verstehendes<br />
Wort für den Alten. Man sah ihn im<br />
eigenen Hause schief* an, man belustigte sich<br />
offen über ihn, verspottete ihn, und als das<br />
seine Verbissenheit in die krankhafte Idee<br />
nur steigerte, behandelte man ihn skruppellos<br />
als Schwachsinnigen.<br />
Und eines Tages geschah das: Rusia, die<br />
jüngste Tochter, trat, weil man sich im Garten<br />
nicht mehr auskannte, in eine der Fallen<br />
und brach ein Bein. Da hätte man das Geschrei<br />
und Gezeter der Weiber hören sollen!<br />
Da war kein Schimpfwort zu schlecht für den<br />
Alten. Da weigerte sich selbst die Magd, ihm<br />
das Essen zu bringen. Die Frau schrie und<br />
gebärdete sich, als läge sie in Krämpfen. Die<br />
Schwiegermutter lief ins Dorf und tratschte<br />
das Geschehnis aus. Nun wurde Schubrunow<br />
allgemein für verrückt gehalten.<br />
Auch für Schubrunow mehrten sich die<br />
Qualen. Er hatte nachts seine Gesichter deutlicher<br />
denn je, sah, wie Räuber das Haus<br />
plünderten, seine Frau prügelten und ihn<br />
töteten. Er schrie um Hilfe, dass das ganze<br />
Haus zusammenlief. Jeden Morgen erwachte<br />
er schweissgebadet, war schwach und hilflos<br />
wie ein Kind. Er nahm seine Pistolen mit ins<br />
Bett, um sich im Notfall seiner Haut wehren<br />
zu können und die Hunde mussten vor seiner<br />
Tür schlafen. Trotzdem Hessen die Aengste<br />
nicht nach. Dabei wurde der alte Schubrunow<br />
hinfällig.<br />
Die Schwiegermutter erklärte eines Abends,<br />
diesen Jammer nicht länger mit ansehen zu<br />
können. Am andern Morgen reiste sie nach<br />
Odessa. Schubrunow gewahrte in den Mienen<br />
der Seinen etwas Hämisches, Hinterlistiges<br />
und fürchtete sich noch mehr. Am übernächsten<br />
Morgen kehrte die Schwiegermutter in<br />
Begleitung von drei Männern zurück. Aerzte<br />
sind's, sagte sie, die dich untersuchen sollen.<br />
Schubrunow, selbst überzeugt, schwer krank<br />
zu sein, liess sich willig untersuchen und<br />
wurde erst gewahr, in welche Falle er gegangen,<br />
als ihm die Männer eine Zwangsjacke<br />
überstreiften. Er tobte und brüllte. Es half<br />
ihm nichts. Die Familie stand schweigend um<br />
ihn. Wie erlöst blickten sie ihm noch, als er,<br />
auf einen Karren geladen, davongefahren<br />
wurde. Ins Irrenhaus.<br />
Die Aerzte hatten Schubrunow für unheilbar<br />
erklärt.<br />
Die Familie atmete auf und gedachte, es<br />
sieh gut gehen zu lassen.<br />
In der Nacht, die diesem Tage folgte, überfiel<br />
eine herumstreifende Räuberbande Schubrunows<br />
Haus. Das Gesindel schlug die<br />
Frauen tot, nur Serje, der Sohn, entkam. Man<br />
plünderte den Hof aus und setzte den roten<br />
Hahn auf das Dach. Die Fammen loderten<br />
steil gen Himmel.<br />
Ob Schubrunow, schlaflos vor seinen Zellengittern<br />
stehend, den Feuerschein wohl gesehen<br />
hat ?<br />
Ohne Prohibition keine gründliche<br />
Arbeit, sagt Ford<br />
Der Autokönig über das Prohibitionsprobtem.<br />
«Was mich persönlich betrifft, so werde<br />
ich, wenn die Prohibition in Amerika jemals<br />
aufgehoben werden sollte, den Betrieb meiner<br />
Werke einstellen.»<br />
Dieses Ultimatum richtet Henry Ford in<br />
einem unlängst in der Zeitschrift «Pictorial<br />
Review» veröffentlichten Artikel. Und er<br />
fährt fort:<br />
«Ich würde mich nicht lange um das Problem<br />
sorgen, mehr als 200,000 Leute zu beschäftigen<br />
und zu versuchen, ihnen Löhne<br />
zu bezahlen, die ihnen in den Bars und<br />
Trinkstuben wieder abgenommen werden.<br />
Ich hätte wirklich kein Interesse, Wagen für<br />
eine Generation zu bauen, die sich dem<br />
Trunke ergibt;»<br />
Ohne die Prohibition, so erläutert' der<br />
grosse Industrieführer, dem wir die neuzeitlichen<br />
Produktionsmethoden verdanken, würde<br />
die Industrie wieder jenem Stadium zuneigen,<br />
in dem sie sich zu Anfang dieses<br />
Jahrhunderts befand. Ohne Prohibition würde<br />
ein© kurze Arbeitswoche, ein kurzer Arbeitstag<br />
nicht länger möglich sein. Ohne Prohibition<br />
wäre eine gründliche und wissenschaftliche<br />
Arbeit nicht möglich. Ohne die Prohibition<br />
würde der Arbeiter das Interesse an<br />
seiner Arbeit verlieren, würde aufhören, sich<br />
zu bemühen, sein Arbeitspensum zu bewältigen.<br />
Nach Henry Ford ist der Grund dafür,<br />
dass Amerika heute an der Spitze aller übrigen<br />
Industrieländer steht und dass es sich<br />
eines so grossen Wohlstandes erfreut —die<br />
Prohibition ! Das Ausland, so hebt er hervor<br />
— «braucht Amerika für seinen Markt, weil<br />
Amerika unter der Prohibition zum Geldgeber<br />
der übrigen Welt geworden ist. Die<br />
Länder, in denen noch kein Alkoholverbot<br />
besteht, sind zu verarmt, um aus eigener<br />
Kraft heraus zu gedeihen. Das ist das<br />
Todesurteil der Alkoholindustrie:<br />
sie richtet ihre eigenen Abnehmer, ihre Kunden<br />
zugrunde.»<br />
Für das geringe Quantum Alkohol, das<br />
heute noch in den Vereinigten Staaten konsumiert<br />
wird, tadelt der Automobilfabrikant<br />
die Frauen und Mütter Amerikas. Denn wie<br />
sie die Annahme des Prohibitionsgesetzes erkämpften,<br />
so können sie es auch erreichen,<br />
dass sich die Prohibition nicht nur bis zu 99,<br />
sondern auch bis zu 100 Prozent auswirkt.<br />
«Gerade heute ziert der Snob die erleuchteten<br />
Hallen und Clubs, aber schon ist er zu<br />
der Erkenntnis gelangt, dass es nicht mehr<br />
«smart» sei zu trinken. Gastgeberinnen, die<br />
nicht länger mehr wünschen, dass ihre Häuser<br />
allgemein als Stätten bekannt sind, in denen<br />
die Gesetze verletzt werden, haben viel<br />
dazu beigetragen, es unmodern zu machen,<br />
in Gesellschaften Getränke anzubieten. Ihrem<br />
Beispiel werden jene widerstandsfähigen<br />
Frauen folgen, die ihre modernen Gedanken<br />
aus gewitzten Magazinen schöpfen.<br />
Man wird deshalb kein Hurrahgeschrei anstimmen,<br />
keine öffentlichen Versammlungen<br />
abhalten, an die Moral appellieren oder dergleichen;<br />
alkoholische Getränke werden einfach<br />
von jeder Tafel mit andern Dingen verschwinden,<br />
die uns abträglich sind.<br />
Frauen schufen diese Reform,<br />
sie sind die Hauptalmosenempfänger, und sie<br />
würden die Hauptleidtragenden sein, wenn<br />
je die Prohibition in den Vereinigten Staaten<br />
aufgehoben würde; wenn sie nur das Gesetz<br />
in ihrem eigenen Heim verteidigen, so wollen<br />
wir uns wenig um andere Plätze kümmern,<br />
wo das Gesetz verletzt wird — auch sie<br />
werden automatisch der Reihe nach aufhören<br />
zu bestehen. Ohne die heilsame Wirkung<br />
der Prohibition könnten wir nur mit<br />
zwei oder drei Arbeitstagen in der Fabrik<br />
pro Woche rechnen, und das würde zur Aufhebung<br />
der verkürzten Arbeitszeit und der<br />
Fünftagewoche führen, die unsere Industrie<br />
eingeführt hat.»<br />
Als der Arbeiter zwei- öder dreimal in der<br />
Woche trank, musste die Industrie auf dem<br />
10- oder 12-Stundentag und auf sechs oder<br />
sieben Arbeitstage bestehen. Ist aber der Arbeiter<br />
nüchtern, so kann er seinen Achtstundentag<br />
und seine Fünftagewoche bei dem<br />
gleichen oder sogar noch höheren Lohn haben.<br />
Man verwechsle Benzin nicht mit Alkohol,<br />
das ist die ganze Frage. Trunkenheit vereinbart<br />
sich nicht mit der Industrie und den<br />
Anforderungen, die sie an jeden einzelnen<br />
stellt. Ich könnte keinen Wagen bauen, der<br />
rund 200,000-Meilen läuft, wenn die Arbeiter<br />
betrunken wären, weil ich in diesem Falle<br />
-nicht auf gewissenhafte Arbeit zählen könnte,<br />
und ohne gewissenhafte Arbeiter könnte ich<br />
keine Präzision der Arbeit erzielen, selbst<br />
nicht mit der erforderlichen Maschinerie,<br />
weil heute mehr Arbeiter an der Maschinerie,<br />
die jeden einzelnen Teil des Wagens<br />
herstellt, beteiligt sind, als Arbeiter, die den<br />
Wagen selbst bauen. Um die Maschinerie<br />
den Erfordernissen der Zeit anzupassen und<br />
Sie, wie man zu sagen pflegt, gut laufen zu<br />
lassen, ist es erforderlich, dass der Maschinist<br />
erhöhte Geschicklichkeit beweist. In betrunkenem<br />
Zustand wäre der Arbeiter seinen<br />
Arbeiten nicht gewachsen, weil Trunkenheit<br />
die geistigen Kräfte untergräbt und<br />
zerstört. Sie verursacht das Gegenteil von<br />
Präzision: Ungenauigkeit und Ungeschicklichkeit,<br />
und wenn ein Mann nur mangel-<br />
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Verunglückte Heimkehr<br />
Von Jochen.<br />
Ich bin schon lang nicht mehr zu, Haus ge»<br />
wesen,<br />
Nun sollt' ich wieder einmal gehn.<br />
Hab' kürzlich in der <strong>Zeitung</strong> gelesen,<br />
In Bern, da sei es letzt so schön.<br />
Es gäbe so schöne neue<br />
Und diesem Genüsse<br />
Die mal anzusehen<br />
Autobusse...<br />
Könnt' ich nicht widerstehn.<br />
Da fuhr ich hin und fühlte mich gleich sehr<br />
beklopft —<br />
Ich hatte auf einigen Fortschritt gehopft:<br />
Doch alles — vom Grössten zum' Kleinsten<br />
War noch ganz tüpfelgleich so wie einsten..,<br />
Was kann man da tätigen<br />
An solch' einem Ort ?<br />
Ich riss einen unflätigen<br />
Witz und fuhr gleich wieder fort.<br />
hafte Arbeit verrichtet, verliert er das Interesse,<br />
und das ist schliesslich das grösste<br />
Unglück, das ihm widerfahren kann.<br />
Es ist das<br />
Interesse am Leben<br />
und am Werk, das Arbeit schafft, das ganz©<br />
Völker lebensfähig erhält und die Tat*<br />
kraft und Begeisterung schafft, die notwendig<br />
ist, um Grosses zu vollbringen und neue<br />
Entdeckungen zu machen. Das ist es auch*<br />
weshalb wir in Amerika in der Neuzeit so<br />
grosse Fortschritte gemacht haben. Ein all-*-<br />
gemeines, reges" Interesse ist im Volke er*<br />
wacht. Man interessiert sich für alles, was<br />
des Interesses auf dieser Erde wert ist, anstatt<br />
müssig herumzulungern und sich den<br />
Geist mit Alkohol zu verdummen.»<br />
Henry Ford gibt in dem, erwähnten Artikel<br />
seiner Ueberzeugung Ausdruck, dass die Prohibition<br />
sich bereits zu 99 Prozent in' der<br />
Bevölkerng der Vereinigten Staaten ausgewirkt<br />
habe. «Die Freiheit: des Einzelnen - 1<br />
so schliesst er — ist durch den Verzicht deS<br />
amerikanischen Volkes auf Alkoholgenuss<br />
eine so grosse geworden, dass es . geradezu<br />
kindischen Eigensinn bedeutet, von einer<br />
Rechtsbeugung durch das Alkoholverbot zu<br />
reden. Ich glaube und bekenne mich zur<br />
persönlichen Freiheit, aber auf Grund meiner<br />
langjährigen Erfahrung darf ich wohl sagen,<br />
dass gerade alkoholische Getränke in allererster<br />
Linie die persönliche Freiheit stets<br />
denjenigen geraubt haben, die man gemeinhin<br />
als Trinker bezeichnet.»<br />
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China.<br />
Ein Mitarbeiter der «B. Z. am Mittag» sandte<br />
seiner <strong>Zeitung</strong> eine Reihe von Notizen chinesischer<br />
Blätter, die besser als alle politischen Berichte<br />
ein charakteristisches Bild des heutigen<br />
China sehen.<br />
Zoologie.<br />
«Die Niederlassung der Fremden in<br />
Schanghai gleicht einem gigantischen Krokodil,<br />
das dem chinesischen Volk das Blut aussaugt,<br />
um ein fröhliches Leben zu führen.»<br />
(«Amtsblatt der Kuomintang», Schanghai.)<br />
252jähriger Chinese.<br />
«Der Dekan der philosophischen Fakultät<br />
an der Minkuo-Universität hat, gemeinsam<br />
mit andern Gelehrten, Herrn Li Tsching-Jun,<br />
der als der älteste Mann Chinas, wenn nicht<br />
als der älteste Mensch überhaupt gilt, nach<br />
Peking eingeladen. Herr Li ist 252 Jahre alt<br />
und wurde im 17. Regierungsjahre des Kaisers<br />
Kangsi in Kaisien (Provinz Setschuan)<br />
geboren. Seit 235 Jahren handelt er mit chinesischen<br />
Medikamenten, und bis vor hundert<br />
Jahren sammelte er noch eigenhändig<br />
die Heilkräuter für sein Geschäft. Herr Li<br />
war vierundzwanzigmal verheiratet; seine<br />
jüngste Frau ist eine rüstige Sechzigerin. Er<br />
hat ein energisches Kinn, zwei grosse Ohren,<br />
gelbes Haar, weisse Haut und einen guten<br />
Appetit. Noch heute liebt er lange Spaziergänge.<br />
In diesem Frühjahr war er Gast des<br />
Generals Jang-Schen von Setschuan, dem<br />
er eine Menge Anekdoten erzählte. Die jüngste<br />
war hundert Jahre alt.»<br />
(«Kuo Wen», Peking.)<br />
Organisation.<br />
«Um den Betrieb der Kiao-Tsi-Eisenbahn<br />
zu verbessern, hat deren Direktor Jen Te-<br />
Tschinjr allen Angestellten den feierlichen<br />
Eid abgenommen, kein Opium zu rauchen.»<br />
(«Tsingtao Times», Tsingtau.)<br />
Allmächtiger General.<br />
«Seit drei Wochen erhielten wir andauernd<br />
Reklamationen unserer Bezieher in<br />
Nanking. U. a. beschwerten sich der Minister<br />
des Aeussern, der Verkehrsminister und<br />
der Generalstabschef der chinesischen Nationalregierung<br />
über das Ausbleiben unseres<br />
Blattes. Unsere Nachforschungen ergaben,<br />
dass sich der Garnisonskommandant von<br />
Nanking vor etwa zwanzig Tagen durch einen<br />
Artikel unseres Blattes beleidigt fühlte<br />
und deshalb dem Postmeister verbot, unsere<br />
<strong>Zeitung</strong> zustellen zu lassen.»<br />
(«Nischi-Nischi», Schanghai.)<br />
Der gute Hund.<br />
«Vom zweiten Stockwerk des .Cafe 1 Darling'<br />
stürzte gestern morgen ein japanischer<br />
Knabe auf die Strasse. Er wäre auf dem<br />
Pflaster zerschmettert, wenn er nicht glücklicherweise<br />
auf den grossen, braunen Hund<br />
des Cafetiers gefallen wäre, der sich vor dem<br />
Haustor sonnte. Das Kind blieb unverletzt.<br />
Aber der Hund stiess einen gellenden Schrei<br />
aus, entfloh und kehrte erst am Abend wieder.<br />
Als Zeichen der Dankbarkeit haben die<br />
Eltern dem Hunde das Gewicht ihres geretteten<br />
Kindes in Rindfleisch geschenkt. Es<br />
sind 32 Pfund, und der Hund war sehr zufrieden.»<br />
(«Shangtung News», Tsingtau.)<br />
Entführungen.<br />
«Zwei amerikanische Missionare im obern<br />
Jängtse-Gebiet wurden von einer Räuberbande<br />
verschleppt. Als Preis der Freilassung<br />
fordern die Briganten, in die chinesische<br />
Armee aufgenommen zu werden.»<br />
Der Detektiv.<br />
«Sechsundvierzig Schüsse in sechzig Sekunden<br />
wurden in dem Revolverkampf verfeuert,<br />
den Detektiv-Sergeant James Moir<br />
der Settlement-Polizei in Schanghai gegen<br />
eine Bande von sieben chinesischen Räubern<br />
ausfocht. Diese hatten einen reichen Chinesen<br />
in ein Haus der französischen Konzession<br />
geschleppt, um von seinen Verwandten<br />
Lösegeld zu erpressen. Moir tötete drei der<br />
Banditen, verwundete zwei schwer und einen<br />
leicht und nahm den siebenten gefangen.<br />
Von den siebenunddreissig Kugeln, die die<br />
Räuber gegen ihn abfeuerten (Moir schoss<br />
neunmal), verwundete ihn nur eine leicht an<br />
der Schulter, da er mit einer Stahlweste<br />
und einem kugelsicheren Schild ausgerüstet<br />
war.» («Schanghai Times», Schanghai.)<br />
Der unentbehrliche Lippenstift<br />
Kürzlich war in Milwaukee ein grosses Schwimmfest.<br />
Um recht viele Zuschauer anzulocken, wurde<br />
jedem Schwimmer eine Nummer auf den Badeanzug<br />
gemalt. Die Gäste sollten den Verlauf selbst verfolgen<br />
können. Es stellte sich aber bald heraus, dass<br />
die Farbe nicht wasserfest war. Das Interesse der<br />
Zuschauer drohte zu erlahmen, einzelne verliessen<br />
bereits ihre Plätze. Da meldete sich ein Tippfräulein<br />
bei der Festleitung und stellte ihren Lippenstift<br />
zur Verfügung üeberraschte Gesichter. Damit die<br />
Nummer neuerdings auf die Anzüge zu malen ?<br />
Man zweifelte, machte aber doch einen Versuch.<br />
Der iussfeste Lippenstift zeichnete tatsächlich Nummern,<br />
die vom Wasser nicht ausgelöscht wurden.<br />
Und so wurde er der Retter der ganzen Veranstaltung,<br />
die beinahe — im wahrsten Sinne des Wortes<br />
— ins Wasser gefallen wäre.<br />
Wir entnehmen nachfolgendes Kapitel, dem<br />
im Verlag Williams & Co., Berlin, erschienenen,<br />
prachtvollen Buche von Dr. Wolf Zucker : « London,<br />
Liebe zu einer Stadt».<br />
Die Londoner haben für ihre Polizisten einen<br />
zärtlichen Ausdruck: Bobbies, heissen<br />
sie. Das klingt, wie wenn man auf einen<br />
Gummischwamm drückt. Wenn man loslässt,<br />
nimmt er gleich wieder die alte Form<br />
an. Es klingt nach einem weichen Ball,<br />
nach Bonzos dicken Pfoten, kurz, nach<br />
Studdys Polizistenkarikaturen. Die Bobbies<br />
sehen wirklich so aus, wie man sie im Film<br />
oder in englischen Witzblättern sieht. Dicke<br />
Gesichter, der Sturmriemen des Helms liegt<br />
so hoch am Kinn, dass man iimmer meint,<br />
sie beissen darauf. Bei nassem Wetter haben<br />
sie einen Regenumhang, der lächerlich<br />
kurz ist. Die Guten; da stehen sie an allen<br />
Strassenecken, sauber rasiert, wenn sie<br />
nicht einen gewaltigen Schnurrbart ihr eigen<br />
nennen.<br />
Väter der Strasse.<br />
Pariser Schutzleute — das waren elegante<br />
Kavaliere, die kokett ihren Mantel über der<br />
Schulter tragen und nervös an ihren<br />
Schnurrbärtchen zwirbelten. Londoner<br />
Schutzleute sind solide, Schutzleute aus<br />
Ueberzeugung. Wenn man sie etwas fragt,<br />
dann fassen sie einen freundlich am Arm,<br />
fast begütigend, als sagten sie : «Fürchte<br />
nichts, wir werden dir schon den Weg weisen!»<br />
Für jeden Passanten ihres Reviers fühlen<br />
sie sich verantwortlich: eine junge Dame<br />
geht nachts durch ein einsames Viertel nach<br />
Hause. Plötzlich fällt ihr auf, dass sie seit<br />
einiger Zeit Schritte hinter sich hört. Sie<br />
wendet sich um: es ist der Bobby des Bezirks.<br />
Er folgt ihr in angemessenem Abstand,<br />
passt auf, dass sie sicher nach Hause<br />
kommt. Oder am Tage bringt er einer anderen<br />
Dame strassenweit ein verlorenes Taschentuch<br />
nach.<br />
Es gibt tausend Geschichten von den Polizisten,<br />
jeder Besucher Englands bringt<br />
neue mit. Einmal fragte ich einen Schutzmann<br />
nach einer Strasse, die ich nicht finden<br />
konnte. Er sah mich ernst an, Hess seinen<br />
Blick noch einmal über die ihm anvertraute<br />
Strassenkreuzung gleiten, dann sagte er:<br />
«Das werden Sie allein nicht finden.<br />
Idh werde Sie begleiten.»<br />
Und dann brachte er mich ein Stück, bis wir<br />
einen zweiten Schutzmann trafen. Dem<br />
übergab er mich, damit er mich weiterführen<br />
solle. Wenn man sich bedankt, sagen<br />
sie: «'t is allright.»<br />
Die Schutzleute sind grundsätzlich für alles<br />
da. Sie müssen alles können. In einer<br />
dunklen Strasse rief einmal nachts eine alleinwohnende<br />
ältere Dame den Boby an der<br />
Ecke. Ja, ihre Jalousie sei kaput gegangen,<br />
und nun gehe das Fenster nicht zu. Zunächst<br />
versucht der Polizist die Sache in Ordnung<br />
zu bringen. Es geht nicht. Darauf postiert er<br />
sich vor das Fenster, bleibt dort die ganze<br />
Nacht, damit der älteren Dame nichts passiert.<br />
Dazu hatte sie ihn gerufen. Mehr<br />
wollte sie nicht, sagte sie.<br />
Manchmal haben sie auch seelsorgerische<br />
Pflichten. Von einer Themsebrücke wollte<br />
sich eines Abends ein junges Mädchen ins<br />
Wasser stürzen. Sie will gerade einen Fuss<br />
aufs Ge'änder setzen, da hört sie hinter sich<br />
AUTOMOBIL-REVUU <strong>1929</strong> — No 93<br />
Die Bobbies<br />
eine Männerstimme. Der Boby steht da<br />
freundlich grüssend. Er tut, als habe er nichts<br />
gesehen, und er beginnt die Unterhaltung<br />
mit der traditionellen Formel: «Nice evening,<br />
isn't it?» Und da hilft kein noch so fest gefasster<br />
Selbstmordplan, das Mädchen, muss<br />
antworten: «Oh lovely indeed». Und dann<br />
fragt der Polizist höflich, ob er das Mädchen<br />
nicht nach Hause bringen dürfe. Was<br />
soll sie machen? Sie kann doch nicht sagen,<br />
dass sie von dem freundlichen Anerbieten<br />
leider keinen Gebrauch machen könne, dieweil<br />
sie sich vorher erst einmal das Leben<br />
nehmen müsse. Also gehen die beiden zusammen,<br />
und<br />
der Polizist unterhält das Mädchen von den<br />
schönen Dingen der Welt.<br />
Als sie am Ziel angelangt sind, da hat sie<br />
alle ihre finsteren Pläne vergessen. Sie<br />
fragt den hübschen Bobby, ob er sie nicht<br />
wieder einmal zum Spazierengehen abholen<br />
wolle. Nein, das könne er nicht, leider, er<br />
habe immer Dienst in einem anderen Revier.<br />
Gute Nacht.<br />
Diesen Takt kann kein Höflichkeitsunterricht<br />
in der Kaserne beibrigen. Den hat man<br />
oder man hat ihn nicht. Die Londoner haben<br />
ihn oft. Es ist jene Vorsicht, sich nicht<br />
in die Geheimnisse, den privaten Schmerz<br />
der Mitmenschen eindrängen zu wollen.<br />
Plumpe Menschen nennen das Kälte. Die<br />
Vorschriften für das Benehmen der Polizei<br />
dem Publikum gegenüber sind ausserordentlich<br />
streng. Misshandlungen in der Wachstube<br />
kommen fast nie vor. Und wenn einmal<br />
Zivilpersonen einen Prozess gegen einen<br />
Polizisten anstrengen, so wird dieser sicher<br />
verurteilt. Die Gerichte stehen grundsätzlich<br />
auf dem Standpunkt, dass der Polizist es<br />
schon schlimm getrieben haben muss, wenn<br />
ein Bürger sich über ihn beklagt. Das hängt<br />
nun allerdingt damit zusammen, dass die<br />
bürgerlichen Gerichte sich in einem gewissen<br />
Gegensatz zur Polizei befinden. Es gibt in<br />
England noch eine Art von polizeilicher Geriohtbarkeit.<br />
Alle kleineren Vergehen werden<br />
von den Polizeigerichtshöfen verhandelt, und<br />
so besteht eine gewisse Konkurrenz zwischen<br />
diesen und den ordentlichen Gerichten.<br />
Den Vorteil hat das Publikum, das sich in<br />
der angenehmen Lage des tertius gaudens<br />
befindet.<br />
Es gibt keinen Gegensatz zwischen « Zivil»<br />
und Polizei.<br />
Selbst die Polizeivorschriften atmen noch<br />
einen humanen Witz.In einem Park sah ich<br />
ein Schild mit der Parkordnung. Wie bei<br />
uns war auch da allerlei verboten. Aber zu<br />
den Verboten waren gleich die Geldstrafen<br />
hinzugeschrieben, die ihre Uebertretungen<br />
kosten würden. Das sah etwa so aus: «Du<br />
willst Blumen abreissen, bitte schön, kostet<br />
aber zehn Schillinge. Auf dem Kinderspielplatz<br />
spielst du Fussball, mache man, kostet<br />
zwanzig Schilling.» Gar keine Aufregung<br />
damit. Sicherlich lacht der Polizist, wenn er<br />
solche Beträge einkassiert.<br />
So, und nun werden Soziologen und Nationalökonomen<br />
kommen und mir alles mit<br />
wer weiss für Gründen erklären. Bitte<br />
schön. Es scheint aber, dass hier, bei der<br />
Polizei wie beim Zivil, doch ein anderes<br />
Menschenmaterial vorhanden ist als bei kontinentaleren<br />
Nationen. Warum eigentlich?<br />
Sterben die Indianer wirklich aus?<br />
Die Statistik sagt: Nein !<br />
«Hallo, Mister Johnson? Sie wollten mich<br />
doch neulich etwas über meine Schützlinge<br />
fragen? Nun bin ich zurück, stehe gern zur<br />
Verfügung.» Kaum hatte ich das Telephon,<br />
das ich seit Wochen ungeduldig erwartete,<br />
abgenommen, schreibt Joe Johnson im<br />
«Neuen Wiener-Journal», sass ich auch in<br />
meinem Auto, raste dem Heim des Mannes<br />
entgegen, der zu den schwerst erreichbaren<br />
Menschen Amerikas gehört. Selten, dass er<br />
ein paar Tage des Jahres in Washington ist,<br />
um der Regierung Bericht zu erstatten.<br />
Sonst tummelt sich Albert B. Reagon in<br />
Oklahoma, bei den Cherokesen, den Creek<br />
oder Choktawindianern herum, bleibt Monate<br />
unauffindbar.<br />
Sollte Mister Reagon einmal — er bleibe<br />
seinen Indianern .noch recht lange erhalten<br />
— das Zeitliche segnen, kann man sein Heim<br />
ohne viel Adaptierung zu einem veritablen<br />
Indianermuseum umgestalten. Schon in der<br />
Halle merkt man nachdrücklichst, dass man<br />
das Haus des amerikanischen Indianervaters<br />
betreten hat. Das ist nämüch gar keine Hall.<br />
Es führt zwar ein Läufer schnurgerade zur<br />
Treppe, doch beiderseits desselben stehen<br />
Zelte, echte Rothauszelte, mit Inneneinrichtung<br />
und Kriegstrophäen, direkt aus der<br />
Prärie von Einst mitten hineingesetzt in ein<br />
Haus der Regierungsstadt. Das Haus ist<br />
gross, hat an die fünfzehn Räume. Davon<br />
sind nur fünf nach «weissem» Geschmack<br />
eingerichtet. Das Arbeitszimmer und Schlafgemach<br />
des Herrn, die Küche, das Bad und<br />
ein Empfangsraum. Seine indianische Dienerschaft<br />
kann in echt indianischer Umgebung<br />
hausen.<br />
Aus dem dunkelbraun gebrannten Gesicht<br />
sehen mich zwei himmelblaue Augen fragend<br />
an, der energisch geschnittene Mund fragt<br />
mit eigen sanfter Stimme nach meinem Begehr.<br />
Ein Kontrastmensch steht vor mir. Mir<br />
dämmert das Verständnis, warum gerade<br />
der Mann von der Regierung der U.S.A. auf<br />
diesen schweren Posten berufen wurde. Tatkraft,<br />
Mut, eiserner Wille spricht aus<br />
dem muskelgestählten Körper des Hünen,<br />
Weichheit des Herzens, Menschlichkeit,<br />
Idealismus predigen Augen und Lippen dieses<br />
Indianerapostels. Mister Albert B. Reagon<br />
weilt, lebt den Grossteil seines Daseins<br />
unter den verschiedensten Stämmen der Indianer,<br />
reist von einem Territorium zum anderen,<br />
berichtet, fordert von der Regierung,<br />
was seinen Schützlingen not tut, sorgt für<br />
die Rothäute wie ein Vater. Sie nennen ihn<br />
auch so...<br />
«Damned! Da ist wieder diese verfluchte,<br />
nicht auszumerzende Anschauung, dass die<br />
Indianer aussterben. Nun ja, die Leute auf<br />
der ganzen Welt lesen in den Jugendjahren<br />
den Karl May, den «Letzten Mohikaner».<br />
Daraus die romantische Anschauung, die<br />
sich in den Hirnen aller festgesetzt hat, dass<br />
meine Indianer aussterben. Sie denken nicht<br />
daran, Mister Johnson!» Direkt in Wut hat<br />
sich Reagon gesprochen. Da es mir gelungen,<br />
die durch meine vielleicht etwas ungeschickte<br />
Frage (siehe Titel) aufgewühlten<br />
Wogen in seinem Inneren zu glätten, berichtet<br />
mir der Sachverständige folgende sicher<br />
interessante Daten und Einzelheiten:<br />
Vor zehn Jahren lebten in den U.S.A. im<br />
ganzen 342.000 Indianer. Nach der letzten<br />
Zählung sind es aber schon wieder 360.261.<br />
Das ist eine Zunahme von 4,8%. Seit durch<br />
die grosszügigen Massnahmen der Regierung<br />
— zweifellos Mister Reagons Verdienst<br />
— die Lebensbedingungen der Rothäute<br />
sich bedeutend gebessert haben, leben<br />
einige Stämme zusehends wieder auf.<br />
Da sind zum Beispiel die Navajos, die im<br />
Südwesten ansässig sind. 1869 hatte der<br />
Stamm nur noch knapp 9000 Köpfe. <strong>1929</strong> hat<br />
er, dadurch eine immense Widerstandskraft<br />
beweisend, 39.000 Seelen aufgewiesen. Den<br />
Vogel schiessen die Eherokesen ab. Um diesen<br />
aus der Geschichte Nordamerikas nimmer<br />
auszulöschenden Stamm war die Sorge,<br />
dass er austerbe, bis vor zwanzig Jahren<br />
berechtigt. 1910 hatte er nur noch 7700,<br />
heute gibt es wieder 14.000 waschechte<br />
Eherokesen in Nordkarolina. Die Stämme im<br />
Westen leben unter besonders günstigen<br />
Bedingungen. In und um Oklahoma leben allein<br />
fünf zivilisierte Stämme, deren Seelenzahl<br />
zusammen 120.000 beträgt. Die Ursache<br />
dieser erfreulichen Steuerung des Aussterbens<br />
der Rothäute? Da wird Reagon, der<br />
sonderbare Heilige, ganz eigen bescheiden,<br />
tut, als wenn er gar nichts dazu beigetragen<br />
hätte.<br />
Ganz knapp nur die erhellenden Zahlen:<br />
1880 gab es ein einziges indianisches Krankenhaus.<br />
1900 gab es deren fünf. Seit Mister<br />
Reagons Wirken sind es vierundachtzig geworden.<br />
Heute arbeiten in den «Reservations»<br />
an die 240 Aerzte, acht automobilisierte<br />
Zahnambulatorien reisen umher. 1890<br />
gab die Regierung der U.S.A. insgesamt<br />
300.000 Dollar jährlich für den Schulunterricht<br />
in den Indianersiedlungen aus. Heute<br />
existiert bereits das mustergültige Dartmouth<br />
College, 68-000 Indianerkinder werden<br />
in den verschiedenen Schulen, die den Staat<br />
die Jahressumme von sechs Millionen Dollar<br />
kosten, unterrichtet. Grösste Sorgfalt<br />
wird der medizinischen Ueberwachung, der<br />
Belehrung in gesundheitlicher Beziehung,<br />
der Hygiene in der Lebensweise der Rothäute<br />
zugewandt.<br />
Es ist Albert B. Reagons Verdienst, wenn<br />
man heute sagen kann, dass die einstmals so<br />
gefürchteten, ebenso ob ihrer Tapferkeit<br />
und anderer unzweifelhaft anerkennenswerter<br />
Eigenschaften gerühmten Rothäute, statt<br />
nach «Lederstrumpf» und Karl May auszusterben,<br />
neuerdings aufwärtstreben in ihrer<br />
Entwicklung, wieder besseren Zeiten entgegengehen.<br />
Anekdoten<br />
Honore de Balzac arbeitete bekanntlich<br />
immer des Nachts, bis der Hahn in seinem<br />
Garten zu krähen begann.<br />
In einer Zeit, wo Balzac sehr abgespannt<br />
und zerstreut war, sagte er einmal zu seinem<br />
Diener:<br />
« Bringen Sie den Hahn zum Uhrmacher in<br />
unserer Strasse!»<br />
« Der Meister meint wohl, ich soll das Tier<br />
zum Tierarzt bringen, der hier nebenan<br />
wohnt ? » fragte der Diener.<br />
«Nein,» rief Balzac, «bringen Sie den<br />
Hahn zum Urmacher, damit er ihn untersucht.<br />
— Früher krähte der Hahn immer um<br />
vier Uhr morgens, jetzt kräht er um fünf<br />
Uhr und noch später !»<br />
In der Schule unterhielten sich während der<br />
Pause mehrere Kinder über Geburtstage.<br />
Anatole France — damals sieben Jahre alt —<br />
mischte sich in ihr Gespräch und sagte :<br />
«Ich weiss, wann ich geboren wurde !»<br />
« Wann ? » fragten mehrere Stimmen.<br />
«Drei Uhr fünfuncfdreissig Minuten morgens<br />
!» verkündete stolz der kleine Anatole.<br />
« Das ist schon eine Lüge ! » rief ein Kind,<br />
« denn so früh schläft noch deine Mutter! »<br />
Anatole France erwiderte unbefangen :<br />
« Ja, aber ich weckte sie aus dem Schlaf<br />
und sagte ihr, dass ich geboren werden will!»<br />
Voltaire Hess in Genf sein c Gerettetes<br />
Rom» aufführen. Unter den Zuschauern befand<br />
sich der Präsident Montesquieu. Er schlief<br />
fest ein. Voltaire erhob sich von seinem<br />
Sitz, warf dem Präsidenten seinen Hut an<br />
den Kopf und rief sehr laut : « Bei Gott, er<br />
bildet sich ein, bei einer Gerichtssitzung zu<br />
sein !»<br />
*<br />
Man fragte Gluck, was er am meisten auf<br />
der Welt liebe.<br />
< Drei Dinge, > antwortete er, « das Qeld,<br />
den Wein und den Ruhm.»<br />
« Wie,» rief man erstaunt, «Sie setzen den<br />
Ruhm an letzte Stelle ? Das kann nicht sein.<br />
Sie sind nicht aufrichtig.»<br />
«Durchaus,» erwiderte Gluck, «um das<br />
Geld kaufe ich mir Wein, der Wein beflügelt<br />
meine Phantasie, und meine Phantasie verschafft<br />
mir Ruhm. Sie sehen, ich habe recht. *
N° 93 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
HD» DE<br />
DP<br />
Darf eine unverheiratete Frau sich im privaten<br />
und amtlichen Verkehr «ohne weiteres»<br />
Frau nennen? Weiterhin: Hat sie einen Anspruch<br />
darauf, dass auch Behörden ihr diese<br />
Bezeichnung beilegen? Bisweilen, wenn auch<br />
selten, begegnet man auch der Frage, ob<br />
eine verheiratet gewesene — also verwitwete<br />
oder geschiedene — Frau sich wieder<br />
Fräulein nennen darf.<br />
Die Beantwortung dieser Fragen bot, wie<br />
Frau Dr. Maria Hagemeyer in einer deutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> schreibt, früher grössere<br />
Schwierigkeiten als heute. Denn die Praxis<br />
der Verwaltungsbehörden, denen die Entscheidung<br />
hierüber zustand, war nicht einheitlich.<br />
Meist wurde der Standpunkt vertreten,<br />
dass die Führung der Bezeichnung Frau<br />
durch eine unverheiratete weibliche Person<br />
der Genehmigung bedürfe und dass dahingehende<br />
Anträge als Anträge auf Namensänderung<br />
aufzufassen und wie diese zu behandeln<br />
seien. Es wurde daher ein langwieriges<br />
Verfahren in Lauf gebracht, das in der<br />
Mehrzahl der Fälle mit einem Misserfolg für<br />
die Antragstellerin endete. Vereinzelt wurde<br />
auch von den Behörden die Ermächtigung<br />
zur Führung der Bezeichnung Frau ohne weitere<br />
Ermittlungen mit der Begründung verweigert,<br />
dass es sich nicht um eine Aenderung<br />
des Namens, sondern um eine Aenderung<br />
der Standesbezeichnung handle, die<br />
auch durch behördlichen Akt nicht bewilligt<br />
werden könne. Diese verworrenen und für<br />
die Frauen ungünstigen Verhältnisse beseitigte<br />
— um ein deutsches Beispiel auszuführen<br />
— ein Erlass des preussischen Ministers<br />
des Innern vom Jahre 1919. Der Minister<br />
brachte in diesem Erlass den nachgeordneten<br />
Behörden seine Ansicht zur Kenntnis,<br />
dass es sich bei Anträgen von unverheirateten<br />
weiblichen Personen, sich Frau nennen<br />
zu dürfen, nicht um Namensänderungs- oder<br />
Titelverleihungsanträge handle, da die Bezeichnung<br />
«Frau» weder ein Teil des Namens<br />
noch ein Standesbezeichnung, noch ein Titel<br />
sei, der verliehen werden könne, und dass<br />
es daher keiner weiblichen unverheirateten<br />
Frau verwehrt werden könne, sich Frau zu<br />
Das Hohelied der Küche.<br />
Zu Lyon in der Ruo Duquesne, abseits der grossen<br />
Verkehrsadern der grossen Stadt, liegt, wie Hermann<br />
Wendel in der Prager Presse in seiner amüsanten<br />
Art zu plaudern weiss, das Restaurant, das<br />
noch heute, nach dem Tod der Inhaberin, den Naxnen<br />
der<br />
_<br />
Mere Filliox<br />
tragt. Dort gibt es:<br />
Milde Suppe;<br />
Junges Huhn in Halbtrauer;<br />
Hechtklö'schen in Krebsbutter;<br />
Artischokenbdden mit getriiffelter Gänseleber;<br />
Mandeleis;<br />
Früchte.<br />
Schon ein entrüsteter Zwischenruf: «Was heisst:<br />
gibt? Das gab es, als du dort speistest!» «Aber<br />
nein, es gibtl Es gibt nie anderes, immer das gleiche<br />
(und immer in gleicher Vollendung), mittags<br />
und abends, Sonntags und Wochentags, bei Sonnenschein<br />
und Regen, Sommers und Winters, ganz unabhängig<br />
davon, ob der Nationale Block oder das<br />
Kartell der Linken am Ruder ist. Da der Speisezettel<br />
nicht wechselt, müssen die Gäste wechßeln,<br />
aber selten bleibt ein Stuhl unbesetzt. Der Ruf der<br />
Mere Filliox spricht sich um den Erdball herum,<br />
und Lyoner, Franzosen, Briten, Spanier, Ostasiaten,<br />
Amerikaner, sie alle kommen und vertiefen sich in<br />
das Menü aere perennius: Suppe, Hühnchen, Hechtklösschen,<br />
Artischokenböden.. Kaum etwas könnte<br />
so die kulinarische Suggestivkraft dieses Restaurants,<br />
nein! dieser Nation offenbaren.<br />
Eine Revue der SchSpfer.<br />
In der Tat, sie marschieren, die Franzosen, an<br />
der Spitze der Esskultur, und mit Recht verkündet<br />
Anatole France, dass, wenn einmal eine weitere<br />
Menschheit den Bratspiess höher stelle als den Degen,<br />
der Ruhm der französischen Küche jede andere<br />
Glorie überstrahlen werde. Welche Galerie von Bestätigungen!<br />
Unzufrieden, nur unter die Unsterblichen<br />
des Pinsels eingereiht zu sein, erfindet Claude<br />
Lorrain den Blätterteig; Vatel, des grossen Conde<br />
Maltre d'Hotel, der sich die Klinge ins Herz rannte,<br />
weil die Fiscnlieferung für ein Festessen ausgeblieben<br />
war, wird im Kleinen Larousse in mehr Zeilen<br />
behandelt als der Marfichal Foch; Jean Jacques<br />
Rousseau erträgt fünfunddreissig lange Jahre die<br />
Gemeinschaft mit der reizlosen und dummen Levasseur,<br />
nur weil sie am Herd sozusagen ihren<br />
Mann steht; Charles Fourier predigt begeistert «la<br />
ge'ne'ralisation de la gourmandise» und macht die<br />
Feinsehmeckerei zu einer Haupttriebkraft seiner erträumten<br />
sozialistischen Gesellschaft; Brillat-Savarin<br />
legt in seiner «Physiologie des Geschmacks» den<br />
lapidaren Satz hin: «Das Geschick der Völker hängt<br />
von der Art ihrer Ernährung ab»; Alexandre Dumas<br />
der Vater krönt ein literarisches Werk von 500<br />
IF ER A\<br />
Frau oder Fräulein?<br />
nennen. Damit ist von einer Verwaltungsbehörde<br />
ausgesprochen worden, dass jede<br />
Frau das Recht hat, auch wenn sie nicht verheiratet<br />
ist oder gewesen ist, ohne Genehmigung<br />
die Bezeichnung Frau zu führen. Im<br />
Hinblick auf diesen Erlass hat das genannte<br />
Ministerium es abgelehnt, Anträge auf Verleihung<br />
der Bezeichnung Frau als Namensänderungsanträge<br />
zu behandeln, vielmehr die<br />
Antragstellerin auf den Ministerialerlass verwiesen.<br />
Dass dieser Erlass einen Fortschritt, vor<br />
allem natürlich für die Frauen,* bedeutet, ist<br />
ohne weiteres klar. Man braucht nur an die<br />
vielen Fälle zu denken, in denen uneheliche<br />
Mütter sich, und ihren Kindern peinliche und<br />
ehrkränkende Nachforschungen — Nachschnüffelei<br />
wäre hier das richtige Wort —<br />
durch ihre lieben Mitmenschen dadurch ersparen<br />
können, dass sie sich Frau nennen.<br />
Auch im Beruf kann sich die Frau vielfach,<br />
besonders wenn ihre Stellung Repräsentation<br />
erfordert, leichter durchsetzen, wenn sie die<br />
Bezeichnung Frau führt. Bei den im öffentlichen<br />
Leben stehenden Frauen, bei den Vorsteherinnen<br />
von Lehranstalten, Krankenhäusern<br />
und dergleichen, hat sich sogar im amtlichen<br />
Verkehr die Gewohnheit herausgebildet,<br />
sie stets Frau zu nennen.<br />
Dennoch besteht ein Anspruch der unverheirateten<br />
Frau darauf, auch von den Behörden<br />
als Frau bezeichnet zu werden, nicht. Mir<br />
sind Fälle bekannt, in denen Frauen erbittert<br />
hierum gekämpft haben, ohne zum Ziel zu<br />
kommen. Und dabei bedürfte es nur einer<br />
Anweisung durch die Behörden, dahingehenden<br />
Wünschen Rechnung zu tragen. Es steht<br />
aber zu erwarten, dass auch ohne dies der<br />
fortschrittliche Geist der Zeit dazu führen<br />
wird, dass dem brechtigten Verlangen einer<br />
unverheirateten Frau, auch von den Behörden<br />
Frau genannt zu werden, stattgegeben<br />
werden wird. Der Fall, dass eine verheiratet<br />
gewesene Frau sich wieder Fräulein zu<br />
nennen wünscht, ist nicht bekannt. Bei der<br />
Gleichartigkeit der Sache muss aber hierfür<br />
dasselbe gelten, so dass auch hier eine behördliche<br />
Genehmigung oder Ermächtigung<br />
nicht erforderlich ist.<br />
Zu bemerken bleibt noch, dass die Führung<br />
der Bezeichnung Frau durch eine unverheiratete<br />
Frau oder der Bezeichnung Fräulein<br />
durch eine verheiratet gewesene Frau natürlich<br />
dann von der Polizeibehörde untersagt<br />
werden kann, wenn sie aus unlauteren Beweggründen<br />
erfolgt, zum Beispiel, wenn in<br />
betrügerischer Absicht der Familienstand<br />
verschleiert werden soll. Denn das öffentliche<br />
Interesse daran, dass Straftaten verhütet<br />
werden sollen, geht allemal dem Privatinteresse,<br />
insbesondere wenn es kein berechtigtes<br />
ist, vor. Vielleicht ergreift eine Leserin<br />
in dieser Frage die Diskussion?<br />
France, pays de la gourmandise!<br />
Bänden mit einem «Dictionnaire Gastronomicrue»,<br />
und der Sohn erfindet den Salat Francillon; Charles<br />
Monselet sammelt Ruhm durch seine gastronomischen<br />
Sonette, darunter die Hymne an das<br />
Schwein:<br />
Car tout est bon en toi, chair graisse,<br />
muscle, tripe!<br />
On t'aime galantine, on t'adore boudin.<br />
Heute bindet sich, wenn er vom Schreibtisch<br />
aufsteht, Victor Margueritte eine Küchenschürze<br />
um; Marcel PreVost schreibt Rezepte, die besser<br />
tsind als seine Romane; Marie Harel, die Erfinderin<br />
des Camembert-Käses, hat jüngst ein Denkmal gesetzt<br />
bekommen, das ehrlicher verdient ist als alle<br />
Monumente aller Generale, und dem Hirn von<br />
Aristlde Briand<br />
entsprang ausser den Vereinigten Staaten von Europa<br />
Zusammensetzung und Zubereitung eines<br />
Hasenpfeffers.<br />
Immer gab es freilich auch unter den Franzosen<br />
mangelhafte Gourmets: Napoleon war ein schandbar<br />
achtloser Esser und trug erst zu spät, auf Sankt<br />
Helena, Reue und Leid um die entgangenen Genüssse;<br />
Victor Hugo schlang hinunter, was er auf<br />
dem Teller hatte, und wenn Jean Jaures je bei Marias,<br />
wo noch zu seinem Bilde an der Wand der<br />
zarte Duft von Nierchen ä la Jules aufsteigt, eines<br />
Homard Laurence teilhaftig wurde, vergass er das<br />
Unvergessliche selbigen Tages. Aber Ausnahmen bestätigen<br />
die Regel, denn sonst empfindet jeder Franzose,<br />
ob Herzog oder Bauer, ob Bourgeois oder Arbeiter,<br />
vor jeder Mahlzeit, dass sie keine hygienische<br />
Notwendigkeit zur Zufuhr von Kalorien, sondern<br />
ein Fest zur Steigerung des Lebensqefühls<br />
ist. Gerade nach den Jahren 1914 bis 1918, die eine<br />
ganze Nation mit der schrecklichen Ratatouille der<br />
Kaserne und des Schützengrabens abspeiste, begann<br />
eine frohe Renaissance der Kochkunst. Gegen<br />
die modernen Barbaren, die die empfindlichen Gaumennerven<br />
vor dem Diner durch Cocktails liederlich<br />
betäuben oder zwischen zwei Gängen durch Nikotin<br />
abstumpfen, erheben sich die Anhänger der<br />
guten alten, klassischen Ueberlieferung: «Membre<br />
de l'academie des Gastronomes» ist ein Ehrentitel,<br />
und zum «Club des Cents» gehören nicht etwa geistlose<br />
Spitzbäuche.<br />
An Neuem hat die Nachkriegszeit die kulinarische<br />
Eroberung der Hauptstadt durch die Provinz<br />
gebracht. Curnonsky und Marcel Rouff durchforschen<br />
in ihrem Serienwerk «La France trastronomicrue»<br />
Landschaft um Landschaft auf die Herrlichkeiten<br />
ihrer Küche hin, die<br />
«Gastronomische Landkarte Frankreichs»<br />
verrat, welche Gegend durch Räucherzunge berühmt<br />
ist und welche die schmackhafteste Matelotte auftischt,<br />
und Paris nimmt täglich an Restaurants zu,<br />
die sich entweder wie das zeitlich erste dieser Art,<br />
die Rötisserie Perigourdine, auf die besonderen Gerichte<br />
eines Strichs beschränken oder die heute<br />
junge Ente wie in der Normandie, morgen Poularde<br />
wie in Lyonnais, übermorgen Schinken wie in<br />
der Bourgogne und am Freitag Bouillabaisse wie in<br />
der Provence ihren Gästen vorsetzen.<br />
Wenn aber nach Maupassant nur die Dummköpfe<br />
keine Feinschmecker sind, so erscheint, wer<br />
einzig und allein Gourmet ist, noch lange nicht als<br />
Philosoph, denn wie bei den meisten Genüssen dieser<br />
unvollkommenen Erde ist auch bei den Tafelfreuden<br />
ein gut Teil Illusion.<br />
Einst bei einem Freunde speisend, lobte jener<br />
Monselet das Menü über die Massen, aber der Gastgeber,<br />
schon lange auf den gastronomischen Ruf<br />
des Lyrikers neidisch, lächelte teuflisch und sagte<br />
behaglich: «Reingefallen! Was dir als Schwalbennestersuppe<br />
ausserordentlich mundet», war aus Nudeln<br />
und dem Püree weisser Böhnchen hergestellt.<br />
Frau Paula von Reznicek sagt den langen<br />
Kleidern den Krieg an. Sie lehnt sich nicht<br />
nur gefühlsmässig und temperamentvoll auf<br />
gegen die neue Mode, sondern weiss auch<br />
Gründe ins Treffen zu führen. (Ehemann,<br />
spitz' die Ohren!) Wir geben folgende Gedanken<br />
der in der « B. Z. am Mittag » erschienenen<br />
Ausführungen wieder.<br />
Wir haben eine hinreissende Mode des<br />
knappen Ausdrucks, der kurzen Kleiderund<br />
der einfachen Tonart — last not least —der<br />
Billigkeit! Jede Frau mit etwas Geschmack<br />
und ein paar übrigen Groschen konnte sich<br />
nicht nur tags — nein, auch abends zur hellen<br />
Freude ihrer Umwelt nett anziehen, ohne<br />
sich in verderbliche Unkosten zu stürzen.<br />
Die Mode war zu billig; gerade das war<br />
manchem kurzsichtigen Interessenten schon<br />
lange ein Dorn im Auge. Mehrere Jahre versuchten<br />
die grossen Pariser Schneiderateliers<br />
vergebens, Sturm zu laufen. In Amerikas<br />
Widerstand scheiterte lange der Angriff.<br />
Dort wollte die Frau jugendlich bleiben und<br />
praktisch gekleidet. Und nun hat man von<br />
Europa her eine gesunde Entwicklung unter<br />
dem Mäntelchen angeblich wiedererwachter<br />
Fraulichkeit zurückzuschrauben versucht.<br />
Das lange Abendkleid ist da...<br />
Die Frauen haben sich übertölpeln lassen.<br />
In den langen, tei'weise bis zur Erde verhängten<br />
Kleiderungetümen sehen die Frauen um<br />
Jahre älter aus und lassen bei dem Gedanken<br />
an Korsett und Dutt den Moderduft eines<br />
doch wohl mit Recht überwundenen Zeitalters<br />
aufsteigen.<br />
Wer den Unterschied nicht fühlt, der sehe<br />
sich einmal die gleiche Frau in dem Gott<br />
sei Dank noch flotten und kurzen Vormittagskleid<br />
und Tailormade —• sowie in dem<br />
altväterlichen «Frou-Frou» eines Abendkleides<br />
an.<br />
Sprechen wir in Ziffern. In Paris kostet bei<br />
den ersten Firmen heute ein Modell, für wel-<br />
Notbremse um eine Tasse Tee.<br />
I<br />
In den letzten Tagen wurde in dem zwischen<br />
London und Manchester verkehrenden<br />
D-Zuig die Notbremse gezogen. Als die Beamten<br />
nachforschten, ergab sich, dass eine<br />
ältere Dame die Notbremse gezogen hatte.<br />
Auf Vorstellungen erklärte sie zornbebend,<br />
Von Hedwig Courts-Mahler.<br />
Ist es nicht interessant, einen Blick hinter<br />
die Kulissen der Hedwig Courts-Mahler tun<br />
zu dürfen, jener Frau, die mit den Massen<br />
von Romanen, die sie produziert hat und<br />
noch produziert und die von einem grossen<br />
Leserkreis verschlungen werden, eine eigene<br />
Berühmtheit erlangt hat? Im «Querschnitt»<br />
erzählt die Romanfabrikantin :<br />
Jeder Arbeiter schafft sich in seiner Praxis<br />
ein System — auch der geistige Arbeiter.<br />
Der Schriftsteller muss immer bereit sein, für<br />
ihn gibt es keinen Achtstundentag. Tag und<br />
Nacht muss er sich seinen Gedanken zur<br />
Verfügung stellen. Mir kommen immer die<br />
besten Gedanken, wenn ich mich zum Schlafen<br />
niedergelegt habe. An Schlafen ist dann<br />
meist nicht zu denken. Der Schlaf löscht die<br />
Gedanken, die man beim Einschlafen hat,<br />
gewöhnlich aus. Man muss sich, also Notizen<br />
machen. Darüber wird man so hellwach, dass<br />
man am liebsten gleich wieder aufstehen<br />
würde, um weiterarbeiten zu können. Auf<br />
diese Weise käme man nie zum Schlafen und<br />
man muss auf manchen guten Gedanken<br />
verzichten.<br />
Jeder Geistesarbeiter weiss, dass seine Arbeit<br />
der Gesundheit nicht zuträglich ist. Aber<br />
wer würde die Geistesarbeiter für Schwerarbeiter<br />
ansehen? Es ist ja so sehr leicht,<br />
sich an den Schreibtisch zu setzen und Bücher<br />
zu schreiben — sieht wenigstens so<br />
leicht aus.<br />
Ich ersinne meine Stoffe in meinen sogenannten<br />
Ferien, in denen ich also eigentlich<br />
die schwerste Arbeit verrichte. Stenographisch<br />
notiere ich mir in kurzen Umrissen die<br />
erdachten Stoffe und habe sie dann vorläufig<br />
aus meiner Gedankenwelt ausgeschaltet.<br />
Komme ich dann aus den Ferien nach Hause<br />
Der Butt, den du köstlich fandest, heisst mit bürgerlichem<br />
Namen Kabeljau; dich zu täuschen, wurde<br />
ihm eine künstliche Gräte in Gestalt eines feinen<br />
Kammes eingefügt. Die Gemsenkotelettes stammten<br />
vom Lamm und waren, um Wildgeschmack zu bekommen,<br />
vorher in Branntwein eingelegt, und der<br />
mit Oliven gefüllte Auerhahn, der dich Kenner entzückte,<br />
war ein mit einem Glas Absinth getaufter<br />
Truthahn!» Der Dichter erstarrte, und als er erfuhr,<br />
dass auch die Weine nur dem Etikett nach<br />
grosse Marken, in Wirklichkeit aber durch einen<br />
Schuss Cognac oder einen Zusatz von Thymianessenz<br />
«verschönte» Krätzer gewesen waren, griff<br />
er wie zusammengebrochen nach der Hand des<br />
Freundes und murmelte die Formel: «Ich habe<br />
Weib und Kind. Richten Sie mich nicht zugrunde!»<br />
Aber Illusion hin, Illusion her: eine soupe ä<br />
l'oignon gratine^e mit langen Käsesträhnen, morgens<br />
um 3 Uhr in einer verdächtigen Kneipe des zwölften<br />
Arrondissements mit Ueberzeugung gelöffelt, itt<br />
eine starke Lebensbejahungl<br />
Nieder mit dem langen Kleid!<br />
ches in kurzer Ausführung rund 4—5000<br />
Franken verlangt wurden, 8—10,000 Franken.<br />
Dies ist nur ein Beispiel, das in der Unzahl<br />
fortzusetzen ist. Von dem Mehrverbrauch<br />
an Mänteln, Pelzen, Mantillen usw.<br />
ganz zu schweigen. Hier ist endlich einmal<br />
für die Männer der Augenblick gekommen,<br />
schärfstes Veto einzulegen, damit ihre Taschen<br />
nicht unnötig belastet werden und ihre<br />
Frauen, Töchter und Nahestehenden jung<br />
und verführerisch bleiben. Ich bin überzeugt,<br />
dass bei unbeeinflusster Umfrage in allen<br />
Ständen sich die Mehrzahl der Frauen und<br />
vor allem der Männer gegen eine lang©<br />
Mode aussprechen würde. Natürlich bin ich<br />
ebenso gegen die Auswüchse überkniefreier<br />
Gewänder eingestellt, vom Sport abgesehen.<br />
Wen Gründe der Aesthetik und Wirtschaftlichkeit<br />
nicht zu überzeugen vermögen,<br />
der führe sich das Unhygienische, Unpraktische<br />
und für die Trägerinnen Unbequeme<br />
der langen Mode, die für ein ganz anderes<br />
Zeitalter bestimmt war, vor Augen.<br />
Wieviel Tränen wird es jetzt wegen zerdrückter<br />
und durch Wettereinflüsse unbrauchbar<br />
gewordener Roben geben. Nur<br />
aus einseitigen Modegründen forciert man<br />
langsame Tänze und gemessene — als<br />
«fraulich» hingestellte Bewegungen. Ich behaupte,<br />
dass auch vor Jahr und Tag im kürzesten<br />
Kleid die Dame nicht weniger «fraulich»<br />
sein konnte — nur hat man sie bestimmt<br />
nicht mit ihrer Grossmutter verwechselt<br />
— wie jetzt! Auf Trittbrettern der<br />
Autobusse oder der Stadtbahnen werden sich<br />
eingeengte Beinchen verheddern, die, wenn<br />
gut gewachsen, keine Frau der Welt mehr<br />
freiwillig gern versteckt.<br />
In letzter Stunde rufe ich allen Frauen zu:<br />
Lasst euch in modischen Dingen nicht entgegen<br />
eurem natürlichen Empfinden dreinreden!<br />
um<br />
dass sie schon über eine halbe Stunde auf<br />
ihren Tee warte, den sie im Speisewagen<br />
bestellt hatte. Diesen Grund fanden die Beamten<br />
so wenig einleuchtend, dass die Dame<br />
wegen öffentlichen Unfugs mit einer<br />
Strafe von 15 Pfund Sterling belegt wurde.<br />
Wie meine Romane entstehen<br />
— auf meinen Reisen sammle ich fleissig<br />
neue Eindrücke — dann nehme ich mir einen<br />
so kurz zusammengefassten Stoff vor und<br />
beginne mit der Ausarbeitung. Ich lebe mich<br />
dann so intensiv i n diesen Stoff hinein, dass<br />
ich nichts anderes hören und sehen mag. So<br />
arbeite ich — auch stenographisch — das<br />
Konzept in aller Ausführlichkeit. Bis dies<br />
Konzept fertig ist, bin ich in einer Art Arbeitsfieber;<br />
ich lasse mich dann durch nichts<br />
stören. Ist das Konzept fertig, dann kommt<br />
die Ausarbeitung der einzelnen Szenen.<br />
Das Ist dann meist ein Vergnügen;<br />
da der Stoff ausführlich im Konzept fertig<br />
vorliegt, hetzt mich nichts mehr. Und da ist<br />
die Arbeit ein Qenuss. Ich arbeite jeden Tag<br />
vierzehn Stunden, Sonntag und Woche, wenn<br />
mich nicht einmal eine Theatervorstellung<br />
oder eine gesellige Verpflichtung abhält.<br />
Von Stimmungen bin ich nicht abhängig,<br />
wenn ich gesund bin, bin ich auch in Stimmung.<br />
Nur dann nicht, wenn meine Kinder<br />
krank sind oder wenn ihnen ein Leid widerfahren<br />
ist. Dann kann ich nicht arbeiten.<br />
Meine Sonntage sammle ich mir für die Ferien<br />
auf, denn wenn ich in der Arbeit bin,<br />
kann ich den Sonntag nicht aussetzen. Habe<br />
ich in meinen Ferien meine Stoffe für das<br />
künftige Arbeitsjahr festgelegt, dann kommt<br />
der grösste Genuss für mich an die Reihe —<br />
dann lese ich — lese von früh bis spät, alles,<br />
was mir meine Kinder im Laufe des Jahres<br />
als besonders gut und wertvoll empfohlen<br />
haben. Dann türmen sich die Bücher neben<br />
mir auf, auch wissenschaftliche, da ich noch<br />
viel zu lernen habe. Ich bin dann für kurze<br />
Wochen nur Lesepublikum und freue mich<br />
an allem Schönen, was andere Schriftsteller<br />
geschaffen haben.
16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> —<br />
Die Herren-Sportmode im Winter<br />
Keine Prophezeiungen, aber wohlgemeinte Ratschläge<br />
Herren-iSportmode ? Herren-Mode, werden Sie<br />
sagen ? Wenn Sie von meiner Plauderei eine neue<br />
Krawattentönung erwarten oder Ihre Neugierde<br />
nach dem Schnitt der WintersporWacke des Prinzen<br />
von Wales befriedigen möchten, dann, mein<br />
Herr, muss ich Sie bitter enttäuschen. Es gibt<br />
•wohl eine Herrenmode, es gibt auch Mode-Journale<br />
für den gut gekleideten Herrn, aber — es gibt kein<br />
Mode-Journal für die Sportmode. Der Sport bedingt<br />
6eino Mode. Nicht der Kohlenstift des blasswangigen<br />
Modezeichners hat sie entworfen, sondern<br />
der weltbekannte Sportman. Wohl ist der Sport<br />
eine Massenbewegung, ein Pulsschlag unserer Zeit,<br />
aber er lässt auch in der Masse dem Individuum<br />
seinen Raum. Zwei Sikifahrer, die zu Tale stieben,<br />
fahren verschieden: Jeder hat seine individuelle<br />
Technik. So auch in der Mode. Neben den Bedingungen,<br />
die der Sport an die Kleidung stellt, steht<br />
der persönliche Geschmack des Trägers.<br />
Die Hauptsache ist für einen Herrn nicht modern<br />
zu sein, sondern elegant, ja definieren wir<br />
den Ausdruck « elegant » mit den viel bescheideneren<br />
Worten «gut gekleidet». Bescheiden, sicher,<br />
aber ungeheuer schwer! Waren Sie. mein Herr,<br />
nicht auch schon überrascht, Menschen zu begegnen,<br />
an denen weder der Schnitt der Hose, noch<br />
die Länge des Kragens, noch die Form des Hutes<br />
der Mode entsprach und die dennoch den Eindruck<br />
todsicheren, Gekleidetseins, ja steigen wir wieder<br />
hinauf zu dem Schlagwort: den Eindruck einer<br />
eleganten Erscheinung erweckten ?<br />
Und wiederum: der Dandy, der, wie aus dem<br />
Modejournal herausgeschnitten, in einer Wolke von<br />
Parfüm und Blasiertheit an Ihnen vorbeiduftet —<br />
Hosen wie ein Oxforder Student, Hut. Krawatte,<br />
Handschuhe wie ein Menjou, von Kouf zu Fuss<br />
nach dem « Man darf nur » und dem « Besonders<br />
bestechend » gekleidet! — Sie wissen ja selbst, dass<br />
Sie solchen Erscheinungen nicht nur deshalb ein<br />
klein wenig missgestimmt über die Schulter nachgesehen<br />
haben, weil Sie sich vor solcher Eleganz<br />
Bergen zur Schau stellten, heute trafen wir sie<br />
selbst. Wir tragen sie sehr gerne. Knickerboggers<br />
sind, wenn wir immer von Mode sprechen wollen,<br />
en vogue — ein Markstein der heutigen Herrensportmode.<br />
Wie sieht eine Sportkleidung aus ?<br />
Biauche ich sie zu beschreiben ? Sportmütze,<br />
oder Baskenberret — achten Sie darauf, die Ohren<br />
werden heute auch beim Wintersport nicht mehr<br />
eingemummt, der trainierte Sportler verachtet Verweichlichung<br />
(Also sportlich sein, m«in Herr, an<br />
die Ohren frieren!). Jacke und Knicierboggers,<br />
wenn möglich auch Pullover und Sportstrümpfe in<br />
der gleichen färbe, Wollstoff. Bevorzugt wird das<br />
dezente Grau, Schuhe strapazierfähig. Wenn es<br />
nicht in den tiefen Schnee geht oder auf die Eisbahn,<br />
wird auch im Winter der derbe Halbschuh<br />
getragen. Salonsportler machen sich nichts daraus,<br />
im Sportkostüm mit Snowboots herumzulaufen. Das<br />
ist eine Geschmacklosigkeit. In diesem Falle ist der<br />
Ski- oder Bergschuh bedeutend eleganter. Warum ?<br />
— er passt dazu! Der Herr, der 6ich zu kleiden<br />
weiss, schenkt seiner Wäsche grösste Aufmerksamkeit.<br />
Der Sportman wird aus praktischen Gründen<br />
eine Combinaison tragen. Meist wird das Hemd<br />
mit umlegbarem Kragen (offen oder geschlossen<br />
mit Halsbinde) bevorzugt. Die Farbe der Halsbinde<br />
ist der herrschenden Mode unterworfen: mit unseren<br />
Worten « dezent», zeigt aber für den Wintersport<br />
lebhaftere Töne. Die Wahl von Hemd, Krawatte<br />
und Kragen ist ein Kult, der von vielen Herren<br />
mit einer gewissen fanatischen Empfindlichkeit<br />
getrieben wird. Auffallenderweise gehören diese<br />
Herren nicht zu den am schlechtesten Gekleideten.<br />
Die Handschuhe sind zum Kleid abgestimmt und<br />
gefüttert. Selbstredend Leder.<br />
Soweit die Ausrüstung des Allround Sportman.<br />
Ein Unterschied zwischen Sommer und Winter<br />
liegt nur in der Schwere der verwendeten Stoffe<br />
und in dej Wahl der Unterkleider. Wenn es nicht<br />
schneit und wie dies in unsern Bergen in der<br />
knockout bekennen müssen, sondern weil Sie denHochsaison, beispielsweise an Winterolympiaden zu<br />
Missklang, den ein solcher Aufzug in das Straseenbild;<br />
noch mehr aber in die Gesellschaft, den aus. Glänzt die Höhensonne durch Abwesenheit^<br />
geschehen pflegt, regnet, geht man ohne Mantel<br />
Salon, bringt, empfunden haben. Damit sind wir wirft der Sportler seinen Wettermantel über, einen<br />
einer grossen Weisheit der Mode sehr nahe : gefütterten Trenchcoat (immer noch der sportlichste<br />
ailer Mäntel I) oder einen Ulster.<br />
Nicht auffällig wirken t<br />
«Gut gekleidet sein», heisst demnach: sich anpassen.<br />
Sei es Ereignissen, sei es einem Milieu.<br />
schmacksverwirrung.<br />
Der Paletot ist zu den Knickerbaggers eine Ge-<br />
Die Anpassung an den Wintersport ist eine Anpassung<br />
an Schneefelder, Schlittbahnen und Windjacke bevorzugt und neuerdings die rassige<br />
Immer mehr wird in den letzten Jahren die<br />
blitzende Eisfläche. Der Engländer, glücklicher amerikanische Cowboy-Jacke, in gross und farbig<br />
karrierter Wolle, die via Flieger den Weg zum<br />
Sohn einer Sportnation, ist nicht nur in der ganzen<br />
Herrenmode bahnbrechend, sondern vorwiegend<br />
auch im Sport. Nun, er hat sich anzupassen gewussl.<br />
Darin wohl ist der Grund zu suchen, weshalb<br />
nicht die Schweizennode — um mit etwelcher<br />
Kühnheit dieses Wort auszusprechen — im Winteisporte<br />
massgebend ist, sondern die englische (obwohl<br />
der Engländer in die Schweiz kommt, um<br />
the Wintersports zu betreiben).<br />
Da- Engländer hat von jeher Stoffe verwendet,<br />
die den Strapazen des Sportes gewachsen waren.<br />
Die breit karrierten, oft recht derben Stoffe sind<br />
«jeher nicht immer schön und haben schon manche<br />
geschmeidige Gestalt sehr unvorteilhaft gekleidet.<br />
Unser Auge aber empfindet diese Stoffe nicht als<br />
unschön, denn wir .haben gelernt bei einem Sportkleid<br />
nicht nur mit ästhetischer Elle zu messen,<br />
sondern bei unserem Werturteil auch den Zweck<br />
im Auge zu behalten. Wir denken zum Beispiel also<br />
unwillkürlich bei der Beurteilung eines Skikostüms<br />
an die Anforderungen des Skisportes.<br />
Die Sportkleidung ist praktisch-schön.<br />
Kunstkenner werden von moderner Sachlichkeit<br />
sprechen. Nehmen wir zum Beispiel die englische<br />
Sporthose, die Knickerboggers. — Schön ? Aufrichtig<br />
gestanden : kaum ! Aber eminent praktisch.<br />
Ihr praktischer Wert hat sie uns lieb gemacht.<br />
Ehemals lachten wir über die Engländer, die die<br />
ersten Exemplare dieser «Säcke >. auf unseren<br />
Allgemeingut des Sportlers gefunden hat: das sogenannte<br />
Lamberjacket. Es ist eine dicke Bluse<br />
mit Knopf oder Reissverschluss. die in den Hüften<br />
gürtelartig zugeschnallt wird. Ghamberlin stellte<br />
sie uns nach seinem Ozeanflug, praktisch bewährt,<br />
vor.<br />
Während bei der Sportmode im alleemeinen die<br />
englische Vormachtstellung unleugbar ist, steht<br />
Bobfahren, Skelleton bedingen warme, man<br />
könnte beinahe sagen, auspolsternde Kleidung, Eishockey<br />
die kurze, kniefreie Hose und den Pullover-<br />
Der Eissport ist überhaupt die Domäne des Pullovers.<br />
Dieser Sport der Sonne liebt Farben und<br />
spielerische Eigenarten. Aber auch hier soll der<br />
Herr sich vor Feminisierung hüten (Hm I).<br />
Mein Herr, habe ich Ihnen einige Fingerzeige<br />
gegeben ? Warum ich Ihnen kein Kostüm vorschlagen<br />
konnte, verstehen Sie jetzt vielleicht!<br />
(Nach einer im Studio von Radio Bern gehaltenen<br />
Plauderei von F. A. Vitali, Sportredaktor der<br />
« Automobil-Revue »).<br />
Die kleinen Geschichten<br />
Berner Fremdenpolizei: Stimmt s ?<br />
Wir freien Schweizer sind schon so an das<br />
behördliche Gängelband gewöhnt, dass wir es<br />
gar nicht mehr merken. Glücklicherweise gibt<br />
es aber Menschen, denen der Krimskrams der<br />
Formalitäten noch auffällt.<br />
Soll da kürzlich, wie der « New-York Herald<br />
» berichtet, ein Engländer nach Bern gekommen<br />
sein. Morgens um 1 Uhr sucht er<br />
ein Hotel auf, um 6 Uhr gedenkt er wieder<br />
abzureisen. Natürlich lässt man ihn aber nicht<br />
so ohne weiteres schlafen gehen. Wie es die<br />
Vorschrift erfordert, bedeutet man ihm, er<br />
hätte sich zuerst in die Hotelkontrolle einzutragen.<br />
Hotelkontrolle muss sein, wenn es<br />
einem auch schleierhaft ist, was die Polizei<br />
später mit dem vielen verschriebenen Papier<br />
anfängt.<br />
Unser Engländer setzt sich hin, studiert<br />
das Formular ernsthaften Gesichts und beginnt<br />
es dann folgendermassen auszufüllen:<br />
Name : Fing Chan-wo.<br />
Alter : 98.<br />
Nationalität: Chinchillaner.<br />
Wo geboren : Timbuktu.<br />
Verheiratet oder ledig : Ungewiss.<br />
Anzahl der Kinder: Ueber zwanzig.<br />
Woher gekommen : Hang Ping-tong.<br />
Wohin fahren Sie : Gonoswhere (unübersetzbar,<br />
bedeutet ungefähr «Hau's i Chübel»).<br />
Zweck des Besuches in Bern : Um nach<br />
meinen eigenen Sachen zu sehen.<br />
Zeitpunkt der Abreise : So bald wie möglich.<br />
Mit tiefernster Miene gibt er schliesslich<br />
dem Portier das Formular zurück. Dieser<br />
nimmt es ebenso tiefernst in Empfang und<br />
legt es ungelesen auf den Stapel, der am<br />
nächsten Morgen der Polizei vorgelegt werden<br />
soll.<br />
das Skikostüm<br />
Ob die Behörde an der Nägeligasse wohl<br />
unter ausgesprochen nordischem Einfluss. Per Skifahrer<br />
lehnt die Knickerboggers mit Recht ab. Die<br />
gelacht hat?<br />
-ylange<br />
norwegische Sikihose ist für ihn weitaus Wer ist Maurice Dekobra?<br />
praktischer. Klug ist es, Skikostüme in möglichst<br />
glatten Stoffen zu verarbeiten, da der Schnee an Ein Berichterstatter des «Paris-Midi» hat<br />
glatten Stoffen weniger haftet. Das blaue norwegische<br />
Skikostüm dominiert auf der ganzen Linie. ein wenig den wirklichen Namen der be-<br />
sich den Spass gemacht, einen Morgen lang<br />
Tagsüber sieht man den Skifahrer in den Bergen kanntesten modernen Schriftsteller u. Künstler<br />
nachzuspüren. Seine Jagdbeute war un-<br />
meist nur in Hose und Hemd, um den Hris, in<br />
malerischem Schwung, ein farbiges Tuch geschlungen.<br />
Der allbeherrschende Pullover kommt nur unter<br />
der Jacke, sei es eine Segeltuch- oder Stoffmenen<br />
Grossen heissen anders als sie sich<br />
erwartet reich. Fast alle aufs Korn genomjacke,,<br />
sei es ein Lamberjacket aus Segeltuch;* in nennen.<br />
Frage. Der Reissverschluss ist für den Skifahrer Di© leidenschaftlichen, exotisch-erotischen<br />
zu verwerfen. Im Schneegestöber vereisen die Metallteile<br />
dieses Verschlusses. Skisocken schützen die «Dekobra»-Romane stammen in Wirklichkeit<br />
Fiisse, kleine farbige Norwegerbinden vor Eindringen<br />
des Schnees.<br />
niesst den Ruhm und Maurice Tessier<br />
von Maurice Tessier. Maurice Dekobra ge-<br />
das<br />
VVnfl8<br />
Geld. Die beiden Moritze sind aber ein und<br />
derselbe und haben sich erst nach Genehmigung<br />
der Polizei zweigeteilt.<br />
Früher einmal gab es ein lustiges Fränlein<br />
namens Jeanne Bourgeois- Vielleicht<br />
mag sie sich zu wenig bourgeoismässig gefühlt<br />
haben, oder zu viel — kurz, sie le^te<br />
sich den Namenn «Mistinguett» bei. Celise<br />
Seure klingt nicht sehr schön und ist auch,<br />
schwer, deutlich auszusprechen, wenn man<br />
Eile hat. Warum also nicht «Cecile Sorel»?,<br />
Wenn man eine weibliche Tänzerin ist»<br />
schwarzhaarig und afrikanisch angehaucht,<br />
kan man ebensowenig Amelie Leblond beissen,<br />
nicht wahr? Das Publikum hat ein feines<br />
Empfinden und hört viel lieber auf den<br />
Namen «Diemil-Amich».<br />
Baron Henri de Rothschild zeichnet alle<br />
seine Stücke mit «Andre Pascal». Der<br />
Schauspieler Saint-Granier ist auf den Namen<br />
Jean de Crassagnac getauft, was zwar<br />
auch nicht übel tönt. Bedenkt man aber, dass<br />
Crassagnac vielleicht ein Ort wie Bümpliz<br />
ist und dass Jean einfach Hans heisst, dann<br />
bekommt die Sache ein anderes Aussehen.<br />
Der feinsinnige französische Dichter Claude<br />
Anet, dessen zart© junge Frauengestalten<br />
besonders auch in Deutschland und Amerika<br />
hohe Wertschätzung geniessen, verdankt<br />
seine Erlebnisse der Ziviladresse Jean<br />
Schopfer.<br />
-ty-<br />
Detektiv, Brandstifter und Lebensretter in<br />
einer Person.<br />
Bis vor kurzem besass das Brooklyner<br />
Hotel St. George in Joseph Berlew einen eigenen<br />
Hilfs-Hotel-Detektiv. Dass Berlew sich<br />
nur Hilfs-Detektiv nennen durfte, ist der tiefere<br />
Grund, dass er es heute überhaupt nicht<br />
mehr ist. Das ging ganz einfach zu: Berlew<br />
fühlte sich manchmal etwas überflüssig.<br />
Da durchaus nichts passieren wollte, dessen<br />
er sich hätte annehmen können, blieb ihm<br />
nichts anderes übrig, als in den Korridoren<br />
herumzubummeln. Auf die Dauer wird jeder<br />
Spaziergang langweilig. Abgesehen davon<br />
musst© aber Berlew noch befürchten,<br />
dass ihn sein Direktor schliesslich mangels<br />
erspriesslicher Tätigkeitt entlassen würdt<br />
Folglich musste etwas geschehen. Bei zwei<br />
Flaschen geschmuggelten Likörs brütete Berlew<br />
einen Plan aus, der ihm zu Geltung verhelfen<br />
sollte. Gebrütet — getan: Kurze Zeit<br />
nachher brannte das Hotel zugleich an zwölf<br />
verschiedenen Ecken. Der Hilfs-Detektiv natürlich<br />
war sofort zur Stelle. Mit höchstem<br />
Pflichteifer begann er sofort, Gäste zu<br />
retten, Ladies first — versteht sich. Ob sie<br />
sich dabei retten lassen wollten oder nicht,<br />
war ihm ganz gleichgültig. Dann, als alles<br />
in Sicherheit war, begann er mit der Bekämpfung<br />
des Feuers und blieb auch hier auf<br />
der ganzen Linie Sieger.<br />
Leider fiel seine ungewohnte Tüchtigkeit<br />
auf. Und als ihn der Oberkommandierende<br />
der Feuerwehr ins Gebet nahm, sah er sich<br />
zum Geständnis genötigt, den Brand selbs*<br />
angelegt zu haben. Wie man es anders an<br />
stellen kann, um zu einer sichern Stelle zu<br />
geIngen, wird Barlew nun im Kittchen überlegen,<br />
ma.<br />
DIE KLEINE EXAHTE<br />
HAUSDRUCKEREI<br />
FÜR DEN GEWERBETREIBENDEN<br />
«•'••••••••••••••••••••••••••••••<br />
ZENT-BOILE<br />
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— Gehst äu mit deiner Uhr zum Uhrenmacher?<br />
— Im Gegenteil, ich trage sie bei mir. bis meine<br />
Armbanduhr repariert ist.<br />
Wenn der Fischer Verliebt ist...<br />
Die Höflichkeit des Dschungels: Daa Badezimmer<br />
ist besetzt.<br />
— Um Himmels willen! Und wo ist denn die<br />
Polizei ?<br />
— Darunter l<br />
Irrtum. «Sie können wieder hervorkommen, I<br />
Der Regen hat aufgehört!»<br />
- : •••"'•— Eine Kleinigkeit für einen armen Bettler.<br />
— Armer Mann. — müssen Sie schoa lange<br />
Betteln ?<br />
-— Seit ich nicht mehr arbeiten kann.<br />
— Und seit wann sind Sie arbeitslos ?<br />
— Es ist schrecklich — seit ich geboren, bin I<br />
Wo um Himmels willen kommst du her?<br />
Vom Fussballplatz.<br />
Hast du gespielt?<br />
Nein, ich. war Referee!<br />
(II Travaso.)<br />
Wie sie lesen! Ein herrlicher Roman.<br />
Schluss ist schrecklich reizend.<br />
— Und was sagst du über das zweite Kapitel ?<br />
— Oh, den Anfang habe ich noch gar nicht<br />
gelesen !<br />
(Ric et Rac.)<br />
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Die Alpenstrassen<br />
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Zu Tausenden und aber Tausenden haben<br />
Automobile aller Marken und aller Länder<br />
im letzten Sommer wieder die Alpenstrassen<br />
befahren. Jeder Automobilist, der nur irgendwie<br />
sich ein paar Ferientage gönnen konnte,<br />
hat sie sicher benützt, um einen oder mehrere<br />
Alpenpässe zu befahren. Es gehört aber auch<br />
tatsächlich zum Schönsten, was man sich<br />
denken kann, im Auto kreuz und quer durch<br />
die Alpen zu fahren und ständig die Landschaft<br />
wechseln zu sehen, so dass man aus<br />
der Welt der Gletscher in kürzester Zeit in<br />
die Palmengärten der oberitalienischen Seen<br />
versetzt ist.<br />
Um die 70 Alpenstrassen sind es, die vom<br />
Meer bis nach Wien den.Alpenwall nach allen<br />
Richtungen durchziehen. Verschieden in ihrer<br />
Anlage, verschieden in ihrem Unterhalt, stellen<br />
sie bald grössere, bald kleinere Anforderungen<br />
an die Kunst des Fahrers. Sicher ist,<br />
dass jeder, der auf seinem Programm einige<br />
Passfahrten hat, sich gerne zum voraus<br />
etwas über die zu befahrende Strecke orientiert.<br />
Besonders über die Alpenstrassen hätte<br />
man schon gerne einige allgemeine Auskünfte<br />
über Anlage und Zustand. Tatsächlich<br />
existiert aber heute nirgends etwas Zusammenfassendes<br />
über die Alpenstrassen vom<br />
Meer bis nach Wien, und man hat deshalb die<br />
grösste Mühe, in der Literatur das zusammenzusuchen,<br />
was man gerne haben möchte.<br />
Manchmal ist es überhaupt unmöglich, irgendwelche<br />
sichere Angaben zu erhalten.<br />
Wir haben deshalb eine Sammlung<br />
Beschreibungen sämtlicher Alpenstrassen<br />
angelegt, die ergänzt wird und sukzessive<br />
in der «Automobil-Revue» zur Publikation<br />
gelangen soll. Sobald die Sammlung vollständig<br />
ist, wird sie auch in Separatdruck<br />
herausgegeben werden. Damit diese Beschreibungen<br />
wirklich etwas Wertvolles darstellen,<br />
müssen sie in erster Linie von erfahrenen<br />
Fahrern geschrieben werden, die in<br />
wenigen Sätzen das Wesentliche und Markante<br />
einer Alpenstrasse zusammenfassen<br />
können. Als Beispiel einer solchen Beschreibung<br />
diene folgende :<br />
«San Bernardina Die Noräseite der Passstrasse<br />
führt in zahlreichen, zum Teil steilen und<br />
•charfen Schleifen hinauf zur Passhöhe. Die Strasse<br />
Ist gut unterhalten, deren Anlage vorzüglich, infolgedessen<br />
nicht allzu schwierig hefahrbar. An<br />
einigen Stellen ist das Trace etwas schmal, so<br />
dass bei Begegnungen Vorsicht am Platze ist; eventuell<br />
anhalten. Beim Hospitz (Wirtshaus) empfiehlt<br />
sich ein Halt zur Besichtigung des prächtigen<br />
Panoramas. Der Abstieg nach San Bernardino —<br />
dem vielbesuchten Kurort mit zahlreichen guten<br />
Hotels, wo ein Aufenthalt ebenfalls lohnend ist —<br />
bietet keine Schwierigkeiten; grossartiger Ausblick<br />
auf den Piz Uccello ins Misox. Weiter zum Teil<br />
steil abwärts über San Giacomo in zahlreichen Windungen<br />
hinunter ins Misox; Vorsicht ist hier am<br />
Platze, starker Verkehr, Postautomobile. Die Strasse<br />
durchs Misox ist teilweise schmal, ziemlich steinig,<br />
weniger gut unterhalten.»<br />
Und nun gelangen wir mit der Bitte an<br />
unsern grossen Leserkreis, der eine oder andere<br />
möge sich an einem stillen Winterabend<br />
hinsetzen, und in der vorstehenden Art diejenigen<br />
Pässe beschreiben, die er vergangenen<br />
Sommer oder auch schon früher einmal<br />
befahren hat. Vor allem wäre uns gedient mit<br />
Beschreibungen von ausserschweizerischen<br />
Pässen; aber auch von schweizerischen sind<br />
uns kurze Zusammenfassungen erwünscht.<br />
Allen denjenigen, die uns einen Beitrag liefern,<br />
wird dann die ganze Sammlung der<br />
Beschreibungen der Alpenpässe zur Verfügung<br />
gestellt werden. So hoffen wir, dass<br />
recht zahlreiche Alpenpassbeschreibungen uns<br />
zugehen werden, zum Nutzen aller Automobilisten,<br />
die in Zukunft eine Alpenfahrt auf<br />
ihr Reiseprogramm gesetzt haben. Red.<br />
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von Wien, am rechten Waagufer und auf der grossen<br />
Waaginsel. Von Zürich fährt man über St.<br />
Gallen, Lindau, Kempten, Buchloe, München (321<br />
km), dann Mühldorf, Braunau, Lambach, Wels,<br />
Linz (251 km), Amstetten, St. Polten, Sieghartskirchen,<br />
Wien (187 km), Fischamend, Hainburg,<br />
Bratislava, Trnava, Kostolany, Straza nach Piestany<br />
(155 km) zusammen 914 km. H. S. in B.<br />
T A. 367. St. Gallen—Triest—Abbazia—Adelsberg<br />
(Postumia). Eine genussreiche Fahrt nach<br />
Triest, dem Quarnero und Karst hängt ganz von<br />
der Wetterlage der 2. Oktoberhälfte ab. Warn<br />
dort unten die Borastürme einsetzen und dabei<br />
noch Schnee fällt (wie das ausnahmsweise schon<br />
am ft. Oktober ds. Js. der Fall war), so lässt man<br />
den Reiseplan am besten fallen. Bei schönem<br />
Spätherbst aber bietet die Fahrt hohen Genuss;<br />
sie geht von St. Gallen nach Altstätten im Rheintal,<br />
Sargans, Landquart, Davos, Flüelapass, Süs. Zernez,<br />
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km), Bolzano, Trento, Feltre, Cornuda, Treviso,<br />
Oderzo, Portogruaro, Latisana, Cervignano. Triest<br />
(370 km), Cosina, Castua, Mattuglie. Abbazia (72<br />
km), Abstecher am Meeresufer entlang (12 km)<br />
nach Fiume. Zurück und hinauf gegen Castua und<br />
auf der Triester Strasse bis Kuppa di Elsane, dann<br />
rechts hin über Dornegg, im Timavo-Tal auf dem<br />
Karst nach (72 km) Postumia (Adelsberg) zu den<br />
weltberühmten Grotten, deren Besichtigung mindestens<br />
2 Stunden erfordert. Weiter über Preval<br />
nach Senosecchia (19 km), von wo event. links<br />
Abstecher (10 km) über Divaccia zu den ebenfalls<br />
hochberühmten Höhlen und Katarakten von St.<br />
Canzian (Besichtigung 2—4 Std.); dann über Sesana<br />
und Opicina. von wo sich eine herrliche Aussicht<br />
bietet über das 300 m tiefer liegende Triest<br />
und über die blaue Adria. In vielen Kehren hinab<br />
nach Triest (50 km von Adelsberg) oder direkt<br />
weiter über Aurisina, Gorizia, Udine, Conegliano,<br />
Treviso, Vicenza, Verona, Brescia, Milano (460 km);<br />
weiter über Como, Lugano, Bellinzona, Airolo, Andermatt,<br />
Göschenen, Altdorf, Schwyz, Rapperswil,<br />
Lichtensteig, St. Gallen (345 km). Zusammen 1429<br />
Kilometer. L. R. in B.<br />
T. A. 368. Basel—Danzig. Auf dem Hinweg<br />
wählt man den kürzesten Weg: Basel, Schaffhausen,<br />
Singen, Herbertingen, Ehingen, Ulm (257<br />
km), Günzburg, Donauwörth, Essingen, Nürnberg<br />
(181 km), Bayreuth, Hof, Plauen, Zwickau, Chemnitz,<br />
Dresden (316 km), Hoyerswerda, Kottbus,<br />
Guben, Frankfurt a. O., Küstrin, Landsberg (278<br />
km), Friedeberg, Woldenberg. Schloppe, Deutschkrone,<br />
Jastrow, Schlochau, polnische Grenze, Chojnica,<br />
Körnen, Danzig (330kin), zusammen 1362 km.<br />
Der Rückweg von Danzig führt über Kortuzy,<br />
Gowidlino, dann über die deutsche Grenze nach<br />
Damerkow, Stolp, Schlawe, Köslin, Körlin, Nausgard,<br />
Stettin (345 km). Weiter über Gartz, Schwedt,<br />
Angermünde, Eberswalde. Bernau, Berlin (147 km),<br />
Potsdam, Treuenbrietzen, Wittenberg, Bitterfeld,<br />
Halle, Merseburg (182 km), von hier ab die Hallesche<br />
Strasse hinaus, Blumenhaus am See, Weissenfelsen-Strasse,<br />
an der Strassenbahn hin zu den<br />
links liegenden riesigen Leuna-Werken, wo aus dem<br />
Stickstoffgehalt der Luft enorme Mengen von Stickstoff<br />
gewonnen werden, die Deutschland von der<br />
Salpetereinfuhr aus Chile unabhängig machten.<br />
Weiter über Weissenfeis, Naumburg, Kosen, Weimar,<br />
Erfurt, Gotha, Eisenach, Vacha, Hünfeld,<br />
Fulda, Frankfurt a. M. (339 km), dann Darmstadt,<br />
Heidelberg, Bruchsal, Karlsruhe, Offenburg, Freiburg,<br />
Basel (351 km). Länge des Rückwegs: 1364<br />
km. Gesamtlänge der Reise: 2726 km.<br />
Touren 'Fragen<br />
T. F. 369. Bern—Cannes. Ich beabsichtige, Anfang<br />
Februar mit meinem Wagen von Bern nach<br />
Cannes zu fahren und bitte um Angabo der in<br />
dieser Jahreszeit günstigsten Route. H. W. in B.<br />
T. F. 370. Assisi. Ich unternehme im November<br />
eine Fahrt'nach Italien und möchte bei der Gelegenheit<br />
Assisi einen Besuch abstatten. Welche Route<br />
ist wohl die empfehlenswerteste, um von Bellinzona<br />
aus Mailand, Genua, Pisa, Florenz, Rom, Assisi,<br />
Ancona, Bologna und Venedig zu besuchen. Kann<br />
mir jemand ein Itinerar angeben mit der ungefähren<br />
Totalkilometerzahl ? M. H. in Z.<br />
T. F. 371. Arcachon. Ich habe geschäftlich in<br />
Südfrankreich zu tun, muss nach Toulon und Angouleme<br />
und beabsichtige, bei der Gelegenheit einen<br />
Abstecher nach Arcachon zu unternehmen. Welche<br />
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Route schlage ich von Neuenburg aus am besten<br />
ein, um in einer hübschen Rundfahrt die drei erwähnten<br />
Städte zu berühren, und in welcher Minimalzeit<br />
ist eine solche Reis© auszuführen ?<br />
M. R. in B.<br />
Unser Ergänzungsrätsel<br />
scheint die Gemüter nicht sonderlich erregt zu haben.<br />
Entweder fehlte der Ansporn durch den lob*<br />
kenden Buchpreis, oder dann war das Rätsel ein«<br />
arge Knacknuss.<br />
Wir geben nachstehend die spärliche Liste der<br />
gültigen Einsendungen :<br />
W. Strarub, Burgdorf; E. Boesiger. Bern; F,<br />
Junker, Brütten; K. Breitenstein. Nidau; H<<br />
Schmidhauser, Zürich; H. Herren, Zürich; A. Karrer,<br />
Rorschach; E. Keller, Linthal.<br />
Ihnen allein ist es geglückt aus dem Buchslabenchaas<br />
die richtige Lösung zu finden.<br />
Merkwürdige Sprünge scheint jene Leserin ga*<br />
macht zu haben, die als Resultat den schönen<br />
Spruch erzielte: «Uebung macht den Meister».<br />
Dieser Ansicht sind wir auch. Möge sie es in ihrem<br />
Leben beherzigen ! Dass es mit unseren Kreuzwort-*<br />
und Ergänzungsrätseln entschieden etwas an sich<br />
hat, auch wenn kein Preis ausgesetzt ist. zeigt dem<br />
Onkel das Schreiben eines Abonnenten, der sich<br />
bei jeder Aufgabe derart erwärmt, dass er das<br />
Geld für die Heizung sparen kann. Wir werden<br />
chon ihm zuliebe weitere Rätsel folgen lassen,<br />
icheint doch ein strenger Winter vor der Türe zu<br />
tehen. Hoffentlich verdächtigen die Kohlengeichäfte<br />
den Onkel nicht unfairer Konkurrenz!<br />
Auflösung des Ergänzungsrätsels aus Nr. 91:<br />
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Dienstag, «Die gold'ne Meisterin», Operette.<br />
Mittwoch, « Winterballade ».<br />
Donnerstag, « Rivalen », Volksvorstellung.<br />
Freitag, « Weekend im Paradies ».<br />
Samstag, « Czardasfürstin », Tombola-Vorstell.<br />
Sonntag, nachm.: «Schwanda, der Dudelsackpfeifer<br />
».<br />
Sonntag, abends: «Die gold'ne Meisterin».<br />
Kursaal Schänzli<br />
Jeden Nachmittag und Abend: Konzert<br />
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Nachmittags und abends Konzerte der Attraktionskapelle<br />
« Aloha», bis 31. Oktober.<br />
Ab 1. November: « Bingo Boys».<br />
Ab 1. Dezember: Eddy Roos.<br />
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Dienstag, 29. Oktober, abends 8 Uhr:<br />
1. Gastspiel des hebräischen Theaters<br />
Habima: « Dybuk ».<br />
Mittwoch, 30. Oktober, abends 8 Uhr:<br />
«In der Johannisnacht», Operette<br />
von Jean Gilbert<br />
Donnerstag, 31. Oktober, abends 8 Uhr:<br />
Volksvorstellung: « Sly ».<br />
Freitag, 1- November, abends 8 Uhr:<br />
«Das Glockchen des Eremiten»,<br />
Komische Oper von Ahne Maillart.<br />
Samstag, 2. November, abends 8 Uhr:<br />
2. Gastspiel des hebräischen .Theaters<br />
Habima: «Die Krone Davids».<br />
Schauspielhaus<br />
Dienstag, 29. Oktober, abends 8tt Uhr:<br />
« Rivalen ».<br />
Mittwoch, 30. Oktober, abends 8H Uhr:<br />
« Der Unwiderstehliche ».<br />
Donnerstag, 31. Oktober, abends $>Yi Uhr:<br />
Premiere: «...Vater sein dagegen<br />
sehr... », Komödie von Cartentier.<br />
Freitag, 1. November, abends 8K Uhr:<br />
« Rivalen ».<br />
Samstag, 2. November, abends 8K Uhr:<br />
«...Vater sein dagegen sehr.,.>.<br />
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Täglich abends 8 Uhr:<br />
« Hotel Stadt Lemberg », musikalisches Schauspiel<br />
von Jean Gilbert.<br />
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