28.02.2018 Aufrufe

E_1929_Zeitung_Nr.111

E_1929_Zeitung_Nr.111

E_1929_Zeitung_Nr.111

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

111 - <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

ren, kursfähigen Goldes (es können auch<br />

1000-Dollar-Noten oder L G.-Farben-Aktien<br />

verwendet werden). Hierin: Liebes-Zuckersirup.<br />

1 Sherry-Glas Arbeitseifer-Maraschino.<br />

1 Römer voll Einfälle (nicht zu verwechseln<br />

mit Reinfälle).<br />

1 Weltreise-Freikarte.<br />

1 Schuss Phantasie-Sekt.<br />

Reichlich guten Appetit — Angostura.<br />

1 Schuss Optimismus-Orange.<br />

Etwas Skepsis-Zitronensaft<br />

Die Redaktion hat einige Mitarbeiter des so<br />

beliebten Unterhaltungsteils der «Automobil-Revue»<br />

gebeten, sich in unserer lustigen Silvester-Nummer<br />

unsern Lesern vorzustellen. Wir geben ihnen hier<br />

das Wort:<br />

Meine sehr verehrten Leser und schönen,<br />

noch mehr verehrten Leserinnen! s<br />

Man bittet, mich Ihnen vorzustellen — fünf<br />

Minuten vor Abgang eines Zuges zu einer<br />

ganz kleinen Weltreise. (Sie wissen, « Welt»<br />

ist ein dehnbarer Begriff!) Ich weiss nicht,<br />

was ich Ihnen von mir schreiben soll; mir<br />

scheint, Sie werden trotz der Mühe, die ich<br />

mir gebe, davon überzeugt sein, dass ich mit<br />

einem Minderwertigkeitskomplex behaftet<br />

bin. Nichtsdestotrotz ist nicht abzuleugnen,<br />

dass ich ein entzückender Mensch bin. Sie<br />

werden auch die unvermeidliche Dichterlocke<br />

bei mir nicht zu vermissen haben, die ich gern<br />

bereit bin, um Ihretwillen etwas zu lichten —<br />

Drei Viertel Eva-Gin (blond soll sie sein,<br />

aber über diesen c Punkt» lasse ich in jedem<br />

Falle mit mir reden).<br />

,1 Schuss Leichtsinn-Curacao.<br />

1 Grosses Los (mit Prämie!).<br />

Etwas Steinach-WoTonoff-Muskatnuss.<br />

1 Schuss Anny-Csyllag-Absinth.<br />

1 frisches Paraffin-Eidotter.<br />

Das alles recht gut schütteln und mit dem<br />

Sekt des allseitigen Erfolges auffüllen.<br />

Dr. Leo Koszefla.<br />

Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle...<br />

ich meine, wenn Sie sie etwa unter mein Bild<br />

zu kleben beabsichtigen. (Sie ist natürlich<br />

schwarzzzzz!)<br />

Ich liebe die Frauen; sie mich aber nicht<br />

wenn sie mit mir verheiratet sein sollten.<br />

Gott sei Dank sind nicht alle Frauen mit mir<br />

verheiratet! Im übrigen sehe ich anders aus<br />

als ich bin. Man hat gewöhnlich den Eindruck,<br />

ich sei ein etwas ausgewachsenes, aber<br />

goldiges Baby. Wenn man dann aber versucht,<br />

mich auf den Arm zu nehmen, ist man<br />

elend angeschmiert<br />

Meine Kragenweite ist 40, meine Handschuhnummer<br />

will ich Ihnen lieber nicht verraten.<br />

Ein Fluch ist mir etwas Unbekanntes.<br />

Kreuzbombenelement!<br />

Ich liebe japanische Aquarelle und das<br />

Geld. Wollen Sie noch mehr wissen? Dann<br />

besuchen Sie mich im neuen Jahr. Prosit!<br />

Gerhard Schake.<br />

Ueber mich. (Von mir.)<br />

Ich bin ein armer Teufet ohns Geld. Und<br />

'will doch was vom Leben haben. Ergo: Ich<br />

schreibe Gedichte. Habe ich mir ein kleines<br />

Sümmchen erschrieben, wird es in meinem<br />

Interieur angelegt In einem bequemen Stuhl.<br />

• loh 'habe schon drei. Damen bis zu dreissig<br />

Jahren mit etwas Erspartem werden zu Besuchen<br />

geladen. Dieses, mein Interieur, ist<br />

meine Konzession an mein zunehmendes Alter.<br />

Behäbigkeit, sogar etwas Bürgerlichkeit<br />

spricht daraus. Diese spricht auch aus meinen<br />

Hauptberufen. (Ich spreche von Versereien<br />

als meinen Nebenberufen.) Nebenbei,<br />

oder also richtiger eigentlich, interessiere ich<br />

mich für die inneren Windungen der menschlichen<br />

Seele. Da wo es etwas finster wird in<br />

unseitn Innenleben, wo der Bürger die Augen<br />

schliesst oder sie stumm zum Himmel erhebt,<br />

da fängt für mich das «Eigentliche» an.<br />

Dort beginn© ich za leben. Sogar xa arbeiten.<br />

Aber das interessiert theoretisch niemanden.<br />

Praktisch Jeden.<br />

Das, was ich schreibe, ist der Rest, der<br />

Kaffeesatz (vielleicht die Würze). Das ist<br />

das Faule, das Höhnische und Freche, das<br />

Kritische und Zerstörende, das ich so abreagiere.<br />

— Ja, mehr kann ich eigentlich,<br />

nicht sagen, das müsste man schon selber<br />

merken. Vielleicht noch das, dass es eine<br />

ganz nette Art einer Abreaktion ist wenn<br />

man ihr pro Zeile einen Vers anhängt und<br />

sie dann verkauft Dass dann eben doch, und<br />

beinahe von selbst etwas in solchen Sachen<br />

steht das ist schon ein Rätsel. Und eines von<br />

denen, deren Studium ich mich im nächsten<br />

Jahr widmen werde.<br />

Jochen.<br />

Einsehender •. Personalnachweis.<br />

Die tit. Redaktion wünscht, dass wir prominenten<br />

Mitarbeiter des illustren Blattes<br />

uns Dir, abendfeiernder Autler, vorstellen.<br />

Die Vorstellung darf eine Schreibmaschinenseite<br />

lang sein. Schwierige Situation! Einerseits<br />

winkt lebenslängliche Berühmtheit, andererseits<br />

unsterbliche Blamage. Es naht die<br />

Schicksalsstunde.<br />

Ich bin Zeilengrossindustrieller und Schriftstellereibesitzer.<br />

Jahresproduktion rund 90<br />

Tausend Zeilen oder 4 Millionen 500 000<br />

Typen, das macht 390 Meter Schreibmaschinenpapier<br />

oder 300 Meter Druck oder 2200<br />

Buchseiten mittlerer Satzart oder eine aneinandergehängte<br />

Zeile von 6,3 Kilometer<br />

Länge. Das ist verhältnismässig wenig, nicht<br />

wahr? Hinzu kämmt aber die Stoffbeschaffung,<br />

bei der im Hinblick auf die hohen Ansprüche<br />

von der Red. mit grosser Sorgfalt<br />

vorgegangen werden muss. Sie beansprucht<br />

etwa die halbe Arbeitszeit. Hinzu kommt weiter<br />

die Rohmaterial-Aufbereitung. Sie könnte<br />

ungefähr mit der Radiumgewinnung verglichen<br />

werden, was prozentualen Rohmaterialaufwand<br />

betrifft. (Ueber den vergleichsweisen<br />

Wert des Endproduktes wollen wir uns hier<br />

nicht streiten.)<br />

Uebrigens habe ich trotz allen freien Journalistentums<br />

einen Chef. Er kann genau so<br />

eklig sein wie Sie oder noch ekliger als Ihr<br />

Alter, wenn Sie bedauerlicherweise nicht<br />

selbst Chef sein sollten. Der meine hängt<br />

vor mir an der Wand, hat schwarze, rote,<br />

gelbe, grüne, blaue, vollausgezogene, getüpfelte<br />

und gestrichelte Runzeln und einen<br />

Hintergrund von Millimeterpapier. Die Runzeln<br />

sind Kurven, das ganze ist eine sogenannte<br />

Graphostatistik. Wöchentliche Zeilenproduktion,<br />

Einkünfte, Sättigungsgrad und<br />

Anstelle eines Bildnisses<br />

W.M.Hissens<br />

Hund,<br />

Hunger der Abnehmer, Verteilung des Absatzes<br />

hält mir so dieser aufgehängte Alte<br />

mit rücksichtsloser Offenheit dauernd vor<br />

Augen. Die Erfahrung lehrt, dass das sogar<br />

das Naturgesetz einer menschlichen Massenträgheit<br />

glatt aufhebt.<br />

Meine einzige Angestellte ist meine<br />

Schreibmaschine, Renntyp, Modell at-Spezial<br />

SS. Ich nehme sie durchschnittlich jeden<br />

Monat einmal auseinander zwecks grundlegender<br />

Verbesserungen von immer bis anhin<br />

unübertroffener Wirkung. So kann noch<br />

einmal etwas aus ihr werden. Sie fühlt sich<br />

aber so oft betupft, dass ihr Leben kaum<br />

länger als drei Jahre währen wird.<br />

Aussergewöhnliche Eigenschaften habe ich<br />

keine, abgesehen davon, dass ich weder hornnoch<br />

sonst bebrillt bin, weder einen oben<br />

ringsum eingedrückten Fladenhut, noch einen<br />

Künstlerschlips, noch eine Glatze trage. Aber<br />

das stört Sie hoffentlich nicht.<br />

Liebhabereien? Technisches Knobeln, Autound<br />

Motorradfahren, Fliegen, über unverbrauchbar<br />

viel Geld verfügen und immer<br />

Recht haben (sagt man). w.m.hys.<br />

Der Berg, und Bücheridealist.<br />

Der bescheidene Mitarbeiter, der Sie, verehrte<br />

Leser, in diesem Blatte gelegentlich unterhielt,<br />

langweilte oder ärgerte, ist von ungewöhnlicher<br />

Grosse, ein Meter und neunzig,<br />

wenn man dem militärischen Massstabe glauben<br />

kann. Er durchlief die üblichen Schulen,<br />

eine Konstatierung, die weder Sie noch ihn<br />

erschüttert. Jetzt sitzt er auf einer Redaktion<br />

und viele der zukunftsträchtigen, problemeschweren<br />

und weltumwälzenden Dichter<br />

glauben, er sei einzig dazu da, ihre mit<br />

dem Herzblut geschriebenen, von der Muse<br />

zwiefach geküssten Werke mit einem kalten<br />

Lächeln (natürlich ohne diese Lohen des Geistes<br />

gelesen zu haben) wieder zurückzuschicken.<br />

Aber was ist schöner, als ein verkannter<br />

Dichter zu sein? Denn auch dieser<br />

Mitarbeiter stellt ja die Schrift, wenn ihm gerade<br />

nichts Besseres einfällt. Es gibt natürlich<br />

angenehmere Dinge hienieden; ich nenne<br />

nur das, was Sie alle betreiben, nämlich das<br />

der fing Ins jähr 1930! l'aviafion en 1930!<br />

Klemm-Ielchtflugzeug Ober den wölken<br />

— l'avion Klemm au dessus des nuages.<br />

das jähr <strong>1929</strong> hat auf dem gebiet des flugspoTtes grossen fortschritt gebracht,<br />

ein zeichen, dass die zukunft diesem sport gehört.<br />

der « Salon de l'Aviation» in Genf hat in manchem sportsbegeisterten<br />

drang und sinn für das fliegen hervorgerufen.<br />

begeistert wurde der verlauf des € .Circuit d'Europe » verfolgt; eine tagesetappe<br />

führte sogar durch unser land. beifall und begeisterung aller sportsfreunde<br />

grüssten diese eleganten, leichten vögel beim durchkreuzen unserer<br />

heimatlichen lüfte.<br />

im jähr 1930 wird die begeisterung für den flugsport noch bedeutend wachsen,<br />

die flughäfen werden anziehungspünkte zahlreicher sportsbegeisterten sein.<br />

leichtflugzeugbau Klemm hat in der Schweiz<br />

eine generatvei tretung errichtet<br />

l'annee <strong>1929</strong> a apportS de grands pfogres dans le domaine de l'aviation,<br />

rigne que l'avenir appartient ä ce Sport.<br />

le < Salon de l'Aviation > ä Geneve a eVeille chez un grand nombre<br />

l'enthousiasme et le sens du plus lourd que l'air.<br />

on a suivi avec un interet passionnö le cours du « Circuit d'Europe»<br />

dont une ätape a survole' notre pays. c'est avec admiration que Ton a vu<br />

croiser dans notre atmosphere ces elegante et lägers oiseaux; applaudissoments<br />

et acdamations unanimes äclataient ä leur passage.<br />

l'an 1930 verra accroitre encore l'amour de l'aviation. les aeroport«<br />

deviendront de plus en plus le centre de ralliements d'une foule de ferventa<br />

sportifs.<br />

l'avion leger Klemm a inst/tue<br />

en Suisse une agence generale

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!