E_1930_Zeitung_Nr.077
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NO 77<br />
II. Blatt<br />
BERN, 12. September <strong>1930</strong><br />
N°77<br />
II. Blatt<br />
BERN, 12. September <strong>1930</strong><br />
Tedinisdie Not«<br />
1 Shimmy auf der Prüfbank.<br />
Jeder von uns hat schon Automobile beobachtet,<br />
deren Vorderräder, etwa auf löcherigen<br />
Strassen, hin- und herwackelten, als<br />
ob sie von einem Schüttelfrost befallen<br />
wären. Vielleicht kennt der eine oder andere<br />
Leser die Erscheinung auch vom eigenen<br />
Wagen her. Dem Konstrukteur und Techniker<br />
bereitet dieses «Shimmy»-Tanzen oder<br />
«Flattern» der Vorderräder schon seit vielen<br />
Jahren Kopfzerbrechen. Für ihn handelt es<br />
sich hier um eine Art mechanische Krankheit,<br />
die bisher allen systematischen — oder<br />
gerade diesen systematischen Heilungs-<br />
[versuchen hartnäckigen Widerstand entgegengesetzt<br />
hat.<br />
Die erste Shimmy-Epidemie trat vor etwa<br />
sechs oder sieben Jahren auf, zu einer Zeit<br />
also, als man Vierradbremsen und Ballonpneus<br />
einzuführen begann und die Geschwindigkeit<br />
der Automobile sprungweise in die<br />
Höhe kletterte. Waren nun die Vorderradbremsen,<br />
die Ballonpneus oder die höhere<br />
Geschwindigkeit schuld? Vollständig ist man<br />
sich über den Einfluss dieser und anderer<br />
ebenfalls zu berücksichtigender Faktoren<br />
noch heute nicht klar. Fest steht nur, dass<br />
fast alle Wagen, so billig oder teuer sie sind,<br />
eine latente Shimmy-Neigung besitzen, und<br />
zwar meist bei einer ganz bestimmten «kritischen»<br />
Geschwindigkeit. Ob diese Neigung<br />
dann wirklich zum Durchbruch gelangt,<br />
hängt bemerkenswerterweise sehr wenig vom<br />
Zustand der Strassenoberfläche ab. Starke<br />
Unebenheit der Strasse kann wohl ein Hinünd<br />
Herwackeln der Vorderräder bei niedrigen<br />
Geschwindigkeiten verursachen, nie<br />
aber ist sie die alleinige Ursache des echten,<br />
berüchtigten Shimmys, der meist nur bei<br />
Geschwindigkeiten über 70 Stundenkilometer<br />
auftritt. Auch das Bestehen oder Fehlen von<br />
Spiel im Lenkgestänge oder der Lagerung<br />
Ider Vorderräder macht nicht alles aus.<br />
Von Anfang an schien es aber naheliegend,<br />
'die Erscheinung mit einer schlechten Aus-<br />
Balancierung der Reifen in Zusammenhang<br />
zu bringen. Es ist auch leicht einzusehen,<br />
dass dadurch bei einer bestimmten Geschwindigkeit<br />
oder Radtourenzahl tatsächlich<br />
auch eine Schwingung des ganzen Rad-<br />
Si„<br />
Antwort 7019. Betriebs- und Kontrollbücher<br />
für Lastwagenbotrieb. Zuschrift weitergeleitet.<br />
Antwort 7018. Anschaffung eines leichten Last-<br />
Wagens. Zuschrift weitergeleitet. Red.<br />
Mitteilung 7030. Am Klausenrennen Seitenteil<br />
verloren. Wer hat am Klausenrennen einen Automobil-Seitenteil<br />
aus Zelluloid gefunden? Der betreffende<br />
Seitenteil soll am Sonntag, den 10. August,<br />
um 5 Uhr abends, von einem Automobilisten<br />
mit offenem Essex-Wagen, Richtung Altdorf fahrend,<br />
in der obern Hälfte der Klausenstrasse auf<br />
der Glarnerseite gefunden worden sein. Der ehrliche<br />
Finder ist gebeten, gegen Belohnung den Seitenteil<br />
zurückzuerstatten und sich direkt an die<br />
«Automobil-Revue> zu wenden. Resten Dank zum<br />
voraus! F. H. in G.<br />
Frage 7031. Wasserdichtmachen eines Verdecks.<br />
Das Segeltuch meines Lieferungswagens ist durch<br />
zweijährigen Gebrauch nicht mehr genügend wasserdicht.<br />
"Womit könnte die Wasserdichtigkeit wiederhergestellt<br />
werden? G. S. in Z.<br />
körpers um den Lenkzapfen entstehen kann, stift angebracht. Gegenüber dem Schreibstift,<br />
und von diesem berührt, läuft ein Chassisrahmen deutlich Schlangenbewegun-<br />
lässigen krümmen und'winden und der ganze<br />
bei derjenigen Radtourenzahl nämlich, bei<br />
welcher die Anzahl der durch die Rad-Papierband vorbei. Ein zweiter Schreibstift gen vollführt. Das Lenkrad wird wie wild<br />
Exzentrität ausgelösten Kraftimpulse mit der zeichnet auf demselben Papierband jeweils hin- und hergerissen und kann auch von<br />
Eigenschwingungszahl des Lenkgestänges in einer mehr oder weniger hoch verlaufenden<br />
Kurve die künstliche Fahrgeschwindigten<br />
werden.<br />
einem kräftigen Mann nicht mehr stillgehal-<br />
zusammenfällt. Mit dieser Erkenntnis war<br />
aber die Shimmy-Krankheit bei weitem nicht keit auf.<br />
Auf dem Papierstreifen entsteht dann eine<br />
geheilt: Oft kann man die Vorderräder so Solange die Vorderräder flatterfrei laufen, «krause» Kurve, wie sie im Diagramm 1<br />
genau ausbalancieren, wie man will — siewird der genau zentrierte Schreibstift ebenfalls<br />
nur eine Drehung um seine eigene Achse malen Amplituden sichtbar ist. Das vor-<br />
unter dem senkrechten Pfeil mit ihren maxi-<br />
tanzen dennoch weiter.<br />
Dass aber dennoch<br />
vollführen. Auf dem Papierband entsteht stehende, dem «Autocar» entnommene Diagramm<br />
ist jedoch verkleinert, in Wirklich-<br />
die Pneus in manchen Fällen verdächtigt dann eine gerade Linie. Eine einfache<br />
wurden, die Urheber der Kranhkeit zu sein, Schwingung der Vorderräder um ihre Lenkzapfen<br />
würde nur eine Hin- und Herbewegung schlag der Vorderräder volle fünf cm. Sehr<br />
keit betrug der registrierte senkrechte Aus-<br />
hat eine der bedeutendsten Pneufabriken, die<br />
Dunlop Rubber Company, veranlasst, eine des Schreibstiftes verursachen und damit deutlich ist zu erkennen, dass die Schwingungsausschläge<br />
bei einer ganz bestimmten<br />
eigene grosse Prüfanlage zu schaffen. Wagen, ebenfalls wieder eine Linie ergeben. Bei den<br />
deren Vorderräder zum Flattern neigen, werden<br />
dabei auf eine Rampe gefahren, und aber das Rad nicht nur um seinen Lenk- Diese<br />
berüchtigten Shimmy-Bewegungen schwingt Fahrgeschwindigkeit ihr Maximum erreichen.<br />
«kritische» Fahrgeschwindigkeit<br />
liegt hier bei 64 Meilen pro Stunde, also<br />
etwas über 100 Stundenkilometer. Bei noch<br />
rascherer Fahrt nimmt das Flattern wieder<br />
ab und bei 70 Meilen pro Stunde ist es wieder<br />
fast vollkommen verschwunden.<br />
Es hat sich bei den Untersuchungen auf<br />
der. Dunlop-Prüfanlage gezeigt, dass alle<br />
Wagen ohne Ausnahme eine Shimmy-Neigung<br />
besitzen. Nur ist diese mehr oder weni-<br />
Diagramm 1. Typisches Diagramm einer Flauer-Schwingung, -wie es in der Fort-Dunlop-Prüfanlage<br />
aufgenommen wurde. Die obere Kurve gibt die Fahrgeschwindigkeit in Meilen pro Stunde an, dieger ausgeprägt und kommt bei verschieden<br />
untere die Amplituden der Flatter-Schwingung.<br />
zwar so, dass ihre Vorderräder auf zwei<br />
grossen Trommeln ruhen. Durch einen mächtigen<br />
Elektromotor lassen sich die Trommeln<br />
in Drehung versetzen, so dass dann genau<br />
die gleichen Verhältnisse bestehen, wie wenn<br />
sich der Vorderwagen in Fahrt befände. Die<br />
Tourenzahl der Trommeln ist genau regulierbar.<br />
Das Verhalten des zu prüfenden Wagens<br />
kann damit bei «Fahrgeschwindigkeiten»<br />
von Null bis etwa 100 Stundenmeilen untersucht<br />
werden.<br />
Damit etwelche Flatterbewegungen sich<br />
automatisch registrieren, wird genau im<br />
Zentrum der Radnabendeckel, in der Achsrichtung<br />
des Rades, ein federnder Schreibzapfen,<br />
mit der gleichen Schwingungszahl<br />
springt es auch auf seiner Unterlage auf und<br />
ab. Die Spitze des Schreibstiftes beschreibt<br />
deshalb mehr oder weniger kreisähnliche<br />
Ellipsen, die sich nun wieder auf dem Papierband<br />
registrieren.<br />
Registrierung der Flatterschwingungen.<br />
Bei Wagen mit ausgesprochener Shimmy-<br />
Krankheit können die Ausschläge und<br />
Sprünge der Vorderräder verblüffend stark<br />
sein. Steht man auf dem Prüfstand direkt<br />
vor dem Wagen, so erkennt man, wie dabei<br />
die Vorderachse mit äusserster Heftigkeit<br />
hin- und hergerissen wird, wie die Federn<br />
sich scheinbar bis an die Grenze des Zu-<br />
Diagramm 2. Schwingungsbilder, die mit verschieden-stark atafgepumpten Pneus und bei verschiede-<br />
nen Fahrgeschwindigkfeiten'^aufgenommen wurden.<br />
hohen Geschwindigkeiten zum Durchbruch.<br />
Manche Wagen, die auf der Landstrasse vollständig<br />
frei von Flatterschwingungen zu sein<br />
scheinen, verhalten sich auf der Prüfanlage<br />
besonders schlimm, nämlich dann, wenn die<br />
Geschwindigkeit über die auf der Strasse<br />
erreichbare Geschwindigkeitsgrenze hinaus<br />
gesteigert wird, wenn man also beispielsweise<br />
künstlich eine Fahrgeschwindigkeit<br />
von 150 Stundenkilometer erzeugt, während<br />
der Wagen auf der Strasse maximal 100 km/h<br />
erreicht Der Konstrukteur hat es vorläufig<br />
nur in der Hand, das Auftreten von Shimmy<br />
innerhalb der normalen Betriebsgeschwindigkeiten<br />
zu verhindern oder abzuschwächen.<br />
Während des Gebrauches eines Wagens<br />
kann sich jedoch die kritische Geschwindigkeit<br />
verschieben. Man macht z.B. die Beobachtung,<br />
dass ein Wagen, der anfänglich<br />
nur bei 100 Stundenkilometer eine kleine<br />
Shimmy-Neigung besass, nun bei 70 km/h zu<br />
tanzen anfängt. Für derartige Verschiebungen<br />
der kritischen Geschwindigkeit kennt<br />
man schon<br />
das Ueberfhessen des Vergasers fliesst allerdings<br />
Benzin auch in das nach unten gerichtete Ansaugrohr.<br />
H. S. in F<br />
Antwort; Das Versagen des Motors bei den<br />
Anlassversuchen wird wahrscheinlich nicht durch<br />
einen Benzinmangel verursacht, sondern im Gegenteil<br />
durch ein zu benzinreiches Gemisch. Was uns<br />
in dieser Ansicht bestärkt, ist, dass der Motor<br />
schliesslich nur bei ganz geöffneter Drosselklappe<br />
in Gang kommt, in einer Drosselklappenstellun^<br />
also, bei welcher die Zylinder ein Maximum an<br />
Luft erhalten. Woher rührt nun diese Gemisch-<br />
Ueberreicherung? Wir sehen da folgende Möglichkeit:<br />
Beim Abstellen des Motors wird das Benzin in<br />
der Schwimmerkammer F erhitzt und teilweise verdampft.<br />
Es entwickelt sich deshalb in dieser Kammer<br />
ein gewisser Ueberdruck, der in Ihrem Fall<br />
Benzin aus der Düse bei N hinausdrückt, trotzdem<br />
diese Düse, deren Nadel zwangsläufig mit der Drosselklappe<br />
verbunden ist, vollständig geschlossen sein<br />
sollte (vgl. Skizze). Das ausfliessende Benzin ge-<br />
Frage 7032. Leistungsvermehrender Auspufftopf.<br />
Kürzlich wurde mir ein Auto-Rotor-Hochleistungs-<br />
Auspuff topf angeboten. Eigenschaften: 10 bis 30<br />
Prozent Benzinerspariris oder Mehrleistung des<br />
Motors, gewaltige Absaugkraft, Vermeidung der<br />
TJeberhitzung des Motors usw Kann mir ein Selbstfahrer,<br />
der diesen Auspuff an seinem Wagen besitzt,<br />
mitteilen, ob die Eigenschaften, die dem Rotor<br />
nachgerühmt werden, wirklich vorhanden sind?<br />
A. S. in Z.<br />
Frage 7033. Vergaser kocht. Ich besitze einen<br />
SAmerikanerwagen, Modell <strong>1930</strong>. Der Wagen zieht<br />
sehr gut im Gebirge, kommt auch nie zum Kochen.<br />
•Wenn ich aber nach längerem Aufstieg bei einer<br />
Kühlertemperatur von 185 Grad Fahrenheit anhalte,<br />
um z. B. die schöne Aussicht zu gemessen,<br />
so ist zirka alle 5 Sekunden im Vergaser ein leicht<br />
gurgelndes Geräusch zu vernehmen. Dabei fliesst<br />
im selben Moment etwas Benzin über den Vergaser<br />
herunter. Dieser Vorgang wiederholt sich nun vielleicht<br />
eine Viertelstunde bis eine halbe Stunde lang.<br />
Dann kommt der Vergaser zur Ruhe. Da der Vergaser<br />
über dem Auspuffrohr montiert ist und beim.<br />
Nachsehen des Vergasers dieser nurmehr halb mit<br />
Benzin gefüllt ist, so kommt als Ursache des Ge-<br />
Täusches wohl nur ein Kochen des Benzins in<br />
Frage. Der Vergaser wird durch eine Pumpe gespeist,<br />
es fliesst also kein Benzin ohne laufenden<br />
Motor in den Vergaser nach. Wenn ich nun während<br />
des Geräusches wieder starten will, so geht<br />
der Motor einfach nicht mehr an. Es kann mir<br />
nun passieren, dass ich 5 und mehr Minuten alles<br />
mögliche probieren muss, die Batterie natürlich<br />
schädige, bis der Motor endlich bei ganz geöffneter<br />
Klappe ganz langsam nach und nach in Gang<br />
ikommt.<br />
Ich möchte nun wissen, ob diese Erscheinung<br />
eine "unangenehme Eigenart der neuen Vergaserlage<br />
ist und ob diese Erscheinung auch anderen Besitzern<br />
solcher Wagen vorkommt oder ob diesem<br />
Uebel an meinem Wagen vielleicht doch abgeholfen<br />
werden kann. Eigentlich müsste doch bei Betätigung<br />
des Anlassers sogleich Benzin nachfliessen<br />
and der Vergaser wieder gefüllt werden. Durch<br />
MIAM 49J6. l<br />
langt bei der vorliegenden Anordnung des Vergasers<br />
direkt in die Zylinder, der Motor « ersäuft >.<br />
Bei nun einsetzenden Anlassversuchen werden<br />
die Zündungen solange unterbleiben, bis ein Teil<br />
des sich in den Zylindern befindenden Benzins verdunstet<br />
und zum Auspuff hinaus entwichen ist und<br />
bis sich dann ein einigermassen korrektes Gasgemisch<br />
gebildet hat.<br />
Um diese Uebelstände zu beseitigen, wäre nun<br />
bei Ihrem Wagen in erster Linie zu untersuchen,<br />
weshalb während des Stillstandes des Motors Benzin<br />
in die Zylinder fliessen kann. Ist die Verbindung<br />
zwischen der Drosselklappe und der Düsennadel<br />
N richtig eingestellt? Wird die Drosselklappe<br />
jeweilen beim Abstellen des Motors vollständig geschlossen?<br />
m.<br />
Scheinwerferlampen und elektrische Hupe.<br />
Eine elektrisch© Hup© soll niemals an den<br />
Scheinwerferstützen noch sonst so befestigt<br />
werden, dass sich ihre Vibrationen auf die<br />
Glühlampen übertragen können. Man kann<br />
immer wieder beobachten, .dass durch die<br />
raschen Hupenvibrationen der Faden der<br />
Glühlampen innert kürzester Zeit zerstört<br />
wird.<br />
-s.