E_1931_Zeitung_Nr.020
E_1931_Zeitung_Nr.020
E_1931_Zeitung_Nr.020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
N°20 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Technische Bilanz<br />
Oftmals scheint es fast unglaublich,<br />
dass eine Industrie, die so rasch fortschreitet<br />
wie die Automobilindustrie, ihr<br />
Entwicklungstempo einhalten oder, wie in<br />
den letzten Jahren, noch beschleunigen<br />
kann. Und erst recht erstaunlich ist dabei<br />
die Tatsache, dass trotz fortwährender<br />
Verbilligung die Qualität immer noch im<br />
Zunehmen begriffen ist. Die letzten zehn<br />
Jahre zeigen eine ununterbrochene Folge<br />
von Verbesserungen. In steiler Kurve ist<br />
die Leistungsfähigkeit, die Lebensdauer,<br />
die Handlichkeit der Wagen angestiegen,<br />
und noch ist kein Ende in dieser Entwicklung<br />
abdifiehen.<br />
Chassis eines typischen europäischen Gebrauchswaffens.<br />
Alles läuft darauf hinaus, das Automobil<br />
zum idealen Werkzeug der Zeitersparnis<br />
und Raumüberwindung zu gestalten.<br />
In dem Grade, wie die Konzessionen an<br />
die Wünsche des Nur-Automobilisten verschwinden,<br />
steigt der Wert der Automobils<br />
als Volksbeförderungsmittel. Wie riesig<br />
das Bedürfnis nach einem solchen Beförderungsmittel<br />
tatsächlich ist, geht allein<br />
schon aus der Tatsache hervor, dass<br />
selbst die Weltwirtschaftskrise der Automobilindnstrie<br />
bisher nicht viel anhaben<br />
konnte. Es ist sogar zu erwarten, dass<br />
über kurz oder lang die Produktion gerade<br />
unter dem Druck der Lage zu neuen<br />
quantitativen Höchstleistungen gelangen<br />
wird. Eine gewaltsame Steigerung der<br />
Qualität ist schon heute offensichtlich.<br />
Beispiel eines modernen hochfiezüchteten<br />
Die nationalen Verschiedenheiten vermischen<br />
sich immer mehr. Die amerikanische<br />
Schule sucht sich der europäischen<br />
nicht weniger anzupassen als die europäische<br />
der amerikanischen. Schliesslich ist<br />
der Endzweck beider nahezu derselbe.<br />
Wenn zwischen den Konstruktionstendenzen<br />
der einzelnen Länder unseres Kontinentes<br />
noch Unterschiede bestehen, so beschränken<br />
sie sich grösstenteils auf Aeusserliehkeiten.<br />
International wird man in<br />
ein paar Jahren nur noch Wagen für verschiedene<br />
Verwendungszwecke finden,<br />
aber ihr Ursprung wird vollständig nebensächlich<br />
sein.<br />
Hinsichtlich der Verwendungszwecke<br />
dürften -vier Wagenkategorien in Frage<br />
kommen: der ausgesprochene Kleinwagen,<br />
der Gebrauchswagen, der ausgesprochene<br />
Tourenwagen und der Luxuswagen. Kleine<br />
Wagen denken wir uns als Uebergangs-<br />
versteuernden PS entspricht Da moderne<br />
Motoren pro Liter Zylinderinhalt eine<br />
Bremsleistung von rund 20 PS ergeben,<br />
gelangt man zu dieser Leistung mit Motoren<br />
von 1,5 bis 3 Liter. In einzelnen Fällen<br />
wird auch zu niedrigem Zylinderinhalt<br />
gegriffen, ohne dass dadurch das Fahrzeug<br />
unbedingt den Charakter des Kleinautomobils<br />
erhalten muss. Es ist einzig<br />
eine Frage der Gestehungskosten und des<br />
fabrikatorischen Geschicks, aus einem<br />
Werkzeug vom Motorrad zum grössern AntomobiL<br />
Der Gebrauchswagen ist daszubringen, ohne andererseits die Lebens-<br />
kleinen Motor eine hohe Leistung heraus-<br />
Fahrzeug, auf das die grosse Masse angewiesen<br />
sein wird, während der Tourengungs-<br />
und Steigvermögen bestehen zwidauer<br />
zu beeinträchtigen. Im Besehleuniwagen<br />
und der Luxuswagen schon deutlich<br />
den Charakter von Sonderfahrzeugen keine wesentlichen Unterschiede mehr.<br />
schen grösseren und kleineren Fahrzeugen<br />
haben worden.<br />
Den Ausschlag ergibt neben der Gesamtausnützung<br />
das Verhältnis der effektiven<br />
Das Ideal des Gebrauchswagens. Motorleistung zum Wagengewicht. Durch<br />
Seit dem Weltkrieg war die Konzentration<br />
auf den Gebrauchswagen nicht mehr von Leichtmetallen, ist man heute in der<br />
Leichtbau, d. h. weitgehende Anwendung<br />
zu verkennen. Mit Tausenden von Lösungen<br />
suchten die Konstrukteure an diejestungen<br />
auszukommen. Um die herumge-<br />
Lage, selbst mit relativ kleinen Motorleinige<br />
Formel heranzukommen, die demschleppten toten Massen möglichst klein<br />
Gesamtwunsche aller interessierten Kreise zu halten, ist natürlich der Leichtbau in<br />
am besten entspricht Wie man in einer Verwendung mit einem entsprechend<br />
komplizierton Gleichung unzählige von- schwächeren Motor nur vorteilhaft. Andererseits<br />
wird aber dem Leichtbau wieder<br />
durch die höheren Gestehungskosten<br />
eino Grenze gesetzt. Was die Zylinderzahl<br />
betrifft, auf die das Gesamthubvolumen<br />
verteilt wird, ist man heute zu einer gewissen<br />
Norm gelangt. Man hat erkannt,<br />
dass die Vermehrung der Zylinderzahl<br />
nicht nur als Mittel zur Steigerung des<br />
Komfortes, d. h. der Vibrationsfreiheit,<br />
des gleiohmässigen Antriebes und der Ela<br />
stizität dient, sondern auch zur Erhöhung<br />
der Kolbenlebensdauer. Die Lebensdauer<br />
der verhältnismässig empfindlichen Aluminiumkolben<br />
hängt ja zur Hauptsache<br />
von der Geschwindigkeit ab, mit der sich<br />
die Kolben im Zylinder bewegen. Bei der<br />
Geschwindigkeit spielt aber wieder der<br />
Faktor «Weg» und damit «Kolbenhub» die<br />
Hauptrolle. Je mehr ein bestimmtes Hubvolumen<br />
auf verschiedene Zylinder verteilt<br />
wird, um so kleiner werden wieder<br />
die einzelnen Hübe und um so kleiner also<br />
die Kolbengeschwindigkeiten.<br />
einander ganz verschiedene Werte einsetzen<br />
und trotzdem zum gleichen Ergebnis<br />
kommen kann, so wären auch die<br />
Wege, die im Automobilbau beschritten<br />
wurden, höchst vielgestaltig, ohne dasa<br />
aber das Endresultat starke Abweichungen<br />
aufwies. Man ist heute nahezu so weit,<br />
dass die Betriebskosten der einzelnen Wagentypen<br />
sich ausgleichen, und mit Bestimmtheit<br />
wird man dahin kommen, dass<br />
bei normalen Wagen eine bestimmte<br />
Brennstoffmenge ein und dieselben Fahrleistungen<br />
ergibt. Das Endziel ist erkannt,<br />
und die Automobilindustrie in der ganzen<br />
Welt steht im besten Begriffe, sich darauf<br />
einzuschiessen. Wenn auch Streuschüsse<br />
noch nicht zu vermeiden sind, so werden<br />
doch die Volltreffer immer häufiger.<br />
Sportwagens der niedrigen Gewichtsklasse.<br />
unterworfen sind- Unter den heutigen<br />
Verhältnissen wird das Gebrauchsfahrzeug<br />
durch eine Bremsleistung von 35 bis<br />
60 PS charakterisiert, was 10 bis 15 zu<br />
Zylinderzahl und Kolbenlebensdauer.<br />
Einer allzu starken Unterteilung des<br />
Gesamthubvolumens steht entgegen, dass<br />
die Herstellungskosten des Motors grösser,<br />
die Wärmeausnützung des Brennstoffes<br />
kleiner werden. Die oben erwähnte Norm<br />
geht deshalb heute dahin, einem Zylinder<br />
einen Inhalt von etwa einem halben Liter<br />
zu geben. Zweilitermotoren würden danach<br />
vierzylindrig gebaut, Dreiliter sechszylindrig<br />
und Vierliter achtzylindrig. Allerdings<br />
denkt man nicht im geringsten<br />
daran, sich sklavisch an diese Regel zu<br />
halten. Bei einem Einlitermotor empfiehlt<br />
sich normalerweise trotz einer kleinen<br />
Einbusse an Brennstoffausnützung und<br />
etwas höheren Gestehungskosten die Vierteilung<br />
des Gesamtvolumens, weil man<br />
nur ungern auf den einigermassen ausgeglichenen<br />
Lauf verzichtet. Die Praxis<br />
zeigt auch, dass man den Bereich des<br />
Sechszylinders ruhig über die Gesamtinhalte<br />
von zwei bis vier Liter verteilen<br />
kann.<br />
Zylinderinhalt, ZylinderzahL<br />
Allgemeiner Eiehtpunkt für die Konstruktion<br />
der Zukunft wird der Ge-Ausnahme, wo es darauf ankommt, ein-<br />
Die Regel findet natürlich dort eine<br />
brauchswagen sein. Wie stark dieser Wagen<br />
sein wird, lässt sich nicht festlegen, vorzuheben. Wo die Betriebswirtschaftzelne<br />
Eigenschaften besonders stark her-<br />
da die Einflussfaktoren Ausnützungsmöglichkeit,<br />
Benzinpreis, Steuern, Allgemeinter<br />
Umständen einen sehr grossen Motor<br />
lichkeit den Ausschlag gibt, wird man unverkehr<br />
usw., ständigen Veränderungen nur vierzylindrig bauen, während bei einem<br />
Rennmotor, bei dem es ausschliesslich<br />
auf Höchstleistung ankommt, schon bei<br />
kleinen Gesamt-Hubvolumen die 16zylindrige<br />
Bauart das Gegebene sein kann.<br />
Von den ausgestellten 134 Personenwagen-<br />
Typen Itaben:<br />
23 Vierzylindermotoren,<br />
53 Sechszylindermotoren,<br />
50 Achtzylindermotoren,<br />
7 Zwölfzylindermotoren und<br />
1 Sechszyündermotor*<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Si»<br />
*«l<br />
Wird das Kriens-Eigental-Bergrennen doch<br />
ausgetragen ? Wie uns von wohlinformierter<br />
Seite mitgeteilt wird, hat sich die Sektion<br />
Luzern A. C. S. in einem Schreiben an die<br />
Nationale Sportkommission gewandt, mit der<br />
Mitteilung, dass sie zur Durchführung der<br />
Veranstaltung als nationales Rennen in diesem<br />
Jahre bereit wäre. Als Termin wird der<br />
Monat September vorgeschlagen und ist die<br />
Vereinigung eines Automobil- und Motorradrennens<br />
vorgesehen.<br />
Bekanntlich ist der diesjährige Sportkalender<br />
bereits erstellt, da die Anmeldungen für<br />
Rennveranstaltungen schon im Dezember im<br />
Besitze der N.S.K. sein mussten. Man hat<br />
damals schon sehr bedauert, dass die Luzerner<br />
für ihr prächtiges Kriens-Eigental nicht<br />
eingegeben hatten und man hegte vielerorts<br />
die Hoffnung, es erfolge noch eine, wenn<br />
auch verspätete Anmeldung. Die- Sektion<br />
Luzern hat die Gelegenheit der am 9. März<br />
in Genf stattfindenden Sitzung der Sportkommission<br />
wargenommen und diese ersucht,<br />
sich zum Vorschlage zu äussem. Herr Decrauzat.<br />
der Präsident der N.S.K., den wir<br />
auf Grund dieser Mitteilung um seine Auffassung<br />
befragten, teilt uns mit, dass er der<br />
Meinung sei, es soll der Anregung Folge geleistet<br />
und der Rennkalender entsprechend<br />
ergänzt werden. Auf alle Fälle wird er sich<br />
in der Sitzung für diesen Standpunkt einsetzen.<br />
Dem Entscheid der Sportkommisskm<br />
dürfen wir deshalb mit grossem Interesse<br />
entgegensehen und uns freuen, wenn das bisher<br />
immer wohlgelungene Bergrennen dieses<br />
Jahr wieder erstehen sollte. . z.<br />
Zum kommenden scliweizeriscnen Grand<br />
Prix. Bekanntlich wird dieses Jahr, am 7.<br />
Juni zum erstenmal ein schweizerisches<br />
Rundstreckenrennen für Automobile durchgeführt,<br />
das als Grand Prix von Stapel eehen<br />
soll. Schon heute scheint dieser Anlass<br />
zu einem sportlichen Ereignis ersten Ranges<br />
zu werden. Wie wir von kompetenter Seite<br />
erfahren konnten, werden mindestens 20,000<br />
Fr. an Barpreisen ausgesetzt Dieser Betrag<br />
Ist jetzt schon vollständig sichergestellt. Das<br />
Rennen wird für Sport- und Rennwagen in<br />
drei Gruppen ausgetragen, und zwar für die<br />
Wagen bis zu 1100 Ccm, diejenigen von 1100<br />
cem bis 2 I und solche von über 2 L Das<br />
Ausscheidungsrennen geht um 150 km. Die<br />
vier Erstplazierten jeder Gruppe starten alsdann<br />
zum Endkampf auf 200 km Runden. Die<br />
grossartige Dotierung der Veranstaltung wird<br />
es den Organisatoren erlauben, ganz beträchtliche<br />
Barpreise auszurichten, die sich<br />
mit den an unsern bedeutendsten internationalen<br />
Rennen zur Verteilung gelangenden<br />
Preisen sehr wohl messen können. So ist<br />
vorläufig die Rede davon, jedem Erstplazierten<br />
der drei Gruppen 1500 Fr., den Zweiten<br />
ie 1000 Fr., den Dritten je 750 Fr., und den<br />
Vierten je 500 Fr. auszuzahlen. Für den End-<br />
'auf würden dem ersten Sieger dazu noch<br />
weitere 5000 Fr., dem Zweiten etwa 2000 Fr.,<br />
nnd dem Dritten 1000 Fr. extra ausgerichtet.<br />
Diese Summen bedürfen natürlich noch der<br />
definitiven Festsetzung und Genehmigung.<br />
'Vber schon das oben erwähnte, allen Ernstes<br />
diskutierte Projekt zeigt, dass den Fahrern<br />
sehr interessante Prämien winken. Die Organisation<br />
des Grand Prix scheint äusserst<br />
orrossrüsig aufgezogen zu werden und wird<br />
es sfener nicht an einer stattlichen Elite von<br />
berufenen Sportsleuten fehlen, welche dieses<br />
Rimdstreckenrennen, für dessen Durchführung<br />
wir letztes Jahr etliche Lanzen brachen<br />
zu einem vollen Erfolg werden lassen. z.