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E_1931_Zeitung_Nr.032

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zielbewusster und energischer ihre Sache<br />

verfechten.<br />

Die Befürchtungen, die im Qlarnerland an<br />

die Ausführung des Norduferprojektes geknüpft<br />

werden, entbehren nicht einer gewissen<br />

Berechtigung. Es wird betont, dass der<br />

grösste Teil des Durchgangverkehrs zwischen<br />

Graubünden und Zürich — soweit er nicht<br />

durch das Toggenburg führt, heute über den<br />

Kerenzerberg geht. Dass dieser Verkehr<br />

selbstverständlich für die Gemeinden des<br />

Qlarner Unterlandes und des Kerenzerberges<br />

wirtschaftlich von Bedeutung ist (Gasthäuser,<br />

Garagen, etc.), ist einleuchtend. Bei<br />

Verwirklichung der Norduferstrasse wird<br />

der Verkehr durch das Qlarnerland und über<br />

den Kerenzerberg auf ein Minimum beschränkt.<br />

Und wenn auch eine Stimme verlautete,<br />

dass ungeachtet einer Durchgangsstrasse<br />

unten am See, der Kerenzerberg<br />

als Touristen- und Feriengebiet nur gewinnen<br />

könnte, so möchten wir in diese Behauptung<br />

doch unsere Zweifel setzen. Zusammengefasst:<br />

Man begreift den glarnerischen<br />

Standpunkt, der eine Schwächung seiner<br />

wirtschaftlichen Vorteile im Ausbau einer<br />

Norduferstrasse sieht. Dies sind traditionelle<br />

Argumente, wenn man so sagen darf, mit<br />

denen der Kanton St. Gallen, der heute noch<br />

keine Norduferstrasse besitzt, nicht operieren<br />

kann.<br />

Welches Ufer vom bautechnischen Standpunkt<br />

aus vorzuziehen ist, darüber erlauben<br />

wir uns kein Urteil. Es scheinen sich auch<br />

die Meinungen selbst der Fachleute diametrag<br />

gegenüberzustehen. Schwierigkeiten<br />

werden beide Projekte antreffen, aber beim<br />

heutigen Stand der Technik sollten diese nicht<br />

ausschlaggebend ins Gewicht fallen. Die<br />

primär zu entscheidende Frage scheint uns<br />

die zu sein, welches Strassenprojekt wird<br />

am besten allen verkehrspolitischen und<br />

wirtschaftlichen Anforderungen gerecht.<br />

In ganz interessanter Weise wurde jüngst<br />

in den «Qlarner Nachrichten» das Projekt<br />

der Walenseestrasse mit demjenigen der<br />

Prageistrasse verknüpft. Es braucht keine<br />

langen Auseinandersetzungen, um die Zusammenhänge,<br />

die zwischen diesen zwei Strassenbauten<br />

bestehen, zu erläutern. Ein Blick<br />

auf irgendeine Schweizerkarte zeigt mit aller<br />

Deutlichkeit den Zusammenhang zwischen<br />

Pragel- und Walenseestrasse. Nach unserm<br />

Dafürhalten ist der Ausbau sowohl der einen<br />

wie der andern nicht nur tunlich, sondern<br />

dringendstes Befürfnis. Das Projekt einer<br />

Prageistrasse, das die Kanzleien von Schwyz<br />

und Qlarus und die schweizerische Presse<br />

nicht nur seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten<br />

beschäftigt, sollte nun nicht nur bald<br />

spruchreif, sondern überreif sein.<br />

Wen auch heute hie und da schon die bislang<br />

noch müssige Frage aufgeworfen wird,<br />

ob Susten- oder Prageistrasse zuerst auszubauen<br />

seien, so scheint uns eine solche Fragestellung<br />

nicht unverfrüht, sondern vollständig<br />

überflüssig. Die beiden Projekte<br />

konkurrenzieren sich nicht, sondern gehen<br />

parallel und müssen beide miteinander,' je<br />

eher je besser, ausgeführt werden, und zwar<br />

als Glieder einer Kette, in die auch die<br />

Walenseestrasse gehört. Es ist im Grunde<br />

genommen unbegreiflich, dass in einer Zeit,<br />

In der Verborgenheit des grossen Hotelparks<br />

zu Cannes steht zwischen der hohen<br />

Gartenmauer und dem steil zur Strasse abfallenden<br />

Fels eine einsame Bank, von der<br />

aus man durch künstlich gestutzte Pinien<br />

einen Zipfel blauen Himmels und des noch<br />

blaueren Meeres erhaschen kann. Es ist ein<br />

stilles Fleckchen, denn es liegt hinter den<br />

Tennisplätzen, die für die meisten Gäste die<br />

Grenze ihrer Entdeckungsreisen bilden. Die<br />

alten Pinien schützen vor Zugwind, und die<br />

Lage gen Süden gönnt der Sonne freien Zutritt<br />

Wenn es am grauesten Tage nur<br />

irgendwo einen Sonnenstrahl gibt, so scheint<br />

er in diese verwunschene Nische.<br />

Sturm und Regen hatten die ganze Nacht<br />

bis in den späten Vormittag getobt. Aber um<br />

die Mittagshöhe gleisste die Sonne wieder<br />

und verwandelte all die feuchten Tropfen an<br />

Strauch und Blumen in schimmernde Diamanten.<br />

Joan Averil hatte dies friedliche Plätzchen<br />

am Tage ihrer Ankunft entdeckt. Wieder<br />

sass sie jetzt dort und genoss den würzigen<br />

Geruch der Pinien und des nassen Grases,<br />

das nach satter Erde duftete.<br />

Vier Uhr war es erst, doch ihre Gedanken<br />

eilten sehnend um eine Stunde voraus. Denn<br />

um fünf Uhr hatte Dave versprochen zu<br />

kommen. Zeitig in der Frühe schon hatte er<br />

mit ihr telephoniert, und der tiefe Klang seiner<br />

Stimme schuf ihr süsse Erregung und<br />

seligen Frieden zugleich.<br />

Ob sie geschlafen habe, fragte er. Ein wenig.<br />

— Ob sie sehr müde sei nach dem wilden<br />

Abenteuer von gestern? 0 ja, einigermassen.<br />

— Er müsse sofort nach Nizza fahren,<br />

erklärte er, weil Ardisson darauf bestehe,<br />

ihn wegen der Protokollierung des<br />

"alles auf die Präfektur zu schleppen. Um<br />

fünf aber werde er zurück sein. Er hätte ja<br />

in der die Strasse wieder eine angeahnte Bedeutung<br />

erlangt hat, eine Bedeutung, die ihr<br />

eigentlich früher nie zukam, die Ausführung<br />

grosser Strassenprojekte gerade in der<br />

Schweiz solchen Schwierigkeiten und derartigen<br />

Verzögerungen begegnet, wie es bei<br />

den vorgenannten Projekten der Fall ist. Unsere<br />

Grossväter und Urgrossväter, auf die<br />

wir sonst gerne von unserm Standpunkt des<br />

fortschrittlichen Menschen etwas herabsehen,<br />

handelten in strassenpolitischer Hinsicht<br />

weit tatkräftiger und grosszügiger.<br />

Wenn wir den ganzen Fragenkomplex um<br />

die Walenseestrasse uns näher ansehen, so<br />

scheint uns wichtig, dass überhaupt eine der<br />

Seeuferstrassen gebaut wird. Der alleinige<br />

Ausbau der Kerenzerbergstrasse genügt modernen<br />

Anforderungen nicht mehr. Ob Nordoder<br />

Süduferstrasse, diese Frage mögen die<br />

Kantonsregierungen und übrigen Interessenten<br />

in gemeinsamer und weitblickender Arbeit<br />

baldmöglichst lösen. Man lasse sich<br />

nicht von lokalen Interessen leiten, sondern<br />

denke vor allem auch an die Zusammenhänge<br />

mit bestehenden und kommenden grossen<br />

Durchgangsstrassenzügen, denn Strassenneubauten<br />

lassen sich heute nur noch lösen,<br />

wenn man dieselben in das Gesamtstrassennetz<br />

eines Landes einbezieht und von<br />

dieser Warte aus beurteilt.<br />

Lr.<br />

Arbeits- und Ruhezeit<br />

im Verkehrsgesetz.<br />

Wir erhalten aus wohlinfonnierten parlamentarischen<br />

Kreisen nachstehende Ausführungen, die<br />

sich mit der durch die bisherigen Beratungen des<br />

Verkehrsgesetzes geschaffenen referendumspolitisohen<br />

Lage befassen und denen wir gerne Raum<br />

geben. Wenn wir auch der Auffassung beipflichten,<br />

dass das Verkehrsgesetz besser nicht durch<br />

Materien beschwert worden wäre, welche auf anderem<br />

Wege hätten gesetzlich festgelegt werden<br />

können, so haben die Automobilisten sicher doch<br />

alles Interesse, dass der zweite Entwurf endlich<br />

einmal Gesetz werde. Mit dieser Ansicht .deckt<br />

sich anch die Berichterstattung unseres parlamentarischen<br />

Korrespondenten, der materiell zur Angelegenheit<br />

des Artikels 17 keine Stellung bezogen<br />

hat. sondern nur die Methode unter die Lupe<br />

nahm, mit welcher die sozialdemokratische Fraktion<br />

ihr Begehren im Rate vertrat. Die Red.<br />

Zum Artikel 17 des neuen Motorfahrzeuggesetzes.<br />

Bekanntlich hat der Nationalrat mehrheitlich<br />

den Antrag der Kommissionsmehrheit<br />

verworfen, welcher nicht nur die Ordnung<br />

der Ruhezeit, sondern auch die der Arbeitszeit<br />

für die Chauffeure vorsah, und hat einem<br />

Antrag der Kommissionsminderheit zugestimmt,<br />

der hur die Ruhezeit ordnen will.,<br />

Es soll nicht mehr auseinandergesetzt werden,<br />

worin der Unterschied der beiden Anträge<br />

besteht. Dagegen ist festzustellen, dass<br />

der Kommissionsbeschluss gegen den ursprünglichen<br />

Antrag des Bundesrates mehrfache<br />

Abänderungen aufweist. Zunächst<br />

wurde dem Wunsche der Kreise, welche die<br />

Arbeitszeitordnung lieber in einem Gewerbegesetz<br />

sähen, in der Weise Rechnung getragen,<br />

dass dem Artikel folgende Einleitung<br />

gegeben wurde: «Bis zum Erlass eines einschlägigen<br />

Bundesgesetzes und soweit nicht<br />

andere Bundesgesetze zur Anwendung kommen.»<br />

Den Bedenken der gleichen Kreise<br />

Rechnung tragend, wurde ferner folgender<br />

Schluss beigefügt: «Der Bundesratsbeschluss<br />

soviel mit ihr zu bereden. «Schlafen Sie einstweilen<br />

wieder ein!» bat er. «Und ob Sie von<br />

mir träumen oder nicht — Sie werden immer<br />

bei mir sein!» Und dann hatte er abgeläutet.<br />

Eine Zeile aus einem alten Schulbuch kam<br />

ihr in den Sinn, als sie sich auf der Bank<br />

zurücklehnte, und die sanft schwingenden,<br />

regenfeuchten Pinienzweige betrachtete.<br />

Wer war der Mann, der sie ihre Vergangenheit<br />

vergessen liess? Sie wusste es<br />

nicht und es kümmerte sie nicht. Ob er Geld<br />

hatte? Sie besass genug für beide. Würde<br />

sie in dem einsamen Haus am Felsgebirge<br />

wohnen? Sie war bereit, ihr Heim in einer<br />

Grabstätte aufzuschlagen, wenn sie nur bei<br />

ihm sein durfte. Liebte er sie? Welch törichte<br />

Frage! Und auch sie liebte ihn! Und<br />

er, der standhaft und unverrückbar war wie<br />

seine thebanischen Berge — er würde sie<br />

niemals enttäuschen...<br />

Da sah sie ihn plötzlich vor sich stehen!<br />

Er musste geräuschlos in weichen Tennisschuhen<br />

über den dichten Rasenteppich gegangen<br />

sein. In seinem blauen Rock und der<br />

weissen Flanellhose wirkte er beinahe elegant.<br />

Er nahm den Hut ab und schaute sie<br />

aus ernsten Augen an. «Lassen Sie uns vernünftig<br />

miteinander sprechen! Darf ich mich<br />

setzen.»<br />

Wie sachlich! dachte sie belustigt Schweigend<br />

machte sie ihm Platz an ihrer Seite.<br />

«Sie wissen im allgemeinen wohl gar<br />

nichts von mir, nicht wahr?» begann er und<br />

sah zu Boden.<br />

«O doch! Sie gehören zur Familie Barrasford,<br />

und Ihr älterer Bruder fiel bei den<br />

Grenzkämpfen in Indien.»<br />

Er blickte sie verwundert an. «Das stimmt<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> - N° 32<br />

unterliegt der Qenehmigunr der Bundesversammlung^<br />

Anderseits wurde mit Stichentscheid<br />

des Präsidenten die Wirksamkeit<br />

dieses Artikels mit bezug auf die Chauffeure,<br />

die Gütertransporte besorgen, in der Weise<br />

ausgedehnt, dass nicht nur die Chauffeure<br />

der gewerbsmässigen Gütertransportunternehmungen,<br />

sondern alle, die dauernd oder<br />

vorwiegend mit Gütertransport beschäftigt<br />

sind, unter die Wirkung dieser Arbeits- und<br />

Ruhezeitordnung fallen sollen. Der so durch<br />

diese drei Zusätze bereinigte Passus wurde<br />

in der definitiven Abstimmung mit 12:3 Stimmen<br />

einem Antrag vorgezogen, der nur die<br />

Ruhezeit, nicht aber die Arbeitszeit ordnen<br />

wollte.<br />

Dieser letztere Antrag wurde als Minderheitsantrag<br />

im Rate wieder aufgenommen.<br />

Herr Bundesrat Häberlin wollte vermitteln<br />

und schlug vor, den ursprünglichen Bundesratsantrag,<br />

versehen mit dem erwähnten Einleitungs-<br />

und Schlusssatz, anzunehmen. Das<br />

bedeutete also, dass diejenigen Sätze, die den<br />

Wünschen der Rechten entsprachen, bleiben<br />

sollten, derjenige aber, der den Wünschen<br />

von links entsprach, gestrichen wurde. Der<br />

Artikel wurde also, von links gesehen, gegen<br />

den bundesrätlichen Entwurf in doppelter<br />

Weise verschlechtert. Das führte dann zur<br />

bekannten Stellungnahme der sozialdemokratischen<br />

Fraktion. Bekanntlich ist nachher der<br />

Artikel noch einmal an die Kommission zurückgewiesen<br />

worden, die voraussichtlich in<br />

der Juni-Session dem Rate neuerdings Antrag<br />

stellen wird. Es soll hier nicht untersucht<br />

werden, wer materiell Recht hat, wohl<br />

aber abstimmungstaktisch. Bleibt der Artikel<br />

so wie er nun angenommen ist, so wird die<br />

sozialdemokratische Partei das Referendum<br />

ergreifen. Bei der Stimmung, die namentlich<br />

auf dem Lande herrscht wegen der Aufhebung<br />

der Geschwindigkeiten, dürfte das<br />

Gesetz dann kaum eine annehmende Mehrheit<br />

finden. Dabei darf man sich nicht täuschen<br />

lassen dadurch, dass sich die Strassenliga<br />

auf den Ja-Standpunkt stellt. In den<br />

Kreisen, die sie zu vertreten glaubt, sind<br />

solche, die der Parole der sozialdemokratischen<br />

Partei absolut zustimmen würden, so<br />

vor allem die Chauffeur-Verbände; aber auch<br />

der Schweiz. Radfahrerbund umfasst etwa zu<br />

90 Prozent Arbeiter und wie diese in der<br />

Mehrzahl stimmen werden, ist kein Rätsel.<br />

Wer will, dass das Gesetz diesmal angenommen<br />

werde, kann sich mit einer solchen Situation<br />

absolut nicht befreunden. Es ist aber<br />

auch möglich» dass das Referendum von anderer<br />

Seite her ergriffen wird. Wer soll dann<br />

das Gesetz annehmen? Man hat die Nummerntafel<br />

der Radfahrer abgeschafft, um letztere<br />

als Jasager zu gewinnen. Glaubt aber<br />

jemand im Ernst, durch die Verschlechterung<br />

des § 17 etwa die Bauernschaft geschlossen<br />

zur Annahme des Gesetzes bewegen zu können?<br />

In diesen Kreisen werden unter allen<br />

Umständen die grossen Massen der Neinsager<br />

zu finden sein. Ihnen gegenüber muss<br />

eine kompakte Truppe von Jasagern stehen,<br />

wenn das Gesetz Gnade finden soll, und eine<br />

solche kann am ehesten die sozialdemokratische<br />

Partei ins Feld führen, mit der auch<br />

die Velofahrer und die Chauffeur-Verbände<br />

marschieren werden.<br />

allerdings. Aber ich will Ihnen etwas anderes<br />

sagen. Mein Vater und ich vertragen<br />

sich nicht mehr recht, seit ich den diplomatischen<br />

Dienst quittiert habe. Ich beziehe<br />

von ihm eine Jahresrente von nur 500 Pfund.<br />

Er würde mir bedeutend mehr geben, aber<br />

er knüpfte eine Bedingung daran, die ich<br />

nicht annehmen wollte. Da mein einziger<br />

Bruder tot ist, erbe ich, wenn mein Vater<br />

stirbt, sein Vermögen, ferner sein Einkommen<br />

von 12 000 Pfund im Jahr und den Titel.»<br />

Sie starrte ihn an. «Was für einen Titel?»<br />

«Aber ich dachte — Sie sagten doch eben<br />

selbst, es sei Ihnen bekannt, dass ich ein<br />

Barrasford bin?»<br />

«Wollen Sie mir das nicht näher erklären?»<br />

«Da gibt es nicht viel zu erklären. Mein<br />

Vater ist Lord Barrasford und ich — ... nun,<br />

ich bin sein Sohn!»<br />

«Warum führen Sie aber dann nicht das<br />

Prädikat Honourable?»<br />

Er wurde ein wenig verlegen. «Das tut<br />

man gewöhnlich nicht, ausser auf Briefen<br />

und Dokumenten. Und ausserdem wäre es<br />

mir bei dem Leben, das ich führte, nur. lästig<br />

gewesen. Wenn ich mich jedoch in England<br />

niederlasse, wie das in meiner Absicht liegt,<br />

dann werde ich den Titel wohl wieder annehmen<br />

müssen...»<br />

«Wollen Sie denn Aegypten verlassen?»<br />

Er schwieg einen Augenblick, dann platzte<br />

er heraus: «Wenn ich die Bedingung meines<br />

Vaters annehme, so kann ich es.»<br />

«Darf ich erfahren, wie diese Bedingung<br />

lautet, oder ist es ein Geheimnis?»<br />

«Es gibt keinen Erben für den Titel. Und<br />

seit Jahren drängt mich mein Vater, zu heiraten.<br />

Ich habe mich geweigert... bis<br />

jetzt.»<br />

Sie lächelte, und trotzdem ihre Augen vor<br />

Uebermut sprühten, suchte sie ihre Mienen<br />

in erhabene Würde zu kleiden. «Und haben<br />

Sie sich jetzt zu einer Ehe entschlossen?»<br />

Minutenlange Stille. Dann hob er den Kopf<br />

Diese Lare muss man sich klar vor Augen<br />

halten. Wünscht man die Annahme des Gesetzes,<br />

so muss man dem Kommissionsantrag<br />

zustimmen, wie sie ihn mit Vierfünftelmehrheit<br />

beschlossen hat Andern Anträgen, z.B.<br />

dem nunmehr angenommenen Minderheitsantrag,<br />

kann zustimmen, wem das Gesetz<br />

gleichgültig ist oder wer glaubt, das Gesetz<br />

in der Abstimmung mit den Stimmen derjenigen<br />

retten zu können, die auf alle Fälle<br />

nein sagen.<br />

Gegen automobilistische<br />

Bagatellvergehen.<br />

Die Strafkammer des st. gallischen Kantonsgerichtes<br />

hat im Jahre 1927 grundsätzlich<br />

erklärt, dass ein Motorfahrzeug, dessen<br />

Führer auf öffentlicher Strasse den Vorschriften<br />

des Konkordates zuwiderhandle,<br />

immer eine öffentliche Gefährdung bilde,<br />

weshalb in solchen Fällen bei fahrlässiger<br />

Eigentumsbeschädigung die Strafeinleitung<br />

auch ohne Strafantrag des Geschädigten von<br />

Amts wegen zu erfolgen habe. In strikter Anwendung<br />

dieses Grundsatzes wurden nun ein<br />

AutofahreT und ein Motorradfahrer, die znsammenstiessen,<br />

wobei von einem Klagebegehren<br />

abgesehen wurde, zur Aburteilung<br />

an die Gerichte geleitet. Dabei erklärte die<br />

Staatsanwaltschaft, dass die absolute Durchführung<br />

dieses Prinzipes In der Praxis mit<br />

nicht unerheblichen Nachteilen verbunden<br />

sei und bereits heute schon würden denn<br />

auch keine 80 Prozent aller Fälle von Automobilvergehen<br />

tatsächlich und im Sinne des<br />

genannten Entscheides an die Gerichte geleitet.<br />

Die neue Praxis werde gar nicht strikte<br />

durchgeführt und wo es sich um ganz leichte<br />

Fälle von Konkordatsverletzungen handle,<br />

müssten unbillige Härten eintreten; sie hätte<br />

auch zur Folge, dass die Gerichte mit einer<br />

Unmenge von Bagatellsachen überlastet würden<br />

und erschwere auch in manchen Fällen<br />

die gütliche Einigung und 'Schadendeckung<br />

der Parteien. Aus allen diesen Gründen hat<br />

die Strafkammer als im Interesse einer gesunden<br />

Rechtspflege liegend, ihren Entscheid<br />

von 1927 in dem Sinne modifiziert, dass öffentliche<br />

Gefährde immer dann anzunehmen<br />

sei, wenn der Führer eines Motorfahrzeuges<br />

den Konkordatsvorschriften erheblich zuwiderhandle.<br />

Dabei sei die Erheblichkeit sowohl<br />

nach den allgemeinen Verumständungen<br />

des Falles (Zustand des Fahrers und des<br />

Wagens, Tageszeit, Witterung, Strassenverhältnisse,<br />

Verkehrsdichte etc.), als auch nach<br />

der Bedeutung der verletzten und bedrohten<br />

Rechtsgüter zu beurteilen.<br />

Im vorliegenden Falle hat denn auch di«<br />

Strafkammer die beiden Angeschuldigten<br />

mangels Strafantrages der Geschädigten<br />

freigesprochen. E. D.<br />

Eine interessante<br />

Fussgängerverordnung.<br />

hat dieser Tage die Stadt Basel eingeführt,<br />

da nach den Wahrnehmungen der Verkehrspolizei<br />

die Fussgänger die für sie geltenden<br />

Vorschriften der Verordnung über den<br />

Strassenverkehr immer noch nicht genügend<br />

beobachten. Derartige oder ähnliche Verordnungen<br />

bestehen auch schon in anderen<br />

und sah sie an. Sie begegnete diesem Blick<br />

und sagte kein Wort Da schloss er sie in<br />

die Arme, und mit einem linden Seufzer<br />

überliess sie sich seinem Kuss...<br />

«Warum tatest du das nicht gleich, als du<br />

zu mir kamst?» fragte sie mit zärtlichem<br />

Eifer.<br />

«Weil ich dir doch diese Aufklärung über<br />

mich schuldig war!» antwortete er erleichtert.<br />

«Du wusstest aber doch auch nichts von<br />

mir!»<br />

«Ich habe dich!» triumphierte er. «Und das<br />

genügt!»<br />

Sie legte ihre Wange an die seine. «Und<br />

ich habe dich — das hätte auch mir genügt!<br />

Ich hätte dich am liebsten geschüttelt, Dave,<br />

als du dasassest und die Zeit vertrödeltest!<br />

Einer Frau einen Heiratsantrag zu machen,<br />

indem man von ihren künftigen Söhnen<br />

spricht, das nenne ich den Wagen vor das<br />

Pferd spannen. Was wäre gewesen, wenn<br />

ich nein gesagt hätte?»<br />

«Joan...!» flehte er.<br />

Darauf fiel so tiefes Schweigen auf das<br />

Plätzchen unter den Pinien, dass die zierlichen<br />

Eidechsen mit den glänzenden Augen<br />

erstaunt hervoräugten und in keckem Spiel<br />

über die Steine huschten.<br />

Ende.<br />

(Der Roman «Ramosl» Ist In Buchform<br />

beim Verlag Georg Müller in München zu<br />

beziehen.)<br />

In nächster Nummer beginnt unser neuer<br />

Roman<br />

Blitz<br />

Der Roman eines Wolfshundes,<br />

Von H. G. Evarts.

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