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E_1931_Zeitung_Nr.038

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N» 38 — <strong>1931</strong><br />

Zum Programm<br />

der freisinnig-demokratischen<br />

Partei.<br />

Das anlässlich der Delegiertenversammlung<br />

in Ölten festgelegte Parteiprogramm enthält<br />

neben den allgemeinen Grundsätzen eine Anzahl<br />

Forderungen, wovon sich einige auch<br />

auf den Verkehr beziehen. Dieselben verdienen,<br />

ganz abgesehen von jeder parteipolitischen<br />

Einstellung, wohl erwähnt zu werden,<br />

ersteht doch damit den Verkehrsinteressenten<br />

eine weitere wertvolle Unterstützung in<br />

ihren Bemühungen zur Verwirklichung ihrer<br />

eigenen Forderungen. Es handelt sich einmal<br />

um die Förderung des Fremdenverkehrs,<br />

dann um die Regelung des Strassenverkehrs<br />

durch den Bund unter Mitwirkung der Kantone,<br />

Förderung des Baues von Durchgangsund<br />

Oebirgsstrassen, alles Programmpunkte.,<br />

welche sich mit denjenigen der automobilistischen<br />

Verbände und der Automobilistenkreise<br />

überhaupt decken.<br />

Es ist unseres Wissens ein Novum, dass<br />

sich ein Parteiprogramm ausdrücklich auf<br />

die Verkehrsfragen bezieht und ist auf alle<br />

Fälle weitgehender Beachtung würdig. Die<br />

Verkehrsrnteressenten haben es bisher immer<br />

als ein Mangel empfunden, dass sich<br />

sowohl in kantonalen wie in eidgenössischen<br />

Ratsälen jeweilen nur wenige Parlamentarier<br />

fanden, die systematisch ihre Forderungen<br />

und Wünsche geltend machten und mit<br />

der notwendigen Ausdauer vertraten.<br />

Es ist deshalb als Notbehelf schon verschiedentlich<br />

der Vorschlag gemacht worden,<br />

die Automobilorganisationen möchten<br />

bei Wahlen eigene Kandidaten aufstellen.<br />

Dem gegenüber wurde mit Recht eine<br />

Reihe gewichtiger Bedenken<br />

geltend gemacht,<br />

und so begnügte man sich damit, vor<br />

Wahlen jeweilen wenigstens die Kandidaten<br />

der verschiedenen Parteien besonders bekanntzugeben,<br />

welche sich bisher in Verkehrsfragen<br />

für die Automobilisten eingesetzt<br />

hatten. Es erging dann an die Automobilisten<br />

einfach die Aufforderung, diesen<br />

Kandidaten ihre Stimme zu geben.<br />

Es wir ja in der Tat nie möglich und auch<br />

nicht zweckmässig sein, eine besondere Partei<br />

der Verkehrsinteressenten zu organisieren,<br />

da diese bei der Beratung in allen anderen<br />

Fragen entweder zur Untätigkeit verdammt<br />

wäre oder je nach der politischen<br />

Einstellung ihrer Mitglieder eine bedauerliche<br />

Zersplitterung erfahren würde. Dagegen<br />

können die Automobilisten bei der Ausübung<br />

ihrer politischen Rechte sehr wohl<br />

darauf hinarbeiten, dass Verkehrsprobleme<br />

in den Tätigkeitsbereich der verschiedenen<br />

Parteien mit eingezogen und zur gegebenen<br />

Zeit auch im Sinne- der Verkehrsinteressen<br />

ten im Parlament vertreten werden.<br />

Die Initiative der freisinnig-demokratischen<br />

Partei in dieser Richtung ist sehr zu<br />

begrüssen und es wäre eine ähnliche nähere<br />

Umschreibung der Stellungnahme anderer<br />

politischer Parteien zu Verkehrsangelegen<br />

heiten nur sehr wünschenswert. Die Verkehrsinteressenten<br />

würden auf diese Weise<br />

bei wichtigen Beratungen weder Ueberraschungen<br />

noch Enttäuschungen erleben, da<br />

es ihnen bei genauer Kenntnis der verschiedenen<br />

Parteiprogramme in Sachen Verkehr<br />

zum vorneherein mit dem Stimmzettel in der<br />

Hand möglich ist, ihrer Auffassung den nöti<br />

gen Nachdruck zu verleihen. B.<br />

Verkehrsfragen an der Glarner<br />

Landsqemeinde.<br />

Das bedeutendste Geschäft in finanzieller<br />

Hinsicht war für die diesjährige Landsgemeinde<br />

die Gewährung der neuen Strassenbaukredite<br />

von 3,5 Millionen Fr. Durch den<br />

Landsgemeinde-Beschluss von 1928 ist schon<br />

der Grundstein zu einem modernen Strassenbauprogramm<br />

gelegt worden, dessen Hauptziel<br />

der Ausbau der beiden Hauptdurchgangsstrassen<br />

von der Kantonsgrenze bei<br />

Bilten bis Linthal sowie über den Kerenzerberg<br />

war.<br />

Eine erste Bauetappe umfasste die Jahre<br />

1928—<strong>1931</strong>, deren Programm mit Ausnahme<br />

der Strecke Ussbühl bis Niederurnen verwirklicht<br />

worden ist. Das Pensum für die<br />

zweite Bauperiode beansprucht einen Kredit<br />

von 3,9 Mill. Fr., wovon aber ein Betrag von<br />

460 000 Fr. aus den Krediten für die erste<br />

Etappe noch zur Verfügung steht, so dass<br />

nur 3,5 Mill. Fr. vom Souverän zu gewähren<br />

waren. Die Mittel sollen zu einer gründlichen<br />

Korrektion der Teilstrecke von Näfels<br />

bis zu den ersten Kehren ob Mollis und der<br />

Route Brämboden-Filzbach-Obstalden-Totzweg<br />

verwendet werden.<br />

Dazu kommen noch weitere kleinere<br />

Projekte, sowie der Plan zur Erstellung einer<br />

neuen Brücke über den Escherkanal bei Mollis.<br />

Die Frage der Kerenzerbergstrasse und<br />

deren Verbreiterung sowie Ausführung in<br />

modernem Belag muss leider neuerdings zurückgestellt<br />

werden, bis das Problem der<br />

Wallenseestrasse endgültig abgeklärt ist.<br />

Das Glarner Volk hat dem neuen Baukredit<br />

diskussionslos und mit unzweideutiger<br />

Mehrheit zugestimmt. Es hat damit sein seit<br />

Jahren bewiesenes, für einen Bergkanton<br />

äusserst weitsichtiges und grosszugiges Verkehrsverständnis<br />

neuerdings in glänzender<br />

Weise dokumentiert. Es unterliegt keinem<br />

Zweifel, dass diese Strassenbaupolitik ihre<br />

wohltätige Wirkung auf die dortige Volkswirtschaft<br />

ausüben und den Verkehr durch<br />

den Kanton ganz beträchtlich fördern wird.<br />

Nicht nur die kommende, sondern noch die<br />

jetzige Generation wird Gelegenheit haben,<br />

die Früchte dieses neuen Landsgemeinde-<br />

Beschlusses zu konstatieren und zu teilen.<br />

Von Interesse- ist auch die Genehmigung<br />

des «Tauschgeschäftes» mit der Bundesbahn,<br />

wonach das Glarner Volk die Aufhebung der<br />

Linie Näfels-Weesen gutheisst, dagegen die<br />

S.B.B. eine frühere als nach dem allgemeinen<br />

Programm vorgesehene Elektrifikation<br />

der Strecke Ziegelbrücke - Linthal zugestehen.<br />

Das verlassene Bahntrasse steht<br />

nunmehr dem Kanton bis 1940 zur Verfügung,<br />

der innert dieser Zeit das Recht hat,<br />

dasselbe kostenlos zu übernehmen, sofern er<br />

sich entschliesst, die ehemalige Bahnlinie zu<br />

einer Strasse auszubauen. Kommt es zu diesem<br />

Strassenbau, dann wird sie, um einen<br />

Niveauübergang zu vermeiden, unter oder<br />

über der Bahn durchgeführt werden müssen.<br />

Die S. B. B. verpflichten sich, an den<br />

Bau einer solchen Unter- oder Ueberführune<br />

75 Prozent der Kosten beizutragen. Die<br />

Glarner machen also ein rechtes Geschäft<br />

und kommen dabei noch billig zu einem<br />

neuen Strassenstück. Sie sind also nicht nur<br />

tüchtige Verkehrsfachmänner, sondern auch<br />

geschickte Kaufleute! B.<br />

«Bimt»<br />

Das Projekt<br />

der Plerre-Pertuis-Strasse.<br />

Baubeginn Ende Mal.<br />

Die Passstrasse ab Pierre-Pertuis ist die<br />

wichtigste und kürzeste Verbindung zwischen<br />

dem nördlichen Berner Jura mit dem<br />

bernischen Seeland. Sie weist stets einen<br />

intensiven Verkehr auf, der aber einerseits<br />

durch die starke Neigung der Strasse, die<br />

bis zu 16 Prozent geht, und anderseits durch<br />

die Schattenlage der Strasse stark behindert<br />

ist. Besonders im Herbst, im Winter und im<br />

Frühjahr e rwies sich die Strasse als sehr<br />

gefährlich.<br />

Die bernische Volksabstimmung vom<br />

20. April über das 5-Milliönen-Anleihen" zur<br />

Beschleunigung des Strassenbaues im gleichzeitigen<br />

Interesse der Milderung der Arbeitslosigkeit,<br />

hat nun auch die Durchführung<br />

des Projektes zur Verbesserung der Pierre-<br />

Pertuis-Strasse in greifbare Nähe gerückt,<br />

so dass man hofft, schon Ende Mai mit den<br />

Arbeiten zu beginnen.<br />

Das neue Projekt liegt schon seit 4 Jahren<br />

bereit. Verfasser desselben ist Herr<br />

Irmin Levi, Ingenieur, Delsberg. Wir stellen<br />

nachstehend die wichtigsten Punkte seines<br />

Projektes zusammen:<br />

Die projektierte Strasse erhält eine Länge<br />

von 2070 m; sie ist zirka 1000 m länger als<br />

die alte Strasse. Auf geraden Strecken soll<br />

die Neigung maximal 6,5 Prozent und in<br />

Kurven maximal 5 Prozent betragen. Die<br />

neue Fahrbahn erhält eine Breite von 6 m<br />

mit zwei Banketten, die nicht in dieser Breite<br />

eingerechnet sind.<br />

Zahlreiche Kunstbauten sind in diesem<br />

Projekt vorgesehen, um die Sichtbarkeit für<br />

die Fahrzeuglenker wesentlich zu erhöhen.<br />

Die Strasse wird direkt oberhalb dem Dorf<br />

Sonceboz in einer grossen Schleife auf den<br />

sonnseitigen Hang verlegt, um die dort beginnende<br />

starke Steigung in eine geringere<br />

umzuwandeln, und um den Sonnenhang benützen<br />

zu können. Eine bestehende Strassenunterführung<br />

im westlichsten Teil dieser<br />

Schleife kann ausgenützt und verbreitert<br />

werden. Das neue Trasse 1 geht dann oberhalb<br />

der Bahnstrecke weiter und erreicht ca.<br />

40 m nach dem Eingang der Bahn in den<br />

Pierre-Pertuis-Tunnel die alte Strasse.<br />

Der Umbau der Pierre-Pertuis-Strasse<br />

wird das Ausheben von rund 46 000 m s Materialien<br />

erfordern, wobei allein 36 000 m 3<br />

Felsmaterial inbegriffen sind. Die Kosten<br />

des Umbaues stellen sich, ohne Konsolidierungs-<br />

und Entwässerungsarbeiten, auf rund<br />

800 000 Fr. Gegenwärtig steht die kantonale<br />

Baudirektion in Verbindung mit den Gemeinden,<br />

um zu erfahren, in welcher Weise dieselben<br />

den raschen Bau der Strasse zu fördern<br />

imstande sind. Eingedenk der Notlage<br />

der dortigen Gemeinden, verursacht durch<br />

den schlechten Gang der Uhrenindustrie,<br />

wird man wohl die Gemeinden kaum mit<br />

finanziellen Ausgaben belasten wollen; hingegen<br />

wird es den Gemeinden möglich sein,<br />

Land für den Strassenbau dem Staat gratis<br />

zu überlassen. Die Vereinigung für die Wahrung<br />

der wirtschaftlichen Interessen des<br />

Jura übernahm die Aufgabe, diese Frage<br />

einer baldigen Lösung entgegenzuführen.<br />

Wach den Besichtigungen des Gebietes<br />

durch die Vertreter der kantonalen Behör-<br />

AUTOMOBIL-REVUE 15<br />

den, der S. B. B. und der beteiligten Gemeinden<br />

nahmen die Initianten auch ein Gesuch<br />

an das Eidg. Departement des Innern zur<br />

finanziellen Unterstützung des Baues der<br />

Strasse in Aussicht, mit der Begründung, die<br />

Arbeitslosen im Jura nach bestem Vermögen<br />

zur Beschäftigung heranzuziehen. In der<br />

vergangenen Woche traf Herr Kantonsoberingenieur<br />

Trechsel bereits die ersten<br />

Dispositionen, so dass die Strasse Ende Mai<br />

auf beiden Seiten begonnen werden kann.<br />

La.<br />

Zum Ausbau der Pierre Pertuis-Strasse.<br />

Das Regionalkomitee des Verkehrsvereins<br />

Tavannes hat dem bernischen Baudirektor<br />

eine Dankesadresse zugehen lassen, in "welcher<br />

der Vorstand seiner Freude über die<br />

Annahme des 5 Millionen-Anleihe-Projektes<br />

und den dadurch ermöglichten Ausbau der<br />

Pierre Pertuis-Strasse Ausdruck verleiht. Es<br />

wird im weitern die Rolle gewürdigt, welche<br />

dem bernischen Baudirektor bei der Ausarbeitung<br />

und der Verwirklichung dieses grosszügigen<br />

Anleiheprojektes zukam. B.<br />

Aussfellun^en<br />

Italienischer Autosalon<br />

(Schlussbericht.)<br />

Italienische Einfuhrsperre.<br />

Wir haben in Nr. 34 erwähnt, dass die<br />

italienische Einfuhr vom Jahre 1929 zum<br />

Jahre 1930 von 7407 auf 5786 Automobile<br />

zurückging. Dieser Rückgang von 1621 Wagen<br />

ist in der Hauptsache auf die italienischen<br />

Zollmassnahmen zurückzuführen, denn der<br />

Mitte 1930 in Kraft gesetzte Schutzzoll beträgt<br />

nicht weniger als 18 Lire (Fr. 4.80) pro<br />

Kilogramm Wagengewicht. Es versteht sich<br />

daher sehr leicht, dass nur neun ausländische<br />

Wagenmarken sich am Mailänder Salon beteiligt<br />

haben.<br />

Technischer Ueberblick.<br />

Die Marke Fiat ist die verbreitetste Marke<br />

und erstellt mehr als drei Viertel der italienischen<br />

Produktion. An der Ausstellung finden<br />

wir die nachstehenden Modelle italienischer<br />

Marken ausgestellt: Fiat 4, Alfa Romeo 2,<br />

Ansaldo 2, Bianchi 2, Lancia 2, Itala 2, Ceirano<br />

1, Isotta-Fraschini 1 und O. M. 1. Achtzylinder-Typen<br />

finden sich in folgenden<br />

Ständen: Ansaldo, Bianchi, Isotta und Lancia,<br />

und Vierzylinder bei Bianchi, Ceirano,<br />

Fiat und O. M. Die Mehrzahl der Modelle<br />

der italienischen! Marken sind Sechszylinder.<br />

Maserati konstruiert auch einen Sechzehn-<br />

Zylinder, der aber in Mailand nicht vertreten<br />

war.<br />

• •Die Leistung der Mehrzahl der italienischen<br />

Motoren folgt einer mittleren Linie, die speziell<br />

in den Zylinder-Inhalten ihren Ausdruck<br />

findet. Die Zylindervolumen bewegen sich<br />

für die Mehrzahl der Wagen zwischen 1500<br />

und 4000 ccm. Eine grosse Ausnahme macht<br />

noch Isotta-Fraschini mit seinem Luxusmodell.<br />

Mit Bevorzugung wählt der italienische<br />

Konstrukteur den obengesteuerten<br />

Motor für seine Modelle und schenkt sein<br />

Vertrauen in der Regel Motoren mit hohen<br />

Tourenzahlen.<br />

Wenn man berücksichtigt, dass der Italiener<br />

eine überaus praktische Einstellung zum<br />

Motorfahrzeug bekundet und dem motorisierten<br />

Verkehr jede erdenkliche Aufmerksamkeit<br />

zuwendet, so ist man einigermassen erstaunt,<br />

den Sportwagen vor dem Tourenwagen<br />

als häufigsten Vertreter des Automobils<br />

vorzufinden. Der Italiener verlangt<br />

eben in der Regel einen schnellen Wagen, der<br />

100 km mit Leichtigkeit fahren kann. Die<br />

garantierten Maximalgeschwindigkeiten betragen<br />

bei den meisten Marken mehr ais<br />

120 km. Diese Tendenz zum Sportwagen<br />

wird sowohl im Chassis, als im Karosseriebau,<br />

systematisch verfolgt. Die italienischen<br />

Konstrukteure stellen heute Karosserien mit<br />

einem Gewicht von nur 140 kg her, die sich,<br />

wie an der Mille Miglia schlagend bewiesen<br />

wurde, auch unter höchsten Anstrengungen<br />

recht günstig verhalten.<br />

Die Nutzfahrzeuge.<br />

Einzelne Firmen haben sich angesichts der<br />

schwierigen Lage auf dem italienischen Personenwagenmarkt<br />

mehr auf den Lastwagenbau<br />

eingestellt. Von jeher wandte der Fiat-<br />

Konzern, zu dem ausser der Marke Fiat<br />

noch die Marken Spa und Ceirano gehören,<br />

der Lastwagenproduktion eine hohe Aufmerksamkeit<br />

zu. Notieren wir ferner mit<br />

Genugtuung, dass auch die schweizerische<br />

Marke Saurer in Italien Fuss gefasst hat, indem<br />

O. M. die entsprechenden Lizenzen übernahm.<br />

Lancia, die in der Schweiz in der<br />

Hauptsache nur als Personenwagen vertreten<br />

ist, konstruiert auch Lastwagen und Autobusse<br />

in grösseren Serien. Die letztern haben<br />

in Rom die Trambahn verdrängt.<br />

Alfa Romeo baut Lastwagen nach Büssing-<br />

Patenten und übernahm auch das neueste<br />

Dieselchassis dieser deutschen Marke. Fiat<br />

zeigte in Mailand erstmalig einen Vier- und<br />

einen Sechszylinder-Diesellastwagen.<br />

Der Automobil-Ausstellung war eine Verkehrs-Ausstellung<br />

angeschlossen, in der die<br />

Probleme: Verkehrssicherheit in den Städten,<br />

moderner Strassenbau, Strassensignalisierung<br />

und Verkehrsschutzmassnahmen zur Darstellung<br />

gelangten. Derartige Verkehrs-<br />

Ausstellungen verdienen in der heutigen Zeit,<br />

in welcher die Strassensignalisierung der<br />

langerstrebten internationalen Vereinheitlichung<br />

entgegengeht, hohe Anerkennung.<br />

Selbst wenn die Durchführung internationaler<br />

Signale eine beschlossene Sache ist,<br />

muss Reklame für dieselbe gemacht werden.<br />

Auch Verbesserungen verdienen Jederzeit<br />

vor das Forum der Öffentlichkeit gebracht<br />

zu werden, um im bewussten und unbewussten<br />

Denken aller Strassenbenützer eine gebührende<br />

Stellung einzunehmen. La.<br />

Si» «§•«>:<br />

Maserati am Grossen Preis von Italien. Als<br />

erste offizielle Nennung für den Grossen<br />

Preis von Italien in Monza am 24. Mai hat<br />

Maserati eine Equipe, bestehend aus drei<br />

Wagen, für das Rennen eingeschrieben, x.<br />

Grosser Preis von Deutschland. Der erste<br />

Meldeschluss für den Grossen Preis von<br />

Deutschland, der am 19. Juli auf dem Nürburgring<br />

zur Austragung gelangt, ergab folgende<br />

Nennungen :<br />

1. Mercedes (Caracciola); 2. Mercedes (Stuck);<br />

5. Mercedes (Ivanowsky); i. Mercedes (X); 5. Mercedes<br />

(X); 6. Mercedes (X); 7. Bugatti (Varzi);<br />

8. Bugatti (Chiron); 9. Bugatü (Divo); 10. Bugatti<br />

(Bouriat); 11. Bugatti (X); 12. Bugatti (X); 13.<br />

Bugatti (X); 14. Bugatti (X); 15. Bugatti (X);<br />

16. Maserati (X); 17. Maserati (X); 18. Maserati<br />

(X); 19. Maserati (X); 20. D.K.W. (X); 21. D.K.W.<br />

(X); 22. D.K.W. (X): 23. Arnilcar (X); 24. Austin<br />

Ratifizierung des Abkommens Italien-<br />

Schweiz zur Erleichterung des Grenzverkehrs<br />

mit Motorfahrzeugen. Die italienische<br />

Kammer ratifizierte am 1. Mai das Abkommen<br />

vom 19. Dezember 1930, das Erleichterungen<br />

,im Grenzverkehr der Schweiz mit<br />

Italien vorsieht. Wir werden in einer der<br />

nächsten Nummern auf den Wortlaut näher<br />

eintreten.<br />

lt.<br />

Der Kanton Aargau und die Vollgumraibereifung.<br />

Ein Ergänzungsentwurf zur aargauischen<br />

Vollziehungsverordnung betr. Konkordat<br />

über den Motorfahrzeugverkehr ist gegenwärtig<br />

in Vorbereitung, nach dem ab 1.<br />

Januar 1934 im Gebiet des Kantons Aargau<br />

jeglicher Verkehr von Motorfahrzeugen mit<br />

Gummibereifung verboten sein wird. lt.<br />

Die Verantwortung und Haftbarkeit öffentlicher<br />

Verwaltungen. Im Zusammenhang mit dem beim<br />

Tramunglück an der Gloriastrasse, das zwei Menschenleben<br />

forderte und mehrere Verwundete ergab,<br />

gefällten urteil erhalten -wir von geschätzter<br />

Seite nachfolgende Ausführungen. Bekanntlich<br />

sind sämtliche Angeklagten von der fahrlässigen<br />

Betrie*bsgefährdung freigesprochen worden und<br />

einzig der Depotchef mit einer Busse von Fr. 200.—<br />

sowie einem Fünftel der Koston verurteilt. Lassen<br />

wir nun unserem Gewährsmann das Wort: Am 10.<br />

Dezember 1930 ereignete sich an der Gloriastrasse jn<br />

Zürich ein schweres Strassonbahnunglück, wobei<br />

zwei Personen getötet und zahlreiche weitere mehr<br />

oder woniger schwer verletzt wurden. Die Bezirksanwaltschaft<br />

Zürich hat ihre Untersuchung<br />

abgeschlossen und gelangt zu Strafanträgen, dia<br />

im Verhältnis zu den Folgen des Unglücks sehr<br />

niedrig gehalten sind. Sie lauten, sämtliche gegen<br />

Angestellte der Stiassenbahn gerichtet, auf Geldbussen<br />

zwischen 150 und 50 Fr. Die Anträge sind<br />

so niedrig gehalten, weil die Untersuchungsbehörden<br />

ein Mitverscbulden der Strassenbahnverwaltung<br />

bei diesem Unglück erblickt haben: sie habe<br />

es unterlassen, obwohl ihr die Gefährlichkeit der<br />

Depotanlage seit langem bekannt war, für die Erstellung<br />

von sichernden Massnahmen zu sorgen.<br />

Auch fehlte es offenbar an einer Instruktion des<br />

Personals, die dazu hätte beitragen können, das<br />

Verantwortungsgefühl des Depot- und Fahrpereonals<br />

zu festigen.<br />

Wir haben also bei diesem Unglück, wie schon<br />

bei dem Eisenbahnunglück im Wallis und bei 'dem<br />

schweren Unglück im Rickentunnel, wieder dieselbe<br />

Erscheinung: Die untern Angestellten, die<br />

das Unglück unmittelbar verschuldeten, worden zu<br />

einer gelinden Strafe verurteilt, wenn sie nicht gerade<br />

freigesprochen werden, "dagegen begnügt sich<br />

die Anklagebehörde, wie in vorstehenden Fällen,<br />

die Hauptschuld auf die betreffenden Verwaltungen<br />

zu legen, welche aber straffrei ausgehen. Also<br />

die obersten Organe, welche im Ricken, im Wallis<br />

und an der Gloriastrasse die unmittelbare Verantwortung<br />

tragen, werden ausdrücklich in den<br />

Anklageschriften als schuldbar erwähnt, aber sie.<br />

worden nicht verfolgt. Für einen Laien erscheint<br />

diese Handhabung der Justiz eigentümlich, insbesondere<br />

dann, wenn er sie mit der geltenden<br />

Rechtssprechung gegenüber Automobilfahrern und<br />

Arbeitgebern vergleicht.<br />

In solchen Fällen begnügt sich die Anklagebehörde<br />

keinesfalls, nur die Schuld der Betreffenden<br />

festzustellen, ohne sie zu verfolgen, sondern<br />

sie zieht im Gegenteil die äussersten Konsequenzen<br />

aus einer allfällig erreichbaren Haftbarkeit<br />

der Betreffenden heran. Die Anklagebehörden<br />

schrecken nicht davor zurück, in solchen Fällen<br />

selbständig Erwerbende durch längere Gefänignisstrafen,<br />

sehr hohe Bussen und noch grössere Haftpflichtbeträge<br />

ökonomisch schwer zu schädigen.<br />

Sobald es sich aber um eine öffentliche Verwaltung<br />

handelt, so begnügt sich die Anklagebehörde,<br />

wie wir es in den oben erwähnten Fällen erlebt<br />

haben, lediglich mit der Feststellung der Schuldigkeit.<br />

Wir wären begierig, diesen Gegensatz Ton berufener<br />

Seite, d. h. von einem Juristen, aufgeklärt<br />

zu sehen, denn es widerstrebt dem Laienverstande,<br />

wenn in einem solchen Falle eine ganze Anzahl<br />

von Personen verletzt werden, ohne dass die<br />

Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden,<br />

und im andern Falle ein Automobilbesitzer oder<br />

Arbeitgeber bis in die letzten Konsequenzen für<br />

allfällige Unglücksfälle haftbar und verantwortlich<br />

gemacht wird. W. Z.

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