E_1931_Zeitung_Nr.040
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N» 40 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Die Berner Autavia.<br />
Wer in den Witzchroniken der Schweiz<br />
anch nur einigermassen bewandert ist,<br />
kennt die dem Berner viel angedichtete<br />
Antipathie allem Sturm und Drang gegenüber<br />
bis zur Genüge. Ohne auf die tatsächlichen<br />
Hintergründe dieser Behauptungen<br />
eingehen zu wollen, muss doch allen<br />
Ernstes festgestellt werden, dass von<br />
Zeit zu Zeit eine gutbernische Sache mit<br />
soviel fabelhaftem Elan und Tempo gestartet<br />
wird, dass just der Gegenbeweis<br />
geleistet wird! Der leicht revolutionär<br />
moussierende Geist, der solches Tempo<br />
provoziert, scheint auch in den Sektionen<br />
Bern des A. 0. S. und der Avia zu herrschen,<br />
denn jedesmal schreiben sie als<br />
Erste des Jahres die Berner Autavia zur<br />
Teilnahme aus und eröffnen damit die interne<br />
Clubsport-Saison.<br />
Die diesjährige Berner Autavia, die<br />
letzten Samstag, den 9. Mai, wiederum<br />
vom Belpmoos aus begann, fand elf Equipen<br />
am Start: zehn mit Militärflugzeugen<br />
und eine Equipe mit der privaten Maschine<br />
des Herrn von Mülenen. Das Wet- '<br />
ter, dieser grosse Faktor beim ganzen An- 1<br />
lass, sah anfangs trüb genug aus; leichte<br />
Windstösse jagten Regenschauer über das<br />
offene Feld, und die schwarzen Wolkenballen<br />
am Horizont wirkten wenig hoffnungsvoll.<br />
Die mit Karten, Papieren und<br />
Bleistiften bewaffneten Automobilisten,<br />
Piloten und Beobachter wurden um halb<br />
drei Uhr von Hauptmann Köhli begrüsst,<br />
der die Befehlsausgabe leitete. Nach einigen<br />
ermahnenden Worten von Herrn Huber,<br />
Sportpräsident, an die Adresse der<br />
Automobilfahrer, kam der grosse Moment,<br />
da Bleistifte zur Bekanntgabe des Sektors<br />
dicke Striche über die Karten zogen, um<br />
das gegebene Gebiet abzugrenzen: Bahnhof<br />
Scherzligen, Alterswil, Frauenkappelen,<br />
Bolligen, Zäziwil, Schangnau, Scherzligen.<br />
Doch jetzt war das Autavia-Fieber in<br />
die Teilnehmer gefahren, während die einen<br />
Equipen kurzerhand am Boden liegend,<br />
die letzten Schachzüge, die unbedingt<br />
zum Siege führen mussten, berieten,<br />
surrten bereits die ersten Flugzeuge über<br />
den Köpfen hinweg ins neblige Grau, und<br />
schon fauchten die Automobile — weisse<br />
Staubfahnen hinter sich herziehend —<br />
über die Landstrassen davon. Unterdes-<br />
«Auf !> Der Starter gibt den Flugzeugen die Bahn frei. Von Techts nach links: die Herren Steinmann,<br />
Präsident der Ortsgruppe Bern der Avia; Hauptmann Köhli, Sekretär des Ao.G.S., und Fortmahn,<br />
Chronometreur.<br />
sen harrten irgendwo friedlich zwei<br />
grosse weisse Kreuze der Sieger.<br />
Ein Fahrbericht.<br />
Autavia-Fahrberichte können nicht mehr als individuelle<br />
Schilderungen einer mehr oder weniger<br />
intensiven Hetzjagd sein. Doch hört — alle, denen<br />
das Schicksal holder war — vom rabenschwarzen<br />
Pech unserer siegesbewusst startenden Equipel Unser<br />
Treffpunkt mit dem Flugzeug war Thun. Die<br />
beiden Wagen schnurrten gehorsam auf der linken<br />
Seite der Aare dahin. Auf den Dörfern schien man<br />
nichts von der ganzen Autavia zu wissen, denn wir<br />
warteten vergeblich auf jene begeisterten Zurufe,<br />
die letzten Endes unser Tempo hätten beschleunigen<br />
können . Im Gegenteil! Aus der Betrachtung der<br />
schönen Mai-Landschaft, dje in vollen Farben<br />
prangte, aus dem Ausschau nach Flügzeugen würde<br />
man von Zeit zu Zeit energisch geweckt, etwa durch<br />
ein Langholzfuhrwerk, das unsern vorderen Wagen<br />
zu einer Spezialexkursion ins Grüne veranlasste, oder<br />
durch eine Strassenwalze aus vorchristlichen Zeiten,<br />
an der vier Pferde vorgespannt waren, die<br />
merkwürdigerweise von ihrer Auffassung, dass sie<br />
quer in die Strasse gehörten, nicht abzubringen<br />
waren. Autavia-Aerger! Gut, dass man Chancen<br />
hatte!<br />
Die Sonne blinzelte etwa einmal neckisch — so<br />
schien es uns zuerst — auf den Thuner Flugplatz,<br />
auf dem wir das Flugzeug erwarteten. Die Schuhe<br />
im weichen, regennassen Grasboden halb versunken,<br />
harrten wir hoffnungsvoll. Manchmal surrte<br />
es leise. Dann wieder wurde es unheimlich lange<br />
still. Die Minuten zogen sich. Aus Gram asson<br />
wir schliesslich den Proviant auf... Plötzlich stiess<br />
einer einen Ruf aus, dessen Tonfall an den Schrei<br />
des Matrosen auf Ausguck gemahnte: «Land!» Hei<br />
— wie eilten wir da durchs klatschnasse Gras dem<br />
Glück entgegen! Wir waren aufgeregt wie Kinder.<br />
Ein mit dem Feldstecher bewaffneter Leidensgenosse<br />
konstatierte die Nummer Unseres Flugzeuges,<br />
wenige Minuten nachher pfiff es schon wenige Meter<br />
über den Köpfen hinweg dahin zum Landungsplatz.<br />
Wir strahlten. Der Beobachter kam winkend<br />
gelaufen. Ein Kreuz bei Heitenried war gefundenl<br />
Schon surrten die Motoren, als jemand plötzlich<br />
n 5<br />
Der Park der Flugzeuge.<br />
Startbereit.<br />
sagte: «Leider alles fertig!» Und es war denn auch<br />
fertig! (Die Sonne blinzelte höhnisch.) Beim Landen<br />
brach dem Flugzeug ein Bumpfholm. Ehrenvoller<br />
Tod auf dem Schlachtfeld — oder: sieben<br />
lange, lange Gesichter ..<br />
Während die Flugzeug-Equipe und die Mannschaft<br />
des andern Wagens noch völlig konsterniert<br />
das Unglück besprachen, machten wir uns mit \mserm<br />
Wagen kurzerhand zur Aufsuchung des einen<br />
Krouzes auf die Reise. Unsere Fahrt hors concours<br />
sollte uns wenigstens in das illusorische Gefühl<br />
versetzen, wir jagten greifbarem Siege nach. Die<br />
Luft zerrte und wühlte im offenen Wagen in den<br />
Haaren, flink ging es über der grüne Landschaft,<br />
unter den in erstem Blust stehenden Bäumen<br />
hin, durch die Dörfer, in denen Samstagnachmittag-Stimmung<br />
herrschte, Feldern entlang, auf<br />
denen die Bauern arbeiteten. Manchmal schnitt ein<br />
dumpfes Surren in das Bauschen unseres Motors,<br />
wenn ein Flugzeug über uns kreiste. Schwacher<br />
Trost — auch die hatten Pech! Die Weste wurden<br />
enger, steiler, kritische Kurven häuften sich. Doch<br />
unser Wagen lief spielend, denn vorn am Volant<br />
sass die «technische Hedaktion» der «AutomohU-<br />
Revue», und mit ihr könnte man den Weg in die<br />
Hölle wagen!<br />
Die bei-niscben Orte Riggisberg und Schwarzenburg<br />
lagen hinter uns, und der "Wog auf der Hochebene<br />
führte Richtung Heitenried weiter. Sollte<br />
zu allem Pech doch noch die kleine Freudenentschädigung<br />
kommen, dass wir am Kreuz Erste<br />
wären? Nirgends war ein Autavia-Teilnehmer *»<br />
erblicken. Die Dorfbewohner wnssten von nichts.<br />
Der Weg führte steil abwärts, tief unten glitzerte<br />
die Sense im Sonnenschein des späten Nachmittags,<br />
der Wagen ratterte durch die gedeckte Brücke,<br />
klomm wieder aufwärts, während Felsen sich seitlich<br />
steil renkten. Nach einiger Zeit der F;ihrt und<br />
ständiger Ausschau blinkte plötzlich der ersehnte<br />
weisse Fetzen Tuch durch das Grün der Bäume:<br />
das Kreuz. Ein zum Trotz improvisierter Sebnelllauf<br />
unseres Beobachters enttäuschte die Zeitabnehmer<br />
nach Bekanntgabe unseres Pechs um so<br />
mehr, sie bedauerten unser Schicksal mit uns. Aus<br />
Mitleid luden sie uns ein, mit ihrem mitgebrachten<br />
Wein die Enttäuschung hinunterzuschwemmen<br />
Wir schwemmten! Zu unserer Freude vernahmen<br />
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