E_1931_Zeitung_Nr.042
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N»42 - <strong>1931</strong><br />
Bunte Chronik aus aller Welt<br />
Mit der Dampfwalze gegen den Aberglauben.<br />
Die Menschen sind nun einmal mehr oder<br />
weniger abergläubisch, auch wenn es niemand<br />
zugeben mag. Das zeigt sich immer<br />
wieder. Bei Portsmouth, dem grossen englischen<br />
Kriegshafen, soll ein Weg verbreitert<br />
werden. An einer Stelle dieses Weges befindet<br />
sich ein etwa 200 Jahre alltes Grab.<br />
Ein berüchtigter Räuber soll hier begraben<br />
sein. Eine Inschrift auf dem Grabstein besagt,<br />
dass derjenige, der es jemals wagen<br />
sollte, diesen Stein zu berühren, von dem<br />
Tage an vom grössten Unglück verfolgt sein<br />
würde.<br />
Nun aber muss der Stein doch entfernt<br />
werden. Eine Versammlung der Arbeiter<br />
beschäftigte sich mit der Angelegenheit. Es<br />
wurde von allen Seiten betont, dass von irgendwelchem<br />
Aberglauben selbstverständlich<br />
nicht die Rede sein könne. Aber es brauchten<br />
sich ja nicht gleich so und so viele Leute<br />
um die Entfernung des Steines zu bemühen.<br />
Einer genügte. Und dieser eine sollte durch<br />
das Los bestimmt werden.<br />
Der Vorschlag fand allgemeinen Beifall.<br />
Es wurde gelost und es wurden dabei viele<br />
Scherze gemacht. Denn niemand mochte zugestehen,<br />
dass er der Inschrift des Steines<br />
irgendeine Bedeutung beilegte. Auch der Arbeiter,<br />
der das schwarze Los gezogen hatte,<br />
verbarg das ungeahnte Gefühl, das er<br />
hatte, hinter einem Lachen. Am nächsten<br />
Tage aber erklärte er, er wolle mit dem<br />
Stein doch lieber nichts zu tun haben. Er<br />
selbst wäre natürlich ja nicht im geringsten<br />
abergläubisch. Aber seine Frau, die hätte,<br />
als sie das hörte, laut gejammert und ihn angefleht,<br />
um Himmels willen den Stein nicht<br />
anzurühren. Sie wären jetzt 13 Jahre glücklich<br />
verheiratet — ausgerechnet 13 ! — Weshalb<br />
also mutwillig ein Unglück heraufzubeschwören<br />
? Sie könnte keine Nacht mehr<br />
ruhig schlafen. Und deshalb.... wie gesagt,<br />
nicht er, aber seine Frau... Vielleicht ein Unverheirateter...<br />
Aber davon wollen wieder die Unverheirateten<br />
nichts wissen. Und nun soU der Stein<br />
mit einer... Dampfwalze einige Meter beiseitegeschoben<br />
werden.<br />
Wut als ideales Abmagerungsmittel.<br />
Modisch schlank zu werden ist der Wunsch<br />
wohl jeder stark beleibten Dame. In manchem<br />
Falle versagt indes auch das beste Mit-<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
tel. In Zukunft wird es aber nur noch erfolgreiche<br />
Kuren geben. Interessenten brauchen<br />
nicht einmal Geld für .irgendwelche Mittel<br />
auszugeben, sondern sie erreichen die erwünschte<br />
Schlankheit in kürzester Zeit ohne<br />
jede Kosten. Sie brauchen sich nur tüchtig<br />
zu ärgern! So behaupten jedenfalls die amerikanischen<br />
Wissenschaftler. Sie sperrten,<br />
um zu beweisen, dass Zorn und Furcht das<br />
Fett verzehren, einen fetten Hund und eine<br />
iette Katze in einen Käfig, und je wütender<br />
die Tiere wurden, je mehr sie sich anbellten<br />
und anfauchten, desto schneller magerten sie<br />
ab. Nun sollen diese Experimente auch auf<br />
Menschen ausgedehnt werden. Allerdings<br />
verraten die Amerikaner nicht, wo sie die<br />
« Medien » hernehmen und wie sie diese ständig<br />
in fettverzehrender Wut erhalten wollen.<br />
Es scheint doch, als hätte die Sache einen<br />
Haken.<br />
gr.<br />
Der Wüstensand als Schulheft<br />
In Mesopotamien ist kürzlich eine Schule<br />
eröffnet worden, die von den Teilnehmern<br />
einer amerikanischen Forschungsexpedition<br />
in den Ruinen der alten Städte Akschak, Opis<br />
und Seleucia geleitet wird. Unter den arabischen<br />
Arbeitern, die von dieser Expedition<br />
beschäftigt werden, hatten nämlich viele den<br />
Wunsch geäussert, Lesen und Schreiben zu<br />
lernen, und um diesen Wunsch zu erfüllen,<br />
wurden von den Amerikanern verschiedene<br />
Schulgruppen gebildet, die jede Woche am Morgen<br />
einmal und auch zur mittäglichen Ruhezeit<br />
im Lesen und Schreiben unterrichtet werden.<br />
Alles, was sonst zur Einrichtung einer Schulstube<br />
gehört, fehlt freilich hier, wie etwa<br />
Wandtafel und Bänke, Schwamm und Kreide,<br />
und ausserdem sind Papier und Federn in<br />
diesen abgelegenen Wüstengegenden viel zu<br />
wertvoll, als dass man sie den jungen Arabern<br />
zu ihren ersten Schreibversuchen in die<br />
Hände geben könnte. So benutzen denn die<br />
dunklen Wüstensöhne den Sand als « Schulheft<br />
>. Jeder von ihnen hat einen kleinen<br />
Sandhaufen vor sich, in den er die auf einem<br />
Bogen vorgeschriebenen Buchstaben mit vielem<br />
Eifer und grosser Mühe nachmalt. Diese<br />
primitive Schreibart hat immerhin den Vorzug,<br />
dass jeder Fehler leicht ausgelöscht<br />
werden kann, ohne irgendwelche Spuren zu<br />
hinterlassen. Wie in dem Bericht eines der<br />
Forscher hervorgehoben ist, wird durch diesen<br />
Schulunterricht nicht nur die geistige<br />
Regsamkeit der arabischen Arbeiter gefördert,<br />
sondern es entwickelt sich auch zwischen<br />
Lehrern und Schülern das Gefühl einer<br />
persönlichen Zusammengehörigkeit.<br />
Frauen, die warten...<br />
Man kann jetzt in den Hallen der grossen<br />
eleganten Hotels und in etlichen Luxuscafes<br />
meist zu den Nachmittagsstunden, eine auffallende<br />
Zahl hübscher, sehr hübscher, ja sogar<br />
schöner Frauen sitzen sehen, die, vereinsamt<br />
und melancholisch, zu warten scheinen.<br />
Jede von ihnen erweckt den Eindruck,<br />
als ob sie nur dasässe, um schon im nächsten<br />
Augenblick mit sanftem Lächeln den<br />
Freund zu begrüssen, der sich ob seiner Verspätung<br />
tausendmal entschuldigt. Allein dieser<br />
Eindruck ist trügerisch : denn es kommt<br />
niemand und die Frauen warten vergeblich.<br />
Es handelt sich bei ihnen um Gotteswillen<br />
nicht etwa um jene Sorte von Damen, die<br />
irgendwie etwa auf tägliche Anknüpfung harren<br />
— davon kann hier nicht im entferntesten<br />
die Rede sein. Sondern die Einsamen<br />
sind verlassene Freundinnen, die Gefährtinnen<br />
von Leuten, deren wohlgefüllte Brieftasche<br />
imstande war, recht hochgestellten<br />
Ansprüchen nach allen Richtungen zu genügen<br />
— doch diese Brieftaschen sind jetzt<br />
leer und auch die Scheckbücher funktionieren<br />
sehr mangelhaft. Die unerquickliche BÖr"<br />
sensituation, verbunden mit sonstigem, keineswegs<br />
rosigem Geschäftsgang, hat zur<br />
Folge gehabt, dass all diese Frauen, von<br />
wenigen glücklichen Ausnahmen abgesehen,<br />
ihren « Mäzen » verloren haben und sich nun<br />
auf dem Trockenen befinden. Es ist sogar<br />
sehr trocken dort, wo die Damen augenblicklich<br />
weilen, und eine Besserung der Lage<br />
zeigt sich nicht am Horizont: denn ihre<br />
Pleite ist allgemein.<br />
Der Schmied von Gretna Green.<br />
Das schottische Dorf Gretna Green an der<br />
englischen Grenze ist seit alten Zeiten der<br />
Zufluchtsort englischer Liebespaare, die ohne<br />
Zustimmung von Eltern und Vormündern den<br />
Bund fürs Leben schliessen wollen. Das<br />
Amt des Friedensrichters fällt dort meist<br />
dem Dorfschmied zu. Die Brautleute reichen<br />
sich über den Amboss die Hand und der<br />
Friedensrichter « schmiedet» den Bund fürs<br />
Leben. Diese schöne Sitte, die gar oft zum<br />
Unfug wird, ist schon vielfach angefochten<br />
worden, und 1857 erliess England ein Gesetz,<br />
das die Gültigkeit einer solchen schotüschen<br />
Ehe von dem Umstände abhängig<br />
machte, dass die Brautleute mindestens 21<br />
Tage in Schottland gelebt haben müssen.<br />
Innerhalb dieser Zeit können nämlich die<br />
entführten Mädchen wieder eingeiangen werden.<br />
Dieser Schmied nun macht in der englischen<br />
Gesellschaft wieder von sich reden.<br />
Der 20jährige Sohn des unter dem Pseudonym<br />
Valentine besser bekannten englischen<br />
Schriftstellers Pechey ist mit der 24jährigen<br />
Tochter des Vizeadmirals Wemyss nach<br />
Gretna Green gereist und hat sich nach traditioneller<br />
Art trauen lassen, wobei er wohl<br />
eher der Verführte als der Verführer war.<br />
Wie dem auch sei: Die Eltern beider Verlobten<br />
hatten sich der Trauung widersetzt<br />
und frühere Versuche zu verhindern gewusst.<br />
Die Jungen lieferten den Beweis, dass wahre<br />
Liebe alle Hindernisse überwindet. Nach<br />
der feierlichen Trauung telegraphierten sie<br />
nach Hause: «Getraut in Gretna Green.<br />
Keine andere Lösung». Der Admiral, als<br />
wäre ein Krieg ausgebrochen, sprang in ein<br />
Auto, sauste nach Norden und begegnete<br />
dem leichtsinnigen Pärchen. Eine peinliche<br />
Szene, etwas gemildert durch die gute englische<br />
Erziehung der Beteiligten, trat nun<br />
ein und endigte damit, dass der Vater die<br />
ungehorsame Tochter mit nach Hause nahm.<br />
Juristen werden nun die Nottrauung auf<br />
ihre Gültigkeit hin untersuchen. Am meisten<br />
zu bedauern ist der junge Hochzeiter. Seirife<br />
Frau hat man ihm weggenommen, und sein<br />
Vater will auch nichts mehr von ihm wissen.<br />
Denn seine Mutter sei vor Kummer<br />
über den Streich ihres Sohnes ernstlich krank<br />
geworden. Die Jugend von heute hat es<br />
doch nicht immer so leicht, wie vielfach behauptet<br />
wird.<br />
Der liebevolle Gatte.<br />
Der Botaniker hatte der Köchin eine<br />
Schüssel voller Pilze gebracht, die er selbst<br />
gesammelt hatte, und ihr aufgetragen, diese<br />
zuzubereiten und seiner Frau zum Abendbrot<br />
zu geben. Am folgenden Morgen begrüsst er<br />
seine Frau vorsichtig : « Na, gut geschlafen,<br />
Schatz ? — « Ausgezeichnet! » — « Hast du<br />
dich nicht etwa schlecht gefühlt in der<br />
Nacht ? Keine Schmerzen oder so ? > —<br />
« Natürlich nicht.» — « Gut 1» schrie er,<br />
«ich habe eine neue Art Pilze entdeckt, die<br />
nicht giftig ist! »<br />
• * •<br />
Zweideutig. «Hat denn die Kartenlegerin<br />
den Tod Ihrer Frau vorausgesagt ? > —<br />
«Sie sagte nur, ich würde bald bessere<br />
Tage sehen 1»<br />
Basler Weekend-Karte.<br />
Von zahlreichen Automobilisten und Motorradfahrern<br />
in Basel und Umgebung wurde häufig der<br />
Wunsch ausgesprochen, wir möchten eine Automobilltarte<br />
herausgeben, welche den besonderen Verhältnissen<br />
der Fahrer dieses Gebietes Rechnung<br />
trägt.<br />
In der soeben zur Ausgabe gelangenden « Baster<br />
Weekend-Karte» ist diesen Wünschen in vorbildlicher<br />
Weise entsprochen. In der Mitte des Kartenbildes<br />
figuriert Basel; von diesem Zentralpunkt aus<br />
umfasst die Karte im Nordwesten das ganze Gebiet<br />
der Vogesen bis Lune'viUe-Sarreboiirg und weit<br />
über Strasbourg hinaus. Im Nordosten der<br />
Schwarzwald bis Baden-Baden, Wildbad, Rottweil<br />
usw.; im Südwesten Beifort, Montb&liard, die prächtige<br />
Landschaft des Doubs, dazu, vom Baselbiet ausgehend,<br />
die lange Kette des Jura, von der Rheingrenze<br />
bis Ste. Groix, den Bieler-, Murfen- und<br />
Neuenburger-See hinunter bis zum Mont Jorat in<br />
der Waadt, sowie den grössten Teil des Kantons<br />
Fribourg. Im Osten jene Teile unseres Landes, die<br />
zwischen Schaffhausen, Winteithur, Züricher-,<br />
Zuger- und Vierwaldstätter-See liegen, bis hinauf<br />
zum Gotthardpass, nach Andermatt. Südlich angrenzend<br />
der grösste Teil des Kantons Bern mit<br />
Thuner- und Brienzer-See, der Grimsel- und Brönigstrasse<br />
bis zum Simmcntal.<br />
Das Format der Karte beträgt 71X98 cm, als<br />
Massstab wurde das für Touristenausflüge bestgeeignete<br />
Detailmass 1 :250.000 benützt; in fünffarbiger<br />
Ausführung ist diese Karte mit der aus<br />
25jähriger touristischer und kartographischer Er-<br />
* fahrung des Verfassers und seiner Mitarbeiter hervorgegangenen<br />
Sorgfalt und Genauigkeit gezeichnet.<br />
Trotz des grossen Ausmasses der Karte ist<br />
dieselbe unterwegs leicht verwend- und lesbar; das<br />
während der Fahrt notwendige Teilstück liegt stets<br />
offen vor dem Fahrer, also kein umständliches<br />
Hin- und Herfalzen.<br />
Einen weiteren Vorzug bieten wir dadurch, dass<br />
sowohl über Vogesen als Schwarzwald ein knapper,<br />
aber erschöpfender Text als kleine Broschüre der<br />
Karte beigefügt ist, welche diese ausländischen<br />
Touristengebiete auf Grund neuester Informationen<br />
an Ort und Stelle erschliessen.<br />
Diese Karte darf als ideale « Basler Weekend-<br />
Karte • gelten. Bisher musste der Fahrer aus Basel<br />
und Umgebung für seine Autoausflüge mindestens<br />
3 Karten verschiedener Länder konsultieren,<br />
jedo nach anderem Massstab und Gesichtspunkten<br />
bearbeitet; hier ist das Basel umsohliessende Dreiländer-Gobiet<br />
in einheitlicher, mustergültiger Form<br />
dargestellt. Ob Sie im Heimatland fahren oder für<br />
Ihrp A-asflüse französische oder deutsche Touristikgebiete<br />
wählen, stets können Sie sich auf diese Einheitskarte<br />
verlassen.<br />
Der Preis dieser Karte beträgt nur Fr. 3.20,<br />
getreu unserer Devise: «Das Beste zu billigstem<br />
Preis ».<br />
HALLWAG A.-G., BERN - Abteilung Automobilkarten<br />
rrrrrrrrr<br />
Bahnhofbuffet Zürich<br />
Die Konferenz-Zimmer<br />
im ersten stock sind<br />
rings um die Eingangskuppel des Zürcher Hauptbahnhofes<br />
eingerichtet worden. 10 bis 100 Personen können<br />
in aller Ruhe geschäftliche Angelegenheiten durchsprechen.<br />
Moderne Beleuchtung und Ventilation sorgen<br />
für Annehmlichkeit. EigenerTelefondienst, Stenotypistinnen<br />
für Anfertigung von Protokollen und schriftlichen Arbeiten,<br />
Kommissionäre zur Besorgung von Aufträgen,<br />
sparen den HH. Konferenzteilnehmern Zeit und Geld.<br />
Ein kleines gemütliches Restaurant mit<br />
Aussicht auf den Bahnhofplatz ist den Zimmern angegliedert<br />
und sorgt für Entspannung und Anregung. Die<br />
Konsumationen richten sich nach den üblichen Preisen<br />
der Bahnhofbuffets.<br />
Die Räume sind dem Betriebe abergeben<br />
worden, und ich lade Interessenten freundlich ein, die Neuerung<br />
an in Augenschein zu nehmen.<br />
Telefon 34.645<br />
Primus Bon