E_1931_Zeitung_Nr.051
E_1931_Zeitung_Nr.051
E_1931_Zeitung_Nr.051
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
51 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
AUTOSEKTION ZÜRICH. UngarnfahrL Vor<br />
mauern Fenster rauscht die Donau. Sie hat in Anlehnung<br />
der überaus pessimistischen- und gedrückten<br />
Stimmung der hart um ihre Existenz kämpfenden<br />
Oesterreicher ihr vielbesungenes blaues Kleid<br />
mit einem grauen Mantel vertauscht.<br />
Ihrem Laufe wollen w folgen bis hinunter zu<br />
den weiten, fruchtbaren Ebenen der Magyaren...<br />
In der lauen Sommernacht wandeln im grossen,<br />
meuerumseWossenen Garten dicht neben unserem<br />
Hotel die Mönche des Benediktinerklosters. Ich<br />
möchte ihre Beschaulichkeit besitzen, um die unvergesslichen<br />
Eindrücke und Erinnerungen der letzten<br />
drei Tage niederschreiben zu können.<br />
Vor drei Tagen sammelte sich am Ufer der Limmat<br />
die T.CS.-KoIonne, um frohgelaunt eine Fahrt<br />
in die Pussta unter die Pneus ihrer wohlgerüsteton<br />
Wagen zu nehmen. Hurtig und lustig ging die<br />
Fahrt gen München. Heiss brannte die Sonne über<br />
der idyllischen Landschaft des Allgäu, durch welche<br />
sich in ungezählten Windungen die schmale staubige<br />
Strasse windet. Auf den saftig grünen Feldern<br />
vor dunkeln Tannenwäldern waren die Bauern<br />
fleissig an der Arbeit, ihre erste Heuernte unter<br />
Dach zu bringen.<br />
Friedlicher wirkte der Klang der Sonntaxsglocken,<br />
die von den vielen auf den Hügeln stehenden<br />
Kirchen 'H»d Kapellen den kommenden Sonntag<br />
verkündete n<br />
In Leutkirch wurde erste Rast gehalten. Der<br />
Bürgermeister hioss die stattliche Schweizer Kolonne,<br />
die mit ihren fünfundzwanzig vorwiegend<br />
amerikanischen Wagen die Sensation des Dorfes<br />
bildete, willkommen. Memmingen, Mindelheim und<br />
Buchloe, die reizenden Marktflecken mit ihrem so<br />
typisch kleinstädtischen Aussehen waren bald passiert.<br />
Da und dort hingen geschäftstüchtige Wirte, die<br />
von unserem Kommen Kunde hatten, eine grosse<br />
Schweizerflagge aus, um auf diese sympathische<br />
Art ihre in der drückenden Hitze sicherlich begehrte<br />
« Jause » zu empfehlen. Ein Besuch galt<br />
einer Landsmännin aus Neuchätel. Sie war glücklich,<br />
so viele Freunde aus der Heimat in ihrem<br />
wunderhübschen Garten bewirten zu dürfen. Als<br />
Obolus musste sie uns allerdings die schöne, rote<br />
Fahne mit dem weissen Kreuz überlassen, die seither<br />
den Führorwagen bei den Sammelpunkten der<br />
Kolonne schmückt. Dieser Führerwagen ist auf<br />
solche Reisen eingestellt; hat er doch den T. C. S.-<br />
lern seit Jahren den Weg gezeigt, nach Italien und<br />
an die Riviera, nach Köln und Cadiz, nach Marokko<br />
und gen Wien.<br />
München wurde gegen 5 Uhr erreicht. In den<br />
geräumigen Sälen des Bayrischen Hofes versammelten<br />
sich beim Abendessen die Zürcher Automobilisten<br />
— mit ihren wohlbekannten Freunden<br />
des deutschen Touring-Club. Alte Erinnerungen<br />
wurden ausgetauscht — die schönen Stunden der<br />
letztjährigen Oktoberfahrt wurden wieder wach.<br />
Von München nach Salzburg sind es HO km —<br />
Pin Morgenspaziergang. Wir wollten den schönen<br />
Tag bis zur Neige auskosten und scheuten deshalb<br />
den Umweg nicht, der uns zum Chiemsee führte.<br />
Ein prachtvoller Weg — eine Berg- und Talbahn<br />
durch einen schönen weiten Park. — Heil wie die<br />
Wagen auf der breiten Asphaltstrasse hinauf und<br />
hinunter sausten! Und wenn auf einem besonders<br />
hohen Hügel der Blick schnell rückwärts gleitete,<br />
sah man auf der vierten oder fünften Welle dieees<br />
grünen Meeres gerade noch den letzten Wagen-auftauchen.<br />
*.- ••