E_1931_Zeitung_Nr.060
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nächsten Morgen erfuhr Anton Bolt, dass er<br />
mit verminderten Bezügen pensioniert werden<br />
müsste. Und obwohl ihn der Stammtisch<br />
«zur Linde» keineswegs ausstiess, kam<br />
er seither nur selten hin, denn der pensionierte<br />
Flötist Anton Bolt hatte mit Recht<br />
das Gefühl, sich damals im Abonnementskonzert<br />
ganz unmöglich benommen zu haben.<br />
800 Reveller-Songs!<br />
Ein Interview.<br />
Sie viele Menschen, die die Platten der einzigartigen,<br />
fabelhaften Revellers mit immer<br />
neuem Vergnügen anhören, sind überzeugt davon,<br />
dass die Revellers Neger sein müssen. Was<br />
allerdings ganz falsch ist. Die Revellers sind fünf<br />
hochgewachsene, weisse, junge, in Amerika geborene<br />
Amerikaner, die während der letzten<br />
Königin und Polizei.<br />
fünf Jahre einige hundert Grammophonplatten<br />
besungen haben, die sozusagen den Export der<br />
Grammophonmusik Amerikas nach Europa repräsentieren.<br />
Bas folgende Interview mit Frank<br />
Banta, dem « Reveller » am Klavier, "war kürzlich<br />
in der « Prager Presse » zu lesen.<br />
«Was war vor dem Jahre 1926, ehe Sie noch<br />
wirklich berühmt waren?»<br />
«Die Revellers entstanden schon vor zehn<br />
Jahren,» erklärt Mr. Frank Banta, der Reveller<br />
am Klavier, «aus einem Orchester, das<br />
den Namen «The Shannon Four» trug. Einer<br />
von uns ersann einmal etwas ganz Neues, ein<br />
Orchester, in dem die menschliche Stimme<br />
das Instrument darstellt. Gleich beim ersten<br />
Male gab es in Neuyork eine Sensation.»<br />
«Und wie ist das mit den Instrumenten?<br />
Stellt jeder eines ein für allemal dar oder beherrschen<br />
Sie jeder mehrere?»<br />
«Das ist verschieden, mancher kann nur<br />
eines und mancher mehrere. Wir haben Saxophon,<br />
Trompete, Bassgeige, Trommeln und<br />
andere. Ich repräsentiere zum Beispiel beim<br />
Klavier auch Stimmen, nicht nur die Begleitung.»<br />
«Wie viele Lieder können Sie insgesamt<br />
und was für Lieder sind es?»<br />
«Unser Repertoire umfasst an 800 Lieder.<br />
Klassische, d. h. Opernmusik, Oratorien, Negerlieder,<br />
sogenannte Theme songs, das sind<br />
die Hauptschlager der Tonfilme und Operetten..<br />
Und das, was man vielleicht als amerikanische<br />
Volkslieder bezeichnen könnte, wenn<br />
es so was gäbe.»<br />
«Wie singen Sie im Radio und auf Grammophonplatten?<br />
Und wie oft?»<br />
«Wir haben Kontrakte mit dem Rundfunk<br />
zweier grosser panamerikanischer Firmen,<br />
Palmolive Soap und den General Motors. Für<br />
die .singen wir zweimal wöchentlich, sonst<br />
sind wir frei und als Körperschaft durchaus<br />
nicht untrennbar. Wir singen auch separat,<br />
jeder, was er kann.»<br />
«Welche musikalische Vorbildung haben die<br />
'Revellers?»<br />
«Wir haben alle klassischen Gesang studiert,<br />
die meisten singen in mehreren Sprachen.<br />
Aber unsere Haupterfolge sind Schlager<br />
und Negerlieder. Die singen wir besonders<br />
gern und deshalb werden wir manchmal<br />
als Neger angesehen.»<br />
«Wie stellt sich die amerikanische Musikkritik<br />
zu Ihnen?»<br />
«Jetzt werden wir allgemein anerkannt als<br />
neues Prinzip der Jazzorchester. Man kann<br />
unser Verständnis für Rhythmik und die vollendete<br />
Harmonie unseres Gesanges nicht in<br />
Abrede stellen. Wir sind zufrieden, erfreuen<br />
uns allseitiger Beliebtheit und werden auch<br />
überall ernst genommen.»<br />
gestaltet sich das Verhältnis des Vervon<br />
Grammophonplatten zwischen<br />
kaafs<br />
Europaund Amerika?»<br />
«In Amerika geht tatsächlich der Grammophonplattenverkauf<br />
immer mehr zurück.<br />
Denn das Radio ist stark popularisiert. In<br />
Europa ist es umgekehrt. Hier ist das<br />
Grammophon noch immer sehr populär.»<br />
«Wie wurden Sie von Europa empfangen?»<br />
«Wo wir bisher waren, mit Begeisterung.<br />
Das war in Brüssel, Antwerpen, Berlin, Paris<br />
Gegen den französischen Staat schwebt<br />
gegenwärtig ein Prozess, den eine wirkliche<br />
und authentisch« Königin gegen den Staatsschatz<br />
angestrengt hat. Ihre Majestät Salima<br />
Machimba I. regierte als Nachfolgerin<br />
ihres Vetters Ranavalo bis zum Jahre 1912<br />
über die 3000. Bewohner der Insel Moheli<br />
des Commoren-Archipels, der — es wäre<br />
übertrieben, zu sagen bekanntlich — nördlich<br />
von Madagaskar gelegen ist. Selbstverständlich<br />
war die Königin von ebenso<br />
schwarzer Hautfarbe wie ihre Untertanen.<br />
Sie hatte auf der unter französischer Oberhoheit<br />
stehenden Insel Röunion eine für die<br />
Begriffe jener fernen Weltteile sehr sorgfältige<br />
und sehr prinzliche Erziehung erhalten,<br />
sich aber nebenbei sterblich in einen<br />
der französischen Polizisten verliebt, die<br />
dort für die .Aufrechterhaltung der französischen<br />
Ordnung zu sorgen haben. Das,<br />
was in Europa ein unüberbrückbarer Standesunterschied<br />
gewesen wäre, hinderte die<br />
Königin von Moheli nicht, ihren schönen<br />
Polizisten in der Kathedrale der Insel<br />
Reunion zu heiraten, und der dortige französische<br />
Regierungs-Generalsekretär War sogar<br />
ihr Trauzeuge. Da es nicht gut anging,<br />
dass die Königin ihrem Prinzgemahl, dem<br />
Gendarmen Paul Canaille, in die Geridarmeriekaserne<br />
folgte, musste dieser wohl<br />
oder übel seinen Abschied nehmen und bezog<br />
also die Gemächer der schwarzen Majestät.<br />
" "<br />
So ging alles gut bis zum Jahre 1912, als<br />
Prankreich die Insel Moheli annektierte und<br />
die Königin samt ihrem Gendarmen,, absetzte<br />
und ins Exil schickte. Dorthin; folgte<br />
dem Paare auch ihr inzwischen geborenes<br />
schokoladefarbenes Töchterchen, Prinzessin<br />
Marie. Das Exil liess sich recht ertr§|<br />
•an, die Familie erwarb einenT netieh,.|$%<br />
besitz in der Bourgogne und lebte «hiej»<br />
friedlich von der Monatspemsion 'von '"5000<br />
Franken, die ihr die französische Regierung<br />
ausgesetzt hatte. ,. ;-,,.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> - 60<br />
und Prag. Wir sind aber In einer reinen<br />
Tretmühle. Jeden Tag geht's anderwärtshin;<br />
wir haben kaum Zeit, unsere Kritiken zu<br />
lesen. Von Prag geht's nach Wien, Zürich und<br />
dann weiter. In sieben Wochen eine Riesentour.<br />
Ende Juili müssen wir wieder in Neuyork<br />
im Rundfunk singen.»<br />
«Wie oft haben Sie in Ihrem Orchester die<br />
Stimmen gewechselt?»<br />
«Nur einmal in zehn Jahren.^<br />
Bunte Chronik aas aller Welt<br />
Wie aber für so viele andere auch, kam<br />
für die ehemalige Königin Salima /Machimba<br />
I. die Inflation üiid nahm ihr Dreiviertel<br />
ihres Monatseinkommens, wodurch<br />
dieses in recht bescheidene Grenzen 'herabgedrückt<br />
wurde. Lange genug schwieg sie.<br />
Jetzt aber steht Frankreich im Zeichen-der<br />
Kolonialausstellung, und so hat die schwarze<br />
Majestät den Zeitpunkt sehr geschickt gewählt,<br />
um von der französischen Regierung<br />
Aufwertung ihrer Pension zu fordern. Man<br />
kann sogar annehmen, dass die Sache ohne<br />
Prozess und im Wege eines'Ausgleiches geregelt<br />
werden wird, denn Königin und Polizist<br />
haben sich die Hilfe zweier sehr namhafter<br />
und eifervoller Pariser Advokaten<br />
gesichert.<br />
Dar! man im Autobus — küssen ?<br />
Es war einer der wirklich schönen Sommertage.<br />
Blinkende Sonne, die liebkosend<br />
die Gesichter streichelte, laue, warme Luft,<br />
die wohlig die Brust schwellen liess, lachende<br />
Augen, wohin man blickte, Herzen,<br />
die höher schlugen. An einem solchen Tage<br />
fuhren ein Herr und eine Dame in einem<br />
offenen Taxi durch das Pariser Bois. Wie<br />
man auf den ersten Blick sah, ein Liebespaar.<br />
Solch ein Sommertag hat es in sich,<br />
und so braucht es nicht weiter wunderzunehmen,<br />
dass der Herr der Dame, als der<br />
Wagen aaif einem etwas einsameren Wege<br />
angelangt war, einen Kuss auf die Lippen<br />
drückte, einen langen, langen Kuss. Auch<br />
die Dame konnte sich der Wirkung des<br />
Sommertages nicht entziehen, und sie<br />
küsste wieder, ebenfalls lange, lange. Trotzdem<br />
für Pariser Taxichauffeure derlei Situationen<br />
nichts Ungewohntes sind, wurde<br />
durch diesen Ausbruch sommerlicher Gefühle<br />
die Aufmerksamkeit des Chauffeurs<br />
von seinem Lenkrad doch erheblich abgelenkt.<br />
Er schielte verstohlen nach hinten,<br />
schielte derartig, dass er auf einen anderen<br />
Wagen, der ihm auf dem einsamen Wege<br />
entgegenkam, nicht so acht gab, wie es seine<br />
Führerpflicht gewesen wäre.<br />
Im nächsten Augenblick war das Malheur<br />
da — die beiden Wagen prallten zusammen.<br />
Es gab einen fürchterlichen Ruck,<br />
aber das Unglück war, wie sich bald herausstellte,<br />
nicht so gross. Ernstlich verletzt<br />
war niemand. Immerhin, eine peinliche<br />
Folgeerscheinung des Zusammenstosses<br />
imusste konstatiert werden, und zwar in _Gestalt<br />
einer kleinen Wunde im Gesicht des<br />
Herrn oberhalb der Lippe. Wie der Arzt<br />
später feststellte, rührte die Wunde anscheinend<br />
von ein paar Frauenzähnen her. So<br />
etwas ist, wenn man sich die näheren Umstände<br />
vergegenwärtigt, durchaus erklärlich.<br />
Schliesslich soll man sich in einem<br />
Auto, zumal im Augenblick eines Zusammenstosses,<br />
nicht küssen.<br />
Das war wenigstens die Meinung des<br />
Chauffeurs, der von dem Herrn wegen des<br />
entstandenen Schönheitsfehlers auf Schadenersatz<br />
verklagt wurde. Wohingegen der<br />
Herr geltend macht, dass man sich in einem<br />
Auto, wenn keine Zuschauer Anstoss nehmen,<br />
so viel küssen könne, wie man wolle,<br />
vorausgesetzt, dass die Dame nichts dagegen<br />
habe, was in diesem seinem Falle durchaus<br />
und mit Recht behauptet werden könne.<br />
Und jetzt müssen sich die Richter über<br />
die folgenden Fragen schlüssig werden: 1.<br />
Ist es erlaubt, in einem Taxi eine Dame zu<br />
küssen? 2. Wer ist, wenn ein solcher Autokuss<br />
einen Unfall zur Folge hat, für den*<br />
entstandenen Schaden verantwortlich?<br />
Autoreifen als... Vogelscheuchen.<br />
Auf eine nicht alltägliche Idee, die Gärten<br />
und die Blumensaat vor den Nachstellungen<br />
und Plünderungen der Vögel zu retten,<br />
ist ein amerikanischer Gärtner gekommen.<br />
Seine sinnreich ausgedachte Erfindung<br />
bezweckt indes weniger, die Vögel<br />
fernzuhalten, als insbesondere die Hühner<br />
zu verscheuchen, die durch ihr Scharren die<br />
Beete ruinieren und die Saat vernichten. Der<br />
findige Gärtner hatte die Wahrnehmung gemacht,<br />
dass Hühner, wie auch alle anderen<br />
Vögel, die der Saat nachstellen, eine lebhafte<br />
Abneigung gegen Schlangen zeigen. Und<br />
darauf gründete er seinen Plan. Er erinnerte<br />
sich, dass im Schuppen eine grosse<br />
Anzahl alter Autoreifen lagerten, die nicht<br />
mehr verwendbar waren. Er zerschnitt nunmehr<br />
die Gummireifen in verschiedene Längen,<br />
bemalte sie mit möglichst schreienden<br />
Farben und gab ihnen dadurch das Aussehen<br />
von Schlangen, die er über die Beete verteilte.<br />
Von der Stunde an mieden Hühner<br />
wie auch die übrigen gefiederten Saatdiebe<br />
den von dermassen schrecklichen «Reptilien><br />
bewachten Garten.<br />
Merkwürdiges ans der Mathematik.<br />
Auch in der Mathematik gibt es Gesetzmässigkeiten,<br />
die zu überraschenden Ergebnissen<br />
führen. Eine Regelmässigkeit in dem<br />
Ergebnis gewisser Rechnungen hat vor län-»<br />
gerer Zeit der Mathematiker A. Hall veröffentlicht.<br />
Diese Regelmässigkeit ist so<br />
überraschend, dass sie verdient, der Vergessenheit<br />
entrissen zu werden. Hier ist sie:<br />
1X9 + 2=11<br />
12X9 + 3 = 111<br />
123X9 + 4 = 1111<br />
1234X9 + 5 = 11111<br />
12345X9 + 6=111111<br />
usw. usw.<br />
Ein zweites Beispiel:<br />
1X8+1=9<br />
12X8 + 2 = 98<br />
123X8 + 3 = 987<br />
1234X8 + 4 = 9876<br />
12345X8 + 5 = 98765<br />
123456X8 + 6 = 987654<br />
usw. usw.<br />
Die Ergebnisse, die hier erzielt werden,<br />
sind gewiss verblüffend. Von oben nach unten,<br />
von links nach rechts, immer ergibt sich eine<br />
Regelmässigkeit, die in Erstaunen setzt, mit<br />
Hilfe der Zahlentheorie aber gelöst werden<br />
kann. A. A.<br />
Weissagung. Ein Doktor in Chicago weissagt,<br />
dass wir in 100 Jahren das Gehen verlernt<br />
haben werden : Er vergisst, dass der<br />
Weg vom Parkplatz zum Geschäft immer<br />
länger wird !<br />
bd.<br />
Der Vergleich. Die junge Dame besichtigt<br />
das neue Auto. « Wozu dient jener Hebel ? »<br />
— « Das ist die Bremse; -die können Sie im<br />
Notfall rasch anziehen. > — « Oh, grad wie<br />
ein Kimono !»<br />
bd.<br />
LEID und UNGLÜCK<br />
ist schon über manchen Automobilisten<br />
und seine Familie gekommen, weil die<br />
Nerven für einen Augenblick versagten.<br />
Wenn Sie durch eine schlaflose Nacht<br />
od. langes Fahren übermüdet sind, einer<br />
bewegten Konferenz beiwohnten, Kopfweh<br />
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