E_1931_Zeitung_Nr.083
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ö — i&öi<br />
Auto-Sektion Waldstätte.<br />
Herbstausfahrt ins Melchtal. Das schlechte<br />
Wetter, für Luzern, wohl dor Grundton in<br />
der' Harmonie der Kalamitäten dieses Sommers,<br />
hat auch im Clubloben der Sektion Waldstätte ein<br />
nachhaltiges Echo gefunden. Nicht nur. dass verschiedene<br />
geplante kleinere Abendausfahrten ins<br />
Wasser gefallen sind, auch die geplanto Fahrt über<br />
den Klausen mit dem Sympathie-Besuch, den die<br />
Sektion Waldstätfc ihren wackern Bundesgenossen<br />
in Genf schuldete, musste leider vorläufig unterbleiben.<br />
Um so schöner verlief unsere letzte Ausfahrt<br />
ins Melchtal, eine herrliche «Automobilfahrt im<br />
Farbenrausch des Herbstes». Niemand wird bestreiten,<br />
dass ein gemächliches Dahingleiten auf<br />
tadelloser Strasse entlang dem unvergleichlichen<br />
Gestade des immer schönen Viörwaldstättersees<br />
über Winkel, Hergiswil, Acherogg. Alpnach, m einem<br />
warmen, sonnigen Herbsttag ein auserlesener<br />
Genuss bedeutet; aber nicht weniger Reiz bot das<br />
schmale Strässchen durch dio malerische Schlucht<br />
von Kerns bis Melchtal, dessen buntes Laubdach<br />
und lebhaft gefärbte Gebüsche beinahe kulissenhaft<br />
wirkten und ausserordentlich viel Abwechslung<br />
boten.<br />
Den denkbar krassesten Gegensatz zu diesem<br />
•weichen, farbenprächtigen Stimmungsbild der Natur<br />
bot der Talgrund von Melchtal. durchwühlt und<br />
durchlöchert wie ein Goldgräiberfeld, dessen gewaltige<br />
und klotzige Verbauungen in armiertem<br />
Beton wohl das Herz eines Baumeisters rascher<br />
schlagen liess, unter dessen Anblick aber der<br />
Freund von Natur und Heimat einen bittern<br />
Schmerz empfand, dass unter dem Druck .der Verhältnisse<br />
die Naturkräfte gefasst und in Geld umgewandelt<br />
werden müssen.<br />
Dass der Vorstand mit der Ausführung dieser<br />
Fahrt gut beraten war, zeigte die über Erwarten<br />
grosse Beteiligung, indem zirka 200 Personen in<br />
über HO Wagen sich an dieser Veranstajtung beteiligten.<br />
Die ganze Gesellschaft liess es sich denn<br />
auch nicht nehmen, den Werkplatz, den Eingang<br />
zum Stollen und die im Bau begriffenen Arbeiten<br />
für das Staubecken einer eingehenden Prüfung zu<br />
unterziehen. Wer heraimeselndes Wasser und ein<br />
paar kotige Schuho nicht scheute, bewaffnete sich<br />
mit einer Bergmannslampo und drang je nach<br />
Lust und Laune mehr oder weniger weit in das Innere<br />
des Berges ein. (Der Stollen misst auf der Melchtalerseite<br />
nahezu 3 km.) So war das Tal schon<br />
ziemlich tief im Schatten, als unsere Gruppe wieder<br />
das Licht dos Tages erblickte; man benützte<br />
daher die Gelegenheit, dieses freudig« Ereignis<br />
mit einem kräftigen «Zobig> bei unserm Mitglied<br />
H. Michel-Ettlin im Kurhaus zu feiern. H. Helmlin,<br />
Präsident der Sektion Waldstätte, begrüsste<br />
die Anwesenden und machte auf den demnächst<br />
beginnenden Motorenkurs aufmerksam. Besondern<br />
Dank schulden wir H. Ringwald, Direktor der zontralschweizerischen<br />
Kraftwerke, für seine Freundlichkeit,<br />
uns den Besuch des interessanten Bauwerkes<br />
gestattet zu haben, das wohl für alle et-<br />
, Unbekanntes bedeutet hatte.<br />
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Gegen Abend verzog man sich wieder aus dem<br />
Hochtale und machte noch einen kleinen. Halt bei<br />
Frau Sigrist in Hergiswil, wo in fröhlicher Kilbistimmung<br />
das beinahe unterbliebene obligate Tänzchen<br />
noch zu seinem Rechte kam. Hier, wo wir<br />
die erste Ausfahrt des Jahres zum denkwürdigen<br />
«Hergiswiler T. C. S.-Maskenball» (remacht hatten,<br />
endete auch die letzte Ausfahrt des Jahres.<br />
Auf. Wiedersehen nächstes Jahr!<br />
Motorenkurt. Der Vorstand der Sektion Waldstätte<br />
hat im Hinblick auf die in. den Jahren 1927,<br />
1928, 1929 und 1930 gemachten sehr guten Erfahrungen<br />
beschlossen, auch dieses Herbst den theoretisch-praktischen<br />
Motorenkurs durchzuführen, falls<br />
hierfür genügend Interesse vorhanden ist. Der Motorenkurs<br />
soll im gleichen Rahmen wie früher abgehalten<br />
werden, derart, dass in Garagen und<br />
Werkstätten an Hand von Chassis, Bestandteilen<br />
und Modelten die wichtigsten Teile des Automobils<br />
und ihre Funktionen demonstriert sowie eventuelle<br />
Störungen besprochen werden. Als besonders wertvolle<br />
Ergänzung wird uns dieses Jahr ein seiner<br />
Zeit am Automobilsalon in Genf ausgestelltes Modell<br />
eines Automobils zu sehen sein, dessen Motor und<br />
andere wichtige Teile aufgeschnitten sind und auf<br />
elektrischem Wege in Bewegung gebracht werden.<br />
Als Kursleiter konnten wiederum die bestbewährten<br />
letztjährigen gewonnen werden, nämlich:<br />
für den mechanischen Teil: Hr. Ernst Epper;<br />
für den elektrischen Teil: Hr. Hans Güdel;<br />
für die Pflege der Batterie: Hr. Th. Frey.<br />
Ort und Zeit: Die Kurse beginnen jeweils abends<br />
punkt 20.15 Uhr, tind zwar für den mechanischen<br />
Teil: Garage Epper, Kleinmattstrasse (beim Tramdepot);<br />
für den elektrischen Teil: Firma Ferrier,<br />
Güdel & Gie., Moosstrasse 2; für die Pflege der Batterie:<br />
Th. Frey, Autobeleuchtunsr, Winkelriedstr. 32.<br />
Kosten des Kurses: Mitglieder der Sektion Waldstätte<br />
bezahlen Fr. 10.—, alle übrigen Teilnehmer<br />
Fr. 20.—. Der Betrag kann auf das Postscheckkonto<br />
der Sektion Waldstätte VII/1674 oder am<br />
ersten Kursabend bezahlt werden.<br />
Kursabende: Bei genügend Beteiligung findet ein<br />
Parallelkurs statt (Gruppe 2).<br />
Montag, 19. Oktober. Hr. Epper, Gruppe 1:<br />
Das Automobil im allgemeinen.<br />
Dienstag, 20. Oktober, Hr. Epper, Gruppe 2:<br />
Das Automobil im allgemeinen.<br />
Mittwoch, 21. Oktober, Hr. Epper, Gruppe i:<br />
Der Automobilmotor.<br />
Donnerstag, 22. Oktober, Hr. Epper, Gruppe 2:<br />
Der Automobilmotor.<br />
Montag, 26. Oktober, Hr. Epper, Gruppe 1:<br />
Getriebe und Kardan.<br />
Dienstag, 27. Oktober, Hr. Epper, Gruppe 2:<br />
Getriebe und Kardan.<br />
Mittwoch, 28. Oktober, Hr. Epper, Gruppe 1:<br />
Steuerung und Bremsen.<br />
Mittwoch, 28. Oktober, Hr. Frey, Gruppe 2:<br />
Leidensweg des Akkumulators.<br />
Donnerstag, 29. Oktober, Hr. Frey, Gruppe 1:<br />
Leidensweg des Akkumulators.<br />
Donnerstag, 29. Oktober, Hr. Epper, Gruppe 2:<br />
Steuerung und Bremsen.<br />
Montag, 2. November, Hr. Güdel, Gruppe 1:<br />
Magnet- und Batteriezündung.<br />
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Dienstag, 3. November, Hr. Güdel, Gruppe 2:<br />
Magnet- und Batteriezündung.<br />
Mittwoch, 4. November, Hr. Güdel, Gruppe 1:<br />
Dynamo, Schalter und Anlasser.<br />
Donnerstag, 5. November, Hr. Güdel, Gruppe 2:<br />
Dynamo, Schalter und Anlasser.<br />
Montag, 9. November, Hr. Epper, Gruppe 1:<br />
Unterhalt des Wagens, Pneus.<br />
Dienstag, 10. November, Hr. Epper, Gruppe 2:<br />
Unterhalt des Wagens, Pneus.<br />
Mittwoch, 11. November, Hr. Epper, Gruppe 1:<br />
Störungen und Reparaturen.<br />
Donnerstag, 12. November, Hr. Epper, Gruppe 2:<br />
Störungen und Reparaturen.<br />
Wir bitten, im Interesse einer geordneten Durchführung<br />
des Kurses dringend um rechtzeitige, wenn<br />
möglich schriftliche Anmeldung, mit gleichzeitiger<br />
Angabe, ob für Gruppe 1 oder 2, bis spätestens<br />
10. Oktober 1Ö31 an das Sekretariat der Sektion<br />
(Tel. 44.44), woselbst noch näher© Auskünfte gegeben<br />
werden.<br />
Alle Angemeldeten werden durch ein weiteres<br />
Zirkular über die definitive Gestaltung des Kurses<br />
resp. der Kurse in Kenntnis gesetzt werden. Bei<br />
ungenügender Beteiligung resp. Anmeldung findet<br />
der Kurs nicht statt.<br />
Für den Vorstand der Sektion Waldstätte<br />
der Aktuar: Dr. R. Z.<br />
Nach längerem Unterbruche trat der Arbeitsausschuss<br />
zur Behandlung der wichtigsten Traktanden<br />
am 1. Oktober in Flawil zusammen. Nach<br />
der üblichen Verlesung des Protokolls der letzten<br />
Sitzung und Genehmigung desselben wurde festgestellt,<br />
dass sich der Mitgliederbestand seit der letzten<br />
Sitzung von 1155 auf 1248 Mitglieder erhöht<br />
hat Der während den Monaten Mai, Juni und Juli<br />
dieses Jahres durchgeführte Mitglieder-Anwerbungswettbewerb<br />
brachte unserer Sektion einen Zuwachs<br />
von 126 Mitgliedern. Die ersten Preise fielen auf:<br />
Hrn. Otto Fierz, St. Gallen (43 Neumitglieder) —<br />
Hrn. Eugen Pribil, Rorschach (30 Neumitglieder)<br />
— Hrn. Hch. Burk, St. Gallen (14 Neumitglieder).<br />
Ferner wurden gemäss Wettbewerbsbestimmungen<br />
prämiiert: Hr. J. Bachmann, T. G. S.-Agent,<br />
St. Gallen — Hr. S. Braunschweig, Oberuzwil —<br />
Hr. Emil Gross, St. Gallen — Hr. Gustav Knecht,<br />
Wil — Hr. Präsident Emil Lutz, Flawil — Hr. E.<br />
Peterli, Wil — Hr. 0. Horsch, Oberegg — Hr. Martin<br />
Huber, St. Gallen — Hr. Anton Müller, Buchs,<br />
Räfis — Hr. H. Sprenger, Uzwil — Hr. Hch. Binder,<br />
Ulmonstrasse 6, St. Gallen — Hr. L. Chytil,<br />
Rorschach — Hr. Karl Etter, Herisau — Hr. Albert<br />
Fey, Metzgermeister, St. Gallen — Hr. B. Kölbener,<br />
Appenzell — Hr. Locher, jun., Altstätten —<br />
Hr. F Lüdi, Mogeisberg — Hr. H. Prey, Herisau.<br />
Auch an dieser Stelle herzlichen Dank allen unsern<br />
Mitgliedern, welche durch Zuführung von<br />
neuen Kandidaten am Aufstieg unserer Sektion<br />
mithelfen.<br />
Da ein grosser Teil unserer Mitglieder Abonnent<br />
des < Auto-Touring, Zürich» ist, beschliesst man,<br />
nebst dem obligatorischen Publikationsorgan, der<br />
« Automobil-Revue, Bern », den « Auto-Touring > als<br />
Nachrichtenblatt einzuführen und in letzterm ebenfalls<br />
unsere Sektionsnachrichten erscheinen zu lassen<br />
Ȧls Vertreter in das Aktionskomitee für den Bau<br />
einer Walenseestrasse wird der Sektionspräsident<br />
Hr.E. Lutz, Flawil, bestimmt.<br />
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Die Gründung einer Gruppe St. Galler Oberland-<br />
Werdenberg ,wird ins Auge gefasst; es sollen diesbezügliche<br />
Verhandlungen mit massgebenden Persönlichkeiten<br />
eingeleitet werden.<br />
Vom Bericht des Vorsitzenden über die Verhandlungen<br />
anlässlich der Präsidentenkonferenz<br />
deutschschweizerischer Sektionen nimmt man Kenntnis.<br />
Die -vom Kassier vorgelegte Abrechnung über<br />
die Tessinerfahrt mit Fr. 766. 45 Ausgaben wird genehmigt.<br />
Sportpräsident Burk gibt einen kurzen Ueberblick<br />
über das finanzielle Ergebnis der Ballonverfolgung.<br />
Eine definitive Abrechnung konnte noch<br />
nicht erfolgen; immerhin steht fest, dass die Veranstaltung,<br />
welche in propagandistischer und sportlicher<br />
Hinsicht ein grosser Erfolg war, ohne Defizit<br />
abschliosst. Der Vorsitzende würdigt und verdankt<br />
speziell die umfangreiche organisatorische Arbeit<br />
des Sportpräsidenten Herrn Burk.<br />
Als Ziel für die diesjährige Sauserfahrt wird<br />
Thal (Hotel « Ochsen » und als Datum Sonntag, der<br />
25. Oktober bestimmt. Für musikalische und humoristische<br />
Unterhaltung soll gesorgt werden. Fz.<br />
le<br />
Abschaffung der Sucherlampe im Kanton Bern.<br />
Zu diesem Thema, das wir sowohl von behördlicher<br />
wie auch von unserer Seite beleuchtet haben, sendet<br />
uns ein bernischer Automobilist eine humoristisch<br />
gefärbte Mcinungsäusserung.:<br />
«Die bernische kantonale Polizeidirektion hat<br />
verordnet, dass allen Hunden die Zähne ausgezogen<br />
werden müssen. Begründet wird diese Massnahme<br />
damit, dass öfters Hunde von ihren Zähnen nicht<br />
nur den behördlich genehmigten Gebrauch des<br />
Kauens der Nahrung machen, sondern auch etwa<br />
andere Hunde oder gar Menschen beissen.<br />
Was würde wohl der Spiessbürger sagen, wenn<br />
eine solche Verordnung eines schönen Tages im<br />
Anzeiger erschiene?<br />
Und doch ist eine dieser gleichwertigen Verordnung<br />
erlassen worden, ohne dass die Proteste<br />
der dadurch Betroffenen irgend etwas genützt<br />
hätten. Wir meinen die Abschaffung der Sucherlampe<br />
im grossen Kanton Bern. Weil etwa damit<br />
Missbrauch getrieben werden könnte, müssen alle<br />
Sucherlampen verschwinden. Ob bei dor vielfach<br />
unübersichtlichen Anordnung der Wegweiser, meist<br />
auf hohen Pfosten, der des Weges Kommende imstande<br />
ist, die darauf verzeichneten Namen nachts<br />
zu sehen, ist gleichgültig; er kann ja an der Stange<br />
hochklettern und ein Zündholz anzünden, um die<br />
Richtung zu finden. Ebenso ist es ganz gleichgültig,<br />
ob der Automobilist nachts Hausnummern oder<br />
Strassennamen, beide meist im Schatten von Vordächern<br />
und Bäumen angebracht, findet: die bernischo<br />
Polizeidirektion hat den Ukas in ihrer<br />
« Ukäserei » verfertigt und nun muse er. aller Vernunft<br />
zum Trotz, in Kraft erklärt werden.<br />
Die Sache ist um so komischer, als alle auswärtigen<br />
Automobile natürlich nicht veranlasst werden<br />
können bei ihren Fahrten auf bernischen<br />
Strassen ihre Sucherlampen abzumontieren. Also<br />
werden nur die Berner betroffen.» Dr. F.<br />
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