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E_1931_Zeitung_Nr.083

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Komfort sehr wohl mit Eleganz der Linie verr<br />

einbar ist. Genügend .Kopfraum, bequeme<br />

Einsteigmöglichkeit, gutes Sichtfeld des Führers<br />

sind Forderungen, die der Karossier<br />

gleichmässig und mit Erfolg bedachte. Die<br />

Sachlichkeit der Linie ist jeder überflüssigen<br />

Schnörkelei und Spielerei abhold geworden.<br />

Die Beseitigung jedes in bezug auf die Aufgabe<br />

der Karosserie unnötigen Aufwandes ist<br />

typisch. Prof. Gropius hat in dieser Richtung<br />

Bedeutendes geleistet und es an einem deutschen<br />

Wagen bereits letztes Jahr vorzüglich<br />

in die Praxis umgesetzt; Seine Auffassung ist<br />

in einem Katalog, treffend in zwei Sätzen zusammengefasst:<br />

«Das Mass an Schönheit<br />

eines: Autos hängt von der Harmonie seiner<br />

äusseren Erscheinungsform mit der Logik seiner<br />

technischen Funktionen, nicht von der Zu- 1<br />

tat an Schnörkeln und Zierat ab. Der vollendete<br />

technische Organismus muss also seine<br />

würdige Ergänzung in einer wohlproportionierten<br />

Form finden, die-in ästhetischem Sinne<br />

genau so funktioniert wie der technische Teil<br />

selbst.» Diesen Leitsätzen wird im vermehrten<br />

Masse nicht nur das Aeussere, sondern<br />

auch die> Innenausstattung gerecht. All der<br />

Tand und wirklich entbehrliches Zubehör, das<br />

nur Launen befriedigen konnte, ist verschwunderi.<br />

Weder das Wageninnere, noch die Spritzwand-sind<br />

mehr überladen. Einfache Sachlichkeit<br />

überall.<br />

Der offene Wagen ist, soweit wir bei einem<br />

ersten Rundgang beobachten konnten, bis auf<br />

ein einziges Beispiel vollständig verschwunden.<br />

Das Kabriolett hat seine Beliebtheit nicht<br />

nur behauptet, sondern sich sogar vor den geschlossenen<br />

Wagen an erste Stelle gesetzt.<br />

Die 1 letztjährigen Versuche nach Beseitigung<br />

des Trittbrettes oder dessen Beschränkung<br />

auf einen einzigen Tritt haben wenig neue Anhänger<br />

gefunden. Der flache Spitzkühler, wie<br />

ihn Cord allerdings in stärker prononcierter<br />

als vor "zwei Jahren brachte, ist in vielen Varianten<br />

vertreten,, und sogar sehr konservative<br />

Fabriken haben ihm eine Konzession eingeräumt.<br />

Einen interessanten Ansatz zu Stromlinienform<br />

zeigt ein französischer Wagen, dessen<br />

Räder fast vollständig von sich beidseitig<br />

verjüngenden Kotflügeln umgeben sind, die<br />

stark an die Form erinnern, wie siedie Weltfekordwagen,<br />

so der englische «Blue Bird»,<br />

aufweisen. Die durch stärkere Umfassung des<br />

Rades erzielte vergrÖsserte Fläche ist übrigens<br />

nutzbringend als Aufbewahrungsraum für<br />

Werkzeug oder Zubehör ausgenützt. Bei der<br />

Räurriäüfteilung und der Linienführung ist<br />

auch durchwegs auf den Koffer Rücksicht genommen<br />

wordeil, der einen harmonischer] Absehluss<br />

des Wagens", bildet und nicht wehr als<br />

Fremdkörper irgendwie nachträglich angehängt<br />

wurde. Die zunehmende Beliebtheit<br />

des Autokampierens hat es mit sich gebracht,<br />

dass das Fahrzeug auch als Schlafstätte benütet<br />

zu werden wünscht. Dem haben einige<br />

Karossiers ebenfalls Rechnung getragen und<br />

die Sitze so disponiert, dass sie zu Liegeplätzen<br />

und Schlafgelegenheiten rasch umgebaut<br />

werden können. Neue Spielereien im<br />

Karosseriebau finden wir nirgends. Was gezeigt<br />

wird, ist durchw.egs ernsthafte Konstruktion,<br />

die auf die wirklichen Bedürfnisse weiter<br />

Kreise abstellt.<br />

Unverbindliches.<br />

Eine Streife durch den Salon.<br />

Paris, 2. Oktober <strong>1931</strong>.<br />

Ob mir die neue Dekoration der immensen<br />

Ausstellungshalle gefalle, fragt mich ein Offizieller.<br />

Erst diese unerwartete Frage veranlasst<br />

mich, auch der Ausstattung meine Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Der Blick des Besuchers-wird<br />

gleich bei seinem Eintritt in das<br />

Palais so von den nächstgelegenen Ständen<br />

beansprucht, und bei jedem Schritt vorwärts<br />

durch neue Sehenswürdigkeiten der ausgestellten<br />

Wagen gefangen genommen, dass<br />

man weder daran denkt, noch irgendwie Veranlassung<br />

hat, das,gesamte Ausstellungsareal<br />

einem besonderen Rundblick zu unterziehen.<br />

Heute war offizieller Tag, der durch den Besuch,<br />

des Präsidenten der Republik ausgezeich<br />

net war. Man sah mit grösstem Interesse dieser;<br />

ersten Visite des neuen Präsidenten Doumer<br />

im Reiche des Automobils entgegen, nachdem<br />

das liebenswürdige, sprichwörtlich gewordene<br />

Lächeln seines Vorgängers, wenigstens<br />

in offizieller Mission, nicht mehr zu erwarten<br />

war. Mr. Doumer hat die Aussteller<br />

gleich^ bei seiner Antrittsvisite für sich- gewonnen,<br />

indem er seinen Rundgang^ nicht auf<br />

einen amtlichen Eilmarsch beschränkte, nur<br />

um gerade seine Anwesenheit zu dokumentieren<br />

und den einflussreichsten französischen<br />

Konstrukteuren : sein Kompliment zu machen,<br />

sondern er benützte, bei allem Zeremoniell, die<br />

Gelegenheit doch zu einer eingehenden Orientierung.<br />

Die gesamte Pariser Presse weiss es<br />

denn "auch besonders zu würdigen, dass<br />

Mr. DöUmer nicht daran dachte, an dem Rekord<br />

zu rütteln, den seinerzeit Mr. Poiticare<br />

mit knapp halbstündiger" Anwesenheit aufstellte,<br />

und 1 den man ihm immer noch nicht<br />

ganz vergessen hat, sondern annähernd zwei<br />

Stunden dem Salon widmete.<br />

Es ist,Sitte geworden, fur.ifed.eo.-,Salon, eine<br />

Bezeichnung zu finden, welche sein technisches<br />

Gepräge charakterisieren soll. Wir<br />

überlassen es gerne unserem Kollegen vorn<br />

Fach, sich hierüber den Kopf zu zerbrechen.<br />

Nach dem gewichtigen Befunde der französischen<br />

Autorität Ch. Faroux ist es der Salon<br />

des Freilaufes. Für die am Salon beteiligten<br />

Amerikaner mag es stimmen. Für uns Schweizer<br />

wäre dies freilich nichts Neues, denn in<br />

Genf sind wir diesen Frühlings den Schrittmachern<br />

für den Freilauf bereits begegnet.<br />

Wenn es auf die europäische und vorab französische<br />

Fabrikation Anwendung finden soll»<br />

dann ist das Urteil wohl etwas pathetisch. Einzig<br />

zwei Firmen, Mathis und Pilain, wovon die<br />

letztere nur im Inland bekannt sein dürfte, sind<br />

zum Freilauf übergegangen. Die übrigen 50<br />

französischen Marken setzen uns zwar allerlei<br />

technische Leckerbissen vor, aber auf die<br />

«boite de surprise» in Form des Freilaufes<br />

haben sie dieses Jahr noch verzichtet. Es<br />

rumort freilich in den Wandelgängen, dass<br />

eine der bedeutendsten französischen Fabriken<br />

auf das Frühjahr mit Freilauf folgen werde,<br />

aber zurzeit ist noch nichts gewiss. Allerdings<br />

kann sich Mathis eines selten grossen Publikumerfolges<br />

erfreuen. Der Rummel auf diesem<br />

Stand ist dauernd derart, dass. jedes Katalogblatt,<br />

jeder Zoll freier Platz um eines der<br />

Modelle, oder gar ein Bon für eine Probefahrt<br />

geradezu erkämpft werden muss.<br />

Eine weitere Sensation für das französische<br />

Publikum ist die Schwingachse, wie sie Peugeot<br />

und Derby an neuen Modellen aufweisen.<br />

Zu ihnen gesellen sich der neue kleine Mercedes-Benz<br />

und Brennabor, die nicht minder<br />

kommentiert werden als die französischen<br />

Beispiele. Der Vorderradantrieb, den die<br />

Franzosen seit einem Jahr bei Cord, Bücciali,<br />

Tracta und Tatra kennen, welch letztere<br />

Marke übrigens im letzten Augenblick von der<br />

Beschickung des Salons abgesehen hat, fand<br />

dieses Jahr weitere Anhänger. Donnet, Derby<br />

und Brennabor sind dafür sehr interessante<br />

Beispiele. Der Vollständigkeit halber sei auch<br />

in diesem Zusammenhang noch die im Ausland<br />

kaum bekannte französische Firma Claveau<br />

genannt<br />

Ueberhaüpt diese französischen Kleinfirmen!<br />

Obwohl sie sich, ihrer geringen Bedeutung<br />

wegen, auch im Inland keines über- ;<br />

trieben grossen Interesses erfreuen können,<br />

sind sie doch an jedem Salon immer wieder<br />

als typische Träger der Exzentrizitäten und<br />

Sensationellen vertreten. Die iäheste. Marke<br />

davon scheint Bücciali zu sein, deren extra*<br />

vagante Linie das Maximum dessen erreicW:^<br />

was in dieser Richtung geboten wird. Obwohl,<br />

dieses Haus selbst in Frankreich vielerorts<br />

vollständig unbekannt ist, leistet es sich den<br />

Luxus, mit einem Sechzehnzylinder aufzurükken,<br />

der zudem noch als Vorderradantriebmit<br />

Schwingachsen gebaut ist Zu diesen Mauerblümchen<br />

zählt auch Claveau, der ebenfalls<br />

einen Vorderradantrieb präsentiert. Hier überrascht<br />

vorab der erstaunlich billige Preis, jndem<br />

der sehr geräumige Vierplätzer nur auf<br />

14 000 franz. Franken zu stehen kommt, als ob<br />

diese Fabrik am laufenden Band Tausende von<br />

Wagen fabrizierte, um auf einen so niedrigen<br />

Preis kommen zu können. Auch ein Harris<br />

Leon Laisne stellt einen Sechszylinder mit<br />

Schwingachsen aus, und wenn man nicht ganz<br />

zufällig auf seinen und andere Stände dieser<br />

Art stossen würde, so hätte man überhaupt<br />

nie Kenntnis von ihrer Existenz erlangt!<br />

Bugatti ist heuer der Stand der Extreme.<br />

Einerseits das Modell Royale, das zu den<br />

teuersten und stärksten Wagen der Ausstellung<br />

zählt und 600 000 franz. Franken kostet.<br />

Bis dato bestanden hiervon zwei einzige<br />

Exemplare, wovon E. Bugatti das eine selbst<br />

chauffierte und das andere gnädigst dem .früheren<br />

König von Spanien verkauft worden<br />

war. Die Besucher des letztjährigen Klausenrennens,<br />

wenigstens diejenigen, welche sich<br />

am Ziel aufhielten, mögen sich an die gelbschwarze,<br />

hochfeudale Limousine erinnern,<br />

die von weitem wegen ihrer Farbe an einen<br />

Postwagen erinnerte. Es war dies die vielbestaunte<br />

Royale von E. Bugatti, sen. Nun ist<br />

der Bann der Exklusivität etwas gebrochen,<br />

und wer über das- nötige Kleingeld verfügt,<br />

kann sich ein ähnliches Prachtsstück in Molsheim<br />

bauen lassen. Friedlich und fast verschämt<br />

steht daneben der billigste Wagen des<br />

Salons, für 10 000 franz. Franken erhältlich.<br />

Auch ein Produkt von Bugatti, und zwar eines,<br />

das ganz aus der Art geschlagen hat, nämlich<br />

ein Elektromobil. Es wird von Akkumulatoren<br />

gespeist und ist mit einem mächtigen Scintilla-<br />

Anlasser als Motor ausgestattet. Dem Aussehen<br />

nach erinnert das Fahrzeug an eine<br />

Kalesche aus der Viktorianischen Zeit oder an<br />

eine Urform der Automobilkarosserie, wie sie<br />

vor etwa 35 Jahren gebräuchlich war. Das<br />

Dingerchen wiegt nur 350 kg und soll etwa<br />

30 km Stundengeschwindigkeit erreichen. Bugatti<br />

hat es launisch « L'encas » getauft. Dass<br />

es ihm mit diesem Kleinwagen, der sich für<br />

Stadtfahrten und kleine, beschauliche Bummel<br />

eignen wird, Ernst ist, hat er all die Tage damit<br />

dokumentiert, dass er ostentativ um die<br />

Mittagszeit damit höchstpersönlich über die<br />

Boulevards walzte.<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> 83<br />

Renault ist seine Ueberraschung auch nicht<br />

schuldig geblieben. Er zeigt zwei neue Modelle,<br />

welche den Flachkühler aufweisen und<br />

ist damit erstmals von seiner traditionellen<br />

Kühlerform, die für einige Jahrzehnte dieser<br />

Marke eigen war, abgewichen. Auch bei den<br />

übrigen Modellen hat sich, wie dies bereits<br />

letztes Jahr der Fall war, die Linie noch mehr<br />

der allgemein üblichen genähert. Ein bekannter<br />

Automobil-Ingenieur hat mir einmal versichert,<br />

dass der alte Vater Renault, der frühere<br />

Seniorchef und Pionier des Hauses, testamentarisch<br />

bestimmt habe, dass die Schrägform<br />

des Kühlers, als Wahrzeichen der Marke,<br />

beibehalten werden müsse. Ob es sich dabei<br />

nun nur um eine Legende gehandelt hat, oder<br />

ob die Nachfolger nun doch irgend einen annehmbaren<br />

Ausweg aus einem eventuellen Gewissensdilemma<br />

gefunden haben, konnte ich<br />

nicht erfahren.<br />

Erstmals am Salon ist Spaniens einzige<br />

Marke, Pescara, vertreten. Sie hat sich dieses<br />

Jahr in internationalen Rennkreisen einen<br />

Namen gemacht, indem Jean Zanelli sich bekanntlich<br />

mit einem solchen Wagen die Europäische<br />

Bergmeisterschaft <strong>1931</strong> in der Rennwagen-Kategorie<br />

sicherte. Der «Nacional<br />

Pescara » wird zwar voraussichtlich von seiner<br />

nationalen Eigenheit in der Zukunft etwas<br />

einbüssen, ohne damit an Qualität nachgeben<br />

zu müssen, da, wie seinerzeit gemeldet, Fiat<br />

nunmehr Hauptaktionär oder gar Besitzer dieser<br />

Unternehmung ist. Das Fabrikationsprogramm<br />

wird deshalb wohl bald einige Umstellungen<br />

erfahren. Ein weiterer Wagen, der<br />

mit internationalen Siegerehren reich beladen<br />

ist, ziert die Schau. Es ist der 8-Zylinder Alfa<br />

Romeo, wie ihn Minoia und Campäri während<br />

dieser Saison fuhren und sich damit den ersten<br />

und zweiten Platz in der internationalen Automobilmeisterschaft<br />

holten. Der Wagen ist<br />

schon rein äusserlich ein Vollblutrenner und<br />

man hat das Gefühl, dass er schon beim leisesten<br />

Druck die 100, km-Grenze hinter sich<br />

lassen müsse.<br />

Es geziemt sich, dass die Organisatoren des<br />

Salons bei Anlass von dessen 25. Jubiläum<br />

auch einen Rückblick werfen, um ob all der<br />

glänzenden Erfolge auf dem Gebiete der Automobiltechnik<br />

doch nicht die rühmlichen Pioniere<br />

zu vergessen, deren schwere Arbeit zu<br />

ihrer Zeit nur in den wenigsten Fällen mit dem<br />

nötigen Verständnis oder gar Anerkennung<br />

rechnen konnte. Die A. I. A. C. R. hat diese<br />

Ehrenpflicht übernommen und in der ihr reservierten<br />

Salonecke den Dampfwagen von<br />

L.Serpollet aufgestellt, der füglich als der<br />

Vorläufer des heutigen Automobils in Frankreich<br />

bezeichnet werden darf. Er wurde im<br />

Jahre 1889 fertig konstruiert und unternahm<br />

eine Demonstrationsfahrt anno 1892 von Paris<br />

nach Bordeaux, wobei die für jene Zeit phantastisch<br />

anmutende Geschwindigkeit von 30 km<br />

erzielt wurde. Der Wagen soll der Nachwelt<br />

erhalten bleiben und aus Privatbesitz angekauft<br />

werden, um einen verdienten Platz im<br />

Musee des Arts et Metiers zu finden. Schon<br />

nach den ersten zwei Tagen konnte die eröffnete<br />

öffentliche Subskription abgeschlossen<br />

werden.<br />

Natürlich ist. der Salon nicht nur der<br />

Sammelplatz für Käufer und Verkäufer, sondern<br />

alle, die irgendwie mit dem Automobilwesen<br />

überhaupt in Beziehung stehen, und vorab<br />

die Prominenten, geben sich Rendez-vous<br />

im Grand Palais. Neben den französischen<br />

Fabrikanten, welche wenigstens in den ersten<br />

Tagen für einige Stunden die Honneurs auf<br />

ihren Ständen machen, haben sich viele der<br />

bedeutendsten Konstrukteure des Auslandes<br />

zum Besuche angemeldet. Aber auch die Elite<br />

des Automobilsportes fehlt nicht. Schon am<br />

ersten Tag begegnete ich Bouriat, Divo, Senechal<br />

und Campari, die, von zahlreichen Freunden<br />

umringt, auf den Ständen ihrer Marke vorsprachen.<br />

Was die bisherigen Besucherzahlen<br />

anbetrifft, so scheint der Salon trotz Krise und<br />

Kolonial-Ausstellung auch gar nichts von sei<br />

ner Bedeutung und Anziehungskraft ein<br />

gebüsst zu haben. Hoffen wir nur, dass dies<br />

auch für die Geschäfte gelte! h.<br />

Der nächstjährige Genfer Salon.<br />

11.—20. März 1932.<br />

Im Palais des Expositions wird vom 11. bis<br />

20. März 1932, wie wir bereits in Nr. 82 angekündigt<br />

haben, die «Internationale Automobilausstellung<br />

in Genf» stattfinden. In da<br />

hohe Patronat des Genfer Salons teilen sich<br />

neben dem schweizerischen Bundesrat noch<br />

die «Schweizerische Syndikalkammer der<br />

Automobil- und Fahrradindustrie » und das<br />

«Syndikat des Automobilhandels und der<br />

Garagenindustrie in der Schweiz».<br />

Neben Herrn Robert Marchand als Präsidenten<br />

figurieren im Organisationskomitee<br />

noch die Herren Albert Goy-Genf, als Vizepräsident,<br />

Rene Baezner-Genf, Charles Hoffer-Genf,<br />

Paul Kehrer-Lausanne, Frank Martin-Genf,<br />

Ernest Maurer-Genf, Luden Picker-<br />

Genf als. Mitglieder des Bureaus. Weitere 19<br />

Mitglieder aus allen Gauen der Schweiz ergänzen<br />

das Komitee.<br />

Die Organisation der Veranstaltung wurde<br />

einem Vorstand übertragen, dessen Mitglieder<br />

vom permanenten Komitee auserwählt<br />

werden.<br />

Als Zweck der internationalen Ausstellung<br />

bezeichnet das Reglement die Schaffung einer<br />

Ausstellungsgelegenheit für die Automobilindustrie<br />

und den Automobilhandel, um<br />

dem Käuferpublikum eine günstige Übersicht<br />

über die Autoproduktion und der damit in<br />

Zusammenhang stehenden Industrien zu geben.<br />

Gleichzeitig soll die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Automobiles und seine internationale<br />

sportliche Bedeutung zur Darstellung<br />

gebracht werden.<br />

Umfang der Ausstellung.<br />

Der Internationale Salon 1932 in Genf wird<br />

folgende Gruppen umfassen :<br />

1. Personen-Automobile und Chassis.<br />

2. Lastwagen sowie weitere, den Industriezwecken<br />

diende Motorfahrzeuge.<br />

3. Karosserlen für Automobile und Lastfahrzeuge<br />

(nur auf Chassis von ausgestellten Marken).<br />

4. Maschinen und Motoren für landwirtschaftliche<br />

und industrielle Zwecke, Motorboote, Motoren.<br />

5. Motorräder und Fahrräder.<br />

6. Bestandteile aller Art für Automobile, Motorräder<br />

und Fahrräder.<br />

7. Räder und Bereifung.<br />

8. Werkzeuge und Maschinen für die Herstellung<br />

und Reparatur von Automobilen, Motorrädern«<br />

Fahrrädern usw.<br />

9. Ausrüstung, Sportanzüge, Fachliteratur.<br />

Die Zulassung.<br />

Das Organisationskomitee, dem der endgültige<br />

Entscheid über die Zulassung obliegt,<br />

bewilligt unter folgenden Bedingungen die<br />

Teilnahme am Salon :<br />

L Fabrikanten mit ihren eigenen Erzeugnissen,<br />

die in der Schweiz niedergelassen und vor dem<br />

1. Dezember <strong>1931</strong> im Handelsregister eingetragen<br />

sind.<br />

2. Anerkannte Händler und Vertreter, in der<br />

Schweiz niedergelassen und vor dem 1. Dezember<br />

<strong>1931</strong> für die ihre Anmeldung betreffende<br />

Branche im Handelsregister eingetragen.<br />

3. Ausländische Fabrikanten mit ihren eigenen<br />

Erzeugnissen, aber nur in den Gruppen 1, 2, 4, 5,<br />

6, 7 und 8.<br />

Die Anmeldungen sind bis spätestens 15 (<br />

November <strong>1931</strong> an das Sekretariat der Internationalen<br />

Automobil-Ausstellung in Genf,<br />

1, Place du Lac, zu richten. Für spätere Anmeldungen<br />

wird ein Zuschlag von 25 Prozent<br />

auf den Mietpreis erhoben. Ueber die genauen<br />

Angaben, die auf einem vorgeschriebenen<br />

Anmeldeformular durch den Aussteller<br />

einzutragen und rechtsgültig zu untenzeichnen<br />

sind, enthält das Reglement detaillierte<br />

Bestimmungen. Wir erwähnen daraus<br />

nur, dass eine Marke in einer Gruppe<br />

nur einen einzigen Stand belegen kann und<br />

dass die darin ausgestellten Objekte absolut<br />

zu dieser Gruppe gehören müssen. Verlangt<br />

ein Aussteller Stände in verschiedenen<br />

Gruppen, so muss er für jede Gruppe eine<br />

gesonderte Anmeldung schreiben.<br />

Grosse der Stände und Mietpreise;<br />

Für die Gruppe 1 sind Stände zwischen<br />

25 und 80 m 2 vorgesehen. Die kleinsten<br />

Stände umfassen 10 m 2 . Die Preise im Erdgeschoss<br />

bewegen sich zwischen 30 bis 50<br />

Franken pro Quadratmeter; auf der Galerie<br />

beträgt die Miete 30 Fr. pro Quadratmeter,<br />

Das Organisationskomitee erledigt endgültig<br />

die Zuteilung der Plätze und versichert obligatorisch<br />

die ausgestellten Objekte auf Kosten<br />

der ausstellenden Firmen gegen Feuer.<br />

Weitere Bestimmungen regeln einen geordneten<br />

Betrieb in den Ausstellungsräumen,<br />

Im Falle eines Betriebsüberschusses des<br />

Salons 1932 wird an die Aussteller 80 Prozent<br />

pro rata der von jedem einzelnen einbezahlten<br />

Platzmieten zurückbezahlt, ferner<br />

15 Prozent an das Garantiekapital und 5<br />

Prozent an das Organisationskomitee der<br />

Ausstellung. Mit diesen Bestimmungen sind<br />

die wichtigsten Fragen der Organisation des.<br />

Salons 1932 gelöst.<br />

Zwei Neuerungen.<br />

Das Reglement 1932 enthält als Neuerung<br />

die Bestimmung, dass der Verkauf von Waren<br />

zum sofortigen Mitnehmen untersagt sei.<br />

Die Ausstellungsleitung will damit offenbar<br />

verhüten, dass aus der Ausstellung eine<br />

Messe oder gar ein «Märit» entsteht. In<br />

Hinsicht auf den beschränkten Platz und auf<br />

den eigentlichen Zweck des Salons wird man<br />

diese Massnahme wohl begrilssen dürfen.<br />

Umgekehrt hat das Reglement eine Bewilligung<br />

zum Auswechseln der Fahrzeuge während<br />

der Ausstellung vorgesehen, die nur für<br />

die Gruppen 1, 2, 3 und 5 gilt und auf eine<br />

einfache schriftliche Anfrage hin vom Organisationkomitee<br />

erteilt wird. Dieses Variieren<br />

der Ausstellungsobjekte ist zweifellos<br />

geeignet, die Anziehungskraft der Ausstellung,<br />

speziell für die Bewohner von Genf<br />

und der nähern Umgebung, zu erhöhen.<br />

Das Reglement ist an mehr als 5000 Adressen<br />

von Firmen gesandt worden, die für die<br />

Teilnahme an der Ausstellung in Betracht<br />

kommen. Die systematische Vorbereitung<br />

des Salons lässt uns auf ein Gelingen des<br />

nächstjährigen Salons schliessen. lt.

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