E_1933_Zeitung_Nr.005
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Luftfahrt<br />
Fliegenlernen.<br />
Das Flieeenlernen kann in gewissem Sinn<br />
mit dem Radfahrenlernen verglichen werden:<br />
Beides ist nur durch Uebung möglich. Durch<br />
Uebunz haben sich sowohl der Flieger wie<br />
der Radfahrer einen neuen Sinn anzueignen,<br />
der sie instinktiv fühlen lässt, welche Kräfte<br />
auf sie einwirken. Weiter erwirbt sich der<br />
Lernende durch Uebung die Fähigkeit, den<br />
erwähnten neuen Sinn zu wiederum instinktiven<br />
Reflexbewegungen auszunützen; geschehen<br />
doch hier wie dort die weitaus meisten<br />
Steuerbewegungen reflexmässig.<br />
Im Gegensatz zum Radfahrenlernen gehört<br />
allerdings zum Flugstudium auch viel Ueberlegung.<br />
Besonders der fortgeschrittenere<br />
Schüler hat sich darüber Rechenschaft abzulegen,<br />
welche Wirkungen er mit den einzelnen<br />
Steuerbewegungen auslöst und wie er<br />
die Steuerung zu handhaben hat, um besonderen<br />
Lagen gewachsen zu sein. Zahlreiche<br />
Flieger bekunden, dass sie sich sogar den<br />
grössten Teil ihrer Fähigkeiten auf festem<br />
Boden, z. B. im Bett, angeeignet haben, indem<br />
sie nur in Gedanken Flugschulung trieben.<br />
Abb. 1. Blick in das Führerabteil eines Sportflug-<br />
KUf««. S «= Steuerknüppel für die Höhen- und<br />
Quersteuerung p = Seitensteuerped&l; V = Gashebel;<br />
H x= Höhenmesser; G = Geschwindigkeitsmesser;<br />
T = Hebel zum Austrimmen der Gleichgewichtslaee;<br />
B = Hebel der Radbremsen.<br />
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Abb. % Wie die Steuerflächen mit dem Steuerknüppel<br />
b«w. den Pedalen verbunden eind.<br />
Die Bedienung des Flugzeuges geschieht<br />
durch drei Steuer: das Seitensteuer, das die<br />
Flugrichtung bestimmt, das Höhensteuer, das<br />
die Maschine entweder steigen oder fallen<br />
lässt, und das Qttersteuer, das die Querneigung<br />
der Maschine überwacht. Das Seitensteuer,<br />
das wie das Steuerruder eines Schiffes<br />
wirkt, wird durch Pedale bedient, und<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N°5<br />
Die Art und Weise, wie die Steuerpedale<br />
und der Steuerknüppel mit den einzelnen<br />
Steuerflächen verbunden sind, geht aus<br />
Skizze 2 hervor.<br />
Die meisten modernen Sport- und Verkehrsflugzeuge<br />
sind so ausbalanciert, dass sie in<br />
der Luft bei ruhiger Atmosphäre auch ohne<br />
Zutun des Piloten ihre normale Fluglage mehr<br />
oder weniger beibehalten. Handelt es sich<br />
darum, höher zu steigen, so braucht nur am<br />
Steuerknüppel « gezogen », soll die Maschine<br />
fallen, so braucht nur « gedrückt» zu werden.<br />
Das Fliegen korrekter Kurven erfordert allerdings<br />
das Zusammenwirken der Seiten- und<br />
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S^ /^ *^ HEB<br />
Abb. 4. Fliegen einer Linkskurve. Die Steuerbewegungen<br />
gehen aus dem obenstehenden Schema hervor.<br />
Quersteuerung. Damit die Maschine während<br />
der Kurve nicht nach aussen «schiebt», muss<br />
sie zuerst, oder gleichzeitig mit der Einleitung<br />
der Seitensteuerbewegung, schräg<br />
gestellt werden. In diesem Zustand herrscht<br />
dann ein ähnlicher Ausgleich zwischen der<br />
Zentrifugal- und der Schwerkraft wie bei<br />
einem Rennwagen auf der Ueberhöhung einer<br />
Rennbahn. In Skizze 3 ist die Einleitung<br />
des Kurvenfluges durch die Stellung des<br />
Steuerknüppels und des Seitensteuers schematisch<br />
dargestellt. Eine zu starke Querneigung<br />
der Maschine muss ebenso vermieden<br />
werden wie eine zu flache Lage, weil<br />
Abb. 8. Wie der Pilot den Steuerknüppel S und<br />
die Steuerpedale P betätigt. Rechts ist eine der sonst die Maschine nach der Kurveninnenseite<br />
abzurutschen neigt Die «richtige»<br />
Betätigungsmöglichkeiten (Durchtreten des linken<br />
Pedals, Vordrücken des Knüppel®) schematisch dargestellt.<br />
Dieselbe Darstellungsart von Steuerbewe-<br />
ist Uebungs- und Gefühlssache. Sobald die<br />
Querneigung für jede Kurve herauszufinden,<br />
gungen ißt auch in den nächsten Skizzen angewandt.<br />
Maschine sich in der Kurve befindet, zeigt<br />
zwar verursacht ein Durchdrücken des rechten<br />
Pedals eine Abweichung nach rechts und<br />
ein Durchdrücken des linken Pedals eine Abweichung<br />
nach links. Das Höhensteuer und<br />
die Quersteuerung werden meist durch einen<br />
gemeinsamen « Steuerknüppel » betätigt, wobei<br />
beim Anziehen des Knüppels die Maschine<br />
V<br />
steigt, beim Vorschieben des Knüppels fällt,<br />
beim Neigen des Knüppels nach links sich<br />
gegen den linken Flügel und beim Neigen<br />
des Knüppels nach rechts sich gegen den<br />
rechten Flügel hin neigt.<br />
Abb. 5. Steilkurve nach rechte.<br />
8 o<br />
nrmn Mi-- 53 * ^JT*^«^<br />
Abb. 6. Landung.<br />
sie die Tendenz, sich noch stärker zu neigen,<br />
da der äussere Flügel mit seiner grösseren<br />
Relativgeschwindigkeit mehr Auftrieb erhält<br />
Dieser Tendenz ist mit einer neuen Haltung<br />
des Knüppels entgegenzuwirken, und schlicsslich<br />
muss nach beendeter Kurve die Maschine<br />
durch einen noch grösseren Gegen-Ausschlag<br />
mit dem Steuerknüppel wieder aufgerichtet,<br />
d. h. waagrecht gestellt werden.<br />
Bei sehr eng gezogenen Kurven, sog. Steilkurven,<br />
hat das Seitensteuer mehr oder weniger<br />
die Wirkung des Höhensteuers und umgekehrt.<br />
Aus dem Schema 5 geht hervor,<br />
welche Lagen die Seitensteuerpedale und der<br />
Steuerknüppel dann sukzessive einnehmen.<br />
Bei der Landung handelt es sich vor allem<br />
darum, die Wucht der Maschine rechtzeitig<br />
abzufangen, d. h. die Maschine in geringer<br />
Höhe über dem Boden solange ausschweben<br />
und Geschwindigkeit verlieren zu lassen, bis<br />
sie auch beim Anziehen des Steuerknüppels<br />
keine Tendenz zum Steigen mehr zeigt, sondern<br />
sich gleichzeitig mit den Rädern und<br />
dem Schwanzsporn absetzt, ohne dabei aber<br />
aufzuprallen.<br />
Soweit kann tatsächlich jedermann auch<br />
im Bett Fliegen lernen... m.<br />
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Die absturzsichere Flugzeugkabine. Zur<br />
Zeit wird in Frankreich wieder ein Flugzeug<br />
erprobt, dessen Kabine völlig vom Apparat<br />
getrennt werden kann. Der Passagierraum<br />
ist mit einem Fallschirm verbunden, der für<br />
gewöhnlich in einer Höhlung des obern Flügels<br />
zusammengefaltet liegt. Ereignet sich<br />
ein Unfall so wird eine Schiebetür geöffnet,<br />
die den Flügel verschliesst der Wind dringt<br />
in die Höhlung ein und bläst den Fallschirm<br />
auf, der die Kabine nach rückwärts reisst<br />
und sie vom Flugzeug trennt. Die Auslösung<br />
wird durch einen einzigen Handgriff des<br />
Piloten betätigt. x.<br />
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