E_1933_Zeitung_Nr.018
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Lus d<<br />
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)<br />
Autofahrer, aufgepasst, die Obrigkeit fährt<br />
durch das Land und macht Kontrollen über Fahrbewilligungen<br />
und Zustand der Wagen! Ich bin<br />
heute in eine Fahrzeugkontrolle geraten — und natürlich<br />
hängengeblieben, weil ich eben noch gar<br />
kein Geld eintreiben konnte, um die Fahrbewilligung<br />
zu lösen. Wer, wie ich, auf die kleinen Handwerker<br />
angewiesen ist, der kann ein Liedlein singen<br />
vom Elend, das überall herrrsent. Ein Beispiel:<br />
Von 143 Einzugsmandaten für rechtzeitig avisierte<br />
Beträge, die schon lange überfällig waren, kommen<br />
sage und schreibe 108 Stück unbezahlt zurück!<br />
Auf Anfragen hin werden schliesslich noch<br />
17 Forderungen vor der rechtlichen Eintreibung bezahlt.<br />
Der Rest, 91 Stück, mussten der Betreibung<br />
übergeben werden; davon kamen 57 bis zur Pfändung,<br />
für rund zwei Dutzend musste Rechtsöffnung<br />
verlangt werden und die Termine laufen !<br />
Unter diesen Schuldnern sind nun der grösste Teil<br />
Garagen oder Mechaniker, die sich mit Autoreparaturen<br />
abgeben. Der Rest setzt sich zusammen aus<br />
allen möglichen Handwerkern und Gewerbetreibenden.<br />
Aus der grossen Zahl der schlecht zahlenden Firmen,<br />
die mit dem Autogewerbe zusammenhängen,<br />
ist ohne weiteres der richtige Schluss abzuleiten,<br />
dass namentlich diese Gruppe von Selbständigerwerbenden<br />
durch die Krise stark geschädigt<br />
wurde. Man fahre einmal Land auf und Land ab<br />
und man wird sehen, dass sehr viele Garagen und<br />
Autpmechaniker heute notgedrungen feiern müssen.<br />
Sie haben keinen Verdienst mehr, haben Arbeiter<br />
und Angestellte entlassen und murren über<br />
die Folgen der neuen Gesetzgebung! Die Not ist<br />
wirklich gross und — niemand wagt, für rasche<br />
Aenderung der Zustände den nötigen Schritt zu<br />
machen !<br />
Aus diesen Zuständen heraus ist auch meine<br />
wirtschaftliche Lage erwachsen und die Not ist<br />
sehr gross. Verlustscheine kommen viele, sehr viele<br />
sind noch zu erwarten, und ein Ende der Zustände<br />
ist nicht abzusehen! Infolgedessen sind auch bei<br />
mir die Geldmittel so rar, dass wirklich nur mit<br />
dem Aufwand aller zur Verfügung stehenden Kniffe<br />
und Wege das Geld für die Arbeitslöhne zusammengebracht<br />
werden kann. Weiter langt es zur<br />
Zeit schon gar nicht. Die Steuern müssen gestundet<br />
werden. Gas, Wasser, Kraft und Licht müssen<br />
auch bezahlt werden und immer wieder taucht die<br />
Frage auf: Wie? Wer mag es da verargen, wenn<br />
eben dort mit der Zahlung zugewartet wird, wo<br />
ein Aufschub möglich scheint? Und diesen habe<br />
ich eben auch bei der Autofahrbewilligung vorausgesetzt.<br />
Was nützt es aber, zu erklären, dass<br />
die Verkehrsbewilligung nicht bezahlt werden<br />
konnte, weil einfach kein Geld eingehe, was nützt<br />
es, wenn man sagt, man hätte es beim Verkehrsamt<br />
mit einer ratenweisen Bezahlung versuchen<br />
wollen, ja, was nützt es, seine Not zu beschreiben,<br />
wenn auf der andern Seite nur die Anwendung<br />
des toten Buchstabens in Frage kommt und kein<br />
Verständnis für den « armen Sünder » zu erwarten<br />
ist !<br />
Ein angesehener Rechtsgelehrter hat mir einmal<br />
erklärt, dass jedes Gesetz geändert werden<br />
miisste und geändert werden könnte, wenn<br />
die wirtschaftlichen Folgen der Anwendung das<br />
Volksganze zu schädigen drohen. Ohne Zweifel liegt<br />
beim heutigen Automobilgesetz eine solche nicht<br />
vorausgesehene Wirkung vor.<br />
Wenn nun das neue Gesetz nicht von einer<br />
Stunde zur andern abgeändert werden kann, so<br />
besteht doch die Möglichkeit, durch kulante Behandlung<br />
der Automobilisten Linderung der Härten<br />
zu schaffen. Erste Bedingung zur Linderung<br />
jedwelcher Not beim Autogewerbe wie beim Autofahrer<br />
ist die längst verlangte ratenweise Bezahlung<br />
der Autoverkehrsbewilligungen und der Versicherungsbeträge.<br />
Mit dieser Massnahme Hand<br />
in Hand muss aber eine angemessene Rücksicht<br />
auf diejenigen Autofahrer gehen, die durch ihre<br />
berufliche Tätigkeit aufs Auto angewiesen sind<br />
(wer ist übrigens in dieser teuren Zeit noch Vergnügungsfahrer?)<br />
und, wie bei mir, mangels flüssigem<br />
Geld die ganze Autosteuer nicht bezahlen<br />
können. Wir erwarten von den Verbänden ganz<br />
energisches Einstehen für die Automobilfahrer, und<br />
sie wollen sofort dafür eintreten, dass es bei denjenigen,<br />
die das Auto wirklich brauchen und die<br />
bezüglichen Steuern bezahlen wollen, vorerst gemahnt,<br />
eine Frist zur Bezahlung gesetzt erhalten<br />
und erst dann gebüsst werden, wenn auch diese<br />
Frist unbenutzt verstreicht. Es ist nicht nötig, da,ss<br />
bei jedem kleinen Vergehen gleich mit Kanonen geschossen<br />
wird; schliesslich sind das Verkehramt<br />
und weitere Aemter eben für die Oeffentlichkeit da.<br />
Warum muss der Automobilist übrigens bei jeder<br />
kleinsten Gelegenheit immer am Wickel (lies<br />
Geldbeutel!) genommen werden? A. H. S.<br />
Wie wir Touristen an. der Grenze empfangen!<br />
Samstag, den 11. Februar, hatte eine italienische<br />
Reise-Agentur eine Weekend-Fahrt von Mailand<br />
nach St. Moritz arrangiert. Ein Autocar mit 20<br />
Personen kam im Laufe des Vormittags in Maloja<br />
an, wo man, aber zur nicht geringen Ueberraschung<br />
der Reisenden, die Weiterfahrt verbot.<br />
Nach langen Unterhandlungen, welche natürlich<br />
von lebhaften Protesten der Reisenden begleitet<br />
waren, liess die Polizei den Wagen endlich nach<br />
St. Moritz weiterfahren gegen Bezahlung einer<br />
Busse von Fr. 50. — ! ! !<br />
Auf diese Weise empfangen wir italienische<br />
Touristen, welche die gute Absicht haben, ihr<br />
Wochende in der herrlichen Sonne des Engadins<br />
zu verbringen! Was nützen die Millionen von guten<br />
Schweizerfranken, welche die Verkehrszentraje,<br />
die Bundesbahnen, Kurvereine, Hoteliers, Geschäftsleute<br />
und Banken etc. jährlich im Ausland für Propaganda<br />
ausgeben, wenn wir anderseits derartige<br />
Ungeschicklihkeiten begehen? Welche schlechte Reklame<br />
werden uns anderseits diese Touristen nach<br />
ihrer Rückkehr in Italien machen?<br />
Am nämlichen Samstag sind etwa 120 Automobile<br />
an der italienisch-schweizerischen Grenze in<br />
Castasegna nach dem Engadin durchgefahren. Die<br />
meisten St. Moritzer Hotels waren ganz besetzt.<br />
Wenn man diese Weekend-Möglichkeiten mit Car<br />
Alpins richtig ausnützen könnte, so würden sämtliche<br />
Kurorte des Oberengadins hievon profitieren.<br />
Es nützt nichts, wenn man der Hotelerie und den<br />
Gebirgskantonen Millionen von Subventionen zuspricht,<br />
wenn wir nichts gegen die Wiederholung<br />
von derartigen Ungeschicklichkeiten tun. Dabei ist<br />
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 18<br />
auch nicht zu vergessen, dass die italienischen<br />
Reisebureaux, welche mit unseren Organen solch<br />
unangenehme Erfahrungen machen, dadurch nicht<br />
stark ermunert werden, weitere Fahrten nach der<br />
Schweiz zu organisieren. Es sei gerade in diesem<br />
Fall hervorgehoben, dass es sich um Gäste handelte,<br />
die bestimmt nicht mit der Bahn ins Engadin<br />
gekommen wären, da die Auslagen für einen so<br />
kurzen Aufenthalt in keinem Verhältnis zum Vergnügen<br />
gestanden hätten. Einzig der ausserordentlich<br />
niedrige Fahrpreis, den die Mailänder Agentur<br />
ansetzte, so dass die Fahrt hin und retour für rund<br />
11 Schweizerfranken pro Person ausgeführt werden<br />
konnte, vermochte die Reiselustigen zu diesem Ausflug<br />
zu bewegen.<br />
Wir hoffen, dass dieser Vorfall die Bündner<br />
Verkehrskreise aufrütteln wird und sie sich dafür<br />
einsetzen, dass sich solche Vorkommnisse, die unseren<br />
Fremdenverkehr schwer schädigen können,<br />
nicht wiederholen. Anderseits leben wir doch heute<br />
unter dem neuen Automobilgesetz, das die Freizügigkeit<br />
des Verkehrs wenigstens auf den wichtigsten<br />
Strassen gewährt. Man sollte annehmen, dass<br />
dieses Gesetz auch in Graubünden Geltung hat. Zudem<br />
stehen ja den Interessenten genügend Mittel<br />
zur Hand, um gegen diese Missachtung eidgenössischen<br />
Rechtes vorzugehen. M. 0.<br />
Bedenkliche Hilfsmittel. Seit dem Inkrafttreten<br />
der neuen Vollziehungsverordnung zum Automobilgesetz<br />
zeigt sich nun in der Praxis bereits, mit<br />
welchen unfairen Mitteln die Bahn das Auto bekämpft.<br />
Es dürfte die Oeffentlichkeit gewiss interessieren<br />
zu erfahren, dass beispielsweise im Güterbahnhof<br />
Basel S. B. B. bahnseitig eine scharfe Kontrolle der<br />
Ladungen der Lastautos ausgeübt wird.<br />
Die S. B. B. scheuen sich nicht, den nächsten<br />
Polizeiposten sofort zu avisieren, wenn* ein Lastzug<br />
den Güterbahnhof verlässt. Es heftet sich die Polizei<br />
alsdann dem Fahrer sofort an die Fersen und<br />
veranlasst ihn, sich auf dem Polizeiposten über<br />
Ladung und Gewicht auszuweisen.<br />
Wehe dem Fahrer, der das höchstzulässige Ladegewicht<br />
überschritten hat. Eine saftige Busse ist<br />
das unfehlbare Resultat.<br />
Es ist unbedingt notwendig, der breiten Oeffentlichkeit<br />
von diesem kleinlichen und schikanösen<br />
Gebaren, das als eine grosse Erschwerung des Berufes<br />
der Transportunternehmer bezeichnet werden<br />
muss, Kenntnis zu geben, damit man allseitig weiss,<br />
dass den S. B. B. kein Mittel zu gering ist, um den<br />
gewerbsmässigen Unternehmern die Existenz zu<br />
verunmöglichen und ihnen den Todesstoss zu versetzen.<br />
S. in B.<br />
Veranstaltungen.<br />
Die Heimatspiele und der historische Umzug in<br />
Elgg (Zürich), welche am Aschermittwoch bei vielen<br />
tausend Zuschauern ungeteilten Beifall fanden, sollen<br />
kommenden Sonntag, den 5. März wiederholt<br />
werden. Für die Automobilisten stehen bewachte<br />
Parkplätze zur Verfügung, und die Veranstaltung<br />
verdient schon deshalb ihre Sympathie, als der Anlass<br />
bezüglich der Parkplatzgebühren eine löbliche<br />
Ausnahme bildet. Diese beträgt nämlich nur 50 Rp.<br />
und steht in angenehmem Gegensatz zu den unbescheidenen,<br />
oftmals sogar übersetzten Entschädigungen,<br />
welche bei Veranstaltungen verschiedener<br />
Art von den Automobilisten gefordert werden. Auch<br />
in künstlerischer Hinsicht stehen sowohl das Spiel<br />
als der Umzug weit über dem üblichen Durchschnitt.<br />
T. C. S-<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
ORTSGRUPPE APPENZELLERHINTERLAND.<br />
Hauptversammlung. Am 11. Februar <strong>1933</strong> hielt unsere<br />
Gruppe im « Löwen », Säge, Herisau ihre<br />
Hauptversammlung ab. Präsident Etter begrüsste<br />
in sympathischen Worten die Anwesendon, gleichzeitig<br />
die Bitte an die Mitglieder richtend, es<br />
möchte die Werbepropaganda noch mehr herangezogen<br />
werden, da noch viele Automobilisten der<br />
Gegend unserer Vereinigung fernstehen.<br />
Der flott abgefasste Jahresbericht unseres Präsidenten<br />
fand reichen Beifall und wurde aufs beste<br />
verdankt, ebenso der Kassenbericht des Kassiers,<br />
H. Prey, fand volle Anerkennung und einstimmige<br />
Genehmigung.<br />
Der mündliche Bericht über das Sportjahr 1932,<br />
erstattet von Dr. DDS. Fisch, war sehr kurz, da<br />
leider nur ein Anlass, der sehr gelungene Familienabend,<br />
stattfand. Der Sportpräsident gibt der<br />
Hoffnung Raum, das Jahr <strong>1933</strong> möchte der Gruppe<br />
mehr Leben geben.<br />
Das Vergnügungsprogramm <strong>1933</strong> wurde der<br />
Kommission zur Ausarbeitung überlassen.<br />
Leider hatte unser umsichtiger und beliebter<br />
Präsident G. Etter seine unwiderrufliche Demission<br />
als Präsident eingereicht. Er ist seit der<br />
Gründung der Gruppe, drei Jahre, ihr mit Liebe<br />
und Verständnis vorgestanden. Die Versammlung<br />
verdankte ihm aufs beste seine uneigennützige Arbeit.<br />
An seine Stelle wurde einstimmig Dr. DDS.<br />
Fisch, Zahnarzt in Herisau. gewählt, welcher auch<br />
die weiteren Verhandlungen leitete und das Zutrauen<br />
verdankte. Herr C. Ettor wurde neu als<br />
Beisitzer gewählt; andere Demissionen lagen keino<br />
vor.<br />
Der Jahresbeitrag wurde mit Fr. 3.-—• wiederum<br />
belassen.<br />
Der Bestand der Gruppe ist im Wachsen begriffen.<br />
Die Gruppe zählt nun nahezu 60 Mitglieder.<br />
Unter « Wünsche und Anträge» wurden mehrere<br />
gute Anregungen gemacht. Die Gruppe wird<br />
sich für die Förderung des Baues einer Kräzerlistrasse<br />
ins Zeug legen. Für die Ausarbeitung der<br />
kantonalen Vollziehungsverordnung wurden die<br />
dringenden Wünsche der appenzcllischen Automobilisten<br />
(vierteljährliche Bezahlung der Taxen<br />
usw) an die zuständigen Behörden übermittelt.<br />
Der Vorstand wird zusammen mit der Sektion die<br />
Frage der Haftpflichtprämien vorfolgen und den<br />
gerechten Wunsch verfechten, dass den < unfallfreien<br />
Automobilisten » jedes Jahr 15% von der<br />
Prämiensumme rückvergütet wird dass die Insassenversicherung<br />
der Familienangehörigen wieder in<br />
die Haftpflichtversicherung aufgenommen wird<br />
usw. — Bahnübergänge und Parkverhältnisse wird<br />
der Vorstand von sich aus, wo es not tut, mit den<br />
betreffenden Instanzen behandeln..<br />
Es wurde beschlossen, für die Gruppe Hinterland<br />
(unter dem Protektorate der Sektion) eine<br />
sportliche Veranstaltung für <strong>1933</strong> durchzuführen,<br />
sei es eine Gymkhana mit Ziiverlässigkeitsfahrt,<br />
ein Kilometer-Lance, eine SJaffefte usw<br />
Die Versammlung beschloss einstimmig, diesen<br />
Wunsch wiederum mit Nachdruck an die Sektion<br />
weiterzuleiten. Die Gruppe hofft, es werde dieses<br />
nun vieljährige Postulat der Gruppe Hinterland in<br />
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