E_1933_Zeitung_Nr.046
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10 AUTOMOBIL-REVUfc <strong>1933</strong> - No 46<br />
Tasse schwarzen- Kaffees und nur einem wir sie deswegen nicht! Wir haben keinen und wird bestimmt im Sommer überall heimisch<br />
werden. Vereinzelt tauchten die<br />
Sandwich. Nachher wird fieberhaft, aber Grund dafür. Hören wir einmal, was die<br />
sparsam eingekauft. Die Yankee-Frau verbringt<br />
einen Drittel ihres Lebens in den Anita Loos in einem Interview sagte: «Wenn mersaison an der französischen Mittelmeer-<br />
bekannte amerikanische Schriftstellerin Gummiperücken schon in der vorigen Som-<br />
Geschäften. Einesteils, weil sie das Einkaufen<br />
über alles liebt, zweitens weil sie ich in England meine Jugend verbringen, rikanischen Strand. Sie sind aus gepräg-<br />
ich noch einmal auf die Welt komme, werde küste auf. Jetzt beherrschen sie den ame-<br />
aus ihrer Garderobe und ihrem Haushalt in Ungarn werde ich verliebt sein und in tem Gummi, und ihre Zeichnung, ahmt Wellen<br />
und flache Löckchen moderner Frisuren<br />
alles, was sich abzunützen, zu zerbrechen Frankreich alt werden. Nach Amerika<br />
und zu zerreissen anfängt, hinauswirft. Ist fahre ich nur zum Flirten, aber das nur täuschend nach. Ihre Kanten sind nicht<br />
der Hut aus der Mode gegangen: Hinaus selten!»<br />
mit ihm! In Amerika lässt niemand Hüte<br />
und Kleider ändern. Läuft eine Masche<br />
hinunter: Weg mit dem Strumpf! Die<br />
Amerikanerin hat keine Zeit zu nähen, zu<br />
stopfen. Dasselbe Schicksal erwartet den<br />
lahmen Stuhl und das heiser gewordene<br />
Radio. Deswegen das ewige Einkaufen, bis<br />
nach 4 Uhr nachmittags. Dann geht es<br />
nach Hause. Unterwegs holt unsere Dame<br />
die Kinder aus der Schule ab und kauft<br />
das Mittagessen ein. Nur drei Büchsen, die<br />
zu Hause in heissen Dampf gestellt werden.<br />
Bis der Mann von der Arbeit kommt, ist<br />
auch das Essen fertig. Konserven-Suppe,<br />
Konserven - Fleisch, Konserven - Gemüse.<br />
(Lauter Scheidungsgründe für einen europäischen<br />
Gatten.) Nach dem Essen wird<br />
gemeinsam abgewaschen. Dann ziehen sich<br />
beide, Frau und Mann, Abendkleider an<br />
und gehen aus. In Amerika verbringen<br />
nur Kinder und Greise den Abend zu<br />
Hause. Und alles- geschieht schnell, rasend<br />
schnell. Das Yankee-Liebespaar fänrt im<br />
rasenden Auto und küsst sich bei 100 km<br />
Geschwindigkeit, Die Ehe wird im Flugzeug<br />
geschlossen (das ist jetzt die modern-<br />
, ste Art), und man lässt sich in Express-<br />
Geschwindigkeit scheiden. Frauen, Männer<br />
arbeiten, flirten, essen rasend schnell.<br />
Darum ist es kein Wunder, wenn der am<br />
meisten gefürchtete Feind der Amerikanerin<br />
die Müdigkeit ist. Dagegen kämpft sie<br />
in jeder freien Minute, dagegen kämpfen<br />
die Aerzte, die. Schönheitspfleger, Hals-,<br />
Augen- und Falten-Spezialisten, und alle<br />
Chirurgen, welche mit «Nasen-Grademaohen»,<br />
Falten- und Fett-Verschwindenlassen<br />
ihr Brot verdienen. Die tausend Arten von<br />
Gesichtscreme, welche seit ein paar Jahren<br />
Europa überschwemmen, kommen alle aus<br />
der Neuen Welt<br />
Sie erfrischen ihre müden Gesichter mit<br />
diesem Creme und ihre müden Seelen mit<br />
hundert verschiedenen Cocktailmischungen,<br />
die armen Amerikanerinnen. Beneiden<br />
Lexikon der Mode<br />
Neue Bademoden in Kalifornien und Florida.<br />
Die junge Amerikanerin propagiert eine<br />
geänderte Silhouette für Bad und Strand.<br />
Die langen, rockartigen Beinkleider, die<br />
Mode der letzten Jahre, sind nicht mehr<br />
neu. Und nur Neues vermag es, die Aufmerksamkeit<br />
verwöhnter Frauen zu erringen.<br />
Die schicke Tennisspielerin in Hollywood<br />
trägt flotte Beinkleider, weiss oder<br />
beige, seitlich mit bunten Knöpfen geschlossen,<br />
die den kurzen Knabenhosen ähnlich<br />
sind. Manche wirken wie ein kleines Röckchen.<br />
Als Bluse aber fungiert ein Tuch.<br />
Geschickt gebunden, lässt es den Rücken<br />
frei und schlingt sich über die Schultern<br />
und um die Taille. Es ist bunt und lebhaft<br />
gemustert. Manche der Tücher sind chinesisch,<br />
andere persisch, noch andere japanisch<br />
eingestellt. Ein dunkelrotes Tuch<br />
oder ein sehwarz-weisses Tüchlein zur<br />
weissen Hose wirkt sehr modern. Man darf<br />
das Tuch auch zerschneiden und eine rükkenfreie,<br />
ärmellose Bluse daraus anfertigen,<br />
besser gesagt, einen Latz mit Trägern und<br />
Gürtel, der die Sonne unbehindert über die<br />
helmartig wie bisher, sondern ausgezackt<br />
wie die kapriziösen Wellenfrisuren schöner<br />
Frauen. Von weitem muss man glauben,<br />
die kühne Springerin, die nach einem Doppelsalto<br />
aus den Wellen auftaucht, habe<br />
durch ein Wunder ihre tadellose Coiffure<br />
behalten. Schwarz, blond, braun, platin<br />
und rot sind die Gummihauben. Aber mit<br />
Gold, Bronze und Silber, ja mit allerlei<br />
phantastischen Farben bringen sie Modelaunen,<br />
die die Frauen bisher ihren eigenen<br />
Haaren noch nicht aufzwangen. Gummiperücke,<br />
kurze Hose und Blusentücher sind<br />
der neueste Modedreiklang auf dem amerikanischen<br />
Strand des Atlantik und des Pazifik,<br />
und die Wellen der Ozeane werden<br />
diese Ideen bestimmt an die Küsten des<br />
badefreudigen Europa hinübertragen.<br />
Rock und Hose?<br />
Was wird man an den mondänen Strand<br />
mitnehmen? Wird man Strandkleider oder<br />
Pyjamas tragen? Die Antwort auf diese<br />
jetzt wieder aktuelle Frage wird auch heuer<br />
nicht vom allgemein gültigen Modestandpunkt,<br />
sondern nur nach individuellen Gesichtspunkten<br />
zu beantworten sein. Während<br />
im Vorjahr die Bestrebungen der Couture,<br />
an der Riviera schürzenartige Rockmodelle<br />
und Strandkostüme zu lancieren,<br />
Haut scheinen lässt. Neue Tüchlein werden<br />
durch einen Schlitz über den Kopf gestülpt<br />
und mit Erfindungsgeist um dieund die Pyjamas nicht zu verdrängen ver-<br />
beinahe vollständig Schiffbruch erlitten<br />
Taille gebunden. Clips und Bänder helfen mochten, nahm man an def spanischen<br />
den Tennisdress zu drapieren, der aber Küste im September die proponierten<br />
auch in Florida und in Kalifornien bereits Schürzenkleider und Mäntel mit Enthusiasmus<br />
auf und die Mehrzahl der schicken<br />
zum Strandkleid avanciert ist. «Keine langen<br />
Pyjamis mehr», sagt die junge Amerikanerin,<br />
und ihr Wort ist Befehl. Sie trägt ten Kabriolett entstiegen, trugen über dem<br />
Frauen, die in Biarritz ihrem selbstgelenk-<br />
sogar Badeanzüge aus Gummi. Gummi in Badetrikot den geschneiderten Strandmantel.<br />
Für heuer würde man wohl mit dem<br />
hellen und dunklen Farben ist ungemein<br />
kleidsam, das bewiesen bereits die Kappen, Fortschreiten dieser Bewegung mit mehr<br />
die grossen Gummihüte, die Gummiblumen Sicherheit rechnen dürfen, wäre nicht in<br />
und die Gummihalsschals der letzten Jahre. der maskulinen Moderichtung unserer<br />
Ein Gummibadeanzug ist eine nette Laune Strassenkleidung des heurigen Frühjahrs<br />
der mondänen Amerikanerinnen. Die neue ein Moment aufgetaucht, das zur Vorsicht<br />
Frisurhaube aber ist der Clou der Saison mahnt. Auch die Sommerkollektionen der<br />
Pariser Modehäuser haben die Frage bis<br />
jetzt nicht eindeutig beantwortet, sondern<br />
die Wahl den Damen selbst überlassen;<br />
wenngleich die Mehrzahl der neuen Strandmodelle<br />
dem Rocktyp folgt oder, wie bei<br />
Lelong, einen Kompromiss im geteilten<br />
Rock sucht, ist das Strandpyjama noch<br />
lange nicht den abgetanen Grossen zuzuzählen.<br />
Die elegante Italienerin.<br />
Seit jeher wussten weitgereiste und ästhetisch<br />
eingestellte Leute, dass die Italienerinnen<br />
zu den elegantesten Frauen der<br />
Welt zählen. Auf der Turiner Nationalen<br />
Modemesse werden im Rahmen einer grossen<br />
Moderevue im Teatro della Mode bezaubernde<br />
Abendkleider gezeigt. Die italienische<br />
Mode charakterisiert sich durch<br />
besonderen Farbenreichtum und zugleich<br />
durch eine immer wiederkehrende Bevorzugung<br />
von Schwarz. Bezaubernd sind die<br />
Florentiner Hüte und die Toiletten, die ihre<br />
Anregungen aus der Epoche der Renaissance<br />
und ihres überkultivierten Geschmacks<br />
holen. Man verleugnet Pari8<br />
aber keineswegs. Die Grundlinien der Silhouette<br />
bestimmt immer wieder die Pariser<br />
Haute Couture, grosse Häuser in Mailand<br />
und Turin und in anderen italienischen<br />
Städten ersinnen entzückende Ergänzungen.<br />
Die Wahl der Farben ist ganz eigenartig,<br />
und der diskrete Dekor von Schwarz<br />
und Rot oder einer anderen blumigen Tönung<br />
wird nirgends so bezaubernd ausgeführt<br />
wie in Italien. Die erfinderischen<br />
Goldschmiede und Schuhmacher schaffen<br />
die nötigen und unentbehrlichen Accessoires.<br />
Sport- und Nachmittagskleider sind<br />
nicht so vollendet und scheinbar ursprünglich<br />
italienisch wie die Toiletten des<br />
Abends. Für das Bad aber gilt Frotte.<br />
Alles, was gewebt wurde, um Pyjamas und<br />
Bademäntel, Kleider, Jäckchen und Capes<br />
zu ergeben, ist locker, weich und porös«<br />
nach dem Muster der im Meere heimischen<br />
Schwammpflanze, nach der die Stoffe auch<br />
Tessuto di Spungua genannt werden. Sanft<br />
und fliessend sind diese Schwammstoffe»<br />
leuchtend in ihren Farben, die sie den<br />
schönsten italienischen Seiden entlehnen.<br />
Mondän und elegant werden auch die<br />
schönen Italienerinnen sein, denen man am<br />
Ligurischen Meer in Viareggio, auf dem<br />
Strand des Lido und der Adriabäder der<br />
Romagna in diesem Sommer begegnet...<br />
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