E_1933_Zeitung_Nr.050
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18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - 50<br />
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schliesst, trägt die Dame Handschuhe aus<br />
Lackleder, die, wie Spiegel, Licht reflektieren<br />
und die beobachtenden Blicke einfangen.<br />
Die Handfläche ist aus mattem<br />
Sämischleder gearbeitet, wie auch an dem<br />
Modell, das aus geflochtenem Filz wieder<br />
ganz neue Wirkungen zeitigt. Die<br />
Schweinslederhandschuhe mit ihren natürlichen<br />
Narben sind ein bisschen vergessen,<br />
weil die Mode so viele flotte, lustige<br />
Stoffmodelle bringt. Gehäkelte Seidenstulpen<br />
schmiegen sich um die Aermel der einfachen,<br />
sandfarbigen Leinenkleides und<br />
Pikeehandschuhe, Handschuhe aus Baumwollstoffen,<br />
aus Schottenjersey und aus<br />
Form, einschliesslich des Nationalsports,<br />
hat sich ihrer bemächtigt. Während es<br />
Angorastoffen gehören bald schon zu Alltäglichkeiten.<br />
Will man die Modecharak-<br />
Ständen waren, die als Bande'rilleros auf-<br />
früher nur Frauen aus den niedrigsten<br />
teristik des Sommers <strong>1933</strong> kennen lernen, traten, haben in den letzten Jahren einige<br />
man müsste sich nur in Luxusappartements<br />
der neuangekommenen Pariser stiliens, deren Ahnenreihs weiter zurück-<br />
Frauen aus den ältesten Geschlechtern Ka-<br />
Schauspielerin einschleichen, welche an geht, als der Stierkampf in Spanien heimisch<br />
ist, also bis vor das Jahr 1040, den<br />
der italienischen Riviera Müsse und Entspannung<br />
ihrer Nerven sucht, und dieWeg in die Arena gefunden. Sie wussten<br />
Handschuhlade in ihrem platingrauen<br />
Schrankkoffer untersuchen. Hier gibt es<br />
gemalte Organdyhandschuhe, zum kleinen<br />
Abendkleid passend. Die Spitzenhandschuhe<br />
zur gewachsten Spitzentoilette tragen<br />
Armbänder aus denselben Blütenranken,<br />
die das Dekollete des Kleides umgeben.<br />
Ungemein pikant sind die Goldnetzhandschuhe<br />
aus echtem Gold, die wie ein Teil<br />
einer Ritterrüstung anmuten. Sie sind ganz<br />
kurz und werden von zwei breiten' Brillantarmbändern<br />
ums Handgelenk befestigt.<br />
Zum Leinenkostüm, wie es jede elegante<br />
Dame in mehreren Auflagen besitzt, wurden<br />
die Leinenhandschuhe ausgefranst oder<br />
mit Fil-Tire-Arbeit geschmückt. Ein Paar<br />
Handschuhe aus schwarzer Hammerschlagseide<br />
mit langen, schmalen Stulpen,<br />
zum kleinen Abendkleid gedacht, hatte offene<br />
Fingerspitzen, durch die die goldgelackten<br />
Fingernägel der Trägerin wie kostbares<br />
Geschmeide durchblitzen. Ja, sogar<br />
für den Strand gibt es, zum Frottemantel<br />
passend, durchsichtige rote Cellophanhandschuhe,<br />
die nun der mondänen Frau das<br />
Merkmal der neuen Mode, den raffinierten<br />
Handschuh, auch für Bad und Küste<br />
geben.<br />
Wieviel Frauen sind In Amerika berufstätig?<br />
In den Vereinigten Staaten arbeiten Millionen<br />
von Frauen, und viele entscheiden<br />
in hohen Positionen über das Wohl und<br />
Wehe so mancher grossen Organisation,<br />
unter ihnen sehr begabte weibliche Köpfe,<br />
die auch in der Politik eine namhafte Rolle<br />
spielen. Die Zahl der arbeitenden Frauen<br />
hat sich speziell in den letzten Jahren sehr<br />
erhöht. Im Gegensatz zu den Zahlen im<br />
Jahre 1900 ist sie von fünf Millionen auf<br />
mehr als das Doppelte gestiegen. Es gibt<br />
annähernd neuntausend Bäckerinnen, Tapeziererinnen<br />
eintausendfünfhundert. Auch<br />
das Goldschmiedegewerbe zählt weibliche<br />
Vertreterinnen, allerdings nur acht, wie<br />
man festgestellt hat. Ebenso ist der Försterberuf<br />
jenseits des Ozeans nicht übermässig<br />
von Frauen bevorzugt. Die Statistik<br />
weist im ganzen fünfzehn weibliche Förster<br />
auf. Hingegen lenken nahezu viertausend<br />
Frauen Autobusse, über tausend<br />
Frauen sind Chauffeusen. Das Gebiet der<br />
Justiz ist ebenfalls viel von Frauen besetzt:<br />
man zählt ungefähr siebenhundert weibliche<br />
Detektive und gegen tausend Polizistinnen,<br />
die alle zur besonderen Zufriedenheit<br />
der Göttin Justitia dienen. Kaum zu zählen<br />
ist die immer grösser werdende Zahl<br />
der Frauen, die an Hochschulen arbeiten<br />
und, sich als Kindergärtnerinnen, fortbringen.<br />
Enorm gross ist die Menge der Stenotypistinnen<br />
und Telephonmädchen. Man<br />
kann fast sagen, dass die meisten der<br />
Frauen sich auf eigene Beine stellen, da es<br />
in den letzten Jahren besonders schwierig<br />
zu sein scheint, im Hafen der Ehe zu landen,<br />
der ja auch nicht mehr so sorglos ist,<br />
wie er einmal vor vielen Jahren, in der sogenannten<br />
guten alten Zeit, war.<br />
Frauen als<br />
Stierkämpferinnen<br />
Eine Revolution, die Spaniens Bevölkerung<br />
nicht weniger in Erregung versetzt<br />
als jene, die König Alfons von seinem<br />
Thron geweht hat, bedroht das Land: der<br />
Gouverneur von Valencia und, seinem Beispiel<br />
folgend, eine Anzahl von andern lokalen<br />
Behörden haben ein Verbot gegen<br />
das Auftreten von Frauen in der Stierkampf-Arena<br />
erlassen, da durch sie der<br />
edle Sport verweichlicht und den Toreros,<br />
diesen Nationalhelden, ihr Lorbeer geschmälert<br />
würde. Das Eindringen der<br />
Frauen in die Arena begann erst in den<br />
Tagen nach der Revolution. Vorher traten<br />
sie nur vereinzelt in Männerkleidern als<br />
Banderilleros auf, denen die Rolle zufällt,<br />
durch Stiche den Stier zu reizen. Dieser<br />
Beruf war natürlich nicht ganz ungefährlich,<br />
aber immerhin gewährte ihnen die<br />
Anwesenheit der mit Speeren bewaffneten<br />
Picadors auf ihren Pferden und der Matadors<br />
oder Toreros ziemliche Sicherheit.<br />
Torero konnte ein Mädchen erst dann werden,<br />
wenn es 75 Stiere, die zur Vorsicht der<br />
Schärfe ihrer Hörner beraubt waren, besiegt<br />
hatte! Aber nur wenige Frauen<br />
brachten es in früherer Zeit zu diesen 75<br />
Triumphen, und daher bedurfte die Frage,<br />
ob Frauen ein Recht auf den Beruf des<br />
Stierkämpfers hätten, keiner Erörterung.<br />
Das ist seit der Revolution anders geworden.<br />
Die Spanierin ist erwacht, und ein<br />
lebhaftes Interesse für den Sport in jeder<br />
sich auch hier mit Ehren durchzusetzen;<br />
so wurde Pila Rodriguez, eine bekannte<br />
Schönheit der Madrider Gesellschaft, schon<br />
mit 19 Jahren Matador. Die Mütter dieser<br />
Amazonen waren mit der Laufbahn ihrer<br />
Töchter durchaus nicht einverstanden und<br />
suchten deshalb die Regierung zu einem<br />
Verbot gegen weibliche Toreros zu veranlassen.<br />
Doch nicht ihren Bemühungen,<br />
sondern den um ihre Stellung zitternden<br />
Nationallieblingen, den männlichen Toreros,<br />
gelang es, den Schutz der Behörden<br />
gegen das Eindringen der Weiblichkeit in<br />
den Kampfring zu erreichen.<br />
> •-•.<br />
Es war auch zu arg, wie sehr die weiblichen<br />
Stierkämpfer das Ansehen dieses<br />
Berufes schmälerten! Wagte es doch sogar<br />
eine von ihnen, Juanita de Ia Cruz, in einem<br />
seidenen Kleid, wie es sich für eine<br />
Choristin schickt, die Arena zu betreten,<br />
während eine andere, Senorita Vancio aus<br />
Barcelona, die 500 Stiere erlegte, ohne eine<br />
Wunde davonzutragen, auch zugleich den<br />
Preis als Schönheitskonigin von Barcelona<br />
gewann. Torero und Schönheitskönigin in<br />
einer Person — wie konnte dann in Zukunft<br />
ein Mann seine Zuschauer noch von<br />
den Gefahren dieses Kampfes überzeugen!<br />
Es war Zeit, dass die Regierung gegen dieses<br />
Treiben ihren Bannstrahl schleuderte,<br />
durch den die Frauen auch aus der kleinsten<br />
Dorfarena, wo es nur einen altersschwachen<br />
Stier zu besiegen galt, vertrieben<br />
wurden. Neben den Frauen, die den Beruf<br />
der Stierkämpferin aus Liebhaberei betrieben,<br />
trauern jetzt einige wenige, die ihn<br />
zu ihrem Broterwerb erwählt haben. Ihr<br />
Einkommen steigt von 250 Fr., die ein<br />
Banderillero erhält bis 25 000 Franken<br />
und mehr für das einmalige Auftreten,<br />
wenn es sich um einen berühmten Torero<br />
handelt; bei einer solchen Vorstellung werden<br />
sechs bis acht Stierkämpfe<br />
fochten.<br />
ausge-<br />
In Süd- und Mittelamerika gibt es mehr<br />
als 200 bekannte Stierkämpferinnen, die<br />
teils als Banderilleros, teils als Toreros sich<br />
betätigen. Einige von ihnen, wie Senorita<br />
Azcona, haben Ruhm erlangt, dass ihr<br />
Auftreten auch in den Stierarenen Spaniens<br />
ein begehrtes Schauspiel ist. Die<br />
Gordobesita oder, wie sie mit ihrem wirklichen<br />
Namen heisst, Mya Hollarez, die<br />
sich in Spanien grosser Beliebtheit erfreut,<br />
ist Mexikanerin von Geburt. Ihr Vater<br />
war, wie alle ihre Ahnen, ein berühmter<br />
Stierkämpfer, der mit diesem Beruf so viel<br />
Geld erwarb, dass er sich eine schöne Hacienda<br />
kaufen und sich zur Ruhe setzen<br />
konnte. Aber in der Tochter regt sich das<br />
Blut der Vorfahren. «Viele Leute meinen»,<br />
so äusserte sie sich über den erwählten Beruf,<br />
«dass ein Mädchen nicht genug Kraft<br />
besitzt, einen Stier zu töten. Sie glauben,<br />
dass dazu eine Menge Kraft erforderlich<br />
ist. Das wohl, aber es ist die des Stieres<br />
und nicht die eigene. Alles, was der Kämpfer<br />
zu tun hat, ist, das Schwert zu halten<br />
und das Tier sich selbst aufspiessen zu lassen.<br />
Es gibt eine bestimmte Stelle an seinem<br />
Körper, wo die Waffe eindringen<br />
muss, um das Herz zu treffen und sofort<br />
den Tod herbeizuführen, und es ist die eigentliche<br />
Kunst des Matadors, diese Stelle<br />
zu finden, die nur 2—3- Zentimeter im<br />
Durchmesser gross ist.» So ist das Erlegen<br />
eines Stieres mehr eine Sache weiblicher<br />
Geschicklichkeit und Anmut als männlicher<br />
Stärke, und eine Frau, die Mut hat,<br />
kann ein gerade so guter Stierkämpfer<br />
werden wie ein Mann. Aber die spanische<br />
Regierung lässt sich durch diese Tatsachen<br />
in ihrer Meinung nicht beeinflussen.<br />
«Vater, was haben die Leute gehabt, bevor<br />
es Radio gab?><br />
«Ruhe.»<br />
Die hässliche Frau Kohn fragt ihren<br />
Gatten: «Was machst du für ein Gesicht?»<br />
Erwidert Kohn: «Wenn ich Gesichter<br />
machen könnte, hättest du schon längst ein<br />
anderes!»