E_1933_Zeitung_Nr.061
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Ersparnisse<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - 61<br />
Luftfahrt<br />
Die Situation Im Luftverkehr.<br />
(Expose von Direktor Isler vom eidg. Luftamt anlässlich<br />
der Luftverkehrskonferenz.)<br />
Die allgemeine Lage des internationalen Lufterkehrs<br />
wird durch verschiedene neue Faktoren<br />
beeinflusst, die auch für unser Netz nicht ohne Folgen<br />
bleiben werden. Wesentlich ist vor allem eine<br />
;ewisse Umstellung in der Luftverkehrspolitik unierer<br />
Nachbarländer Frankreich und Deutschland.<br />
Frankreich hat iür den Betrieb seines internationalen<br />
Netzes eine Einheitsgesellschaft gegründet,<br />
die nun mit stark verminderter Subventionssumme<br />
(50 Millionen Einsparung) auf rationeller Basis den<br />
Auslandsverkehr betreiben soll. Nur Linien mit guter<br />
Frequenz werden in Aussicht genommen. Im<br />
•orläufigen Subventionsprogramm für diese Unternehmung<br />
wird die Linie Paris-Basel im Pool mit<br />
der Swissair für 6 Monate vorgesehen; die Linie<br />
Paris-Genf merkwürdigerweise nicht. Wir hoffen,<br />
dass auch diese Linie noch mit einer Betriebsperiode<br />
von 6 Monaten in das französische Programm 1934<br />
aufgenommen werde.<br />
In Deutschland zeigt sich mehr eine Tendenz<br />
zur Erweiterung des Luftverkehrs, besonders auch<br />
in bezrug auf Verlängerung der Betriebssaison.<br />
Wenn wir nicht unser Liniennetz nach und durch<br />
Deutschland gefährden wollen, wird eine gewisse<br />
Anpassung unserseits an diese Absicht notwendig<br />
sein.<br />
standigungen über technisch-organisatorische Fragen<br />
ab und dann von den finanziellen Mitteln. Man<br />
darf sich nicht verhehlen, dass Nacht- und Winterverkehr<br />
bis auf weiteres nicht mit bedeutenden<br />
Transporteinnahmen rechnen können. Es handelt<br />
sich also um eine neue starke Belastung der Subventions-<br />
und Postbudgets. Es scheint uns daher<br />
grundsätzlich gegeben, den Nacht- und Winterverkehr<br />
in dem Masse einzuführen, als der Sommertagesluftverkehr<br />
solche Mittel infolge steigender<br />
Rentabilität entbehren kann. Wir erwarten von der<br />
allgemeinen Einführung eines komfortablen Schnellflugzeuges<br />
auf dem internationalen Netz Europas<br />
eine Entlastung der Subventionsbudgets für Sommerluftverkehr<br />
und glauben daher, pro 1036 erst<br />
die nötigen Mittel für den Betrieb eines ganzjährigen<br />
Netzes, verbunden mit Nachtpostlinien in den<br />
Hauptrichtungen, frei zu bekommen. Die Jahre<br />
1934 und 1935 werden also bei schrittweiser Einführung<br />
der Schnellflugzeuge nur eine allmähliche<br />
Ausdehnung der Saison und einen versuchsweisen<br />
Betrieb von Nachtpostlinien bringen können. Das<br />
Tempo und die Richtung, in welcher diese Entwickvon<br />
abhängen, inwieweit unsere Nachbarn bereit<br />
lung zunächst geht, wird im übrigen vor allem da-<br />
sind, mit uns zusammenzuarbeiten. Man muss nicht<br />
übersehen, dass Winter- und Nachtdienst von einer<br />
ausgedehnten und teuren Bodenorganisation des<br />
überflogenen Landes abhängt.<br />
Die Beschleunigung des Tagesfluges im Auslandsverkehr<br />
wird selbstverständlich unsere intei?-<br />
nen Anschlussmöglichkeiten beeinflussen. Unsere<br />
Linien nach Berlin und Amsterdam dürften die<br />
ersten Linien sein, die im Pool mit Schnellflugzeu-<br />
mit dem neuen MofoUoU<br />
Weil<br />
© Die Erhöhung der Viskosität<br />
dieses Oeles bei hohen<br />
Temperaturen,<br />
• der ausgezeichnete Widerstand<br />
gegen die Hitze,<br />
• seine grosse chemische<br />
Stabilität,<br />
besseres Dichten der Kolben<br />
gewährleisten & dadurch die<br />
Kompression sowie die Leistung<br />
des Motors erhöhen. Daraus<br />
ergibt sich eine Einsparung im<br />
Benzin- & Oelverbrauch.<br />
Der ausschliessliche Gebrauch<br />
der neuen<br />
garantiert Ihnen ausserdem:<br />
beste Leistung Ihres Motors,<br />
grösseres Anzugsvermögen,<br />
kleinere Abnützung.<br />
Der Lockheed-Vega des Weltfliegers Wiley Post. Der amerikanische Flieger Wiley Post befindet<br />
sich gegenwärtig auf einem Weltflug. Sei Begleiter ist Harold Gatty, der bereits einen Flug um'die<br />
Erde in 8 Tagen 15 Stunden und 51 Minuten be wältigt hat und diesen Rekord immer noch hält<br />
Der auf den Namen «Winnie Mae» getaufte Ap parat ist mit einem 550 PS « Pratt und Whitney<br />
Wasp>-Motor mit Kompiessor ausgerüstet und be sitzt an Bord eine Funkpeilanlage, die dem Piloin<br />
Verbindung zu treten. Der Lockheed-Vega be-<br />
ten ermöglicht, mit Stationen mittlerer Reichweite<br />
sitzt ferner einen automatischen Flugzeugführer System Sperry, der bei Uebermüdung gestattet, das<br />
Steuer loszulassen.<br />
(Photo Intern via. ^<br />
Die Stratosphärenzwlllin-<br />
Dieser Tage soll in<br />
Amerika ein Stratospärenflüg<br />
stattfinden, bei dem<br />
der Bruder des berühmten<br />
Professors Auguste<br />
Piccard, Dr. Jean Piecard,<br />
mit dem amerikanischen<br />
Marineflieger Leutnant<br />
Settel in die Gondel steigen<br />
wird. Prof. Auguste<br />
Piccaird, der die Vorbereitungen<br />
mit seinem Bruder<br />
zusammen getroffen<br />
hat. hofft, der Stratosphärenballon<br />
werde diesmal<br />
in eine Höhe von<br />
ca. 20 bis 25,000 m.aufsteigen.<br />
Der Ballon ist mit<br />
einem Radiosender versehen,<br />
über den Dir.<br />
Jean Piccard dem amerikanischen<br />
Rundfunk<br />
während des Fluges seine<br />
Eindrücke wiedergeben<br />
wind. Der Start sollte<br />
am 19. Juli stattfinden,<br />
wurde aiber wegen<br />
ungünstiger Wetterlage<br />
verschoben. Im Bilde sehen<br />
wir links Professor<br />
Auguste Piccard und<br />
rechts Dr. Jean Piccard<br />
bei der Inspektion der<br />
Gondel. (Photo New<br />
York Times.)<br />
In bezug auf das besondere europäische Nachtpostnetz<br />
verlautet, dass die IATA (International Air<br />
Trafic Association) ein neues Projekt vorbereitet.<br />
Die Vorarbeiten von Prag hatten noch die damals<br />
erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit von 150<br />
km/Stde zugrunde gelegt. Die Postflugzeuge der<br />
nächsten Jahre werden aber 250—300 km/Stde zurücklegen,<br />
woraus natürlich Umstellungen in den<br />
Flugplänen resultieren. Die Schweiz wird darnach<br />
streben müssen, durch Anschlusslinien von Basel<br />
nach Frankfurt, von Zürich nach München und von<br />
Genf nach Lyon den Zusammenhang mit dem Nachtpostnetz<br />
des übrigen Europa unter dem neuen Programm<br />
sicherzustellen.<br />
Auch das internationale Tagesflugnetz für Passagiere,<br />
Post und Fracht soll eine Beschleunigung<br />
erfahren, wobei eine praktische Reisegeschwindigkeit<br />
von 220—240 km/Stde sich ergeben dürfte. Unter<br />
unseren Nachbarstaaten scheint Deutschland für<br />
1934 bereits die Beschleunigung durchführen zu<br />
wollen, so dass auch unsere Linien nach und durch<br />
Deutschland allgemein mit Schnellflugzeugen zu betreiben<br />
sein werden; bei etwas geringerer Geschwindigkeit<br />
als derjenigen des Lockheed soll unser zukünftiges<br />
Schnellflugzeug grössere Nutzlast (8—10<br />
Passagiere), grösseren Komfort und grössere Oekonomie<br />
bringen, als das Versuchsflugzeug Lockheed<br />
bieten konnte. Die neuesten Errungenschaften der<br />
Technik, wie aerodynamische Bremsen und im Fluge<br />
verstellbare Propeller, dürften dazu beitragen, dass<br />
dieses Flugzeug in der Hauptflugsaison mit derselben<br />
Sicherheit verkehren kann wie der bisherige<br />
dreimotorige Flugzeugpark.<br />
Für den zukünftigen Winterverkehr dagegen<br />
werden wahrscheinlich Spezialflugzeuge notwendig<br />
werden; für Winter- und Nachtverkehr bleibt auch<br />
noch die Bodenorganisation zu schaffen. Auch hier<br />
sind in. letzter Zeit technische Neuerungen aufgetreten.<br />
Die Einführung des Nacht- und Winterverkehrs<br />
hängt vor allem noch von internationalen Vergen<br />
betrieben werden können. Da die Deutsche<br />
Lufthansa soeben eine bedeutende Summe vom<br />
Reich erhalten hat, um für 1934 einen grösseren<br />
Schnellflugzeugpark bereitzustellen, werden aber<br />
weitere deutsche Anschlusslinien ebenfalls eine Beschleunigung<br />
erfahren. Es ergibt sich also, dass<br />
pro 1934 eine merkliche Umstellung in den Flugplanzeiten<br />
für das ganze System unserer Fluganschlüsse<br />
zu erwarten ist, soweit sie mit den Auslandslinien<br />
Zürich-Wien, Zürich-Berlin und Basel-<br />
Amsterdam in Verbindung stehen. Wir hoffen, dass<br />
dann 1935 auch die französische Einheitsgesellschaft<br />
bereit sei, um mit unserer Swissair zusammen<br />
ein beschleunigtes Netz zu betreiben.<br />
Unsere Luftverkehrsorganisation kommt also<br />
noch immer nicht in ein stabiles Verhältnis. Sie<br />
hat ja gewiss auch noch eine stetige Verbesserung<br />
nötig. So müssen wir eben die Aenderungen und<br />
Umtriebe in Kauf nehmen, die uns schliesslich etwa<br />
1936 zu einem gut ausgebauten Luftverkehr auf<br />
ökonomisch erträglicher Basis führen sollen. Es<br />
wird bei den schwierigen Zeiten nicht leicht sein,<br />
dieses Ziel zu erreichen. Nur eine verständnisvolle<br />
Zusammenarbeit auf internationalem und nationalem<br />
Boden kann zum Ziele führen.<br />
Es stellt sich nun für uns die Frage, wie wir<br />
unter den geschilderten Verhältnissen des internationalen<br />
Luftverkehrs das Programm 1934 für<br />
unser nationales Flugwesen gestalten können. Im<br />
Vordergrund steht gegenwärtig das Finanzielle.<br />
Wenn wir auch annehmen dürfen, dass die Subventionen<br />
für das Hauptnetz keine starken Reduktionen<br />
erfahren werden, weil die Erhaltung und<br />
Verbesserung der Stellung unseres Landes im internationalen<br />
Schnellverkehr den krisenbekämpfenden<br />
Massnahmen gleichzustellen ist, so ist doch<br />
jetzt schon mit Sicherheit anzunehmen, dass die<br />
Postverwaltung an ihren Beiträgen an das Hauptnetz<br />
wie an das interne Anschlussnetz Abstriche<br />
vornehmen wird, die beträchtliche Beträge aus-