E_1933_Zeitung_Nr.088
E_1933_Zeitung_Nr.088
E_1933_Zeitung_Nr.088
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SA<br />
4AM<br />
so zufällig auf die internationalen Bahnen,<br />
sondern bewiesen ihr Können zuerst auch<br />
an kleineren Veranstaltungen. Einmal über<br />
ihre Fähigkeiten ausgewiesen, war es ihnen<br />
nachher eher möglich, sich mit einem<br />
«Internationalen» zu messen. Wie notwendig<br />
es indessen ist, dass ein junger Fahrer<br />
seine ersten Lorbeeren an bescheidenen<br />
Anlässen verdient, hat gerade die jüngste<br />
Vergangenheit gezeigt. Der Lausanner<br />
Qrosch, der sich zu früh an schwere Prüfungen<br />
im Ausland herangewagt hat, verunglückte<br />
nach verschiedenen Unfällen auf<br />
europäischen Pisten kürzlich erneut derart<br />
schwer, dass vier Menschen den Tod<br />
dabei fanden. Eine ernste Mahnung, dass<br />
es bei dem schönen, aber verantwortungsvollen<br />
und harten Autosport nichts anderes<br />
als Training, körperliche und geistige Disziplin<br />
und hohes Verantwortungsbewusstsein<br />
gibt !<br />
Unbestritten kann heute festgestellt werden,<br />
dass bei verschiedenen Rennen jeder<br />
Versuch des Nachwuchses, sich geltend zu<br />
machen, unterdrückt wird. Die Unsitte der<br />
Startprämien, die an reputierte Fahrer gezahlt<br />
werden, während die weniger bekannten<br />
Konkurrenten leer ausgehen, hat neben<br />
vielen andern Nachteilen auch denjenigen,<br />
die kleineren Konkurrenten um ihre letzte<br />
Chance, einen annehmbaren Geldgewinn erhalten<br />
zu können, zu bringen, trotzdem ihnen<br />
dieser meist sehr notwendig wäre! Die<br />
Startgelder fliessen meist aus dem Gesamtbudget,<br />
das für die Fährer aufgestellt<br />
wurde, und somit verringert sich die Höhe<br />
der ausgeschriebenen Preise, meist nicht der<br />
Erst-, sondern der Letztplacierten.<br />
Die besten Gelegenheiten für die «coming<br />
men », sich an Rennen zu erproben, werden<br />
meistens durch Läufe der 1500 ccm .oder<br />
2000 ccm-Klassen geboten. Gerade diese<br />
Rennen finden aber heute nicht immer die<br />
Gnade der Organisatoren, ob auch die des<br />
Publikums nicht, wagen wir noch zu bezweifeln.<br />
Bekanntlich haben sich manche heute<br />
erstklassigen Rennfahrer zuerst bei den<br />
Kleinwagen erprobt, um dann von dort aus<br />
den Sprung in die grosse Klasse hinüber zu<br />
wagen.<br />
Ganz besonders unheilvoll wirken sich<br />
aber die « Rennen für Eingeladene » aus, die<br />
jedem jungen, vielversprechenden Nachwuchsfahrer<br />
Tür und Tor versperren. Auf<br />
diese Weise werden alle eingeladenen illustren<br />
Fahrer der gegenwärtigen Generation<br />
auf jede Weise gehätschelt und gepflegt,<br />
während das Auftauchen eines neuen Könners<br />
gänzlich verunmöglicht wird. Bis zu<br />
einem gewissen Grade lässt sich auch die<br />
Haltung der Organisatoren verstehen, denen<br />
es darauf ankommt, wirklich nur die Elite<br />
um sich zu versammeln. In ihrem Bestreben,<br />
ein grosses Rennen lancieren und — notabene<br />
— ein glänzendes Geschäft machen zu<br />
können, vergessen sie aber mehr oder weniger<br />
ganz ihre Verantwortung dem Autosport<br />
gegenüber, dem mit solchen geschlossenenen<br />
Rennen im Hinblick auf die Zukunft nicht<br />
besonders gedient ist. Die Zulassung von<br />
Fahrern muss aus Gründen der Sicherheit<br />
immer beschränkt bleiben, auch wäre es geradezu<br />
strafbarer Leichtsinn, einem unbekannten<br />
Herrn X., weil er nun einen neuen<br />
Rennwagen besitzt, gleich starten zu lassen.<br />
Dennoch wäre es denkbar, wenigstens ein<br />
paar jungen Fahrern auch bei reservierten<br />
Rennen Aufnahme zu gewähren, indem die<br />
Organisatoren in die Höchstzahl der zum<br />
Start zugelassenen Konkurrenten beispielsweise<br />
fünf Plätze einbegreifen, die von aussichtsreichen<br />
jungen Anwärtern besetzt werden<br />
dürfen. Selbstverständlich müssten diese<br />
«comingmen > bereits früher den Beweis<br />
geliefert haben, dass sie zum mindesten imstande<br />
sind, ein Rennen bis zum Schlüsse<br />
durchzuhalten, wenn unter Umständen auch<br />
am Schluss des Feldes.<br />
Zur besseren Illustration der geschilderten<br />
unangenehmen Lage, in der sich die zu allem<br />
Tun entflammten, aber oft gehemmten jungen<br />
Fahrer befinden, sei folgendes Beispiel erzählt<br />
: Ein junger Pilot, der bereits einen<br />
schönen Sieg errungen hat, entschloss sich,<br />
für die Saison <strong>1933</strong> einen Monooosto der<br />
1500-ccm-Klasse bauen zu lassen. Gesagt,<br />
getan! Die Sache war schwierig und sündhaft<br />
teuer. In Erwartung der neuen Maschine<br />
bestritt der Fahrer keine Rennen.<br />
Doch, als er sie besass, sah er mangels<br />
Erfolgen an Rennen mehrmals Tür und<br />
Tor geschlossen. Sein Wagen musste in<br />
der Garage stehen bleiben, während bei<br />
mehr als einem Rennen Konkurrenten siegten,<br />
mit denen er wohl erfolgreich hätte fechten<br />
können. «Ich würde wohl besser getan<br />
haben, mir einen alten Klepper zu kaufen, der<br />
mein Portemonnaie weniger angegriffen hätte<br />
», sagte der junge Fahrer. « und mit dem<br />
ich mich das Jahr hindurch auf den hinteren<br />
Plätzen herumgebalgt hätte. »<br />
Eine Lösung, die unter Umständen auch<br />
noch zu studieren wäre, bestände darin, die<br />
Fahrer bei grossen Rennen in eine erste und<br />
zweite Kategorie unterzuteilen, wobei für<br />
diese Wertung die bereits gezeigten Leistungen<br />
tmd dfe Dauer der Renntätigkett ausschlaggebend<br />
wärea Für die Fahrer der<br />
« zweiten Kategorie » könnte dann unter Umständen<br />
ein kleineres Rennen eingeschaltet<br />
werden. Dies alles sind Vorschläge, die bei<br />
den Organisatoren nicht Eitel Freude auslösen<br />
mögen, die aber vielleicht doch dazu<br />
dienen, das Problem des Nachwuchses der<br />
Vernachlässigung zu entreissen, in der es sich<br />
unbestritten seit längerer Zeit befindet bo.<br />
Perspektiven<br />
auf die Sportsaison 1934.<br />
Wichtige neue Entscheidungen.<br />
In den letzten Tagen sind wieder verschiedene<br />
Schleier gelüftet worden, die einen aufschlussreichen<br />
Einblick in die nächstjährigen<br />
Rennfahrerformationen gewähren. Sowohl<br />
den Firmen wie den Fahrern ist daran gelegen,<br />
für 1934 zeitig gerüstet zu sein. Dies<br />
ist auch der Grund, weshalb diesmal früher<br />
als in den letzten Jahren die entscheidenden<br />
Pläne gefasst werden. Die Frage, ob Bugatti<br />
sich im nächsten Jahre wieder offiziell am<br />
Rennsport beteilige oder nicht, ist glücklicherweise<br />
in positivem Sinne gelöst worden.<br />
Für die Freunde des Autosportes mag es<br />
eine angenehme Ueberraschung sein, zu vernehmen,<br />
dass der berühmte Molsheimer Konstrukteur<br />
auch die Saison 1934 wieder bestreitet.<br />
Damit sind alle unverantwortlichen<br />
Gerüchte über eine Abkehr Bugattis vom<br />
Rennwagenbau widerlegt worden. Offiziell<br />
wird nun ebenfalls der Austritt Varzis aus<br />
der französischen Equipe bestätigt. Vorläufig<br />
hat sich Ettore Bugatti den Rennfahrer Dreyfus,<br />
der sich schon seit zwei Jahren in den<br />
Diensten des Molsheimer Konstrukteurs befindet,<br />
für 1934 wieder gesichert, und fernerhin<br />
auch den jungen Franzosen Wimille in<br />
seine Dienste gestellt. Mit Wimille hat Bugatti<br />
eine noch neue, aber sehr vielversprechende<br />
Kraft erhalten, die bestimmt innert<br />
kurzer Zeit zu den führenden Piloten Europas<br />
zählen wird. Ein dritter offizieller Fahrer<br />
wird noch zu bestimmen sein. Einige<br />
Tage lang zirkulierte in Frankreich das Gerücht<br />
wegen eines Eintrittes von Nuvolari in<br />
die Bugatti-Equipe, doch stellte sich diese<br />
Meldung bald als völlig falsch heraus, und<br />
es bleibt nur der leise Verdacht, dass hier<br />
ben der Wunsch der Vater des Gedankens<br />
war.. • Die Fahrer der französischen Equipe<br />
werden sich auf besondern Wunsch von<br />
Bugatti hin in Molsheim selbst ansiedeln, da<br />
dieser eine ständige Verbundenheit der Piloten<br />
mit den Werkstätten, wo die Maschi-I<br />
Ein moderner Droschkenkutscher ist im Bestreben, seiner Kundschaft die Fahrt so angenehm «m<br />
möglich zu machen, auf eine originelle Idee gekommen. Er hat vier alte Autoräder an seine<br />
Kutsche montiert und xoUt nun seine Fahrgäste weich und bequem wie ein König durch die Straseen<br />
der Stadt.<br />
nen hergestellt und repariert werden, wünscht,<br />
und auch ein anhaltendes Training fordert<br />
Auch über Delages Pläne sind nun nähere<br />
Angaben bekannt geworden. Der französische<br />
Konstrukteur soll sich nun entschlossen<br />
haben, für 1934 wenigstens einen neuen Detege-Rennwagen<br />
zu bauen, dessen Pläne<br />
schon lange fertig gestellt sind und der dann<br />
Louis Chiron anvertraut werden soll. Selbstverständlich<br />
herrscht ob den Entschlüssen<br />
Bugattis und Delages, aktiv an den Rennen<br />
teilzunehmen, in französischen Sportkreisen<br />
keine geringe Freude, denn allzu ungern verfolgte<br />
man dort die fast ununterbrochenen<br />
grossen Erfolge der italienischen Wagen<br />
und Fahrer.<br />
Gans besonders bemerkenswert ist auch die<br />
Tatsache, dass Nuvolari seine Pläne für 1934<br />
nun definitiv festgelegt hat. Der italienische<br />
Pilot wird sich keiner Marke offiziell anschliessen,<br />
sondern auf Alfa Romeo als Einzelfahrer<br />
starten und indessen die volle Untertützung<br />
der Mailänder Firma geniessen. Nuvolari<br />
besass Offerten von Mercedes und Maserati,<br />
hat diese aber ausgeschlagen. Nur die<br />
englische Tourist Trophy wünscht er auf<br />
einem englischen Wagen bestreiten zu können.<br />
Auch Varzi und Fagioli sind bereits « unter<br />
Dach >, und zwar werden beide Fahrer die<br />
nächste Saison als Mitglieder der « Scuderia<br />
Ferrari» bestreiten, die damit beweist, dass<br />
sie auch in Zukunft ein gehöriges Wort an<br />
den Rennen mitzusprechen wünscht.<br />
Ueber Alfa Romeos Absichten ist auch<br />
weiterhin nichts laut geworden. Die paar<br />
Einzelfahrer, für die die Mailänder Firma<br />
Monoposti zu bauen beabsichtigte, befinden<br />
sich gegenwärtig in einer schwierigen Lage,<br />
da ihnen keine Fristen für die Lieferung der<br />
•Maschinen genannt wurden und sie deshalb<br />
nicht wissen, ob die Wagen anfangs der Saison<br />
1934 bereitstehen werden. Es scheint<br />
nicht ganz ausgeschlossen, dass Alfa Romeo<br />
nächstes Jahr sich nicht offiziell an den Rennen<br />
beteiligt; jedenfalls deutet die Unterstützung<br />
des Einzelfahrers Nuvolari in dieser<br />
Richtung.<br />
Wie man noch vernimmt, wird der ausgezeichnete<br />
französische Fahrer Sommer<br />
einen neuen Maserati-Wagen erwerben und<br />
dazu noch über einen Rennwagen verfügen,<br />
der von mehreren erfahrenen Technikern, die<br />
von keiner Firma abhängig sind, in Zusammenarbeit<br />
hergestellt wird und ein völliges<br />
Novum darstellen soll. Angesichts dieser<br />
vielversprechenden Projekte und Ankündigungen<br />
kann man nur sagen: qui vivra,<br />
verra...<br />
bo.<br />
Schweizer Erfolg in Frankreich. Das am<br />
letzten Sonntag zum viertenmal vom A.C. de<br />
nie de France organisierte Bergrennen von<br />
Gometz-Le Chatel bei Paris ergab einen sehr<br />
erfreulichen Schweizer Erfolg. Der Zürcher<br />
Rüesch erzielte auf einem Maserati 3000 ccm<br />
die beste Zeit des Tages. 96 Automobile und<br />
Motorräder hatten an dem Rennen teilgenommen;<br />
auch einige bekannte Konkurrenten<br />
waren an der Veranstaltung vertreten<br />
wie Veyron (Bugatti), Jacob (Bugatti), Brunet<br />
(Bugatti), Mlle Helle-Nice (Alfa Romeo),<br />
Bussienne (Bugatti), Benoit Falchetto u.a.<br />
Wie wir weiter aus Paris erfahren, will<br />
Rüesch schon in wenigen Tagen auf dem<br />
Maseratiwagen in Montlhery Rekordversuche<br />
unternehmen.<br />
mb.<br />
Rennen in Brooklands. Das bereits auf<br />
vorletztes Wochenende angesetzte letzte Rennen<br />
der Saison in Brooklands musste wegen<br />
sehr schlechter Witterung um acht Tage verschoben<br />
werden, so dass es letzten Samstag<br />
zur Austragung gelangte. Die ganze englische<br />
Rennfahrerelite traf sich zu diesem<br />
letzten Kampf im Jahre. Die Veranstalter<br />
hatten lange gehofft, Nuvolari ebenfalls am<br />
Starte zu sehen, doch musste dieser in letzter<br />
Stunde noch absagen. Wieder war es Whitney<br />
Straight, der auf Alfa Romeo das Rennen mit<br />
einem Stundenmittel von 123 km/St, vor dem<br />
Italiener Taruffi auf Bugatti und dem Engländer<br />
Brian Lewis auf Alfa Romeo gewann.<br />
Sir Malcolm Campbell nahm an dem Rennen<br />
ebenfalls teil, musste aber schon nach der<br />
ersten Runde aufgeben. x.<br />
Neue Rekorde In Montlhery. Der englisch«<br />
Fahrer Denly hat auf einem M.G. 750 ccm in<br />
Montlhery die folgenden internationalen Rekorde<br />
geschlagen :<br />
1 km: 17 Sekunden 39/100 (Shmdenmittel: 206,9<br />
km/St.).<br />
1 Mefle: 27 Sek. 91/100 (Stundenmittel 206,»<br />
km/St.).<br />
5 km: 1 Min. 27 Sek. 63/100 (Stundenmittel:<br />
205,4 km/St.).<br />
5 Meilen: 2 Min. 20 Sek. 84/100 (Stundenmittel:<br />
205.6 km/St.).<br />
10 km: 2 Min. 55 Sek. 80/100 (Stundenmittel:<br />
204.7 km/St.).<br />
10 Meilen: 4 Min. 47 Sek. 2/100 (Stundenmittel:<br />
203.8 km/3t.). x.