E_1934_Zeitung_Nr.003
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N°3<br />
- <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Verkehr<br />
Zur Verkehrserziehung In der Schule. Wir<br />
haben kürzlich über den Verkehrsunterricht<br />
berichtet, der im Kanton Solothurn durch regierungsrätliche<br />
Weisung in der Schule obligatorisch<br />
eingeführt wurde. Ein eifriger<br />
Leser macht uns nun darauf aufmerksam,<br />
dass in gewissen Schulgemeinden anderer<br />
Kantone auf dem Wege der Freiwilligkeit<br />
ebenfalls beachtenswerte Anstrengungen<br />
unternommen werden, um die Kinder mit<br />
dem Strassenverkehr vertraut zu machen.<br />
So führen die Schulkinder in Münster (Luzern)<br />
ein Verkehrsheft, in welchem alle ihre<br />
Beobachtungen aus dem Verkehrsleben zusammengetragen<br />
und verarbeitet werden.<br />
Um ihnen dabei an die Hand zu gehen, wird<br />
ihnen regelmässig eine Anleitung ausgeteilt,<br />
der folgendes entnommen sei:<br />
Die Strasse als Verkehrsader. Weisst<br />
du auch etwas aus der Geschichte des Strassen-<br />
•wesens? Zeichne Strassen verschiedener Art: Hauptstrasse,<br />
Gemeindestrasse, Nebenwege. —: Beim<br />
Strassenbau. —<br />
Die Fahrzeuge: Du bist noch nie Auto<br />
gefahren? Das gäbe ein interessantes Brieflein!<br />
Schildere so eine Fahrt! Oder wenn du gar selbst<br />
ein Velo hättest! — Beobachte, wer alles die verschiedenen<br />
Fahrzeuge benutzt. — Beobachte den<br />
Warentransport mittels Kraftwagen, schreibe solche<br />
Waren aufl — Was sagt man auf der Bahn<br />
dazu? Wie man diese Schwierigkeiten löste! — Erkundige<br />
dich über die Bahntarife, vergleiche mit<br />
dem Transport durch das Auto! — Und der Fusegänger?<br />
Auf der Strasse lernt man den Anstand<br />
der Schüler kennen! Erzähle darüber! Man<br />
muss aber nicht nur wissen, was auf der Strasse<br />
Anstand ist, man soll diesen auch bezeigen. — Für<br />
die Fussgänser wird es auf der Strasse stets gefährlicher.<br />
Da gibt es Vorschriften, die jedermann<br />
kennen und auch beachten muss. Schreibe solche<br />
Verkehrsregeln auf! z. B.: stets rechts marschieren!<br />
— Spiele nicht auf der Straese usw.. —<br />
Sei nie unvorsichtig! Du hast schon<br />
gehört, wie durch Unvorsichtigkeit schweres Unglück<br />
entstanden ist. Sammle solche Fälle als Warnung<br />
für alle! Freilich sind nicht immer die Fussgänger<br />
schuld. Oft liegt Selbstverschulden der<br />
Fahrzeuglenker vor. Interessante Zahlen! Warum<br />
gerade an 'Samstagen und Sonntagen die meisten<br />
Unglücksfälle vorkommen? Verschiedene Ursachen!<br />
•**^vnn<br />
du Zeuge eines solchen Unfalles sein müss-<br />
-! Was heisst Unfallversicherung? — Haftbarkeit?<br />
— Die wichtigsten, Bestimmungen des neuen<br />
Verkehrsgesetzes. — Licht — Signale — Richtung<br />
— Geschwinrtiskeit etc. — Beobachte auch die<br />
Fahrgeschwindigkeit der verschiedenen Fahrzeuge!<br />
Stecke eine Strecke von 100 m ab und miss mit<br />
der Uhr! (Etwas für helle Buben!) Bechne an der<br />
Sohweizerkarte! — Versuche Warnsignale — Wegweiser<br />
— Leuchttafoln (Flecken!) — Kurvenzeiger<br />
— Verbote etc. zu zeichnen, auszuschneiden<br />
oder in Holz nachmbildpn!<br />
Alle die oben erwähnten Aufgaben appellieren<br />
an die Beobachtungsgabe der Schüler<br />
und vermitteln ihnen, wie auch dem Lehrer,<br />
gewiss manche wertvolle Anregung, um den<br />
Verkehrsunterricht abwechslungsreich und<br />
lebendig zu gestalten. Besonders zu begrüssen<br />
ist auch hier der Umstand, dass es sich<br />
nicht etwa um einen einmaligen Versuch<br />
handelt. Wie uns unser Gewährsmann versichert,<br />
wird jedes Jahr ein neuer Anlauf genommen<br />
und wird an die älteren Schüler appelliert,<br />
sich der Jüngern Schulkameraden<br />
anzunehmen, um sie vor drohenden Gefahren<br />
zu warnen. Wir geben gerne von diesen<br />
Bestrebungen einem weitern Leserkreis<br />
Kenntnis und hoffen nur, dass andere Gemeinden<br />
nicht hintaristehen wollen.<br />
Vom heutigen Strassenverkehr. Unter diesem<br />
Titel hat der Präsident des Fussgängerschutzverbandes<br />
Zürich, Herr Nationalrat<br />
Schmid-Ruedin, eine längere Einsendung an<br />
die zürcherische Presse gesandt, die wohl<br />
das Schlimmste darstellt, was dieser angebliche<br />
Fussgängerverband, der sich nie über<br />
seine wohl äusserst kümmerliche Mitgliederzahl<br />
äussert, je verbreitet hat. Die Demagogie<br />
des Verfassers geht sogar so weit, dass<br />
er nach läppischer Kritik des Motorfahrzeugverkehrs<br />
offenbar in Selbsterkenntnis<br />
schreibt : «Der verspritzt eine tüchtige Portion<br />
Gift und Galle, denkt der Leser.» Er-,<br />
freulicherweise kommt der « Leser » in wenigen<br />
Fällen dazu, dies feststellen zu müssen,<br />