E_1934_Zeitung_Nr.004
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Luftfahrt<br />
Das «Sperry »-Verfahren der<br />
Geräuschdämpfung in<br />
Flugzeugen.<br />
Von Dr. Stephen J. Zand,<br />
Sperry Gyroscope Company, Inc., New York.<br />
Das Zeitalter, in dem Flugzeugpassagiere<br />
sich Watte in die Ohren stopfen mussten,<br />
dürfte nun vorüber sein, seitdem drei der<br />
grössten amerikanischen Luftverkehrsgesellschaften,<br />
nämlich American Airways, Easter<br />
Air Transport and Trans-Continental and<br />
Western Air, ihren Flugzeugpark durch Anschaffung<br />
von Flugzeugen der Muster Curtiss-Condor<br />
XT-32, Douglas DC-1 und Northrop-Delta<br />
modernisiert haben. Durch Anwendung<br />
des von der Sperry Co. entwikkelten<br />
Verfahrens zur Geräuschdämpfung ist<br />
der Lärm in den Kabinen dieser Flugzeuge<br />
auf ein Mass vermindert worden, das eine<br />
Unterhaltung ohne besondere Anstrengung<br />
und sogar das Anhören von Radio erlaubt.<br />
Die Geräuschverminderung geschieht dabei<br />
nicht etwa nur, wie vielfach angenommen<br />
wird, durch Verwendung eines mysteriösen<br />
Materials, das eine Hülle um die<br />
ganze Kabine bildet und die Schallwellen<br />
nicht durchdringen lässt. Neben der Verwendung<br />
derartigen Spezialmaterials gibt es<br />
andere wirksamere Mittel, die jedoch bereits<br />
beim Bauentwurf berücksichtigt werden<br />
müssen.<br />
Schwebender Motor-Einbau.<br />
So ist beispielsweise die Lagerung des<br />
Motors von ganz besonderer Bedeutung; sie<br />
hat schwebend zu erfolgen, so dass die Vibrationen<br />
des Triebwerks nicht auf Einbau<br />
und Rumpf übertragen werden. Dies wird<br />
durch die Verwendung besonderer Stossdämpfer<br />
erreicht. Eine wichtige Rolle spieilen<br />
ferner die Propeller, deren Spitzengeschwindigkeit<br />
niedrig gehalten ist und die in<br />
möglichst grosser Entfernung vom Rumpf<br />
angeordnet werden sollten. Weitere wichtige<br />
Faktoren müssen beachtet werden, um<br />
den Erfolg dieser Aufgabe zu sichern. Bei<br />
stoffbespannten Flugzeugen darf die innere<br />
Verkleidung der Kabine nicht unmittelbar<br />
auf dem Rumpfgerippe, sondern nur vermittels<br />
besondsrer Klammern und energievernichtender,<br />
nachgiebiger Zwischenstücke befestigt<br />
werden; bei Metall- und Schalenrümpfen<br />
erfolgt die Befestigung an den<br />
Scannten und Hilfsholmen unter Verwen-<br />
düng von Stossdämpfern ans Gummi oder<br />
Filz.<br />
Nachdem diese und noch andere Vorsichtsmassnahmen<br />
getroffen worden sind, wird<br />
eine Prüfung im Fluge durchgeführt zur Ermittlung<br />
der Stärke, der Verteilung und der<br />
vorherrschenden Tonhöhe der auftretenden<br />
Geräusche. Darauf werden diejenigen Materialien<br />
bzw. deren Zusammensetzungen verwendet,<br />
die sich am besten für die Vernichtung<br />
der überwiegenden Schwingungen eignen<br />
und die den störenden Einfluss der Geräusche<br />
auf das menschliche Ohr auf ein<br />
Mindestmass bringen: Filz, Papiermasse,<br />
Kapock-Einlagen, leichte Fibertafeln, künstliche<br />
Faserstoffe und ähnliche Materialien<br />
werden gewöhnlich verwendet; die Wahl<br />
des einen oder anderen Baustoffes hängt<br />
jedoch vom Ergebnis der vorerwähnten<br />
Schwingungsuntersuchung ab.<br />
Geräuschfilter.<br />
Da selbst durch die kleinste Oeffnung Geräusche<br />
m beträchtlichem Ausmasse dringen,<br />
müssen alle schallfesten Fluggasträume<br />
sehr dicht gehalten werden, was zu besonderen<br />
Tür- und Fensterkonstruktionen führt.<br />
Entlüftung und Heizungsvorrichtung müssen<br />
so ausgebildet sein, dass Frisch- und<br />
Warmluft in die Kabine gelangen, ohne dass<br />
gleichzeitig störende Schallwellen miteindringen<br />
können. Dies wird durch die Anwendung<br />
von Geräuschfiltern erreicht, Vorrichtungen,<br />
die aus der herkömmlichen Entlüftungspraxis<br />
für das Flugzeug übernommen<br />
worden sind.<br />
Die Einrichtungen zur wirksamen Schälldämpfung<br />
bedingen ein Mehrgewicht von 3,5<br />
bis 7,2 kg pro Fluggast, je nach Bauart des<br />
Flugzeuges und dem zu erreichenden Grad<br />
von Geräuschlosigkeit. Beim Douglas-Verkehrsflugzeug<br />
für 14 Fluggäste beträgt diese<br />
Gewichtserhöhung zu Lasten der Schallabwehr<br />
75 kg. Die Geräuschstärke bei einer<br />
Geschwindigkeit von 322 km/St, wurde auf<br />
70 Schalleinheiten (Decibel) heruntergebracht,<br />
und die Vertreter der Luftverkehrsgesellschaft<br />
Transcontinental and Western<br />
Air (T. W. A.) sowie der Presse, die den<br />
Flug mitgemacht hatten, sprachen sich begeistert<br />
über den Erfolg aus, da das Flugzeug<br />
weniger Geräusche aufweise als ein<br />
Pullmanwagen — ein ausserordentlich bemerkenswertes<br />
Ergebnis.<br />
AUTOMOB5L-5EVÜB <strong>1934</strong>— N°4<br />
Das über 300 km/h Reisegesciminäigkeit entwickelnde Hemkel-Flugzeugf H© 70, Aas die deutsche<br />
Lufthansa in der kommenden Saison in grösserem Unifant in den Verkehr einzusetzen beabsichtigt.<br />
Aufkommen der Verstellpropeller. Die französische<br />
Luftverkehrsgesellschaft Air France<br />
hat vier im Fluge verstellbare 3flügelige Propeller<br />
des amerikanischen Systems Smith<br />
gekauft. Die Tatsache, dass der 9zylintdrige<br />
luftgekühlte Hispano-Steromotor 9V für diese<br />
Propeller abgeändert wird, legt düe Vermutung<br />
nahe, dass das neue Material auf dem<br />
mit Motoren des vorerwähnten Typs ausgerüsteten<br />
3motorigen Verkehrsflugzeug Dewoitine<br />
< D-332 > zur Verwendung gelangen<br />
soll. Es sei daran erinnert, dass die holländische<br />
Luftverkehrsgesellschaft K.L.M. Versuche<br />
mit verstellbaren Hamilton-Standardu<br />
Propellern durchgeführt hat, und dass bei der<br />
Deutschen Lufthansa z. Z. ein 2flügeh'ger verstellbarer<br />
Propeller von Savoia-Marchetti erprobt<br />
wird.<br />
Betriebsergebnisse und Pläne der Lufthansa.<br />
Die vorläufige Zusammenstellung der<br />
Betriebsergebnisse bei der Deutschen Lufthansa<br />
im Jahre 1933 zeigt folgendes Bild!:<br />
Zunahme an zahlenden Fluggästen gegenüber<br />
1932 rund 42 %, Zunahme der Post und<br />
Fracht 10,%; demgegenüber betrug die Zunahme<br />
der Kilometerleistung im gemischten<br />
Verkehr rund 14 %, im Spezial-Post- und<br />
Frachtverkehr 45 %, und insgesamt etwa<br />
17 %. Alles in allem eine bemerkenswerte<br />
Aufwärtsbewegung. Die Aufgaben, düe sich<br />
die Deutsche Lufthansa für das Jahr <strong>1934</strong> gestellt<br />
hat, werden wie folgt bekanntgegeben:<br />
1. Verkürzung der Flugzeiten durch Einsatz<br />
schnellerer Maschinen (vor allem Junkers<br />
Ju 52); 2. Einrichtung besonderer Blitzstrek.<br />
ken mit Schnellflugzeugen (Heinkel He 70<br />
und Junkers); 3. Erweiterung des Nachtpostverkehrs;<br />
4. Vermehrung von Flugstrecken<br />
für Reichsbahn; 5. erstmalige Einrichtung<br />
von mehrfach am Tage beflogenen Strecken;<br />
6. Aufnahme des Luftpostverkehrs nach Südamerika.<br />
(Copyright Interavia.)<br />
Wohin wird geflogen? Die Schweizerische Lnft-<br />
Terkehrs-Union hat für den Zeitraum vom 1. Mai<br />
bis 31. Oktober 1933 in Zusammenarbeit mit den<br />
schweizerischen Zollflugplätzen eine Statistik<br />
durchgeführt, aus welcher der Bestimmunge- und<br />
Herkunftsort sämtlicher Passagiere, die auf den<br />
regelmässigen Fluglinien geflogen sind, ermittelt<br />
wurde.<br />
Was zunächst den internationalen Verkehr anbelangt,<br />
so ist daraus ersichtlich, dass am meisten<br />
Passagiere von Basel nach London und rice-versa<br />
befördert wurden, nämlich nicht weniger als 1849.<br />
Zwischen Basel und Paris notierte man 529, ron<br />
und nach Frankfurt 197 Passagiere. Für Zürich<br />
liegen folgende Zahlen vor: von und nach München<br />
885, London 737, Paris 643, Berlin 609, Wien<br />
582 Passagiere usw. Für Genf ist natürlich Paris<br />
der grosse Anziehungspunkt, und zwar mit 786<br />
Passagieren, es folgt Lyon mit 626, London mit 356<br />
und Barcelona mit 235 Personen. Von der Bundasstadt<br />
Bern flogen nach Berlin und umgekehrt 54 Personen,<br />
nach Stuttgart 44, nach und ron Paria 41,<br />
London 40 und Wien 38. Für Lausann« steht<br />
ebenfalls Paris mit 137 Passagieren an erster<br />
Stelle, es folgt London mit 119, Berlin mit 85,<br />
Wien mit 14 etc. St. Gallen hatte n. a. 3 Passagiere<br />
von und nach London,- 8 von und nach Berlin.<br />
Eine beträchtliche Anzahl Passagier* wurde<br />
auch im internen Luftverkehr zwischen schweizerischen<br />
Städten befördert. Es zeigt dies, dass nasere<br />
an landschaftlichen Reizen so reichen schweizerischen<br />
Flugstrecken ia hoher Gunst der Touristen<br />
stehen. Zwischen Basel und Zürich, sowie<br />
umgekehrt, flogen nicht weniger als 1535 Passagiere,<br />
wobei di« Passagiere vom und nach dem<br />
Ausland nicht mit eingerechnet sind. Zwischen<br />
Bern und Zürich waren es 642, Genf-Zürich 491,<br />
St. Gallen-Zürich 405, Bern-Basel 277, Lauganne-<br />
Bern 229 und Genf-Lausanne 121 Fluggäste. Da«s<br />
zwischen den beiden nordschweizerischen Zentren<br />
Zürich und Basel ungefähr 12 mal mehr Touristen<br />
fliegen, als zwischen den welschschweizerischen<br />
Städten Genf und Lausanne, trotz gleicher Flugtarife,<br />
lässt vermuten, dass das Interesse der<br />
deutschschweizerischen Bevölkerung am Luftverkehr<br />
vorläufig noch ein weit grösseres ist, ala dasjenige<br />
unserer welschen Miteidgenossen. Sin.<br />
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