E_1934_Zeitung_Nr.014
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> — N»<br />
der Retinfahrer beiwohnt, sieht und versteht<br />
es wenig von dem. was sich während des<br />
Rennens in den Boxen abspielt.<br />
Jeder Konkurrent muss während der ganzen<br />
Fahrt mit seiner Boxe in Verbindung<br />
bleiben. Während er im Rennen liegt, nennen<br />
ihm seine Sekundanten die Positionen,<br />
zeigen sie ihm merkwürdige Figuren und<br />
bemühen sie sich mit ebenso grosser Diskretion<br />
wie Schnelligkeit, dem Fahrer den<br />
Weg zum Sieg zu ebnen. Die gezeigten Signale<br />
sind das Resultat der gegenseitigen<br />
Abmachungen, und der kluge Fahrer wird<br />
sich genau danach richten, denn nur so kann<br />
er das Rennen nach einem bestimmten systematischen<br />
Plane durchführen. Ohne die Hilfe<br />
der Boxen wüsste der Fahrer nichts von<br />
seiner Position, und doch muss er genau<br />
orientiert sein, wie er sich zu verhalten hat.<br />
Vielleicht werden wir schon in nächster<br />
Zukunft drahtlose Signalisation besitzen, so<br />
dass der Chef der Boxe uns jederzeit mitten<br />
im Rennen über unsere Lage orientieren<br />
kann. Der drahtlose Dienst wird so eine bedeutende<br />
Entwicklung der Rennsignalisation<br />
darstellen.<br />
Wenn ein Wagen anhält und seine Position<br />
verliert, dann kann der Fahrer nur mit<br />
einem guten Signalsystem erfahren, wie er<br />
sich zu verhalten hat, um die verlorene Position<br />
wieder zu erringen. Ich glaube nicht,<br />
dass es bei irgendwelchen Rundstreckenrennen<br />
entschuldbar wäre, das Signalisierungssystem<br />
zu vernachlässigen. Es ist im Gegenteil<br />
notwendig, es so gut wie nur möglich<br />
auszubauen.<br />
Die Gefehrtenhonorare des Mittelalters.<br />
Auch bei Rekordversuchen ist die Signalisierung<br />
der Rundendurchschnitte, der zu-<br />
Um es vorweg zu nehmen — es waren<br />
wirklich Schandlöhne! Und man muss sich<br />
rückgelegten Strecke und der erzielten Rekorde<br />
von grösster Bedeutung. Bei den<br />
eigentlich wundern, dass die geistigen Arbeiter<br />
dieser Zeit — besonders die ohne hohe<br />
Rundstreckenrennen wird die Position im<br />
fürstliche Gönner — nicht samt und sonders<br />
Fahrerfeld angegeben, die notwendige Geschwindigkeit,<br />
die Zahl der zurückgelegten Calvin bezog an der Universität Strass-<br />
Hungers gestorben sind.<br />
Runden und der Halt bei den Boxen zur Aufnahme<br />
von Brennstoff. Nummernreihen, die einige Fässer Wein. Franz Lambert, ein Zeitburg<br />
ein Jahresgehalt von 80 Gulden und<br />
in gelber Farbe auf schwarzem Grund gezeichnet<br />
sind, dienen am besten zur Angabe Universität im Jahre 1515 sein berühmtes<br />
genosse Luthers, der an der Wittenberger<br />
der Position und der gefahrenen Runden. Kolleg über das Evangelium des Lucas las,<br />
Sie können an ein breites Brett gehängt erhielt von jedem Hörer pro Semester — 12<br />
oder auch aufgestellt werden. Ein in ver-Groschen! Zur selben Zeit zahlte man in<br />
schiedenen Stellungen gehaltener Pfeil orientiert<br />
den Fahrer am besten über die not-Semester vier Groschen Kollegiengeld...<br />
Wien an der philosophischen Fakultät für ein<br />
wendige Geschwindigkeit.<br />
Der Wittenberger Universitätsprofessor<br />
Man stelle sich das Gefühl vor, wenn man Richard Crocus musste, um überhaupt zu<br />
bei einem grossen internationalen Rennen Hörern zu kommen, über griechische Sprachen<br />
unentgeltlich lesen. (Ein Fall, der heut-<br />
vor den Boxen eine Zahl aufleuchten sieht,<br />
die andeutet, dass man nun an dritter Stelle zutage, wenn auch nicht ganz, so doch langsam<br />
aus der Uebung gekommen ist.) Um<br />
liegt, oder die mitteilt, dass der grösste Rivale<br />
ausgefallen und damit der Weg zumihn aufzumuntern, spendierte ihm Kurfürst<br />
lische Bergpredigt. Nach Wien müsse ich<br />
kommen, um zu wissen, was Musik sei. Er<br />
sei sicherlich nicht unmusikalisch, aber, ob<br />
unsere Militärkapelle die .Fünfte' Beethovens<br />
oder die malaiische Volkshymne spiele, könne<br />
er nicht unterscheiden. Es sei ein und dasselbe.»<br />
Und Frau van der Witte lachte, so<br />
herzlich und vergnügt, wie er es an ihr noch<br />
nie gehört.<br />
Sieg- freigeworden ist.<br />
Sehr oft lohnt es sich, in einem langen<br />
Rennen mit verhaltenem Tempo zu starten,<br />
um erst nach und nach eine günstige Position<br />
zu erreichen. Es ist der sicherste Weg,<br />
um Aussicht auf Erfolg zu haben, doch besteht<br />
die Schwierigkeit immer noch darin,<br />
die Spitzenführer während der beschränkten<br />
Zeit vor dem Ziel zu erreichen, wenn diese<br />
noch einen Spurt einlegen. Indessen ist die<br />
Genugtuung, sich aus der Mitte des Feldes<br />
heraus einen definitiven guten Platz im Rennen<br />
erkämpft zu haben, auf jeden Fall schon<br />
gross.<br />
Im allgemeinen werden die Signale von<br />
tete, so war er anfangs auf seine unternehmungslustige<br />
junge Frau nicht wenig stolz.<br />
«gleiches Tempo halten >, 10 Uhr «Beschleunigung»,<br />
und 11 Uhr «Verminderung<br />
den Boxen aus gegeben. Doch manchmal<br />
Und obwohl er gegen den Flugsport eine tiefeingewurzelte<br />
Abneigung hegte, posierte er<br />
sind die Leute nicht schnell genug, um dieder Geschwindigkeit». Auf dem gleichen<br />
vorüberrasenden Maschinen zu orientieren. Platze hatte ich ebenfalls ein Signalbrett<br />
den Helden und nahm in der Kabine des von<br />
Selbst wenn ein Mechaniker mitfährt, und aufrichten lassen, auf dem die Zahl der zurückgelegten<br />
Runden und der Rundendurch-<br />
seiner Gattin gelenkten zierlichen Aeroplans<br />
die Signale sorgfältig beachtet, können bei<br />
Platz. Mit zusammengebissenen Zähnen und<br />
den heute erreichbaren grossen Geschwindigkeiten<br />
dem Fahrer nicht immer alle not-<br />
verzeichnete eine Tabelle den Fortschritt<br />
schnitte aufnotiert waren. Bei den Boxen<br />
starren Blicken verfolgte er nervös ihre Flugmanöver:<br />
wie wird das Abenteuer enden?<br />
wendigen Angaben mitgeteilt werden. des Rennens.<br />
Mochte nun Mary über London ihre kühnen<br />
Es sollte zur Regel gemacht werden, dass: Ich erinnere mich an einen Fall, wo die Kurven und Schleifen ziehen oder einen kleinen<br />
Abstecher nach dem Kontinent unter-<br />
alle Signale vom Fahrer selbst leicht verstanden<br />
werden können. Es ist oft auch<br />
Fenster eines Hauses als Signale benützt<br />
empfehlenswert,<br />
eine besondere Signalstation<br />
einzurichten, die sich in einiger Entfernung<br />
von den Boxen befindet, damit im Falle eines<br />
Telephondefektes durch, Signale die Verständigung<br />
getroffen werden kann.<br />
Es war bei einem srrossen Rennen, als ich<br />
ganz nahe bei den Boxen einen Apothekerladen<br />
entdeckte, über dessen Eingangstüre<br />
eine grosse Uhr aufgehängt war. Die nor-<br />
«Zwischen mir und meinem alten Musikfreunde<br />
besteht ein stillschweigendes Uebereinkommen.<br />
Bevor er geht, setzt er sich zum<br />
Flügel, und dann weiss ich, jetzt spielt er<br />
mir seine Musik, wie er es nennt: Musik aus<br />
Wien. Ich glaube, ich könnte Ihnen manche<br />
dieser so zu Herzen gehenden Weisen vorsummen.<br />
Einmal», sie unterbrach sich nachdenklich,<br />
«da riss sein Spiel plötzlich ab.<br />
Mein alter Freund griff mit hängendem Kopf<br />
nach seinem Hut und wandte sich zum Gehen.<br />
Ich aber sah, dass seine Augen feucht waren.<br />
Da nahm ich ihm den Hut säuberlich aus der<br />
Hand, drückte ihn wieder auf seinen Sitz nieder<br />
und bat ihn: ,Nun spielen Sir mir noch<br />
mein geliebtes Scherzo in D-Moll von Chopin.'<br />
Man muss nicht nur sich selbst über solche<br />
Stunden hinweghelfen.» Mit kaum hörbarer<br />
Stimme hatte sie es vor sich hin gesprochen,<br />
aber rasch fand sie sich wieder. «Wenn ich<br />
Ihnen noch sage, dass ich kein gutes Buch<br />
an mir vorübergehen lasse, so werden Sie<br />
begreifen, dass ich in mir selbst Befriedigung<br />
finde. Man muss es auch. Es ist eine Art<br />
Selbsterhaltung, die den Europäer drüben<br />
zwingt, sich nicht selbst zu verlieren. Die<br />
Männer sind weitaus besser daran, sie haben<br />
ihren Beruf, der sie aufrecht erhält. Aber<br />
wir Frauen... tagsüber im Sarong in der<br />
male Funktion dieser Uhr bestand darin, die<br />
letzte Frist anzugeben, zu der noch Filme<br />
zum Kodieren abgeliefert werden konnten.<br />
Ich hatte den guten Einfall, die Zeiger dieser<br />
Uhr als Signale zu verwenden. Der<br />
Stundenzeiger gab meine Lage im Rennen<br />
an und der Minutenzeiger die notwendige<br />
Geschwindigkeit. 9 Uhr hiess beispielsweise<br />
wurden. Das Gebäude befand sich in unmittelbarer<br />
Nähe einer Kurve, die sehr langsam<br />
befahren werden musste. Der Fahrer<br />
konnte dadurch die Position verschiedener<br />
wendige mitzuteilen.<br />
Blick in die Welt<br />
Friedrich der Weise am Schlüsse eines jeden<br />
Semesters — 5 Dukaten, worüber der<br />
Gelehrte so begeistert und dankbar war, dass<br />
er auf die Freigebigkeit seines Gönners einen<br />
Hymnus dichtete...<br />
Wesentlich besser ging esden Aerzten. Allerdings<br />
war die «Konkurrenz» eine geringere.<br />
1554 gab es zum Beispiel in Wien insgesamt<br />
zehn Aerzte, in der Umgebung, zum<br />
Teil sogar in der Provinz fast gar keinen<br />
Arzt. Der Wiener Arzt Dr. Johannes Tichtel<br />
führt in seinem Tagebuch an, dass er bereits<br />
im ersten Jahre seiner Praxis — im Jahre<br />
1477 — 27 Pfund, 14 ungarische und 6 rheinische<br />
Gulden eingenommen habe, dagegen<br />
schon im zweiten Jahr 112 Pfund, 79 Pfennige,<br />
50 rheinische und 4 ungarische Gulden<br />
verdient habe. Ausserdem, besonders In<br />
Kriegsjahren — wenn Bargeld rar war —,<br />
brachte die ärztliche Praxis willkommene<br />
Gaben für Küche und Keller. Derselbe Dr.<br />
Tichtel berichtet von Spenden dankbarer Patienten,<br />
zum Beispiel «Zway spenferl» oder<br />
«ein lunglpratten», Wildpret, Geflügel, Hühner,<br />
Fische, Schmalz;, Eier, Würste, Brot,<br />
Mehl, Gries, Obst, Gewürze usw. Auch Weine<br />
der verschiedensten Marken und Schmuck<br />
schenkte man dem Arzt.<br />
Aber das war auch die einzige Gruppe «geistiger<br />
Arbeiter», die ihr Auskommen, manchmal<br />
sogar mehr als das, fand; um so trister<br />
war die Lage der Gelehrten, die das-Unglück<br />
hatten, einen Beruf zu ergreifen, der im<br />
wahrsten Sinne des Wortes weitaus weniger<br />
«nahrhaft» gewesen ist.<br />
Hängematte dahindämmern, um abends entnervt<br />
zu inhaltlosen, gesellschaftlichen Verpflichtungen<br />
zu erwachen, ist mir nicht gegeben.<br />
Die schalen, abgestandenen Reste<br />
einer Kultur, die keine ist. Sie glauben nicht,<br />
wie ich wieder auflebe, seit wir in Europa<br />
sind.» Schweigend hatte ihr Jul zugehört.<br />
Aber jeden Gedanken, jedes Wort, jede Bewegung<br />
der schönen Frau nahm er in sich auf.<br />
«Sie werden sich, gnädige Frau, sicherlich<br />
in Wien längere Zeit aufhalten?» Ruhig,<br />
gleichgültig wandte sie sich zu ihm.<br />
«Das wird nur von meinem Manne abhängen.<br />
Ich nehme darauf keinen Einfluss.»<br />
Da Hess er den Kopf hängen. Plötzlich<br />
horchte sie lauschend. «Ich höre Musik.»<br />
Mit langen Schritten eilte Jul zu dem niedrigen<br />
Zaun, der sie von der Strasse<br />
trennte... vorsichtig lugte er hinaus... und<br />
blitzschnell hatte er begriffen... dass er daran<br />
nicht gedacht hatte!... Sein Bataillon<br />
am Heimmarsch vom feldmässigen Schiessen<br />
... Jetzt erst erinnerte er sich an eine<br />
kriegerische Verlautbarung gestern im Befehl<br />
... nach dem feldmässigen Schiessen anschliessend<br />
Gefechtsübung in der Richtung<br />
gegen Hellbrunn... Hellbrunn von starken,<br />
feindlichen Kräften besetzt... das könnte ihm<br />
jetzt noch fehlen... ein kleiner Garnisons-<br />
Flugsport als Scheidungsgrund.<br />
«Heute nachmittag flieg' ich nach Paris,<br />
Darling. Oder vielleicht nach Kopenhagen.<br />
Kommst du mit?» Wenn die platinblonde<br />
Mary Barlow, die sich zu einer smarten Fliegerin<br />
ausgebildet hatte, mit verführerischem<br />
Lächeln an ihren Gatten diese Einladung rich-<br />
nehmen, jeder solche Ausflug bedeutete eine<br />
gewaltige Anforderung an die Nervenkraft<br />
ihres Gatten. Er hielt sich durchaus nicht<br />
für einen Feigling; in den halsbrecherischen<br />
Fenster im Hause leicht beobachten. Die Sports war er daheim. Nur gegen das Flug-<br />
Stellung der Scheiben war für ihn sehr aufschlussreich<br />
und wurde natürlich geheimgehalten.<br />
Der Manager hatte auf diese Wefse<br />
keine grosse Mühe, seinem Fahrer alles Not-<br />
zeug empfand er eine unüberwindliche Abneigung.<br />
Er vermochte das Schaukeln nicht<br />
zu ertragen, der Blick in die Tiefe flösste<br />
ihm ein angstvolles Schwindelgefühl ein. Und<br />
nun hatte ihm sein Unstern gerade eine begeisterte<br />
Fliegerin zur Frau gegeben. So sehr<br />
ihn anfangs ihre gesellschaftlichen und sportlichen<br />
Erfolge schmeichelten, wurde er allmählich<br />
seiner mühsamen Heldenpose überdrüssig<br />
und er verzichtete darauf, seine Gattin<br />
auf ihren Flugtouren zu begleiten. Ihre<br />
Begeisterung für die Aviatik nahm von Monat<br />
zu Monat zu, und vergebens versuchte er, sie<br />
an ein sesshafteres Leben zu gewöhnen. Sie<br />
verbrachte einen beträchtlichen Teil ihres<br />
Lebens in den Lüften, und Mr. Richard Barlow<br />
fragte sich, wozu er denn eigentlich verheiratet<br />
sei. Kürzlich ist nun, wie englische<br />
Blätter berichten, diese eigenartige Ehe geschieden<br />
worden. Die Fliegerin und ihr dem<br />
Flugsport abgeneigter Gatte sind übereingekommen,<br />
künftighin ihre eigenen Wege zu<br />
gehen: er auf der festgegründeten Erde, sie<br />
in den Lüften.<br />
Wirkung eines Inserates.<br />
Das Warenhaus Wanamaker in New York<br />
teilt mit, dass es auf Grund eines einzigen<br />
Inserates, in dem 19,359 Paar Schuhe zum<br />
Preise von 2,25 Dollar angeboten wurden^<br />
an einem Tage allein 14,000 Paare verkauft<br />
habe. Die Leitung des Warenhauses bemerkt<br />
dazu, es waren wahrscheinlich alle inserierten<br />
Schuhe weggegangen, wenn ausreichende<br />
Vorkehrungen, besonders in räumlicher Hinsicht,<br />
in dem Warenhaus getroffen worden<br />
wären.<br />
arrest oder gar Zimmerarrest... und auf den<br />
Fussspitzen schlich er zu seiner Begleiterin<br />
zurück.<br />
«Gnädige Frau, ich werde Ihnen späte<br />
alles erklären, bleiben Sie nur wenige Minu I<br />
ten allein», bettelte er, und ehe sie sich in<br />
ihrem Erstaunen gefasst, war er hinter dem<br />
nächsten Baum verschwunden. Nur die Spitze<br />
seines Spielhahnstosses lugte hervor.<br />
(Fortsetzung folart.)<br />
Der<br />
Tonren-Onkel<br />