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E_1934_Zeitung_Nr.062

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62 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE 25<br />

Aus der Werkstatt eines Rennsekretariates<br />

Berge von Briefen, Formularen, Anmeldungen,<br />

Reglementen, ein unaufhörliches Kommen und Gehen,<br />

unermüdlich einsetzende Telephongespräche,<br />

Tag und Nacht durchgehender Telegrammverkehr,<br />

unzählige Konferenzen und Besprechungen — das<br />

alles gehört zu dem enervierenden Betrieb im Sekretariat<br />

eines grössern Rennens. Die Zeiten sind<br />

endgültig vorbei, -wo man einige Wochen vorher die<br />

Reglements an Clubs und Fahrer in die Welt hinaussandte<br />

und dann ruhig zuwartete, bis die Nennungen<br />

-wieder hereinkamen, ohne jegliches -weitere<br />

Zutun und — o herrliche vergangene Zeiten früherer<br />

Rennquästore — begleitet von ansehnlichen<br />

Nenngeldern und Versicherungsprämien, die allein<br />

schon einen erheblichen Teil eines allfälligen Defizites<br />

kompensierten.<br />

Ein bewährter Kämpe des Rennsportes hat einmal<br />

den Rennsekretär mit dem Ausdruck «Mädchen<br />

für Alles> charakterisiert, in dessen Küche all<br />

die unzähligen Detailarbeiten zu erledigen sind, die,<br />

jede für sich vielleicht unbedeutend ist, deren reibungslose<br />

Erledigung aber den Erfolg des Rennens<br />

sicherzustellen haben.<br />

Am Anfang stand das Reglement! Heute ist dessen<br />

propagandistisch gute Aufmachung: und vor<br />

allem der Versand von grösster Wichtigkeit. Die für<br />

die grössern internat. Rennen allgemein geltende Begrenzung<br />

der Teilnahme am Rennen auf die qualitativ<br />

guten Fahrer brachte den Uebergang zur Individualpropaganda,<br />

wo es vorerst gilt, die in Betracht<br />

fallenden Fahrer mittels der betreffenden nationalen<br />

Clubs zu erreichen. Was machen sich da oft<br />

für Sonderwünsche geltend, nationale Einflüsse,<br />

verletzte Eitelkeit unberücksichtigter Fahrer, unzulässige<br />

Ansprüche bezüglich Fahrzeugeinteilung und<br />

ähnliche Dinge mehr. Zwar hat die Bildung von<br />

Rennställen diese Fahrerwerbung etwas erleichtert,<br />

•wenn auch anderseits dadurch die finanziellen Ansprüche<br />

an die Organisatoren erheblich gestiegen<br />

sind. Wenn es auch einerseits eine nicht zu negierende<br />

Tatsache ist, dass die Kosten des Rennsportes<br />

heute für die Fahrer ausserordentlich hohe sind, so<br />

ist es vielleicht gerade dieses «Markten» um die<br />

sog. Startgelder, das die Rennsekretariat-Tätigkeit,<br />

besonders wenn es sich um ein Rennen mit 130 bis<br />

150 Fahrern handelt, ausserordentlich belastet, erschwert<br />

und auch wenig angenehm und dankbar<br />

gestaltet. Was werden da alles für Anforderungen<br />

gestellt, Uebernahme der Hotel- und Garagenkosten,<br />

Rückvergütung allfälliger Zollgebühren für die Einfuhr<br />

von Last- und Rennwagen, Bezahlung der<br />

Haftpflicht- und Unfallversicherung, ja selbst einer<br />

Kaskoversicherung der Rennfahrzeuge, Bezahlung<br />

von Spesenzuschüssen, die oft ins Phantastische<br />

steigen, und wenn man dann schliesslich glaubt,<br />

dass nun die «Einigung» endlich da und die Anmeldung<br />

des grossen Führers, um dessen Teilnahme<br />

man Tage und Nächte bangte, definitiv gesichert<br />

ist, da wird der Wagen sieben Tage vor dem Rennen<br />

an einer andern Konkurrenz noch havariert<br />

und — alles war für die Katz.<br />

Man kann wohl nirgends die Eigenschaften der<br />

Fahrer besser studieren als in diesen mündlichen,<br />

schriftlichen, telephonischen und telegraphischen,<br />

in allen europäischen Sprachen zu führenden Verhandlungen,<br />

die ihren Schlussprint in den letzten<br />

14 Tagen vor dem Rennen finden, wo nur noch<br />

Telephon und Telegraph mit der hasticr vorwärts<br />

eilenden Zeit im Wettlauf zu bleiben vermögen.<br />

Kaum steht die N'ennllste fest, so kommen schon<br />

all die damit zusammenhängenden Tausende von<br />

Anfragen, die es alle rasch und zuverlässig zu beantworten<br />

gilt. Die Zubehörfirmen wollen möglichst<br />

früh die Anmeldelisten zur Bearbeitung der Fahrer<br />

haben, Hotelquartiere müssen belegt werden, die<br />

Fahrer wünschen ihre Startnummer, um ihre Fahrzeuge<br />

durch Aufmalen zu kennzeichnen, die Trainingsfahrten<br />

und Abnahmezeiten müssen mitgeteilt,<br />

Hunderte von Instruktionen an die Fahrer über<br />

Fahrzeugeinteilung, Lizenzen, Rennprogramm, Zollabfertigung<br />

der Fahrzeuge, Versicherung, Beschafmg<br />

von Ersatzteilen, Spezialbrennstoffen und<br />

-Oelen usw., erteilt werden. Ein Frag- und Antwortspiel,<br />

wo nur Geduld und noch einmal Geduld<br />

zum Ziele führen kann.<br />

Gerade die Quartierfrage i»t nicht so leicht zu<br />

lösen, wenn es heisst, rund 150 Fahrer, dazu den<br />

Tross von Mitfahrern und Mechanikern, in einem<br />

Dorf wie Linthal unterzubringen. Nicht nur die<br />

Menschen, sondern auch all die ungestümen Rennvehikel,<br />

denen oft noch eine verwöhntere Behandlung<br />

als den Fahrern selbst zuteil wird, sind zu beherbergen.<br />

Da müssen Pensionspreise mit den Ho-<br />

teliers und Logisgebern vereinbart werden, jeder<br />

Fahrer will individuell behandelt werden, ein jeder<br />

hat seine Sonderwünsche, und wenn auch diese<br />

Unterkunftsfrage einem besonderen Komitee überwiesen<br />

ist, so hat doch das Rennsekretariat die<br />

Korrespondenzen zu führen.<br />

Von besonderer Wichtigkeit ist für das Motorrad-<br />

und Automobilrennen auch die Beschaffung<br />

von Brennstoff und Oel geworden. Zwar ist für<br />

das Autorennen nichts vorgeschrieben wegen Art<br />

und Lieferung dieser Betriebsmittel, aber die wichtigern<br />

Fahrer wollen ihren Brennstoff, über den<br />

stets ein mehr oder weniger offenes «Geheimnis»<br />

herrscht, selbst einführen, was aber heute, wo der<br />

Import kontingentiert ist, keine so einfache Sache<br />

bedeutet. Bewilligüngsgesuche an die Zollbehörden,<br />

Ausfindigmachen der schweizerischen Lieferanten<br />

usw. folgen. Für das Motorradrennen aber hat man<br />

zweifellos gefunden, dass die Organisatoren noch zu<br />

wenig mit Arbeit bedacht sind. Also ging man hin<br />

und überband die Lieferung von Brennstoff und Oel<br />

dem Organisationskomitee, das nun als Tanksäulenhalter<br />

und Oellieferant eine ganz neue Arbeit, damit<br />

auch eine neue Würde erhalten hat und so<br />

Freuden und Leiden eines Benzindetaillisten mitkosten<br />

kann.<br />

Aber damit nicht genug; das Rennsekretariat ist<br />

auch zur Wechselstube geworden. Im kleinen Linthal<br />

existieren keine Banken. Also her mit Börsenund<br />

Kurszetteln, um den Fahrern der 12 vertretenen<br />

Länder ihre fremden Notenscheine in ehrbares,<br />

biederes Schweizergeld umzuwechseln.<br />

Das vielgestaltige Rennsekretariat wird aber<br />

auch zum Postbureau. Da kommen Stösse von<br />

Briefpost für die Fahrer an, deren Unterkunftsadresse<br />

man • nicht kannte. Botengänge, Umadressierungen,<br />

Ausfindigmachung der Hotels sind die<br />

Folge.<br />

Und wenn man sich so sieben Tage um die<br />

Fahrer gesorgt, sie quasi mit Glacehandschuhen behandelt,<br />

ihnen jeden Wunsch vom Auge abgelesen<br />

und ja alles vermieden hat, was ihre gute Laune<br />

trüben könnte, ist man noch nicht am Ende des<br />

Lateins. Da melden sich all die unzähligen kleinen<br />

Sonderwünsche: Frauchen wünscht einen Spezialhundekuchen<br />

für das liebe Mopserl, dort sucht einer<br />

in Linthal ein Wellenbad mit Violettstrahlenbelouchtung,<br />

dort wollen zwei wissen, ob der Kilchenstork<br />

vielleicht in fünfzig Jahren.nicht doch noch runterkommt,<br />

und ein besonders Gwundriger regt an, mit<br />

der geplanten Claridenseilbahn eine neue Autorennstrecke<br />

zur Bergstation zu bauen.<br />

Wirklich, auch der älteste und spitzfindigste<br />

Briefkastenonkel käme sich da als leeres, ausgebranntes<br />

Lexikon vor, wenn er auf das köstliche<br />

Wissenwollen stets mit schlagender Antwort bereit<br />

stehen müsste.<br />

Zu den «Kunden» des Sekretariates gehören<br />

schliesslich auch die Komiteemitglieder. Für jede<br />

Organisationsabteilung bedarf es besonderer Wagentafeln<br />

und Ausweise. Die Feuerwehrleute werden<br />

mit blauen und gelben Fähnchen ausgestattet,<br />

Parkplatzkarten, Armbinden, Rosetten fliessen in<br />

unzähligen Kanälen an ihren schliesslichen Bestimmungsort.<br />

Man lebt heute im Zeitalter der Propaganda!<br />

Radioberichte und Pressebulletjiis setzen die Vervielfältigungsmaschinen<br />

unter'Hochdruck, Inserate<br />

für den Vorverkauf "werden lanciert, man bedauert<br />

unendlich, nicht all die wohlgemeinten und so günstigen<br />

Inseratofferten all der <strong>Zeitung</strong>en, die plötzlich<br />

so sportfreundlich geworden, sind, berücksichtigen<br />

zu körnen, denn der Geldbeutel ist leer. Ja,<br />

selbst der Wetterdienst muss noch herhalten, es<br />

gilt am Vortag noch rechtzeitig per 'Radio die Witterungsaussichten<br />

durchzugeben, um dem Rennen<br />

möglichst grossen Besuchererfolg zu sichern. «Die<br />

Niederschläge weichen, Aufheiterung verheisst schönes<br />

Wetter», eine solche Meldung, richtig verwertet,<br />

kann Wunder für die Kassen eines solchen Rennens<br />

wirken.<br />

Ein paar Tage vor dem Rennen aber wird geziigelt»!<br />

In Koffern und Kisten werden Maschinen,<br />

Büreaumaterialien, ganze Stösse von Papier ins<br />

Glarnerland verfrachtet, und bald herrscht im Linthaler<br />

Rennbureau ein Leben wie in einem Taubenschlag.<br />

Die Extrazüge sind anberaumt, die Tausende<br />

von Parkkarten und Zuschauerkarten der<br />

«Securitas» übergeben, die Abnahmekarten für die<br />

€lennfahrzeuge vorbereitet. Die Polizei- und Feuerwehrmannschaften<br />

erhalten Ordnungsvorschriften,<br />

Instruktionen für Abschnittskommandanten und<br />

Streckenwärter, die Verpflegung des Hilfspersonals<br />

und der Mitarbeiter wird sichergestellt.<br />

Am Vorabend des Renntages nochmals ein stärkstes<br />

Anschwellen all der Auskunfts- und Hilfstätigkeit,<br />

nochmals ein unaufhörliches Erklingen<br />

des Telephons, der Morgen naht, die ersten Fahrer<br />

kommen zum Start. — und schon steht verlassen das<br />

Rennsekretariat, das nun droben am Ziel in voller<br />

Tätigkeit begriffen ist, wo im Chronometerhaus gerechnet,<br />

diktiert, geschrieben und vervielfältigt wird,<br />

wo man in all dem Dröhnen und Getöse auch einen<br />

Rekord schlagen will, nämlich in der Anfertigung<br />

der Pressebulletins, die, kaum ist der Fahrer durch,<br />

ausgegeben werden und die Sporterfolge melden.<br />

Und schon wieder packen — und hinab nach<br />

Altdorf. Hier ein letztes Nachkontrollieren der Resultate,<br />

Bereitmachen der Barpreise für die Preisverteilung,<br />

Bereitmachen der Spesenzuschüsse, die<br />

an die Fahrer ausbezahlt werden müssen. Es hebt<br />

da ein Kassaverkehr an, der in der heutigen Krisenzeit<br />

manchem Bankinstitut sehr -wohl anstehen<br />

würde. Der Umsatz eines solchen Schlusstages im<br />

Rennsekretariat ist von Fr. 50,000 nicht so fern.<br />

Zum Schlüsse nochmals Packen, Heimfahrt und<br />

Schlaf, viel Schlaf, um all das nachzuholen, was man<br />

in den letzten Wochen opfern musste. Es folgen die<br />

Wochen des Aufräumens! Das heisst, die ersten<br />

acht Tage lebt man von lauter Reklamationen und<br />

Beschwerden der Landeigentümer, der Fahrer, der<br />

Zuschauer, erfreut sich an den Kritiken der Presse,<br />

begeistert sich an all den wohlmeinenden Ratschlägen<br />

der B'esserwissenwollenden. Schreibmaschinen<br />

klappern nochmals im Sturmestempo, manche «beleidigte<br />

Leberwurst» muss besänftigt werden, man<br />

kommt sich als Friedensrichter in Permanenz vor.<br />

Die Liquidation des Rennens schreitet vorwärts,<br />

der umfangreiche Rennbericht wird redigiert und<br />

dann ein letztes Bangen und Hangen: Die Abrechnung!<br />

Schliesslich noch hundert Dankesbriefe an<br />

all die, welche das grosse Werk ermöglicht und gefördert<br />

haben. Zuletzt doch das beglückende Gefühl,<br />

dass man positive Arbeit geleistet und als «getreuer<br />

Geist des Hauses» in ungezählter Kleinarbeit etwas<br />

dazu beigeträgen hat, dem Schweizerland -wieder<br />

mal ein Grossportereignis gesichert zu haben. S.<br />

„Programm! — Programm!"<br />

Eine lustige Klausen - Erinnerung<br />

Wissen Sie, was eine Verkaufskanone ist?<br />

Also: Wenn Ihre Frau vor drei Tagen von einer<br />

kleinen Türvorlage redete und heute mit einem Beludschistan<br />

4X3 Meter erscheint —<br />

Oder wenn Sie selber schnell ein paar Gabatabletten<br />

kaufen wollen und der Konditor gibt<br />

Ihnen gleich den Laufjungen mit einem Vacherin<br />

für 8 Personen auf den Heimweg mit —<br />

Oder Ihr Grosspapa will ein Dutzend Nägel kaufen,<br />

um etwas am Gartentor zu flicken, und Sie<br />

sehen ihn mit einem T-Balken unterm Arm zum Laden<br />

hinauskommen —<br />

Sehen Sie, verehrter Leser — dann hat eine<br />

Verkaufskanone die Hand im Spiel gehabt. Das ist<br />

ein Mensch, der aus 90% Mundwerk besteht; der<br />

Rest ist Branchenkenntnis, Figur, Blick, Kleidung,<br />

Phantasie; falls noch ein Prozent, übrig bleibt, auch<br />

dieser letzte nochmals Mundwerk.<br />

So einen Menschen braucht man, um Programme<br />

an einem Autorennen zu verkaufen. Es<br />

gibt Leute, die prinzipiell solche Druckerzeugnisse<br />

erstehen. Leider Gottes aber noch viel mehr andere,<br />

die behaupten, man sehe, höre und rieche alles von<br />

Fall zu Fall, hübsch der Reihe nach, mehr brauche<br />

man nicht, und notwendigenfalls habe bombensicher<br />

irgend ein Nachbar so einen Wisch.<br />

Da ist die Stelle für den Programmverkäufer! —<br />

Und so einen habe ich am letzten Klausenrennen in<br />

voller Blüte gesehen.<br />

Alles war in Erwartung. Tausende sassen längs<br />

der Strecke, Hessen ihre Beine über alle Mauern<br />

hängen, gähnten und warteten. Warteten. Ein Extrazug<br />

aus Zürich brachte noch ein paar Hundertschaften,<br />

die spurlos in der Masse verschwanden.<br />

Einer aber — tauchte auf!<br />

Mitten über das abgesperrte Band der Strasse,<br />

unbekümmert um dae Knattern und Rattern' der<br />

Motoren, um die Polizei, um die Komitees — unbekümmert<br />

wandelte ein Männchen in einem ältlichen<br />

Ueberzieher von Grocks Format über die<br />

Strasse. Aus seinen sämtlichen Taschen guckten<br />

gelbe Zettel, in seinen Knopflöchern, Serien von<br />

Knopflöchern, hingen an Schnürchen rote Papierdreiecke,<br />

und auf dem Hütchen, das ein Filzer<br />

von ebenfalls respektablem Alter war, glänzte eine<br />

Art Ehrenmeldung. Ich dachte an den schweizerischen<br />

Kunstsr-bein, den ich mir samt dem Inhaber<br />

immer ungefähr so vorgestellt habe.<br />

Das Männchen guckte sich die Landschaft an,<br />

strassauf und strassab. Dann stiess er einen Schrei<br />

aus:<br />

Programm!<br />

Worauf ein Polizist auf ihn zuschritt und mit<br />

ihm zu disputieren anfing. Hier könnte die Geschichte<br />

fertig sein. Sie fängt aber erst an; denn<br />

der Ueberzieher blieb bei dem Wortgefecht Sieger.<br />

Und plötzlich schreit er los:<br />

«Obachtl Hallo! Attenzione! Alarm! Meine Damen<br />

und Herren — jawohl, das ist der Mann aus<br />

Amsterdam, der alles will und alles kann — jawohl,<br />

der Mann, -welcher! auf welchem! durch welchen!<br />

Der Mann, welcher Ihnen Programme verkauft,<br />

auf welche Sie schon seit Noahs Zeiten —<br />

die Damen weniger! — eewartet haben! und durch<br />

welchen Sie erst das -wahre Vergnügen an dieser<br />

hochsportlichsten Veranstaltung des gesamten Inund<br />

Auslandes haben werden. Amen!» —<br />

Er lässt in beiden Händen Hundertbüschel von<br />

goldgelben Programmen wie Kartenspiele zu hellen<br />

Sonnen sich ausbreiten.<br />

Rennt ein wenig hin und her und findet die<br />

ersten Käufer. Aber das Geschäft hat ihm zu<br />

wenig Schwung.<br />

Wieder schreit er-<br />

« Meine Herrschaften in drei, vier, fünf europäischen<br />

Sprachen, inklusive das Türkische, Arabische,<br />

Chinesische und Kuhspanische! Schauen<br />

Sie in die Ferne! Schauen Sie in die Tiefe, rückwärts,<br />

aufwärts, hoch, höher, am höchsten, zum<br />

Himmel, zur Hölle! Was sehen Sie? Nichts sehen<br />

Sie, denn das Rennen beginnt erst in zehn Minuten.<br />

Aber nun schauen Sie doch endlich mal vorwärts,<br />

Stauffacher und nicht hinter Dich — vorwärts<br />

mit Volldampf, vorwärts im Leben und dann<br />

sehen Sie mich! Jawohl — mich sehen Sie!<br />

Mir oder mich, falls Sie aus Berlin sind, ist mir<br />

egal, schnuppe, knorke, ein Dreck, hundewurst<br />

oder einerlei! Mich müssen Sie sehen, denn ich<br />

bin der Mann, der Ihnen die Zeit vertreibt! Programme,<br />

einen Franken das Stück! » —<br />

Ein Mercedes brüllt vorüber und reisst ihm beinahe<br />

die Mantelßchwänze fort. Alles lacht. Ein<br />

schwarzes Hündchen überquert die Strasse, gleich<br />

hat er's entdeckt:<br />

« Schwarz ist der Hundl Schwer ist das<br />

Pfund! Rot ist Dein Mund, und jeder Tag,<br />

den Du mir schenkst. Marie Luiiese — aber<br />

gelb jst das Programm! Programm! Programm!<br />

» —<br />

Wieder bringt er ein Dutzend ab.<br />

Ein neuer Anlauf!<br />

«Einen Moment Aufmerksamkeit! Keine Politik,<br />

keine Front, keinen Kuhhandel und kein •Stratosphärenflug<br />

— aber das Allerneuestet Nämlich<br />

wir haben hier, unsere Firma, zum erstenmal ein<br />

nigelnagelneues Prinzip in der Programmheretellung<br />

unter hohen Kosten angewandt! Passen Sie<br />

Obacht: Erstens: eine Extra-Schrift! klar, klarer,<br />

am klarsten! Zweitens: eine imposante Uebersicbtlichkeit<br />

der Schriftbilder von A—Z — Sie erkennen<br />

jeden der 25 Buchstaben auf den ersten Blick<br />

im Hui, im Galopp, im Flug. — Drittens: eine<br />

Papiersorte! Ein Wort genügt: extra! Kunstdruckpapier.<br />

auf dem kann man sämtliche Oelgemälde<br />

•der Welt in sieben Farben drucken! Und nun. der<br />

Clou: Preisreduktion! runter mit den hohen Preisen<br />

sag' ich! Migrospreis! Epa! einen einzigen<br />

Franken!» —<br />

«Für ein einziges Schweizerfränkli haben Sie<br />

hier in gedrängter Kürze hundert Romane, hundert<br />

Schicksale berühmter Rennfahrer, hundert<br />

Lebensbilder der Helden von <strong>1934</strong>, einen ganzen<br />

kompletten Rennstall von hundert der modernsten<br />

Pferdekräfte! Der frisst Ihnen kein Gras, kein<br />

Heu, sauft Ihnen das Bier nicht vor der Nase<br />

weg — gar nix ist gschehn, guet is gangen! » ,<br />

Der Mann nimmt sich<br />

Schon hat. er einen:<br />

Einzelpersonen vor.<br />

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