E_1934_Zeitung_Nr.066
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66<br />
II. Blatt<br />
BERN, 14. August <strong>1934</strong><br />
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II. Blatt<br />
BERN, 14. August <strong>1934</strong><br />
c§»r». Rundschau<br />
Schnelligkeit kostet Geld.<br />
Es ist ein eigener Reiz, ordentlich « aufzudrehen<br />
>, den Gashebel durchzutreten und<br />
mit Schnellzugstempo durch die Gegend zu<br />
brausen. Aber es ist zugleich ein teures Vergnügen,<br />
gerade wie bei der Eisenbahn, wo<br />
der Schnellzug mehr kostet als der Bummelzug.<br />
Während sich aber bei der Bahn die<br />
Mehrkosten in sehr bescheidenen Grenzen<br />
halten, kostet das Schnellfahren mit dem<br />
Auto unter Umständen das Mehrfache von<br />
dem. was ein gemässigtes Tempo erfordern<br />
würde.<br />
Was versteht man unter gemässigtem<br />
Reisetempo? Massiges Tempo heisst eine<br />
Geschwindigkeit von 60—80 km/St. Das ist,<br />
wenn man nach Möglichkeit ständig so fährt,<br />
vollkommen genug, um in vernünftiger Zeit,<br />
das heisst mit einem Stundendurchschnitt<br />
45—50 km ans Ziel zu gelangen. Ausserdem<br />
ist das Gefahrenmoment in diesem Falle erheblich<br />
geringer als — sagen wir — bei<br />
85—90 km. Weiter spricht gegen die hohe<br />
Geschwindigkeit der stärkere Verschleiss<br />
des Wagens, des Motors insbesondere. Das<br />
macht sich allerdings nicht sofort bemerkbar,<br />
sondern erst nach längerer Zeit, wenn<br />
der Motor nicht mehr so gut « zieht », wenn<br />
die Karosserie zu klappern und zu quietschen<br />
anfängt. Etwas aber, was man sofort merkt<br />
und leider an seinem Geldbeutel, das ist der<br />
ausserordentlich hohe Brennstoffverbrauch<br />
wenn man längere Strecken in hohem Tempo<br />
fährt. In eingehenden Versuchen ist festgestellt<br />
worden, dass eine Maschine b?i<br />
00<br />
km/St, etwa 25 % mehr Benzin verbraucht als<br />
bei 60 km. Das macht bei einem mittelstarken<br />
Wagen, der in massigem Tempo auf 100 km<br />
12 Liter Benzin verzehrt, 3 Liter mehr aus.<br />
• Auch das Oel, das bekanntlich nicht sehr<br />
1 billig ist, wird viel schneller verbraucht, sodass<br />
— gleiches Verhältnis wie beim Brennstoff<br />
vorausgesetzt — ein fünffacher Verbrauch<br />
an Oel festgestellt werden kann. Dazu<br />
kommen noch die Reifen, die bei einer<br />
Geschwindigkeit von 90 km/St, doppelt so<br />
stark abgenutzt werden wie bei 60 km/St.<br />
Kurz, bei schneller Fahrt ergibt sich eine<br />
-recht starke finanzielle Mehrbelastung, die<br />
bei längeren Reisen sich unangenehm bemerkbar<br />
macht. Die Zeitersparnis ist beireibung ist von dem Gewichte des Fahrzeu-<br />
ebener Strasse rollendes Fahrzeug gelangt,<br />
auf der Strassendecke. Die Grosse der Haft-<br />
Ein mit Schwung (ohne Motorantrieb) auf<br />
weitem nicht so hoch, wie man gemeinhin ges in einfacher Weise abhängig.<br />
nach einer gewissen Zeit von selbst zum<br />
annimmt. Nachstehende kleine Tabelle zeigt,<br />
H = G . a = P<br />
Stillstand. Es müssen also Kräfte vorhanden<br />
wie ungeheuer der Unterschied zwischen<br />
und kann, wie immer auch die Bremsen eines sein, die eine bremsende Wirkung ausüben<br />
dem nach Möglichkeit eingehaltenen Tempo<br />
Wagens wirken mögen, einen gewissen und somit die eigentliche Bremstätigkeit unterstützen.<br />
Diese Kräfte sind der Rollwider-<br />
und der in Wirklichkeit durchfahrenen<br />
Höchstwert nicht überschreiten — der Wagen<br />
kommt mit blockiertem Rad ins Gleiten. stand und der Luftwiderstand. Von den La-<br />
Strecke wird, wenn man hohe Geschwindigkeiten<br />
einhält:<br />
li ist eine für die Art der Bereifung und die gerneibungswiderständen im Wagen müssen<br />
Erreichte wirkl. Durchiit<br />
eingehall<br />
Oberfläche der Strasse charakteristische wir korrekterweise hier absehen, da diese<br />
Zahl, die konstant und von der Geschwindigkeit<br />
des Wagens daher unabhängig ist. Diebacken unterstützen, also an der zu unter-<br />
ausschliesslich die Wirkung der Brems-<br />
nes Tempo<br />
40<br />
höchste, zum Bremsen gebotene Adhäsionskraft<br />
ist also für alle Geschwindigkeiten eine Der Rollwiderstand ist bei allen Geschwinsuchenden<br />
Bremsung keinen Anteil geben.<br />
38<br />
5<br />
50<br />
43<br />
14<br />
60<br />
48<br />
20 Grosse.<br />
digkeiten annähernd konstant und, verglichen<br />
70<br />
54<br />
23<br />
mit den anderen Kräften, gering. Der Luftwiderstand<br />
nimmt jedoch bei grösseren Ge-<br />
80<br />
60<br />
25 Durch Vereinigung der beiden Gleichungen<br />
ergibt sich die bemerkenswerte Tat-<br />
80<br />
63<br />
30<br />
100<br />
34<br />
schwindigkeiten derartig zu, dass bekanntlich<br />
fast ausschliesslich die gesamte Motorsache,<br />
dass der Bremsweg mit dem Quadrate<br />
der Geschwindigkeit wächst, aber<br />
70<br />
U<br />
Aus dieser Tabelle kann man sich sehr<br />
leistung von ihm verzehrt wird.<br />
durch vergrösserte Adhäsion, also bessere<br />
leicht errechnen, dass jemand, der eine 500- Haftreibung, verringert werden kann, zwei Erfolgt die Beobachtung nicht auf ebener<br />
km-Strecke nach Möglichkeit mit ca. 65 km Tatsachen, die jeder Fahrpraktiker rein gefühlsmässig<br />
bestätigen wird. Unabhängig steigender Strasse noch eine Komponente der<br />
Strasse, dann kommt als Widerstand bei<br />
fährt, sie in etwa zehn Stunden bewältigt.<br />
Dreht er dagegen ordentlich auf, braust er zeigt sich der Bremsweg vom Gewicht des Schwerkraft als treibende Kraft auf einer<br />
mit 90 durch die Gegend, so erreicht er einen Fahrzeuges, was so viel heisst, dass ein Gefällestrecke zur Wirkung, woraus sich<br />
Durchschnitt von etwa 60 km und wird also Kleinwagen auf dem gleichen Wege wie ein auch die Tatsache erklärt, dass Bremswege<br />
in ungefähr acht Stunden am Ziel sein — schwerer Wagen aus einem, sagen wir 60- bergab ein Vielfaches oft der Bremswege<br />
vorausgesetzt, dass unterwegs alles gut geht! km-Tempo zum Stillstand gebracht werden bergan betragen. Wir sehen somit, dass die<br />
Als beste, relativ sicherste und wirtschaftlichste<br />
Reisegeschwindigkeit dürfte sich bei die Bremsen einwandfrei funktionieren. hat, soweit sie durch die direkte Bremswir-<br />
kann, vorausgesetzt, dass bei beiden Wagen bremsende Kraft wohl eine konstante Grosse<br />
Reisen eine Geschwindigkeit von etwa 70 bis<br />
kung der Räder, den Roll- und Steigwiderstand<br />
hervorgerufen wird, dass aber noch der<br />
80 km empfehlen. cpr. Der Bremsweg liesse sich also aus folgender<br />
Formel bestimmen:<br />
Luftwiderstand als bremsende Kraft hinzutritt,<br />
der von der Geschwindigkeit abhängig<br />
Wovon der Bremsweg abhängt. Ein Grundgesetz<br />
der Mechanik besagt, dass das Arbeitsvermögen<br />
eines bewegten Körpers mit worin s den Bremsweg in Metern, v die Ge-<br />
ist.<br />
—th—<br />
seiner Masse und dem Quadrat seiner Geschwindigkeit<br />
steigt. Dieses Gesetz in dieunbenannte Haftreibungszahl bedeuten. bedeutet Kraftverlust. Ein Motor, der an<br />
schwindigkeit in Metern in der Sekunde, /* die Kompressionsverlust. Kompressionsverlust<br />
Form einer Gleichung gekleidet, lautet<br />
Kompressionsverlusten leidet, arbeitet «träge»,<br />
die Zündung wird mangelhaft funktionie-<br />
Diese Gleichung kann in eine etwas verwendbarere<br />
Form gebracht werden und lautet<br />
sodann:<br />
ren, der Vergaser wird ein Verhalten zeigen,<br />
als wenn das Gasgemisch nicht in der richtigen<br />
Zusammensetzung wäre, tatsächlich ist<br />
worin die Masse M<br />
es auch nicht der Fall, doch liegt dies nicht<br />
m n wobei diesmal v die Geschwindigkeit, wie am Vergaser, sondern daran, dass der Motor<br />
(G = Gewicht, g = Erdbeschleunigung = 9.31 üblich in Kilometern pro Stunde angibt. aus den undichten Stellen Luft ansaugt. Man<br />
m/Sek. s ) bedeutet. Die Arbeit erscheint als<br />
Ein Beispiel: v = 50 kra/Std. bemerkt d-en Kompressionsverlust beim Ankurbeln,<br />
wenn der Motor zu leicht über die<br />
Produkt aus einer Kraft (konstanter Grosse) JU =r 0.7 (ein hoher Wert für günstige Bremsverhältnisse).<br />
Kompression gedreht werden kann.<br />
und einem Wege s, auf dem sie wirkt.<br />
Die Kraft P, welche die Bremsung des<br />
2500 13.7 Meter Zunächst gilt es, bei mehrzylindrigen Maschinen<br />
den Zylinder herauszufinden, in dem<br />
Körpers bewirkt, ist nichts anderes als die<br />
260 . 0.7 Bremsweg<br />
Haftreibung H der vier gebremsten Räder Dieses Resultat ist aber nicht fehlerfrei. der Kompressionsverlust vorhanden ist. Man<br />
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