E_1934_Zeitung_Nr.070
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N° 70 — <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
nens ja meist viel bedeutungsvoller sind als<br />
die Anfangslage. Wie Stuck das nächste<br />
Mal erscheint, hat er seinen Abstand vor Nuvolari<br />
und Chiron, die Platz gewechselt haben,<br />
aber wieder dicht aufeinanderfolgen,<br />
noch vergrössert. Caracciola prescht erst<br />
nach einer weiteren Pause vorbei, als siamesische<br />
Zwillinge diesmal Varzi auf Alfa und<br />
Dreyfus auf Bugatti hinter sich. Dreyfus hat<br />
damit Biondetti überholt. In die weiteren<br />
Ränge teilen sich Fagioli, Leiningen, Ghersi,<br />
HamiUon, Momberger, Brauchitsch, Balestrero,<br />
Hartmann und Earl Hovve. Gleich um<br />
zwei Positionen zurückgefallen ist dabei<br />
Ghersi.<br />
Der einige Minuten wolkenbruchartige Regen<br />
hat unterdessen wieder aufgehört. Es<br />
macht sogar den Anschein, als ob uns noch<br />
Sonne beschieden sein sollte. Den Fahrern<br />
wäre das gewiss erst recht zu gönnen; denn<br />
wenn auch die Tribünenstrecke einigermassen<br />
griffig ist, müssen ihnen die feuchten<br />
Waldstrecken schwer zu schaffen machen.<br />
In der dritten Runde wird der Vorsprung<br />
von Stuck schon mit 35 Sekunden gestoppt.<br />
Stuck ist dabei die Ruhe selbst. Seine Lenkbewegungen<br />
sind sparsam und präzise, und<br />
sein Wagen liegt wie ein Brett auf der Strasse,<br />
während das von manchen anderen nicht gerade<br />
behauptet werden kann. Nuvolari und<br />
Chiron haben sich offensichtlich ineinander<br />
verbissen. Caracciola kommt gegen sie nicht<br />
auf, und der übrige Teil der Kolonne zieht<br />
sich immer mehr in die Länge. Besonders<br />
Balestrero, Hartmann und Earl Howe lassen<br />
lange auf sich warten. Ghersi ist diesmal sogar<br />
von der siebenten auf die zehnte Stelle<br />
zurückgefallen. Anderseits konstatiert man<br />
ein deutliches Vorrücken von Momberger auf<br />
Auto-Union, der Ghersi und Biondetti überholt<br />
hat.<br />
In der vierten Runde ist Dreyfus, Bugatti,<br />
an die vierte Stelle vorgerückt und hat damit<br />
Caracciola und Fagioli geschnappt. Sollte<br />
es möglich sein...? Die übrigen Positionen<br />
bleiben ziemlich unverändert. Balestrero<br />
sucht die Boxe auf, lässt eine Kerze nachziehen,<br />
ist aber nach 30 Sekunden wieder<br />
unterwegs.<br />
Die fünfte Runde ergibt folgende Zeiten:<br />
Stuck (Auto-Union) 16 • 07<br />
Nuvolari (Maserati) 16 • 49<br />
Chiron (Alfa Romeo) 16 • 53<br />
Dreyfus (Bugatti) 17 :11<br />
Varzi (Alfa Romeo) 17 21<br />
Die Lage beginnt sich nun zu stabilisieren.<br />
Das Feld der Fahrer zieht sich immer mehr<br />
in die Länge. Während Stuck seinen Vorsprung<br />
auf 42 Sekunden erhöht hat, hat sich<br />
Nuvolari seinerseits einen grösseren Vorsprung<br />
vor Chiron herausgearbeitet. Dreyfus<br />
beginnt sich damit Chiron zu nähern. Auch<br />
Varzi strebt gewaltig nach vorn, während<br />
Caracciola auf die Höhe von Fagioli zurückfällt.<br />
Die Schlussposition scheint endgültig<br />
Balestrero einnehmen zu wollen; er ist stark<br />
dadurch behindert, dass sein dritter Getriebegang<br />
defekt geworden ist und nicht mehr benützt<br />
werden kann. Stuck hat bald darauf<br />
Balestrero und Hartmann schon überrundet,<br />
in der siebenten Runde auch Earl Howe, der<br />
an drittletzter Stelle fuhr. In dieser Runde<br />
fährt Caracciola übrigens unter grosser Erregung<br />
des Publikums an die Boxen, um seine<br />
Bremsen kontrollieren zu lassen. Nach 2J4<br />
Minuten Zeitverlust geht er wieder auf die<br />
Strecke. In der achten Runde hat Stuck auch<br />
den Viertletzten, Ghersi, um eine Runde hinter<br />
sich gebracht und in der neunten Runde<br />
beträgt sein Vorsprung vor dem Zweiten und<br />
Dritten, Nuvolari und Chiron, die wieder dicht<br />
aufeinander folgen, 55 Sekunden. Caracciola<br />
hält von Neuem an der Boxe, bespricht sich<br />
lange mit Neubauer, klettert dann, offensichtlich<br />
mühsam, in die Boxe hinein, während der<br />
Wagen mit Geyer am Lenkrad wieder davonprescht.<br />
Nochmals sind für diesen Wagen<br />
70 Sek. Zeit verloren. Wie man später erfährt,<br />
wurde Caracciola durch Beschwerden<br />
mit seinem noch nicht ganz verheilten Bein<br />
am Weiterfahren verhindert.<br />
Die zehnte Runde ergibt folgendes Klassement:<br />
Stuck (Auto-Union) ?1 59.2<br />
Nuvolari (Maserati) 32 54,R<br />
Ohiron (Alfa Romeo) 33 01,4<br />
TJreyfus (Busrafti) 8" 21<br />
Varzi (Alfa Ro-^i)<br />
zehnte Runde:<br />
•*? so<br />
Die folgenden Rän^e halten Fagioli, Prinz<br />
zu Leiningen, Momberger, Hamilton, Brauchitsch,<br />
Biondetti, Ghersi. Earl Howe, Hartmann,<br />
Balestrero und Geyer. Die bisher<br />
schnellste Runde des Rennens fuhr Stuck in<br />
seiner neunten Runde mit 3' 08", was einem<br />
Durchschnitt von 139,404 km/St, entspricht.<br />
Die Wetterlage hat sich inzwischen weiter<br />
verbessert. Auf der gepflasterten Tribünenstrecke<br />
beginnt die Fahrbahn bereits zu trocknen.<br />
Zwei schwarze Streifen, abradierter<br />
Gummi, zeichnen die Spur der Wagen auf<br />
dem Pflaster ab. Die Wagen rasen über dieser<br />
Spur wie auf Geleisen dahin.<br />
In der 13. Runde fehlt Hartmann, er nat<br />
beim Forsthaus aufgegeben. Momberger liegt<br />
nun vor Leiningen, den er hinter sich auf den<br />
achten Platz verwiesen hat. Balestrero ist<br />
vollends an den Schluss zurückgefallen,<br />
während Geyer sich wieder vorzuarbeiten<br />
beginnt. Von Stuck wird in der 12. Runde<br />
eine neue Bestzeit mit 3' 06" gemeldet, die<br />
einem Durchschnitt von 140,903 entspricht.<br />
Sein Vorsprung wächst ins Fabelhafte und<br />
beträgt jetzt schon 65 Sekunden. Nuvolari,<br />
Chiron und Dreyfus scheinen sich zu einer<br />
Gruppe zusammenschlössen zu wollen, auf<br />
die wiederum in gleichmässigem Abstand<br />
Fagioli und Varzi folgen. In der 16. Runde<br />
hat Chiron Nuvolari geschnappt. Wird er<br />
sich halten können? Bald darauf muss auch<br />
Varzi seinen fünften Platz an Fagioli abtreten.<br />
Gleichzeitig, in der 18. Runde, fällt Leiningen<br />
aus, da sein Getriebe in Brüche gegangen<br />
ist. Die letzte, beste Rundenzeit fuhr<br />
Chiron in seiner 15. Runde mit einer Zeit von<br />
3'05" und einem Stundenmittel von 141,64<br />
km. Nach 20 Runden war die Situation folgendermassen<br />
:<br />
20. Runde .<br />
Stuck (Auto-Union) 1 03 21<br />
Chiron (Alfa Romeo) 1 04 24,6<br />
Nuvolari (Maserati) 1 04 • 39<br />
Fagioli. (Mercedes-Benz) 1 05 10,6<br />
Varzi (Alfa Romeo) 1 05 12,4<br />
Bis zur 27. Runde verändert sich das Bild<br />
nicht mehr. Dafür bringt die 28. Runde allerhand<br />
Ueberraschungen. Nuvolari fährt zur<br />
Boxe, steigt aus und lässt seinen Motor kontrollieren.<br />
Erst nachdem in 214 Minuten Zündkerzen<br />
und Düsen gewechselt worden sind,<br />
kann er die Jagd wieder aufnehmen. Dreyfus<br />
ist unterdessen an ihm vorbei und hält nun<br />
vor Chiron die zweite Position, während Nuvolari<br />
in der 29. Runde erst wieder als Siebenter<br />
erscheint. An vierter Stelle liegt Fagioli,<br />
dessen früheren fünften Platz Momberger<br />
vor Varzi eingenommen hat. Durch Varzi<br />
wurde übrigens in der 17. Runde mit 2' 58"<br />
und einem Stundenmittel von 144,243 km eine<br />
neue Runden-Bestzeit aufgestellt. Dreyfus<br />
und Chiron fahren jetzt dicht hintereinander.<br />
Nuvolari scheint heute Pech zu haben. Nach<br />
der 30. Runde hält er von neuem an. wechselt<br />
Kerzen und tankt Wasser, verliert dabei drei<br />
Minutea und fällt auf den neunten Platz zurück.<br />
Genau gleich Fagioli, der damit von der<br />
vierten auf die siebente Stelle zurücksinkt.<br />
39. Runde :<br />
Stuck (Auto-Union) 1:33:55,2<br />
Dreyfus (Bugatti) 1:35:21<br />
Chiron (Alfa Romeo) 1:35:28,6<br />
Fagioli (Mercedes-Benz) 1:35:42,4<br />
Momberger (Auto-Union) 1:36:39,6<br />
Varzi (Alfa Romeo) 1:36:54<br />
Nuvolari (Maserati) 1:38:07<br />
Hamilton (Maserati) 1:38:13,6<br />
Biondetti (Maserati) 1:39:34,8<br />
Von Brauchitsch (Mercedes-Benz) 1:41:18,6<br />
Ghersi (Alfa Romeo) 1:46:04,2<br />
Geier (Mercedes-Benz) 1:48:00,6<br />
Earl Howe (Maserati) 1:49:24<br />
Balestrero (Alfa Romeo) 1:52:35,2<br />
Gerade in der Mitte des Rennens suchen<br />
auch die Spitzenfahrer die Boxen auf, um ihren<br />
Betriebsstoffvorrat zu ergänzen. Pneus<br />
werden keine gewechselt, was nicht zuletzt<br />
für die Güte des Strassenbelages und der Anlage<br />
der Strecke spricht. Stuck benötigt für<br />
seinen Tankhalt 1' 7", Dreyfus 1' 29", Chiron<br />
l'2O", Momberger sogar nur 51". Im Feld der<br />
Fahrer entstehen vorübergehend Verschiebungen,<br />
durch welche die Orientierung über<br />
die Lage erschwert wird. Die 40. Runde zeigt<br />
aber wieder eine im grossen ganzen unveränderte<br />
Reihenfolge.<br />
40. Runde :<br />
Stuck (Auto-Union) 2 • 06 : 02<br />
Dreyfus (Bugatti) 2-07:58,2<br />
Chiron (Alfa Romeo) 2 08 26<br />
Momberger (Auto-Union) 2 09 :27,2<br />
Fagioli (Mercedes-Benz) 2 • 09 : 39,8<br />
Varzi (Alfa Romeo) 2 :10 :15,2<br />
Stuck dreht seine eindrucksvollen Runden<br />
mit der Regelmässigkeit eines Uhrwerks<br />
und gewinnt immer noch mehr Vorsprung. Da<br />
auch Momberger weiter im Aufholen begriffen<br />
ist, wachsen die Chancen für einen überlegenen<br />
Sieg der Auto-Union zusehends, um so<br />
mehr, als Nuvolari nach seiner 36. Runde an<br />
der Boxe definitiv aufgab und Fagioli wieder<br />
mehr ins Hintertreffen geraten ist. In der 43.<br />
Runde kann sich zwar Fagioli wieder vor<br />
Momberger plazieren, muss diesem aber<br />
schon nach zwei weiteren Runden den vierten<br />
Platz wieder räumen, weil sein Motor von<br />
neuem Ueberhitzungserscheinungcn zeigt.<br />
Beim Oeffnen des Kühlers an der Boxe<br />
schiesst eine gewaltige Dampfsäule hoch,'und<br />
das Auspuffgeräusch lässt Aussetzer erkennen.<br />
In seiner nächsten Runde erscheint Fagioli<br />
erst wieder an sechster Steile. Die 47.<br />
Runde bringt den definitiven Ausfall von Balestrero,<br />
nachdem dieser Fahrer schon zweimal<br />
vorher, einmal zur Kerzen- und einmal<br />
zur Vergaserkontrolle, angehalten hatte. Getriebebruch.<br />
Wenig später nimmt Momberger<br />
Chiron seinen dritten Platz ab. Gleichzeitig<br />
geht der Motor von Brauchitsch seinem Ende<br />
entgegen. Der Motorhaube entströmt bei seiner<br />
Vorbeifahrt beidseitig weisser Rauch.<br />
Noch eine Runde, und der Wagen wird mit<br />
gebrochener Oelleitung als erledigt hinter die<br />
Boxen geschoben. Auch für Chiron wird die<br />
Lage kritisch. In der 50. Runde muss er sich<br />
von Momberger überholen lassen, bald darauf<br />
Grosser Preis der Schweiz<br />
26. August <strong>1934</strong> BERN<br />
SIEGER:<br />
ZWEITER<br />
Hans Stuck auf Auto-Union P Wagen<br />
Stundendurchschnitt 140.35 Kilometer<br />
Momberger auf Auto-Union P Wagen<br />
Ausstellung:<br />
MüRbijoustr.P<br />
Sehne ste<br />
Tagesrunde<br />
Momberger auf Auto-Union P Wagen<br />
. in Rekordzeit, Stundendurchschnitt von<br />
'<br />
151,49 Kilometern<br />
Schnellste Runde Kessler auf Maserati<br />
Kleinwagenklasse:<br />
Sämtliche<br />
ohne jeden Reifenwechsel<br />
auf den immer zuverlässigen<br />
Pneus<br />
inen<br />
Continental Caoutchouc Co. A.G.<br />
Genf ZÜRICH St. Gallen<br />
Vertretung und Service<br />
Sulgeneck-Garage AG Bern<br />
Sulgenrain 28 - Tel. 21.919<br />
AUSSTELLUNG: MONBIJOUSTR. 8, TEL. 28.930<br />
Untervertreter:<br />
SCHMID, GLAUSER & CIE., BERN<br />
Burgernzielgarage, Muristrasse 60, Telephon 29.401<br />
GARAGE GEISER, LANGENTHAL<br />
Telephon 300