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E_1934_Zeitung_Nr.072

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lands Gebirge, ehe er sich ergibt. Er ent-staufenpfalspringt einem Sumpf in der Nähe der Stelle, Friedrich II. aus Italien mit seinen Saraze-<br />

besass. Hier traf einst Kaiser<br />

wo auch die Donau ihren Weg beginnt. Zuerst<br />

schäumt und zischt er als Wildbach tenden Tierpark aus Löwen, Giraffen und<br />

nenregimentern und seinem ihn stets beglei-<br />

durch den Schwarzwald und belustigt sich Elefanten ein, um seinen Sohn, der gegen<br />

an dem Spiel, Mühlen zu treiben, ehe die<br />

Rebengärten an seinen Ufern zu wachsen<br />

beginnen und ehe er bei Stuttgart ein kleines<br />

deutsches Paradies bildet. Er hat manchmal<br />

etwas von Gelahrtheit, Tübingen und Heidelberg<br />

liegen an seinen Ufern, und Hölderlin<br />

und Schiller sind mit der Musik seines Wellenganges<br />

im Ohr geboren. Er hat manchmal<br />

auch etwas Wildes, denn Frundsberg und<br />

Götz von Berlichingen sind seine Kinder. Er<br />

besitzt noch häufiger eine Zeitlosigkeit, die<br />

auch die Schleusen, die seine Wasserstrasse<br />

an die Donau und damit an die Welt angliedern,<br />

nicht zu stören vermögen. Er ist ein<br />

stus über ihr ist vollkommen erstarrt. Die<br />

beiden Verbrecher zu seinen Seiten aber Diese Macht beweist auch die Rathausbibliothek,<br />

in der die Briefe des Schutz er-<br />

Strom des 18. Jahrhunderts, kein Fluss von sind so wild verbogen, als seien sie von<br />

heute, und an manchen Stellen, wo die Ufer einem unaufhörlichen Schrei durchzittert bittenden Schiller neben den Briefen Tillys,<br />

steil und die Matten grün sind, könnte er und als würden ihre Knochen mit jeder Minute<br />

aufs neue zerschlagen. Um diese Grup-<br />

hängen. Die Macht dieser Stadt war selbst-<br />

Prinz Eugens und Götz' von Berlichingen<br />

ein Fluss der deutschen Märchenlandschaft<br />

Sein, die ja auch nur aus Burgen, Ruinen und pe aber singen die Vögel aus den blühenden bewusst auch der Zeit gegenüber. Eine Uhr<br />

abgeklärter Zeitlosigkeit besteht.<br />

Büschen, als sei der Frühling am Neckar unteilhaftig<br />

all des Verhängnisses und der Tra-<br />

teilt, heilt». Im Fenster des Rathauses sind<br />

im Saal trägt die Inschrift «Die Zeit eilt,<br />

Der Neckar Tiat seine köstlichste Partie<br />

zwischen Heidelberg und Heilbronn, zwischen<br />

der Stadt, welche die Fürsten, und der verzerrten Mienen zeigen.<br />

lassen, die zum Teil heute noch die Stadt<br />

gik, welche die Denkmäler aus Stein in ihren die Wappen der alten Bürgerfamilien einge-<br />

Stadt, welche die Bürger gross gemacht haben.<br />

Das Schloss von Heidelberg war. so-<br />

Der schönste Platz in Wimpfen ist derbewohnen.<br />

lange es unversehrt dastand, eines der<br />

schönsten Denkmäler deutscher Baukunst.<br />

Heidelberg ist der von Efeu umwobene Mittelpunkt<br />

des Schlösserdistrikts, der, organischer<br />

und gesammelter als der an der Loire,<br />

sich zwischen Neckar und Rhein dahinzieht.<br />

Das Mannheimer Schloss, das Bruchsaler<br />

Schloss und das Schwetzinger Schloss liegen<br />

in einem bedeutsamen Kreis um den<br />

phantastisch sich aufreckenden Schlosskomplex<br />

von Heidelberg, unter dem der Neckar<br />

durch eine von Figuren gekrönte alte Brücke<br />

dahinfliesst, die Goethe fast als die schönste<br />

der Welt erschien.<br />

Von Heidelberg an flussaufwärts ist der<br />

Neckar so eigenwillig eng, dass die Burgen<br />

und Schlösser von Zwingenberg und Neckarsteinach,<br />

von Hirschhorn und Eberbach auf<br />

spitzen Hügeln stehen müssen, während die<br />

alten Städte unter ihnen sich ängstlich wie<br />

Vögel an die Bergwände pressen.<br />

In derselben überraschenden Art bekommt<br />

der Fluss dann plötzlich Weite und Horizont.<br />

Die Dörfer liegen jetzt mit ausserordentlichem<br />

Raumgefühl und klar im Hintergrund.<br />

Und auf einem hochgewölbten Hügel des<br />

linken Ufers breitet sich dann die Silhouette<br />

von Wimpfen aus. das einmal unter den Römern<br />

Cornelia hiess und später eine Hohen-<br />

ihn gemeutert hatte, in Wimpfen zu treffen<br />

und zu bestrafen.<br />

Der obere Teil von Wimpfen ist eine<br />

förmliche Galerie von Bürgerpalästen, schönen<br />

hochgezogenen Fachwerkhäusern, die an<br />

den steil ansteigenden und jäh sich wieder<br />

senkenden Strassen mittelalterlich würdig<br />

stehen, während die Ritter in ihren Nischen<br />

sehnsüchtig nach der Sonne hinaufblicken.<br />

Neben der Kirche steht eine grosse Anbetung<br />

am Kreuz. Der Knienden ist von oben nach<br />

unten das Gesicht weggeschlagen, der Chri-<br />

Kreuzgang der gotischen Kirche am Fluss.<br />

In diesem Kreuzgang zittern die Eibenzweige<br />

in dem Frühlingswind, ein uralter Hollunderbaum<br />

spannt sich, mit Moos versilbert, fast<br />

durch den ganzen Garten, und die schlanken<br />

Birken, die neben ihm stehen, erschauern ein<br />

wenig in Ehrfurcht vor so viel Alter und<br />

soviel Ruhe. Ein paar Hagebutten leuchten<br />

mit dunklem Rot, und die vielen gotischen<br />

Fenster des Chorganges mit ihren reizenden<br />

Schnörkeln sind mit einer Wand von Efeu jungen Blätter in dem vor Spannung fiebri-<br />

zugewachsen, vor der die Sonne wie mit<br />

einem leichten Schrecken zurückprallt.<br />

Dieser Chorgang ist in einem vortrefflichen<br />

Maße deutsch, in seiner Poesie, seiner<br />

Derbheit, seiner Grazie und seiner Stille,<br />

seiner Weltverlorenheit und seinem klaren<br />

Ausmass, in seiner Versonnenheit und seiner<br />

sicheren Vollendung. Wo sonst gibt es so<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N« 72<br />

viel Widersprüche und doch so viel Harmonie<br />

auf einem so engen Raum ?<br />

Ganz in der Ebene liegt dann schliesslich<br />

Heilbronn. Selbst die Häuser an seinem alten<br />

Platz scheinen schwäbisch reden zu können.<br />

An der Kilianskirche hängen die Wasserspeier<br />

herunter auf den Platz und unter dem<br />

Hauptaltar hörte man früher das Wasser zu<br />

dem siebenarmigen Brunnen hinrauschen,<br />

nach dem die Stadt ihren Namen hat..Heil-,<br />

bronn ist mächtiger als Wimpfen uöd/ze$gtbin<br />

stolzer Geste den Geist der freien Städte<br />

des westlichen Deutschland.<br />

Heilbronns Rathaus ist eines der Kronstücke<br />

Württembergs. Es steht einfach, edel<br />

und breit am Marktplatz. Sein Gehabe ist<br />

so, als wolle es kein Schloss sein, sondern<br />

nur ein bürgerliches Haus, nicht aus Demut,<br />

sondern aus Trotz. Seine Front ist mächtig,<br />

würdig, patrizisch, mit keiner Linie zu viel,<br />

aber auch mit keiner zu wenig, mit zwei<br />

Treppen rechts und links. Sonst nichts. Nur<br />

die riesige, mit Gold und Ornamenten in hoher<br />

Kunstfertigkeit gebildete Uhr, welche die<br />

ganze Mitte des Baues einnimmt und gliedert,<br />

die Uhr mit dem krähenden Hahn, den<br />

Tieren und den Sternbildern, nur diese meisterhaft<br />

vollendete Uhr ist ein altes Symbol<br />

der Macht und des Stolzes der Stadt.<br />

Schaut man nun auf die Ufer des Neckars,<br />

die friedlich vor einem liegen, so sieht man<br />

ein wunderbares, kräftiges, zukunftsreiches<br />

Land. Mit kleinen Hügeln, in seliger Atmung<br />

hinauf- und hinunterwogend, streckt sich die<br />

Landschaft dahin.<br />

Die Schollen sind braun und fett und erwarten<br />

den vollen Frühling. Braun stehen<br />

die Stämme der Eichen hinter dem braunen<br />

aufgeworfenen Ackerland. Grün leuchten die<br />

gen Vorfrühlingsglanz der Luft.<br />

Und hoch auf -den geschwungenen Firsten<br />

der Aecker stehen die pflügenden Bauern<br />

mit ihren hellen Pferden. Sie stehen fast mit<br />

denselben Bewegungen da, wie die Heiligen,<br />

die auf den Brücken und auf den Kirchendächern<br />

besinnlich sich erheben und aufmerksam<br />

und voller Zutrauen in den schönen<br />

seidigen Himmel Westdeutschlands hineinschauen.<br />

(Aus dem neuen Buch Kasimir Edschmids<br />

« Westdeutsche Fahrten». — Societäts - Verlag,<br />

Frankfurt a. M.)<br />

Der Tagesfilm<br />

Die « Heiligenbildchen ».<br />

Die folgende amüsante Geschichte hat den<br />

Vorzug, völlig wahr zu sein. Einzige Insassin<br />

jdes Armenhauses einer hoch in den Allgäuer<br />

Bergen gelegenen kleinen und dürftigen Gemeinde<br />

ist die alte Frau Atzberger, Crescenz<br />

mit Vornamen. Der Lebensabend, den sie<br />

hier verbringt, ist, wie man sich vorstellen<br />

kann, karg, trübe und einförmig, und so ist<br />

ihr der Ortsgeistliche, der sie zuweilen aufsucht,<br />

stets ein hochwillkommener Besuch.<br />

Als er nun letzthin wieder einmal bei ihr erscheint,<br />

trifft er sie gerade bei ihrem Mittagessen,<br />

das aus nichts weiter als aus kalten<br />

Kartoffeln in der Schale besteht. Dieser Anblick<br />

nun aber erbarmt sein menschenfreundliches<br />

Herz so, dass er sie fragt, wenngleich<br />

er die Antwort schon im voraus weiss, ob es<br />

denn wirklich niemanden in der weiten Welt<br />

gebe, der ein wenig für sie sorgen könne, und<br />

ob insbesondere denn ihr vor vielen Jahren<br />

nach Amerika ausgewanderter Sohn die Mutter<br />

nicht etwas zu unterstützen vermöchte.<br />

Nein, nein, erwiderte sofort abwehrend die<br />

Atzbergerin, der Bub schriebe ihr fleissig,<br />

dass es ihm drüben so weit ganz gut gehe,<br />

und das genüge ihr; wenn sie das nur wisse,<br />

wolle sie schon gern bei ihren trockenen Kartoffeln<br />

verbleiben. Der Pfarrer freilich ist<br />

stirnrunzelnd anderer Meinung. Gerade wenn<br />

es dem Sohn gut gehe, sei es doch seine<br />

Pflicht, auch der Mutter zu gedenken. Er, der<br />

Pfarrer, wolle nun selbst an den Buben<br />

schreiben; unverweilt solle ihm die Mutter<br />

seine Adresse geben. Eine ganze Weile lang<br />

sträubt sich die Alte noch. Dann aber ergibt<br />

sie sich der kirchlichen Autorität, humpelt<br />

seufzend davon und kehrt mit der alten Seifenpulverkiste<br />

zurück, in der sie die Briefe<br />

des Sohnes sammelt: «Sehn S\ Hochwürden,<br />

da is sei letzter Brief; da können S' die<br />

Adressen gleich abschreiben. Und oans von<br />

die Bildin, die wo er immer mitschickt, is aa<br />

dabei. » « Bildin? » fragt, von einer fatalen<br />

Ahnung durchzuckt, der Pfarrer, «Bildin?<br />

Was für Bildin? » « Halt so Bildin, Heiligenbildln<br />

halt von die Amerikaner», antwortet<br />

arglos die Atzbergerin, « da hob i schon an<br />

ganzn Haufen.» Und nun hebt das Weiblein<br />

ein, zwei, drei, vier Handvoll Zehndollarscheine<br />

aus der Kiste., ein Vermögen für<br />

die arme Alte. « Und so etwas nährt sich von<br />

trockenen Kartoffeln», ist alles, was df"<br />

Pfarrer vor gutmütiger Ueberraschung ;L<br />

sagen vermag...<br />

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