E_1934_Zeitung_Nr.077
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NO 77 - <strong>1934</strong><br />
LÜFTFAH<br />
:<br />
Die Flugzeuge des Europafluges.<br />
In den Jahren 1929 und 1930 wurde der<br />
Europaflug von Deutschland gewonnen, im<br />
Jahre 1932 von dem gleich darauf tödlich<br />
verunglückten Polen Zwirko. Die polnische<br />
Nation kann nicht wenig stolz darauf sein,<br />
am letzten Samstag aus dieser schwierigsten<br />
fliegerischen und flugtechnischen Prüfung<br />
zum zweitenmal siegreich hervorgegangen zu<br />
sein, um so mehr, als die Maschine des Siegers<br />
Bajan, diejenige des Zweiten, Plonczynski,<br />
und die Maschinen der übrigen vorn<br />
im Klassement figurierenden Piloten ein hundertprozentig<br />
polnisches Erzeugnis darstellten.<br />
Es handelt sich dabei um den von Flugzeug-Versuchswerkstätten<br />
gebauten Hochdecker<br />
Typ RWD 9, eine Verbesserung des<br />
Baumusters, mit dem schon Zwirko gesiegt<br />
hatte. Die Maschine ist mit einem Neunzylinder-Scoda-Sternmotor<br />
mit Kompressor ausgerüstet,<br />
der 265 PS nominell und 306 PS bei<br />
3500 Touren leistet, dabei nur 148 kg wiegt<br />
und einen Zylinderinhalt von 7,6 Liter aufweist.<br />
Der Propellerantrieb ist im Verhältnis<br />
von 3:2 untersetzt, der Metallpropeller<br />
selbst am Boden verstellbar. Der Rumpf ist<br />
vierplätzig ausgebaut und besteht aus einem<br />
geschweissten Stahlrolirgerippe mit Stoffbesnannung.<br />
Die leicht zurückklappbaren, zweihplmigen<br />
Holzflügel sind durch V-Streben<br />
arn Rumpf abgestützt, im Gegensatz zum<br />
RWiD-Typ 1932, bei welchem sie nur einen<br />
Holm; und eine Strebe aufwiesen. Auch die<br />
Flügelbespannung besteht aus Stoff. Vor der<br />
ganzen Flügelvorderkante verläuft eine<br />
Spaltklappe, die mit der Landungsklappe an<br />
der Flügelhinterkante mechanisch verbunden<br />
ist. Die Querruder sind wie die Landeklappen<br />
mit einem Spalt an die Flügel angeschlossen.<br />
Die Stabilofläche kann im Flug<br />
verstellt werden, und die Bremsen der Landungsräder<br />
werden mit Pedalen bedient. Zum<br />
Anwerfen des Motors ist ein pneumatischer<br />
Anlasser vorgesehen, der vom Führersitz aus<br />
mit dem Fuss betätigt wird. Die Maximalgeschwindigkeit<br />
der Maschine beträgt über<br />
270 km/St., ihre Landegeschwindigkeit weniger<br />
als 60 km/St, und der Aktionsradius maximal<br />
2500 km.<br />
Seidemann, der als vorderster deutscher<br />
Pilot den dritten Platz einnahm, flog eine<br />
Fieseler-Maschine, Typ 97, mit dem neuen<br />
Sechszylinder-Argus-Motor, einem Reihenmotor<br />
mit hängenden, luftgekühlten Zylindern,<br />
210 PS bei 2400 Touren, 8,82 Liter Zylinderinhalt<br />
und 160 kg Gewicht. Der viertklassierte<br />
Tscheche Ambruz benützte einen<br />
Avia-Tiefdecker mit Walther-Bora-Motor,<br />
^Osterkamp (Deutschland) eine BFW-Messer-<br />
^schmitt mit dem neuen Hirth-Achtzylindermotor<br />
von 8 Liter Zylinderinhalt, 225 PS bei<br />
3000 Touren, 150 kg Gewicht und V-förmig<br />
angeordneten, hängenden, luftgekühlten Zylindern.<br />
Auf einer gleichen Maschine machte<br />
Junk das Rennen mit, der als Sechster einkam.<br />
Eine BFW-Maschine mit Argus-Motor<br />
pilotierte Franke, während Bayer und Hirth<br />
Fieseler-Hirth-Maschinen und Hubrich eine<br />
Fieseler-Argus flogen.<br />
Von den 12 gestarteten polnischen Maschinen<br />
kamen 5 ans Ziel, von den 12 deutschen<br />
Maschinen deren 8, von den 3 tschechischen<br />
(den Avia-Tiefdeckern von Ambruz<br />
und Zacek und dem RWD Walther Bora von<br />
Änderte) alle, während sich von den Italienern<br />
nur Francois auf PS I mit 7-ZyIinder-<br />
200-PS-Fiat-Motor A 70 zu klassieren vermochte.<br />
Wie bei der deutschen Gruppe die<br />
Klemm, fielen diesmal bei den Italienern alle<br />
3\ Breda mit Fiat- und Colombo-Motoren<br />
aus.<br />
JVonstop-FIug nach Indien. Heute Freitag<br />
starten in London der bekannte englische<br />
Sportflieger Sir Alan Cobham und Schwadronführer<br />
William Helmore zu einem Nonstop-Flug<br />
nach Indien. Sie benützen eine<br />
Airspeed-Courier-Maschine mit 240 PS Siddeley-Lynx-Motor.<br />
Besondere Beachtung verdient<br />
der Flug deshalb, weil unterwegs mehrmals<br />
in der Luft nachgetankt werden soll, so<br />
Das von Cobham auf d«n Nonetop-Flug nach Indien<br />
benutzte Airspeed-Courier-Flujzeui mit «einem einziehbaren<br />
Fahrgestell.<br />
-s.<br />
zum erstenmal direkt nach dem Start, dann<br />
über Malta, über Aegypten und über Basra.<br />
Als Tankflugzeuge wurden Bombenflugzeuge<br />
der englischen Luftstreitkräfte vorbereitet.<br />
Das Problem der Brennstoffübernahme in<br />
der Luft wurde aufs gründlichste studiert<br />
und war Gegenstand vieler Versuche Sir<br />
Alans und Helmores schon seit zwei Jahren.<br />
Durch den Nonstop-Flug nach Indien<br />
sollen nun die Zweckmässigkeit und praktische<br />
Durchführbarkeit der dabei herausentwickelten<br />
Verfahren und Vorrichtungen praktisch<br />
demonstriert werden. Die Untersuchungen<br />
erstrecken sich vor allem auch auf die<br />
Prüfung der günstigsten Verbindungsschlauchdimensionen<br />
und die Vornahme von Sicherungen<br />
gegen das Auftreten statischer, elektrischer<br />
Entladungen, die unter Umständen<br />
hohe Werte annehmen und beim Tanken in<br />
der Luft zu einer beträchtlichen Explosionsgefahr<br />
werden können. Praktische Bedeutung<br />
kommt dem Flug noch deshalb zu, weil<br />
man vielleicht in Zukunft noch vielfach von<br />
der Möglichkeit, mit wenig Brennstoff und<br />
leichter Maschine zu starten, und erst in der<br />
Luft den nötigen Brennstoffvorrat zu übernehmen,<br />
Gebrauch machen wird. -at-<br />
Dle zivile Luftfahrt braucht mehr Landungsplätze.<br />
Wenn man zwischen den Personenautos<br />
und "den heute angestrebten privaten<br />
Reiseflugzeugen Vergleiche zieht, so<br />
sieht man, dass ein Flugzeug in Bezug auf<br />
Geschwindigkeit dem Automobil wohl überlegen<br />
ist, dass aber seine Bewegungsfreiheit<br />
durch einen Mangel an geeigneten Landungsplätzen<br />
behindert wird, während sich<br />
die beiden Verkehrsmittel in Bezug auf Anschaffungs-<br />
und Betriebskosten ungefähr<br />
gleichkommen. Ein mittleres Auto von 40 PS<br />
hat als Aequivalent beim Flugzeug den 80-<br />
PS-Motor, aber beide Beförderungsmittel<br />
kosten zirka 7000 Fr. und ihr Verbrauch beziffert<br />
sich auf 15 1/100 km beim Auto und<br />
30 I in der Stunde beim Flugzeug, das mit<br />
dieser Brennstoffmenge 200 km Landweg<br />
zurücklegt. Zudem ist der Pneuverbrauch,<br />
welcher beim schnellfahrenden Auto unproportional<br />
rasch ansteigt, beim Flugzeug nicht<br />
zu berücksichtigen. Diese Vergleichsziffern<br />
sprechen ganz bestimmt für die noch nicht<br />
erschlossene Popularität der zivilen Luftfahrt,<br />
doch steht ein bedeutender Mangel an<br />
geographisch günstig gelegenen Landungsplätzen<br />
einer erfreulichen Weiterentwicklung<br />
gegenüber. Das ausgebaute Netz der gesicherten<br />
Verkehrsflughäfen ist für den Privatflieger<br />
zu weitmaschig. Wenn er sich<br />
nach der Landung noch durch eine Auto-<br />
Neue Tendenzen der Flugzeugindustrie.<br />
Vor nicht allzu langer Zeit befasste sich der<br />
Flugzeugkonstrukteur nur mit dem Entwurf<br />
und Bau der Zelle und dem Einpassen eines<br />
geeigneten Motors. Umgekehrt stellten die<br />
Motoren wiederum in den meisten Fällen ausschliessliche<br />
Spezialartikel von Motorenfabriken<br />
dar. Immer mehr zeigt sich aber in den<br />
letzten Jahren die Tendenz, den Flugzeugund<br />
Motorenbau zu vereinigen. Zahlreiche<br />
Flugzeugbaufirmen sind bereits schon selbst<br />
zum Motorenbau übergegangen, während anderseits<br />
auch nicht wenige Motorenfabriken<br />
den Bau von Zellen aufgenommen haben. Die<br />
Entwicklung wird zu ähnlichen Verhältnissen<br />
führen, wie man sie seit langem im Automobilbau<br />
vor sich hat und wo normalerweise die<br />
Karosserie, das Fahrgestell und der Motor<br />
auch von ein und derselben Firma gebaut<br />
werden.<br />
-s.<br />
Geographieunterricht vom Flugzeug aus<br />
wird gegenwärtig holländischen Schulkindern<br />
versuchsweise erteilt. Kürzlich ist eine<br />
Klasse mit ihrem Lehrer in einem Verkehrsflugzeug<br />
aufgestiegen, um jene holländischen<br />
Landesteile zu überfliegen, die. zurzeit im<br />
geographischen Klassenunterricht behandelt<br />
werden.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Vorführung der neuen Serie<br />
„Jahr-Voraus"<br />
STUDEBAKER<br />
fahrt, die sich natürlich höchstens mit einem<br />
Drittel der Fluggeschwindigkeit abwickelt,<br />
bis zum Bestimmungsort befördern lassen<br />
muss, so bedeutet das nicht nur einen grössern<br />
Geld- und Zeitverlust, sondern auch<br />
eine erhebliche Komplikation in der Verkehrsabwicklung.<br />
Deshalb sollten alle grössern<br />
oder verkehrsreichen Ortschaften ihre<br />
eigenen nur für Flugzeuglandungen und<br />
-Start reservierten und entsprechend markierten<br />
Landungsplätze erhalten. Die Ausmasse<br />
der Plätze müssten nicht besonders<br />
gross sein, da die kleinen Tourenmaschinen<br />
ganz besonders für kurze Start- und Landungsstrecken<br />
gezüchtet werden.<br />
Die Forderung nach einem organisierten<br />
Netz von Landungsplätzen hat ähnlichen<br />
Charakter wie der Strassenbau für das Automobil<br />
— doch scheint die Gemeinschaft<br />
der Zusammenarbeit von Staat und Gemeinde,<br />
die den Ausbau des Strassennetzes ermöglichte,<br />
sich nicht so leicht für die Forderungen<br />
der zivilen Luftfahrt erwirken _zu<br />
lassen.<br />
-rdie<br />
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hat . . . modern und doch geschmackvoll . . .<br />
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Lausanne: Garage et Ateliers des Jordils S. A., Basel: Krähenbilhl & Cle., Hardstr. 21<br />
Les Jordils Zürich: Binelli & Ehrsam A,