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E_1935_Zeitung_Nr.010

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* Bern, Dienstag, 5. Februar <strong>1935</strong><br />

///. Blatt der „Automobil-Revue" No. 10<br />

des A&etuUattdes?<br />

Cut fflaan nimmt Abschied<br />

uait de* tOdt<br />

Vor ungefähr sechs Monaten standen ein<br />

Dutzend Reporter und Photographen ungeduldig<br />

auf dem Pariser Nordbahnhof und erwarteten<br />

einen Reisenden, der folgendermassen<br />

signalisiert worden war: Mittelgross,<br />

braungebrannt, graues Haar, grauer Schnurrbart,<br />

weicher grauer Hut. Wird von einer<br />

Frau in Krankenpflegerinnentracht begleitet...<br />

Und vor ein paar Tagen, auf dem Gare de<br />

Lyon, standen abermals ein paar Dutzend<br />

Reporter im Frühlicht, der sonderbare Reisende<br />

ist da, hat den gleichen grauen Hut<br />

auf, der inzwischen an Frische eingebüsst<br />

hat, wie die Sonnenbräune der Wangen, und<br />

ihm zur Seite steht die Frau in Krankenpflegerinnentracht<br />

und hält ein Taschentuch<br />

vor die Augen. Denn diesmal geht es nicht<br />

ums Wiedersehen, sondern um Abschied...<br />

Cha,rles-Benjamin U11 m o, nach dem Kapitän<br />

Dreyfus der berühmteste Bewohner<br />

der Teufelsinsel, ehemals Linienschiffsleutnant<br />

und des Verrats militärischer Geheimnisse<br />

schuldig erkannt, zu lebenslänglicher<br />

Verbannung verurteilt und nach einem Vierteljahrhundert<br />

Einsamkeit begnadigt — er<br />

war vor 6 Monaten nach Europa gekommen,<br />

um als Fünfziger ein neues Leben zu beginnen.<br />

Damals hatte er, der fünfundzwanzig<br />

Jahre lang nichts gesehen hatte als Riffe und<br />

Meer, Leben und Gemeinschaft neu erlernen<br />

müssen wie ein Kind, und die Welt, von der<br />

«r nur durch spärliche <strong>Zeitung</strong>snachrichten<br />

gehört hatte, war ihm wie eine kochende<br />

Retorte vorgekommen, in der es unmöglich<br />

schien, sich zurechtzufinden.<br />

Mit einer begreiflichen Gier hatte er von<br />

all den Wundern gekostet, den Fortschritten<br />

der Technik, Kino, Flugzeug, Automobil, und<br />

hatte Paris, das er zu einer Zeit verlassen<br />

hatte, in der gemächliche Fiaker über die<br />

Champs-Elysees rollten und die Pferdeomnibusse<br />

über das holprige Pflaster der Boulevards<br />

ratterten, wie etwas Unfassbares angestaunt,<br />

denn die einzige grössere Stadt,<br />

die er auf seiner Reise zu sehen bekommen<br />

hatte, war Le Havre gewesen, wo er von<br />

einem Bahnhof zum andern fuhr.<br />

Sechs Monate hat Ullmo in Paris verbracht,<br />

unter Freunden, ehemaligen Bekannten,<br />

denn niemand fiel es ein, dem gealterten<br />

Mann seine Jugendsünde vorzuwerfen, und<br />

dort, wo vielleicht noch Ablehnung verankert<br />

war, zeigte es sich, dass die Neugier<br />

iärker war als alle Prinzipien. Es ist zu<br />

vermuten, dass Ullmo auf Freundlichkeit und<br />

guten Willen stiess, dass niemand versuchte,<br />

ihm seine Vergangenheit nachzurechnen. Um<br />

Die Magd des Jürgen Doskocil.<br />

Roman von Ernst Wiechert<br />

(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />

Das Schwurgericht war noch im Oktober,<br />

und die Verhandlung dauerte nicht länger als<br />

eine Stunde. Marte wurde zu einem Jahr Gefängnis<br />

verurteilt und wollte nicht, dass man<br />

ein Gnadengesuch für sie einreiche. «Ich habe<br />

getötet, um ein Kind zu haben», sagte sie.<br />

«Das ist meine Gnade, und eine andere will<br />

ich nicht»<br />

Aber Jürgen bat um eine Gnade. Er stand<br />

von seiner Bank auf und trat vor den Tisch<br />

des Gerichts. Sein Gesicht war grau, wie aus<br />

der Welt gegangen, und seine Arme hingen<br />

wie Fremde an ihm herab, aber er sah dem<br />

Vorsitzenden furchtlos ins Gesicht und sagte<br />

laut, dass er um die Gnade bitte, seine Frau<br />

und das Kind, das sie trage, auf seinen Armen<br />

bis in ihre Zelle tragen zu dürfen, wie er<br />

sie aus dem Wasser in den Frieden getragen<br />

habe. Denn.auch er möchte etwas zu dem tun,<br />

was sie ihm abgenommen hatte.<br />

Einen Augenblick war ein verlegenes und<br />

unsicheres Schweigen, weil unter seinen einfachen<br />

Worten das Recht, so milde es gehandhabt<br />

worden war, sich vom Unrecht nicht<br />

mehr unterscheiden zu lassen schien und der<br />

Obmann der Geschworenen, ein grosser Fischereipächter<br />

und lebenssicherer Mann, aufstand<br />

und an das Fenster trat, als wolle er<br />

dies alles nicht mehr sehen. Aber dann durfte<br />

Jürgen tun, worum er gebeten hatte, und er<br />

nahm Marte behutsam in seine Arme und trug<br />

Von Klageweibern, Tabakschmeckern, « Guten Rufmachern », den « Herren Dr. Störer,<br />

Vorgebrauch, Nachgebrauch » und andern modernen Berufsmenschen.<br />

Die fortschreitende Technisierung der sie weinen,<br />

Welt hat es notwendigerweise mit sich gebracht,<br />

dass neue Berufe entstanden. Allein<br />

durch die letzten grossen Erfindungen des<br />

Radios und Tonfilms sind Berufe geschaffen<br />

worden, an deren Möglichkeit vor zehn Jahren<br />

noch niemand geglaubt hätte. Die Weltkrise<br />

mit ihrer unsagbaren Not und Arbeitslosigkeit,<br />

mit den Folgeerscheinungen des<br />

allgemeinen Abbaus, der Stellungslosigkeit<br />

usw. hat das ihrige getan, teilweise die brachliegenden<br />

Kräfte und Energien in neue, bisher<br />

ungekannte und ungewohnte Bahnen zu<br />

lenken. So kurios oft diese neuentstandenen<br />

Berufe sind, so werden sie meist noch von<br />

anderen übertroffen, von denen die Allgemeinheit<br />

nicht viel weiss. So gibt es z. B. in<br />

Oesterreich «Klageweiber», alte, arme Mütterchen,<br />

die man bei Beerdigungen mieten<br />

kann, «damit's a schöne Leich gibt». Diese<br />

Frauen begleiten den Sarg bis zur Grabstätte,<br />

sie aus dem Saal, als seien keine Menschen<br />

um ihn, sondern ein schweigender Wald, zwischen<br />

dessen Stämmen er vorsichtig hindurchging,<br />

damit ihre müden Füsse nicht an<br />

ihre Rinde streiften. Und sie hielt die Augen<br />

geschlossen wie ein behütetes Kind.<br />

Um die Mittagszeit kommt Jürgen aus der<br />

Stadt zurück. Es ist ein stiller, grauer Tag,<br />

und der Ruf der Wildgänse ist weit zu hören.<br />

Die Wälder sind wie aus grünem Glas, und<br />

Jürgen ist leise mit seinen Rudern, weil bei<br />

jedem Laut die welken Blätter an den Uferbäumen<br />

zu fallen scheinen. Aber es ist nicht<br />

kalt. Nur still und zusammengerückt ist alles,<br />

und das kleine Torffeuer auf dem Moor ist<br />

nicht wie ein Feuer in der Landschaft, sondern<br />

wie auf einem Herd zwischen stillen<br />

Wänden.<br />

Jürgen denkt, dass er Blumen pflanzen<br />

muss im Frühjahr, damit im nächsten Herbst,<br />

wenn sie wiederkommen, Marte und das Kind,<br />

etwas Buntes und Frohes um das Haus ist.<br />

Für ihn ist es gut so, das Graue und Stille,<br />

aber für sie muss etwas da sein, woran sie<br />

ihre müde Seele hängen können. Wie ein Nagel<br />

für ein Wanderkleid. An Malven denkt er<br />

und an Astern. Und ausserdem wird er das<br />

Haus streichen, weiss, und die Balken wird<br />

er grün absetzen. Und eine kleine Mühle wird<br />

er schnitzen und sie auf den Zaun setzen, damit<br />

der Wind mit ihr spiele, auch wenn sonst<br />

alles still ist.<br />

Aber zwischen allen diesen Gedanken, die<br />

langsam und hell über sein Gesicht gehen,<br />

kommen wieder die andern Bilder, der Korridor,<br />

die Treppen, die Türen. Und der graue,<br />

enge Raum, den er nie gesehen hat, aber in<br />

dem sie nun leben wird, ihr schmales Gesicht,<br />

Tollhaus. Und sie erfinden jeden Tag etwas<br />

Neues, das sie noch verrückter macht Ich<br />

will nicht teil haben an dem sogenannten<br />

Fortschritt. Ich gehe wieder nach Guyana<br />

zurüok... Ob die Menschen dort besser<br />

sind ? Ruhiger sicherlich. Es ist nicht die<br />

Peitsche der Hast hinter ihnen. Wenn das<br />

. . ,. so weiter geht, mit all dem Wahnsinn, der<br />

so erstaunlicher ist es also, dass der Ver- Hasti dem Sinken des ethi S chen Niveaus,<br />

bannte der Teufelsinsel es unmöglich fand, dem verlöschen des Geistes — dann geht<br />

sich zu akklimatisieren und dass er nach die Welt oder mindestens Europa mit furcht-<br />

Guyana zurückkehrt.<br />

harer Schrecklichkeit ihrem Ende entgegen.<br />

Heute, da Ullmo die alte Heimat verlasst Was ich unter Ende meine? Den Krieg. Vordefinitiv<br />

verlässt, ist er gesprächiger als da- läuf}? irgend einen Krieg Und er wird nicht<br />

mals, als er landete. Er versteckt sich nicht, der Ausdruck des Hasses gegen ein Volk,<br />

weicht den Fragen nicht aus und lässt es n!cht die FoIge einer ^tischen Spannung<br />

sich sogar gefallen, dass der Photograph se[n> sondern die selbstverständliche Explosich<br />

nähert s\ m der bösen Kräfte, die anzusammeln Ihr<br />

Auf das überstürzte « Warum >, das ihm bemüht seid.» »<br />

aus so vielen Kehlen entgegnet, zuckt er die F 'Z , _„.,. „ .<br />

Achse.» Dan„ sa*. er . a « ..I* habe T ^ , * ^ ^"<br />

genug. Jeder Tag, den ich weiter hier verbringen<br />

möchte, wäre ein Tag zu viel...<br />

Nein, es sind keine persönlichen Gründe,<br />

wenn Sie damit Gründe meinen, die sich an t * stimmt es, dass Sie sich der neugebilde-<br />

einzelne Menschen knüpfen. Es ist das ten Hellsarmeegruppe anschliessen werden,<br />

dle seit<br />

Ganze. Jetzt, da ich meine Heimat verlasse, kurzem in Guyana tätig ist?»<br />

kann ich es sagen : Ich bin namenlos ent- «Nein. Ich werde allein sein. Ich habe getäuscht...<br />

In meiner Einsamkeit hörte ich nug von menschlicher Gemeinschaft.»<br />

von der gewaltigen Wandlung, die die Welt Das Abfahrtssignal schrillt. Ullmo wendet<br />

durchgemacht hatte, von wunderbaren Erfin- sich der Dame in Krankenpflegertracht zu,<br />

düngen, neuen Möglichkeiten. Alles, was ich umarmt sie und steigt ein. Die Frau, die zusah,<br />

ist, dass man statt mit Zwanzigkilo- rückbleibt, war vor 25 Jahren seine Braut<br />

metergeschwindigkeit mit Hundertkilometer- und hat ein Vierteljahrhundert auf seine<br />

geschwindigkeit einem höchst zweifelhaften Rückkehr gewartet Jetzt trägt ihn der Zug<br />

Ziele zurast Die Menschen leben in einem davon.-<br />

Jfoxtde<br />

den<br />

seufzen und klagen: «So a guter<br />

.Mensch, so a herziger Mensch...> und alles<br />

'istfgerührt; nachträglich heimst der Tote<br />

Ehren und Anteilnahme ein, die ihm das Leben<br />

oft versagte.<br />

Es gibt Schrifsteller, die nicht sonderlich<br />

produktiv sind, aber aus irgendwelchen Gründen<br />

stets mit neuen Arbeiten hervortreten<br />

müssen. Sie halten-sich Neger (Unbekannte,<br />

die im Dunkeln leben), die ihnen Ideen, Einfälle<br />

liefern oder irgendwelche Sachen bearbeiten<br />

und zurechtstutzen. In besseren Zeiten<br />

wurden diese «Neger», arme, oftmals<br />

notleidende Berufsgenossen, sehr gesucht.<br />

«Teeprüfer-», die von früh bis spät Hunderte<br />

von Teesorten auf Geschmack, Aroma,<br />

Preiswürdiglieit prüfen müssen, sind nicht<br />

ganz unbekannt, ebenso die Tabakschmecker,<br />

die Schokoladenkoster und Blumenriecher,<br />

die dank ihres besonders feinen Riechorgans<br />

nach der Stärke des Duftes die Marktpreise<br />

ihre festen, braunen; Hände und das, worauf<br />

sie sie legen wird, in der Nacht, wenn niemand<br />

da ist, der ihr zusehen könnte. Und als er den<br />

Kahn festgemacht hat und zum Hause hinaufgeht,<br />

ist er wie ein grauer Wolf, der durch<br />

einen leeren Wald schleicht.<br />

Auf der Schwelle sitzt Heini. «Ich dachte,<br />

dass wir heute pflügen müssen», sagte er, «ich<br />

habe alles fertig gemacht. Die Haferstoppel<br />

liegt noch immer, und es ist Zeit, dass der<br />

Roggen unter die Erde kommt.» Zuerst sieht<br />

Jürgen an ihm vorbei, mit leeren Augen» in<br />

die alles spurlos hineinfällt, der Verwachsene,<br />

das Haus, das Feld. Aber dann nickt er und<br />

geht in die Stube, um sich umzuziehen. Er<br />

tritt so leise auf, als schlafe dort jemand in<br />

dem grossen Bett, und er sieht von der Seite<br />

auf den Herd. Aber es sitzt niemand da.<br />

Und dann pflügen sie. Der Verwachsene<br />

geht hinter dem Pfluge her, und Jürgen beugt<br />

sich unter dem breiten Gurt. Der Hund scharrt<br />

in den Mäuselöchern und steckt die Nase in<br />

jede Wildfährte. Der Wald ist düster und<br />

still, und nur das Rauschen der Schollen geht<br />

als ein leiser Ton mit ihnen mit Wenn sie<br />

den Pflug zu einer neuen Furche gewendet<br />

haben, ruhen sie ein wenig aus. Dann hören<br />

sie, wie die letzten Eicheln auf den Hofplatz<br />

fallen.<br />

Sie sprechen kein Wort und pflügen bis in<br />

die Dämmerung. Es ist nur ein kleines Feld,<br />

und als das Abendrot über dem Moor steht,<br />

sind sie fertig. Der Acker liegt dunkel und<br />

feucht da, und ein dünner Nebel steht über der<br />

frischen Erde. Jürgen nickt nur, und die Gestalt<br />

des Verwachsenen taucht langsam in den<br />

Feldern unter.<br />

S&vtast im Qe&vtqe<br />

Von Hermann Hesse.<br />

Am hohen Hang zur Fahrt bereit,<br />

Half ich am Stab für Augenblicke Rast<br />

Und seh' geblendet weit und breit<br />

Die Welt in blau und weissem Glast.<br />

Seh' oben schweigend Grat an Grat<br />

Die Gipfel einsam und erfroren.<br />

Hinabwärts ganz in Glanz verloren<br />

Durch Tal um Tal stürzt der geahnte Pfad.<br />

Betroffen halt' ich eine Weile,<br />

Von Einsamkeit und Stille übermannt —<br />

Und gleite abwärts an der schrägen Wand<br />

Den Tälern zu in atemloser Eile.<br />

besserer BlumenaTten festsetzen oder wenigstens<br />

mitbestimmen.<br />

Eine grosse Berliner Tageszeitung erfand<br />

einen «notwendigem Beruf: Die Redakteure,<br />

die immer und ewig mit Arbeit überlastet<br />

sind, von der sich Aussenstehende kaum eine<br />

Vorstellung machen, haben einen verborgenen<br />

Druckknopf am Schreibtisch, mittels dessen<br />

sie der Sekretärin ein Zeichen geben<br />

können. Sind nun lästige Besucher, die sich<br />

nicht abwimmeln lassen oder die man aus<br />

besonderen Gründen nicht einfach verabschieden<br />

kann, nicht zum Gehen zu bewegen,<br />

so tritt nach dem vereinbarten Zeichen die<br />

Sekretärin herein und meldet: «Herr Dr.<br />

Störer!*, worauf der Redakteur aufspringt:<br />

«Mein Gott, über unsere nette Unterhaltung<br />

habe ich ganz die Konferenz mit Dr. Störer<br />

vergessen. Mann aus dem Ministerium!» wird<br />

noch geflüstert und der Gast ist schon verabschiedet<br />

und trägt das erhebende Bewusstsein<br />

mit nach Hause, dass seinetwegen sogar<br />

ein ministerähnliches Wesen hat warten müssen.<br />

Besonders raffinierte Geschäftsleute haben<br />

einen «Guten-Ruf-Macher*. Sitzt der Herr<br />

Direktor X. in einer fremden Stadt in seinem<br />

Hotelzimmer, so kommt ein gut aussehender<br />

Herr (eben der Gute-Ruf-Macher) zum Portier<br />

1 : «Kann ich Herrn Direktor X. sprechen?<br />

Oder ist der Minister noch bei ihm?» Die<br />

Neugier des Portiers (und alle Portiers sind<br />

neugierig) ist geweckt, auf seine scheinbar<br />

gleichgültige Gegenfrage fällt prompt die<br />

Antwort: «Ja, wissen Sie denn nicht, dass<br />

der Direktor X. wegen der Anleihe mit der<br />

Regierung verhandelt? Wussten Sie nicht,<br />

dass er der Schwiegersohn vom Autokönig<br />

P. P. ist? Nein? Na, dann will ich nichts ge-<br />

Luzern<br />

Schiller Hotel Garni<br />

Alle Zimmer mit fliess. Wasser<br />

o. Bad u.Tel. Zimmer v. Fr. 4.50<br />

an. Pens. Fr. 12.-. Autoboxen.<br />

Ed. Laimgruber, Bes.<br />

Der Hund steht wartend an der Waldecke,<br />

aber Jürgen geht noch nicht. Er hat den Gurt<br />

noch immer um die Schultern und eine Hand<br />

auf dem Griff des Pfluges. Er sieht in das<br />

Abendrot, aber nur der rote Schein ist in seinen<br />

Augen, nicht seine Bedeutung. Er fühlt an<br />

der Luft und an dem grossen Schweigen, dass<br />

er allein ist, aber er fühlt auch die frische<br />

Erde an seinen blossen Füssen. Und dass ihre<br />

Kühle in ihnen emporsteigt, wie in einem<br />

Baum. Er steht ganz still, als ob er wachsen<br />

wolle, und er spürt, dass es immer weiter<br />

steigt, immer höher, ein starker und demütiger<br />

Saft, der zu seinem Herzen will.<br />

Und er sieht ein Feld mit grünen Halmen,<br />

die gelb werden und sich unter Aehren neigen.<br />

Und er sieht ein Kind, das unter diesen Halmen<br />

liegt und schläft, indes ein Mann und eine<br />

Frau das Korn schneiden und binden und die<br />

Garben aufstellen.<br />

So steht er, bis der dünne Nebel über der<br />

frischen Erde immer höher steigt und ihn immer<br />

dichter einhüllt. Und zuletzt ist er wie<br />

ein Baum, der die Feuchtigkeit der Nächte<br />

lautlos trinkt.<br />

Ende.<br />

«Ein unerhörtes Werk, eine Dichtung ganz<br />

seltener grosser Kunst.»<br />

So urteilt die bekannte Zeitschrift «Die<br />

Literatur > über unsern<br />

neuen Roman<br />

Mannequin.<br />

Von Fanny Hurst.

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