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E_1935_Zeitung_Nr.040

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N° 40 - <strong>1935</strong> XUTOMOBIL-REVUB<br />

miterlebt, denn der Auto-Union-Fahrer hätfc<br />

seine Führung bestimmt nicht ohne weiteres<br />

abgegeben.<br />

In Farina besitzt Italien einen ganz ausge<br />

zeichneten Nachwuchsfahrer. Er rückte nach<br />

der zehnten Runde für kurze Zeit sogar au<br />

den dritten Platz auf und war bis zur 18,<br />

Runde schneller wie Nuvolari. Auch die Lei<br />

stung von Dreyfus auf seinem kleinen Alfa<br />

war glänzend. Er hat seinen Stallgenossen<br />

die doch über rund 200 PS mehr verfügten<br />

viel zu schaffen gegeben und nur mit knapper<br />

Not konnten die beiden Soliden von Nuvolari<br />

und Chiron ihr Primat unter den AI<br />

fas sichern. Diese beiden hätte man eigentlich<br />

weiter vorn erwartet. Sie gerieten aber gleich<br />

am Anfang des Rennens stark ins Hintertreffen<br />

und hatten nachher viel Mühe, der Spitzengruppe<br />

zu folgen. Chirons Maschine verfügte<br />

nur über 5,8 Liter (510 PS), während<br />

die von Nuvolari etwas stärker war mit 6,32<br />

Liter (540 PS) Inhalt.<br />

Etancelin konnte das gleich von Anfang<br />

an eingeschlagene Tempo nicht halten und<br />

verzeichnete bereits in der 10. Runde einen<br />

Rückstand von 4 Minuten gegenüber Varzi,<br />

Später fiel er noch weiter zurück und schied<br />

in der 28. Runde aus. Ruesch erlitt in der<br />

6. Runde Oelpumpenbruch und musste aufgeben.<br />

Brivio, der das Opfer eines schweren Sturzes<br />

wurde, liegt noch im Spital von Tripolis<br />

Seine Verletzungen waren glücklicherweise<br />

nur leichter Natur, so dass er in einigen Tagen<br />

nach Italien zurückfahren kann.<br />

Die Maschinen. •<br />

Dass die beiden neuen Alfa Romeo nicht<br />

so schnell sind wie Mercedes-Benz oder<br />

Auto-Union, hat man schon aus den Trainingsergebnissen<br />

ersehen können. Doch haben<br />

sie sich mechanisch ausgezeichnet bewährt,<br />

d. h. sie haben ohne irgendwelche<br />

Motordefekte die 524 km lange Strecke einwandfrei<br />

durchgehalten. Für ein Debüt ist<br />

dies immerhin eine hervorragende Leistung<br />

Was an den beiden Wagen zu wünschen übrig<br />

lässt, sind die Bremsen und die Reifen. Das<br />

Problem der Bremsen ist bestimmt zu lösen,<br />

doch ob bessere Reifen gefunden werden<br />

können, ist fraglich. Die beiden Maschinen<br />

werden übrigens wieder auf der Avus antreten<br />

und man wird sehen, was für Lehren die<br />

Konstrukteure aus den Erfahrungen von Tripolis<br />

gezogen haben.<br />

Die deutschen Maschinen haben erneut<br />

- ihre Ueberlegenheit gezeigt. Mercedes hat<br />

viele mit seinem Siege überrascht. Man hatte<br />

Auto-Union für schneller gehalten und auch<br />

im Rennen selbst sah es so aus. Doch hat<br />

bekanntlich Caracciola die schnellste Runde<br />

gedreht vor Stuck und Varzi. Jedenfalls werden<br />

die beiden deutschen Marken auch auf<br />

der Avus erbitterte Gegner sein und bestimmt<br />

nicht weit auseinander zu liegen kommen.<br />

Ausgezeichnet hat sich wieder der 3,2-Liter-<br />

AKa von Dreyfus gehalten, und wenn man<br />

bedenkt, dass diese Maschine nicht gerade<br />

mehr zu den Neukonstruktionen gezählt<br />

werden kann, so ist ihre Leistung doppelt<br />

beachtenswert. Von den Maserati-Maschinen<br />

waren die von Zehender, Farina und Etancelin<br />

geführten am erfolgreichsten. Leider<br />

schieden die beiden letztern aus und Zehender<br />

konnte sich mit 13 Minuten Rückstand<br />

hinter Caracciola an achter Stelle placieren.<br />

Nun liegt eines der schnellsten Rennen<br />

dieser Saison hinter uns. Es wurde mit einem<br />

'Mittel von rund 198 km/St, gefahren<br />

und man darf gespannt sein, was für phantastische<br />

Geschwindigkeiten wohl auf der<br />

Avus erreicht werden, denn bekanntlich ist<br />

dieses Rennen noch schneller und wird nicht<br />

mit Unrecht als das schnellste der Welt bezeichnet.<br />

Rennen am Rand der Wüste.-<br />

«Um 6 Millionen!»<br />

Da sind nun 30 Fahrer, deren Namen und Wagen<br />

auf 30 unter vielen Millionen Losbesitzern kurz<br />

vor dem Rennen ausgelost werden. Und einer von<br />

diesen 30 Glücklichen weiss, dass er binnen drei<br />

Stunden mit tödlicher Sicherheit 6 Millionen Lire<br />

besitzen wird! Man bedenke: wirkliche, echte 6<br />

Millionen, die er dem Mut eines Fahrers, dem Halten<br />

eines Pneus oder dem Ausfall eines anderen zu<br />

verdanken hat!<br />

Aber wer unter den 30 Fiebernden hat den Sieger<br />

erwischt? Und nun sieht man förmlich diese<br />

30 zitternden Menschen im anderen Erdteil am<br />

Radio hängen und ihren Fahrer verfolgen. Sie treten<br />

mit auf's Gas, bremsen, dass es raucht, und<br />

sinken in sich zusammen, wenn es heisst: « Ueberholt!<br />

><br />

Bei diesem mörderischen Ringen in Tripolis, bei<br />

diesem Rennen auf der schnellsten Strecke, mit den<br />

neuesten gigantischen Anlagen am Rande der Wüste,<br />

müssen die armen Losbesitzer verrückt geworden<br />

sein!<br />

Erst führte Caracciola — dann Fagioli — dann<br />

Varzi — dann Stuck — dann wieder Varzi, und<br />

zum Schluss — im allerletzten Augenblick — wieder<br />

«Rudi»! Ich hätte an diesem Tage die zwei<br />

Stunden lang kein Losbesitzer sein mögen, ich hätte<br />

das Radio zertrümmert und wäre vor Aufregung<br />

gestorben... t<br />

Balbo persönlich! .<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes: « 1000 und eine<br />

Nacht!» Der liebenswürdige Gouverneur von Li-<br />

byen ladet die Fahrer jsu einem Gartenfest in seinen<br />

Märchenpalast.<br />

Palmen, leuchtende Springbrunnen, Marmorsäulen<br />

in Scheinwerfern und bengalischem Licht!<br />

Die in bunter Festkleidung malerisch verteilten<br />

Araber in dieser sternenklaren Tropennacht geben<br />

dem Bild jenen Glanz und jene Unwahrscheinlichkeit,<br />

die sonst nur in der Phantasie darstellbar!<br />

Und in dem grossen Festsaal, dessen breite Treppen<br />

zu den Blumengärten am Meer führen, empfängt<br />

der Gouverneur die Helden vom Lenkrad, um<br />

mit ihnen und ihren Angehörigen auf ein glückliches<br />

Abschneiden anzustossen. Der Vetter des Königs<br />

von Italien, der Duca di Spoleto, steht ihm zur<br />

Seite!<br />

Aber Balbo ist mehr als ein , liebenswürdiger<br />

Gastgeber und bewunderter Gouverneur. Als mein<br />

Mann in der 20. Runde, an der Spitze liegend, nicht<br />

mehr erscheint und Minuten über Minuten vergehen,<br />

alle Fahrer wieder Vorbeikommen, Tiur er nicht, als<br />

ich von allen Seiten raunen und flüstern höre und<br />

ich schon nichts mehr denken und sagen kann, da<br />

kommt aus seiner Loge Balbo zu uns ins Depot,<br />

nimmt meine Hand und sagt mir tröstend: « Ihrem<br />

Mann ist gottlob nichts passiert, sein Wagen brennt,<br />

aber er ist zu Fuss auf dem Weg hierher! »<br />

Ich bedanke mich und sage noch einmal, leise<br />

zweifelnd: « Aber vielleicht sagen Sie mir das nur<br />

zuerst, damit ich nicht erschrecken soll! > Da lacht<br />

er und reicht mir nochmals die Handr «Parole<br />

d'honneur; genügt Ihnen das? »<br />

Man kann es verstehen, dass Balbo auch als<br />

Mensch von seinen Untergebenen geliebt und verehrt<br />

wird.<br />

Tripolis—Rom 5 Stunden!<br />

Da braucht man nun eigentlich 3 Tage, um von<br />

Mittelitalien nach Tripolis zu kommen, der Stadt<br />

in Afrika mit dem neuesten Hotel, dem grellsten<br />

Licht und der wunderbaren Lage am Meer und der<br />

nahen Wüste.<br />

Aber wenn man Glück hat» in nur 5 Stunden<br />

zurückzukommen, nämlich im dreimotorigen Wasserflugzeug,<br />

das um 8 Uhr fortfliegt und um 13 Uhr<br />

in Rom landet. Und Rennfahrer haben ja bekanntlich<br />

viel Glück, und so sasseh wir gestern mit Nuvolari,<br />

Dreyfus, Chiron, Pintacuda, Taruffi und pokerten,<br />

während das Meer silbern und ruhig unter<br />

uns dahinglitt. Auch der bekannte italienische Meisterflieger<br />

Ferrarini war mit als Passagier. Und<br />

mitten im Pokern sagt da auf einmal der Chiron:<br />

« Es ist ja sehr nett hier oben, aber doch würde<br />

kein Hahn krähen, wenn wir jetzt absacken würden!<br />

» Allgemeiner Protest. Was würde geschehen,<br />

wenn dieses Flugzeug verschwände? Jeder spielt<br />

einen Trumpf aus, und schliesslich beginnt Nuvolari<br />

die Mitfahrenden zu zählen: Chiron, Leiningen;<br />

Dreyfus, Pintacuda, Stuck, Taddini und ich.! — Immerhin,<br />

das Avusrennen würde bestimmt abgesagt<br />

werden! Und aul diese tröstliche Aeusserung waren,<br />

sie alle sehr stolz und spielten befriedigt weiter.<br />

Ja, ja, die Rennfahrer haben Sorgen!!<br />

Paula Stuck.<br />

Das Rundstreckenrennen von Bergamo.<br />

Am Sonntag kommt erstmals der Circuit von<br />

Bergamo auf einer nur 2,8 km langen Rundstrecke,<br />

die 70 mal zu befahren ist, zur Austragung.<br />

Das Rennen ist offen für Maschinen<br />

mit über 1500 ccm Zylinderinhalt. Die Piste<br />

selbst stellt an die fahrer hohe Anforderungen,<br />

denn eine Kurve löst die andere ab und<br />

gerade Strecken, wo die Maschinen auf volle<br />

Tourenzahl kommen könnten, sind keine vorhanden.<br />

Unter den eingegangenen Nennungen befinden<br />

sich fast'alle italienischen Elitefahrer.<br />

Die Scuderia Ferrari hat vier Wagen gemeldet,<br />

deren Führer aber noch nicht bestimmt<br />

sind. Sicher wird Nuvolari unter ihnen zu<br />

finden sein. Maserati entsendet zwei Maschinen<br />

ins Treffen, die Zehender und Siena anvertraut<br />

werden. Möglicherweise wird auch<br />

Varzi auf Maserati starten. Ferner werden<br />

Farina (der in Tripolis sein grosses Können<br />

bewiesen hat), Barbieri (Dritter in der letzten<br />

Targä Florio), Danese, Soffietti, Bonetto,<br />

Minozzi, Ghersi und noch einige weniger, bekannte<br />

italienische Fahrer von der Partie<br />

sein. Jedenfalls weist das Rennen eine interessante<br />

Besetzung auf und man darf auf den<br />

Ausgang des Kampfes sehr gespannt sein.<br />

Wegen der ausserordentlich kurzen Piste<br />

wird auch der Zuschauer voll und ganz auf<br />

seihe Rechnung kommen, denn ständig rasen<br />

die Maschinen an ihm vorbei und er erhält<br />

somit eine glänzende Uebersicht über die<br />

Lage des Rennens. Die Nennungen :<br />

* = " Siena (Scud. Sub. Maserati)<br />

Zehender (Scud. Sub. Maserati)<br />

Farina (Maserati)<br />

Barbieri (Maserati)<br />

Bonetto (Maserati)<br />

Ghersi (Maserati)<br />

Minozzi (Alfa Romeo)<br />

Danese (Alfa Romeo)<br />

Cornaggia (Alfa Romeo)<br />

Soffietti (Alfa Romeo)<br />

Romano (Bugatti)<br />

Carnevali (Bugatti)<br />

Clerici (Maserati)<br />

Tofanelli (Alfa Romeo)<br />

4 Fahrer (Scuderia Ferrari)<br />

In Berücksichtigung der schwierigen und<br />

teilweise auch engen Piste werden für das<br />

Rennen selbst nur 12 Fahrer zugelassen, und<br />

zwar diejenigen, die beim Training die besten<br />

Zeiten erreichen.<br />

Taruffi auf Bugatti. Taruffi ist von den Molsheimer-Werken<br />

ein Bugatti, Modell Grand Prix,<br />

zur Verfügung gestellt worden, mit dem er vorläufig<br />

als Einzelfahrer starten wird. Im Verlaufe<br />

der Saison soll sich Bugatti offiziell an einigen<br />

internationalen Grossen Preisen durch eine Equipe<br />

vertreten lassen, der dann auch: Taruffi angehört.<br />

Er hat übrigens kurzlich Bern einen Besuch<br />

abgestattet und besichtigte hier die Bremgarten-<br />

Rundstrecke, über die er sich voll Begeisterung<br />

äusserte. Er hofft sowohl im Grossen Preis für<br />

Motorräder, wie auch für Automobile auf dieser<br />

Pißte fahren zu können.<br />

> ' ' = Sport siehe auch Seite 15.<br />

Der Erfolg der Vernunft<br />

Hotchkiss verwendet nur solche konstruktive Lösungen, die vernunftgemässem Denken<br />

und vetnunttgemässer Erfahrung entsprechen. Dank dieser vernnnttgemässen Einstellung,<br />

welche die ganze Fabrikation beherrscht, konnte Hotchkiss in den härtesten internationalen<br />

Prüflingsfahrten, sowohl auf der Strasse wie auf der Rennbahn, den Sieg<br />

an sich reissen.<br />

Die neuen Hotchkiss <strong>1935</strong> zeichnen sieh besonders durch ihre formvollendete Ausführung,<br />

ihren unvergleichlichen Komfort und ihre ausgergewöhnliche Strassenhaltung<br />

aus und überragen die früheren Modelle noch bei weitem.<br />

Werden Sie zufriedener Besitzer eines Wagens und wählen Sie einen<br />

^ ^ ^ m * * ^ * * m m ß '<br />

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Verl.Sie den illustr. Katalog u. die Preisliste durch den Generalvertr. f. die Schweiz:<br />

GRAND GARAGE E. MAURER, Boulevard des Tranchees 50, GENF<br />

Vertr.f.Zürich, St.Gallen u.Thurgau: Binelli u. Ehrsam A.-G., Stampfenbachpl.48,<br />

Vertreter für BASEL: Paul Staehli, Hardstrasse 62, Basel<br />

(Zürich<br />

Vertreter für BERN: Andre Zumstein, Effingerstrasse 93, Bern<br />

Vertreter fDr NEUENBURG: Garage Patthey, rue du Seyon, Neuenburg<br />

i<br />

Die Unterschriften der Auto-<br />

Rennfahrer.<br />

Die am Grossen Preis der Schweiz beteiligten<br />

Rennfahrer hatten unserem Berichterstatter ihre<br />

Unterschriften geschenkt, die als ein interessantes<br />

Schriftendokument nach der Veranstaltung in unserem<br />

Blatt wiedergegeben wurden. Nunmehr hat sich<br />

Dr. G. M o r f die Aufgabe gestellt, diese Unterschriften<br />

graphologisch zu deuten. Unter obigem<br />

Titel publiziert er die Ergebnisse seiner Prüfung<br />

in der neuesten Nummer (Nr. 4) vom April <strong>1935</strong><br />

der « Psyche >, der schweizer. Monatsschrift für<br />

Psychologie und Graphologie. Mit liebenswürdiger<br />

Erlaubnis des Verlages entnehmen wir dem Aufsatz<br />

die folgenden bemerkenswerten Ausführungen, denen<br />

wir zum besseren Verständnis nochmals die<br />

Unterschriften beigeben:<br />

Die auf Seite 5 wiedergegebenen 37 Namenszüge<br />

stammen alle von Autorennfahrern grösstenteils<br />

internationalen Rufes. Es sind die Unterschriften<br />

der Fahrer, die im letzten Sommer den Grand<br />

Prix Suisse für Automobile in Bern ausgetragen<br />

haben.<br />

Beim Herantreten an diese 37 Unterschriften<br />

stellen sich uns sofort einige Fragen: Haben diese<br />

Schriften etwas Gemeinsames, das gewissermassen<br />

als typisch für den Autorennfahrer gelten könnte?<br />

Drückt dieser Beruf oder diese Eignung sich irgendwie<br />

im Namenszug aus? Und umgekehrt: welcher<br />

Typus Mensch ist es, der, nach der Schrift zu urteilen,<br />

sich zum Autorennfahrer eignet? Sind es<br />

«Extravertierte», sind es «motorische Typen», sind<br />

es Astheniker, Pykniker oder Athletiker? Sind es<br />

Verstandes- oder Gefühlsmenschen, Intuitive oder<br />

Empfindungstypen? Sind es ungeistige Materialisten<br />

oder Träumer, Fantasten und Va-banque-<br />

Spieler? Sind es von Ehrgeiz Getriebene, Rastund<br />

Ruhelose? Sind es von einer fixen Idee beherrschte<br />

Monomanen (wie der Sportieind urteilt),<br />

oder aber tapfere Helden, wie es sich der Kopf<br />

aller grossen und kleinen Kinder ausdenkt?<br />

Wenn wir das Mosaik dieser 37 Unterschriften<br />

überblicken, so konstatieren wir vorerst das eine:<br />

dass alle diese Menschen ganz individuelle Charaktereigenschaften,<br />

aufweisen, dass sie zu ganz<br />

verschiedenen Typen und Menschenklassen gehören,<br />

dass sie in Bezug auf Herkunft, Anlagen, Erziehung<br />

und Bildung ungemein verschieden sind und<br />

dass es darunter Menschen gibt, die ihrem Charakter<br />

nach so unähnlich wie nur möglich sind.<br />

Aber andererseits konstatieren wir auch einige allgemein<br />

ausgeprägte Züge, die sozusagen die unumgänglichen<br />

Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

Betätigung als Rennfahrer darstellen und die wir<br />

deshalb auch in jeder Unterschrift, wenn auch nicht<br />

immer genau in der gleichen Form, ausgedrückt<br />

finden.<br />

Studieren wir vorerst einmal diese gemeinsamen<br />

Züge! Da finden wir vor allem fast überall eine<br />

zum Teil geradezu 'hemmungslos anmutende Freude<br />

an der Bewegung. Diese Freude drückt sich aus in<br />

den vielen Schleifen, die nicht selten mehrmals hinund<br />

herführen und dabei sogar den Namen durchstreichen<br />

können. Aber gerade hier kommen schon,<br />

starke individuelle und nationale Unterschiede zur<br />

Geltung: es sind besonders die Italiener (R. Balestrero,<br />

P. Ghersi, C. Biondetti, R. Malaguti,, Toti<br />

Raffaelle), ferner der Franzose Dreyfus, die ihrem<br />

Bewegungsdrang durch ausgiebige Schleifenbildung<br />

expansiv Luft machen, indes die Schweizer (H.<br />

Kessler!), Deutschen und Engländer viel gemässigter<br />

bleiben. Interessant ist immerhin die Art, wie<br />

der Deutsche Bobby Kohlrausch dem «Drang nach<br />

vorwärts» in seiner Unterschrift ungestümen Ausdruck<br />

verleint: nicht nur die langen Striche des B,<br />

sondern noch mehr das weit ausfahrende Oberstück<br />

des K sind geradezu ein Symbol für «Vollgas auf<br />

gerader Strecke», zugleich deutet die verhältnismässige<br />

Starrheit dieser Züge und der Zusammenstoss<br />

mit der darüberstehenden Schrift auf eine gewisse<br />

Rücksichtslosigkeit, die man ja bei Rennfahrern<br />

naturgemäss oft findet. Ganz ähnlichen Bewegungsdrang,<br />

aber von einer geradezu erstaunlichen<br />

Exaktheit, Disziplin und Verbissenheit, gepaart<br />

(wie der Druck zeigt) mit einer bis zur Brutalität<br />

anwachsenkönnenden Rücksichtslosigkeit im<br />

Siohdurchsetzen, zeigt die Unterschrift von Hans<br />

Stuck, dem Gewinner des Grossen Preises. Aber<br />

auch bei den meisten andern Fahrern finden wir<br />

den Bewegurigsdrang irgendwie ausgedrückt, bald<br />

durch ausgiebige und übertriebene Schleifenbildung<br />

bei Oberlängen (Pierre Veyron, A. Girod, Hans Simons,<br />

Heinz Krebs, dessen H an dasjenige Stucks<br />

erinnert, H. Ruesch, Pietro Ghersi), bald durch<br />

starkes Ausfahren von Linksschleifen (Gigi Plate<br />

und Louis Chiion), wobei zu beachten ist, mit welcher<br />

Präzision hier das «Steuer» in der «Kurve»<br />

herumgerissen wird. Mehr spielerischen Charakter<br />

nimmt der Bewegungstrieb bei Luigi Fagioli (die<br />

letzte Unterschrift auf Tafel II) an, wo man direkt<br />

von einem «Federn und Schaukeln» sprechen kann.<br />

Dieses plaisir du mouvement (um einen Ausdruck<br />

der französischen Graphologie zu brauchen),<br />

dieser Spieltrieb (wie Pulver übersetzt) symbolisiert<br />

jenes Kind im Manne, das sich von jeher ausgiebig<br />

mit bewegten Maschinen, mit Motoren und also vor<br />

allem mit Automobilen und Flugzeugen beschäftigt<br />

hat. Das Interesse am Autofahren und am Fliegen<br />

drückt sich in der Tat bei einer grossen Zahl von<br />

Menschen, die zwar selbst keine Rennfahrer oder<br />

Flieger sind, die aber an technischen Dingen, am<br />

Basteln usw. eine fast knabenhafte Freude haben,<br />

in einer ganz ähnlichen Bewegungsfreude in der<br />

Schrift aus, die aber dann viel konventioneller und<br />

ungeformter erscheint.<br />

Schliesslich finden wir ähnliches, aber schon<br />

ganz bedeutend zahmer und gleichsam mit allerhand<br />

Sicherungen umgeben, bei Menschen, die zwar einen<br />

bürgerlichen Beruf, aber daneben einen verdrängten<br />

Reisetrieb haben, den sie in den Ferien um so ausgiebiger<br />

abzureagieren pflegen, je eintöniger ihr<br />

Beruf ist. Gewöhnlich haben diese Leute eine gewisse<br />

Rastlosigkeit und Nervosität, sie sehnen sich<br />

von Zeit zu Zeit nach Abwechslung und neigen zu<br />

Launenhaftigkeit. Die Befriedigung ihres Bewegungstriebes,<br />

sei es nun durch Reisen oder durch<br />

Steuern eines eigenen Wagens beruhigt sie nur für<br />

kurze Zeit. Doch kehren wir zu unsern Unterschriften<br />

zurück!<br />

Typisch ist, dass die englischen Fahrer auf jede<br />

laute Aeusseruhg der Bewegungslust in ihren Namenszügen<br />

verzichten. Besonders Howe erscheint,<br />

wenigstens auf den ersten Blick, als typisch englisches<br />

Phlegma, doch erweist sich bei näherem Zusehen<br />

sein H, die Verbindung zwischen o und w,<br />

sowie in geringem Grade diese beiden Buchstaben<br />

selbst als Ausdruck einer nicht misszuverstehenden<br />

Bewegungsfreude, die allerdings in echt englischer<br />

Fortsetzung Seite 5 und 7.

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