E_1935_Zeitung_Nr.043
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N° 43 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
SBiuOe CAwük<br />
Japan trauert um einen Hund.<br />
Der Hund Hasjiko, der dieser Tage starb,<br />
konnte für sich den Ruhm in Anspruch nehmen,<br />
Japans vierbeiniger Nationalheld zu<br />
sein. Sechzehn Shinto-Priester gaben ihm<br />
das letzte Geleite und im ganzen Lande<br />
herrschte über seinen Tod tiefe Trauer.<br />
Hasjiko gehörte einmal dem Arzt Dr. Hidesaburo<br />
Ueno. Er hing an seinem Herrn mit<br />
ausserordentlicher Treue. Jeden Morgen be -<br />
gleitete er ihn zum Bahnhof und am Abend,<br />
wenn der Arzt von seiner Klinik zurückkehrte,<br />
wurde er .wieder in der Bahnstation<br />
pünktlich von Hasjiko erwartet. Eines Tages<br />
wartete der treue Hund vergebliche Dr. Ueno<br />
war tödlich verunglückt. Hasjiko konnte<br />
es nicht fassen, dass sein Herr nun nicht<br />
mehr zurückkehren sollte. Tag für Tag, Monat<br />
für Monat fand er sich mit gewohnter<br />
Pünktlichkeit abends auf dem Bahnhof von<br />
Szibuja ein. Zehn Jahre hindurch machte er<br />
täglich diesen Weg, bis man ihn eines Tages<br />
auf dem Bahnsteig tot auffand. Inzwischen<br />
war Hasjiko im ganzen Land berühmt geworden;<br />
seine Geschichte war in den Schulbüchern<br />
zu lesen und sogar im Film wurde<br />
der brave Hund verherrlicht. Im vergangenen<br />
Jahr setzte man ihm ein Denkmal. Es<br />
zeigte ihn in natürlicher Qrösse, wie er<br />
sehnsüchtig nach seinem Herrn Ausschau<br />
hält. Als die Nachricht vom Tode des Hundes<br />
bekannt wurde, gingen der Witwe des<br />
Arztes Dr. Ueno hunderte von Kränzen und<br />
Blumenspenden zu. Der treue Hasjiko wurde<br />
in einem kleinen Sarg an der Seite seines<br />
Herrn bestattet.<br />
Amerikanische Reklame.<br />
Ein junger Kaufmann, der einen Schönheitssalon<br />
in Chicago eröffnete, hat vor einiger<br />
Zeit eine neue Methode der Reklame<br />
durchgeführt, die die glänzendsten Erfolge<br />
zeitigte. Er stattete sein Schaufenster äusserst<br />
elegant aus mit den teuersten kosmeischen<br />
Artikeln, in die Mitte stellte er einen<br />
Tisch mit einer Schale, die mit Dollarscheinen<br />
gefüllt war. Darüber hatte er eine Tafel<br />
angebracht mit der Ankündigung, dass dieser<br />
Preis der hässlichsten Frau unter 30 Jahren,<br />
die im nächsten Monat in diesem Laden<br />
etwas kaufen würde, zufallen sollte.<br />
Tatsächlich wirkte dieser Gegensatz so<br />
anregend auf die Kauflust der holden Weiblichkeit<br />
— die sonst gar nicht so leicht geneigt<br />
ist, sich für hässlich erklären zu lassen<br />
—, dass der Kaufmann in kurzer Zeit<br />
einen Riesenumsatz erzielte. Aber all den<br />
Tausenden von Frauen und Mädchen, die in<br />
dem Laden einkauften, erklärte der Besitzer<br />
mit dem gewinnendsten Lächeln, dass sie<br />
keine Aussicht auf den Preis hätten, da sie<br />
viel zu hübsch seien und die Bedingungen<br />
nicht erfüllten. Trotz der Enttäuschung, immerhin<br />
geschmeichelt, verliessen sie den<br />
Schönheitssalon, und der Kaufmann hatte<br />
durch seine originelle Reklame bald einen<br />
guten Kundinnenkreis erworben.<br />
Schliesslich erhielt den Preis ein wirklich<br />
abschreckend hässliches Mädchen, das seine<br />
Gleichgültigkeit gegen seine äusseren Reize<br />
dadurch bewies, dass es nicht einmal in den<br />
ihm vorgehaltenen Spiegel sehen wollte.<br />
Die wunderbare mittelalterliche Domuhr zu<br />
Lund.<br />
Die Kathedrale zu Lund in Südschweden<br />
besitzt eine der ältesten astronomischen<br />
Uhren der Welt. Jedes Jahr kommen Tausende<br />
Besucher von allen Teilen Schwedens<br />
und sogar aus dem Auslande, um zu sehen,<br />
wie die Domuhr zu Lund die Mittagsstunde<br />
verkündet.<br />
Vor vielen Jahren war diese wundervolle<br />
Uhr ein Haufen verrosteter Räder und Metallstücke,<br />
die in den Kellern und Dachstübchen<br />
der Kirche umherlagen. Als vor Jahren<br />
ein neuer Architekt, die Verwaltung*- der<br />
Kirche antrat, machte er eine Inventuraufnahme<br />
der verborgenen Schätze, die hauptsächlich<br />
aus alten Altarstücken, Kanzeln und<br />
Grabsteinen bestanden. Zu seinem Erstaunen<br />
fand er aber auch verrostete Räder, die von<br />
einem Uhrwerk zu. stammen schienen.<br />
Vielleicht gehören die Räder der lange<br />
fand seine Vermutungen bestätigt. Nun<br />
wurde die Uhr wieder hergestellt und seit<br />
10 Jahren läuft sie ununterbrochen zur allgemeinen<br />
Freude und Bewunderung.<br />
Zu einem grossen Teile besteht die gegenwärtige<br />
Uhr aus Originalstücken aus dem 14.<br />
es steigt über die Berge, es schlägt Brükken<br />
über die Flüsse, es windet sich an<br />
Jahrhundert. Die Hauptattraktion der Uhr<br />
bildet die Mittagsstunde. Wenn die Zeiger den Ufern der Meere und Seen entlang.<br />
Aus seinen iEnden heraus laufen<br />
auf Zwölf zeigen, ertönt aus dem Innern der<br />
Uhr ein feierlicher Psalm. Dann öffnet sich<br />
eine kleine Tür und die heiligen drei Könige<br />
treten heraus, huldigen der Mutter Gottes<br />
und verschwinden durch eine andere Tür.<br />
Steuer für Feuerzeuge.<br />
In der Tschechoslowakei dürfen nur<br />
Feuerzeuge gebraucht werden, die ordentlich<br />
versteuert wurden. Diese Steuer beträgt<br />
bei Taschenfeuerzeugen, die 25 g oder weniger<br />
wiegen, 5 Kc, bei schwereren 10 Kc,<br />
und bei Tisch- oder Wandfeuerzeugen .30 Kc.<br />
Ist das Feuerzeug ganz oder teilweise aus<br />
Silber. Gold, verdreifacht bzw. verfünffacht<br />
sich diese Steuer. Die Bezahlung der Steuer<br />
wird durch eine Punze auf dem Feuerzeug<br />
vermerkt. In letzter Zeit sind im Handel unversteuerte<br />
Feuerzeuge aufgetaucht, die<br />
unter der Hand vertrieben werden. Das Anbieten,<br />
Verkaufen, Erwerben und Aufbewahren<br />
unversteuerter Feuerzeuge stellt eine<br />
schwere Gesetzesübertretung dar. Die Verkäufer<br />
und Verbraucher müssen sich im<br />
eigenen Interesse davon überzeugen, ob die<br />
Feuerzeuge mit dem Steuerzeichen versehen<br />
sind. Unversteuerte Feuerzeuge werden<br />
ohne Rücksicht darauf, wem sie gehören,<br />
beschlagnahmt.<br />
Die Stadt der Zukunft.<br />
Ein berühmter amerikanischer Städtebauer<br />
entwirft ein ungemein interessantes, phantastisches<br />
Bild von der Weltstadt der Zukunft:<br />
In dieser Stadt gibt es keine willkürlich<br />
zusammengestellten Häuserblocks, Häusergruppen,<br />
Haustypen mehr. Die verstreut liegenden<br />
Plätze sind verschwunden, ebenso<br />
verschollenen mittelalterlichen' Meisteruhr, die vielen Verkehrsknotenpunkte, auch die<br />
die nicht nur die Stunden, sondern auch die Stadtzentren. Ja, es gibt nicht einmal eine<br />
Bewegungen der Planeten angab? Der Ar-Strassenkreuzungchitekt forschte in alten Berichten nach und Strassen hat aufgehört, denn die Das ganze Gewirr der<br />
Riesenstadt<br />
besteht nur aus einer einzigen Strasse,<br />
ja sogar aus einem einzigen langgestreckten<br />
Hause. Dieses endlos lange Haus durchläuft<br />
wie die chinesische Mauer das Land, vielleicht<br />
die Länder. Es eilt durch die Täler,<br />
die grossen Verkehrsstrassen weiter, bis<br />
sie wieder in einen solchen Tunnel münden.<br />
Das Innere dieses Riesenhauses wird gebildet<br />
von einer grossen Verkehrsader, in der<br />
der Verkehr nach beiden Richtungen fliesst.<br />
Diese Verkehrsader ist von dem Hause zu<br />
beiden Seiten flankiert und auch überdacht.<br />
Man muss sich einen überdachten Bahnhof<br />
mit zwei Bahnsteigen für zwei Verkehrsrichtungen<br />
vorstellen nur mit dem Unterschiede,<br />
dass man in der Zukunftsstadt nicht nur<br />
durch Tunnel, sondern auch über das Dach<br />
von der einen Seite auf die andere gelangt,<br />
denn das Dach ist flach und bildet einen ungeheuren<br />
Dachgarten mit prachtvollen Blumenanlagen,<br />
Schwimm- und Sonnenbädern,<br />
Sportplätzen usw.<br />
Geradezu märchenhaft ist der Gedanke,<br />
dass man aus den Fenstern seiner Grossstadtwohnung<br />
hinausblickt, auf Acker, Wiesen,<br />
Wälder und Wasser, dass man aus der<br />
einen Tür seines Hauses nach aussen hinaustritt<br />
in die Ruhe des platten Landes, aus<br />
der anderen Tür aber nach innen in den<br />
brausenden Verkehr der Großstadt mit ihrem<br />
Trubel, ihren Geschäften, ihrer riesigen<br />
Lichtreklame, ihrem Hasten und Jagen gelangt.<br />
Grössere Fabriken werden in dieser<br />
Stadtanlage allerdings nicht geduldet. Sie<br />
müssen abseits errichtet werden und sind<br />
durch Seitenstränge an die Hauptverkehrsader<br />
angeschlossen. Natürlich bilden Stahl<br />
und Glas die Hauptbaustoffe der Zukunftsstadt.<br />
Auch die Möbel sind nicht mehr aus<br />
Holz, sondern aus Stahl. Ein grosser Teil ist<br />
eingebaut als Bestand der Wohnungen und<br />
braucht bei Umzügen nicht mehr mitgeschleppt<br />
zu werden.<br />
Der Urheber dieser Idee plant jetzt schon<br />
den Bau einer solchen Stadt, die 16 km lang<br />
werden soll und 140,000 Menschen fasst.<br />
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