E_1935_Zeitung_Nr.048
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N° 48 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 23<br />
Die Alpenstrassen, ein Hauptfaktor des<br />
internationalen Autotourismus<br />
Wer heute am Steuer eines grossen Autotouristikbureaus<br />
eines schweizerischen Automobilistenverbandes<br />
sitzt, muss das lange<br />
Jahr hindurch auf alle möglichen Anfragen<br />
Auskunft geben, muss in allen Belangen beschlagen<br />
sein und über die unmöglichsten<br />
Dinge zu berichten wissen. Nimmt man aber<br />
all die hunderte und tausende mündlich, telephonisch<br />
und schriftlich eingehenden Anfragen<br />
aus dem Ausland etwas näher unter die<br />
Lupe und sucht die verschiedenen Fragenkomplexe<br />
zu gruppieren, so zieht sich wie<br />
Dr. H. Schmidlin.<br />
nen Dimensionen sich dieser Verkehr<br />
vor knappen 15 Jahren gehalten hat.<br />
noch<br />
Es ist daher auch verständlich, wenn die<br />
schweizerischen Stellen für die Fremdenverkehrswerbung<br />
im Ausland diese herrlichen<br />
Fahrten durch unsere Alpengegenden als besonders<br />
anziehendes Schaustück verwenden,<br />
wobei es sich aber zeigt, dass<br />
ein roter Faden<br />
die stete und kontinuierlich wiederkommende<br />
Frage nach dem Prunkstück der automobilistischen<br />
Schweiz, den herrlichen Alpenstrassen,<br />
durch die Haufen von Postkarten und<br />
Briefen. Verteilt sich das autotouristische Interesse<br />
z. B. bei Frankreich auf die Riviera,<br />
die Alpenrouten, die Bretagne, Pyrenäen und<br />
Loireschlösser, so zieht bei uns vor allem die<br />
prächtige Alpenlandschaft die ausländischen<br />
Autoreisenden in ihren Bann. Eine Schweizerxeise<br />
ohne die wichtigeren Alpenstrassen ist<br />
.heute undenkbar. Namen wie Gotthard, Furka,<br />
Grimsel, Simplon, Julier, Grosser St. Bernhard,<br />
Klausen sind heute Begriffe von weltbekanntem<br />
Klang. Und machte sich dieses<br />
Interesse bis vor zwei Jahren nur vom Frühjahr<br />
bis Spätherbst geltend, so ist auch diese<br />
Beschränkung mit der Offenhaltung der Len-:<br />
zerheide-, Maloja- und Julierstrasse, der frühzeitigeren<br />
Oeffnung anderer Alpenstrassen,<br />
der Einführung billigerer Eisenbahntransporttaxen<br />
auf den Alpentunnellinien, den Winterpostautokursen<br />
und der starken Verwendung<br />
des Automobils für Fahrten nach den schweizerischen<br />
Wintersportzentren ganz beträchtlich<br />
reduziert worden. Die Touristikbureaus<br />
haben nun tagtäglich Sommer und Winter<br />
mit Auskünften und Tourenzusammenstellungne<br />
aller Art über Alpenstrassenfahrten zu<br />
tun. Das war früher wesentlich anders, und<br />
wer heute an einem schönen Sonntag den<br />
Rekordverkehr in Gletsch bestaunen kann, der<br />
hätte «ich darüber-gew«ndert,-iH-w«kh4dei-<br />
Aufklärungen<br />
in verschiedener Hinsicht noch dringend nötig<br />
sind. Vor allem muss den ausländischen Autotouristen<br />
immer und immer wieder anempfohlen<br />
werden, ihr tägliches Pensum für solche<br />
Alpenstrassenfahrten nicht zu hoch anzusetzen.<br />
Tagesdistanzen von 250 bis 300 km<br />
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wirken sich auf den bergungewohnten Fahrer<br />
sehr ermüdend aus und beeinträchtigen den<br />
Genuss der Reise sehr. Dann wird auch stets<br />
übersehen, auf eventuelle Schlechtwettertage<br />
Rücksicht zu nehmen. Eine Fahrt in Nebel und<br />
Regen über die Furka oder den Simplon ist<br />
ein Unsinn. Es ist daher den fremden Autotouristen<br />
mit Vorteil anzuempfehlen, sich<br />
einen gutgelegenen Ausgangspunkt zu wählen<br />
und von dort aus an günstigen Tagen die<br />
gewünschten Alpenfahrten zu unternehmen.<br />
Auch der Zeitpunkt der Reisesaison der Alpen<br />
wird oft missachtet. Entweder kommt man zu<br />
früh oder zu spät und übersieht dabei, dass<br />
beispielsweise die Zeit um Ende Juni, wenn<br />
die Alpenflora in voller Blüte steht, solche<br />
Alpenfahrten zu einem höchsten Genuss<br />
macht.<br />
Die Anfragen zeigen aber auch, dass in<br />
weiten Kreisen über die Steigungsverhältnisse<br />
und Schwierigkeiten unserer Alpenstrassen<br />
eine irreführende Meinung herrscht. Man kann<br />
den fremden Autotouristen nicht genug sagen,<br />
dass die Schweiz ausser vereinzelten Juraübergängen<br />
keine Bergstrassen kennt, die<br />
Steigungen von 25 und 30 % aufweisen, wie<br />
dies z. B. in Oesterreich beim Katschberg<br />
-Grosshürn;<br />
Grimsel (zwischen Hospiz und Passhöhe).<br />
oder Zirlerberg oder der Turracherhöhe noch<br />
der Fall ist. Die schweizerischen Alpenstrassen<br />
sind so angelegt, dass sie heute mit jedem<br />
einigermassen in Ordnung befindlichen Wagen<br />
und auch mit Kleinautos ohne Schwierigkeiten<br />
befahren werden können. Dass gerade<br />
hierüber immer viele Anfragen eingehen,<br />
zeigt, dass aufklärende Mitteilungen<br />
an die Reisebureaus und in der Auslandspresse<br />
sehr am Platze wären.<br />
Das soll allerdings nicht hindern, dass man<br />
den Fahrern nach wie vor dringend anempfiehlt,<br />
beim Befahren der schweizerischen<br />
Alpenstrassen besondere Vorsicht walten zu<br />
lassen, weil sie eben zu einem Teil noch nicht<br />
dem modernen Verkehr angepasst sind. Gerade<br />
die schmalen Fahrbahnen verschiedener<br />
Bergstrassen bedingen auch die Unzukömmlichkeit<br />
des bergseitigen Ausweichens der<br />
Alpenautoposten auf diversen Strecken, eine<br />
für den ungewohnten Ausländer unangenehme<br />
Beigabe. Die schmale Fahrbahn und die oft<br />
fehlenden talseitigen Sicherungsbauten führen<br />
auch dazu, dass der ausländische Automobilist<br />
auf Unseren Bergstrassen aus einem "gewissen<br />
Angstgefühl heraus oft nur sehr ungenügend<br />
die rechte Strassenseite hält und<br />
daher Kollisionen mit kreuzenden Fahrzeugen<br />
keine Seltenheiten sind. Wer z. B. die englische<br />
Fachpresse aufmerksam durchliest, dem<br />
können die verschiedenen Klagen über den<br />
ungenügenden Ausbau der schweizerischen<br />
Alpenstrassen nicht entgehen. Oder glaubt<br />
man, dass eine Bemerkung in einem ausführlichen<br />
Fahrtbericht im. vielgelesenen « Autocar<br />
», folgendermassen lautend: « The roads<br />
of the Engadine region in summer are vilenarrow,<br />
dusty and abounding in potholes»,<br />
eine Propaganda für das herrliche Bündnertead-darstellt?<br />
-Bedenkt man, wie prächtig<br />
Auf dreieinhalb tausend Meter mit der<br />
JUNGFRAUBAHN<br />
Garagieren in Lauterbrunnen oder Grindelwald<br />
16. Juni Jungfrau-Stafette, 17. bis 22. und 24. bis 29. Juni Skihochtourenwochen,<br />
13./14. Juli Sommerskirennen,. Schweizer. Skischule im Sommer. Bergschule Jungfrau.<br />
Akt.-Ges. R. & E. HUBER, Pfäffikon (Zeh.)