E_1935_Zeitung_Nr.048
E_1935_Zeitung_Nr.048
E_1935_Zeitung_Nr.048
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26<br />
ÄÜTOMOBIE-KEVUE <strong>1935</strong> - W 48<br />
nacht summt Ferne Gletscherbrüche tosen,<br />
und wenn man meint, jetzt sei alles still,<br />
beginnt das Ohr das einschläfernde Rauschen<br />
der Eisbäche über dem Trümmletental aufzunehmen.<br />
Früh aus den Federn! Sie sollen die Jung-<br />
Die Zahl der Paßstrassen in den Alpen vom<br />
Semmering bis zu den Meeralpen ist grösser,<br />
als man dies im allgemeinen annimmt: es gibt<br />
weit mehr als zweihundert richtige Paßstrassen,<br />
die mit dem Auto befahren werden können.<br />
Fast genau die Hälfte der Paßstrassen<br />
entfällt auf Frankreich, also auf die Westalpen.<br />
In den übrigen Rest teilen sich die<br />
Schweiz, Italien, Oesterreich und Deutschland.<br />
Es ist interessant, zwischen den Alpenstrassen<br />
dieser fünf Länder Vergleiche anzustellen<br />
hinsichtlich der Höhe und der Steigungen,<br />
weil diese Daten zu einem erheblichen Grade<br />
die touristische Bedeutung der einzelnen<br />
Strassenzüge kennzeichnen. Hinzu tritt dann<br />
noch der Charakter der Landschaft, durch«<br />
die die einzelnen Strassen führen und durch<br />
den das Interesse des Autotouristen für die<br />
einzelne Strasse wesentlich mitbestimmt wird.<br />
Von der reinen Verkehrsbedeutung wollen<br />
wir in diesem Zusammenhang mehr oder weniger<br />
absehen.<br />
fraufahrt anders machen als die fremden<br />
Heerscharen ! Der erste Morgenzug, der von<br />
der Scheidegg auf das Jungfraujoch hinauffährt,<br />
ist für die Frühaufsteher reserviert.<br />
Sie werden köstlich belohnt; denn droben auf<br />
dem Balkone aus Schnee und Eis schweift<br />
der Blick in den Morgenstunden über das<br />
Land, ohne dass der aufsteigende Hitzedunst<br />
die Klarheit beeinträchtigt. Und die Flasche<br />
« Gletscherwasser» schmeckt um 10 Uhr so<br />
gut wie am Mittag.<br />
Wenn Sie ein guter Geher sind und den<br />
jähen Blick über Flühe und steile Waldbörder<br />
aushalten, gibt es für Sie ejnen famosen<br />
Abstieg von der Wengernalp ins<br />
Lauterbrunnental. Ueber den moosigen Lägern<br />
der Mettlenalp weht weisses Büschelgras.<br />
Der schmale Weg>windet sich zwischen<br />
hohen Tannen hinaus, bis Sie den schlanken<br />
Zahn des Schwarzmönch links aus der grauen<br />
Felswand treten sehen. In dieser Gegend<br />
schlüpft ein kleiner Weg in der Richtung auf<br />
das Tschingelhorn hangab. Er ist nicht ganz<br />
leicht zu finden. Sicherer gehen Sie, wenn<br />
Sie dem ebenen Weg um die Rundung des<br />
Gürmschbühls noch etwa zehn Minuten folgen;<br />
denn hier sehen Sie den nach unten abzweigenden<br />
Weg zur Brechalp deutlicher.<br />
Jetzt nur munter in die Tiefe gestiegen.<br />
Durch den Wald windet sich der Weg von<br />
Fluhschopf zu Fluhschopf. Auf den Lichtungen<br />
wuchern die grellroten Steinnelken hinter<br />
den Felsplatten hervor. Im Brech liegen Sie<br />
am besten auf den Rücken; denn was Sie<br />
von hier aus von den Bergen sehen, greift<br />
hoch in den Himmel hinauf. Der Mönch steht<br />
da wie ein Grenadier! Das Weglein wird<br />
imemr schlehter, aber die Umgebung verliert<br />
nichts an Reizen. Schliesslich trägt der<br />
schmale Felsensteig Sie über der Trümmelbachschlucht<br />
hinaus in die letzten Hänge<br />
gerade über dem Hotel Trümmelbach. Natürlich<br />
steht Ihr Wagen nicht vor der Türe;<br />
Aber es gibt ja genügend Autobusse, die hinaus<br />
nach Lauterbrunnen fahren, und wenn<br />
es Ihre Beine noch erlauben, wandern Sie<br />
das Tal hinaus. Gleich ausserhalb des- Hotels<br />
zweigt ein Fussweg von der Strasse ab; man<br />
überquert erst den Trümmelbach, dann die<br />
Lütschine und hat die alte nicht mehr befahrbare<br />
Talstrasse ganz für sich allein, um<br />
dem Staubbach zuzuwandern.<br />
Diese wenigen Winke betreffen durchwegs<br />
das Lauterbrunnental. Sie können in ganz<br />
ähnlicher Weise auch das Gletschertal durchforschen.<br />
Lassen Sie sich im «Bären» in<br />
Grindelwald alles sagen, was nicht im Bädecker<br />
steht.<br />
Die Pässe und Hochstrassen der Alpen<br />
Die Alpenstrassen der Schweiz.<br />
Die Schweiz steht, wenn man von dem<br />
Deutschen Reich absieht, hinsichtlich der<br />
Zahl der Alpenstrassen mit 23 an letzter<br />
Stelle, und zwar hinter Oesterreich, das über<br />
37 Alpenstrassen verfügt. Trotzdem muss<br />
die Schweiz mit Rücksicht auf seine Grosse<br />
als das Land der Alpenstrassen par excellence<br />
bezeichnet werden, ein Ruf, den es<br />
schon von altersher besitzt. Die klassische<br />
Anlage unserer Alpenstrassen ist weltbekannt.<br />
Dazu kommen die einzigartigen landschaftlichen<br />
Schönheiten des Hochgebirges,<br />
der Täler und Schluchten, sowie der zahlreichen,<br />
in ihrer Art so verschiedenen Seen.<br />
Ausserdem besitzt unser Land den gröbsten<br />
Anteil an Strassen über 2000 Meter; dann<br />
von den 23 Strassen übersteigen nicht we-.<br />
niger als 14 die 2000-Meter-Grenze. Wer die<br />
Schweizer Alpenstrassen befährt, kommf%ie<br />
sonst nirgends immer wieder in die nöchffen<br />
Regionen.<br />
Ein Wermutstropfen aber fällt in den<br />
Becher der Freude über die hervorragenden<br />
landschaftlichen Schönheiten unserer Alpenstrassen,<br />
wenn wir daran denken, in weldhem<br />
Zustand sich einzelne unserer Strassenzüge<br />
befinden: schmal, zu stark gesattelt, sandig.<br />
Sollen wir nicht gegenüber den Nachbarländern<br />
endgültig ins Hintertreffen kommen,<br />
dann ist es höchste Zeit, dass unsere Alpenstrassen<br />
grosszügig ausgebaut werden.<br />
Die Alpenstrassen Italiens.<br />
Italien verfügt heute — von den Westalpen<br />
abgesehen — über rund sechzig Alpenstrassen,<br />
darunter die höchste Alpenstrasse,<br />
das Stilfserjoch, mit 2756 Meter. Nur zehn<br />
von diesen sechzig Strassen erreichen eine<br />
Höhe von mehr als 2000 Meter. Der grösste<br />
Teil dieser italienischen Alpenstrassen lie'gt<br />
in den Dolomiten. Die Steigungen sind fast<br />
ausnahmslos sehr massig. Die wichtigeren<br />
Dolomitenpässe weisen nur Steigungen von<br />
8—10 Prozent auf. Die Höchststeigung der<br />
Alpenstrassen Italiens liegt bei 15 Prozent,<br />
wenn man von einigen wenig befahrenen<br />
Nebenstrassen absieht. Ein erheblicher Teil<br />
der Strassen verdankt dem Weltkrieg sein<br />
Entstehen. So wurden die Strassen über das<br />
Sellajoch, das Grödnerjoch, den Campolungopass,<br />
den Borcolapass, den Campogrossopass,<br />
den Cibianasattel, den Duranpass, den<br />
Gaviapass, den Moistroccapass, den San-<br />
Ubaldo-Pass, den Vallespass, den Xomosattel<br />
und den Zovopass von den österreichischen<br />
oder italienischen Truppen als Kriegsstrassen<br />
erbaut.<br />
Unzweifelhaft befinden sich die Alpenstrassen<br />
Italiens im Vergleich zu anderen<br />
Alpenstrassen im besten Zustand. Die Strassen<br />
sind breit, die Kurven ausgeglichen, der<br />
Strassenbelag vielfach staubfrei. Dieser<br />
grosse Vorsprung Italiens hat dazu geführt,<br />
dass die Fremdenverkehrsziffern dieses<br />
Landes ausserordentlich angestiegen sind.<br />
Die Alpenstrassen im Deutschen Reich.<br />
Der Anteil an den Alpen, der auf dem Boden<br />
Deutschlands liegt, ist sehr gering. Zum<br />
Grossteil handelt es sich nur um das Alpenvorland<br />
nördlich von Vorarlberg, Tirol und<br />
Salzburg. Immerhin liegt aber auch ein Streifen<br />
Hochgebirge unmittelbar an der österreichisch-deutschen<br />
Grenze. Eigentliche Hochpässe<br />
fehlen aber. Die meisten Strassenzüge<br />
führen gegen Süden dem Hauptkamm der<br />
Alpen zu und folgen daher naturge'mäss dem<br />
Lauf der tief eingeschnittenen Flüsse. Nur<br />
einige wenige Paßstrassen sind zu verzeichnen:<br />
die « Oberjochstrasse », die von Hindelang<br />
(bei Sonthofen) auf den Adolf-Hitler-<br />
Pass (1167 m) führt und nicht nur die kurvenreichste<br />
Strasse Deutschlands, sondern<br />
vielleicht die kurvenreichste Strasse der Alpen<br />
überhaupt ist; der « Ettaler Berg* zwischen<br />
Oberau und Oberammergau; die<br />
Strasse zum idyllisch am Fuss der Zugspitze<br />
gelegenen Eibsee (964 m). Als eigentliche<br />
Paßstrasse folgt sodann die Kesselbergstrasse^<br />
861 m (Kochelsee—Walchensee), als kurvenreiche,<br />
wohlausgebaute Rennstrecke bekannt;<br />
der Achenpass mit 950 m (Uebergang vom<br />
Tegernsee zum Achensee). Eine erst vor drei<br />
Jahren fertiggestellte Grenzstrasse ist jene<br />
über den Ursprungspass zwischen Bayrischzeil<br />
und Kufstein. Die Strassen im Gebiet von<br />
Berchtesgaden-Reichenhall sind wohl Alpenstrassen,<br />
aber keine Passübergänge, so die<br />
Strasse durch die Ramsau und zum Königssee<br />
Ḋerzeit wird eifrig an der «Deutschen<br />
Alpenstrasse» gebaut, die von Lindau bis<br />
Berchtesgaden führen und zahlreiche Pässe<br />
und Höhenzüge überqueren wird. Es handelt<br />
sich um eine ausgesprochene Luxusstrasse<br />
zur Ersehliessung des reichsdeutschen Alpengebietes.<br />
Verschiedene Teilstrecken sind<br />
schon in Angriff genommen, einzelne auch<br />
schon fertiggestellt Die Strasse wird durchwegs<br />
6—7 m breit; für die Trassierung war.<br />
es entscheidend, dass die schönsten Aussichts-i<br />
stellen berührt werden. Die restlose Fertigstellung<br />
wird erst in einigen Jahren erfolgen.<br />
Die Alpenstrassen m Oesterreich.<br />
Während Oesterreich früher in Südtirol<br />
zahlreiche Hochgebirgstrassen erbaut hat —*<br />
darunter auch die derzeit noch höchste Alpen-<<br />
strasse: jene über das Stilfserjoch — besass<br />
es nach Friedensschluss keine einzige Strasse,<br />
die eine Höhe von 2000 m erreicht Der Arlberg<br />
mit 1802 m war der höchste von einer'<br />
Strasse überquerte Pass. Die neue Grossglocknerstrasse<br />
aber erreicht eine Höhe von<br />
mehr als 2500 m. Gerade im Hinblick auf die N<br />
verhältnismässig geringe Höhe der österreichischen<br />
Alpenstrassen ist es besonders bemerkenswert,<br />
dass ein Teil der Strassen eine<br />
ganz anormal starke Steigung aufweist: so<br />
der Zirlerberg 25 %, der Achenpass 27 %\<br />
der Pass Gschütt 22%, die Pötschenhöhe<br />
21 %, der Katschberg gar 26 % — somit die<br />
steilste Hauptstrasse der Alpen — die Turracherhöhe<br />
30 %, der Loiblpass 25%, das<br />
Niederalpl 24 %, der Aflenzer Seeberg 20 %\<br />
und der Prebichl 22 %.<br />
Die neue Grossglocknerstrasse führt über<br />
drei benachbarte Pässe, Fuschertörl, 2421 rtu<br />
IHerkpnukte für die Jungfrautonrs<br />
••<br />
lbachfälle<br />
Die gewaltigsten Gletscherwasserfälle der Alpen. Schattiger Restaurationsgarten:<br />
Spezialitätenküche. Garagieren Sie in der Jungfraugarage in Lauterbrunnen.<br />
leine Scheidegg<br />
Verbringen Sie die Nacht auf diesem wundervollen Aussichtspunkt! Vorteilhaftes<br />
Hotel-Arrangement: Nachtessen, Zimmer mit fliessendem Wasser, Frühstück Fr. 12;-:<br />
Spät-Züge ab Lauterbrunnen: täglich 17.00 Uhr; Samstags 19.00 Uhr.<br />
Hinauf mit dem Frühzug ab Scheidegg! Am frühen Morgen die klarste Fernsicht!