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E_1935_Zeitung_Nr.069

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N° 69 —<strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

einbrachen und damit höchstens sich und die nachfolgenden<br />

Fahrer gefährdeten. Wenige hundert<br />

Meter hinter Geier lagen nämlich mehrere Konkurrenten<br />

im Training, von denen bis auf Ghiron<br />

alle noch vor der Unfallstelle anzuhalten vermochten.<br />

Chiron war aber so dichtauf gefolgt, dass er<br />

trotz schärfstem Bremsen es nicht mehr vermeiden<br />

konnte, mitten in die mächtige Staubwolke hineinzugeraten,<br />

welche der Aufprall von Geiers Wagen<br />

verursacht hatte, wobei sich der Franzose einen<br />

Weg durch die links und rechts liegenden Wagentrümmer<br />

bahnen musste. Chiron hat uns nachher<br />

selbst erzählt, dass er in seiner Rennlaufbahn kaum<br />

je eine so kritische Minute durchgemacht habe wie<br />

hier, als er mit noch beträchtlichem Tempo ins Ungewisse<br />

hineinfuhr und so ohne jegliche Sicht war,<br />

dass er nur mehr automatisch seinen Wagen steuerte,<br />

ohne sich nachher darüber Rechenschaft geben<br />

zu können, wie er dieser Wirrnis entkam. Der bedauerliche<br />

Unglücksfall, an welchem alle Anwesenden<br />

den grössten Anteil nahmen, dämpfte natürlich<br />

das Tempo in den noch folgenden Trainingsrunden<br />

ganz beträchtlich, und es dauerte recht lange, bis<br />

sich die Stimmung längs der Strecke wiederum<br />

etwas hob, als man die erleichternde Nachricht<br />

vom leidlichen Befinden des Patienten erfuhr.<br />

Vor diesem Zwischenfall, den wir nur deshalb<br />

etwas ausführlicher schilderten, als merkwürdigerweise<br />

kurz nachher bereits die wildesten Gerüchte,<br />

die von geplatzten Pneus und weiteren Märchen<br />

wissen wollten, zirkulierten, war der Trainingsbetrieb<br />

ausserordentlich lebhaft und aufschlussreich.<br />

Die gestrige schnellste Rundenzeit von Stuck wurde<br />

zwar bis auf sieben Zehntelsekunden nicht erreicht,<br />

aber die Durchschnitte der gewiegtesten Fahrer<br />

glichen sich sehr stark aus, wobei die fünf Konkurrenten<br />

mit den kürzesten Zeiten je nur eine<br />

Sekunde auseinander blieben. Die nachstehende<br />

Debersicht zeigt, dass Mercedes-Benz und Auto-<br />

LTnion das Feld mit ihren Spitzenfahrern durchaus<br />

beherrschen, wobei es den Anschein hat, als zögen<br />

äie beiden Rivalen mit sehr ausgeglichenen Waffen<br />

und Chancen in den Wettkampf. Caracciola fuhr<br />

übrigens meistens einen Trainingswagen besonderer<br />

Art, bei welchem es sich nämlich um ein weiter<br />

verbessertes Modell handelt, dessen Möglichkeiten<br />

liier in Bern erstmals richtig ausprobiert werden.<br />

Natürlich bewahrt man im Mercedes-Lager grösstes<br />

Stillschweigen, doch will die Fama wissen, dass<br />

bei diesem Versuchswagen hauptsächlich Aenderungen<br />

am Chassis vorgenommen wurden, die eine<br />

noch weiter verbesserte Bodenhaltung und günstigere<br />

Schwerpunktlage zur Folge hätten. Der Motor<br />

sei der nämliche" wie bei den übrigen für das Rennen<br />

eingesetzten Maschinen. Die äussere Verkleidung<br />

ist noch windschnittiger und fliessender geworden.<br />

Ob dieses Fahrzeug doch noch ins Rennen geht,<br />

steht zur Zeit noch nicht fest.<br />

Die Alfa-Romeo-Leute blieben in ihren Rundenzeiten<br />

nur sehr wenig auseinander, doch erwies<br />

sich Nuvolari stets als der schnellste des Trios, obwohl<br />

auch er um volle acht Sekunden hinter dem<br />

besten Tagesergebnis, das Varzi auf Auto-Union<br />

erzielte, zurückblieb. Nicht unbeträchtlich fallen<br />

alle Maseratifahrer zurück, von denen keiner unter<br />

die drei Minuten kam. Es ist wirklich höchste Zeit,<br />

wenn das neue Achtzylindermodell endlich rennreif<br />

wird, denn mit den jetzigen Maschinen sind auch<br />

äie besten Piloten, wie Etancelin, Farina usw., je<br />

länger je mehr dazu verdammt, die Rolle der<br />

Schlussdekoration zu übernehmen.<br />

v- • '<br />

Durch die Kiesgrube. Dieses Teilstück der Strecke zählt zu den interessantesten Punkten der Rennanlage.<br />

Hier hat von Brauchitsch (Mercedes-Benz) eben den Anstieg mit Schuss hinter sich gebracht<br />

und wird gleich in der anschliessenden Kurve dem Auge entschwinden.<br />

Bis zu Geiers Unfall steigerten sich die Rundenzeiten<br />

von Mal zu Mal, denn die heute chronometrierten<br />

Tempi werden zur Bestimmung der Startreihenfolge<br />

mit herangezogen, so dass natürlich jeder<br />

Fahrer sein Bestes drangab, um sich möglichst<br />

eine gute Startposition zu erringen. Dieser gegenseitige<br />

Ansporn ist auch als die indirekte Ursache<br />

zu dem bedauerlichen Zwischenfall zu betrachten,<br />

und doch scheint uns, als ob dieser Methode zur<br />

Festlegung der Startgruppierung der Vorzug gehöre,<br />

zeitigt doch das Los die merkwürdigsten Situationen.<br />

Von den Einzelfahrern fehlten einzig Barbieri,<br />

der seinen Startverzicht bekannt gegeben hat, und<br />

der Schweizer Ruesch, der immer noch in'Mailand<br />

weilt, wo seine im Rennen von Nizza angebrannte<br />

Maschine nach einer gründlichen Ueberholung neu<br />

eingefahren wird. Ob es noch rechtzeitig zum Training<br />

am Samstag reicht, ist sehr in Frage gestellt.<br />

Die Abwesenheit von Ruesch wäre besonders wegen<br />

seines auch im Preis von Bern vorgesehenen Startes<br />

bedauerlich. Mit seiner recht schnellen 1,5-Liter-<br />

i"<br />

Maserati erwies sich Ruesch am Eifelrennen als<br />

der Einzige, der mit Erfolg gegen die Uebermacht<br />

der ERA-Maschinen anzukämpfen vermochte.<br />

Rundenbestzeiten<br />

Varzi (Auto-Union) 2:41.8<br />

Caracciola (Mercedes-Benz) 2:42.8<br />

Stuck (Auto-Union) 2:43.6<br />

Fagioli (Mercedes-Benz) 2:44.2<br />

Rosemeyer (Auto-Union) 2:45.3<br />

Geier (Mercedes-Benz) 2:48,2<br />

Nuvolari (Alfa Romeo) 2:49.1<br />

Dreyfus (Alfa Romeo) 2:50.2<br />

v. Brauchitsch (Mercedes-Benz) 2:50.8<br />

Chiron (Alfa Romeo) 2:51.8<br />

Dott. Farina (Maserati) 3:06.0<br />

Earl Howe (Bugatti) 3:07.0<br />

Etancelin (Maserati) 3:07.1<br />

Hartmann (Maserati) 3:25.6<br />

Brian Lewis (Maserati) 3:28.8<br />

Balestrero (Maserati) 3:37.3<br />

Die Proberunden zum<br />

Preis von Bern,<br />

dem internationalen Kleinwagen-Rennen, zeitigten<br />

durchaus das nämliche Bild, wie bei der grossen<br />

Klasse: Gesteigerte Tätigkeit und beträchtlich erhöhte<br />

Tempi. Mays, der überzeugendste Fahrer der<br />

ERA-Mannschaft, schoss hier den Vogel neuerdings<br />

ab, indem er -seine gestrige Trainingsbestzeit um<br />

ganze 8 Sekunden unterbot und den erstaunlichen<br />

Durchschnitt von 139,256 km/St, erreichte, also beinahe<br />

an das Mittel der grossen Wagen im letztjährigen<br />

Grossen Preis herankam. Der prinzliche Fahrer<br />

aus Siam folgte ihm neuerdings dicht auf dem<br />

Fuss und konnte sogar das Resultat von Mays<br />

egalisieren. Diese beiden ERA-Piloten hielten das<br />

übrige Feld in respektvoller Distanz, doch dürfen<br />

sich auch die Zeiten der folgenden Fahrer, wie<br />

Seaman, Prinz Leiningen, dem heute eingetroffenen<br />

Franzosen Veyron, des vorläufig einzigen schweizerischen<br />

Konkurrenten Kessler usw., sehr gut sehen<br />

lassen. Nach wie vor enttäuschte dagegen die Spezialkonstruktion<br />

von Mrs. Stewart, der offenbar das<br />

Zementrund spezieller Rennbahnen wesentlich besser<br />

liegt, als die Strassenpiste mit all ihren Besonderheiten<br />

und Tücken.<br />

Es bestätigte sich heute leider, dass Graf Lurani,<br />

einer der bestqualifizierten italienischen Kleinwagenfahrer,<br />

nicht zum Rennen kommen wird, indem<br />

seine beiden Mechaniker trotz allen Bemühungen<br />

an höchster Stelle zufolge der besonderen Verhältnisse<br />

in Italien die Ausreiseerlaubnis nicht erhielten.<br />

So färben die Ereignisse in Abessinien aiso<br />

sogar auf den Grossen Preis in Bern abl<br />

Rundenbestzeiten:<br />

Mays Raymond (E.R.A.) 3:08.2<br />

= 139,256 km/St.)<br />

«Bira» (E.R.A.) 3:08.2<br />

Seaman (E.R.A.) 3:18.8<br />

Earl Howe (Delage)" 3:21.4<br />

Prinz Leiningen (EJR.A.) 3:23.9<br />

Veyron (Bugatti) 3:25.8<br />

Kessler (Maserati) 3:27.3<br />

Kohlrausch (Magic-Midget) 3:39.6<br />

Evans Kenneth (M.G.) 3:42.8<br />

Tongue (M.G.) 3:58.7<br />

Mrs. Stewart (Derby) 4:09.9<br />

Sojko (Bugatti) 4:11.7<br />

Herkuleyns (M.G.) 4:20.4<br />

Steinweg (Bugatti-Spezial) 5:50.2<br />

Nach diesem temporeichen zweiten Trainingstage,<br />

der wohl den Höhepunkt der Probeläufe brachte,<br />

ist das Rätselraten um die Sieger nur noch gestiegen.<br />

Die Erfolgsaussichten kristallisieren sich für<br />

den Preis von Bern schon recht deutlich heraus,<br />

aber beim Grossen Preis tappt man wirklich vollständig<br />

im Ungewissen. Gäbe es Wetten abzuschliessen,<br />

so ständen die Odds zwischen Mercedes<br />

und Auto-Union so kurz, dass weder für Buchmacher<br />

noch Wettende viel dabei herausschauen<br />

würde. Ob aber auch hier Alfa Romeo und vorab<br />

Nuvolari wiederum die grosse Unbekannte bleibt,<br />

die ganz unerwartet und entscheidend in das Duell<br />

der beiden deutschen Marken eingreift, ist ebenso<br />

ungewiss wie vor dem deutschen Grossen Preise.<br />

Vielleicht spielt sie hier doch nicht die nämliche<br />

Rolle, weil einmal die deutschen Maschinen seither<br />

neuerdings überholt worden sind und weil die<br />

Ein sicheres Zeichen<br />

richtiger Arbeitsweise ist das tägliche<br />

Eintreffen reparaturbedürftiger<br />

Automobile aus allen Teilen der<br />

Schweiz.<br />

Auch Sie werden zufrieden sein.<br />

PALLAS<br />

Akt.-Ges. R. & E. HUBER, Pfäffikon (Zeh.)<br />

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Dir. E. H Thommen, Ing.<br />

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