E_1935_Zeitung_Nr.085
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N° 85 — <strong>1935</strong> AUTPMOBlLrREVUE<br />
F E U I L L E T O N<br />
Blumenhölle am Jacinto.<br />
U rwalderlebn Is<br />
Von Ernst F. Löhndorff.<br />
Copyright hy Carl Sohünemann-Verlag, Bremen-<br />
Fortsetzung von Seite 2.<br />
Teufel, was für ein Rachen! Und wie<br />
elfenbeingelb die Dolchzähne in den gleich<br />
rosa Lack glänzenden Gaumenplatten sitzen!<br />
Und — caramba ! wie stinkt dieser Rachen !<br />
Es klingt, als ob zwei Bretter heftig zusammengeschlagen<br />
werden, als er zuklappt,<br />
gleichzeitig dröhnt Hendersons Schuss. Der<br />
aufwirbelnde Schaumtrichter wirft mich beinahe<br />
um, aber schon ist es wieder ruhig,<br />
und mechanisch schob meine Schulter die<br />
ganze Zeit weiter.<br />
c Tüchtig, mein Herzchen ! » keucht Willis,<br />
und das Kanu gleitet rascher.<br />
< War nur 'n lumpiges, lausiges Krokodil,<br />
Boys! > beschwichtigt der andere und fingert<br />
spielend die Flinte.<br />
« Ho ! Stop ! Damned, halt an ! » brüllt<br />
plötzlich Willis, denn das Fahrzeug ist flott,<br />
und beide verlieren wir den Grund. Mit<br />
Vorsicht steigen wir ein. Hohn packt mich,<br />
wie ich über Bord schaue und das Wasser<br />
plötzlich von heringsgrossen Fischen blitzen<br />
sehe. « Zu spät, Satanspack ! > brumme ich,<br />
und der Amerikaner lacht lobend: c Yes, zu<br />
spät Tüchtiger Kerl, Dutchy.»<br />
Wir paddeln weiter. Der sich verengende<br />
Strom ist unsere goldene Strasse, die aus<br />
sattgrüner Umfassung geheimnisvoll lockend<br />
hervorschnellt.<br />
In einer winzigen Bucht machen wir Mittagsrast,<br />
hängen die Angel über. Es beisst<br />
schnell etwas an. Zuerst ist's ein vom Ozean<br />
herauf verschlagener Grundhai, der mit<br />
Schnur und Angel davongeht. Ein neuer<br />
Haken bringt einen phantastisch geformten,<br />
prächtig grünen und blauen Fisch ans Tageslicht,<br />
von" dem wir nur wissen, dass er sehr<br />
giftig ist. Ein Fluch begleitet ihn in sein Element<br />
zurück, und ein Krokodil, das uns wie<br />
ein hungriger Köter belauert, schiesst herbei,<br />
verschlingt ihn.<br />
« Hm, kalkuliere, dass wir bei Speck und<br />
Eiern bleiben. Hoffentlich hat uns die Bande<br />
in Remate de Males keine faulen gegeben!»<br />
brummt der Amerikaner,<br />
Aber Willis, der Orchideenjäger des brasilianischen<br />
Urwaldes und Doktor der Botanik<br />
an der Universität Edinbüfg, wirft noch einmal<br />
die Angel über.irides ich" .mich'damit<br />
abquäle, aus feuchtem Holz ein Feuer im"<br />
Aschenbehälter des Kanus anzuzünden.<br />
« Heigho, ein Fetter, diesmal .! •».., schmunzelte<br />
er und zieht mit mühevoller Vorsicht.<br />
Alle drei beugen wir die Köpfe über Bord.<br />
Da kömmt es langsam empor ! Etwas Braunes,<br />
Blankes, wie ein Fischleib. Und nun<br />
sehen wir es. Es ist nur ein Baumstrunk —<br />
und jetzt reisst die Leine, er sinkt samt der<br />
Angel zurück.<br />
Willis ist wütend, schüttelt sich, dass die<br />
Schweisstropfen von seiner Stirn fliegen.<br />
Aber er probiert es nochmals. Und diesmal<br />
erblicken wir's deutlich. Ein Piranha geht<br />
mit Haken und Köder davon.<br />
Zwar sitzt wegen'der Scherengebisse jener<br />
Fische der Haken an einem dünnett Metalldraht,<br />
aber manchmal knipst der Piranha<br />
auch diesen ab.<br />
Wir braten Eier, trinken Tee dazu. Der<br />
Strom rauscht müde. Sonst ist die grüne<br />
Wildnis, die uns in ihre Arme nahm, feierlich<br />
und schwermütig still. Aber die Herzen<br />
von Menschen pochen gleich Hämmern, und<br />
in den Adern rauscht es heiss wie von einem<br />
betörenden Trank.<br />
Vierundzwanzigstundentod. -<br />
Wir paddeln wieder und erreichen um fünf<br />
Uhr, nachdem wir den Hauptstrom schon<br />
verlassen haben, die Bucht des Vierundzwanzigstundentodes.<br />
Diesen Namen gaben<br />
die Leute von Remate de Males der prachtvollen<br />
Gegend. Der Fluss macht hier eine<br />
Krümmung, still und glatt ist sein Wasser;<br />
und das eine Ufer gleicht eher einer stilvollen<br />
englischen Parklandschaft als brasilianischer<br />
Dschungel.<br />
Da aber kein Mensch in Remate de Males<br />
daran denkt, Plantagen anzulegen, merkten<br />
sich die Leute zwar die Gegend, taten jedoch<br />
sonst nichts.<br />
Bis einmal vier deutsch-brasilianische Familien<br />
mit Kind und Kegel auf der Suche<br />
nach gutem Land den Ort berührten. Dom<br />
Xaime Torres verkaufte ihnen flugs die<br />
Bucht und alles angrenzende Gebiet für eine<br />
spottbillige Summe, obwohl sie es ebensogut<br />
umsonst haben konnten. Denn Dom Xaime<br />
hatte so wenig Anrecht wie ich, und der behördliche<br />
Landvermesser kam zwar schon<br />
bis Remate de Males, aber er verliess es<br />
nicht wieder, denn das Fieber brachte ihn<br />
um.<br />
Mit grossen Hoffnungen und nach unsäglichen<br />
Strapazen erreichten die Leute die<br />
Bucht. Erst hatten sie einen aus ihrer Mitte<br />
vorausgesandt, Blatternarbenjesus war sein<br />
Führer gewesen. Ganz begeistert kamen sie<br />
zurück, und sofort fuhr die Kanuflottille los.<br />
Blatternarbenjesus lungerte nach der Ankunft<br />
am Platz noch ein wenig herum, um<br />
zu sehen, wie sich die neue Siedlung anlasse,<br />
damit er Dom Xaime Bericht erstatten<br />
konnte.<br />
Nun — es war ein Vormittag, als die Leute<br />
jubelnd bei dieser idyllischen Bucht anlegten<br />
und glaubten, ihrer wäre nun das Himmelreich.<br />
Wohl wurde ihnen eines zuteil, aber<br />
nicht das erwartete!<br />
Denn um Mittag lag bereits fast jeder Teilnehmer<br />
der Expedition mit schwerem Fieber<br />
in seiner Hängematte. Als der Abend kam,<br />
rasten alle mit Ausnahme des Führers in<br />
wildem Delirium, und der Narbige hatte, wie<br />
er sich bekreuzigend nachher erzählte, alle<br />
Hände voll zu tun, um abwechselnd zur<br />
Mutter Gottes zu beten und den nach Wasser<br />
wimmernden Menschen zu trinken zu<br />
geben. Am nächsten Vormittag lebte kein<br />
einziger dieser hoffnungsvollen Pioniere<br />
mehr.<br />
Blatternarbenjesus betete ein Ave, wunderte<br />
sich, dass er noch da war* und machte<br />
sich über den Schnaps, den die Leute in<br />
grossen Demijohns mitgebracht hatten. Nach<br />
einigen Tagen war er damit fertig und paddelte<br />
nach Hause.<br />
Seither heisst diese Bucht zum Vierundzwanzigstundentod.<br />
Und es gibt von diesen<br />
Buchten, die den gleichen Namen verdienen,<br />
unzählige am Amazonas und seinen Zuflüssen<br />
!<br />
Sanft scharrend berührt die «Lola» das<br />
liebliche Ufer, c Yes! » lacht der Engländer<br />
gemütlich. « Yes, Freund ! Wir werden hier<br />
nämlich übernachten. Henderson und ich<br />
tun's immer. Und wenn Sie morgen noch leben,<br />
dann Freund, sind Sie ein verteufelt<br />
brauchbarer Kerl für die Orchideenjagd, und<br />
wir können uns gratulieren, Ihre Schulden<br />
bei der komischen Walfischfrau bezahlt und<br />
Ihre Revolver eingelöst haben !»<br />
Er kichert noch lange, und Henderson sagt<br />
trocken : « Bis hierher ist nur Probezeit, wie<br />
wir kalkulieren. Schätze, dass Sie morgen<br />
mittag — brauchen gar nicht bis Abend zu<br />
warten — ein richtiger Orchideenjäger oder<br />
'n toter Exgummisucher sind! > Dann grinst<br />
er : « Well, und nun wollen wir = die Hängematten<br />
anbringen und essen. Was meinen<br />
Sie?»<br />
Ich antwortete:«Eier haben wir noch<br />
ausser den Konserven, und daiin will ich<br />
jetzt 'nen tüchtigen Fisch fangen!» Ich<br />
ahme seine Redeweise^nach: «Schätze und<br />
kalkuliere, dass mich hungert! »<br />
-Ich ergreife dle< Angelleine, gehe nach<br />
einem Baum, der weit über das Wasser<br />
ragt, und werfe deir Wurmköder aus. Innerhalb<br />
fünf Minuten habe ich einen zwei Kilo<br />
schweren Flossenträger 'und schleppe ihn<br />
ans Feuer. Während ich ihn aufschlitze, murmelt<br />
der Doktor der Botanik.: «Sie müssen<br />
keine Angst haben; wir schlafen immer<br />
hier! > Schweigend wird die Mahlzeit eingenommen.<br />
Nachher sitzen wir in den<br />
Hängematten, und die Pfeifen glühend Weit<br />
drinnen im Urwald- ertönt der brausende<br />
Chor einer Herde Brüllaffen. Die Nacht legt<br />
sich dunkelblau über die Bucht des Vierundzwanzigstundentodes.<br />
Als die grossen Insekten,<br />
die man dort Laternenträger nennt,<br />
grünleuchtend um die Baumparzellen tanzen,<br />
schaukeln wir in den Hängematten. Die Glut<br />
des Feuers erstirbt. Es iit klebrig warm,<br />
und aus dem Wasser steigen gespenstisch<br />
jene violetten Dünste, die für viele Menschen<br />
den Tod bergen. Gleich einer dumpfen<br />
Glocke begleitet das Rauschen des wandern-,<br />
den Stromes meine ruhelosen Gedanken.<br />
Der endlose Pfad.<br />
Ave Maria! Die Bucht des Vierundzwanzigstundentodes,<br />
die in grotesker Laune von<br />
dreissig heimstättensuchenden Menschen nur<br />
ihren Führer, den Trunkenbold Blatternarbenjesus,<br />
verschont hat, liegt weit hinter uns.<br />
In- finsterer Wut die Paddel führend, rudern<br />
wir am Südufer des herrlichen Stromes, wo<br />
das ruhige Wasser zahlreicher Bayous und<br />
Lagunen leichteres-Vorwärtskommen gestattet^<br />
dahin.<br />
Nun gleicht die Umgebung nicht mehr der<br />
lieblichen Parklandschaft Old Englands, in<br />
der wir vor kurzem übernachteten. Ich habe,<br />
die Probe bestanden; die Bucht des Vierundzwanzigstundentodes<br />
hat nicht, wie Henderson<br />
dunkel orakelte, einen toten Exgummisucher<br />
aus mir gemacht. Ich bin nun vollblütiger<br />
Orchideenjäger, Angehöriger dieser<br />
seltsamen Menschengilde, die keine zwanzig<br />
Mitglieder in der ganzen Welt zählt, und um<br />
deren Wohlergehen mancher Multimillionär<br />
in London, Amsterdam und New York aus<br />
Leidenschaft zur Orchideenzucht schlaflose<br />
Nächte hat.<br />
Wir kämpfen uns gegen die vereinten Naturgewalten<br />
des Amazonas stromaufwärts.<br />
Schwindelnd hoch ragen die lianenumspon-<br />
! nenen Baumriesen aus dem Wasser. Leuchtend<br />
bunte Vögel flattern aus dem Farbenwirrwarr<br />
der Dschungel, Misstönendes Geschrei<br />
bricht in heftigen Wellen aus dem<br />
Schosse der Wildnis.<br />
(Fortsetzung tolgt.)<br />
> '.<br />
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