E_1936_Zeitung_Nr.053
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getan. Um eine gleichmässige Verteilung der<br />
Lasten auf alle Stände. Die Botschaft hören<br />
wir wohl. Allein da stocken wir auch schon.<br />
Hat nicht in der hitzigen Alkoholdebatte sogar<br />
der Referent der Kommission, welche<br />
Eintreten auf das Budget beantragte, hat<br />
nicht Herr Stutz mit leisem Vorwurf an die<br />
Adresse des Bundesrates festgestellt, das<br />
einzige neue Moment in der Nachtragsbotsch'afft,<br />
das Aussicht auf eine Verminderung<br />
der. Spritvorräte biete, sei — eben die Spritbeimischung?<br />
Anders ausgedrückt: Das Automobil<br />
solU wenn es nach dem Bundesrate<br />
ginge, dazu berufen und ausersehen sein, die<br />
katastrophalen Folgen der bisherigen Alkohol-<br />
Politik zu tragen und deren ungeheure<br />
Schnapsüberproduktion aufzuschlucken. In<br />
der Entdeckung dieses «Auswegs» aus dem<br />
Schlamassel, der einzigen neuen Idee des<br />
letzten Alkohol-Voranschlages, ist der Bundesrat<br />
vorläufig am Ende seiner Weisheit<br />
angelangt. Damit wähnt er die Sanierung der<br />
hoffnungslos verfuhrwerkten Situation bewerkstelligen<br />
zu können. Und dabei redet<br />
man noch von einer Verteilung der Lasten,<br />
wo es auch dem frömmsten Hirtenknaben in<br />
die Augen springen muss, dass sich dahinter<br />
nichts anderes als eine Umlegung besagter<br />
Lasten von der Allgemeinheit auf eine bestimmte<br />
Klasse von Bürgern, auf die «glücklichem<br />
Autobesitzer verbirgt, die ohnehin<br />
schon unter, den Zugriffen des Fiskus fast ersticken.<br />
Gegen eine solche groteske Provokation<br />
verwahren wir uns!<br />
Seinem Budget, auf dem Papier zum mindesten,<br />
einen etwas freundlicheren Anstrich<br />
zu verleihen, hat der Bundesrat die Spritproduzenten-Preise<br />
von Fr. 1.80 auf Fr. 1.60<br />
pro Liter herabgesetzt. Und er tut sich etwas<br />
darauf zugut, neben den Automobilisten auch<br />
von den Brennern ein Opfer zu fordern, das<br />
allerdings von bäuerlicher Seite, wie das<br />
Votum Herrn Biglers im Nationalrat bewies,<br />
nicht unwidersprochen hingenommen wurde.<br />
Bei näherem Zusehen freilich entpuppt sich<br />
dieses Vorgehen als Versuch mit untauglichen<br />
Mitteln. Mit der Reduktion des Produzentenpreises<br />
wird das Krebsübel der Schwarzbrennerei<br />
noch begünstigt und dem Schleichhandel<br />
Tür und Tor geöffnet. Also auch hier<br />
Scheinsanierung, vielleicht auch ein Manöver,<br />
zu dem Zweck ins Leben gesetzt, die bittere<br />
Pille des Beimischungszwanges für den Autofahrer<br />
zu versüssen und seinen Widerstand<br />
gegen diese Zumutung zu beschwichtigen<br />
nach dem Rezept, dass geteilter Schmerz ja<br />
halber Schmerz ist, Gewiss, wir Automobilisten<br />
s sind ausgesprochen biedere Eidgenossen<br />
— sonst hätten wir uns nicht derart ausquetschen<br />
lassen — aber es heisst denn doch<br />
unsere Gutmütigkeit überschätzen, wenn man<br />
glaubt, auf der einen Seite Schwarzbrenner<br />
und Schleichhändler in ihren obskuren Praktiken<br />
fröhlich weiter gewähren lassen, auf der<br />
andern aber dem Motorfahrzeugbesitzer das<br />
Fell über die Ohren ziehen zu können. So<br />
herrlich weit sollten wir es gebracht haben,<br />
dass der Bundesrat zwar zögert und zaudert,<br />
die Eiterbeulen an der Alkoholverwaltung<br />
endlich mit entschlossenem Eingriff zu entfernen<br />
und sie restlos auszutilgen, dass er<br />
aber dafür einmal mehr herzhaft und unbekümmert<br />
auf das Automobil einschlägt? Wir<br />
sollen die Suppe auslöffeln helfen, welche<br />
diese Cunctator-Politik dem ganzen Lande<br />
einbrockt? Dafür bedanken wir uns.<br />
Die Hochstrassen unserer Alpen — könnten<br />
Magnete des internationalen Tourismus sein<br />
Lautet nicht ein bekanntes Diplomatenwort:<br />
«Gäbe es keine Eidgenossenschaft, dann<br />
müsste man sie künstlich schaffen»? Und<br />
tatsächlich umreisst diese Ansicht, obschon<br />
von rein politischen Ueberlegungen ausgehend,<br />
trefflich die Bedeutung unserer Heimat<br />
als Hüterin des wichtigsten europäischen<br />
Alpenstrassennetzes. Gerade heute sind unsere<br />
alpinen Hochstrassen wiederum im<br />
Brennpunkt internationaler Politik, und die<br />
von den eidgenössischen Räten kürzlich angenommene<br />
Wehrvorlage bezweckt ja einzig<br />
die Bereitstellung der Mittel zur Sicherung<br />
des<br />
wichtigsten Paßstaates der Erde<br />
und seiner Vorfelder. Allen politischen Hindernissen<br />
zum Trotz gilt es deshalb, vor allem<br />
der grossen Friedensaufgabe eingedenk zu<br />
sein, wie sie die möglichst schlagfertige Verteidigung<br />
der unser Land durchziehenden<br />
internationalen Verkehrsadern Schiene und<br />
Strasse darstellt. An dieser Wacht haben alle<br />
unsere Nachbarn vitalstes Interesse. Und die<br />
davon abhängige, allerdings höchste Abwehrbereitschaft<br />
des Hüters voraussetzende Friedensgarantie<br />
hat wohl nicht wenig zur Spitzenstellung<br />
der Schweiz unter allen Reiseländern<br />
der Erde beigetragen. Früh schon<br />
müssen ausländische Gäste, und bestimmt<br />
nicht die einflusslosesten, die Kunde von der<br />
Die Motorfahrzeuge den teuren Alkohol<br />
der Alkoholverwaltung schlucken zu lassen,<br />
ist krasser Unsinn! Den Motorfahrzeughaltern<br />
das Defizit der Alkoholverwaltung aufzubürden,<br />
ist eine Ungeheuerlichkeit!<br />
einzigartigen Schönheit unserer Berge und<br />
Gletscher, von den tiefblauen Berg- und den<br />
oft sturmgepeitschten Randseen, von den<br />
wetterbraunen Bergdörfern und den lieblichen<br />
Städtchen in alle Erdteile hinausgetragen<br />
haben. Ungeahnt war der'Aufschwung unseres<br />
Reiseverkehrs in der zweiten Hälfte des vergangenen<br />
Jahrhunderts, damals nämlich, als<br />
die schwarze Kohle unsern Paßstaat zur<br />
verkehrspolitischen Drehscheibe des Kontinentes<br />
machte. Setzte im allgemeinen während der<br />
Epoche der Eisenbahn eine Verödung der<br />
Strassen ein, so nahmen die Dinge hinsichtlich<br />
unserer Alpenstrassen einen wesentlich andern<br />
Verlauf. Nach der im Jahre 1848 erfolgten<br />
Zentralisierung des Postwesens unter einheitlicher,<br />
eidgenössischer Verwaltung wurden<br />
nämlich in richtiger Erkenntnis der grossen<br />
Bedeutung unserer alpinen Hochstrassen<br />
über viele derselben Pferdepostverbindungen<br />
eingerichtet. In den Jahren 1860—1870 gab<br />
es beispielsweise nicht weniger als 500 solcher<br />
Linien, und schon 1880 verzeichnete der Gotthard<br />
eine Frequenz von mehr als 60 000, der<br />
Simplon eine solche von etwa 13 000 Reisenden.<br />
Von Chur gelangten an einzelnen Tagen<br />
bis 100 Postkurse über Albula, Bernhardin,<br />
Oberalp etc. zur Ausführung.<br />
Der Ausbau unserer Alpenstrassen war berühmt<br />
zu jenen Zeiten; er erfuhr mächtige<br />
Förderung und war als bestes Werbemittel<br />
für das Land und als wirksamste Unterstützung<br />
des Hotelgewerbes anerkannt. Schweizerische<br />
Paßstrassen genossen hohes Ansehen,<br />
und nicht selten holten ausländische<br />
Strassenbauer sich bei uns die nötigen Unterlagen<br />
und Erfahrungen.<br />
Dann kam die Zeit, da soziale Kämpfe<br />
eine Besserung der wirtschaftlichen. Lage<br />
der grossen Masse, das heisst der unselbständig<br />
Erwerbenden herbeiführten. Das Ferienmachen<br />
gehörte nun auch für diese Kreise<br />
nicht länger zu den unerreichbaren Dingen.<br />
Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach dem<br />
von Dichtern und Sängern gepriesenen Kleinod<br />
Schweiz übermächtig wurde. Magneten<br />
gleich wirkten die Naturschönheiten unseres<br />
Landes auf das internationale Reisepublikum.<br />
Der Ruf unserer Heimat als<br />
Stätte des Reisegenusses und der Erholung<br />
war gross und schien weder Abschwächung<br />
noch Versagen erleiden zu können. Als eine<br />
der schwerwiegendsten Folgen dieser allzu<br />
optimistischen Selbstüberhebung muss heute<br />
die Ueberdimensionierung unseres gesamten<br />
Fremdenverkehrsapparates bezeichnet werden.<br />
Hotelpaläste nach ein und derselben stereotypen<br />
Form, die jede Anpassung an den<br />
Charakter der Umgebung vermissen lassen,<br />
schössen Pilzen gleich aus dem Boden, ja<br />
— eine Zeitlang schien es, als wollte die<br />
Schiene jeden unserer Berge erobern. Zwischen<br />
Genfer- und Bodensee, zwischen Rhein<br />
und Tessin fand man sich im Streben nach<br />
Internationalität, versuchte man, sich darin<br />
zu übertreffen, um heute vor dem mühevollen<br />
und verlustbringenden Erfordernis der<br />
Rückbesinnung auf die typisch heimatliche<br />
Note zu stehen.<br />
Unterdessen blieb die Technik der Verkehrsmittel<br />
weder bei der Eisenbahn, noch<br />
bei den Postkutschen stecken. Mit dem<br />
Siegeszug des Motorfahrzeuges<br />
begannen sich die verödeten Strassen und<br />
Täler erneut zu beleben. Frühzeitig erkannten<br />
weitblickende Männer die Bedeutung des Automobils<br />
auch für den schweizerischen Tourismus.<br />
Bereits anlässlich der ins Jahr 1898<br />
fallenden ; Gründung des schweizerischen<br />
Automobil-Clubs erfuhr dessen Zweck folgende<br />
Umschreibung: «Die Entwicklung der<br />
Automobiltouristik in unserem Lande ist mit<br />
allen Mitteln zu fördern und dem Ausbau der<br />
Strassen die grösste Aufmerksamkeit zu<br />
schenken.» Noch volle drei Jahrzehnte sollte<br />
es jedoch dauern, ehe die Einstellung zum<br />
Automobil bei uns ohne allzu grosse Ein-J<br />
schränkungen als freundlich bezeichnet werden<br />
durfte. Die « paradiesischen » Zustände,<br />
da jede Passfahrt eine erhebliche Sonderver-*<br />
gütung zur Voraussetzung hatte, oder das<br />
Reisen im Automobil in gewissen Teilen, beispielsweise<br />
in der südöstlichen Ecke unseres<br />
Landes, überhaupt unmöglich war, sind vielen<br />
von uns noch erinnerlich.<br />
Erst die Kriegs* und vor allem die Nach'<br />
kriegsiahre haben dann dem schweizerischen<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 30. JUNI <strong>1936</strong> — N° 53<br />
Fremdenverkehr mit all seinen tausendfachen<br />
Ausstrahlungen die vollzogenen Umwälzungen<br />
so recht eindrücklich zum Bewusstsein gebracht.<br />
Mit der seinerzeitigen Monopolstellung<br />
der Schweiz als Reiseland war es schon damals<br />
endgültig vorbei. Der Traum von vollbesetzten<br />
Hotelpalästen dürfte noch für lange<br />
Zeit und — rühren wir uns nicht endlich —<br />
sogar für immer nur Vision bleiben. Man hat<br />
die Not in allen am schweizerischen Tourismus<br />
beteiligten Kreisen gross werden lassen,<br />
ehe man gewillt war, wenigstens da und dort<br />
die im internationalen Fremdenverkehr eingetretenen<br />
Strukturwandlungen in Rechnung<br />
zu setzen. Erst als das Ausland sich unsere<br />
Kurzsichtigkeit, unsere teilweise durch kleinliche<br />
Schikanen und Eigenbrötelei bedingten<br />
Ungeschicklichkeiten zunutze machte und<br />
grosse Kontingente des internationalen Fremdenstromes<br />
über seine Strassennetze zu leiten<br />
verstand, erst die von unsern Nachbarn in<br />
grosszügigster Weise durchgeführten Touristikaktionen<br />
und — geben wir es doch unumwunden<br />
zu — vor allem die sichtbaren Erfolge<br />
dieser letztern haben uns endlich aus<br />
unserem eigenwilligen Selbstbetrug aufgerüttelt.<br />
Rund<br />
Im Kanton Bern.<br />
(Schluss folgt.)<br />
Das von den führenden Strassenverkehrsverbänden<br />
beschickte bern. Aktionskomitee<br />
beschloss einstimmig, der allgemeinen Stilllegungsparole<br />
des Motorfahrzeugverkehrs<br />
der Landesverbände Folge zu leisten. Die<br />
hierfür eingesetzte Zentralstelle -wird im<br />
Sinne der von der « Via Vita» erlassenen<br />
Richtlinien die gesamthafte Stillegung des<br />
motorisierten Strassenverkehrs auf breiter<br />
Basis durchzuführen. Sie wird in dieser<br />
Aktion vom Autogewerbe und den über den<br />
ganzen Kanton Bern verteilten Sektionen<br />
der UMS, des SRB und des ATB tatkräftig<br />
unterstützt.<br />
. . . und auf Zürcher Boden<br />
Die wenigen Tage, die bis zum 5. Juli verbleiben,<br />
werden vom Aktionskomitee der<br />
kantonalen Strassenverkehrsliga, das am 27.<br />
Juni neuerdings in einer Vollsitzung mit einzelnen<br />
Interessentengruppen tagte, voM und<br />
ganz: ausgenützt, um den Erfolg der Still-<br />
Iegungsaktion sicherzustellen. Die Stimmung<br />
ist bei den zürcherischen Motorfahrzeugbesitzern<br />
äusserst gereizt und kritisch.<br />
In den nächsten Tagen werden nun aus<br />
den Autos die roten, Meinen Plakate leuchten,<br />
die für die ganze Aktion nachdrücklichst<br />
werben sollen. In einem 21,000 Motorfahrzeugbesitzern<br />
zugestellten, energisch afogefassten<br />
Zirkular erhalten diese alle nötigen<br />
Instruktionen, wobei unter anderm strikte<br />
verlangt wird, am 5. Juli jede Eisenbahnund<br />
Postautofahrt zu unterfassen. Es soll dadurch<br />
dem allzu frühen Frohlocken der Bahnen<br />
der Riegel geschoben werden und<br />
auch der Aktion der Postverwaltung gegen<br />
die Gesellschaftswagenbesitzer vorgebeugt<br />
werden. Zahlreiche Hilfskräfte, d. h.<br />
rund 500 Mann, nimmt der vorgesehene Kontrolldienst<br />
in allen grösseren Orten und auf<br />
allen wichtigeren Durchgangsrouten in Anspruch.<br />
Alle Automobilisten und Motorradfahrer<br />
sind dringend aufgefordert, sich hiefür<br />
sofort bei ihren Clubs oder bei den<br />
Zentralstellen für die Stillegungsaktion für<br />
den Kanton Zürich zu melden. Als solche<br />
sind die Sekretariate der Zürcher Sektionen<br />
des ACS und TCS bestimmt worden, wo<br />
alle Organisationsfäden zusammenlaufen.<br />
Mit allem Nachdruck "wird auf die vollständige<br />
Schliessung aller Tanksäulen hingearbeitet.<br />
Denn der Motorfahrzeugverkehr<br />
wird gerade mit diesem Mittel am besten<br />
lahmgelegt. Und wenn dadurch auch ausländische<br />
Fahrer in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden, so ist das ja vielleicht bedauerlich,<br />
aber schliesslich schadet es auch nichts,<br />
Wer sich heute nicht zur Wehr setzt und<br />
sich der Stillegung des Strassenverkehrs am<br />
5. Juli nicht unterzieht, wird inskünftig alle<br />
weiteren finanziellen Belastungen ohne Widerspruch<br />
auf sich nehmen müssen!<br />
wenn man gerade im Ausland von der kritischen<br />
Lage des Automobilismus in der<br />
Schweiz Kenntnis erhält und so via Hotellerie<br />
der Bundesrat erneut veranlasst wird,<br />
dem Alkoholbeimischuiigszwang und der geplanten<br />
Benzinpreiserhöhung Valet zu sagen.<br />
Stillegung des Strassenverkehrs<br />
am 5. Juli <strong>1936</strong>.<br />
Das schweizerische Autogewerbe nährt<br />
40,000 Mitbürger und deren Familien 1 Jede<br />
neue Verteuerung des Motorfahrzeugverkehrs<br />
bedeutet Rückgang im Autogewerbe<br />
und gefährdet Existenzen! Im Ausland bat<br />
man das eingesehen und belastet das Auto<br />
weit weniger als dies in der Schweiz teschieht!<br />
In der Schweiz ist das Motorfahrzeug<br />
Opfer eines nie dagewesenen Beutezuges<br />
! Am 5. Juli werden die Motorfahrzeugbesitzer<br />
beweisen, dass sie nicht gewillt<br />
sind, Lasten über Lasten auf sich zu nehmen.<br />
Am 5. Juli fährt kein rechtdenkender Automobilist<br />
! Am 5. Juli wird kein Tropfen<br />
Benzin getankt! Am 5. Juli soll den Worten<br />
einmal die Tat folgen, zur heilsamen Lehre<br />
jener Behörden, die sich bis heute den Geboten<br />
der Notwendigkeit stetsfort verschlossen<br />
haben!<br />
Haftung der Garage<br />
für eingestellte Wagen.<br />
Aus dem Bundesgericht.<br />
Eine Transportfirma in Luzern benutzte zunächst<br />
ihre Reparaturwerkstätte auch als<br />
öffentliche Garage; als die Garage verlegt<br />
wurde, blieb am Eingang der Reparaturwerkstätte<br />
ein Schild mit der Aufschrift «Autogarage<br />
». Eines Abends wurde einem Automobilisten<br />
von einem Angestellten der Firma<br />
das Einstellen seines Wagens gegen Zahlung<br />
von 2 Fr. gestattet. Der Angestellte erklärte,<br />
dass die Garage nachts nicht bewacht werde;<br />
er schloss das Lokal ab und zeigte dem Auf<br />
tomobilisten, der seinen Wagen morgens früh<br />
wieder holen wollte, das Versteck des Schlüssels.<br />
Der Automobilist hatte den Kontaktschlüssel<br />
an seinem Wagen gelassen, und in<br />
der Nacht kam ein anderer Angestellter der<br />
Firma in angeheitertem Zustande, fuhr mit<br />
dem Wagen weg und rannte damit gegen eine<br />
Mauer. Der Eigentümer des Wagens belangte<br />
die Transportfirma und den schuldigen Angestellten<br />
solidarisch auf rund 4800 Fr. Schadenersatz.<br />
Seinen Anspruch gegen den<br />
Schadenstifter stützte er auf Art 41 ff. des<br />
Obligationenrechts (unerlaubte Handlung),<br />
denjenigen gegen die Firma auf Art 490 OR^<br />
wonach Stallwirte für die Beschädigung, Vernichtung<br />
oder Entwendung der bei ihnen eingestellten<br />
Wagen haften. Diese Haftung besteht<br />
gegenüber jedem Einbringenden nur bis<br />
zum Betrage von 1000 Fr., sofern dem Stallwirte<br />
oder seinem Personal kein Verschulden<br />
zur Last fällt.<br />
Das Luzerner Obergericht bejahte sowohl<br />
die Haftung der Firma als die des Angestellten,<br />
sah jedoch ein Mitverschulden des Klägers<br />
im Steckenlassen des Kontaktschlüssels<br />
und schützte deshalb die Klage für den herabgesetzten<br />
Betrag von 3000 Fr.<br />
In seinem Urteil vom 23. Juni hat das Bundesgericht<br />
gegenüber der Transportfirma<br />
gleichfalls die Haftung des Stallwirtes zur<br />
Anwendung gebracht, die wegen ihrer Anwendung<br />
auf Garagisten erhöhte praktische Bedeutung<br />
gewinnt Wenn der Kläger vor der<br />
Reparaturwerkstätte die Aufschrift «Auto-*<br />
garage » las, durfte er annehmen, dass er es<br />
mit einer Garage zu tun habe; wenn sodann<br />
ein Angestellter das Einstellen des Wagens<br />
gegen eine Taxe von 2 Fr. erlaubte, durfte<br />
er ferner voraussetzen, dass der Angestellte<br />
zu dem darin liegenden Vertragsschluss von<br />
seinem Arbeitgeber ermächtigt sei.<br />
Das bundesgerichtliche Urteil weicht jedoch<br />
von der Vorinstanz darin ab, dass es im<br />
Steckenlassen des Kontaktschlüssels kein Mitverschulden<br />
des Klägers sieht. Der Automobilist,<br />
der sich an eine Garage wendet, soll<br />
sich auf diese verlassen können und braucht<br />
an keine besonderen Vorsichtsmassnahmen<br />
gegenüber dem Garagepersonal zu denken}<br />
vielmehr ist es Aufgabe des Garageinhabers«<br />
für ein zuverlässiges Personal zu sorgen. Daher<br />
hätte es auch kein Mitverschulden des<br />
Klägers bedeutet, wenn er den Kontaktschlüssel<br />
nicht nur am Wagen gelassen, sondern<br />
einem Angestellten der Firma übergeben<br />
hätte. Somit ist kein Abzug von der Schadenersatzforderung<br />
für Mitverschulden des<br />
Klägers zu machen. Die gegenteilige Auffas-i<br />
sung des Obergerichts böte schon deshalb<br />
Schwierigkeiten, weil viele Automobile nicht<br />
mehr mit Kontaktschlüsseln versehen sind.<br />
Da der Schaden auf schweres Verschulden<br />
eines Angestellten zurückzuführen ist, beschränkt<br />
sich die Haftbarkeit aus Art. 490 OR*<br />
nicht auf 1000 Fr.<br />
Die Transportfirma und der Angestellte<br />
wurden solidarisch zu 4586 Fr. Schadenersatz<br />
an den Kläger verurteilt<br />
Wp.<br />
Gestern betrug der Benzinpreis 37 Rappen,<br />
heute bezahlst Du für den Liter schon<br />
43 Rappen! Wieviel willst Du morsen<br />
Zahlen ? !