E_1936_Zeitung_Nr.067
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BERN, Dienstag, 18. August <strong>1936</strong><br />
it Sonderbeilage z Grosser Preis der Schweiz<br />
Nummer 20 Rp.<br />
32. Jahrgang - N» 67<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Eine neue Aufosfrasse<br />
Luzern-Engelberg-Wassen<br />
Im nachstehenden geben wir ungern Lesern<br />
Kenntnis von einem neuen Autostrassenprogekt, zu<br />
dessen Ausarbeitung vornehmlich militärische Gesichtspunkte<br />
Anlass gegeben haben. Unserer Auffassung<br />
nach ist es unter den heutigen wirtschaftlichen<br />
Verhältnissen allerdings wenig zweckdienlich,<br />
das herrschende Wirrwarr an Alpenstraßsenund<br />
Tunnelprojekten durch Inbetrachtziehung weiterer<br />
Möglichkeiten noch unentwirrbarer zu gestalten.<br />
Solange ausserdem glücklicherweise nicht<br />
Kriegs- sondern Friedenszeiten die Regel bilden,<br />
geht es wohl auch nicht an, den schweizerischen<br />
Alpenstrassenbau ausschliesslich vom Standpunkt<br />
militärischer Erfordernisse zu betrachten. Lassen<br />
eich jedoch die militärischen und wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkte eines Strassenneubaues in Uebereinstiminung<br />
bringen, dann allerdings betrachten<br />
•wir es als Pflicht, die zur Diskussion gestellten<br />
Strassenprojekte auf Vor- und Nachteile zu prüfen.<br />
Da diesem Engelberger Strassen- und Tunnelprojekt<br />
auch neue Ideen zugrunde liegen und es<br />
darüber hinaus in militärischer Hinsicht Vergleichsmöglichkeiten<br />
zur Susten- oder linksufrigen<br />
Vierwaldstätterseestrasse bietet, glauben wir, die<br />
Publikation der nachfolgenden Abhandlung, speziell<br />
mit Rücksicht auf die Landesverteidigung, als Diskussionsbeitrag<br />
zum Alpenstrassenthema dennoch<br />
verantworten zu können.<br />
Redaktion.<br />
Die sich in den Nachkriegsjahren stark verschlechterte,<br />
militärgeographische und in neuster<br />
Zeit" auch militärpolitische Lage der<br />
Schweiz und die fortwährend über Europa,<br />
lastenden Spannungen haben die hohe strategische'Bedeutung<br />
der schweizerischen Alpenpässe<br />
von neuem in den Mittelpunkt des Interesses<br />
gestellt. Nachdem unsere Nachbarn<br />
systematisch militärisch wichtige Strassen an<br />
die Schweizergrenze heranbauen, auch da,<br />
wo solche in wirtschaftlicher Hinsicht in keiner<br />
Weise begründet sind, wäre es geradezu<br />
Landesverrat, wenn neue Strassenbauten, die<br />
.militärisch nicht dringlich sind, ausgeführt,<br />
dafür aber<br />
militärisch dringliche Projekte<br />
aus lokalwirtschaftlichen Erwägungen heraus<br />
sabotiert würden. Wenn deshalb ein neues<br />
Strassenprojekt zur Diskussion gestellt wird,<br />
das in der Diskussion über den Alpenstrassenbau<br />
noch nirgends Berücksichtigung fand, so<br />
geschieht dies vom rein militärischen Standpunkt<br />
aus.<br />
Die vielen neuen propagierten Strassenprojekte<br />
hatten auf alle Fälle den Vorteil, dass<br />
sie immer auch einer eingehenden militärischen<br />
Diskussion riefen und dadurch eine<br />
willkommene Abklärung über- die militärisch<br />
wichtigsten und dringlichsten Projekte brachten.<br />
In letzter Zeit war wiederum die Rede<br />
über den Bau der Wallensee-, Panixer-, Pragel-,<br />
der lihksufrigen Vierwaldstättersee- und<br />
vor allem auch der Sustenstrasse. Aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach dürfen in Uebereinstimmung<br />
mit den meisten militärischen Instanzen<br />
Panixer- und Sustenstrasse<br />
als die zur Zeit dringlichsten militärischen<br />
Bauten bezeichnet werden.<br />
Major Brunner hat kürzlich in überzeugender<br />
Weise in der « N. Z. Z. » die Notwendigkeit<br />
der Panixerstrasse dargetan. Sie allein<br />
kann- uns den Aufmarsch nach Graubünden<br />
im Kriegsfalle garantieren. Ist aber einmal<br />
dieser Strang gelegt, dann verliert das Wallenseeprojekt<br />
an militärischer Bedeutung und<br />
hat vorerst vor wichtigeren anderen Verbindungen<br />
zurückzutreten.<br />
Die militärische Bedeutung der<br />
Pragelpaßstrasse<br />
ist keineswegs zu unterschätzen. Sie ist aber<br />
deshalb nicht so dringlich, weil wir ja in diesem<br />
Räume in der Klausenstrasse bereits eine<br />
leistungsfähige Querverbindung besitzen. Die<br />
linksufrige Vierwaldstätterseestrasse würde<br />
eine ausgezeichnete und wertvolle Querverbindung<br />
vom Klausenpass zur Brünigroute<br />
liefern. Auch würde durch diese Kommunikation<br />
die Gotthardroute in dem militärisch besonders<br />
unangenehmen Teilstück der Axenstrasse<br />
ganz wesentlich entlastet. Der ganze<br />
Gotthardverkehr von Luzern aus könnte dann<br />
dem linken Seeufer entlang geleitet werden.<br />
Die militärische Bedeutung der<br />
Sustenstrasse<br />
für den Gotthard und als Querverbindung ist<br />
wiederum so bedeutend, dass sie neben der<br />
Panixerstrasse als dringlichstes Projekt bezeichnet<br />
werden darf. *)<br />
Ist aber einmal die Sustenstrasse erstellt,<br />
dann eröffnet sich eine Möglichkeit, die militärisch<br />
ohne Zweifel hochbedeutsam ist und<br />
den Bau dieser Querverbindung noch dringlicher<br />
als bisher erscheinen lässt. Wir stehen<br />
dann nämlich vor der Tatsache, dass wir von<br />
Luzern nach Engelberg eine ausgezeichnete<br />
Autostrasse besitzen (die allerdings auf dem<br />
Gebiete des Kantons Nidwaiden noch sehr zu<br />
wünschen übrig lässt. Red.) und dass der<br />
Anschluss von Engelberg an die Sustenstrasse<br />
mit einem Tunnel von zirka 4 km Länge und<br />
zirka 5 km Strassenbau hergestellt werden<br />
könnte.<br />
*) Vergl. dazu Major Schoch in der schweizer.<br />
'Monatsschrift für Offiziere aller Waffen, 41. Jahrgang,<br />
Heft 1, Januar 1929.<br />
Von allen Seiten ist anlässlich der Auseinandersetzungen<br />
über die Geschäftspraktiken<br />
der eidgenössischen Alkoholverwaltung immer<br />
wieder mit Entrüstung auf die durch diesen<br />
iMonopolbetrieb getätigten Alkoholimporte<br />
hingewiesen worden. Mit den unmöglichsten<br />
Argumenten versuchte der eidgenössische<br />
Alkoholdirektor den gläubigen und vor allem<br />
den an Zahl stets zunehmenden, dies Geschäftsgebaren<br />
verurteilenden, d. h. ungläubigen<br />
Schweizerbürgern die Einfuhr ausländischer<br />
Schnapsquantitäten als unbedingtes<br />
Erfordernis zu rechtfertigen. Einmal musste<br />
das sonderbare Geschmäcklein, das dem eidgenössischen<br />
Bundesforanntwein anhaften<br />
soll, das nächste üaä das Unvermögen, im<br />
Lande chemischer Pionierarbeit hinreichend<br />
reinen Industriesprit herzustellen, und das<br />
dritte Mail die Minderqualität der zu übernehmenden<br />
inländischen Alkoholmengen zur<br />
Erklärung dieser Verschleuderung guter<br />
Schweizerfranken zum Zwecke ausländischen<br />
Wir berichten heute<br />
über:<br />
Dreifacher Auto-Union-Sieg an<br />
der Coppa Acerbo.<br />
Nennliste zum Grossen Preis<br />
der Schweiz.<br />
Internat. Alpenfahrt<br />
5 Minuten Fahrschule.<br />
Was muss ein Rennreifen aushalten?<br />
Die militärischen Vorteile einer relativ so<br />
leicht zu erreichenden Verbindung sind gross:<br />
1. Es würde dadurch zur bisherigen Gotthardroute<br />
von Luzern über Ehgelberg bis<br />
Wassen eine Parallelstrasse geschaffen, die<br />
eine linksufrige Vierwaldstätterseestrasse<br />
überflüssig macht. Denn die Strasse über Engelberg<br />
würde die Gotthardroute nicht nur<br />
von Luzern bis Altdorf, sondern bis Wassen<br />
entlasten und auch dadurch für die Querverbindung<br />
Klausen-Sustenpass Luft schaffen.<br />
(Forfsetzi/ha Seit« 2.)<br />
Noch immer strömt Alkohol in der Schweiz!<br />
Spritankaufes herhalten. Man schätzte diese<br />
und ähnliche Märchen als ausreichend, um<br />
dem Volke, das diese Misswirtschaft zu berappen<br />
hat, Sand in die Augen zu streuen..<br />
Nur von einer Tatsache wurde an keiner Versammlung<br />
gesprochen, stand auch in den<br />
vom Alkoholgewaltigen via Mittelpresse lancierten<br />
Artikeln nichts zu lesen: dass nämlich<br />
der 7—8 Mal unter den Inlandsansätzen<br />
erworbene ausländische Alkohol die einzige<br />
Möglichkeit darstellt, um das an und für sich<br />
schon jammervolle Budget dieser Monopolverwaltung<br />
nicht noch erbärmlicher ausfallen<br />
zu lassen.<br />
Im. Kampf gegen den Beimischungszwang<br />
haben wir je und je auf die grossen, ja unüberbrückbaren<br />
Widersprüche hingewiesen,,<br />
welche zwischen den von der Alkoholverwaltung<br />
vertretenen und von ihren Mitläufern<br />
verbreiteten Theorien und den tatsächlichen,<br />
praktischen «Erfolgen» bestehen. Jedenfalls<br />
scheint man an der Spitze dieses landwirt-<br />
Musik der Nacht.<br />
Roman von Joe Lederer.<br />
3. Fortsetzung.<br />
Mitten an einer Lachtriole verstummte der<br />
Brief. Vielleicht hatte Konstantin eine Uebercaschung<br />
vorbereitet? Etwas ganz Wundervolles,<br />
das er nicht für sich behalten, sondern<br />
Irgend jemand erzählen wollte? So konnte es<br />
«ein, so musste es sein!<br />
«Jetzt sind wir gleich beim Reisebüro, gnä-<br />
Jdiges Fräulein.»<br />
Und dann? dachte Lukas.<br />
Cook & Son. Die Buchstaben wuchsen, kamen<br />
näher, ganz nah. COOK & SON.<br />
Und dann? Ganz einfach: Shakehands, Verbeugung,<br />
Adieu.. wahrscheinlich würde man<br />
diese Dame Sybil nie mehr wiedersehen. Sie<br />
kaufte ein Billet und verreiste in die Welt.<br />
Aber die Tür war versperrt.<br />
Sybil rüttelte an der Klinke.<br />
*Ist es schon so spät? Es muss doch jemand<br />
hier sein? Der Geschäftsteiter, oder ein Beamter<br />
— irgend ein Tippmädchen muss doch<br />
noch hier sein!»<br />
Grünlich-mattes Licht strömte aus dem<br />
leeren Büro. Die Klinke tanzte.<br />
«Ich will nach Zürich fahreni» rief Sybil<br />
verzweifelt. Sie trommelte an die Tür, mit<br />
ihrer kleinen Handschuhfaust schlug sie auf<br />
das harte Holz. «Ich will ein Ticket nach<br />
Zürich!»<br />
«Es ist halb sieben. Aber Sie können ja auf<br />
dem Bahnhof die Karte kaufen. . .»<br />
Sybil Hess langsam die Hand sinken. Die<br />
Finger brannten.<br />
«Ein böses Omen!» flüsterte sie. Sie<br />
konnte nicht atmen, die Worte zerbrachen<br />
ihr im Mund. «'Nicht wahr, ein böses Omen?»<br />
Lukas lief neben ihr her, was für ein<br />
Tempo, wohin wollte sie denn? Er war keine<br />
Kinderfrau! Madame beliebte, seine Existenz<br />
zu vergessen. Schliesslich hatte man wichtigere<br />
Dinge zu tun, als vor einem bösen Omen<br />
zu flüchten. Toni anrufen, Baurat Wagner besuchen<br />
... Und schon halb sieben! Höchste<br />
Zeit!<br />
Sybil fegte um eine Ecke. Aber plötzlich<br />
blieb sie stehen und fragte sehr vernünftig:<br />
«Sie bauen ein Haus?»<br />
*Ja.» Lukas neigte sich beglückt vor. Ein<br />
bisschen Parfümduft wehte ihm entgegen,<br />
roch nach Jugend und süsser Spezerei.<br />
«Dann sind Sie also Baumeister?»<br />
«So etwas Aehnliches. Architekt.»<br />
Sybil wandte sich ab, drehte sich zu dem<br />
Schaufenster, vor dem sie standen.<br />
Büromaterialien: Rechenmaschinen, Kartothekmappen,<br />
Registraturen, Schreibtischlampen.<br />
Sehr aufmerksam betrachtete sie alles,<br />
Stück für Stück, die Stirn an das kühle Glas<br />
gelehnt.<br />
«Und fürchten sich nicht? Ich meine :<br />
haben Sie keine Angst, dass eines Tages alle<br />
Mauern einfallen?»<br />
Lukas vergass seinen Aerger, seinen Aufruhr,<br />
die wichtigen Telephonanrufe. Er vergass,<br />
dass er sich einen Maulesel und Sybil<br />
holde Mondsüchtige genannt. Er brachte die<br />
Zähne endlich auseinander und konnte sprechen:<br />
«Dort drüben ist ein Kaffeehaus. Wollen Sie<br />
sich nicht ein bisschen ausruhen? In einem<br />
bequemen Sessel sitzen, eine Zigarette rauchen.<br />
Und Limonade trinken — ja? Gute,<br />
eiskalte Limonade... ><br />
Sybil hob die Augen und sah zum erstenmal<br />
sein Gesicht.<br />
Wann hatte der Himmel seine Farbe gewechselt?<br />
War dies klare Türkis schon lange<br />
hingewelkt? Die goldenen Herzen der Laternen<br />
schimmerten jetzt stärker auf, gesammelter.<br />
Lichtketten spannten sich durchs<br />
Abendblau.<br />
Die Autos glitten über den grossen Platz,<br />
knapp an der Brüstung des Cafehauses<br />
vorbei.<br />
Winzige Tischchen, Korbsessel mit bunter<br />
Menschenlast. Das Cafehaus summte und<br />
klirrte, roch nach Früchten, nach Tabak, nach<br />
Abend.<br />
Lukas hatte sich zu Sybil hinübergebeugt.<br />
Nichts war zwischen ihnen als ein bisschen<br />
laue Luft. Er sprach, — langsam, suchend,<br />
aber mit sehr natürlicher Stimme.<br />
Ja, Zement war etwas Schreckliches, Zement<br />
erstickt einen. So nach und nach; zuerst<br />
merkt man es gar nicht...<br />
Aber schliesslich hatte Häuserbäuen auch<br />
sein Gutes. Man schafft etwas Neues und<br />
weiss, es wird dauern, fünfzig, hundert<br />
Jahre und noch länger... Eigentlich konnte<br />
er mit seinem Leben zufrieden sein. Häuserbauen<br />
war richtiges gutes Männerhandwerk.<br />
«Ja», sagte Sybil, und die Rathausuhr wiederholte<br />
achtmal «Ja ja ». Tiefer<br />
Glockenruf durch Lärm und Schwüle. '<br />
Das Haus, das jetzt entstand — es war ein
schaftlichen Monopolbetriebes sich des gesunden<br />
Urteilsvermögens unseres Volkes<br />
nicht bewusst zu sein, andernfalls man sich<br />
hüten würde, mit derart unstichhaltigen Argumenten<br />
zu fechten. Es hat auch nichts genützt,<br />
das 'Märlein vom schlechten Geschmäcklein<br />
dem Präsidenten der ständerätlichen<br />
Alkoholkommission ins Ohr zu flüstern,<br />
denn selbst bei den prominentesten Erzählern<br />
weiss der Bürger heute zwischen<br />
Theorie und Praxis recht War zu unterscheiden.<br />
Uebrigens hat Herr Tanner noch am 6.<br />
Mai <strong>1936</strong>, anlässlich der in Bern abgehaltenen<br />
Beimischungskonferenz wörtlich erklärt:<br />
«Heute stehen wir vor der Tatsache,<br />
dass wir im nächsten' Herbst keinen Alko-<br />
'hol mehr einlagern können. Das trifft nicht<br />
MÜT für den Obstalkohol, sondern auch für<br />
;den Sulfitalkohol und Melassespiritus zu —<br />
es ist einfach kein Raum mehr da!»<br />
Wie reimt es sich nun damit, dass dieser<br />
nämliche Alkoholdirektor während der letzten<br />
3 Geschäftsjahre nachfolgende Importgeschäfte<br />
tätigte:<br />
1933/34 (18 Monate) 92,824 Hektoliter<br />
1934/35 (12 Monate) 16,545 Hektoliter<br />
1935/36 (12 Monate) 24,979 Hektoliter<br />
Seit der Neuordnung der Alkoholverwaltung,<br />
also seit dem 1. Januar 1933 führte dieser<br />
Verwaltungszweig demnach aus dem<br />
Auslande insgesamt 134,348 hl Spiritus ein!<br />
Und heute jammert man dem Volke etwas<br />
über die ausserordentlichen Absatzschwierigkeiten<br />
für inländischen Kernobstbranntwein<br />
vor.<br />
Was sagt der Bürger zu folgender Einfuhrpraxis<br />
der eidgenössischen Alkoholverwaltung:<br />
Alkoholimporte:<br />
1934 1935 <strong>1936</strong><br />
hl hl hl<br />
Januar 6908 567 2848<br />
Februar 5700 132 3227<br />
März 3551 133 1887<br />
April 6369 — 2834<br />
Mai 3781 472 3982<br />
Juni 3686 — 2643<br />
Juli 934 — 3937<br />
August 4221 —<br />
September 2795 —<br />
Oktober 1653 414<br />
November 2817 2249<br />
Dezember 1702 4895<br />
44,117 8862<br />
Während also in den ersten 7 Monaten des<br />
Jahres 1935 «nur> 1304 hl ausländischen Alkohols<br />
importiert wurden, strömten von anfangs<br />
Januar bis Ende Juli <strong>1936</strong> nicht weniger<br />
als 21,358 hl Sprit in unser Land. Die<br />
Gesamteinfuhr des letzten wird demzufolge<br />
nach den ersten sieben Monaten des laufenden<br />
Jahres bereits um 12,496 hl übertroffen!<br />
Man sieht, inländischen Ursprungs ist die<br />
schweizerische Schnapsschwemme kaum und<br />
so berstend voll, wie im Frühjahr dieses<br />
Jahres zur Rechtfertigung des Beimischungszwanges<br />
behauptet wurde, können die Lager<br />
auch nicht gewesen sein. Märchen — nichts<br />
als Märchen!<br />
Wohl ist mit derart stiernackigen Verlustwirtschaftern<br />
jede Diskussion über Berechtigung<br />
oder Nichtberechtigung derartiger<br />
Praktiken aussichtslos. Nach dem 5. Juli<br />
<strong>1936</strong> aber, der als einzigartige Missfrauenskundgebung<br />
gewertet werden muss,<br />
weiterhin unter lächerlichen Vorwänden die<br />
Einstandspreise durch billige Importe senken<br />
zu wollen, weiterhin Alkohol über unsere<br />
Grenzen strömen zu lassen, kommt einer<br />
klaren Missachtung des Volkswillens gleich.<br />
Zur kürzlichen Erklärung des Alkoholdirektors,<br />
der Boden der Schweiz gehöre der<br />
Landwirtschaft und man werde dann schon<br />
sehen.., möchten wir nur bemerken, dass<br />
von den garantierten Alkoholübernahmepreisen<br />
doch wohl nur ein kleiner Teil der Bauern<br />
profitiert, das ganze Volk aber dieses<br />
Verlustgeschäft letztendiglich zu berappen<br />
hat. Wir haben schon einmal verlangt und<br />
wir wiederholen diese Forderung: Für das<br />
grosses Haus! Sechzehn Stockwerke, Da<br />
war ein Preisausschreiben gewesen, und Lukas<br />
hatte den Auftrag bekommen, durfte sich<br />
ein Sprungbrett bauen. Zur Hölle mit den<br />
Barockpalästen dieser Stadt! Zur Hölle mit<br />
ihren stinkenden Zinskasernen!<br />
Ob er schon viel gebaut hatte?<br />
Viel, ja, sehr viel. Aber es war nur Brotarbeit<br />
gewesen, galt nicht. Doch jetzt hatte<br />
sich Lukas den Platz erobert. Mitten ins Herz<br />
der Stadt frass er sich hinein, riss ihr modernde<br />
Häuserfetzen aus dem Leib, stiess<br />
schwindelnd hohe Stahlgerüste in die Luft.<br />
Mit vierzehnhundert riesigen Fensteraugen<br />
fing er das Sonnenlicht ein, mit sechzehn<br />
Stockwerken warf er sich dem Himmel entgegen.<br />
Lukas baute stürmisch das Haus zu Ende,<br />
vergass kein Detail, auch Tonis Treppengeländer<br />
nicht, sachlich-schönes Treppengeländer<br />
aus Stahl und Geometrie. Dies Haus, das<br />
noch viele Monate Wachstum vor sich hatte,<br />
Lukas überreichte es fix und fertig, stellte es<br />
mit Türschnallen, Telephonnetz, elektrischen<br />
Klingeln und gekachelten Waschräumen auf<br />
den Cafehaustisch hin. Kleines Geschenk für<br />
Sybil I<br />
2. Diese zweite Route nach dem Gotthard<br />
ist aus der Luft sozusagen unempfindlich,<br />
während die Gotthardstrecke über die Axenstrasse<br />
und das Reusstal mit den zahlreichen<br />
Kunstbauten und Brücken ausserordentlich<br />
luftempfindlich ist (auf dem kurzen Teilstück<br />
Amsteg-Wassen führt die Strasse über neun<br />
Brücken!). Bei einem Angriff von Süden ist<br />
damit zu rechnen, dass schon in den ersten<br />
Mobilmachungstagen durch wiederholte Fliegerangriffe<br />
die Strasse an mehreren Stellen<br />
immer wieder unterbrochen würde, so dass<br />
der Aufmarsch an die Gotthardfront und die<br />
Zirkulation des Nachschubes direkt in Frage<br />
gestellt wird. Ein solches Risiko dürfen wir<br />
aber niemals auf uns nehmen. Dagegen zeigt<br />
die Engelberger Route sozusagen keine verwundbaren<br />
Stellen. Die Vernichtung der<br />
Brücke bei Stansstad würde keine Unterbrechung<br />
der Kommunikation bedeuten, nur eine<br />
Verzögerung, indem diese Stelle bis zu deren<br />
Wiederherstellung über Sarnen-Kerns-Stans<br />
umfahren werden könnte.<br />
3. Die Gotthardroute würde von Luzern bis<br />
Wassen über Engelberg ganz wesentlich verkürzt.<br />
Man fährt erfahrungsgemäss von Luzern<br />
nach Engelberg in 40 Minuten. Da von<br />
Engelberg bis Wassen keine Steigungen mehr<br />
zu überwinden wären und die Strecke relativ<br />
wenig Kehren besitzen wird, so hätte man<br />
keine 20 Minuten bis Wassen. Also Luzern-<br />
Wassen leicht in einer Stunde, gegenüber ca.<br />
zwei Stunden auf der alten Strasse über<br />
Brunnen-Flüelen. Also Abkürzung der Route<br />
um mindestens die Hälfte.<br />
Militärisch müsste sich aber diese Verkürzung<br />
noch in viel bedeutsamerer Weise auswirken.<br />
Lastwagenkolonnen, motorisierte Infanterie,<br />
Motorartillerie, Munitions- und Verpflegungskolonnen<br />
haben natürlich mit wesentlich<br />
längeren Zeiten als einzelne Automobile<br />
zu rechnen. Der Zeitunterschied würde<br />
also hier schon in viele Stunden hineingehen.<br />
Luzern-Engelberg-Wassen<br />
ist im grossen als eine gerade Verbindung<br />
anzusehen, hat relativ wenig zeitraubende<br />
Kehren und längere Geraden. Luzern-Altdorf-<br />
Wassen macht nicht nur einen grossen Umweg,<br />
sondern ist gespickt mit zeitraubenden<br />
Kehren und weist relativ wenig gerade Strekken<br />
auf, Gesichtspunkte, die für militärische<br />
Lastwagenkolonnen stark ins Gewicht fallen.<br />
Es ist z. B. nicht gleichgültig, ob in Luzerjo<br />
stehende motorisierte Reserven einen halben<br />
Tag früher oder später auf dem Gotthard eintreffen<br />
würden; denn Reserven nützen bekanntlich<br />
nicht mehr viel, wenn sie zu spät<br />
eingesetzt werden. Das gleiche gilt für Truppenverschiebungen<br />
aus dem Räume Luzern<br />
über Andermatt, Oberalp nach Graubünden.<br />
Geschäftsgebaren der eidgenössischen Alkoholverwaltung<br />
haben nicht landwirtschaftliche<br />
Belange den Ausschlag zu geben,<br />
sondern es ist dem Kräftespiel der gesamten<br />
Wirtschaft, wie es übrigens auch dem Sinne<br />
des Gesetzgebers entspräche, Rechnung zu<br />
tragen. Zugegeben, die Alkoholverwaltung<br />
bedingt hinsichtlich Geschäftsführung gewisse<br />
Einengungen. Nie und nimmer aber ist<br />
die ununterbrochene Reihe von Fehlkalkulationen,<br />
die geschehen sind, auf diese zurückzuführen.<br />
Eines jedenfalls hat man seit dem<br />
5. Juli <strong>1936</strong> einsehen müssen: Der eidgenössische<br />
Alkohol direkter fühlt sich sehr geborgen<br />
und die Fäden hinter den Kulissen sind<br />
wohl keine Fäden, sondern Seile — denn<br />
diese dauernden weitern Spritimporte kommen<br />
einer Verhöhnung der Stillegungsaktion,<br />
die alle Kreise der Bevölkerung zu ihrer Sache<br />
gemacht hatten, gleich!<br />
«Vielleicht haben Sie einmal Lust, sich den<br />
Bau anzusehen?»<br />
«Aber ich fahre doch morgen nach Zürich<br />
...»<br />
Sybil erwachte, sie jagte durch sechzehn<br />
Stockwerke hinunter, bis zur Erde, bis zur<br />
Bahnhofshalle. «Haben Sie denn vergessen,<br />
dass ich fortfahren will...»<br />
«Dass Sie ich muss es wirklich vergessen<br />
haben!» sagte Lukas ratlos.<br />
Natürlich, jetzt erinnerte er sich, dass Sybil<br />
eine fremde Dame war, die abreisen<br />
wollte.<br />
Er drehte den Kopf zur Strasse. Menschen,<br />
Autos, Lichter, Tram. Seine Augen suchten<br />
Halt, doch alle Dinge glitten fort. Dann sah<br />
er plötzlich Baurat Wagner auf sich zusegeln,<br />
rund wie ein Ballon kam er durch die Luft<br />
geschwebt und rief mit beschwörender Schutzengelstimme:<br />
«Seit einer Stunde warte ich!<br />
Genug! Genug, genug!» Sein Gesicht leuchtete<br />
wie das Ziffernblatt der Turmuhr. Halb<br />
neun!<br />
Sie schwiegen beide. Sie sassen sich gegenüber<br />
und rannten ihren Gedanken nach.<br />
Eigentlich ist er hübsch, dachte Sybil. Ich<br />
halte nichts von hübschen Männern — aber<br />
AUTOMOBIL-REVUE . DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — N1.67<br />
Eine neue Autosfrasse Luzern-Engelberg-Wassen<br />
Schluss von Seite 1.<br />
AH diese militärisch so bedeutsamen Verbindungen,<br />
die auch rein verkehrstechnisch<br />
für die Schweiz höchst wertvoll wären, könnten<br />
also mit dem Durchstich durch den Grassen<br />
hergestellt werden. Sowohl dieses Projekt<br />
wie dasjenige der Sustenstrasse sind als<br />
ein gemenisames Ganzes zu betrachten, um<br />
für alle Zukunft eine befriedigende Lösung zu<br />
geben.<br />
Könnte man sich einmal auf diese Verbindungen<br />
grundsätzlich einigen (!), dann wäre<br />
sowohl militärisch, technisch und finanziell<br />
zu prüfen, ob der Anschluss von Meiringen an<br />
den Grassendurchstich nicht besser über den<br />
Jochpass-Engelberg als über den Susten zu<br />
suchen sei. Die Route Engelberg-Meiringen<br />
ist in der Luftlinie gemessen kürzer und der<br />
Jochpass weniger hoch gelegen als der Susten,<br />
so dass diese Route vielleicht finanziell<br />
billiger zu stehen käme als die Sustenlinie.<br />
Militärisch haben beide Varianten Vor- und<br />
Nachteile. Will man in die Zukunft blicken,<br />
so könnte vielleicht einmal die Verbindung<br />
Engelberg - Surenenpass - Altdorf militärisch<br />
wünschenswert erscheinen. Der Talkessel von<br />
Engelberg wäre dann mitten in den Alpen ein<br />
idealer Punkt für motorisierte, mobile Reserven,<br />
um Truppen, Munition, Verpflegung und<br />
Material auf kürzestem Wege auf den Gotthard<br />
oder auf den linken oder rechten Flügel<br />
der Südfront zu verschieben. Ein vorgeschobener<br />
zentralalpiner Flugplatz (mit in Felsen<br />
eingebauten Flugzeugschuppen) läge bei Engelberg<br />
mit dem grossen, ebenen Talboden<br />
ebenfalls recht günstig.<br />
Diese Feststellungen ergeben sich von rein<br />
militärischen Gesichtspunkten aus. Weil durch<br />
die Verwirklichung dieses Projektes für gewisse<br />
Täler und Ortschaften wirtschaftlich<br />
bedeutsame Verschiebungen möglich wären,<br />
müssen wir in der Diskussion dieses Projektes<br />
auf grösste Objektivität dringen. Man<br />
muss ein achtsames Auge darauf haben, ob<br />
den Beurteilern Gemeinnutz vor Eigennutz<br />
geht, oder ob kleinliche Sonderinteressen mit<br />
im Spiele stehen.<br />
Als das Projekt dem Gemeindepräsidenten<br />
von Engelberg unterbreitet wurde, machte er<br />
darauf aufmerksam, dass schon 1934 einige<br />
fortschrittlich gesinnte Engelberger Bürger<br />
den Durchstich durch den Grassen propagierten.<br />
Weil damals nur die rein verkehrstechnischen<br />
Standpunkte im Vordergrund standen,<br />
verschwanden die Vorschläge und Anregungen<br />
bald wieder in irgendeiner Schublade.<br />
Sorgen wir dafür, dass der Hauptlebensnerv<br />
ins Zentrum unserer Südfront, zum Schutzwall<br />
der wichtigsten Nord-Südverbindung Europas<br />
in Kriegszeiten sicher spielt und verlassen<br />
wir ans ja nicht auf gefährliche und<br />
trügerische Hoffnungen.<br />
Hptm. Hess. Engelberg.<br />
Zu der einem Gewährsmanne kürzlich abgegebenen<br />
Erklärung: «Bevor ich Offizier<br />
wurde, habe ich gehorchen gelernt. Und ich<br />
bin im Bundeshause nichts als ein Soldat.<br />
Ich gehorche und werde weiter gehorchen und<br />
meine mir auferlegte Pflicht bis zum Ende<br />
tun. In meiner Tätigkeit als Beamter bleibe<br />
ich Soldat, den Befehlen von oben mich'unterordnend<br />
und gehorchende gestatte man<br />
uns, folgende Einwendungen zu machen :<br />
An die Spitze eines Verwaltungszweiges,<br />
von dessen wirtschaftlichem Erfolge die<br />
Schaffung einer allgemeinen Alters- und<br />
Hinterbliebenenfürsorge im wesentlichen abhängt,<br />
gehört kein blindlings gehorchender<br />
Mann. Denn nicht wahr, mit der Unterordnung<br />
unter höhern Befehl fällt auch ein gut<br />
Teil der Verantwortung dahin. Und es ist ja<br />
so viel bequemer zu gehorchen, sich zu fügen,<br />
Ordern nachzuleben, von denen das Volk<br />
dieser ist auf eine ganz besonders vertrauenswürdige<br />
Art hübsch. Jetzt hat er zwei<br />
Falten auf der Stirn. Hat vielleicht auch er<br />
Sorgen — hat denn jeder Mensch einen zerknitterten<br />
Brief in der Tasche? Er sieht aus<br />
wie ein heiliger Christophorus. Ja, das kann<br />
ich mir gut vorstellen: dass er einen über das<br />
dunkle Wasser trägt... Wie hübsch er von<br />
dem Haus erzählt hat. Eine Weile hab ich<br />
meinen ganzen Kummer vergessen, bin auf<br />
dem obersten Dachgiebel gestanden, und der<br />
Brief war tief unten auf der Strasse, so winzig,<br />
ich konnte ihn fast nicht erkennen...<br />
Ganz einfach: Marion ist Konstantins Geliebte<br />
— wer weiss wie lange schon! Und mich heiratet<br />
er, damit Toni nichts ahnen soll! Armer<br />
Toni, armer... Unsinn. Ich habe Angst! Ich<br />
kann nicht mehr, seit Wochen hält mich diese<br />
Angst fest, wie ein giftiges Tier schleicht sie<br />
in mir herum... Ich muss jetzt aufstehen,<br />
helmgehen — und die Nacht ist endlos! Die<br />
Nacht rauscht wie dunkles Wasser...<br />
Was überlegt sie? dachte Lukas sorgenvoll.<br />
Vielleicht springt sie in der nächsten Sekunde<br />
auf und rennt zum Bahnhof? Ohne Adieu.<br />
Ihr ist alles zuzutrauen...<br />
(Fortsetzung.folgt)<br />
nachgerade gerne wüsste, woher sie eigentlich<br />
stammen. Was der eidgenössischen Alkoholverwaltung<br />
not tut; ist ein Mann, für<br />
den nicht «oben», sondern das Wohl des gesamten<br />
Volkes ausschlaggebend ist. Er muss<br />
bereit sein, nach bestem Wissen und Können<br />
für seine Ueberzeugung einzutreten, ohne<br />
Rücksicht darauf, was «befohlen» wurde. Es<br />
ist kein leichtes, kein angenehmes Amt —<br />
aber der Mann, der den Mut dazu fände —<br />
der Unterstützung des Volkes dürfte er gewiss<br />
sein.<br />
Ausserdem, Herr Tanner, was geschieht<br />
mit (Truppenführern, welche keinen Ueberblick<br />
über ihr Aktionsgebiet haben und die<br />
sich in der Einschätzung der Reserven (Vorräte)<br />
so tragisch irren, wie es auf dem Kommandoposten<br />
der eidgenössischen Alkoholverwaltung<br />
geschah?<br />
Ein Mahnung an den Bundesrat.<br />
Am 5. Juli <strong>1936</strong> führten bekanntlich die<br />
schweizerischen Benzinkonsumenten eine 24-<br />
stündige Selbstschutzaktion durch, als offensichtlicher<br />
Protest, dass nicht nur sie, sondern<br />
auch weite Kreise des Schweizer Volkes<br />
der eidgenössischen Benzinpreispolitik, resp.<br />
der Misswirtschaft in der Alkoholverwaltung<br />
nicht mehr länger zu folgen gewillt waren.<br />
Die geschlossene Durchführung der Stilliegung<br />
des Motorfahrzeugverkehrs und die<br />
dafür zutage getretenen Sympathien anderer<br />
Erwerbskreise waren ein deutlicher Fingerzeig<br />
an die Adresse des Bundesrates, den<br />
bereits zum Springen angespannten Bogen<br />
nicht durch weitere, sogar wesensfremde<br />
Lasten zum Reissen zu bringen.<br />
Seit diesem Tage sind sechs Wochen<br />
verstrichen. Vergebens stellte man die<br />
Frage nach dem Erfolg des 5. Juli. Man<br />
wurde nicht nur ungeduldig, sondern auch<br />
ungehalten ob der Verschleppungstaktik. Im<br />
Bundeshaus war inzwischen die Ferienzeit<br />
herangebrochen, und damit verschwanden<br />
auch verschiedene Schreiben der V^a Vita in<br />
irgend einer unergründlichen bundesrätlichen<br />
Schublade. Dieses betretene Schweigen hinterliess<br />
nicht gerade den besten Eindruck,<br />
weshalb sich die Via Vita gezwungen sah, am<br />
14. August a. c. das nachstehend in extenso<br />
wiedergegebene Schreiben an den Bundesrat<br />
zu richten. Um zu vermeiden, dass sich auch<br />
dieser Schritt kn Sande verlaufe, wurde der<br />
Brief durch die Präsidenten der am motorisierten<br />
Strassenverkehr interessierten , nationalen<br />
Verbände oder deren Vertreter allen<br />
Mitgliedern des Bundesrates persönlich- i&erbracht,<br />
und zwar auch denjenigen Herren<br />
Bundesräten, die sich gegenwärtig In,' den<br />
Ferien befinden. Das Schreiben der Via Vita<br />
lautet in deutscher Uebersetzung:<br />
Bern, den 14. August <strong>1936</strong>.<br />
An den Hohen Bundesrat<br />
der Schweizerischen Eidgenossenschaft,<br />
B ern.<br />
Hochgeachteter Herr Bundespräsident!<br />
Hochgeachtete Herren Bundesräte!<br />
Nachdem am 5. Juli 100 000 Motorfahrzeugbesitzer<br />
vorbehaltlos und aus- freiem Entschlüsse ihre<br />
Zustimmung zu den einsichtigen und gerechtfertigten<br />
Forderungen der an der Entwicklung des Strassenverkehrs<br />
interessierten Kreise in Industrie, Gewerbe,<br />
Handel und Tourismus kundgetan haben,<br />
hatte die Via Vita die Ehre, Sie am 10. Juli -um<br />
eine Audienz zu ersuchen.<br />
Für die durch die Beschlüsse Ihrer Hohen Behörde<br />
schwer Betroffenen handelte es sich dabei, zu<br />
erfahren, welches Ihre Absichten im Hinblick auf<br />
die fiskalischen Erleichterungen sind, die für die<br />
rationelle Entwicklung der zahlreichen mit dein<br />
Strassenverkehr in Beziehung stehenden Erwerbszweige<br />
unerlässlich und die als solche im Interesse<br />
unserer Gesamtwirtschaft geboten sind.<br />
Mit Schreiben vom 28. Juli hat uns der Herr<br />
Bundespräsident mitgeteilt, dass die nachgesuchte<br />
Konferenz nicht vor Ende August fixiert werden<br />
könne.<br />
Wir haben uns daraufhin am 31. Juli gestattet,<br />
in einem gleichentags brieflich bestätigten Telegramm<br />
unser Begehren mit Nachdruck zu wiederholen und<br />
um eine rasche Einberufung der am 10. Juli beantragten<br />
Konferenz zu bitten. Bis heute sind wir auf<br />
dieses letztere, dringende Gesuch ohne Antwort geblieben,<br />
— trotzdem aus ihm klar hervorgeht, welch<br />
grosse Bedeutung die von uns vertretenen Kreise<br />
den Fragen, die Sie lösen und den Projekten, die<br />
Sie auf den Strassenverkehr anwenden wollen, beimessen.<br />
Diese Tatsache weckt in uns sehr ernstliche Befürchtungen,<br />
da wir wissen, dass die genannten<br />
Kreise auf keinen Fall und besonders, nicht angesichts<br />
Ihrer gegenwärtigen Finanzprojekte als zu<br />
vernachlässigender Volksteil betrachtet werden<br />
dürfen.<br />
Die mannigfaltigen Opfer, die die hinter uns Stehenden<br />
freiwillig und freudig auf sich genommen<br />
haben, dürfen niemals als Ausdruck einer vorübergehenden<br />
Verstimmung oder als eine bloss platonische<br />
Verwahrung aufgefasst werden. So sehen<br />
wir uns zu diesem bis dahin nicht gebräuchlichen<br />
Schritt gezwungen, heute trotz der traditionellen<br />
Ferienruhe allen Mitgliedern Ihrer Hohen Behörde<br />
persönlich unsere Beunruhigung und unsere Befürchtungen<br />
darzulegen.<br />
Es ist unsere feste Hoffnung, der Hohe Bundesrat<br />
würdige nach allem doch die dringende Notwendigkeit,<br />
weitestgehend einer Situation Rechnung<br />
zu tragen, die zu verhindern nicht in der Macht<br />
der Via Vita stand, — ist sie doch das Ergebnis<br />
einer Gesamtheit von Massnahmen, deren Erfolge<br />
den von Ihnen gehegten Erwartungen keineswegs<br />
entsprechen.<br />
Wir bitten Sie, hochgeachteter Herr Bundespräsident,<br />
hochgeachtete Herren Bundesräte, den Ausdruck<br />
unserer vollkommenen Hochachtung entgegenzunehmen.<br />
Via Vita:<br />
Der Präsident: sie. Dechevrens.
jqofS7<br />
*- DIENSTm J8. ÜHTGÜST I93S AUTOMOBIL-REVUE<br />
1. AUTO-UNION A.-G., ZWICKAU.<br />
Rosemeyer Bernd, Berlin<br />
Auto-Union<br />
Stuck Hans, Kempfenhausen Auto-Union<br />
von Delius Ernst, Zwickau Auto-Union<br />
Varzi Achille, Mailand<br />
Auto-Union<br />
2. DAIMLER-BENZ A.-G., STUTTGART.<br />
Caracciola Rudolf, Berlin Mercedes-Benz<br />
von Brauchitsch Manfred, Berlin Mercedes-Benz<br />
Fagioli Luigi, Gubbio<br />
Mercedes-Benz<br />
Lang Hermann, Stuttgart<br />
Mercedes-Benz<br />
3. SCUDERIA FERRARI, MODENA.<br />
Nuvolari, Tazio, Mailand Alfa Romeo<br />
Dott. Farina Giuseppe, Mailand Alfa Romeo<br />
Drayfus Rena, Paris<br />
Alfa Romeo<br />
X...<br />
Alfa Romeo<br />
4. ETTORE BUGATTI, MOLSHEIM.<br />
Wimille Jean-Pierre, Paris Bugatti<br />
5. SCUDERIA MAREMMANA, FLORENZ.<br />
Biondetti, Cesare, Bologna Siata-Maserati<br />
Stub«r Hans, Bern<br />
Alfa Romeo<br />
Etancelin Philipp, Rouen<br />
Maserati<br />
Sommer Raymond, Paris<br />
Alfa Romeo<br />
Earl Howe, London Bugatti ;<br />
Ruesch Hans, Zürich<br />
Maserati<br />
1. ENGLISH RACING AUTOMOBILES LTD.<br />
Fairfield P. G., London E. R. A.<br />
Earl Howe, London E. R. A.<br />
Mays Raymond, Bourne E. R. A.<br />
2. OFFICINE A. MASERATI, BOLOGNA.<br />
Tenni Omobono, Bologna<br />
Maserati<br />
Conte Trossi Feiice, Bologna Maserati<br />
MacEvoy F. J., Australien Maserati<br />
Belmondo Vittorio, Florenz Maserati<br />
Bianco Ettore, Genua<br />
Maserati<br />
Villoresi Luigi, Mailand<br />
Maserati<br />
Kautz Christian, Zug<br />
Maserati<br />
Ruesch Hans, Zürich<br />
Maserati<br />
Kohlrausch Robert, München M. G.<br />
Herkuleyns H., Amsterdam M. G.<br />
Melinant Claude, Lyon<br />
Bugatti<br />
Hug Armand, Lausanne<br />
Bugatti<br />
Embiricos Nicolas, Athen E. R. A.<br />
Prinz Ch. von Siam (« Bira») E. R. A.<br />
Seaman Richard, London<br />
Delage<br />
Pia« Gigf, Mailand<br />
Talbot<br />
A. SPORTWAGEN bis 1500 ccm.<br />
Daler Jules, Freiburg<br />
Amilcar<br />
Frei Adolf, Herisau<br />
Fiat<br />
de Graffenried E., Freiburg Alfa Romeo<br />
Waeny Jakob, Wabern<br />
Riley<br />
B. SPORTWAGEN über<br />
Dr. Avondet Guido, Genf<br />
Bieri G., Seebach-Zürich<br />
Sutter Alfred, Zürich<br />
« Haus!»<br />
HSrning Alforis, Bern<br />
Lang Albert, Kreuzungen<br />
Rampinelli Emil, Schaffhausen<br />
Stuber Hans, Bern<br />
Zimmermann, Martin, Zürich<br />
Sportnachrichten<br />
Grosser Preis der Schweiz<br />
Die Nennliste.<br />
Grosser Preis der Schweiz.<br />
A. FABRIKFAHRER<br />
B. EINZELFAHRER<br />
Preis von Bern.<br />
A. FABRIKFAHRER<br />
B. EINZELFAHRER<br />
Preis von Bremgarten.<br />
1500 ccm.<br />
Alfa Romeo<br />
Bugatti<br />
Bugatti<br />
Bugatti<br />
Bugatti<br />
Mercedes-Benz<br />
Alfa Romeo<br />
Alfa Romeo<br />
Alfa Romeo<br />
C. RENNWAGEN bis 1500 ccm.<br />
Kautz Christian, Zug<br />
Maserati<br />
Ltuzinger Heinrich, Bern Bugatti<br />
Ryf Eduard, Bern E. R.<br />
Simonot Henri, Solothurn Bugatti<br />
D. RENNWAGEN über 1500 ccm.<br />
Christen Max, Zürich<br />
Maserati<br />
Mandirola A., Genf<br />
Maserati<br />
« Pury » Bugatti<br />
Ruesch Hans, Zürich<br />
Alfa Romeo<br />
Walther Martin, Bern<br />
Bugatti<br />
Rekordfahrten<br />
am Grossen Preis der Schweiz?<br />
Die Vorbereitungen für den III. Grossen<br />
Preis der Schweiz, der am 23. August in<br />
Bern gestartet wird, sind organisatorisch sozusagen<br />
abgeschlossen. Bereits am nächsten<br />
Donnerstag, den 20. August nachmittags, wird<br />
rdas Training der Konkurrenten einsetzen,<br />
von denen die ersten bereits in Bern eingetroffen<br />
sind. Auch die Rennstrecke ist fertig<br />
gestellt, früh genug für das Rennen, vielleicht<br />
nicht so früh, wie es der Wunsch der<br />
Konkurrenten gewesen wäre. Verschiedene<br />
Anfragen lassen darauf schliessen, dass mehrere<br />
der in den Hauptkampf verwickelten<br />
Fahrer sich gerne schon vor dem offiziellen<br />
Training die Strecke versucht hätten, welche<br />
jetzt zwei überhöhte Kurven aufweist.<br />
Schliesslich aber ist wohl gleiches Mass füralle<br />
auch hier das Richtige. Immerhin gewähren<br />
diese Wünsche einen Einblick in die<br />
fieberhaften Vorbereitungen auf der ganzen<br />
Linie.<br />
Wenn die Grosse Preis der Schweiz erstmals<br />
in die Liste der « Grandes Epreuves »<br />
aufgenommen worden ist, so sieht es ganz<br />
so aus, als würde er dies im weitesten Sinne<br />
s<br />
des Wortes verdienen. Denn es stehen erbitterte<br />
und mit vollem Einsatz geführte<br />
Kämpfe bevor. Wenn letztes Jahr der deutsche<br />
Meisterfahrer Rudolf Caracciola mit<br />
einem Durchschnitt von 159,416 Stundenkilometern<br />
die schnellste Runde gefahren hat,<br />
hat es dies Jahr den Anschein, als solle dieses<br />
Tempo und damit der Berner Rundenrekord<br />
nicht unwesentlich über 160 Stundenkilometer<br />
hinaufschnellen. Das wird den Gesamtdurchschnitt<br />
des Rennens an die 150<br />
km/St, heranbringen.<br />
Wie gross die Spannung ist, zeigt übrigens<br />
die Anzeige von der Ankunft zahlreicher führender<br />
Persönlichkeiten aus dem internationalen<br />
Automobilsport und aus der Automobilindustrie.<br />
Sodann wird eine stattliche Zahl<br />
von Amerikanern anwesend sein. Auch das<br />
Publikumsinteresse geht sprunghaft in die Höhe.<br />
Der Grosse Preis der Schweiz des Jahres<br />
<strong>1936</strong> wird jedenfalls ein Ereignis von<br />
ganz besonderer Bedeutung werden, um so<br />
mehr als auch das Rennen der Wagen bis<br />
zu 1500 ccm eine selten hervorragende Besetzung<br />
aufweist. Auch dort wird es hart<br />
auf hart um die Siegestrophäe gehen.<br />
22 Fahrer<br />
im Preis von Bremgarten.<br />
Nach Abschluss des offiziellen Trainings,<br />
das für die Startaufstellung der Rennen<br />
massgebend ist, wird am Samstag, den 22.<br />
August nachmittags bekanntlich als erstes<br />
Rennen, dasjenige um den Preis von Bremgarten<br />
gestartet, das den schweizerischen<br />
Konkurrenten auf Sport- und Rennwagen reserviert<br />
ist. Die Startliste umfasst 22 Namen,<br />
unter ihnen sowohl bei den Sport- wie bei<br />
den Rennwagen bekannte Leute, wie Hans<br />
Rüesch-Zürich, der hier auf einem Alfa j Ro-;<br />
meo-Rennwagen an den Start geht, Hans<br />
Stuber-Bern, gleichfalls auf Alfa-Romeo, den<br />
Zuger Kautz auf Maserati, den Genfer Mandirola<br />
und den Zürcher Max Christen, beide<br />
auf Maserati-Rennwagen. Unter den Sportwagen-Fahrern<br />
ist auch der Genfer Dn<br />
COUPE CIANO.<br />
DONNERSTAG, 20. AUGUST:<br />
13.30 bis 14.45 Uhr: Training der Konkurrenten am « Preis von Bremgarten ».<br />
15.45 bis 17.00 Uhr : Training der « Grand-Prix »-Wagen.<br />
17.00 bis 18.00 Uhr: Training der Konkurrenten am < Preis von Bern ».<br />
FREITAG, 21. AUGUST :<br />
13.30 bis 14.45 Uhr: Training der Konkurrenten am «Preis von Bremgarten».<br />
15.45 bis 17.00 Uhr<br />
17.00 bis 18.00 Uhr<br />
8.00 Uhr:<br />
9.00 Uhr :<br />
10.00 Uhr:<br />
13.30 bis 14.30 Uhr :<br />
14.30 bis 15.45 Uhr :<br />
ld.OO Uhr:<br />
16.15 Uhr:<br />
17.15 Uhr ca.:<br />
21.00 Uhr:<br />
20.30 bis 21.30 Uhr j<br />
5.00 Uhr :<br />
9.45 Uhr :<br />
10.00 Uhr:<br />
11.30 Uhr ca.<br />
13.15 Uhr :<br />
13.30 Uhr:<br />
17.00 Uhr ca.:<br />
21.00 Uhr :<br />
Dans tous les pays, avec tous les coureurs, sur toutes les marques de voitures<br />
LA BOUGIE<br />
COURT et GAGNE<br />
Ses plus recentes victoires:<br />
Training der « Grand- Prix »-Wagen.<br />
Training der Konkurrenten am « Preis von Bern ».<br />
SAMSTAG, 22. AUGUST:<br />
Wagenäbnahme < Preis von Bremgarten» bei den Boxen an der<br />
Murtenstrasse. .<br />
Wagenabnahme «Preis von Bern» bei den Boxen an der Murtenstrasse.<br />
Wagenabnahme «Grosser Preis der Schweiz» auf der Zollrampe<br />
des Güterbahnhofs Weyermannshaus.<br />
: Training der « Grand-Prix »-Wagen.<br />
: Training der Konkurrenten am « Preis von Bern ».<br />
Aufstellen der am «Preis von Bremgarten» teilnehmenden Rennund<br />
Sportwagen.<br />
Start zum « Preis von Bremgarten» über 101,920 km.<br />
Schluss des Rennens.<br />
Rendez-vous der Fahrer, Konkurrenten, Ehrengäste and Pressevertreter<br />
im Kursaal Schänzli.<br />
: Festkonzert der Stadt musik Bern auf dem Bundesplatz (bei<br />
schlechtem Wetter im Kornhauskeller)<br />
SONNTAG, 23. AUGUST:<br />
Sperrung der Rennstrecke und Oeffnung der Kassen.<br />
Aufstellen der am « Preis von Bern » teilnehmenden Wagen bis 1500<br />
ccm Zylinderinhalt.<br />
Start zum « Preis von Bern» über 203,840 km.<br />
Schluss des Rennens.<br />
Mittagspause.<br />
Aufstellen der am «Grossen Preis der Schweiz» teilnehmenden<br />
Wagen.<br />
Start zum «Grossen Preis der Schweiz» über 509,600 km.<br />
Schluss des Rennens.<br />
Schlussakt, Verkündigung der Resultate und Ball im Hotel Bellevue-<br />
Palace.<br />
Avondet auf Alfa-Romeo zu finden, welcher tungen, Konzerte und Illuminationen der<br />
im Vorjahre bei den Rennwagen bis zuschönsten Baudenkmäler statt.<br />
1500 ccm siegte. Der bereits genannte Zürcher<br />
Christen gewann 1935 bei den Rennwa-<br />
Für die<br />
gen über 1500 ccm und steht dies Jahr wieder<br />
in derselben Klasse. Es lohnt sich also<br />
Information der Zuschauer<br />
zweifellos, schon am Samstag nach Bern zu<br />
kommen. .Die Bundesstadt wird im übrigen<br />
alles tun, um ihren Gästen den Aufenthalt so<br />
angenehm als möglich zu machen. Samstags<br />
finden grössere gesellschaftliche Veranstal-<br />
1 er Nuvolari. 2 me Brivio. 3 Dreyfus sur Alfa Rom6o.<br />
GRAND PRIX DE BELGlQUE. La plus grande distance parcourue.<br />
(24 heures de Spa) Sommer-Severi sur Alfa Romeo.<br />
Categorie au-dessous de 4litres: 1 er Seemann-Clifford sur Lagonda.<br />
Categorie 2 ä 4 litres: 1 er Mongin-Lebegue sur Delahaye.<br />
Categorie 1100 a 1500 cmc.: 1 er Headlam- Wood sur Aston-Martin.<br />
Categorie jusqu'ä 1100 cmc: 1 er Gordini - Blot sur Fiat.<br />
GRAND PRIX DE SAO-PAULO. 1 er Pintacuda sur Alfa Romeo.<br />
GRANDPRIXDEL'Ä.C.F.<br />
1 re categorie: 1 er Trevoux-Maclures.Riley. 2 me VanderBeck-Dollss. Riley.<br />
3 me categorie : 1 er Leoz Freres s. Lagonda. 2 me Trintignan Freres s. Hudson.<br />
CIRCUIT DE MILAN. 1 er Nuvolari sur Alfa Romeo.<br />
GRAND PRIX DE HONGRIE. 1 er Nuvolari sur Alfa Romeo.<br />
GRAND PRIX D'ALGERIE.<br />
Classement general: 1 er Soulie sur Delahaye. 2 me Janin sur Delahaye.<br />
Categorie 1500cmc: 1 er JourdansurSalmson. 2 me Gordini sur Simca-Fiat.<br />
PENYA RHIN (DarCdone)<br />
1 er Nuvolari sur Alfa Romeo. Record battu.<br />
EX1GEZ CHAMPION<br />
•>-»«£<br />
während der Rennen ist weitgehend gesorgt.<br />
Einmal werden die Zeittafeln eine genaue<br />
Orientierung über den Stand eines Rennens<br />
erlauben. Ferner werden die Lautsprecher •—<br />
am Mikrophon die bekannten Sprecher Marcel<br />
Sues und Werner Hausmann — das Publikum<br />
fortwährend auf dem Laufenden halten.<br />
Ein weitverzweigtes Telephonnetz der<br />
Strecke entlang, sorgt für rascheste Information<br />
von jedem Punkt der Rennstrecke.<br />
DIE EINTRITTSPREISE AN DEN<br />
TRAININGSTAGEN :<br />
Donnerstag, 20. August, 13.30 bis 18.00 Uhr:<br />
Stehplätze Fr. 1.15; Tribünen-Zuschlag Fr. 1.15.<br />
Freitag, 21. August, 13.30 bis 18.00 Uhr:<br />
Stehplätze Fr. 1.60; Tribünen-Zuschlag Fr. 1.90.<br />
Samstag, 22. August, Training und Nationales Rundstrecken-Rennen,<br />
13.30 bis 17.30 Uhr:<br />
Stehplätze Fr. 2.10; Tribünen-Zuschlag Fr. 2.10.<br />
Kinder bis zu 15 Jahren zahlen an allen drei<br />
Tagen für einen Stehplatz 50 Rappen, für den Tribünen-Zuschlag<br />
50 Rappen.<br />
Etwas Statistik.<br />
WIE VIELE FAHRER ENTSENDEN DIE<br />
EINZELNEN LÄNDER?<br />
GROSSER PREIS DER SCHWEIZ<br />
Deutschland 8 Grossbritannien 1<br />
Italien 6 Schweiz 1<br />
Frankreich 3<br />
PREIS VON BERN<br />
Italien 6 Frankreich 1<br />
Großbritannien 4 Griechenland 1<br />
Schweiz 3 Holland 1<br />
Australien 1 Siam 1<br />
Deutschland 1<br />
WIE STARK SIND DIE EINZELNEN<br />
MARKEN ZAHLENMÄSSIG VERTRETEN ?<br />
GROSSER PREIS DER SCHWEIZ<br />
Alfa Romeo 6 Maserati 3<br />
Auto-Union 4 Bugatti 2<br />
Mercedes-Benz 4<br />
PREIS VON BERN<br />
Maserati 8 M. G.<br />
E. R. A. 5 Delage<br />
Bugatti 2 Talbot<br />
PREIS VON BREMGARTEN<br />
Bugatti 8 E. R.<br />
Alfa Romeo fi Fiat<br />
Maserati 3 Mercedes-Benz<br />
Amilcar 1 Riley<br />
Auszug<br />
aus den Renn-Reglementen.<br />
1. GROSSER PREIS DER SCHWEIZ<br />
Länge des Rennens: 70 Runden ä 7 km 280<br />
= 509,600 km.<br />
Fahrzeuge: Zugelassen ßind Rennwagen, die der<br />
internationalen Rennformel entsprechen: Zylinderinhalt<br />
und Brennstoff freigestellt; Höchstgewicht<br />
des Fahrzeuges ohne Wasser, Brennstoff, Oel, Reifen<br />
und Reserveräder 750 kg.<br />
Preise: Es gelangen folgende<br />
Verteilung: *<br />
Geldpreise zur
A13TOMOBIL-REVUB<br />
DIENSTAG, 18. AUGUST 1338 — N° 67<br />
(D Ehrentribüne Hurtenstr.<br />
(2) Allee-TribüneMurtenslr.<br />
© Startkurven-Tribüne<br />
Stehplätze Jorden<br />
Tribüne Ej/matt<br />
V Signalisierstand<br />
Zeitnehmerhäuschen<br />
Zeit undRundenfofel<br />
©Boxen<br />
ssereffe<br />
ißutsprechßP<br />
1. Preis Fr. 15.000.—<br />
2. Preis Fr. 8.000.—<<br />
3. Preis Fr. 4.000.—<br />
4. Preis Fr. 2.000.—<br />
5. Preis Fr. 1.000.—<br />
2. PREIS VON BERN<br />
für den Fahrzeug- und Füssgängerverkehr polizeilich<br />
gesperrt.<br />
Lang« des Rennens: 28 Kunden ä 7 km 280<br />
= 203,840 km.<br />
2. Verkehrsumleitung. Der durchgehende Verkehr<br />
Richtung Westschweiz und Wohlen "wird um-<br />
Fahrzeuge: Zugelassen sind Rennwagen bis zu<br />
1500 ccm Zylinderinhalt.<br />
geleitet:<br />
Preise: Es gelangen folgende Geldpieise zur a) Richtung Frauenkappelen (Westschweiz)<br />
durch die Effinger-, Köniz-, Weis-<br />
Verteilung:<br />
1. Preis Fr. 3.000.—<<br />
senstein-, Freiburg-, Bern-, Brünnen-, Ahendund<br />
Murtenstrasse und umgekehrt<br />
2. Preis Fr. 2.000.—<<br />
b) Richtung Wohlen durch die Halenstrasse<br />
via Haienbrücke oder Neubrücketrasse<br />
3. Preis Fr. 1.200.—<br />
4. Preis Fr. 800.—<br />
via Neubrücke und umgekehrt<br />
5. Preis Fr. 500.—<br />
3. Parkplätze. Für die in Motorfahrzeugen eintreffenden<br />
Rennbesucher sind besondere Parkplätze<br />
3. PREIS VON BREMGARTEN<br />
Länge des Rennens: 14 Runden a 7 Im 280<br />
= 101,920 km.<br />
Fahrzeuge; Zugelassen sind Renn- und Sportwagen,<br />
in Fahrzeuggruppen unter und über 1500 ccm<br />
Zylinderinhalt.<br />
Preise: In jeder Klassengruppe gelangen je swei<br />
Geldpreise gemäss nachstehendem Preisplan zur<br />
Verteilung:<br />
Sieger Zweiter<br />
Rennwagen unter 1500 ccm Fr. 250.— Fr. 150.—<br />
Rennwagen über 1500 ccm Fr. 250.— Fr. 150.—<br />
Sportwagen unter 1500 ccm Fr. 250.— Fr. 150.—<br />
Sportwagen über 1500 ccm Fr. 250.— Fr. 150.—<br />
Verkehrsregelung<br />
am III. Grossen Preis der Schweiz für<br />
Automobile <strong>1936</strong>.<br />
1. Strassenabsperrungen. Sonntag den 23. August<br />
<strong>1936</strong> ist die Rennstrecke von 05.00 bis zirka 18.00<br />
errichtet worden. Alle Parkplätze liegen in der<br />
Nähe der Rennstrecke; die Zufahrt zu denselben ist<br />
durch eine augenfällige Strassenmarkierung geregelt.<br />
4. Zuweisung der Parkplätze nach Anfahrtsrichtungen.<br />
Parkplatz 1 Strassenkreuzung Bethlehem<br />
für Fahrzeuge aus Richtung Murten, Neuchätel<br />
(Waadt, Genf).<br />
Parkplatz 2 Schlossstrasse<br />
für Fahrzeuge aus Richtung Fribourg nrril solche<br />
aus Richtung "fhun/Luzern.<br />
Parkplatz 3 Güterbahnhof Weyennannshaus<br />
für Fahrzeuge aus Richtung Burgdorf, Ölten,<br />
Zürich (Ostschweiz).<br />
Parkplatz4 XT ~- f - JJ "ri—rirtrn-trnmn TTninuutiMii<br />
für Fahrzeuge aus Richtung BieL Jura, Basel.<br />
Parkplatz 5 Schützenmatte<br />
dient als Reserreparkplatz.<br />
Parkplatz 6 Hinterkappelen<br />
für Besucher des Sektors Eymatt.<br />
Die Besucher der Tribünen Murtenstrasse parkieren<br />
ohne Rücksicht auf ihre Anfahrtsrichtung<br />
aaf den Parkplätzen 2 oder 3<br />
5. Zu- und "Wegfahrten (durch Strassenaffichen<br />
gekennzeichnet):<br />
A. Zufahrt«-»'«<br />
6. Verbote. Das Verstellen der Znfahrtsstrassen,<br />
sowie der Umgebung der Rennstrecke mit Fahrzeugen<br />
aller Art ist Sonntag den 23. August <strong>1936</strong><br />
untersagt.<br />
Motorfahrzeugführer haben die offiziellen Parkplätze<br />
zu benützen, es sei denn, sie stellen ihr»<br />
Fahrzeuge auf den ordentlichen Parkplätzen in de*<br />
Stadt Bern ab.<br />
7. Verkehrsregeln. Ee Ist Pflicht jedes Motor*<br />
fahrzeugbesitzers, sich grösster Fahrdisziplin zu befleissen.<br />
Im Stadtgebiet ist jegliches Ueberholen.<br />
von Motorfahneugen von 18.00 bis 19.30 verboten.<br />
Fussgänger haben Trottoirs und Fussgängerstrei-<br />
Parkplatz t: von Frauenkappelen her via H«rtenstrasse.<br />
jt| i#| fen zu benützen. Führer von langsamer fahrenden<br />
Parkplatz 2: von BümpNz her via Yrefibmrg- undVehikeln, wie Radfahrer, Fuhrleute usw. sind gehalten,<br />
die äusserste rechte ßtrassenseite einzu-<br />
Schlossstrasse;<br />
von Thun/Luzern her via Bondeaga«», Effingerstrasse.<br />
8. LSrmvermeMimg. In Bern -wird •wenig gehupt*<br />
nehmen.<br />
Parkplatz 3: vom Bahnhof her via Bubenbergplatz, Undisziplinierte Rufzeichen bei vorübergehenden»<br />
Laupen- und Murtenstrasse.<br />
Verkehrsstauungen werden geahndet.<br />
Parkplatz 4: von Zollikofen her via Wildpark-, Neubrück-<br />
und Bremgartenstrasse.<br />
lizei, der Rennleitung und anderen Organen de»<br />
9. Den Anordnungen und Weisungen der Po-<br />
Parkplätze 5 und 6: keine besondern Verkehrsanordnungenwirtschaftliche<br />
Kulturen und Anlagen sind dem.<br />
Ordnungsdienstes ist, strikte Folge zu leisten. Land-<br />
B. wegfahrten*<br />
besonderen Schütze des Publikums empfohlen. Das<br />
Erklettern der Alleebäume, sowie das Beschädigender<br />
Absperrvonichtungen sind verboten. Das Lie-<br />
Parkplatz 1: Murtenstrasse, Frauenkappelen oder<br />
Bethlehem-, Freitrargstrasse.<br />
genlassen von Flaschen, Büchsen und Papier ist zo.<br />
Parkplatz 2: Richtung Frihourg via HoHigen-, Wei»- vermeiden.<br />
sensteinstrasse.<br />
Richtung Thun/Luzern via Effingrtrstrasee-Bundesgasee;<br />
bei starkem Andrang zeitweilig via Ef-<br />
Das Anbringen von Sitzvorrichtungen an beste«*<br />
Hunde sind an der Leine zn fuhren.<br />
finger-, Ziegler-, Schwarztor-, Sulgeneck-, Marzilistrasse,<br />
Dalmazibrücke, Srfrwellenmatt-, Machern<br />
ist verboten.<br />
hende Umzäunungen, sowie das Besteigen von Därienstrasse,<br />
Burgernziel.<br />
10. Das Uebersteigen der Absperrhecken- ist rnffl<br />
Parkplatz 3: Fabrik-, Länggass-, Mittel-» Wildparkund<br />
Tiefenaustrasse.<br />
Lebensgefahr verbunden und auch dort verboten^<br />
wo sie aus Sicherheitsgründen von der Piste weiter<br />
entfernt sind.<br />
Parkplatz 4: Halenstrasse, Haienbrücke, Herrenschwanden,<br />
Kirchlindach, Oberlindach, Zollikofenschrift<br />
entstehen, wird jede Haftpflicht abgelehnt.<br />
Für Unfälle, die aus Missachtung dieser Vor-<br />
Parkplätze 5 und 6: keine besondern Verkehxsanordnungen.<br />
; Der Präsident: sig.<br />
Das Polizei-Komitee:<br />
Müllen<br />
Internationale Alpenfahrt<br />
18. bis 27. August <strong>1936</strong><br />
Nidhts wäre verfeffiter ats
N° 67 — DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Zuverlässigkeit, Sicherheit und allzeitige Betriebsbereitschaft<br />
verbunden mit einwandfreien<br />
Fahreigenschaften gestellt werden<br />
müssen.<br />
Wie wir schon in den letzten beiden Ausgaben<br />
der «Automobil-Revue» gemeldet haben, sind für die<br />
diesjährige achte Auflage der Internationalen<br />
Alpenfahrt<br />
insgesamt 74 Nennungen<br />
eingegangen, und zwar von 12 Piloten in vier Equifptn<br />
und von 62 Einzelfahrern. Die Zahl der Anmeldungen<br />
ist somit weit hinter derjenigen des<br />
Jahres 1934 zurückgeblieben, wo total 152 Nennungen<br />
vorlagen. Man ist lediglich um 3 Meldungen<br />
über den Tiefstand, den das Jahr 1931 mit 71 Einschreibungen<br />
aufwies, hinausgekommen. Den<br />
Hauptgrund hiefür hat man ohne Zweifel den<br />
derzeit herrschenden wirtschaftlichen Verhältnissen<br />
zuzuschreiben. Zum Teil vielleicht auch der<br />
Tatsache, das die Alpenfahrt dieses Jahr — von<br />
•wenigen Abstechern abgesehen — ganz auf Schweizerboden<br />
abgewickelt wird, während beispielsweise<br />
die Veranstaltung von 1934 in Nizza ihren Anfang<br />
nahm und nach einer 2758 Kilometer langen<br />
Kreuzfahrt über die wichtigsten Alpenpässe in<br />
München zu Ende ging, was mit sich brachte, dass<br />
auch 20 Franzosen, sowie Tschechen, Oesterreicher,<br />
Ungarn. "" "änen mit von der Partie waren. Heuer<br />
nun hat .....ser westlicher Nachbar einzig 2 Konkurrenten<br />
gestellt und von den Donauländern nur<br />
die Tschechoslowakei deren 2 und Ungarn 1.<br />
In der vorliegenden und von uns am 11. August<br />
veröffentlichten Nennliste finden wir die Namen<br />
einer ganzen Reihe von Konkurrenten, welche<br />
schon an frühern Alpenfahrten<br />
teilgenommen haben. Von Holland nennen wir van<br />
Beeck Calkoeen und Bakker Schut, die vor zwei<br />
Jahren dem niederländischen Ford-Team angehörten<br />
und dieses Jahr auf Lincoln Zephir starten, ferner<br />
Van Strien, Mutsaerts und Cornelius, von denen<br />
der erstgenannte der Amsterdamer Fordmannschaft<br />
zugeteilt ist. Auch die Deutschen Loehnholdt<br />
(Adler), Magnus (Ford), Wimmer (Adler), Paul<br />
von Guilleaume, Rudolf Sauerwein und Graf Orsich<br />
fAdler-Equipe), von Hanstein (Hanomag), Voigt<br />
.(Hanomag), Oberst Gutknecht (B. M. W.), Frau<br />
Liliane Rohrs (B.M.W), Frau Lotte Bahr (Adter-<br />
Trumph) und Baron von Aretin (B.M.W) sind<br />
keine Unbekannten. Aus Frankreich finden wir einzig<br />
Descollas (Bugatti) und Legre (Adler-Dipl.)<br />
wieder und aus England erscheinen wiederum<br />
Wisdom (SS. Jaguar), Symons (Wolseley) und<br />
Healey auf Triumph.<br />
DAS PROGRAMM<br />
Dienstag, den 18. und Mittwoch, den 19. August:<br />
Abnahme der Fahrzeuge in Luzern.<br />
Donnerstag, den 20. August: Erste Etappe von Luzern<br />
nach Lugano (333 km).<br />
Freitag, den 21. August: Zweite Etappe von Lugano<br />
nach St. Moritz (412 km).<br />
Samstag, den 22. August: Dritte Etape von St.<br />
Moritz nach Thun (454 km).<br />
ftmitiw ><br />
'<br />
S SMaurice<br />
iduPillon<br />
Sonntag, den 23. August: Ruhetag in Thun (Grosser<br />
Preis der Schweiz für Automobile in Bern).<br />
Montag, den 24. August: Vierte Etappe von Thun<br />
nach Lausanne (393 km).<br />
Dienstag, den 25. August: Fünfte Etape von Lausanne<br />
nach Basel (349 km).<br />
Mitwoch, den 26. August: Sechste Etappe von Basel<br />
nach Interlaken (401 km).<br />
Donnerstag, den 27. August: Schlusßkontrolle der<br />
Fahrzeuge und Bekanntgabe der Resultate ' der<br />
2342 km langen Fahrt in Interlaken.<br />
AUS DER FAPRT-TABELLE<br />
Wo und wann sind die Alpenfahrtteilnehmer<br />
zu sehen?<br />
1. Etappe: Start in Luzern von 5.01 bis 6.41;<br />
Glarus von 6.59 bis 8.53; Klausenpasshöhe von 7.49<br />
bis 9.50; Altdorf von 8.21 bis 10.26; Oberalppass von<br />
9,21 bis 11.34; Lukmanier von 10.17 bis 12.37; Ankunft<br />
in Lugano von 12.25 bis 15.01.<br />
BaseL<br />
?' J<br />
Pso/t/gai<br />
*5feisse/!\§Cein \<br />
*>SoMur/i<br />
^<br />
\ \ \STAR1<br />
\ Luzerj»<br />
/<br />
J^ßnJn/g-P.<br />
Interlakeh<br />
Streckentableau zur Internationalen Alpenfahrt <strong>1936</strong><br />
2. Etappe: Start in Lugano von 5.01 bis 6.41;<br />
Monte Ceneri von 5.25 bis 7.08; Bellinzona von 5.44<br />
bis 7.29; San Bernardino von 6.56 bis 8.50; Chur<br />
von 8.31 bis 10.37; Davos von 9.48 bis 12.04; Flüelapass<br />
von 10.05 bis 12.23; Ofenpass von 11.00 bis<br />
13.25; Umbrail von 11.36 bis 14.05; Berninapass von<br />
13.40 bis 16.25; Ankunft in St. Moritz von 14.11 bis<br />
16.59.<br />
3. Etappe: Start in St. Moritz von 5.01 bis 6.41;<br />
Albulapass von 5.31 bis 7.14; Julierpass von 7.03<br />
bis 8.58; Maloja von 7.27 bis 9.25; Splügenpass von<br />
8.49 bis 10.58; San Bernardino von 9.27 bis 11.40;<br />
Gotthardpass von 12.05 bis 14.38; Furka von 12.49<br />
bis 15.25; Grimsel von 13.11 bis 15.58; Ankunft in<br />
Thun von 15.07 bis 18.02.<br />
4. Etappe: Start in Thun von 5.01 bis 6.41;<br />
Schallenberg von 5.21 bis 7.04; Jaunpase von 7.49<br />
bis 9.50; Vevey von 9.12 bis 11.23; Bex von 10.11<br />
bis 12.29; Aigle von 10.49 bis 13.13 und von 12.52<br />
bis 15.31; Les Mosses von 11.15 bis 13.41; Col de<br />
Pillön von 12.19 bis 14.53; Ankunft in Lausanne von<br />
13.45 bis 16.31.<br />
5. Etappe: Start in Lausanne von 6.01 bis 7.41;<br />
Marehairuz von 7.01 bis 8.49; Mollendruz von 7.35<br />
bis 9.26; Yverdon von 8.35 bis 10.34; Le Locle von<br />
10.05 bis 12.16; Chaux-de-Fonds von 10.17 bis<br />
12.29; Biel von 11.17 bis 13.37; Solothurn von 11.52<br />
bis 14.16; Weissenstein von 12.07 bis 14.32; Passwang<br />
von 12.51 bis 15.22; Ankunft in Basel von<br />
13.47 bis 16.25.<br />
6. Etape: Start in Basel von 5.01 bis 6.41; Les<br />
Rangiers von 6.16 bis 8.05; St-Imier von 8.09 bis<br />
10.13; Moutier von 9.41 bis 11.56; Luzern von 12.19<br />
biß 14.53; Brünig von 13.21 bis 16.04; Ankunft in<br />
Interlaken von 13.56 bis 16.43.<br />
Dreifacher Auto-Union-Sieg<br />
der Coppa Acerbo.<br />
Bericht siehe Seite 10.<br />
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DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — N° 67<br />
Qxattd=Jbäx=9ia(iiteduük<br />
In den letzten Jahren hat sich mit dem<br />
Bau der Grand-Prix-Rennwagen auch der<br />
Fahrstil der Piloten sehr erheblich geändert.<br />
Wer je das packende Schauspiel einer Meute<br />
wild daherbrausender Rennwagen erlebt hat,<br />
wird keinen Moment daran zweifeln, dass<br />
die Lenkung solcher Ungetüme allerhand<br />
Anforderungen an den Fahrer stellen muss<br />
und dass solch ein Fahrzeug weit schwieriger<br />
zu meistern ist als irgendein rascher<br />
Gebrauchswagen. Wir gehen wohl kaum fehl<br />
mit der Behauptung, dass in der ganzen Welt<br />
bei weitem keine zwei Dutzend Leute zu finden<br />
sind, die einen modernen Grand-Prix-<br />
Wagen richtig zu führen verstehen.<br />
Nach der gegenwärtig gültigen Rennformel<br />
darf das Gewicht der Fahrzeuge 750 kg nicht<br />
überschreiten, und das bei einer Motorstärke<br />
von rund 400 PS! Macht nach Adam Rice<br />
also weniger als 2 kg Wagengewicht pro PS,<br />
während dieses Verhältnis bei gewöhnlichen<br />
Gebrauchswagen je nach der Grössenklasse<br />
zwischen 15 und 45 kglPS schwankt. Es ist<br />
deshalb klar, dass solche Rennwagen ganz<br />
wahnwitzige Beschleunigungen entwickeln<br />
können. Die Motorleistung ist sogar so gross,<br />
dass beim Anfahren in niedrigen Gängen<br />
nur ein kleiner Teil davon wirksam werden<br />
kann, weil sonst die Räder lediglich in verrücktem<br />
Tempo herumwirbeln würden, ohne<br />
den Wagen auch nur ein bisschen schneller<br />
in Gang zu bringen.<br />
Weniger oft schalten.<br />
Gehörte es früher zu den wichtigsten Requisiten<br />
des Rennfahrers, dass er es fertig<br />
brachte, mit möglichst blitzartiger Behendigkeit<br />
seine Gänge zu wechseln, damit die Motordrehzahl<br />
nie unter ein bestimmtes Mass<br />
abfiel, so wird heute schon bei vielen wichtigen<br />
Rennen recht selten geschaltet. Beispielsweise<br />
sollen sich am diesjährigen Grossen<br />
Preis von Monaco mit seinen tausend Kurven<br />
die meisten Fahrer auf die Benützung von<br />
zwei Gängen beschränkt haben.<br />
Der Grand dafür Hegt im hohen Drehmoment<br />
der modernen Rennmotoren, die den<br />
Wagen auch im direkten Gang aus den Kurven<br />
herauszuziehen vermögen, so dass die<br />
Fahrer in vielen Fällen auf das Schalten vor<br />
Kurven verzichten dürfen. Tatsächlich ist<br />
das Drehmoment der Grand-Prix-Motoren<br />
so gross, dass der Fahrer ihnen zum Beschleunigen<br />
auch im «Direkten» nicht so richtig<br />
die «Sporen geben» darf, well sonst die<br />
Räder «durchbrennen» und den Wagen in<br />
heikle Situationen bringen könnten.<br />
Bei den kleinen Wagen allerdings, d, h. bei<br />
den Typen bis 1500 ccm, wird auch heute<br />
nicht auf das häufige Schalten verzichtet, vielmehr<br />
besitzen gewisse Modelle zu dessen<br />
Erleichterung Vorwählgetriebe, welche die<br />
Schaltzeit auf ein Minimum reduzieren.<br />
Vollgas ?<br />
Die Beanspruchung der vollen Motorleistung<br />
beschränkt sich heute für die Wagen der<br />
Spitzenklasse auf jene wenigen schnellen<br />
Bahnen, wie Avus, Tripolis und Pescara, wo<br />
in den Geraden wenigstens kurzzeitig Höchst-*<br />
geschwindigkeiten, d. h. 300 bis 310 kmlSt.<br />
gefahren werden dürfen. Und auch dort wird<br />
nur selten das Aeusserste herausgeholt, denn<br />
im Hintergrande lauert immer das Reifenproblem,<br />
das die Fahrer (eventuell auf einen<br />
Wink des Equipenchefs) zwingt, ein gewisses<br />
Tempo nicht zu überschreiten, um mit möglichst<br />
wenig Reifenwechseln und Tankhalten<br />
redet ein besonders gewichtiges Wort mit.<br />
Wenn der Equipenleiter von seiner Boxe aus<br />
dem Fahrer das Zeichen zum rascheren Fahren<br />
gibt, so wird die Geschwindigkeitssteigerung<br />
in der nächsten Runde nur zum Teil auf<br />
Kosten des Motors erfolgen. Als gerissener<br />
Techniker mutet der Fahrer vor allen Dingen<br />
seinen Bremsen entsprechend mehr zu, indem<br />
er näher an die Kurven herangeht, bevor er<br />
mit der Bremsung beginnt und in der Kurve<br />
selbst etwas mehr riskiert. Hierin besteht<br />
wohl der wesentliche Unterschied zwischen<br />
dem Fahrstil der einzelnen Grossen des Volants.<br />
Die Bremsen werden heute schon deshalb<br />
stärker beansprucht, weil der Motor bei<br />
dem seltener gewordenen Hinunterschalten<br />
vor Kurven meist nicht mehr im selben Masse<br />
zum Bremsen herangezogen wird wie früher.<br />
Um einen tadellosen Bremsausgleich zwischen<br />
den vier Rädern zu erzielen, besitzen<br />
die Hauptkonkurrenten der grossen Rennen<br />
samt and sonders hydraulische Bremsen, die so<br />
eingerichtet sind, dass sie vom Fahrer während<br />
des Rennens mehrmals nachgestellt<br />
werden können. Ausserdem trifft man bei den<br />
neuen Alfas sogar eine Ausgleichvorrichtung,<br />
mit deren Hilfe die Bremswirkung der Vorder-<br />
oder Hinterachse je nach Belieben verstärkt<br />
werden kann.<br />
Und der Start...<br />
War man es früher gewohnt, dass beim<br />
Start zu einem Rennen das periodisch anschwellende<br />
und abnehmende Aufheulen der<br />
Motoren die Luft durchschnitt und eine<br />
gewisse nervöse Note in die ersten Sekunden<br />
des Kampfes hineintrug, so hat sich darin<br />
heute viel geändert. Verschwunden ist auch<br />
das hastige Pampen zur Erzeugung des nötigen<br />
Ueberdrucks im Brennstoff tank von mit<br />
Ueberdruckförderung versehenen Wagen.<br />
Kerzenstörungen und infolgedessen Aussetzer,<br />
wie sie früher am Start and unterwegs nach<br />
Kurven dauernd auftraten, gehören heute zu<br />
auszukommen.<br />
den Seltenheiten.<br />
Neben der Spitzengeschwindigkeit spielen Das Anwärmen der Motoren nämlich geht<br />
auch die Beschleunigungen und insbesondere jetzt ganz anders vor sich, als man es vorher<br />
die Bremstechnik eine grosse Rolle bei der gewohnt war. Mit speziellen Kerzen, die zu<br />
Erzielung einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit,<br />
anderseits aber auch bei der Ab-zustehen, wird der Motor bei niedrigen Dreh'<br />
schnell heiss würden, um ein Rennen durchnützung<br />
der Pneus. Hier den goldenen Mittelweg<br />
zu finden, davon hängt zum grossen<br />
Teil Sieg oder Niederlage beim Rennen ab.<br />
Die<br />
Bremstechnik<br />
zahlen vorerst angewärmt. Das Motorenöl<br />
füllt man eventuell schon etwas angewärmt<br />
ein, damit auch die Schmierung von Anfang<br />
an gleichmässig wirkt. Kurz vor dem Start<br />
vertauschen die Mechaniker nun die Hilfs-<br />
Zündkerzen gegen Rennkerzen, an die im<br />
Rennen wahrhaft unglaubliche Anforderungen<br />
gestellt werden, müssen sie doch einen<br />
dauernden Wechsel von Leerlauf auf nahezu<br />
Vollgas ertragen können, ohne auch nur<br />
einen Moment wegen Verölung auszusetzen.<br />
Ist es soweit, dass der Start bevorsteht,<br />
dann wirft ein Mechaniker den Motor von<br />
Hand oder mit einem ansteckbaren elektrischen<br />
Anlasser an. Vorerst läuft der Motor<br />
ein Weilchen im Leerlauf. Beim Bereitmachen<br />
zum Start lässt der Fahrer die Drehzahl soweit<br />
steigen, dass er beim Sinken der Startflagge<br />
einkuppeln kann, ohne ein übermässiges<br />
Herumwirbeln der Räder befürchten<br />
zu müssen.<br />
Die Mannschaft in der Boxe<br />
erlebt ihre bewegtesten Zeiten beim Reifenwechsel.<br />
Dieses Manöver wird in unwahrscheinlich<br />
kurzer Zeit erledigt. Auch das<br />
Tanken besorgt die bis in die letzte Kleinigkeit<br />
trainierte Mannschaft im Handumdrehen.<br />
Am besten hat sich neuerdings das Einfüllen<br />
des Brennstoffs unter Druck bewährt, da*<br />
weitaus am schnellsten vonstatten geht. Ma,<br />
cherorts hält man zwar noch am System der<br />
Pumpe fest, wobei zwei Mann ihr Bestes hergeben,<br />
um die Prozedur für ihren Fahrer<br />
möglichst wenig «verlustreich» zu gestalten.<br />
Ueberhaupt: die beste Fahrtechnik fruchtet<br />
ohne eine bis aufs Tüpfchen klappende Regie<br />
in den Boxen, speziell bei langen und harten<br />
Rennen, sogut wie nichts. -b-<br />
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67 DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> " ÄUTÖMÖBIL-REVUE<br />
5 Minuten Fahrschule<br />
Ini Gegensatz zu manchen andern Motoren<br />
ist der sohnellaufende Explosionsmotor darauf<br />
angewiesen, eine Drehzahl von einigen<br />
hundert Umdrehungen pro Minute einzuhalten,<br />
wenn er befriedigend arbeiten soll. Es<br />
ist deshalb nicht möglich, ihn etwa so wie die<br />
Dampfmaschine oder den Elektromotor von<br />
Schienenfahrzeugen direkt mit den Antriebsrädern<br />
zu kuppeln. Zum Zwecke des Anfahrens<br />
muss vielmehr ein Wechselgetriebe und<br />
eine Kupplung vorgesehen werden, die dazu<br />
da ist, eine allzu brüske Belastung der Zahnräder,<br />
die womöglich mit einem «Salat» im<br />
Getriebkasten endigen würde, zu vermeiden.<br />
Uebrigens ist das Getriebe nicht nur zum<br />
Anfahren allein so wichtig, denn die Motorleistung<br />
hängt sehr stark mit seiner Drehzahl<br />
zusammen. Nun billigt man dem Wagen ohne<br />
weiteres zu, dass er in Steigungen nicht denselben<br />
Galopp anschlägt wie in der Ebene.<br />
Um bei dieser verminderten Geschwindigkeit<br />
am Hang trotzdem die ganze Motorleistung<br />
zur Verfügung zu haben, muss man in der<br />
Lage sein, das Uebersetzungsverhältnis zwischen<br />
Motor und angetriebenen Rädern zu<br />
verändern, was eben mit Hilfe des Betriebes<br />
geschieht.<br />
Gut schalten, eine Kunst ?<br />
Ein Lenkrad zu führen, ab und zu auf die<br />
Hupe zu drücken und dazu mit dem Fuss das<br />
Bremspedal niederzutreten, das ist ein Kinderspiel.<br />
Ein für das Autobaby weit schlimmeres<br />
Kapitel stellt indessen das Schalten<br />
dar!<br />
Man sagt Napoleon nach, dass er es fertiggebracht<br />
habe, an einem Briefe zu schreiben<br />
und gleichzeitig Befehle zu erteilen. Ganz<br />
Noch besser schalten.<br />
ähnlich muss der Fahrschüler, dem die<br />
Handgriffe noch nicht in Fleisch und Blut<br />
übergegangen sind, auf einmal an mehrere<br />
Sachen denken. Denn das Verkehrsgesetz<br />
gestattet eine Gefährdung der Sicherheit der<br />
Strasse auch während des Schaltvorganges<br />
nicht!<br />
Soll das Schalten gedanklich richtig erfasst<br />
werden, so dst eine gewisse Kenntnis<br />
des Getriebes notwendig, sonst macht man<br />
im Kopf alles durcheinander und kommt nie<br />
aus dem lästigen Kratzen heraus, das einen<br />
von weitem als Autosäugling kennzeichnet.<br />
Die Funktion des herkömmlichen Schalt-<br />
, getriebes<br />
wird anhand unserer Abbildungen ohne weiteres<br />
verständlich. Man erkennt darauf die<br />
obenliegende Hauptwelle, die linksseitig über<br />
die Kupplung mit dem Motor und rechts mit<br />
der Antriebsachse des Wagens in Verbindung<br />
steht. Sie besitzt ebenso wie die darunter<br />
gezeichnete Nebenwelle drei Zahnräder verschiedener<br />
Gfösse. Hievon steht das äus-<br />
Tig. 2.<br />
Das Getriebe mit eingerücktem 1. Gang.<br />
serste Paar links dauernd im Eingriff. Zur<br />
Illustrierung des Zusammenhanges zwischen<br />
jeder Schalthebelstellung, und der entsprechenden<br />
Stellung der Zahnräder sind in allen<br />
Figuren beide nebeneinander dargestellt.<br />
Zum Verständnis des Getriebes ist es wichtig<br />
zu wissen, dass sich die linke und rechte<br />
Hälfte der Hauptwelle voneinander trennen<br />
lassen, indem die in Fig. 3 besonders deutlich<br />
erkennbare Klauenkupplung ein- oder<br />
ausgerückt wird. Im Eingriff steht sie lediglich<br />
im höchsten Gang (Fig. 4), wo der Antrieb<br />
von der Kupplung durch die Hauptwelle<br />
direkt weitergeleitet wird.<br />
Wozu die Kupplung dient<br />
leuchtet sofort ein, sobald man sich vorstellt,<br />
man wolle aus der neutralen Stellung heraus<br />
bei laufendem Motor einen Gang einrücken.<br />
Angenommen, der Wagen stehe still und man<br />
möchte im ersten Gang anfahren (wer seinen<br />
Wagen in kurzer Zeit zu Tode quälen will,<br />
kann's auch im zweiten oder dritten versuche<br />
!), so tritt man als erste Massnahme die<br />
Kupplung aus, aber ganz tief, so dass ihre<br />
Scheiben sich auch wirklich voneinander<br />
trennen. Nun wartet man einen Moment, damit<br />
die Nebenwelle Zeit findet, sich zu beruhigen.<br />
Die rechts gelegenen Zahnräder der<br />
Hauptwelle stehen mit dem Wagen still. Sobald<br />
sich die Nebenwelle nicht mehr dreht,<br />
Fig. 3.<br />
Das Getriebe mit eingerücktem 2. Gang.<br />
lässt sich das grosse Zahnrad der Hauptwelle<br />
in die Verzahnung der kleinen auf der Nebenwelle<br />
einrücken. Kuppelt man hierauf unter<br />
gleichzeitigem Gasgeben ein, so kommt der<br />
Wagen langsam in Gang, wobei die Leistung<br />
in Richtung des Pfeiles übertragen<br />
wird.<br />
Will man in den zweiten Gang übergehen,<br />
so geht man vom Gaspedal weg, kuppelt aus<br />
und schiebt den Schalthebel in die neutrale<br />
Lage und nach einem Augenblick weiter in<br />
die Position, die dem zweiten Gang entspricht.<br />
Die kurze Wartepause hat ihren<br />
Grund darin, dass die Nebenwelle im Verhältnis<br />
zur Drehzahl der rechten Hauptwellenseite<br />
zu schnell läuft, um den zweiten<br />
Gang (die mittleren beiden Zahnräder in Fig.<br />
3) einzurücken. Durch die Wartezeit erreicht<br />
man, dass sich die Umlaufgesch,windigkeit<br />
der Nebenwelle verlangsamt. Im Moment, da<br />
die Zahnräder des zweiten Ganges sich<br />
gleich schnell drehen, schiebt man ihre Zähne<br />
ineinander, kuppelt ein und kann wieder Gas<br />
geben.<br />
Die erwähnte Schaltpause ist begreiflicherweise<br />
bei jedem Wagen individuell bestimmt.<br />
Ja, sie kann sogar bei ein und demselben<br />
Fig. 4.<br />
Das Getriebe mit eingerücktem 3. oder «direktem»<br />
Gang.<br />
Fahrzeug ganz verschiedene Werte annehmen,<br />
je nach der Temperatur des Getriebes<br />
und der Zähflüssigkeit des Schmieröls. Was<br />
ein rechter Künstler im Schalten werden<br />
will, der probiert deshalb gelegentlich die<br />
notwendigen Schaltpausen recht ergiebig aus,<br />
bis sie ganz in Fleisch und Blut übergegangen<br />
sind. Ein wenig Fingerspitzengefühl und<br />
gutes Gehör tragen dazu bei, die Erlernung<br />
des Schaltens zu erleichtern. Gutes Gehör,<br />
weil mit dem Sinken der Motordrehzahl sein<br />
Gesang tiefe Noten anschlägt, feines Fingerspitzengefühl,<br />
weil einem der Schalthebel<br />
durch sein Vibrieren kundgibt, dass der Moment<br />
zum Einrücken des zweiten Ganges<br />
noch nicht gekommen ist, bevor irgend ein<br />
Unbeteiligter auch nur das leiseste Geräusch<br />
bemerkt.<br />
Aehnliches gilt vom Uebergang zum < Direkten»,<br />
wie man sich gern fachmännisch<br />
ausdrückt, nur dass es sich hier nicht um den<br />
Eingriff von Zahnrädern, sondern von Klauen<br />
handelt (Fig. 4). Meist lassen sdch diese<br />
Klauen übrigens leichter einrücken als die<br />
Zahnräder der untern Gänge.<br />
Wenn man den richtigen Moment verpasst,<br />
weil man etwa zu lange gewartet hat<br />
und es dazu womöglich noch abwärts geht,<br />
so tritt der Fall ein, dass die Nebenwelle zu<br />
langsam läuft, um sich mit dem zweiten<br />
Gang engagieren zu lassen. Es bleibt dann<br />
nichts übrig als den Schalthebel in die neutrale<br />
Lage zu legen, das Kupplungspedal<br />
kurz fahren zu lassen, dabei Gas geben (man<br />
nennt das Zwischengas), wodurch sich die<br />
Zwischenwelle wieder schneller dreht, und<br />
dann nach dem erneuten Auskuppeln im richtigen<br />
Moment den Gang einzurücken. Unterlässt<br />
man dies, so mag man drücken bis die<br />
Funken stieben und das Getriebe kratzt, dass<br />
sämtliche Passanten den Kopf nach einem<br />
drehen. Den störrischen Gang wird man<br />
Fig. i.<br />
Das Getriebe in Leerlaufstellung.<br />
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Gang sucht, dessen Klauen leichter in<br />
Eingriff gelangen. Nachdem man diese Gedanken<br />
mal richtig erfasst. hat, macht auch<br />
das<br />
Zurückschalten von einem schnellen Gang in<br />
einen langsameren<br />
keine besonderen Beschwerden mehr. Da im<br />
nächst tieferen Gang der Motor bei einer bestimmten<br />
Wagengeschwindigkeit eine höhere<br />
Drehzahl besitzen muss, geht die Schaltung<br />
auch hier mit Zwischengas vor sich. Also :<br />
Auskuppeln und Gaswegnehmen, Schalthebel<br />
in die neutrale Lage, Einkuppeln und Gasgeben<br />
zum Beschleunigen der Zwischenwelle,<br />
Auskuppeln und Schalten in den gewünschten<br />
niedrigen Gang. Wie man sieht:<br />
durchaus keine Hexerei!<br />
Heute besitzen zudem die meisten Wagen<br />
Getriebe mit Schalterleichterungen,<br />
sei es, dass die Zähne dauernd im Eingriff<br />
bleiben und nur Klauen verschoben werden,<br />
wie das beim direkten Gang von jeher der<br />
Fall war, oder dass sich dazu noch Synchronisierkupplungen<br />
im Getriebe gesellen, welche<br />
die Klauen vor ihrem Kontakt auf gleiche<br />
Drehzahl bringen. Sofern man wirklich<br />
ein Getriebe mit wenigstens teilweise synchronisierten<br />
Gärigen vor sich hat (fälschlicherweise<br />
segeln manchmal auch Getriebe<br />
mit Klauenschaltung, ohne Sychronisiervorrichtung<br />
unter diesem Namen), so gestaltet<br />
sich die Schaltung äusserst einfach, weil sie<br />
nicht missraten kann, sofern man in der neutralen<br />
Lage einen Moment wartet und dann<br />
erst in den nächst höhern oder tiefern Gang<br />
einfährt. Die Länge der Schaltpause spielt<br />
hier keine Rolle und auch ein Kratzen<br />
braucht man nicht zu befürchten, ja man kann<br />
sogar ohne Zwischengas hinunterschalten.<br />
Auf das Auskuppeln darf man allerdings<br />
nicht verzichten, da sonst die Synchronisierkupplung<br />
überbeansprucht würde, weil sie<br />
auf ihrer einen Seite mit der Schwungmasse<br />
des fahrenden Wagens, auf der andern aber<br />
mit der Schwungmasse des Motors in Verbindung<br />
steht, die sich meist nicht genau so<br />
schnell dreht, wie dies der Fahrgeschwindigkeit<br />
des Wagens entspricht. Während die<br />
Hauptkupplung gross genug gebaut ist, um<br />
bei einiger Rücksicht im Kuppeln die Bewegung<br />
dieser zwei Massen einander ohne<br />
Schaden anzugleichen, würden die Synchronisierkupplungen<br />
dies keinesfalls aushalten<br />
oder sich zum mindesten rasch abnützen.<br />
Wann schalten?<br />
Speziell bei Wagen von geringem Hubraum<br />
soll man der Elastizität des Motors<br />
nicht zuviel zumuten, sondern früh genug zurückschalten.<br />
In Steigungen überhitzt er sich<br />
sonst allzu leicht. Ueber die in jedem Gang<br />
erlaubte Geschwindigkeit gibt das dem Wagen<br />
beigegebene Instruktionsbuch eingehenden<br />
Aufschluss.<br />
Die grössten Anforderungen punkto Fixigkeit<br />
im Schalten stellt der Stadtverkehr an<br />
den Fahrer. « Langsam heran, schnell drüber<br />
hinweg ! », heisst hier die Losung beim Passieren<br />
der vielen Strassenkreuzungen, und<br />
dazu gilt's vor der Kreuzung oder dem Einbiegen<br />
in eine Nebenstrasse zu bremsen und<br />
hinunterzuschalten, damit man die richtige<br />
Beschleunigung zur Verfügung hat, sobald<br />
man die Strasse überblicken kann. Das Rezept<br />
hat sich von jeher bewährt. Ein Schalten<br />
in oder nach der Kurve dagegen ist mit<br />
Zeitverlusten verbunden, ganz abgesehen davon,<br />
dass es einem am schlagfertigen Handeln<br />
hindert, wenn Not an den Mann kommt.<br />
F-r-.<br />
Techn. Rundschau<br />
Brennstoffsparende Stromlinienkarossene.<br />
Vergleichsweise fuhren kürzlich auf der<br />
Montlherybahn zwei Wagen miteinander um<br />
die Wette, und zwar einerseits der Vollstromlinienwagen<br />
von Dufeonnet, und anderseits<br />
eine normale Fordlimoirsine. Dabei traten<br />
die Vorteile des Stromlinienwagens sehr<br />
deutlich in Erscheinung.<br />
Obwohl das Gewicht beider Fahrzeuge<br />
mit ca. 1500 kg fast gleich gross war und<br />
der Motor des Stromlinienwagens nur 72 PS<br />
leistete, während derjenige der Limousine<br />
80 PS hergab, erreichte der erste eine weit<br />
höhere Rundengeschwindigkeit, nämlich 173,5<br />
km/St, gegen die 130 km/St, der Limousine.<br />
Um den Brennstoffverbrauch festzustellen,<br />
fuhren beide Wagen hierauf während einer<br />
Stunde mit einer konstanten Geschwindigkeit<br />
von 100 km/St, über die Bahn, wobei<br />
sich zeigte, dass der Serienwagen auf die<br />
100 km 15,4 Liter, der Stromlinienwagen<br />
10,85 Liter Benzin verbrauchte. -b-<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — N° 67<br />
Eine Sicherheitsvorrichtung gegen Ansammlungen<br />
von Kohlenoxyd. Im chemischen<br />
Laboratorium des Leningrader Instituts<br />
für Gesundheitsschutz ist eine Vorrichtung<br />
geschaffen worden, welche die Ansammlung<br />
auch kleiner Quantitäten von<br />
Kohlenoxyd in der Luft der Arbeitsräume<br />
automatisch und kontinuierlich anzeigt und<br />
mittels Signalvorrichtung rechtzeitig ankündigt.<br />
Der Apparat besteht aus einer Pumpe,<br />
die ununterbrochen Proben der zu untersuchenden<br />
Luft ansaugt. Indem die Luft Absorptionsgefässe<br />
passiert, wird sie von Beimengungen<br />
befreit und tritt in ein Schlangenrohr<br />
ein, das mit Hilfe von heissem Dampf<br />
erwärmt wird. Die im Schlangenrohr erwärmte<br />
Luft gelangt in einen inneren Zylinder,<br />
der mit einem System von Thermoelementen<br />
versehen ist und ein Gemisch von<br />
Kupfer- und Manganoxyd enthält. Enthält<br />
die Luft Kohlenoxyd, so wird dieses bei Berührung<br />
mit dem erwähnten Gemisch zu<br />
Kohlensäure oxydiert. Die bei dieser Reaktion<br />
auftretende Wärme erwärmt die das<br />
Gemisch von Kupfer- und Manganoxyd<br />
durchstreichende Luft, wobei vor und nach<br />
dem Eintritt der Luft in das Gemisch ein<br />
Temperatursprung stattfindet. Dieser Temperaturunterschied<br />
wird mittels eines Systems<br />
der Differential-Thermoelemente und<br />
eines Galvanometers gemessen. Der Temperatürunterschied<br />
und die Angaben des Galvanometers<br />
stehen in einem direkten Verhäiltnis<br />
zu der Konzentration des Kohlenoxyds.<br />
Eine neue Aluminiumlegierung mit den<br />
Eigenschaften von Chrom oder nichtrostendem<br />
Stahl soll nach italienischen Meldungen<br />
in England herausgekommen sein. Das neue<br />
Metall soll im Preise bedeutend billiger sein<br />
als die beiden andern Metalle, an deren<br />
Stelle es Verwendung finden kann. -b-<br />
Auftragschweissung zur Ausbesserung abgenützter<br />
Maschinenteile. Eine englische<br />
Schweisswerkstätte hat ein Verfahren entwickelt,<br />
mit dem sich abgenützte Maschinenteile<br />
durch Auftragschweissung wieder instandstellen<br />
lassen. Das aufgebrachte<br />
Schweissgut soll ebenso leicht zu bearbeiten<br />
sein wie normales Stängenmaterial.<br />
Um die Schweissteile vor den Angriffen<br />
des Luftsauerstoffes zu schützen, die<br />
Schlackeneinschlüsse und andere Unannehm-<br />
Fortsetzung Seite 9.<br />
Dass zwei Basler Ford-Mechaniker an<br />
der Mustermesse einen V-8-Motor in der<br />
Rekordzeit von 6 Minuten 45 Sekunden zusammenbauten<br />
und damit den von uns erwähnten<br />
englischen Rekord um 2 Minuten<br />
und 15 Sekunden unterboten. Alle Achtung<br />
vor dieser Leistung!<br />
Dass in Amerika Flugmotoren entwickelt<br />
werden, deren Kompressionsverhältnis ein<br />
«Benzin» vom Oktanwert 100 notwendig<br />
macht und die nach Ansicht gewisser<br />
amerikanischer Fachkreise infolge ihrer<br />
Wirtschaftlichkeit erfolgversprechend mit<br />
dem Dieselmotor konkurrieren können.<br />
Dass in Italien eine grössere Zahl von<br />
Alkoholfabriken im Bau sind, von denen<br />
verschiedene in Kürze die Produktion aufnehmen<br />
können, wobei allerdings über die<br />
Produktionskapazität nichts verlautet.<br />
Vom Riesenprojekt einer amerikanischen<br />
Gesellschaft, die beabsichtigen soll, eine<br />
Autostrasse von Südamerika über Mexiko<br />
durch die Vereinigten Staaten und Kanada,<br />
sowie unter der Behringstrasse hindurch<br />
nach Asien zu bauen und denken dabei an<br />
den arktischen Winter in Alaska<br />
Dass ein in Frankreich gebauter Ricardo-<br />
Dieselmotor von 1,5-Liter-Zylinderinhalt<br />
bei 4000 Touren!Min. und einem Verdichtungsverhältnis<br />
von 1 :20 46 PS abgibt.<br />
Von den grossen Aussichten des Zwei'<br />
takt-Flugmotors mit Brennstoff-Einspritzpumpe<br />
an Stelle eines Vergasers.<br />
Dass das Muskelkraft-Flugzeug der<br />
Dipl.-lng. Haesler und Villinger, mit Pilot<br />
Hofmann am Steuer, — oder soll man sagen<br />
«auf den Pedalen» — einen neuen Rekordflug<br />
von 380 Meter Länge ausführen<br />
konnte.<br />
Von einem neuen Gerät, das die Synchronisierung<br />
der Drehzahl zweier oder<br />
mehrerer Flugmotoren an mehrmotorigen<br />
Maschinen gestattet, wodurch sich die heftigen<br />
Vibrationen vermindern, welche<br />
durch Schwebungen hervorgerufen werden<br />
können.<br />
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67 DIENSTAG, 18. AUGUST f930 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Q<br />
lichkeiten im Gefolge hätten, lässt man den<br />
elektrischen Lichtbogen in einer Wasserstoffatmosphäre<br />
brennen, die man ganz ein^<br />
fach dadurch herstellt, dass man aus einer<br />
rund um den Schweißstab sich erstreckenden,<br />
ringförmigen Düse Wasserstoff auf die<br />
Schweißstelle bläst, den man über das gewohnte<br />
Reduzierventil einer Wasseistoffdruckflasche<br />
entnimmt. . W.<br />
•»••«aktfsdhe<br />
Wink<br />
Verbesserung des Sitzkomfortes. Es sind<br />
schon oft Fragen laut geworden, in welcher<br />
Weise sich der Sitzkomfort eines Wagens<br />
verbessern lasse. Denn man darf nicht vergessen,<br />
dass den Fabrikanten, abgesehen von<br />
gewissen Verstellvorrichtungen, nichts übrig<br />
bleibt, als die Sitzform der menschlichen<br />
Durchschnittsfigur anzupassen, die bei den<br />
wenigsten Leuten genau vorhanden ist.<br />
Um nun den Sitz wo nötig punkto Komfort<br />
zu verbessern und ihn dem eigenen Körper<br />
besser anzupassen, kann sich der Fahrer auf<br />
einfache Weise helfen, ohne an der grundsätzlichen<br />
Form des Sitzes viel zu ändern. büchse oder Erneuern ihrer Dichtung leicht abgeholfen<br />
werden.<br />
-b-<br />
Oft genügt es sogar schon, wenn man den<br />
Sitz vorn etwas anhebt, um die Neigung des<br />
Sitzkissens etwas zu verändern. Dies ergibt<br />
die so erwünschte zusätzliche Stütze in den<br />
Kniekehlen, die auf langen Fahrten den Komfort<br />
stark zu heben gestattet und vorzeitige<br />
Ermüdung beseitigen hilft. Gleichzeitig ändert<br />
sich dabei auch die Lage der Rücklebne<br />
um ein weniges, doch bedeutet dies manchmal<br />
auch eine Verbesserung.<br />
Weiter lässt sich die Höhe des Sitzes ein<br />
wenig heben, wenn man eine Schwamm-<br />
Tedhin«<br />
Sp»c»4&cf*saic9l<br />
Frage 9919. Kühler rinnt. Können Sie mir<br />
angeben, in welcher Weise ich den Kühler-meines<br />
Wagens am. Rinnen verhindern kann? B. in M.<br />
Antwort: Im Notfalle kann der Kühler beispielsweise<br />
an der undichten Stelle mit einem<br />
« Notverband > versehen werden. Hiezu eignet sich<br />
ein Gummiband als Dichtungsmittel, das mit einer<br />
Schnur festgebunden wird. Manchmal lässt sich<br />
die «Reparatur» auch mit einem Isolierband<br />
ausführen. Auch ein Gipsverband half schon<br />
grosse Wunden im Kühler für kurze Zeit verschliessen.<br />
Wenn der Kühler allerdings an verschiedenen<br />
Stellen rinnt, so hilft zur Not für kurze<br />
Zeit nur die Zugabe eines Dichtungspulvers zum<br />
Wasser.* Man kann zu diesem Zwecke 100—150 g<br />
Pulver von Hanf- oder Senfsamen zum Kühlwasser<br />
geben. Allzuviel ist auch hier ungesund, weil<br />
es das Kühlsystem verstopft, wodurch eich der<br />
Motor überhitzen kann. Alle obgenannten Mittel<br />
stellen nur Notbehelfe dar.<br />
Wir empfehlen, den Kühler einem zuverlässigen<br />
Fachmann zum Verlöten zu übergeben. Die Arbeit<br />
muss mit alier Sorgfalt ausgeführt werden. Wenn<br />
allerdings echon zu viele undichte Stellen vorhanden<br />
sind, so wird sich ein Ersatz mit der Zeit<br />
nicht umgehen lassen.<br />
Sollte aber am Ende nur die Wasserpumpe<br />
rinnen, so kann dem durch Anziehen der Stopf-<br />
Frage 9920. Motorradmotor für Farbspritzanlage.<br />
Ich besitze einen 350-ccm-J.A.P.-Motor, den ich für<br />
eine stationäre und transportable Kompressoranlage<br />
zum Farbspritzen verwenden will. Nun<br />
möchte ich Sie anfragen, was für eine Art der Kühlung<br />
ich vorsehen soll. Genügt ein Ventilator oder'<br />
soll ich einen Mantel um den Zylinder machen, um<br />
ihn mit Wasser zu kühlen? Wieviel Inhalt müsste<br />
der Mantel haben? Was ist einfacher oder besser?<br />
B. R. in Z.<br />
Antwort: Der Umbau eines luftgekühlten Motors<br />
auf Wasserkühlung empfiehlt sich im allgemeinen<br />
nicht. Es existieren zwar eine kleine Zahl von<br />
gummiauflage auf das Sitzkissen .}egt, die Motormodellen, die auf Wunsch von der Fabrik aus<br />
gleichzeitig die Weichheit des Sitzes fördert. mit Wasserkühlung geliefert werden können. Das<br />
erwähnte Fabrikat gehört jedoch nicht hiezu. Ein<br />
Ein Stoffbezug, der sich am Sitzpolster straff Umbau auf Wasserkühlung würde alle möglichen<br />
festknöpfen lässt und der an mehreren Punkten<br />
am Schwammgummi festgemacht ist, gen, und insbesondere die Kühlung des Zylinderkop-<br />
unvorhergesehenen Schwierigkeiten mit sich brin-<br />
sorgt für das gute Aussehen des Sitzes und fes dürfte nicht einfach zu bewerkstelligen sein.<br />
Wir raten dazu einen kräftigen Ventilator zur Kühlung<br />
vorzusehen. Es ist damit ohne weiteres "mög-<br />
verhindert, dass der Gummi wegrutscht. Verschiebbare<br />
Sitze kann man leicht neigen, indem<br />
man unter ihre Schienen Holzkeile legt. tuell könnte noch ein Luftführungsblech vorgesehen<br />
lich, eine genügende Kühlung zu erreichen. Even-<br />
werden.<br />
Als Stütze für den Rücken kommen die Gleichzeitig möchten wir noch darauf aufmerksam<br />
machen, dass der Motor ausserhalb des Spritz-<br />
von uns früher beschriebenen pneumatischen<br />
Kissen in Frage, die sich an der Rücklehne lokals angebracht werden muss, wo er mit den explosiblen<br />
Dämpfen nicht in Berührung kommen<br />
festschnallen lassen. Auch dort, wo durch die<br />
kann.<br />
-bstärkere<br />
Neigung des Sitzes die Lage der<br />
Rücklehne allzu ungünstig wird, kann man<br />
Frage 9921. Wunderbatterie. Ich besitze zwei<br />
mit Hilfe eines derartigen Luftkissens eine Wagen verschiedenen Fabrikates, die mit verschiedenen<br />
Batterien ausgerüstet sind. Bei der wesentliche Verbesserung erzielen. -b-<br />
einen<br />
Allen<br />
steht die Säure normalerweise 1 cm über Plattenoberkante,<br />
bei der andern aber sage und schreibe<br />
3 cm. Dazu zeigt diese zweite Batterie die Eigentümlichkeit,<br />
dass ich auch jetzt im Sommer kein<br />
Wasser nachfüllen muss, obwohl der Wagen ständig<br />
im Betrieb ist, sogar mehr als der andere. Worin<br />
könnte das Geheimnis dieses sonderbaren Verhaltens<br />
liegen? H. F. in K.<br />
Antwort: Normalerweise sollte die Säure<br />
beim zweiten Fabrikat ca. 2 cm über Plattenoberkante<br />
stehen. 3 cm ist schon etwas viel. Der<br />
Hauptverlust an Batterieflüssigkeit tritt dann ein,<br />
wenn die Batterie « kocht >, was gegen Ende der<br />
Ladung hin der Fall ist. Hat nämlich die Säure<br />
ihre ursprüngliche Dichte wieder erhalten und ist<br />
die Masse der Platten in den geladenen Zustand<br />
übergeführt, so kann der Wasserstoff und Sauerstoff<br />
nicht mehr gebunden werden, und die Batterie<br />
wird zu einem eigentlichen Knallgas-Entwickler,<br />
indem sie das Wasser in freien Wassereioff<br />
und Sauerstoff zerlegt, welche Gase miteinander<br />
unter dem « Kochen > der Batterie aufsteigen<br />
und sich durch die Entlüftungslöcher<br />
in den Batterieverschlüesen verfluchten. Sind<br />
diese aber verstopft, so kann das Gas<br />
nicht entweichen und es tritt deshalb kein Wasserverlust<br />
ein. Dieser Zustand ist allerdings abnormal<br />
und soll behoben werden. Neben dem Wasserverlust<br />
beim Laden verdampft natürlich bei heissem Wetter<br />
auch noch ein gewisser Teil des Batterieinhalts.<br />
#<br />
S|»*
10 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. AUGUST i936 N«67<br />
Dreimal Auto-Union in Pescara<br />
Rosemeyer siegt vor Delius und Varzi in der 12. Coppa Acerbo.<br />
Nuvolari, Farina und Dreyfus ausser Gefecht gesetzt. - Seaman<br />
gewinnt auf seinem 10. Jahre alten Delage das Kleinwagenrennen<br />
in überlegenem Stil.<br />
Wechselndes Glück.<br />
Es hat am vergangenen Samstag in Pescara<br />
unten wieder einmal Sensationen en<br />
masse gegeben, Sehe sich mal einer die Resultatliste<br />
an: Von 12 Gestarteten in der<br />
«Klasse der ganz Grossen» haben 5 das<br />
Rennen zu Ende gefahren, wobei sich an der<br />
Spitze<br />
drei Auto-Union-Wagen mit Rosemeyer in<br />
Führung<br />
befinden; im vierten Rang figuriert weit und<br />
breit als einziger Pilot der Scuderia Ferrari<br />
Graf Antonio Brivio und am Schlüsse dieses<br />
Quintetts, also an ehrenvoller fünfter Stelle,<br />
vermochte sich unser Landsmann Hans<br />
iRuesch zu klassieren, der unseres Wissens<br />
mit seinem unlängst erworbenen Alfa Romeo<br />
in der Coppa Acerbo debütierte. Nuvolari<br />
äst nach den ersten 250 Kilometer ausgefallen<br />
— Farina und Dreyfus haben ebenfalls<br />
vorzeitig aufgeben müssen — die übrigen:<br />
Ghersi, Seaman, Biondetti und Dobson sind<br />
aus verschiedenen Gründen schon früh von<br />
der Piste verschwunden.<br />
Noch erinnert man sich des dreifachen<br />
Alfa-Romeo-Sieges an der Coppa Ciano,<br />
welche von vierzehn Tagen zum Austrag<br />
ikam. Jenes Rennen ante portas von Livorno<br />
iwar für die Auto-Union ein Misserfolg. Varzi<br />
musste die Waffen strecken, Stucks Motor<br />
bockte und schliesslich stieg « Hans > in den<br />
Wagen von Rosemeyer und landete hinter<br />
dem Terzett der Scuderia Ferrari auf dem<br />
4. Platz. Nuvolari hatte das Getriebe seines<br />
12-Zylinder-Alfas schon nach dem Start so<br />
arg maltraitiert, dass er den Tanz auf dem<br />
8-Zylinder von Pintacuda fortsetzen musste,<br />
den er auf verwegene Art und Weise zum<br />
Sieg führte. Wir sprachen vom Pech, das die<br />
Auto-Union an den Gestaden des Mittelmeers<br />
zu spüren bekommen und vom Glück, das die<br />
Alfa Romeo nach der Schlappe am Nürburgring<br />
gelächelt habe. Dieses Glück ist am<br />
Samstag neuerdings der Zschopauer Firma,<br />
mnd wiederum ihrem jüngsten, bestechend<br />
•fahrenden Piloten Bernd Rosemeyer zuteil<br />
geworden.<br />
Nuvolari scheint von Anfang an alles auf<br />
eine Karte gesetzt zu haben. Er traute seinem<br />
12-Zylinder-Alfa das Letzte und Höchste zu.<br />
Mit dieser Taktik des Draufgehens — koste<br />
es was es wolle, hatte er keinen Erfolg, denn<br />
schon nach der 10. Runde, krachte es im Getriebe<br />
— so wie vor Halbmonatsfrist in der<br />
Coppa Ciano— und aus wars mit dem Lorbeerpflücken!<br />
Und Dreyfus? Und Farina?<br />
Zeigen sich bei den Alfas kurz vor dem Grossen<br />
Preis der Schweiz, an dem ihrer vier (12-<br />
Zylinder) gemeldet sind, aufs neue Kinderkrankheiten?<br />
Jedenfalls ist die Spannung für<br />
den Berner Grand Prix nach der Coppa<br />
Acerbo ins Unendliche gestiegen.<br />
Diese Spannung besteht aber auch im Hinblick<br />
auf das Kleinwagenrennen vom Sonntagvormittag,<br />
denn in Pescara hat in der<br />
Klasse 1500 com, wie am 28. Mai auf der Insel<br />
Man<br />
Rosemeyer, der Tagessieger, passiert die Tribünen;<br />
1926 über <strong>1936</strong> gesiegt,<br />
indem Richard Seaman auf seinem Delage,<br />
der noch im letzt] ährigen Kleinwagen-Rennen<br />
in Bern von Earl Howe gesteuert wurde, mit<br />
40 Sekunden Vorsprung auf den Maserati-<br />
Wagen des Grafen Trossi den Sieg einheimste.<br />
Und auf dem 3. Platz sehen wir<br />
Hans Ruesch, diesmal auf Maserati.<br />
IM TRAINING<br />
vom Donnerstag ereignete sich insofern ein Zwischenfall,<br />
als Hans Stuck auf Auto-Union die stabilen<br />
Beton-Varianten streifte und über das Strassenbord<br />
hinaussauste. Ein Baum brachte den Wagen<br />
zum Stehen, und Stuck kam mit einigen unschweren<br />
Verletzungen davon. Er ist sofort nach<br />
Zürich zurückgefahren, wo er sich in Pflege befindet.<br />
Stuck hofft, am Grossen Preis der Schweiz<br />
dennoch an den Start gehen zu können.<br />
Für das<br />
KLEINWAGENRENNEN<br />
stellen sich die Konkurrenten in nachfolgender<br />
Ordnung an der Startlinie auf:<br />
1. Reihe: Bira (ERA), Trossi (Maserati), Seaman<br />
(Delage).<br />
2 Reihe: Prosperi (Maserati), Mc Evoy (Mase-i<br />
rati).<br />
3. Reihe: Bergamini (Maserati), Mazzaferro<br />
(Fiat), Ruesch (Maserati).<br />
4. Reihe: Rovere (Maserati), Villoresi (Maserati),<br />
Sogleich beim Startzeichen versucht Trossi durch<br />
•die Latten zu gehen, aber schon am Ende der<br />
Startgeraden hat ihn Seaman geschnappt und, gefolgt<br />
von Bira, das Kommando an sich gerissen. Bis<br />
Villa Montani ändert sich das Bild des Positionskampfes:<br />
Trossi liegt hier wieder in Front, freilich<br />
nicht für lange, denn in Spoltore führt Seaman<br />
abermals den Tanz und dabei wird es bis zum<br />
Ende der 145 km bleiben.<br />
Der Engländer absolviert die erste Runde in<br />
12 Min. 27 Sek., mit einem Stundenmittel von<br />
124,335 km, Bira- notiert 12 Min. 35 Sek., Trossi<br />
12 Min. 42 Sek., Rüesch und Mc Ecoy sind bereits<br />
deutlich abgehängt, ungefähr eine Minute trennt<br />
sie vom Spitzentrio und eine weitere Minute später<br />
folgen Bergamini und Rovere.<br />
Mit Vehemenz setzt eich Trossi ins Zeug, aber<br />
wenn er in den kurvenreichen Abschnitten jeweilen<br />
etwas Boden aufholen kann, so verliert er ihn wieder<br />
auf den langen Geraden. Als schnellster Mann<br />
auf dem Kilometer-Lance entpuppt sich der Siamesen-Prinz<br />
Bira, der mit einem Durchschnitt von,<br />
204,545 km über die Strecke fegt, während eie von<br />
Seaman mit 200 km und von Trossi mit 183,683<br />
km erledigt wird. ]<br />
In der zweiten Runde erhöht Seaman seinen<br />
Vorsprung vor Bira auf 12 Sek. und vor Trossi auf!<br />
19 Sek. Im hintern Feld hat eich nichts geändert,<br />
es sei denn, dass Mazzaferro die Aussichtslos'!?-'<br />
keit seines Kampfes einsieht und von der Bildfläche<br />
verschwindet. Der führende Engländer hat<br />
aber noch etwas hinzuzusetzen und in der dritten<br />
Runde erreicht er nicht nur die bisherige Bestzeit<br />
Biras über den Kilometer, sondern er verbessert<br />
seine eigene Rundenzeit auf 12 Min. 15,8 Sek.<br />
(126.229 km).<br />
Für Trossi sind die<br />
Hoffnungen auf einen Sieg endgültig dahin,<br />
denn er kann nicht daran denken, bei dem von<br />
Seaman vorgelegten Tempo zu folgen und seinen<br />
Rückstand zu tilgen. Am Ende der vierten Runde<br />
setzt es an Biras Wagen einen kleineren Brandausbruch,<br />
und zwar just in dem Augenblick, als<br />
der Siamese bei seiner Boxe hält. Im Handumdrehen<br />
sind die Flammen erstickt und Bira pflanzt<br />
sich wieder ans Steuer, doch muss er die Weiterfahrt<br />
nach etlichen mißlungenen Startversuchen<br />
aufgeben.<br />
Inzwischen dreht Seaman noch stärker auf und<br />
durchmisst den Kilometer mit einem Durchschnitt<br />
von 209,302 km, aber auch in den gemischten<br />
Seaman meistert-seinen zehn Jahre alten Delage auf souveräne Art und Weise<br />
Uta»<br />
sehe<br />
Oberst Hans Bandi.<br />
Der neue Chef unserer Luftwaffe und der<br />
aktiven Luftabwehr.<br />
Oberst Bandi von Oberwil b. Buren wurde<br />
1882 geboren. Nach Beendigung seiner Studien<br />
als Elektroingenieur trat er 1908 in den<br />
Instruktionsdienst der Artillerie. Er kommandierte<br />
die Feldbatterie 20 und war 1916—18<br />
im Generalstab, wurde 1918 zum Major befördert<br />
und 1924 zum Oberstleutnant, als<br />
welcher er das schwere Artifierieregiment 2<br />
kommandierte. Ende 1930 erfolgte seine Ernennung<br />
zum Obersten, in welcher Eigenschaft<br />
er zwei Jahre die Artilleriebrigade 4<br />
befehligte. 1930 war er Stabschef der 3.<br />
leichten Manöverdivision, und seit Ende 1935<br />
ist er Stabschef des 2. Armeekorps. Verschiedentlich<br />
war Oberst Bandi auch ins Ausland<br />
kommandiert. Seit 1926 war er als Sektionschef<br />
auf der Generalstabsabteilung tätig<br />
und bearbeitete dort das weitschichtige Gebiet<br />
der Dienste hinter der Front und des<br />
Rückwärtigen.<br />
Die Aufgabe, die Oberst Bandi tibernimmt,<br />
ist eine recht grosse, umfasst sie doch die<br />
gesamte Neuorganisation unserer Luftwaffe<br />
und der aktiven Luftabwehr.<br />
Strecken gewinnt er zusehends an Terrain, um das<br />
Rennen in überzeugender Manier nach Hause zu<br />
fahren. 39 Sekunden hinter ihm passiert Trossi als<br />
Zweiter, währenddem unser Ruesch einen ehrenvollen<br />
dritten Platz landet.<br />
Inzwischen werden die<br />
GRAND-PRIX-WAGEN<br />
auf die Piste geschoben. Das Publikum nimmt die<br />
Parade der Rennfahrer ab. Die Hitze ist ins Unermessliche<br />
gestiegen, und an Bodenwärme werden<br />
weit über 50 Grad registriert.<br />
Der italienische Presse- und Propaganda-Minister<br />
Alfieri begibt sich an die Startlinie, wo die Boliden<br />
wie folgt Aufstellung genommen haben:<br />
1. Reihe: Varzi (Auto-Union), Nuvolari (Alfa<br />
Romeo 12 Zyl.), Brivio (Alfa Romeo 12 Zyl.).<br />
2. Reihe: von Delius (Auto-Union), Rosemeyer<br />
(Auto-Union).<br />
3. Reihe: Seaman (Maserati), Ghersi (Maserati),<br />
Dreyfus (Alfa Romeo 8 Zyl.).<br />
4. Reihe: Farina (Alfa Romeo 8 Zyl.).<br />
5. Reihe: Dobson (Alfa Romeo), Biondetti (Maserati),<br />
Ruesch (Alfa Romeo).<br />
Nuvolari haut sofort gehörig ab, hinter ihm her<br />
zieht Brivio, doch nach den ersten hundert Metern<br />
hat sich bereits Varzi zwischen die beiden hineingezwängt<br />
— Rosemeyer und Delius folgen. Von der<br />
Strecke wird gemeldet, dass Varzi dem Mantuaner<br />
dicht auf den Fersen sei, aber noch keinen Angriff<br />
unternommen habe. Nach 11' 20" erscheint der<br />
rote Alfa von Nuvolari als Erster, und in einem<br />
Abstand von 8" heult der Auto-Union-Wagen von<br />
Varzi und weitere paar Meter zurück derjenige von<br />
Rosemeyer vorüber. Brivio jagt Rosemeyer in phantastischem<br />
Tempo — von Delius benötigte für die<br />
erste Runde 11' 40". Farina und Dreyfus fahren<br />
gemeinsam zu ihren Boxen; in 30 Sekunden bzw.<br />
1 Min. 32 Sek. werden Kerzen gewechselt: ein<br />
schlechtes Omen! Es ist ungeheuerlich, was Nuvolari<br />
an Geschwindigkeit vorlegt. Aber Varzi verliert<br />
ihn nicht aus den Augen, vermag das Tempo<br />
zu halten. Rosemeyer ist natürlich von der Spitze<br />
ebenfalls nicht abzuhängen. Während der 3.. Runde<br />
platzt bei Varzi ein Pneu. In Cäppelle sul Tavo, wo<br />
sich das Reifenlager befindet, wird Ersatz aufgelegt.<br />
Auf diese Weise fällt Varzi drei Plätze zurück und<br />
verliert auf Nuvolari eine Minute. Tazios Geschwindigkeitsreserven<br />
sind noch lange nicht völlig ausgenützt:<br />
die Ghronometreure registrieren in der 3.<br />
Runde 11' 10". Aber Rosemeyer ist schneller geworden!<br />
Er dreht in 11'04". Auf der KHometer-<br />
Lance-Strecke holt Rosemeyer eine<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von 272,727<br />
km/St.<br />
heraus = 13,2". Das Duell Nuvolari-Rosemeyer ist<br />
in vollem Gange. Der Auto-Union-Fahrer rückt immer<br />
näher an Nuvolari heran und ist nach der vierten<br />
Runde nur noch 2" hinter ihm. Brivios Kühler<br />
ist undicht geworden undd verliert Wasser, was<br />
eine Reparatur bedingt, welche 1'16" kostet. Von<br />
Delius liegt nunmehr an dritter Stelle vor Brivio<br />
und Varzi Weit zurück fährt Ghersi ein regelmässiges<br />
Rennen. Dreyfus, Biondetti, Farina und die<br />
andern sind weniger schnell. Während der 5. Runde<br />
spurtet Rosemeyer los, passiert Nuvolari<br />
bei Villa Montani! Kein Wunder, hat er doch diese<br />
Runde in 10'5" hinter sich gebracht, 11 Sekunden<br />
rascher als Nuvolari.<br />
B^fopcl^vun^^ra<br />
Oberst Ed. Jordi.<br />
Der neue Waffenchef der Kavallerie<br />
ist aus der Artillerie hervorgegangen. Er ist<br />
Bürger von Wyssachen und wurde im Jahre<br />
1887 in Köniz geboren. Er studierte Mathematik<br />
und nachdem er als Dr. phil. die Universität<br />
verlassen hatte, trat er in den Instruktionsdienst<br />
der Artillerie ein. Er kommandierte<br />
die Feldbatterie 32, wurde 1922<br />
zum Major befördert, trat dann in den Generalstab<br />
über und war als Generalstabsoffizier<br />
dem'Stab des 1. Armeekorps und dann<br />
dem Stab der Artilleriebrigade 3 zugeteilt<br />
1927 wurde ihm das Kommando der Feldartillerie-Abteilung<br />
12 übertragen und Ende<br />
1928 wurde er wieder in den Generalstab<br />
zurückversetzt unter Beförderung zum<br />
Oberstleutnant. 1930—33 kommandierte er<br />
das Feldartillerie-Regiment 6, und mit seiner<br />
Beförderung zum Obersten am 31. Dezember<br />
1934 wurde er Stabschef des 3. Armeekorps.<br />
Nach verschiedenen Kommandierungen ins<br />
Ausland berief ihn 1929 der verstorbene Generalstabschef<br />
Roost als Sektionschef auf<br />
die .Generalstabsabteilung.<br />
* Varzi fährt Rundenrekord,<br />
und zwar in der 7. Runde, wo er alle Kräfte aufbietet,<br />
um in die vorderen Ränge zu kommen; Resultat:<br />
10' 47,2" = 143,288 km/St., was auf dieser<br />
ausserordentlich schwierigen Strecke allerhand heifisen<br />
will. In der folgenden Runde setzen die Tankmanöver<br />
ein. Nuvolari wechselt gleichzeitig die hinteren<br />
Reifen, ebenso Brivio. Varzi wird immer<br />
noch rascher; abermals Rundenrekord mit 10'43,6"<br />
= 144,313 km/St. Damit hat er zwei Plätze gewonnen<br />
und fährt hinter Delius als Fünfter. Farina<br />
und Dobson ziehen eich endgültig zurück.<br />
Rosemeyer lässt sich in der 11. Runde in 41"<br />
neuen Brennstoff einschenken, von Delius erledig.,<br />
das Geschäft in 43"; keiner von beiden ersetzt die<br />
Reifen. Varzi etabliert zur Abwechslung wieder<br />
einen Rekord, diesmal auf der Kilometerpiste in<br />
12,8" = 281,250 km/St.<br />
Während man eich aisgemach überall damit abfindet,<br />
dass Nuvolari im Endklassement den Ehrenplatz<br />
belegen wird, ereignet sich die Sensation:<br />
der Mantuaner scheidet wegen Getriebeschadens<br />
aus !<br />
und auch Dreyfus ist schachmatt. Einzig Brivio<br />
verteidigt noch die italienischen Farben, ohne aber<br />
auf Rosemeyer, der den 6ichern Sieg in der Tasche<br />
hat, einen Einfluss ausüben zu können. Nun wird<br />
noch zwischen Brivio und von Delius um den zweiten<br />
Rang gefochten. Hinter den beiden her ist<br />
Varzi, der gegen Schluse des Rennens ausgezeichnet<br />
in Form ist. Einzig noch fünf Fahrer befinden<br />
sich auf der Piste, an fünfter Stelle Ruesch auf<br />
Alfa Romeo, der ausserordentlich sicher und regelmässig,<br />
wenn auch nicht sehr schnell ißt. Varzi gewinnt<br />
in einer einzigen Runde auf Brivio 29 Sekunden,<br />
im Sprunge überholt er ihn. Aber ein Reifen<br />
ist defekt geworden. Auswechseln ist unvermeidlich<br />
— Brivio ist wieder Dritter und Varzi<br />
macht sich nochmals auf die Verfolgung. In der<br />
letzten Runde wächst die Spannung wieder in«<br />
Riesenhafte. Rosemeyer ist bereits unter den Klängen<br />
der deutschen Nationalhymne über die Ziellinie<br />
geschossen, wie Varzi Graf Brivio attackiert<br />
und 5 Sekunden vor ihm mit völlig zerfetzten Reifen<br />
den schweren, aber hochinteressanten Kampf<br />
beendet. Als Zweiter ist von Delius eingekommen,<br />
und als Fünfter unser Zürcher Fahrer Hans<br />
Ruesch.<br />
SCHLUSSKLASSEMENT:<br />
Klasse über 1500 ccm.<br />
1. Rosemeyer (Auto-Union), 2:57:573 = 139,174<br />
km/St.<br />
2. von Delius (Auto-Union). 3:04:18.<br />
3. Varzi (Auto-Union), 3:05:01,6.<br />
4. Brivio (Alfa-Romeo 12 Zyl.), 3:05:053.<br />
5. Ruesch (Alfa Romeo), 12 Runden.<br />
Schnellste Runde: Varzi in 10*43,6 = 144313<br />
km/St.<br />
Klasse bis 1500 ccm.<br />
1. Seaman (Delage), 6 Runden in 1:14:25,2 =<br />
124305 km/St.<br />
2. Trossi (Maserati), 1:15:04,8<br />
3. Ruesch (Maserati). 1:19:38,6.<br />
4. Mc Evoy (Maserati), 1:20:45.<br />
5. Bergamini (Maserati), 1:24:18,6.<br />
6. Rover« (Maserati), 1:25:54,6.<br />
Schnellste Runde: Seaman in 12' 153" = 126,22«<br />
km/SL
IJ0..67 — DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
St.<br />
passen<br />
Strassenverbindung Bündneroberland-Glastandteil<br />
des Wagens hingelenkt, um den man sich<br />
ras. Auf Sonntag den 23. Aug. ist nach Disentis<br />
eine Interessentenversammlung der an<br />
Geheimnisse des Autoreifens.<br />
einer Strassenverbindung Bündneroberland- ».<br />
Spezialkonstruktionen — dU nner als der normale Reifen.<br />
Glarus interessierten Kantone und Gemeinden<br />
einberufen. Referate über die verschieben<br />
das Interesse der Oeffentlichkeit auf einen Be-<br />
Die grossen internationalen Automobilrennen hadenen<br />
zur Diskussion stehenden Strassenbisher<br />
wenig Sorge zu machen pflegte: auf die Beifung.<br />
Plötzlich sind die Reifen zu einem Pro-<br />
linzona,- Ing. Blumer, Glarus, und G. v. Salis, blem geworden, von dessen Lösung es abhängt, ob<br />
pnjjcaLC Werden n nauui halten :; ins. Ing. uiausiia, Gianella, Bel-<br />
ucr<br />
reifune.<br />
Flims. Eingeladen zu dieser Aussprache sind die phantastische Geschwindigkeit der modernen<br />
Vertreter der Kantone Glarus, Graubünden Rennwagen bei weiterer Steigerung in Zukunft überhaupt<br />
noch voll ausgenutzt werden kann. Die Beanspruchung,<br />
die der Luftreifen heute während eines<br />
lessm, wie der Gemeinden der<br />
interessierten Talschaften.<br />
Bahnrennens auszuhalten hat, übersteigt jedes alltägliche<br />
Mass und ist mit der Leistung des normalen<br />
Automobil-Reifens im Alltagsgebrauch überhaupt<br />
nicht vergleichbar. Bei einer Stundenge-<br />
Schweizerische Rundschau<br />
schwindigkeit s<br />
von 300 Kilometer, wie sie auf den<br />
1langen Geraden der Avus wiederholt gefahren wor-<br />
ist, hat jede Stelle der rotierenden Lauffläche<br />
1den<br />
Zur ig empfohlen. Wäh<br />
1des Reifens etwa 30 harte Schläge auf der Fahrbahn<br />
in einer Sekunde auszuhalten, bei denen die Reifenwandung<br />
jedesmal blitzschnell in eine veränderte<br />
1Form gezwängt wird. Bei einem normalen Per-<br />
mächt das Rad beim 70-km-Tempo nur<br />
1sonenwagen<br />
1etwa 9 Umdrehungen in der Sekunde und bei 100 km<br />
1<br />
in der Stunde etwa 12 Umdrehungen. Der Unterschied<br />
in der Beanspruchung des Reifens zwischen<br />
1<br />
1<br />
etwa 12 und 30 Umdrehungen in einer Sekunde<br />
dürfte damit auch einem Laien klar sein.<br />
schweizerische Motorfahrzeugbestand<br />
Ende 1935 noch eine leichte Zunahme zu verzeichnen<br />
'hatte, wobei allerdings die Kieinwagentypen<br />
sehr stark überwogen, sich inzwischen<br />
aber eine Stagnation, resp. rückläufige<br />
Bewegung bemerkbar macht, liess die<br />
bedeutend weitsichtigere österreichische Motorfahrzeugsteuerpolitik<br />
den Motorfahrzeugbestand<br />
bei unsern östlichen Nachbarn vom<br />
„30. Juni 1931 mit 84,569 Einheiten auf 108,130<br />
Motorfahrzeuge Ende Juni <strong>1936</strong> anziehen. rj<br />
Unter der Herrschaft des alten österreichischen<br />
Motorfahrzeugsteuergesetzes nahm bekanntlich<br />
der Automobilbestand nur langsam<br />
zu, und zwar bis Mitte 1934 auf 93,963 Einheiten.<br />
Mit der auf 1. Mai 1935 dekretierten<br />
Aufhebung der Pauschalsteuern erhielt das<br />
gesamte österreichische Motorfahrzeugwesen,<br />
mit Ausnahme des Schwerverkehrs,<br />
einen mächtigen Auftrieb, der sich am sichtbarsten<br />
in der oben erwähnten Automobilbestandserhöhung<br />
dokumentiert. Von Ende<br />
Juni 1935 bis Ende Juni <strong>1936</strong> verzeichnet<br />
Öesterreich einen noch nie dagewesenen Zu-<br />
Durstigen Kehlen mag ein kühler Trank<br />
bekommen; doch Vorsicht: kochende Wagen<br />
vertragen die Gletscherwasser schlecht<br />
und Zylinderrisse sind nicht immer leicht zu<br />
beheben!<br />
»5KSSM--X9I £,voji 1 7,6.1.1 Z 6 --U Motorfahrzeug hrzeugen. Den stärk-<br />
sten Auftrieb hat der Personenwägenbestand<br />
aufzuweisen, und zwar von 20,602 auf 23,737.<br />
Es folgen die Kleinmotorräder bis 250 ccm<br />
mit einem Zugang von 2930 auf total 27,770.<br />
Autotaxis und Lastwagen haben hingegen<br />
einen Rückschlag aufzuweisen, erstere um<br />
92, letztere um 217 Einheiten. Diese rück-<br />
- läufige Entwicklung ist einerseits auf die ungünstige<br />
Lage des Autotaxisbetriebes, anderseits<br />
auf die recht bureaukratische Regelung<br />
des Verhältnisses zwischen Schiene und<br />
Strasse zurückzuführen.<br />
Sehr schöne Fortschritte machte unter der<br />
Neuregelung der Steuerverhältnisse auch die<br />
Erneuerung des in Öesterreich sehr stark<br />
überalterten Motorfahrzeugparkes. Während<br />
im vergangenen Jahr insgesamt 6451 fabrikneue<br />
1 Motorfahrzeuge angemeldet worden<br />
sind; konnten im Verlaufe der ersten 6 Monate<br />
des Jahres <strong>1936</strong> bereits 6011 Einheiten<br />
abgesetzt werden, so dass per Jahresende<br />
ungefähr mit 9Ö00 fabrikneuen Motorfahrzeugen<br />
gerechnet werden kann. Bei den Persohenautomobilen<br />
beträgt die Steigerung der<br />
Einstellung fabrikneuer Wagen im ersten<br />
Halbjahr <strong>1936</strong> gegenüber der vorjährigen<br />
Pärallelperiode nicht weniger als 92 %, und<br />
£war. 2373 Stück gegenüber 857 Einheiten.<br />
Die Zahl der neueingestellten Motorräder<br />
war um 8 % grösser, während die Anmeldungen<br />
fabrikneuer Lastwagen um 45 Stück<br />
.öder 15 %, und von Autobussen um 27 Stück<br />
oder 22 % zurückgingen.<br />
*. C. £-<br />
i<br />
<<br />
I<br />
i<br />
Was muss ein Rennrelfen aushalten?<br />
150FACHE ABNUTZUNG<br />
Welch ungeheuren Einfluss die Geschwindigkeit<br />
ausübt, zeigt ein interessanter Vergleichsversuch,<br />
der vor einigen ^Jahren unternommen wurde: An<br />
einem Personenwagen, der dauernd sehr gleichmässig<br />
im 45-km-Tempo gefahren wurde (wobei der<br />
Fahrer weder bremsen noch beschleunigen dürfte),<br />
hielt eine normale Reifengarnitur 80 000 km. Als<br />
derselbe Wagen ununterbrochen mit seiner Höchst-<br />
" geschwindigkeit von 145 km-Stunden lief, waren<br />
^ie 4 Reifen der gleichen Fabrikation schon nach<br />
^40 km verbraucht. Die Verdreifachung der Stundengeschwindigkeit<br />
ergab also die 150fache Ab-<br />
! nutzung.<br />
! Nun liegen aber die Geschwindigkeiten der modernen<br />
Rennwagen erheblich höher. Zwar werden<br />
,für diese Spezial-Rennreifen gebaut, aber das Material<br />
ist doch das gleiche wie für die Gebrauchsreifen:<br />
Gummi und Baumwolle. Bei den Geschwindigkeiten<br />
von über 200 und 250 km in der Stunde,<br />
die hier verlangt werden, sieht die Sache allerdings<br />
anders aus.<br />
VIER GRÜNDE DER REIFENBEAN-<br />
SPRUCHUNG<br />
Wie setzt sich nun im einzelnen die Beanspruchung<br />
der Reifen zusammen? Einmal muss er sich<br />
während der Fahrt dauernd verformen. Darin besteht<br />
sein eigentlicher Sinn, da er durch diese<br />
Verformung imstande ist, die Unebenheiten der<br />
Fahrbahn auszugleichen. Wenn ein Reifen aber,<br />
wie oben erwähnt, bei etwa 30 Umdrehungen in' der<br />
Sekunde«, 30mal an jeder- Stelle seines Umfanges<br />
durchgewalkt wird, tritt" näturgemass eine starke<br />
Erwärmung ein, hervorgerufen durch die innere<br />
Reibung des Materials.<br />
Zweitens mues der Reifen die ungeheuren Kräfte<br />
des Motors auf die Fahrbahn übertragen, wodurch<br />
im Reifenunterbau und in der Reifenlauffläche gewaltige<br />
Scherkräfte entstehen, die das Bestreben<br />
haben, den Reifen in seinem Gefüge auseinander<br />
zu zerren.<br />
Drittens muss er die notwendige Festigkeit besitzen,<br />
um der bei der rasenden Umdrehung auftretenden<br />
Zentrifugalkraft gewachsen zu sein.<br />
Viertens tritt naturgemäss durch die außerordentlich<br />
hohen Motorkräfte, die zeitweilig durch<br />
die entsprechend grossen Bremskräfte abgelöst<br />
werden, ein ungewöhnlich starker Gummiverschleiss<br />
an der Lauffläche in Erscheinung. Alle diese Faktoren,<br />
die auf eine schnelle Zerstörung des Reifens<br />
hinwirken, muss der Konstrukteur meistern, wenn<br />
sein Reifen im Rennen erfolgreich sein soll.<br />
UEBERHITZUNG UND VERSCHLEISS<br />
Den Kampf gegen die Ueberhitzung und den<br />
Verschleiss des Materials kämpft auch der Motorenkonstrukteur,<br />
nur mit dem Unterschied, dass<br />
die Gefahr einer •vorschnellen Materialabnutzang<br />
dort nicht annähernd eo gross ist, und dass ihm<br />
auch ungleich bessere Wege zur Abführung der<br />
Hitze zur Verfügung stehen. Seine Baumaterialien<br />
sind Stahl und veredeltes Leichtmetall; beides<br />
ist vorzüglich wärmeableitend und wird ausser.dem<br />
von einem kühlen Wassermantel umgeben.<br />
Wie anders beim Reifen — der doch die gesamte<br />
Antriebskraft dieser gewaltigen Maschinen<br />
aufzunehmen und an die Fahrfläche zu übertragen<br />
hat! Gummi und Baumwolle sind ungleich zartere<br />
Rohstoffe, die sich nicht nur erheblich schneller<br />
abnutzen, sondern überdies noch die fatale Eigenschaft<br />
haben, sehr sohlechte Wärmeleiter zu sein.<br />
Dadurch kommt es zu Wärmestauungen im Reifen,<br />
durch welche die Widerstandsfähigkeit des Materials<br />
herabgesetzt wird. Dabei kann eine Grenze<br />
erreicht werden, an der durch die gewaltigen Zerrkräfte<br />
und die Zentrifugalkraft sich. Lauffläche und<br />
Gewebeunterbau voneinander lösen. Mit diesem<br />
Vorgang ist allerdings nur bei sehr hohen Dauergesohwindigkeiten<br />
oder bei äusserster Beanspruchung<br />
durch ständig wiederholtes schärfstes Bremsen<br />
und forciertes Anfahren zu reohnen.<br />
EINFLUSS VON KLIMA UND WETTER<br />
Schon jetzt werden bei der Konstruktion des<br />
Reifens die besonderen Erfordernisse der Bahn,<br />
auf der der Reifen laufen soll, berücksichtigt. Denn<br />
es ist ein grosser Unterschied, ob das Rennen auf<br />
der Avus oder dem Nürburgring oder in Nordafrika<br />
stattfindet, ob er bei Sommer-Sonnenschein<br />
laufen oder als Reserve für Regenwetter in Bereitschaft<br />
stehen soll. Für jeden dieser Fälle muss<br />
eine Sonderausführung angefertigt werden, und<br />
zwar jedesmal eine Serie, die ausreicht, um alle<br />
Wagen sowohl an den Trainingstagen als auch am<br />
Renntage selbst zu bereifen.<br />
Von dem normalen Automobilreifen, der am<br />
Tourenwagen für den gleichen Achsdruck Verwendung<br />
finden würde, unterscheidet sich der Rennreifen<br />
vor allem durch seine geringere Wandstärke,<br />
ausserdem durch sein verhältnismässig leichtes<br />
Gewicht und den relativ hohen Luftdruck, mit dem<br />
er aufgepumpt wird. Diese Unterschiede dienen in<br />
erster Linie dem gemeinsamen Zweck, die Temperatur<br />
des Reifens im Rennen niedrig zu erhalten.<br />
Die dünnere Gummiauflage fördert die Abstrahlung<br />
der Hitze. Auch der hohe Luftdruck vermindert<br />
die Walkarbeit und damit die Reibungehitze.<br />
Der einzige wunde Punkt dabei ist die kurze<br />
Lebensdauer des Rennreifens infolge der schnellen<br />
Abnutzung des dünnen Gummi-Protektors, eine unabänderliche<br />
Tatsache, mit der wir uns abfinden<br />
müssen. Je schneller das Rennen (bzw die Bahn),<br />
um so grösser ist die Gefahr, der Ueberhitzung<br />
des Reifens. Um so leichter muss er also gebaut<br />
sein, vor allem der Gummi-Protektor. Das bedeutet<br />
kurze Lebensdauer und damit den Zwang zu<br />
kurzfristigem Reifenwechsel.<br />
REIFENWAHL KURZ VOR DEM START<br />
Immerhin verbleibt ein gewisser Spielraum. Auf<br />
Bahnen mit geringerer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
oder an Renntagen mit bedecktem Himmel und<br />
kühlem Wetter besteht die Möglichkeit, unter den<br />
bereitgestellten Rennreifen solche mit etwas stärkerer<br />
Gummiauflage zu wählen. Diese Auswahl der<br />
richtigen Reifentype, die oft in den letzten Minuten<br />
vor dem Start entschieden werden muss, ist eine<br />
der schwierigsten und verantwortungsvollsten Aufgaben<br />
für alle Beteiligten — den Reifenfachmann,<br />
den Leiter der Rennmannschaft und den Fahrer<br />
selbst. Der schnelle Wagen ist nutzlos, wenn der<br />
Fährer es nicht versteht, aus seinem Reifen das<br />
Letzte herauszuholen.<br />
Bemerkenswert ist die Leistungssteigerung der<br />
deutschen Rennreifen seit Beginn des Sportjahres<br />
<strong>1936</strong>. Unter der heissen Sonne Afrikas, in dem<br />
langen und sehr schnellen Rennen in Tripolis haben<br />
die deutschen Spitzenfahrer nur die Hinterreifen<br />
gewechselt, während die anderen Fahrer<br />
die mehrfache Zahl an Ersatzreifen benötigten, und<br />
in Tunis fuhr Caracciola als Sieger mit 2 Runden;<br />
Vorsprung das ganze Rennen ohne Reifenwechsel<br />
durch I<br />
•"•" SEKTION ZÜRICH. S. Der Sportkommission ist<br />
"es möglich geworden, für die am 30. August auf<br />
äeriv Areal der Dolder-Eisbahn in Zürich stattfindenden<br />
Auto-Gymkhana völlig neue Aufgaben<br />
auszuklügeln, so dass sich auch die routiniertesten<br />
Gymkhana-Spezialisten vor Neuland sehen werden.<br />
Um jedes vorherige Trainieren zu vermeiden, werden<br />
die Aufgaben erst am 30. August bekannt ge-<br />
3 geben. Das Programm ist wie folgt festgelegt:<br />
8.30 Uhr Besammlung der Konkurrenten; 9.45 Uhr<br />
Instruktion der Fahrer; 10.15 Uhr Startbeginn. Die<br />
Gymkhana dauert mit einem Unterbruch von 12 bis<br />
14 Uhr bis gegen 18 Uhr. Für 19 Uhr ist ein gemeinsames<br />
Nachtessen mit Preisverteilung vorgesehen,<br />
bei schönem Wetter im Restaurant des Dolder-Wellenbades,<br />
bei ungünstiger Witterung im Hotel<br />
Waldhaus Dolder.<br />
Wichtig ist für die Konkurrenten, dass die neuen<br />
Aufgaben derart beschaffen sind, dass die grossen<br />
Wagen gleiche Aussichten auf gutes Abschneiden<br />
besitzen wie die kleinen. Die getrennte Klassierung<br />
in Amateure, Experten und Damen dürfte ebenfalls<br />
mithelfen, die Beteiligung möglichst stark werden<br />
zu lassen, wofür ja auch die ansehnlichen Barpreise<br />
sorfen, werden. Notabene, auch die Mitglieder anderer<br />
Sektionen des A. C. S. können an der Zürcher<br />
Gymkhana teilnehmen, die Sektion Zürich will sich<br />
•4amit für die Teilnahme ihrer Mitglieder an Geschicklichkeitskonkurrenzen<br />
anderer Sektionen zu<br />
revanchieren suchen.<br />
Für die Auslandsfahrt vom 6. bis 16. September<br />
sind bereits die ersten Anmeldungen eingegangen.<br />
Als Etappenstationen sind nun definitiv Innsbruck,<br />
Zeil am See, Velden am Wörthersee, Bad Ischl,<br />
Salzburg und München bestimmt, wobei Ruhetage in<br />
Velden, Salzburg und München eingeschaltet werden.<br />
Als nächster Damenanlass ist eine Fahrt ins<br />
Blaue vorgesehen, die den Damenmitgliedern ein<br />
überraschendes Fahrtproeramm bescheren soll. V<br />
Hochtortunnel, zur Franz-Josefshöhe und dann<br />
SEKTION AARGAU. Grossglockner-Dolomltenfahrt.<br />
19.—25. Juli <strong>1936</strong>. Begeistert und wohlbehal-<br />
Endpunkt der Alpenstrasse. Eine ganz schlechte<br />
hinab nach dem heimeligen 'Heiligenblut, dem<br />
ten sind die 124 Reiseteilnehmer unserer diesjährigen<br />
Auslandsfahrt zurückgekehrt. Das ge-nach Dölsach/Lienz. Aber von hier ging es in be-<br />
Strasse bildet die Verbindung von Heiligenblut<br />
schickt zusammengestellte Routenprogramm bot so schleunigtem Tempo der italienischen Grenze zu,<br />
viel Sehenswertes und so viel Abwechslung, dass via Dobbiaco, Misurinasee nach dem Passo Tre<br />
es nicht leicht hielt, alles in Erinnerung zu behalten.<br />
Nach dem Start in Rorschach wurde auf verwelt,<br />
herrliche Sonne, ein ganz erstklassiges Hotel<br />
Croci. Ein idyllischer Platz mitten in der Bergschiedenen<br />
Routen Feldkirch erreicht, dann ging's — kurz, man wäre am liebsten noch einige Tage<br />
dem Arlberg zu. Der eine und andere fuhr noch oben geblieben.. Aber schon der frühe Morgen des<br />
den lohnenden Umweg über den Fernpass, dann fünften Tages eah -uns wieder unterwegs nach<br />
traf man sich im Hotel Tyrol in Innsbruck. Der Cortina^d'Ampezzo, dem Passo di Falzarego, durch<br />
zweite Tag führte uns im Inntal durcli die heimeligen<br />
Orte Hall, Wattens, Rattenberg, St. Johann, und den Karrerpass nach Bozen. Unzweifelhaft<br />
das Gardenatal, über den; Sella- und Pordoipass<br />
Lofer und zur deutschen Grenze auf Steinpass. einer der schönsten und erlebnisreichsten Tage, immer<br />
wieder schluj? uns die Eigenart der Dolomiten<br />
Gleich beim Eintritt in das Reich wird uns ein<br />
Musterstück modernen Strassenbaus präsentiert, in ihren Bann. Der Heimat zu am sechsten Tagf<br />
die Führerstrasse, die hinauf geht nach Berchtesgaden.<br />
Selbst Italien hat solchen Strassen nichts Rundsicht. Das Veltlin, eine<br />
Stilfserjoch auf 2759 Meter, mit einer fabelhaften<br />
abwechslungsreiche<br />
Gleichwertiges gegenüberzustellen. Ein lohnender<br />
Abstecher war die Fahrt an den Königsee. Zurück<br />
ging es an den Salzbergwerken vorbei ins Oesterreichische.<br />
Wir hatten nun links zu fahren, was<br />
einem in der Stadt etwas unbequem vorkam.<br />
Salzbürg, als Endziel unserer zweiten Tagestour,<br />
ist eine sehr sehenswerte und interessante Stadt.<br />
Das Grand Hotel de l'Europe hisste unsere Fahne<br />
und beherbergte uns, wie alle übrigen Absteigeplätze,<br />
aufs beste. Am andern Morgen steuerten<br />
wir dem Salzkammergut zu, Fuschel-See, besuchten<br />
den St Wölfgang-See (im Weissen Rössl sind<br />
wir natürlich auch abgestiegen), Bad Ischl, Hallstättersee<br />
und erklommen den Pass Gschütt, der<br />
streckenweise eine Steigung von nur 23 Prozent<br />
aufweist und hinüberführt, ins Salzachtal. Ab<br />
Lend fahren wir wieder rechts und erreichen via<br />
Zeil am See den Etappenort, Bad Fusch.<br />
j Der Vierte Tag brachte uns auf den Grossglookner.<br />
In geschlossener Kolonne passierten wir<br />
die Mautstelle Fusch, wo die Abfertigung, unter<br />
Mitwirkung unseres Sekretärs, äusserst prompt vor<br />
sich ging. Auf einer mustergültig angelegten<br />
Strasse erreichten wir die Passhöhe, machten einen<br />
Abstecher auf die Edelweissspitze mit prächtigem,<br />
Panorama, fuhren hinunter und wieder hinauf zum 1<br />
Gegend mit den märchenhaften Sanatorienbauten<br />
bei Sondalo. Dann die Bernina, dife uns besser"-<br />
nicht hätte zeigen können, dass wir doch noch das<br />
schönste Land besitzen. In Pontresina feierten wir<br />
Abschied und strebten am nächsten Morgen über<br />
Julier oder Flüela den häuslichen Penaten zu,<br />
voll befriedigt über eine selten schöne Fahrt, die<br />
uns noch recht lange in bester Erinnerung bleiben<br />
wird. Es drängt unser, bei dieser Gelegenheit zu<br />
erwähnen, wie dankbar wir die Dienste des Service-<br />
Wagens, die Zuvorkommenheit aller Zollorgane, die<br />
überaus freundliche Aufnahme an allen Etappenorten<br />
und die vorzügliche Organisation zu schätzen<br />
wussten.<br />
i i<br />
Vieh, oder Schafherden blockleren oft die<br />
Strasse. Ob wohl das Vorlegen eines Höllentempos<br />
die geeignetste Massnahme zur Überholung<br />
dieser Herden darstellt?<br />
Touristikbulletin des A.C.S.<br />
Camping-Plätze des Auto-Camplng-Club<br />
der Schweiz.<br />
Der Schweizerische Auto-Camping-Club hat<br />
nachstehende Camping-Plätze organisiert, die von<br />
den Automobilisten benützt werden können:<br />
La Gablule, an den Ufern des Genfersees, 7 km<br />
von Genf, auf dem linken Ufer.<br />
Moulin de vert. am Ufer der Rhone, 10 km von<br />
Genf, zu erreichen auf dem-Weg über Bernexund<br />
Aire-la-Ville.<br />
Concise, am Ufer des Neuenburgersees, neben,<br />
dem Bahnhof von Concise.<br />
Corbeyrier, über Aigle (Kt. Waadt), auf dam<br />
Berg, Höhe 1200 m ü. M.<br />
Vue-des-Alpes, an der Strecke Neuenburg-La.<br />
Ghaux-de-Fonds, auf dem Berg von Cernier (1200<br />
Meter).<br />
Pri-du-Lac. am Ufer des Flusses Doubs, in der<br />
Nähe von Le Locle (Kt. Neuenburg).<br />
Le Cranloup, Bergweide in den «Franches-Montagnes»,<br />
in der Nähe des Dorfes le Noirmont, Berner<br />
Jura (1076 m ü. M.).<br />
Gampelen-Plage, am Strande des Neuenburgersees,<br />
an der Route Neuenburg-Bern.<br />
Brünig-Pass, beim Hotel Brünig-Pass anfragen.<br />
Belnwil am See (Kt. Aargau), Distrikt Kulm,<br />
am Hallwilersee, beim Hotel Hallwil, Beinwil am<br />
See, anfragen.<br />
Alpli-Kuhboden, in der Nähe von Unterwasser<br />
im Toggenburg (Kanton St. Gallen).<br />
Altenrhein-Strandbad, am Ufer des Bodensees,<br />
bei der Einmündung des Rheines.<br />
St. Moritz-Bad, zwischen der Olympiaschanza<br />
und dem Inn (Engadin).<br />
Valle di Campo, erstes Seitental nach der Passhöhe<br />
der Berninastrasse auf der .Südseite, nach<br />
dem Dorf La Rosa.<br />
Locarno, an den Ufern des Langensees (Lago<br />
Maggiore), neben dem Strandbad im Wäldchen.<br />
Ponte Brolla im Centovalli, 4,5 km von Locarno<br />
entfernt (Kt. Tessin).<br />
Für alle A. C. C. S.-Campingplätze befinden sich<br />
die Verproviantierungsstellen für Lebensmittel und<br />
Wasser in nächster Nähe, wie auch Post und Telegraph.<br />
In der Schweiz ist das Campieren fast überall<br />
möglich, an den Seen, im Jura und in den Alpen.<br />
Es wird empfohlen, jeweils den Besitzer des Terrains,<br />
sei es eine Privatperson oder die Gemeinde,<br />
um die Erlaubnis anzugehen, die Kulturen zu re-f<br />
spektieren und den Zeltplatz in sauberem Zustande<br />
zu hinterlassen.<br />
Es sei hiebei darauf aufmerksam gemacht, dass<br />
Anhänger an Personenwagen zur Beförderung de«<br />
Touristenreisegepäcks gemäss dem Bundesgesetz<br />
über den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr fol-.<br />
genden Vorschriften entsprechen müssen':<br />
Die Anhänger dürfen ohne Deichsel nicht länger<br />
als zwei Meter sein, die Deichsel selbst darf<br />
nicht länger als ein Meter sein; ihre Breite muss<br />
geringer sein als die des Zugwagens und ihr Gesamtgewicht<br />
darf 500 kg nicht übersteigen. Anhänger,<br />
die diesen Vorschriften nicht genügen, werden<br />
an der Grenze zurückgewiesen.<br />
Nationalltätsschllder.<br />
Es sei wiederholt darauf aufmerksam gemacht,<br />
dass für Schweizer Automobile bei Fahrten ins<br />
Ausland der Nationalitätsschild (CH) in der vorgeschriebenen<br />
Form und Grosse (Ovalschild (18 X<br />
30 cm, schwarze Buchstaben auf weissem Grund)*<br />
unbedingt erforderlich ist. Neuerdings ist die italienische<br />
Strassenpolizei angewiesen worden, künftighin<br />
diesem Erfordernis mehr Beachtung zu<br />
schenken und fehlbare Automobilisten, die ihre<br />
Autos mit unvorschriftsgemässen Zeichen (verchromte<br />
Metallzeichen, aufgemalte Buchstaben usw.)<br />
versehen haben, zur Rechenschaft zu ziehen.<br />
Grossglocknerstrass«.<br />
Am 2. August <strong>1936</strong> wurde der zur Pasterae und<br />
zum Franz-Josefs-Haus führende Teil der Südrampe<br />
der Grossglockner-Hochalpenstrasse eröffnet.<br />
Diese neue Strasse hat eine Breite von 6 m<br />
und führt hoch über den Pasterzengletscher zum<br />
Freiwandeck, neben dessen Felsvorsprung in 2369<br />
Meter Höhe ein neuer Parkplatz angelegt wurde.<br />
Tkmmm<br />
den Vetbämlen<br />
CHAUFFEUR-CLUB LUZERN<br />
UND UMG.~Wir möchten alle<br />
unsere Mitglieder vom plötzlichen<br />
Hinschiede unseres treuen<br />
und bewährten Mitgliedes<br />
und 1. Kassiers Marcel Agassis<br />
in Kenntnis setzen. Er ist am<br />
Samstag nachmittag bei einer<br />
, Fahrt mit dem Motorboot auf<br />
tragische Weise ertrunken. Wir ersuchen alle unsere<br />
Mitglieder, unserm treuen Freunde recht<br />
zahlreich die letzte Ehre zu erweisen. Ein Nachruf<br />
an dieser Stelle wird folgen. Der Vorstand.<br />
Eine neue Publikation der Eidg. Post. Wieder<br />
ist eine neue Publikation im Verlage der Generaldirektion<br />
PTT erschienen: ein Panorama vom<br />
Spitzhorn an der Simplonstrasse, das sich würdig<br />
an die bereits erschienenen vom Pizzo Uccello<br />
(Bernhardin), Pia Scalottas (Lenzerheide), Pizzo<br />
Centrale (Gotthard), Bella Tola (Val d'Anniviers),<br />
Gr. Furkahorn (Furkäpase) reiht. Mit dieser Veröffentlichung<br />
ist ein neuer markanter Gipfel und<br />
^Aussichtspunkt im Simplongebiet erschlossen worden.<br />
Das Panorama wurde Von Dr. Hans v: Tavelt<br />
sorgfältig nach, der Natur aufgenommen und mit<br />
den Höhenbezeichnungen versehen. Es kann im<br />
Buchhandel und bei den Poststellen bestellt werden.<br />
Redaktion:<br />
Dr. A. Locher. — Dr. E. Waldmcyer.<br />
Dipl. Ina. F. 0. Weber.<br />
Verantwortlich für die Herausgabe:<br />
0. E. Wasntr. — Reni Batbier.
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. ATOTJST <strong>1936</strong> — N° 67<br />
*****************************************************<br />
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Gewiss — für ihn ist auch vorbei<br />
Die Zeit der Grossverdienerei<br />
Auch ihm liegt manches auf dem Magen,<br />
Kredit-, Finanz- und andre Fragen.<br />
Trotz allem — Tag für Tag steht frisch<br />
Um sechs er schon am Arbeitstisch<br />
In Tüpflistein weiss jedes Kind<br />
Wie aktiv Pfitzigs immer sind.<br />
Doch nach dem Zauberwort des Goethe<br />
Gehört die Zeit der Abendröte<br />
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So sitzt denn in gewohnter Weise<br />
Im „Sternen" er im Freundeskreise<br />
Man plaudert über dies und das<br />
Behandelt Ernstes, macht mal Spass,<br />
Man spricht vom Negus und vom Regen<br />
Ton Schnaps und Oel und andern j&gen<br />
Erkundigt sich nach Hof und Haus<br />
Fragt gwunderig den andern aus.
SONDER BEILA GE<br />
AUTOMOBIL-REVUE Nr. 67<br />
» Bern, 18. August <strong>1936</strong><br />
Asse des Volants<br />
am Grossen Preis der Schweiz<br />
Links:<br />
Die Mercedes -<br />
Mannschaft: v. L n. r.:<br />
Lang, Brauchitsch, Caracciola.<br />
Fagioli.<br />
Unten:<br />
Sie fahren Maserati: V.<br />
1. n. r.: der Schweizer<br />
Ruesch, Biondetti (Maeerati-Siata)<br />
und Etancelin.<br />
Oben<br />
Das Team der Auto-<br />
Union: v. 1. n. r.: Delius,<br />
Rosemeyer, Varzi, Stuck.<br />
Unten:<br />
Die Scuderia Ferrari<br />
rückt mit den 8- und 12-<br />
Zyl.-Alfa Romeo und folgenden<br />
Fahrern auf: Nuvolari,<br />
. Dreyfüs, Brivio<br />
und Farina. (An Stell»<br />
Brivios startet eventuell'<br />
Pintacuda).<br />
Links:<br />
Bugatti bringt den neuen<br />
4,7-Liter-Wagen, wie • ihn<br />
•unsere Zeichnung darr<br />
stellt, an den Start. Fah-,<br />
rer: "Wimille (links).<br />
Lord Howe (rechts)<br />
kommt mit einem Bugatti •<br />
3,3 Liter.
Welches war Ihr schönster Sieg?<br />
Die „Automobil-Revue" fragt — und die Fahrer antworten:<br />
Tazio Nuvolari: «Das ist nicht so leicht<br />
zu beantworten. Aber ich finde immer den<br />
•Sieg am schönsten, der def unwahrscheinlichste<br />
ist. Als ich im Vorjahr mit unseren<br />
damals noch nicht gleichwertigen Wagen<br />
den « Grossen Preis von Deutsehland » vor<br />
Stuck und Caracciola gewinnen konnte, war<br />
ich besonders glücklich. Der Sieg kam um<br />
so unerwarteter als Brauchitsch, der führte,<br />
in der letzten Runde Reifendefekt hatte. Aber<br />
Glück ist beim Rennen ebenso wichtig wie<br />
die Maschine, die läuft, und das, was man<br />
riskiert oder nicht riskiert.»<br />
Rudolf Caracciola: « Mein schönster Sieg<br />
war auch der Grosse Preis von Deutschland,<br />
den ich öfters gewann. Aber nie hat er mir<br />
grössere Freude bereitet als im Jahre 1931.<br />
Damals trat ich mit dem SSKL gegen die<br />
schnelleren Alfas und Bugattis an und gewann<br />
bei strömendem Regen gegen Chiron,<br />
Nuvolari, Varzi. Es war deshalb aufregend,<br />
weil Chiron in den letzten Runden so gegen<br />
mich, der ich die ganze Zeit geführt hatte,<br />
aufholte, dass der Sieg wieder unsicher<br />
schien und ich froh wie nie war, als ich ihn<br />
glücklich in der Tasche hatte. Es gibt eben<br />
gewonnene Rennen, über die freut man sich<br />
sein Leben lang, und andere wieder, die vergisst<br />
man schnell.»<br />
Hans Stuck: « Lassen Sie mich einen Augenblick<br />
mal nachdenken — freuen tu ich<br />
mich über jeden Sieg, weil ich bis zum letzten<br />
Augenblick nie daran glaube, dass es<br />
klappt. Aber wenn ich ehrlich sein will, dann<br />
war ich am glücklichsten über meinen vorjährigen<br />
Sieg in Monza. Erstens habe ich als<br />
Junge schon immer von «Monza» und den<br />
wilden Schlachten gelesen, dann habe ich<br />
selbst, als Rennfahreranfänger bewundernd<br />
zu Leuten wie Nuvolari, Caracciola, Chiron,<br />
Campari, Varzi aufgeblickt und im Innern<br />
gedacht; Ihr Glücklichen, Ihr könnt in Monza<br />
fahren und sogar siegen. Und so weit wird<br />
es bei mir nie kommen... Monza war eben<br />
ein Spezialbegriff für mich. Und dann kam<br />
das vorige Jahr, da ich oft Zweiter, aber nie<br />
Erster wurde. In Monza klappte dann plötzlich<br />
alles. Es war aber ein schweres Ringen<br />
gegen Nuvolari und Caracciola, und immer<br />
noch dachte ich: wird es bis zum Schluss<br />
gehen ?... Ja, und Nuvolari holte wieder auf<br />
— aber es ging trotzdem, und deshalb ist der<br />
« Grosse Preis von Italien 1935 » mein schönster<br />
Sieg! »<br />
Bernd Rosemeyer: « Meine Antwort wissen<br />
Sie von vorneherein — natürlich der<br />
«Grosse Preis von Deutschland». Nachdem<br />
ich im Eifelrennen schon Glück hatte<br />
und trotz Nebel und Regen als Erster landete,<br />
war natürlich mein Herzenswunsch der<br />
Grosse Preis von Deutschland. Ich wusste,<br />
dass es eine schwere Angelegenheit sein<br />
wurde, denn schliesslich bin ich erst kurz<br />
dabei und die vielen grossen Fahrer von<br />
Klasse da alle schlagen — das war fast ausgeschlossen<br />
.. ^<br />
Aber ich ging mit Mut ran, setzte alles<br />
auf eine Karte — und nahm nach der ersten<br />
Runde die Führung, die ich bis auf zwei<br />
Runden nicht mehr abgab. Es war der<br />
schönste Sieg, den ich mir vorstellen kann,<br />
und er wurde noch dadurch erhöht, dass<br />
mein Stallgefährte Stuck auf dem zweiten<br />
Platz endete. Ein Lebenswunsch ging schneller<br />
in Erfüllung als ich gehofft hatte!!»<br />
Manfred von Brauchitsch : « Das Avusrennen<br />
1932 war für mich der bedeutendste Sieg,<br />
weil er von den meisten nicht erwartet wurde<br />
und weil ich bis zur letzten Runde einen<br />
schweren Kampf gegen Caracciola auszufechten<br />
hatte. Selbst das Eifelrennen 1934,<br />
das ich mit dem neuen Mercedeswagen gegen<br />
Stuck erringen konnte, hat mir nicht so viel<br />
Genugtuung gewährt, wie das Rennen vor<br />
den Toren meiner Heimatstadt...»<br />
Reni Dreyfus: «Bei mir gibt es gar keinen<br />
Zweifel. Ich war am seligsten über den<br />
genommen worden ist, die Konstruktionsrichiungen<br />
für Rennwagen und Gebrauchswagen<br />
« Grossen Preis von Monte Carlo > im Jahre<br />
immer mehr voneinander entfernt, und schon<br />
1930. Damals startete ich als sogenannter aus diesem Grunde scheint die Frage berechtigt,<br />
ob Automobilrennen vom technischen<br />
« Outsider > und war überhaupt kaum getippt<br />
Um so grösser die Ueberraschung und Standpunkt aus überhaupt noch verantwortet<br />
Freude, als ich das Rennen vor Chiron nach werden können! Aber, diese Frage ist für den,<br />
Hause fahren konnte. Noch dazu, wo ich an der mit den Zusammenhängen vertraut ist,<br />
der « Cöte •> zuhause bin. »<br />
doch unbedingt zu bejahen, und dies ist auch<br />
Louis Chiron : « Mein grösster Sieg ? In<br />
meinen Augen der « Grosse Preis von Frankreich<br />
1934 >. Da traten zum erstenmal die<br />
6 neuen deutschen Grandprixwagen gegen<br />
uns an — natürlich waren sie noch nicht annähernd<br />
so «fit» wie ein paar Wochen später.<br />
Aber trotzdem hat mich der erste Platz<br />
im Grossen Preis meines Landes, errungen<br />
zeaen die Ueberzahl der neuen Maschinen<br />
und die Elite der besten Fahrer der Welt,<br />
am zufriedensten gesehen. So einen Tag<br />
möchte ich noch einmal erleben... ><br />
. Achille Varzi: « Meine Antwort lautet klipp<br />
und klar : drei mal Tripolis ! ! ! »<br />
Luigi Fagioli: «Ich habe nie geglaubt,<br />
Monte Carlo gewinnen zu können. Und als<br />
mir das im Vorjahr gelang, da hat mich,<br />
muss ich offen gestehen, dieser erste Preis<br />
und Rekord am meisten von allen bisherigen<br />
Siegen gefreut. Wenn man etwas gewinnt,<br />
Die Frage nach Zweck und Notwendigkeit<br />
der Automobilrennen wird vielfach in f der<br />
Oeffentlichkeit aufgeworfen, in den meisten<br />
Fällen aber immer nur nach Laune oder Einstellung<br />
des einzelnen beantwortet, ohne dass<br />
wirklich nach den sachlichen Zusammenhängen<br />
geforscht wird. Von der begeisterten<br />
Zustimmung solcher, die immer noch das<br />
Schlagwort im Munde führen, dass «der<br />
Rennwagen von heute der Tourenwagen von<br />
morgen» sei, bis zur völligen Ablehnung als<br />
«blödsinnige Raserei», gibt es die verschiedenartigsten<br />
Urteile. Es lohnt sich deshalb<br />
vielleicht doch, einmal vom Standpunkt der<br />
Automobilindustrie aus die Frage zu beantworten:<br />
«Wozu Automobilrennen?»<br />
woran man im Innersten nicht glaubt, ist man<br />
hinterher besonders stolz. Auch an die Avus<br />
1935 denke ich mit Zufriedenheit zurück,<br />
aber Monte Carlo war schwerer zu gewinnen<br />
! »<br />
Graf Trossi: « Mein schönster Sieg ? Immer<br />
der letzte... ><br />
Brivio : « Und wenn ich einmal 10 Grosse<br />
Preise einheimsen sollte — woran ich heute<br />
noch nicht glaube — so wird mir kein Sieg<br />
über jenen gehen, den ich mir bei der « Mille<br />
Miglia > in diesem Jahr holte, weil ich ihn<br />
nur mit Mühe und Not für mich retten<br />
konnte. Die letzten 100 km fuhr ich, sie wissen<br />
ja doch, ohne Licht und wusste, dass<br />
mein Nachfolger gewaltig aufholte. Ohne<br />
Licht durchs Ziel das ist eine Rarität,<br />
und darum liebe ich meine «Mille Miglia<br />
<strong>1936</strong> » am meisten... »<br />
Dass zwischen Rennwagenbau und Serienwagenbau<br />
heute nicht mehr der enge Zusammenhang<br />
besteht wie früher, ist klar. In den<br />
ersten Jahrzehnten des Automobils .gab es<br />
eigentlich kaum besondere Rennwagen. Auto-<br />
KONSTRUKTION<br />
fahren war damals Sport an sich, und der<br />
Sportsmann, der ein Auto besass, nahm mit Wenn auch die Rennwagenkonstruktion an<br />
diesem auch an den Zuverlässigkeitsfahrten sich von Grund auf andere Wege geht als die<br />
und Langstreckenrennen teil. Die Industrie Konstruktion der Verkaufs- und Serientypen,<br />
selbst, die sich ebenfalls an den Rennen und so ist die Forderung, die an den Konstrukteur<br />
Zuverlässigkeitsfahrten, beteiligte, brachte zu gerichtet wird, schliesslich doch immer die<br />
diesen Veranstaltungen wohl vielfach Neukonstruktionen<br />
heraus, wenn diese Neukonlässigkeit<br />
bei möglichst niedrigem Gewicht.<br />
gleiche: möglichst hohe Leistung und Zuverstruktionen<br />
sich aber bewährten, so wurden Der Konstrukteur, der im Rennwagenbau<br />
sie für das kommende Jahr zum Verkaufstyp ohne Rücksicht auf die Kosten wirklich aus<br />
erklärt. Rennerfolge waren deshalb damals dem Vollen schöpfen kann, ist in der Lage,<br />
eine unmittelbare Verkaufspropaganda. Die hier neuen Konstruktionsideen Form und Gestalt<br />
zu geben, die er im Serienbau zunächst<br />
siegreiche Marke konnte damit rechnen, dass<br />
das siegreiche Modell einen guten Verkaufs* nicht verwirklichen konnte, deren Bewährung<br />
erfolg haben würde. So hat z. B. die ( Marke in der hohen Beanspruchung bei internationalen<br />
Rennen aber dann doch oft Horch, die ja heute bekanntlich zur Auto-<br />
die<br />
Union gehört, vor genau 30 Jahren durch Möglichkeit'bieten kann, sie in irgendeiner<br />
ihren Sieg in der Herkomerfahrt 1906 ihre Form auf die Serie zu übernehmen. Ob es<br />
Popularität und ihre wirtschaftliche Bedeutung<br />
mit begründet.<br />
immer höherer Leistung trotzdem enorme Zu-<br />
darum geht, Motoren zu konstruieren, die bei<br />
verlässigkeit besitzen, ob es gilt, die Strassenlage<br />
leichter Fahrzeuge zu verbessern,<br />
Seitdem sind die Verhältnisse anders ge-,<br />
worden. Das Automobil ist nicht mehr Sportgerät,<br />
sondern Gebrauchsgegenstand •• des<br />
Alltagsverkehrs geworden. Als Verkehrsmittel,<br />
das immer weiteren Kreisen der Bevölkerung<br />
zugängig gemacht werden soll, muss<br />
es bei hoher Qualität zu einem möglichst<br />
günstigen Preis verkauft werden können.<br />
Beim Bau unserer heutigen Motorfahrzeuge<br />
ist deshalb dieser Gesichtspunkt des niedrigen<br />
Preises mit ausschlaggebend. Auf der<br />
anderen Seite darf bei der Konstruktion eines<br />
Rennwagens selbstverständlich nur die Rücksicht<br />
auf die Leistung gelten; der Preis spielt<br />
hier keine Rolle. So haben sich in den letzten<br />
15 Jahren, seitdem nach dem Weltkriege der<br />
internationale Automobilrennsport wieder auf-<br />
der Grund, weshalb auch heute noch führende<br />
Firmen der internationalen Automobilindustrie<br />
sich mit dem Rennwagenbau beschäftigen und<br />
Mannschaften in Automobilrennen schicken,<br />
obwohl Bau und Einsatz von Rennwagen<br />
enorme Unkosten verursachen.<br />
Aus den Erfahrungen im Rennwagenbau<br />
werden zweifellos auch heute noch Erkenntnisse<br />
gewonnen, die — wenn auch erst oft auf<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — N° 67<br />
Rennen - wozu?<br />
weite Sicht — im Serienwagenbau verwertet<br />
werden können und damit letzten Endes dem<br />
einzelnen Verbraucher zugute kommen. Man<br />
kann diese Erkenntnis in zwei grosse Gruppen<br />
einteilen: In Material und Konstruktion.<br />
MATERIAL<br />
Wie schon oben angedeutet, spielt die Rücksicht<br />
auf den Preis im Rennwagenbau nur<br />
eine untergeordnete Rolle. Man kann deshalb<br />
für den Bau des Rennwagens in allen Einzelheiten<br />
hochwertige Materialien verwenden,<br />
auch solche, die wegen ihres hohen Preises<br />
für die Serienfabrikation vielleicht nicht in<br />
Frage kommen. Die Erfahrungen im Rennen<br />
vermittelt deshalb der Fabrik Materialkenntnisse,<br />
die sie sonst im allgemeinen nicht gewonnen<br />
hätte und die u. U. dann doch für<br />
den späteren Serienwagenbau ausgewertet<br />
werden können. Das gleiche gilt auch für diejenigen<br />
Firmen, die Reifen, Zündanlagen, Kerzen,<br />
Brennstoff und sonstiges Zubehör für<br />
den Rennwagen liefern. Auch sie werden<br />
hier mit besonders hochwertigem Material<br />
Versuche anstellen müssen, um den Anforderungen<br />
im Rennen zu genügen und aus diesen<br />
Versuchen für ihre eigene Serienfabrikation<br />
wichtige'Erfahrungen gewinnen.<br />
neue Fortschritte im Bau von Bremsen zu<br />
erzielen etc., immer werden die besonders<br />
hohen Anforderungen, die der Rennbetrieb<br />
stellt, deshalb gerade auch beim Rennwagen<br />
die beste Möglichkeit bieten, neue Wege zu<br />
versuchen und zu erproben. Ein Industrie-<br />
Unternehmen, das sich am internationalen<br />
Rennsport beteiligt, wird deshalb aus seiner<br />
Rennabteilung, in die es ja seine besten Techniker,<br />
seine zuverlässigsten ~Werkleute und<br />
Monteure abstellen muss, immer wertvolle<br />
Erkenntnisse erzielen, die dann auch auf den<br />
Serienbau angewandt werden können. In diesem<br />
Sinne ist die Rennbeteiligung für solche<br />
Industriefirmen auch heute noch eine Verkaufspropaganda,<br />
denn der Autokäufer kann<br />
sicher sein, dass auch in den Serienwagen<br />
dieser Firma die wertvollen Erfahrungen aus<br />
den grossen Rennen, also aus der schwersten<br />
Prüfung für Material und Konstruktion, die<br />
sich denken lässt, verwirklicht sind. V.<br />
Regie des<br />
Kilometerfressens<br />
Autorennen sind sportliche Schlachten.<br />
Und der Sieg in einer Schlacht hängt, wie<br />
bekannt, von einer ganzen Reihe verschiedener<br />
Faktoren ab : von der Tapferkeit der<br />
kämpfenden Truppen, von der Wirksamkeit<br />
ihrer Waffen, von der Geschicklichkeit, mit<br />
der sie geführt werden, und nicht zuletzt<br />
vom einwandfreien Funktionieren des Nachschubwesens.<br />
Die Waffen: das sind in diesem Fall die<br />
Rennwagen, zu deren Lob hier wohl nichts<br />
weiter gesagt zu werden braucht. Das gleiche<br />
gilt für die Fahrer, die « Frontkämpfer ><br />
der grossen Motorenschlachten : Caracciola,<br />
Stuck, von Brauchitsch, Rosemeyer, Nuvolari,<br />
und wie sie alle heissen.<br />
Aber, um noch einmal den Vergleich mit<br />
einer durch Pulver und Blei entschiedenen<br />
Feldschlacht heranzuziehen : was nützt alle<br />
Tapferkeit der Front, alle Vortrefflichkeit<br />
der Bewaffnung, wenn die strategische Führung<br />
versagt oder wenn die Etappe es an<br />
dem nötigen Nachschub von Munition, Verpflegung<br />
usw. fehlen lässt ? Bei Autorennen<br />
spielt die Boxe die Rolle der Etappe. Hier<br />
befindet sich das Brennstoff-, Reifen- und<br />
Ersatzteillager, hier stehen die Reservefahrer<br />
zur Ablösung ihrer erschöpften Kameraden<br />
bereit, sofern die Ausschreibung einen<br />
solchen Wechsel zulässt, und hier residiert<br />
der Mann, der Generalstabschef und Etappenkommandant<br />
in einer Person ist:<br />
der Rennleiter.<br />
Der Aussenstehende kann sich kaum einen<br />
Begriff davon machen, was für Ansprüche<br />
an die Umsicht, die Nervenkraft und das<br />
Organisationstalent dieses Manhes gestellt<br />
werden. In den Monaten Mai bis September<br />
findet fast jeden Sonntag irgendwo in Europa<br />
ein grosses Autorennen statt, und die<br />
Entfernungen zwischen den einzelnen Startplätzen<br />
gehen oft in die Tausende von Kilometer.<br />
Man überlege einmal, was es heisst,<br />
mit dem ganzen umfangreichen Tross von<br />
Wagen, Fahrern, Monteuren usw. stets<br />
pünktlich an Ort und Stelle zu sein! Das<br />
Reisen mit der Bahn wäre viel zu umständlich<br />
und zeitraubend, auf eigener Achse kann<br />
man die empfindlichen Renner auch nicht<br />
über die Landstrassen rollen lassen — bleibt<br />
also die Beförderung mit Lastkraftwagen.<br />
Den « Wanderzirkus » nennen die Rennleute<br />
scherzend die Kolonne mächtiger Diesellastwagen,<br />
mit der sie während des Sommers<br />
wie ruhelose Nomaden kreuz und quer<br />
durch Europa ziehen. Ueberall lassen sie ein<br />
«Kielwasser > von Staunen und Respekt<br />
hinter sich.<br />
Sogleich nach der Ankunft am jeweiligen<br />
Startort beginnen unter Oberaufsicht des<br />
Rennleiters die mannigfachen Vorbereitungsarbeiten,<br />
die man mit dem Sammelwort<br />
«Training» zu bezeichnen pflegt. Jede Rennstrecke<br />
ist anders, jede hat ihre speziellen<br />
Eigenheiten und Tücken, denen die Wagen<br />
sorgfältig angepasst werden müssen. Ein<br />
Rennen auf der ebenen Berliner Avus mit<br />
ihren 10 km langen Geraden erfordert andere<br />
Uebersetzungsverhältnisse im Getriebe als<br />
ein Rennen auf dem gebirgigen kurvenreichen<br />
Nürburgring; Reifen, die sich im kühlen<br />
Nordeuropa ausgezeichnet bewähren, brauchen<br />
deshalb noch nicht für die Gluthitze<br />
Italiens, Spaniens oder gar Afrikas geeignet<br />
zu sein; und auch die hochgezüchteten Rennmotoren<br />
müssen vor jedem Start neu «getrimmt<br />
» werden, denn sie reagieren auf die<br />
geringste Aenderung von Luftdruck, Temperatur<br />
und Feuchtiekeit mit geradezu mimosenhafter<br />
Empfindlichkeit.<br />
Aber nicht nur dem Training der eigenen<br />
Mannschaft gilt die gesammelte Aufmerksamkeit<br />
des Rennleiters, auch die Proberunden<br />
der Konkurrenten werden von ihm<br />
ständig mit der Stoppuhr in der Hand überwacht.<br />
Auf Grund der dabei gemachten Beobachtungen<br />
und Notizen wird ein genauer<br />
« Schlachtenplan »<br />
ausgearbeitet, in dem jedem Fahrer eine<br />
ganz bestimmte Aufgabe zugeteilt ist: der<br />
erste fährt von vornherein auf Sieg, der<br />
zweite auf Warten, der dritte sucht den gefährlichsten<br />
Gegner durch unablässiges Hetzen<br />
moralisch und motorisch zu zermürben<br />
usw. Selbst der sorgsamst ausgeklügelte<br />
Schlachtenplan kann jedoch durch irgend ein<br />
unvorhergesehenes Ereignis jäh über den<br />
Haufen geworfen werden, und in diesem<br />
Fall muss die Möglichkeit bestehen, den<br />
Fahrern während des Rennens neue Anweisungen<br />
zu geben, ohne dass sie dazu erst<br />
abstoppen und kostbare Zeit zu verlieren<br />
brauchen.<br />
(Fortsetzung Seite 16.)
N°67 - <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
15<br />
Es ist so leicht,<br />
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J<br />
K-* jK?<br />
»lim<br />
Fabrik für Firestone Produkte AG.. Pratteln bei Basel
16<br />
Regie des Kilometerfressens<br />
Fortsetzung von Seite 14.<br />
Versuche, durch Kurzwellen eine ständige<br />
Verbindung zwischen Wagen und Boxe aufrecht<br />
zu erhalten, haben bislang keine<br />
befriedigenden Resultate ergeben, weshalb<br />
man allgemein zu der altbewährten<br />
Signalisierungsmethode durch Schwenken<br />
farbiger Flaggen und Hochhalten von Tafeln<br />
mit verabredeten Buchstaben- und Zahlengruppen<br />
zurückgekehrt ist Jeder « Stall»<br />
hat seinen<br />
eigenen, streng gehüteten Signalcode,<br />
der überdies von Rennen zu Rennen geändert<br />
wird, damit die böse Konkurrenz nur ja<br />
nicht hinter die Bedeutung der einzelnen<br />
Zeichen kommt.<br />
Endlich ist der grosse Moment des Starts<br />
da. Die Wagen stehen in Reih und Glied aufgebaut,<br />
die Motoren dröhnen schon ungeduldig,<br />
der Rennleiter geht noch einmal von<br />
Fahrer zu Fahrer, um jedem die Hand zu<br />
drücken und Hals- und Beinbruch zu wünschen.<br />
Der Starter senkt die Fahne — los<br />
braust die wilde Meute. Die<br />
« Regie »<br />
tritt in ihre letzte und entscheidende Phase<br />
ein: der Rennleiter wird zum Feldherrn, bei<br />
dem alle Fäden aus Front und Etappe zusammenlaufen.<br />
Endlos dehnen sich die Minuten, bis die<br />
Wagen aus der ersten Runde zurückkommen.<br />
Wer wird an der Spitze liegen ? In<br />
was für Abständen folgen die übrigen ? Das<br />
sind immer die beiden wichtigsten und für<br />
die Linie der einzuschlagenden Taktik bestimmenden<br />
Fragen. Da: Kompressorgeheul<br />
schwillt auf, ein Rudel niedriger brüllender<br />
Schatten rast an den Boxen vorbei, Dutzende<br />
von Stoppuhren werden im Zeitraum weniger<br />
Sekunden gedrückt. Nun weiss man, wie<br />
es auf der Strecke aussieht und "kann die<br />
bereitliegenden Flaggen und Signaltafeln in<br />
Aktion treten lassen.<br />
Da hat ein Fahrer die im Schlachtplan des<br />
Rennleiters vorgesehene Rundenzeit aus<br />
irgendwelchen Gründen überschritten und<br />
muss energisch zum Schnellerfahren aufgefordert<br />
werden, damit der Anschluss an die<br />
Spitzengruppe nicht verloren geht. Ein anderer<br />
droht vor Übereifer seinen Motor vorreitig<br />
lahmzulegen — der braucht also einen<br />
Die Grossen des Volants, die jetzt fast allwöchentlich<br />
vor Hunderttausenden von Zuschauern<br />
im Kampf um Sieg und Ruhm ihren<br />
Kopf riskieren, die vor keinem Risiko, keiner<br />
Niederlage zurückschrecken — was tun und<br />
treiben sie, wenn sie zuhause sind, allein,<br />
ohne Rennmaschine, ohne Kameraden und<br />
Konkurrenten, sich selbst überlassen? Wie<br />
verbringen diese schnellen Männer, die um fit<br />
zu sein, ausgeruhte Nerven, ein schnelles<br />
Auge, körperliches Wohlbefinden und Lust<br />
und Liebe in die Schlachten mitbringen müssen,<br />
wie verbringen Sie ihre «freie Zeit»? Sind<br />
sie verheiratet, sind sie ledig, haben sie einen<br />
anderen Beruf — kurzum, womit beschäftigen<br />
sie sich, wie lenken sie sich ab oder bereiten<br />
sie sich vor für ihren Beruf, an dem sie so<br />
leidenschaftlich hangen?<br />
Nur selten sind die Rennfahrer Familienväter.<br />
Drei unter ihnen sind uns als solche<br />
bekannt Das sind die beiden italienischen<br />
Matadoren Fagioli und Nuvolari, ebensogute<br />
Familienväter wie grosse Künstler des Volants,<br />
und Philippe Etancelin, der in Rouen mit<br />
seiner Frau und seinen drei blonden Kindern<br />
ein glückliches Heim besitzt. Fagioli ist Fabrikant<br />
und eifriger Jäger. Vor seiner Flinte ist<br />
kein Wild sicher. Er reitet sein Steckenpferd<br />
mit solcher Passion, dass er vielleicht sogar<br />
mitten aus dem Rennen zur Jagd fahren<br />
-ÄÜTOMOBIE-REVÜE DIENSTAG, 18 ' AutiUöT WS8 —»<br />
ken und Reifenwechseln, was immer einen<br />
der spannendsten Momente im ganzen Rennen<br />
bedeutet. Kaum ist der Wagen mit<br />
knirschenden Bremsen zum Stehen gekommen,<br />
da stürzt sich auch schon ein Trupp<br />
von Monteuren über ihn, um mit fliegender<br />
Hast und trotzdem äusserster Akkuratesse<br />
die nötigen Arbeiten daran vorzunehmen.<br />
Jeder Handgriff ist vorher hundertmal eingeübt,<br />
jedes Werkzeug liegt haargenau am<br />
richtigen Platz, jeder Mann ist ein vollendqter<br />
Künstler in seinem Fach, aus einer Riesenschar<br />
von Bewerbern sorgsam ausgesiebt<br />
In weniger als einer Minute sind die Reifen<br />
ausgewechselt, die Tanks aufgefüllt — der<br />
Motor springt wieder an und der Fahrer<br />
zieht von neuem in den Kampf.<br />
Rennfahrer ohne Autos...<br />
würde, wenn ihm Jemand zuriefe: «Du, Luigi,<br />
da unten ist ein Schnepfenstrich im Vorbeiziehen...».<br />
Dieser starke, dunkle Italiener<br />
liebt das Rennen mehr als die Vorbereitungen<br />
dazu und in den letzten Jahren, in denen er<br />
Mercedes fuhr, haben "Vorübergehende oft gehört,<br />
dass ihn der 'Rennleiter Neubauer wiederholt<br />
bat und anhielt, dieses oder jenes an<br />
seinem Wagen zu versuchen, worauf Fagioli<br />
abwehrend beide Hände von sich streckte und<br />
immer wieder flehentlich erwiderte : «Nix<br />
probieren — nix probieren».<br />
Sein Konkurrent, nicht nur im Rennwagen,<br />
sondern besonders auch auf weidmännischem<br />
Gebiet, ist Achiille Varzi, der in der Nähe von<br />
Mailand ein kleines Gut sein eigen nennt, auf<br />
dem er vor allem Früchte «züchtet». Seine<br />
Erdbeeren geniessen beinahe Weltruf und auch<br />
sein Salat und Gemüse munden ihm und seiner<br />
Familie ausgezeichnet. Achille, temperamentvoll<br />
oind doch gutmütig, hält sich eine<br />
Anzahl «aufgelesener» Hunde, die er betreut<br />
und die ihn lieben. Auch er ist von Jagdfieber<br />
befallen und es gibt nur wenige Dinge, die<br />
ihn davon abhalten können. Achille trägt die<br />
auserlesensten und am elegantesten geschnittenen<br />
Anzüge und ist mit seiner Familie,<br />
seinen beiden Brüdern und seinen Eltern ein<br />
Herz und eine Seele.<br />
N*tff<br />
Was treiben sie c in Zivil» ?<br />
Immer wieder schwirren Briefe durch" die<br />
Welt, die Sensationelles aus dem Privatleben<br />
der Fahrer wissen wollen und die besonders<br />
die <strong>Zeitung</strong>sredaktionen unbeantwortet lassen<br />
müssen. In den letzten Jahren sind es da vier<br />
Fahrer, von denen die Oeffentlichkeit immer!<br />
wieder alles Mögliche und Unmögliche in Erfahrung<br />
bringen möchte.<br />
«Was macht der Caracciola, wenn er keine*<br />
Rennen fährt? Was isst der Nuvolari am liebsten,<br />
wie lange ist er verheiratet und hat er<br />
tatsächlich einen erwachsenen Sohn? Hat der<br />
Stuck zwei Brüder, die ihm ähnlich sehen :<br />
und welcher davon ist der Skifahrer und lässt<br />
er sich nicht bald scheiden? Wie alt ist der.<br />
junge Rosemeyer, wohnt er in Berlin oder<br />
im Rheinland — was ist seine Lieblingsfarbe?»<br />
Solche und ähnliche Fragen 1 gehen auf<br />
Hunderten von Postkarten durch die Hände<br />
der Postbeamten und bleiben meist unbeantwortet.<br />
Nun, wir wollen einmal versuchen, ein<br />
wenig hinter die Kulissen zu leuchten und<br />
herauszuspionieren, was zu spionieren ist<br />
Hundeliebhaber und Bastler...<br />
Der vorjährige Europameister, «Rudi» oder<br />
«Caratsch» genannt, ist im Privatleben ein<br />
bescheidener, stiller Mann, der am liebsten<br />
unerkannt seine Ruhe geniesst und seine Ferien<br />
mit Freunden verbringt, von denen sein<br />
Intimus der erfolgreichste deutsche Langstreckenfahrer<br />
Bernet ist. Er hat eine «grosse<br />
Liebe» und das ist sein Dackel «Moritz»,<br />
schon 8 Jahr& bei ihm, Tag und Nacht, aber<br />
mitunter «herrischer» als sein Herr. Caracciolas<br />
Leidenschaft sind die Autos, Maschinen<br />
und Motoren. Er bastelt gern und ist Fachmann<br />
auf diesem Gebiet. Sein Privatwagen<br />
ist der beste Spiegel seines eigenen Ichs. Er<br />
liest viel und spielt mit Feuereifer «Belotte», :<br />
ein Kartenspiel, das er allen anderen vorzieht<br />
Durch seine Verletzung ist er in der<br />
Ausübung anderer Sports gehandicapt aber<br />
bei seinem regelmässigem Leben und dem<br />
langen Schlaf hält er — wenns drauf an-^<br />
kommt — länger und zäher durch als der<br />
/<br />
Jüngste.<br />
Kräftig Holzhacken...<br />
Alls Stallgenossen von Caracciola nennen<br />
wir gleich den immer freundlichen und trotz<br />
seiner Pechsträhnen nie unglücklichen oder<br />
verzagenden Manfred von Brauchitsch. Er<br />
lebt bei seiner Mutter in Berlin und sein<br />
Freund, Ratgeber und Manager ist sein Bruder<br />
Harald. Manfred ist ein kühner Schwim-<br />
(Fortsetzung Seite 18.)<br />
»?•*.<br />
Die Zündung,<br />
die Sie brauchen<br />
Im modernen Leben ist die Abnützung<br />
der Nervenkraft, wie Sie<br />
als Automobilist wissen, ungeheuer.<br />
Nur eines kann entgegenwirken:<br />
Verbesserte Ernährung.<br />
Sie müssen Ihrem Motor den besten<br />
Brennstoff, das beste öl zuführen,<br />
wenn er dauernd eine hohe Tourenzahl<br />
laufen muss.<br />
Für den menschlichen Korper ist<br />
Ovomaltine der beste Betriebsstoff.<br />
Trinken Sie davon morgens und<br />
abends eine Tasse. Sie werden die<br />
gute Wirkung bald verspüren, wenn<br />
der Motor wieder regelmässig arbeitet.<br />
OVOMÄLT]<br />
stärkt auch Sie!<br />
Warten Sie nicht erst eine Panne ab,<br />
um Ihre Zündkerzen zu wechseln,<br />
sondern tun Sie dies jetzt schon.<br />
Preise: Fr. 3.60<br />
Fr. 2.-<br />
kleinen Dämpfer für seinen Tatendrang.<br />
Manchmal mögen den Fahrern die Anweisungen<br />
der Boxe reichlich spanisch vorkommen,<br />
doch befolgt werden sie in jedem Fall<br />
ohne Zögern — denn : die Boxe weiss alles,<br />
der Fahrer nichts, die Boxe befiehlt und der<br />
Fahrer gehorcht. Nur der Rennleiter vermag<br />
den Stand der Schlacht wirklich zu übersehen<br />
und die nötigen taktischen Entscheidungen zu<br />
treffen. Wenn jeder Fahrer auf eigene Faust<br />
wie ein Wilder drauflosrasen wollte, wäre<br />
das Resultat aller Wahrscheinlichkeit nach<br />
kein Sieg, sondern lediglich ein unentwirrbares<br />
Chaos.<br />
Runde um Runde geht das Rennen weiter.<br />
Zum festgesetzten Zeitpunkt erhält jeder<br />
Fahrer von der Boxe den Befehl zum Tan-<br />
die Buchse zu 500<br />
die Büchse zu 250gr<br />
Dr. A. WANDER A.-G., BERN<br />
Verkauf durch die Garagen, Mechaniker und Bosch-Dienste
JJ° 67 — DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
Rennfahrer ganz privat<br />
Nuvolari mit Frau und Sohn, zur Abwechslung mal unter den Zuschauern.<br />
Sie kennen ihn doch? Caracciola, der sonst auf Sekunden und Sekundenbruchteile, Jiier aber auf<br />
«greifbarere» Dinge Jagd macht.<br />
Familie Brauchitsch zu Hause, rechts Manfred,<br />
der famose Rennfahrer, links sein Bruder und<br />
Manager Harald.<br />
Tennis, Golf, Jagen, Ski- und Motorbootfahren,<br />
das sind nur ein paar von Stucks sportlichen Passionen.<br />
Unser Bild zeigt ihn und .seine Frau im<br />
Gespräch mit «Mr. G.>, König Gustav v. Schweden.<br />
Er und Sie und ihr Steckenpferd: Rosemeyers geht<br />
nichts über das Fliegen.<br />
HERM. GRABER<br />
Carrossier, WJCHTRACH
18 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — N° 67<br />
mer — ein kräftiger Holzhacker und an allem<br />
interessiert, was auf dem Gebiete des Sports<br />
gespielt wird. Er plaudert über Tennis, Fussball,<br />
Hockey, Pferderennen genau so fachund<br />
sachkundig, wie über Autodinge. Härter<br />
als seine Kollegen vom Fach muss er um Erfolge<br />
rängen, die ihm am Anfang seiner Laufbahn<br />
leichter glückten. Aber er verzagt nicht<br />
und ist auch nicht, wie viele seiner Verehrerinnen<br />
annahmen, zum Film gegangen, wo er<br />
in dem Stück «Kampf» einen beachtlichen Erfolg<br />
zu verzeichnen hatte.<br />
Manfred ist ein lieber Mensch mit eiserner<br />
Energie, ein guter Sohn, ein braver Bruder<br />
und, so hoffen wir, auch noch in dieser Saison<br />
einmal ein «Glückskind des Schicksals>, das<br />
an ihm viel gutzumachen hat!<br />
Sport in allen Varianten...<br />
Vor einigen Monaten las man in einer<br />
Schweizer <strong>Zeitung</strong> von «Hans Stuck, dem<br />
populärsten Sportcrack zwischen Mittelmeer<br />
und Ostsee». Das ist nicht aus der Luft gegriffen.<br />
Auf diesem Gebiet nämlich hat der<br />
grosse, blonde deutsche Automeister nur<br />
einen Konkurrenten, der sich in Sportdingen<br />
durch ebenso grosse Vielseitigkeit auszeichnet:<br />
Graf Trossi, der Automäcen Italiens, der<br />
nicht nur passionierter Rennfahrer, sondern<br />
auch Yachtbesitzer, Flieger und Segler ist.<br />
Der charmante italienische Graf macht mit<br />
seinen tollkühnen Künsten, besonders im Motorboot,<br />
überall von sich reden. Aehnlich ist<br />
es bei Hans Stuck. Er gewinnt Golf-Matches,<br />
placiert sich bei Ski-Abfahrtsrennen unter<br />
den Ersten, ^fährt im Motorboot Rekord von<br />
Rapperswil nach Zürich. Morgen schiesst<br />
Stuck in Schlesien, übermorgen erlegt er zwei<br />
Säue bei seinem Freund Leiningen und dann<br />
gewinnt er ein Herrendoppel im Tennis mit<br />
Ellmer. Und da sagen sich die Leser: «Das<br />
sind natürlich die Brüder von ihm — denn<br />
wenn das einer wäre — wann fährt er da die<br />
Rennen?»<br />
Und über ihn weiss man schon allerhand<br />
— dass er nicht raucht und nur Bier trinkt<br />
und am liebsten um 10 ins Bett geht, dass<br />
ihm beim Eisenbahnfahren übel wird und<br />
dass er mit keinen geputzten Schuhen Rennen<br />
fährt. Was man nicht weiss, das denkt<br />
man sich dazu, denn von den Rennfahrern<br />
wissen alle anderen ja immer mehr als sie<br />
selbst...<br />
• Im letzten Jahr hat der junge Bernd Rosemeyer<br />
den Sprung zur Spitzenklasse gewagt<br />
und geschafft. Der stürmische Draufgänger<br />
hat sich die Herzen der Zuschauer und der<br />
Fabriken im Nu erobert. Kein Tempo, das<br />
er nicht hält: auf Biegen und Brechen macht<br />
er mit, und als ehemaliger Motorradmatador<br />
bringt er eine gute Portion Erfahrung und<br />
Schneid zum Autosport dazu. Und Bernd<br />
« privat» ? Seine Leidenschaft fürs Fliegen<br />
ist kein Geheimnis mehr... Seine Lehrmeisterin<br />
Elli Beinhora hat ihn dafür so begeistert,<br />
dass er sie sogar heiratete und nun<br />
ist nur noch die Frage: wer von beiden ist der<br />
Schnellere — sie in der Luft oder er auf der<br />
Erde...<br />
Unruhvolle Familienväter.<br />
Der Liebiing des Publikums, wohin man<br />
auch kommt, ist unbestritten immer noch der<br />
tollkühne schneidige Altmeister Tazio Nuvolari.<br />
Einen erwachsenen Sohn hat er, das ist<br />
wahr, aber trotzdem sieht Tazio mit seinem<br />
rassigen Gesicht jung und unermüdlich aus<br />
und ist es auch — wie er besonders in dieser<br />
Saison erneut bewiesen hat. « Evviva Nuvolari»<br />
steht auf zahlreichen Rennstrecken mit<br />
Kreide oder Teer gemalt. Soviel ist sicher:<br />
wenn «Tazio» in seinen Regenmantel gehüllt,<br />
seinen kleinen Foxel im Arm, an die<br />
Boxen geht, kommt Leben in die Bude. Er<br />
ist Familienvater, dieser geniale Autoartist,<br />
aber er hält es nie lange zu Hause aus.<br />
Er kennt keinen Aberglauben, keine Hemmungen,<br />
keine Bedenken. Alles in seinem<br />
Privatleben tritt in den Hintergrund, wenn<br />
er in seinem Rennwagen sitzt. Heute tut er<br />
dies, morgen das — alles nur Nebenbeschäftigung.<br />
Hauptsache ist und bleibt seine Passion,<br />
seine Rennleidenschaft, ohne die ihm<br />
das Leben wertlos erscheint. Solange es noch<br />
einen Nuvolari gibt — ist im europäischen<br />
Rennsport etwas los und die Zuschauer kommen<br />
auf ihre Rechnung.<br />
rmmer, wenn man am Rennsonntag den<br />
Boxen gegenüber sitzt, kann man eine blonde<br />
sympathische Frau beobachten, die mit den<br />
Uhren arbeitet und schreibt und aufsieht und<br />
wieder schreibt. Sie gehört zu Louis Chiron<br />
und ohne « Baby », wie sie allgemein genannt<br />
wird, fährt auch Louis ungern oder garnicht.<br />
Neun Jahre Angst um einen Mann, das ist<br />
viel! Und wir wissen, was die Rennfahrerfrauen<br />
für Angst ausstehen und wie schwer<br />
ihr Beruf ist — oft schwerer als der ihres<br />
Mannes. Neulich sagte mir Frau Stuck:<br />
< Wissen Sie, ich bin eigentlich schon 500<br />
Jahre alt. Nach jedem Rennen bin ich 25<br />
Jahre älter! »<br />
Schauspielerische Talente.<br />
Aber nun wollen wir zu Chiron zurück und<br />
seinem rotgepunkteten Halstuch und zur<br />
Hühnerbrust, die für ihn in der Box bereit<br />
liegt. Der elegante französische Meisterfahrer<br />
ist der beste Gesellschafter und Kamerad,<br />
den man sich vorstellen kann. Ein<br />
talentierter Schauspieler, der beim Film und<br />
auf der Bühne wohl ebensoviel Geld verdienen<br />
würde wie beim Rennen. Er ist eine<br />
Persönlichkeit voll sprühenden Temperamentes,<br />
und wenn er mit Varzi zusammen<br />
von seinen Rennerlebnissen berichtet, kommt<br />
man aus dem Staunen, Lachen und Gebanntsein<br />
einfach nicht heraus. « Er schiesst den<br />
Hirsch im grünen Wald» und im Winter<br />
« lässt er die Skier schiass'n > und hat vom<br />
«weissen Sport» her ebensoviel Preise wie<br />
von Autorennen nach seiner reizenden kleinen<br />
Pariser Wohnung gebracht, die ein<br />
Schmuckstück ihrer Art ist. Es gibt nichts,<br />
was der Louis nicht kann — nur langweilen<br />
kann man sich mit ihm nicht<br />
Wintersportler im « Nebenamt».<br />
Bei der Olympiade in Garmisch fiel der<br />
Bob «Italien II > auf und die Zuschauer fragten<br />
neugierig: « Da steht Brivio — ist das<br />
der bekannte Autorennfahrer? > Ja, das war<br />
der bekannte Autorennfahrer. « Tino » Brivio<br />
— der gut aussehende und viel umschwärmte<br />
Italiener ist grosser Wintersportler vor dem<br />
Herrn und ausserdem beliebter Gesellschaftsmensch.<br />
Nie betätigt er sich als Spielverderber,<br />
aber stellt immer seinen Mann. Heut<br />
spielt er mit Taruffi und Stuck im Palais von<br />
Lurani in Cernuscho einen Tennismatch, morgen<br />
schwimmt er auf eine Wette hin hundert<br />
Meter unter Durchschnittszeit und übermorgen<br />
fährt er spielend seine zwei oder drei<br />
Bobrennen nach Hause.<br />
« Rennfahrer privat» — nun haben wir sie<br />
seziert. Wir wissen einiges von ihnen. Sie<br />
sind uns menschlich näher gerückt, .aber sobald<br />
sie in ihren c Hundertpferdigen » beifallumrauscht<br />
an uns vorbeisausen, erscheinen<br />
sie uns ebenso unerreichbar und geheimnisvoll<br />
wie vorher — Mythos der Rennfahrer —<br />
Helden der modernen Romantik! U. Z.<br />
Jteanfalke%=Anekdoten<br />
Vor dem «Hotel du Parc» in Cannes ist<br />
Rutschasphalt. Caracciola besucht Stuck und<br />
zwei vornehme Wagen, der 15-Liter-Mercedes<br />
von Caratsch und der 8-Zylinder-Horch von<br />
Stuck erregten Aufsehen unter den Gästen.<br />
Es begann zu regnen. Die beiden Meister des<br />
Volants schicken sich an, nach Nizza zu fahren.<br />
Als sie die Kurve aus dem Park hinter<br />
sich haben, entschliessen sie sich plötzlich/<br />
nach Mandelieu einen Abstecher zu machen.<br />
Umdrehen ist ihnen zu langweilig und da es<br />
regennass und kein anderer Wagen in der<br />
Nähe ist, geben sie Gas und reissen mit der<br />
Handbremse den Wagen so herum, dass er in<br />
umgekehrter Richtung zu stehen kommt. Aber<br />
wie sie nun in Richtung Mandelieu stehen,<br />
regnet es stärker und so einigen sie sich,<br />
doch wieder nach Nizza zu sausen und kehren<br />
wie auf Kommando auf dieselbe Weise<br />
um. Drei würdige Herren mit Barten beobachteten<br />
diese Prozedur bereits stirnruneelnd.<br />
Der Strengste unter ihnen kann sich nicht<br />
beherrschen, den Mentor zu spielen und tritt<br />
zu ihnen heran:<br />
«Sie da, Sie müssen erst noch fahren<br />
lernen!»<br />
Das amüsiert die beiden so, dass sie in<br />
herzhaftes Gelächter ausbrechen.<br />
Als die drei Herren sehen, dass sie mit<br />
ihren wohlgemeinten Ratschlägen nur Spott<br />
ernten, beginnen sie zu kochen.<br />
« Das werden wir der Polizei melden, was<br />
Sie hier auf den Strassen treiben und die<br />
andern gefährden », schimpft der zweite Philister<br />
bösartig.<br />
« Wie sind überhaupt Ihre Namen», fragt<br />
der Dritte, hinzutretend. Die Scheiben öffnen<br />
sich ganz, zwei lachende Gesichter verneigen^<br />
sich:<br />
« Mein Name ist Caracciola.»<br />
« Mein Name ist Stuck.»<br />
Ungläubig murmeln die Umstehenden:<br />
« Caracciola — Stuck ? »<br />
Das drückt dem Fass den Boden aus. Der<br />
Vollbart kriegt einen Wutanfall. Drohen' 1<br />
tritt er an die Wagen heran und schreit:<br />
« Jetzt gehe ich aber wirklich zur Polizei<br />
— erst nicht fahren können, dann frech werden<br />
und so besoffen sein, dass man sich am<br />
hellichten Tag für Caracciola und Stuck hält<br />
das geht zu weit — Wir sind doch keine<br />
Idioten hier... ! » Und weg war er und die<br />
beiden « Anfänger > auch 1<br />
VEKTEX<br />
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Fratelli Ambrosoli, Locarno<br />
BASEL: Ed. ConteUy, Hochstrasse 26<br />
BERN: Gebr. Marti, Eigerplatz 2<br />
BRUGG: Zulauf, Garage<br />
LANGENTHAL: Moser & Cie.<br />
LUZERN: Capitol-Garage<br />
WEINFEIiDEN: J. Minikus, Schlossgarage<br />
WINTERTHUR: H. Roos<br />
ZÜRICH: Garage-Metropol A.-G., Utoguai 49
N° 67 — DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
Hinter den Kulissen des Rennbetriebs<br />
Bei den grossen internationalen Strassenrennen<br />
ist die Spitzengeschwindigkeit der<br />
Rennwagen gar nicht so sehr wichtig. Die<br />
Fahrzeuge werden dabei vielmehr ununterbrochen<br />
beschleunigt, abgebremst, um eine<br />
Kurve gesteuert, wieder beschleunigt, wieder<br />
abgebremst usw. Es kommt also darauf an,<br />
die Wagen und insbesondere die Antriebsaggregate<br />
der Strasse noch mehr anzupassen,<br />
als das bis jetzt der Fall war. Eine Verbesserung<br />
der Strassenlage und eine feinere<br />
Regulierbarkeit der Motoren ermöglicht es,<br />
zwei oder drei Kurven auf irgend einem<br />
Rennkurs statt mit Viertelgas mit Halbgas,<br />
oder einen andern Teil der Strecke statt mit<br />
Halbgas mit Vollgas, und vielleicht wieder<br />
eine andere Stelle statt bremsend leicht beschleunigend<br />
durchfahren zu können, dann<br />
sind hier einige Sekunden, dort einige Sekunden<br />
zu gewinnen. Daraus resultiert schliesslich<br />
eine schnellste Runde nach der andern<br />
und diese geben den Vorsprung, der zum<br />
Sieg notwendig ist.<br />
Die Motorleistung der Rennwagen allein<br />
zu steigern, um eine möglichst hohe Spitzenleistung<br />
herauszubekommen, wäre genau so<br />
sinnlos, als wenn Campbell mit seinem Geradeaus-Wagen<br />
an den Start eines Qrand-<br />
Prix-Rennens ginge. Das Allerwichtigste an<br />
einem Rennmotor ist die Regulierbarkeit der<br />
Leistung, d.h. die Reaktion des Motors auf<br />
die Betätigung des Gaspedals. Kommt der<br />
Motor mit einem Ruck oder hat er einen<br />
weichen Uebergang ? Wie liegt die Leistungskurve<br />
im Vergleich zur Motordrehzahl<br />
? Vielzylindrige Motoren haben Nachteile<br />
durch die grosse Innenreibung und den<br />
dafür notwendigen Leistungsaufwand. Sie<br />
besitzen aber wiederum Vorteile durch die<br />
Steigerung des thermischen Wirkungsgrads<br />
und die damit mögliche flache Leistungskurve,<br />
die über einen grossen Drehzahlbereich<br />
annähernd die Spitzenleistung ergibt.<br />
Wohl die höchsten mittleren Drücke aller uns<br />
bekannten Rennmotoren haben Mercedes-Benz und<br />
Austin. Die höchste Spitzenleistung besitzt die<br />
Auto-Union-Maschine, währenddem die ERA- und<br />
die Austin-Maschinen mit der höchsten Drehzahl<br />
aufwarten. Der 0,75-Liter-Austin-Motor leistet etwa<br />
120 PS, die ERA- und Maserati-Maschinen etwa<br />
Moderne Rennmotoren.<br />
170 PS, der zwölfzylindrige Alfa Romeo 400 PS,<br />
der Mercedes-Benz-Motor 430 PS und die Auto-<br />
Union-Maschine etwa 450 PS.<br />
Die Leistung eines Motors bestimmt eich aus<br />
der Zylinderzahl, der Drehzahl und der Verdichtung.<br />
Für Hochleistungsmotoren müssen Ventile<br />
verwendet werden, die von oben V-förmig schräg<br />
in den Verbrennungsraum münden, um eine möglichst<br />
halbkugelige Form dieses Raumes zu erreichen<br />
und gleichzeitig den Raum über dem oberen<br />
Totpunkt des Kolbens so klein als möglich halten<br />
zu können, was bei untengesteuerten Motoren nicht<br />
möglich ist.<br />
Von der Höhe des erreichbaren Kompressionsdrucks<br />
hängt die Höhe des mittleren Drucks ab,<br />
der unmittelbar als Multiplikator in der Formel<br />
für die Motorleistung auftritt. Die halbkugelige<br />
Form des Verbrennungsraums ist aber noch aus<br />
weiteren Gründen massgebend für Hochleistungsmotoren.<br />
Die Zündwege vom Mittelpunkt einer<br />
Kugel aus (wo in diesem Fall die Kerze sitzt) sind<br />
gleich lang. Dadurch ergibt sich eine gleichförmige<br />
intensive Verbrennung, deren Wirkungsgrad<br />
höher ist als bei einer untengesteuerten Maschine<br />
mit langgestrecktem Verbrennungsraum.<br />
Die bei der Verbrennung entstehenden Temperaturen<br />
sind durch die hohe Verdichtung zwangsläufig<br />
derartig hoch, dass die alleinige Kühlung<br />
durch die Verbrennungsraumwände nicht mehr<br />
ausreicht. Für Hochleistungsmotoren werden des-,<br />
halb Brennstoffe verwendet, die sich zwar ausserordcntlich<br />
hoch verdichten lassen, bei deren Verbrennung<br />
jedoch mehr Wasser entsteht, als bei<br />
normalem Benzin. Hochprozentige Alkohol?*;<br />
mische erfüllen diese Ansprüche am besten. Bei<br />
der Alkoholverbrennung entsteht Verbrennungswasser,<br />
dessen notwendige Verdampfungswärme<br />
den verbrannten Gasen entzogen wird, so dass also<br />
eine zusätzliche chemische Innenkühlung eintritt,<br />
die für moderne Hochleistungs-Rennmotoren nicht<br />
entbehrt werden kann. Nicht zu grosse Zylinderräume<br />
pro Zylindereinheit erhöhen ebenfalls den<br />
thermischen Wirkungsgrad einer Maschine» was<br />
bei Gebrauchsmotoren einer Brennstoffersparnis,<br />
bei Hochleistungsmotoren einer Leistungssteigerung<br />
gleichkommt. ,<br />
Ein Blick unter die Motorhauben moderner<br />
Rennwagen zeigt meist etwa das gleiche Bild, einen<br />
Motor mit schräg V-förmig aufgesetzten Ventilgehäusen,<br />
wobei die Ventile entweder von einer oder<br />
zwei Nockenwellen aus gesteuert werden. Bei V-Motoren<br />
(Zwölf- oder Sechzehnzylinder) liegen manchmal<br />
vier Nockenwellen, also pro Zylinderreihe zwei<br />
oben, was zum Beispiel für den zwölfzylindrigen<br />
Alfa Romeo zutrifft, während der ebenfalls V-förmig<br />
gebaute sechzehnzylindrige Auto-Union-Motor<br />
mit drei Nockenwellen auskommt, wobei die mittlere<br />
die Einlassventile auf der Innenseite der beiden<br />
Zylinderreihen steuert. Eine kurze Zusammenstellung<br />
der bekanntesten* Rennmotoren ermöglicht<br />
einen Ueberblick :<br />
5,86 Liter, Auto-Union, 16 zyl. V-Motor, 3 Nockenwellen.<br />
4.2 Liter, Mercedes-Ben«, 8 xyl- Reihenmotor,<br />
2 Nockenwellen.<br />
4,1 Liter, Alfa Romeo, 12 zyl. V-Motor, 4 Nockenwellen.<br />
3,9 Liter, Alfa Romeo, 8 zyL Reihenmotor, 2 Nokkenwellen.<br />
.<br />
4.3 Liter, Maserati, 8 zyl. V-Motor, 4 Nockenwellen.<br />
3,7 Liter, Maserati, 8 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
3,5 Liter, Maserati, 6 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
Cowi^ev<br />
Das war in Bern beim vorjährigen «Grossen<br />
Preis der'Schweiz».<br />
Die konkurrierenden Mannschaften wohnten<br />
zusammen im gleichen Hotel, und es herrschte<br />
grosse Freundschaft und Kameradschaft —<br />
bis auf ein paar kleine Neckereien natürliche<br />
die gutmütig von einem Lager zum anderen<br />
gewechselt wurden.<br />
Am Sonntag beim Frühstück sitzen an zwei<br />
benachbarten Tischen die Fahrer von Mercedes<br />
und von Auto-Union. Man ist fertig, man<br />
raucht noch eine Zigarette, einer der Mercedesleute<br />
verlangt etwas Obst. Ein Piccolo<br />
bringt eine prachtvolle Schale, will sie mit<br />
elegantem Schwung auf den Tisch stellen —<br />
pardauz — ein Klirren und Brechen — und<br />
die Scherben fallen gerade neben Caracciola<br />
auf den Boden.<br />
Der Piccolo scheint den Tränen nahe. Aber<br />
die Mercedes-Leute jubeln: Scherben bringen<br />
2,5 Liter Maserati (Neukonstruktion), 6 zyl. Reihenmotor,<br />
2 Nockenwellen.<br />
1,5 Liter, ERA, 6 zyl. Reihenmotor, StoJ3stangen-St.<br />
1,5 Liter, Maserati, 6 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
1,5 Liter, Maserati, 4 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
1,5 Liter, Delage, 8 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
0,75 Liter, Austin, 4 uyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
3,3 Liter, Busatti, 8 zyl. Reihenmotor, 2 Nockenwellen.<br />
Dipl.-Ing. E. Hundt.<br />
lern fc»*tuine..*<br />
Glück, das wird uns Glück bringen! Dem jungen<br />
Kellner wird versprochen, dass ihm auf<br />
jeden, Fall der Schaden ersetzt wird, dazu,<br />
wenn Mercedes den Sieg davon trägt, noch<br />
ein Fünfzigfrankenschein für den Schrecken.<br />
Und der junge Mann zieht strahlend davon...<br />
Was weiter geschah, ist bekannt: der Piccolo<br />
kam zu seinen 50 Fränklt, dieweil Caracciola<br />
das Rennen in grossem Stil gewann.<br />
Und die Schale bekam er auch bezahlt. Sogar<br />
zweimal...<br />
Denn was vorher geschehen war, ist weniger<br />
bekannt: ein guter Freund der Mercedesleute<br />
hatte den Kellner mit dem Auftrag zu<br />
der glückbringenden Ungeschicklichkeit in<br />
den Saal geschickt und die Schale praenumerando<br />
bezahlt. Und die Aasgabe hat sich ja<br />
auch bezahlt gemacht: die Scherben haben<br />
zwei Leuten Glück gebracht: Caracciola und<br />
dem Piccolo...<br />
Wohl kennen die wenigsten Ihrer Fahrgaste<br />
den Unterschied zwischen einem Diesel- und<br />
einem Benzinmotor, wissen nichts von der Bedeutung<br />
des innenverzahnten Ritzels und<br />
wären wahrscheinlich erstaunt, wenn man sie<br />
nach der Rolle der Hinterachsabfederung oder<br />
der Bremsoberfläche fragte. — Aber sie bekommen<br />
diese Finessen zu spüren — je besser,<br />
je mehr sie Ihren Wagen benutzen. Und<br />
früher oder später werden sie bestätigen, was<br />
Sie auch aus Ihrer Betriebsrechnung ersehen:<br />
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20 AUTOMOBIL-REVUE<br />
DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — JVe 67<br />
Wenn de* Grand PI»BX rollt!<br />
Ein Rennen von den Ausmassen<br />
unseres Grossen<br />
Preises erzeugt jene typische,<br />
prickelnde und<br />
spannunggeladene Atmosphäre,<br />
der sich auch abgebrühte<br />
Habitues nicht<br />
zu entziehen vermögen.<br />
Unerschöpflich fast in<br />
ihrer Mannigfaltigkeit<br />
sind die Aspekte, die sich<br />
bei einem solchen Ereignis<br />
dem aufmerksamen<br />
Auge erschliessen und von<br />
denen unsere Bilder einen<br />
kleinen Ausschnitt darstellen.<br />
1. Nur die Ruhe kann es<br />
machen! Ungerührt scheinbar<br />
beäugt er von der<br />
Boxe aus die wilde Jagd<br />
auf der Piste, bis sein<br />
grosser Moment kommt,<br />
da er in fliegender Hast<br />
bei der «Tankoperation»<br />
eingreift. 2. Wagenabnahme.<br />
750 Kilo und<br />
nicht eines mehr darf das<br />
Fahrzeug haben. 3. Um<br />
sie, die Helden der<br />
Schlacht, die in atemberaubendem<br />
Tempo über<br />
die Bahn fegen, dreht<br />
sich alles. 4. Nicht nur<br />
die Fahrer haben es<br />
mächtig eilig; pressieren,<br />
pressieren heisst's auch<br />
am Büffet der Tribüne,<br />
denn das Tempo steckt<br />
an. 5. Sie haben schon<br />
mit Vorbedacht eine<br />
Hängematte mitgebracht,<br />
um von sothanem, vorteilhaftem<br />
Posten den<br />
Grossen Preis gemächlich<br />
auszukosten.<br />
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BERN 22.und 23. August BERN<br />
Samstag, 22. August, 16.15: Preis vom Bremgarten, 100 km<br />
Nationales Rennen für Sport- und Rennwagen<br />
Sonntag, 23. August, 10.00: Preis von Bern, 200 km<br />
Internationales Rennen für Rennvagen bis zu 1500 ccm Zylinderinhalt<br />
13.30: III. Grosser Preis der Schweiz, 500 km<br />
Die Rennen finden bei jeder Witterung statt<br />
DAS RENNEN DER EUROPÄISCHEN SONDERKLASSE
STTGUST <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-BEVUE 21<br />
Lohnende Worte für den fortschrittlichen<br />
Automobilisten<br />
Wenn der Motor auf steilen Sirassen<br />
oder auf schwierigen "V\fegen<br />
zu klopfen beginnt, dann verlangt<br />
er nach Esso.<br />
Das Klopfen bedeutet nämlich,<br />
daß statt des normalen Explosionsdruckes<br />
mit gleichmäßigem Verbrennungseffekt<br />
eine Explosion<br />
mit annormalem Anfangsdruck<br />
stattfindet. Diese Art der Explosion<br />
ist aber schädlich für Zylinder<br />
und Kolben. Deshalb ist Esso,<br />
der klopf freie Superbrennstoff,so<br />
wirtschaftlich. Er verleiht dem Motor<br />
geschmeidige Riesenkraft<br />
und schadet ihm nicht.<br />
der<br />
Gleichminiger<br />
Verbrennungseffekt -<br />
Gleichmäßige<br />
Riesenkraft mit Esso<br />
Stoßariiger<br />
Verbrennungseffekt-<br />
Ungleichmäßige Kraft<br />
Esso gibt mehr Kraft bei<br />
geringem Kostenaufwand,<br />
denn seine Vorteil<br />
le sind:<br />
1. GeringererBrennstoff"<br />
verbrauch.<br />
2. Gleichmäßigerer*<br />
brennungseffekt, daher<br />
höchste, klopffreie Kraftentfaltung<br />
und größere<br />
Leistung.<br />
3. Vollkommene, rückitmndslose<br />
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22 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — JfO 67<br />
Das Wandern ist<br />
des Fahrers Lust...<br />
...Noch besser könnte man eigentlich sagen<br />
«Auto, Auto du musst wandern, von dem einen Ort<br />
zum andern ...><br />
Das ist nun allwöchentlich so — heute in Tripolis,<br />
morgen in Budapest, übermorgen an der<br />
Eifel, ein paar Wochen später in Bern und in<br />
Pescara, immer ein ganzes Völkchen beieinander,<br />
welches viele Tausende von Kilometern kreuz und<br />
quer durch Europa und Afrika gondelt. Und das ist<br />
nicht einmal etwas Besonderes für sie...<br />
Da sind die grossen Equipen wie Alfa, Auto<br />
Union, Mercedes. 4 Rennwagen — meist in Lastwagen<br />
verstaut, 60 Mechaniker, 4 Reifenspezialisten,<br />
die Mixer für den Brennstoff, die Ingenieure<br />
und Konstrukteure, die Rennmanager, die Devisenverteiler<br />
und Rechner (diese Posten wurden erst<br />
vor 2 Jahren neu eingeführt, sind aber sehr begehrt)<br />
und nicht zuletzt: die Fahrer und der Teamarzt.<br />
Ganz abgesehen von den Autoenthusiasten,<br />
Fanatikern, Freunden, Verwandten und Frauen, die<br />
auch immer mit von der Partie sind...<br />
Allein die Mechaniker der drei grossen Firmen<br />
stellen beinahe ein kleines Regiment dar. 150 Mechaniker,<br />
die untergebracht und verpflegt sein<br />
sollen und gut — denn an ihnen hängt das Leben<br />
und Erfolg der Fahrer. Ohne sie könnten die<br />
«Hundertpferdigen», die Schar der Verantwortli-<br />
wmfxm.<br />
«3000 Kilometer in einer Woche — wie machen<br />
Sie denn das, mit oder in was?> fragten wir neulich<br />
die beiden Altmeister Caracciola und Stuck,<br />
als sie am Nürburgring in ihren schnittigen Wagen<br />
vorfuhren.<br />
Der immer zufriedene Caratsch zeigte auf die<br />
schmucke« «4er»-Reihe seines blauen Kompressors<br />
und meinte:<br />
«Wenn es irgend geht, fahre ich in meinem<br />
eigenen „Häuschen", denn das ist ja mein Wagen.<br />
Zu einem anderen kommen wir nicht, solange wir<br />
rennen — und 600 oder 700 Kilometer an einem<br />
Tag machen mir nichts. Die gehen schnell vorüber,<br />
schneller als in der B.ahn oder auf dem Schiff. Ich<br />
unterhalte mich mit meinem „Moritz" oder höre<br />
meinem Radio zu — kann aussteigen, wo es mir<br />
beliebt und bin frei und selbständig. Bei grösseren<br />
Entfernungen fliege ich. Das geht wenigstens<br />
schnelle Wir werfen einen Blick in Rudis «Häuschen>,<br />
das mit allen erdenklichen Schikanen ausgestattet<br />
ist, und wir können verstehen, dass er<br />
sich in der Zweiten der Eisenbahn nicht so wohl<br />
fühlt, wie in seinem rollenden Schmuckkästchen.<br />
. Die Eisenbahn ist ihm zu schnell...<br />
Auch Meister Stuck ist derselben Meinung:<br />
«Wissen Sie, in Eisenbahnen wird mir übel, und<br />
m^mw^<br />
'Ä1Ä<br />
Sie trandern, von einem Rennen zum andern. Die Mercedes-Rennwagen werden über den Gotthald<br />
« geschaukelt». t»fi<br />
chen und die Direktoren ruhig zu Hause bleiben — dann habe ich Angst, weil die Bremsen so quietschen,<br />
und dann geht es mir — offen gesagt —<br />
und die Fahrer Ferien machen.<br />
«Eigentlich habt Ihr doch ein phantastisches zu schnell.» «Wie, bitte,» fragen wir, «zu schnell<br />
Leben,> sagte neulich eine blonde Verehrerin zu — haben wir recht verstanden?» «Ja, mir geht es<br />
Manfred von Brauchitsch. «Jeden Tag wo anders, immer zu schnell, wenn andere fahren,» sagt uns<br />
die Welt sehen, was erleben — gar nicht auszudenken<br />
I» — «Gar nicht auszudenken,» wieder-<br />
«Auch das Fliegen liebe ich nicht so übermässig,»<br />
der Weltrekordmann mit Durchschnitt 312. —<br />
holte der Mercedesfahrer lachend —, «das stimmt, und lachend auf seinen Tachometer weisend, zeigt<br />
jeden Tag wo anders — die Welt sehen, mehr er uns die Zahl 40000! «Dabei haben wir erst Saisonhälfte,»<br />
setzt er hinzu — «im Oktober sind's<br />
erleben, als man oft will, nirgends Ruhe, immer<br />
Trubel, niemals müde, immer „fit" sein — vielleicht meist runde 800001» Stuck dessen Frau ihn immer<br />
ein „phantastisches Leben" — aber eigentlich begleiten soll (und zwei Foxels dazu), lobt auch<br />
nichts anderes als der reine Wanderzirkusl> das Autoradio, ohne welches die Reisen nicht annähernd<br />
so schnell vergingen. Er lässt sich auch<br />
Und trotzdem lassen sie alle diesen Beruf nicht,<br />
die einmal damit angefangen haben. Es ist in der vielfach vorlesen, oder er und seine Frau singen<br />
Tat der moderne Wanderzirkus des 20. Jahrhunderts. | zusammen «falsch, aber laut», wie er sagt, und<br />
ff<br />
Die Auto-Union disloziert nach einem neuen Renn-Schauplatz.<br />
ehe man es sich versieht, kommen sie dann von<br />
Birmingham nach Budapest oder von Tunis nach<br />
Tripolis.<br />
Auch Manfred und Bruder ziehen die «120 PS»<br />
den «300» des Flugzeuges vor. «Man kann zwischendurch<br />
schwimmen und Eiskaffee trinken gehen,<br />
übernachten, wo man will und weiterfahren,<br />
wann es einem passt.»<br />
Der junge Draufgänger Rosemeyer dahingegen<br />
ist nur fürs Fliegen. «Ich bin nirgends schnell genug,»<br />
ist seine Devise, und danach handelt er<br />
auch. Er hätte schon sein eigenes Flugzeug, wenn<br />
die Auto Union nicht ein leises Veto eingelegt<br />
hätte...<br />
Strickenderweise werden Kilometer gefressen.<br />
Chirons reisen gemächlich — das heisst, was<br />
Chiron «gemächlich» nennt. Wir haben ihn bei<br />
diesen Spazierfahrten Kurven nehmen sehen, dass<br />
wir uns sagten, «Mein Gott, wir sind doch nicht<br />
bei einem Bergrennen». Aber die blonde Baby sitzt<br />
daneben und strickt, und so lange sie strickt, ist<br />
eben das Tempo nicht zu schnell, und damit basta.<br />
Aber sie kennen auf den verschiedenen Strecken<br />
die besten Restaurants, die ausgezeichnetsten Hotels,<br />
und deshalb wissen die Rennfahrer genau:<br />
«Haltet euch hinter Chirons, wenn Ihr deren Durchschnitt<br />
halten könntl»<br />
Varzi wechselt ab, mal Auto, mal Bahn, mal<br />
Flugzeug. Je nach Ort und Stimmung. Er hat als<br />
einziger der europäischen Rennfahrer einen «Girardi»,<br />
wie man dieses Wesen nach dem früher so<br />
berühmten Verwandlungskünstler scherzhafterweise<br />
nennt. Diese Perle ist Sekretär, Mechaniker, Chauffeur<br />
und Reisemarschall in einer Person. Er ist sozusagen<br />
die linke Hand des Mailänders, denn die<br />
fechte braucht Achille ia selbst zum Rennen. Der<br />
«Girardi» heisst in Wirklichkeit Bignami, ist unersetzlich<br />
— aber nur, wenn man einen Vier- und<br />
keinen Zweisitzer zur Verfügung hat.<br />
Nuvolari, der italienische Campione, fährt im<br />
Wagen, Brivio fährtWagen, Fagioli fährt meistens<br />
Wagen, Farina fährt'Wagen, Delius und Lang fahren<br />
Wagen, Pintacuda fährt Wagen, und dann<br />
sind sie verwundert, wenn sie sich in einem Vorort<br />
von Genf oder in Lugano an der Grenze treffen<br />
oder überholen.<br />
An allen Grenzen wissen alle Zollbeamten Bescheid.<br />
Und während sie die Pässe prüfen und<br />
um Autogramme betteln, teilen sie mit: «Der Herr<br />
Neubauer ist mit 3 Mercedeswagen schon vor 3<br />
Stunden durch.»— «Caracciola hat diesmal einen<br />
Herrn mit sich im Wagen, und die Mechaniker von<br />
der Auto Union haben uns Nadeln geschenkt!»<br />
Wo die Rennfahrer sichtbar werden, tauchen<br />
Gerüchte auf. Jungens und Mädels stehen an den<br />
Strassenecken und lauem. Sie lassen sich keinen<br />
Etancelin für einen Dreyfus vormachen und unterscheiden<br />
«8-» und «12-Zylinder» auf Distanz. Sie<br />
haben ihre Favoriten und Spezialansichten, aber<br />
sie sind sportlich genug, jede Leistung anzuerkennen.<br />
Mit den Portiers in den Hotels stehen sie auf<br />
vertrautem Fuss — wegen der Unterschriften und<br />
der Neuigkeiten. Sie machen Tauschgeschäfte mit<br />
ihnen, meistens in Autogrammen. In der Schule<br />
protzen sie dann: «Mein Freund Louis, mein Freund<br />
Hans, mein Freund Bernd...»<br />
Heute Paris — morgen Monza und so fort..«<br />
Kein Zuhause während sechs langer Monate.<br />
Und alles Gepäck dabei. Der Smoking zuunterst,<br />
der Rasierpinsel zuoberst. Und dabei gibt es Leute,<br />
die behaupten, Rennfahrer würden noch eher den<br />
Smoking gebrauchen als den Rasierpinsel!! «So<br />
'nen Bart haben» haben sie nun wirklich nicht 11<br />
Das Rennfahrervölkchen ist eine unzertrennliche<br />
Gilde. Wenn sie auch mitunter aufeinander schimpfen<br />
und einer an dem andern keinen guten Faden<br />
lässt, und wenn sie mit Zornesröte schwören:<br />
«Nächstes Jahr lasse ich aber den verfluchten<br />
Krempel sein» — so ist das nur getan als ob.<br />
Im Grunde liegt ihnen dieses Leben. Wer einmal<br />
dabei war, "kommt nicht mehr davon los. Unabhängig,<br />
die Welt offen, überall jubelnde Hände<br />
und lachende Augen, überall «Held sein» und als<br />
solcher gefeiert werden, auch wenn man nicht gewinnt.<br />
Aber für jeden ist die Chance da, und für<br />
jeden kommt sie wieder, ganz gleich, ob in San<br />
Sebastian oder in der Eifel, ob in Tunis oder In<br />
Bern. Und deshalb lässt man nicht davon und liebkost<br />
seinen Rennwagen, wenn er aus seinem Stall<br />
kommt, genau so wie der Reiter sein Pferd...<br />
Heute geht man auseinander, morgen trifft man<br />
sich wieder. Man bekämpft sich und gibt sich die<br />
Hand — man hält zusammen, denn man weiss<br />
nicht wie lange man lebt, und gerade in diesem<br />
Beruf ist ein Händedruck oft der letzte...<br />
Aber daran wird nicht gedacht, und munter<br />
geht es auf die 80000 Kilometer Reise rund um<br />
Europa und darüber hinaus. Als im Vorjahr in<br />
einem Flugzeug von Tripolis nach Rom Nuvolari,<br />
Stuck, Etancelin, Varzi, Fagioli, Chiron, Caracciola<br />
versammelt waren, fragte einer von ihnen: «Stellt<br />
Euch vor — was würde geschehen, wenn wir jetzt<br />
abstürzen würden?» Sekundenlange Pause. Dann<br />
kam es voll innerster Befriedigung aus Chirons<br />
Munde: «Dann würde der Grosse Preis von<br />
Deutschland abgesagt!» Und da freuten sie sich<br />
wie die Spatzen, dass ohne sie ein so grosser<br />
Rennen nicht stattfinden würde ...<br />
Aber das Flugzeug ist gottlob heil angekommen<br />
und sie alle werden hoffentlich noch manchen<br />
«Grossen Preis» überstehen und gewinnen!!!<br />
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*lch habe Deinen neuen Renner genau stu-<br />
. Am Anfang musst Du zeitig bremsen,<br />
mitDu nicht fliegst. Aber Du fährst schon<br />
jädellös. Ich male Dir jetzt jede Woche ein<br />
Bild. Aus Angst, dass Du nicht gewinnen<br />
könntest, habe ich am Sonntag keine Schokolääecfeme<br />
gegessen. Der Karl hat gesagt, Du<br />
machst es nie. Den habe ich verhauen. Von<br />
Autos hat der keine Ahnung. Er fährt auch<br />
nicht Rad. Aber ich. Ich vertraue Dir eben.<br />
Dein Karl Heinz.<br />
, Mch danke Dir sehr für Deine Karte. Ich<br />
bin schon 10 Jahre und kann jeden Kompressor<br />
unterscheiden. Gut, dass man Stromlinie<br />
hat. Komm doch mal mit Deinem Renner bei<br />
uns vorbei. Dann bist Du schnell da. Wir stehen<br />
auch Spalier. Viele herzliche Grüsse von<br />
Vati, Mutti und Bertha, das ist das Dienstmädchen.<br />
Deine Eva Maria.»<br />
«Wir waren alle traurig, "dass- Sie am<br />
Schluss verloren haben. Sonst hätten wir uns<br />
alle so gefreut. Aber es kommt schon. Vielleicht<br />
drücken Sie nicht so drauf. Weil Sie<br />
ausscheiden mussten, schicken wir Ihnen einen<br />
Trostpreis, eine Schachtel Biskuit, von unserem<br />
Taschengeld, und weil Sie so jung sind,<br />
tut es uns so leid. Seien Sie nur nicht traurig.<br />
Wir sind es schon. Viele Grüsse von<br />
Ihrem Manfred Seh...»<br />
«Lieber Meister! Du bist ja eine Marke für<br />
Dich. Fahre nur immer so zu. Meine Schwester<br />
und ich haben vom Vater jedes eine grosse<br />
Tafel Schokolade bekommen, weil Du gesiegt<br />
hast. Mache doch mal in der <strong>Zeitung</strong> ein böses<br />
Gesicht. Wenn Da immer lachst, denken alle,<br />
das Gewinnen ist kinderleicht. Am Radio<br />
schwitze ich wie Du. Im Zug hielt ich am<br />
Sonntag beide Daumen eingepresst. Von<br />
einem ist die Haut ab, und ich kann morgen<br />
nicht turnen. Auf der Strasse hörten wir dann,<br />
dass Du gewonnen hast. Mir wurde ganz übel.<br />
Nun besuch uns aber mal.<br />
Dein Carl Friedrich.'»<br />
(Ein Zettel mit einer Anzahl mit Rot- und<br />
Blaustift gemalter Blümchen enthielt den folgenden,<br />
nicht leicht zu entziffernden Text:)<br />
«Ich sente dir hundert Blimchen zum drohsen<br />
Ervolch.<br />
Martha.»<br />
«Ich interessiere mich für alles vom Rennen.<br />
Kann auch schon einen Wagen zusammensetzen.<br />
Verstehe jeden Defekt. Aber warum<br />
Wasser schlauche kaputt gehen, verstehe<br />
ich nicht. Später werde ich auch Rennfahrer.<br />
Dann können Sie nicht mehr und müssen bei<br />
mir zusehen.<br />
Ich fahre oft mit meinem Benz-Selbstfahrer<br />
in die Schule, da staunt alles. Unsere Stadt ist<br />
schon über 1000 Jahre alt. Ich habe ein Bild<br />
von Ihnen meiner Klasse geborgt. Viele<br />
Grüsse Ihren Tieren und Ihrer Frau. Ich<br />
schreibe wieder. Hans Hellmuth.»<br />
(Dec Anfanget<br />
Nurburgring <strong>1936</strong>.<br />
Rosemeyer fährt mit seiner Elli am Tag<br />
vor dem «Grossen Preis» eine Spazierrunde<br />
den Ring entlang. Er unterhält sich mit ihr<br />
und zeigt ihr verschiedene besonders schwierige<br />
Stellen, stoppt mal ab und gibt dann<br />
wieder Gas. Ein offener Tourenwagen mit<br />
einem sensationslustigen Rennzuschauer und<br />
seinem» Fräulein Braut folgt Rosemeyers<br />
Wagen und scheint schwer beleidigt darüber,<br />
dass sein Vordermann so ungleichmässtg und<br />
dazu so langsam fährt.<br />
Schliesslich zieht er an ihm vorüber und<br />
Rosemeyers können das folgende Gespräch<br />
mit anhören: «Du, Adolf, ist das auch einer<br />
von den Berühmten?»<br />
«Keine Spur, Schatz!» erwidert der Kavalier<br />
und schaut verächtlich auf den jungen<br />
Rosemeyer: «Das ist nur so ein Angeber —<br />
der hat sein Lebtag noch nicht in einem<br />
Rennwagen gesessen — der muss erst noch<br />
fahren lernen.»<br />
Ob der Herr wohl am nächsten Tag gefunden<br />
hat, dass der Anfänger inzwischen<br />
ganz gut fahren gelernt hat?<br />
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24 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 18. AUGUST <strong>1936</strong> — N° 67<br />
Brauchen, wir ihn noch vorzustellen? Obering.<br />
Neubauer, den Rennchef von Mercedes-Benz, eine<br />
populäre Figur auf allen grossen Rennplätzen...<br />
Der Mann-mit den zwei Stoppuhren.<br />
Oberingenieur Neubauer.<br />
Im vorigen Jahr beim «Grossen Preis der<br />
Schweiz> sahen die Tausende von Tribünenbesuchern<br />
einen seltsamen Mann unmittelbar an der<br />
Strecke stehen. Caracciola lag damals weit in Führung.<br />
Jedesmal wenn das helle Singen des Rennwagens<br />
hinter den fernen Bäumen des Bremgartenwaldes<br />
hörbar wurde, dann rapid anschwoll und<br />
schliesslich der Wagen in phantastischem Tempo<br />
durch die Tribünenkurve fegte, trat dieser Mann<br />
mit zwei Stoppuhren in der Hand ganz nahe 'an<br />
die Bahn heran. Aufmerksam sah er dem Wagen<br />
entgegen. Mit heftigem Ruck fuhren seine beiden<br />
Hände, die Stoppuhren drückend, nieder, und dann<br />
nickte der Mann Caracciola zu. In jeder der 70<br />
langen Runden des schweren Rennens stand Neubauer,<br />
der Rennleiter der im vorigen Jahr siegreichen<br />
Mercedes-Equipe, an dieser Stelle der<br />
Bahn. Im letzten Drittel des Rennens, als der Kampf<br />
sich soweit entschieden hatte, dass Caracciola nur<br />
noch seinen sicheren Vorsprung zu halten brauchte,<br />
diktierte Neubauer seinem Fahrer das notwendige<br />
Tempo mit weichen Handbewegungen, genau anzusehen,<br />
wie wenn ein Kapellmeister sein Orchester<br />
dirigiert. An den Rundenzeiten war später zu<br />
erkennen, wie genau Rennleiter und Fahrer hierbei<br />
aufeinander eingespielt waren. Um wenige Sekunden<br />
wurde die Rundenzeit grösser, wenn Neubauers<br />
Hände ganz weich und flach hin und her<br />
strichen, um sofort wieder zu sinken, wenn Neubauer<br />
auch nur diese Handbewegung unterliess<br />
oder gar beim Aufrücken eines Konkurrenten in<br />
den letzten Runden des Rennens die schwarzrote<br />
Fahne der Mercedes-Equipe zeigte.<br />
Mit dieser Fahne hat es überhaupt eine eigene<br />
Bewandtnis. Sie gehört zu Neubauer und gehört<br />
dem<br />
JeCdhexxenhügeC<br />
dex JlemschiacfUea<br />
untrennbar zur Mercedes-Equipe. In Verbindung<br />
mit einer Startnummer gezeigt, bedeutet sie dem<br />
dahinrasenden Fahrer die kurze Nachricht, dass<br />
jener Konkurrent gefährlich zu werden beginnt.<br />
Die Fahne nach oben gehalten bedeutet, «überhole<br />
wer vor dir liegt». Und die Fahne über dem Kopf<br />
geschwungen heisst, letzten Einsatz, aber auch<br />
Siegesfreude, wenn der Kampf entschieden ist.<br />
Wenn ein Rennleiter sich so gut mit seinen Fahrern<br />
versteht, dass sie im Kampf des Rennens auf<br />
kaum sichtbare Handbewegungen von ihm reagieren,<br />
dann muss dieser Rennleiter einen erstaunlichen<br />
Einfluss auf seine ganze Mannschaft ausüben.<br />
Das ist bei Neubauer auch wirklich der Fall.<br />
Seine Mechaniker gehen für ihn durchs Feuer. Gibt<br />
es in der letzten Nacht vor einem grossen Rennen<br />
noch unerwartet harte Arbeit, dann ist Neubauer<br />
der Erste, der etwas zu essen und zu trinken für<br />
die Leute besorgen lässt, von deren genauer Arheimbefehle<br />
signalisierten. E. H.<br />
Erstaunlich, was für ein scharfes Auge Neubauer<br />
als Rennleiter für die vielen Nebenumstände<br />
besitzt, die den Ausgang eines Rennens zu beeinflussen<br />
vermögen. Vor dem Start eines Regenrennens<br />
liess er beispielsweise die Griffe der<br />
Wagenheber mit Isolierband umwickeln, damit den<br />
Monteuren beim blitzschnellen Reifenwechsel die<br />
nassen Wagenheber nicht entgleiten können. Das<br />
Meisterstück von Neubauers vielgerühmter Renntaktik<br />
war wohl das Avusrennen des vergangenen<br />
Jahres. Im Vorlauf und im Hauptlauf waren fünf<br />
bzw. zehn Avusrunden zu fahren. Die Beobachtungen<br />
während des Trainings hatten ergeben,<br />
dass die dünnen Bahnrennreifen für vier bis höchstens<br />
fünf Runden reichten. Es war ein ganz grosses<br />
Wagnis und doch wohl überlegt, dass Neubauer<br />
seine Rennwagen ohne Reifenwechsel die<br />
fünf Runden des Vorlaufes und die zehn Runden<br />
des Hauptlaufes durchfahren liess. Je dünner die<br />
Gummiauflage der Reifen, um so weniger bestand<br />
die Gefahr des Abfliegens der Laufflächen bei den<br />
hohen Geschwindigkeiten, die auf der Avus gefahren<br />
werden. Sorgfältig diktierte Neubauer dem<br />
führenden Fagioli das Tempo. Wieder wurden die<br />
Rundenzeiten um Sekunden schneller oder langsamer<br />
nuanciert durch zwei Hände, die abwechselnd<br />
die Stoppuhren drückten und mit weichen<br />
Bewegungen dem aufmerksamen Fahrer die Geheimbefehle<br />
signalisierten.<br />
„Der" Dr. Feuereissen ! -<br />
Im früheren «ADAC», und dem heutigen<br />
«DDAC» gab es immer einen Mann, den alle fürchteten<br />
und doch liebten: den gestrengen, aber gerechten<br />
«Doktor», der alle Schlachten lenkte, leitete<br />
und dafür «verantwortlich» zeichnete. Er war<br />
die rechte Hand von Präsident Kroth, und es gab<br />
kein Rennen in Deutschland und keine andere Veranstaltung<br />
automobilistischen Charakters, bei der<br />
er nicht dirigierte und über dem Ganzen schwebte<br />
(natürlich nur bildlich).<br />
.«.und sein «Gegenspieler», Dr. Feuereissen, der<br />
die Rennmannschaft der Auto-Union betreut.<br />
Dieser Doktor trat im Jahre <strong>1936</strong> zur Auto-Union<br />
über und übernahm die Leitung der Rennabteilung.<br />
Es klingt so wunderbar leicht und schön: «Leiter<br />
einer Rennabteilung». Und jeder Aussenstehende<br />
denkt so bei sich: «Herrlich, das wäre ein<br />
guter Posten für mich!» Aber mit der «Herrlichkeit»<br />
einer solchen Stellung hat es bestimmt seine zwei<br />
Seiten. Alles ginge ja noch — die riesengrosse<br />
Verantwortung dafür, dass die Wagen in Ordnung<br />
sind, dass die Mechaniker zuverlässig arbeiten,<br />
dass der Pendelverkehr von der Fabrik zu den<br />
Rennen rechtzeitig funktioniert, dass die gefahrenen<br />
Wagen gleich nach der Schlacht abtransportiert<br />
werden und die frisch überholten zum ersten<br />
Training des nächsten Rennens bereits wieder am<br />
Platz sind, dass die etwa 70 Kopf starke Helferschar<br />
gut untergebracht ist —, alles das wäre ja<br />
noch zu schaffen und ist eine Organisationsfrage,<br />
die sich bei entsprechendem Talent und Uebung<br />
durchführen lässt, aber das schwierigste Kapitel für<br />
den Rennleiter liegt auf einem ganz anderen Gebiet!<br />
Das ist das Team selbst. Drei ungefähr gleich<br />
gute und berühmt sein wollende Fahrer unter<br />
eine Decke, das heisst in gutem Einvernehmen<br />
und unter Wahrung des Fabrikinteresses, in<br />
die Wagen zu bringen, das ist schon Kunst, und<br />
hier erhebt sich für den Rennleiter die Klippe,<br />
die ihm die meisten Sorgen bereitet.<br />
Drei verschiedene Temperamente zügeln — und<br />
wenn man die Ersatzfahrer mitrechnet, vier bis<br />
sechs! Dazu muss man beinahe Hellseher, Psychiater<br />
und Dompteur sein. Und Geduld muss man<br />
haben und Nerven aus «Stahl und Eisen». Aber<br />
gerade dieser Dr., dessen Name aus «Feuer»<br />
und «Eisen» zusammengesetzt ist, überwindet auch<br />
diese Schwierigkeiten mit weltmännischer Gelassenheit<br />
Ṡehr nett ist die Geschichte, die er uns neulich<br />
vor dem Nürburgrennen erzählte. So ein Rennleiter<br />
muss im Nebenamt auch Schriftleiter sein,<br />
denn was für eine Unzahl von Bewerbungsschreiben<br />
aller Art er da täglich zugesandt bekommt,<br />
lässt sich nicht «ausdenken. Ganze Auktionen von<br />
Angeboten und Erfindungen häufen sich auf dem<br />
Schreibtisch des Sekretariates — lOOprozentige<br />
Garantien für Siege. Die Spitzenleistung punkto<br />
Originalität bildete das Schreiben eines noch unbekannten<br />
Meisters des Volants, der ungefähr folgendes<br />
vorzubringen sich berufen fühlte:<br />
«Wenn Sie wüssten, was ich weiss, würden<br />
Sie am kommenden Sonntag nicht den Stuck und<br />
den Rosemeyer starten lassen, sondern mich — der<br />
sichere Sieg wäre Ihnen beschieden I»<br />
Dr. Feuereissen antwortete gewand: «Da ich<br />
nicht weiss, was Sie wissen, lasse ich es lieber<br />
beim alten...» Und er hat recht damit gehabtI<br />
Dr. R.<br />
Im Alfa-Romeo-Stall.<br />
Alfa Romeo ist von jeher diejenige italienische<br />
Fabrik gewesen, die im Rennsport am meisten geleistet<br />
hat, und jedermann wird sich der berühmten<br />
«Monoposto»-Rennwagen erinnern, die in den Jahren<br />
1932, 1933 und zum Teil auch noch 1934 sozusagen<br />
unschlagbar waren. Nachher allerdings kamen<br />
die Deutschen mächtig auf, aber Alfa Romeo<br />
verlor den Mut nicht, und vor einigen Monaten<br />
rückte Meister Jano mit dem neuen 12-Zylinderwagen<br />
heraus.<br />
Wer leitet denn die Rennen der roten italienischen<br />
Mannschaft? Solange die Fabrik sich direkt<br />
am Rennbetrieb beteiligte, war der Konstrukteur<br />
selbst, Ingenieur Jano, von dem wir in der « Automobil-Revue»<br />
bereits gesprochen haben, der eigentliche<br />
Rennleiter; nachdem aber die rennsportliche<br />
Tätigkeit der Fabrik ganz in die Hände der<br />
Scuderia Ferrari übergegangen ist, liegt auch die<br />
sportliche Leitung der Rennen beim Ferrari-Rennstall.<br />
Enzo Ferrari amtet als offizieller Rennleiter.<br />
Und er kennt sich als früherer Rennfahrer im<br />
«Wurstkessel» sehr gut aus; da er aber nicht überall<br />
sein kann, lässt er sich von seinen Mitarbeitern<br />
Bazzi und Ugolini unterstützen, die beide über umfassende<br />
mechanische Kenntnisse verfügen. Die<br />
Anweisungen für die Renntaktik gibt aber jeweils<br />
vor jedem Rennen der Mannschaftsführer Nuvolari.<br />
Enzo Ferrari ist ein ganz gewiegter Rechner und<br />
hat z. B. mehrere Tausendmeilenrennen gewonnen,<br />
indem er vier bis fünf Verpflegungs- und Tankstellen<br />
an besonders kritischen Stellen der Strecke einrichtete.<br />
Bazzi, Ugolini, der gute Marinoni und<br />
andere bewährte Mechaniker besorgen von den<br />
Boxen aus die geheime «Zeichensprache», um den<br />
Fahrern ihre jeweilige Lage im Rennen, ihre Rückstände<br />
oder Vorsprünge bekanntzugeben, und Fep«<br />
rari überwacht alles.<br />
Bei Maserati<br />
liegen die Dinge etwas anders. Bei den Rennen,<br />
in welchen die Fabrik offiziell startet, fungiert<br />
Bindo Maserati als Rennleiter. Und ihm hat die<br />
Fabrik schon manchen Sieg zu verdanken.<br />
Was — nebenbei bemerkt — die übrigen fta- 1<br />
lienischen Renngemeinschaften betrifft, so sind wir<br />
in der Lage, zu melden, dass in allernächster Zeit<br />
alle drei Rennställe («Torino», «Maremmana» und<br />
«Subalpina») zu einem einzigen unter der Leitung<br />
der «Maremmana» vereint werden.<br />
Entsendet Maserati Kleinwagen zo einem Ren*<br />
nen, dann schwingt Graf Trossi, einer der Hauptcktionäre<br />
der Bologneser Fabrik, das Szepter als<br />
Rennmanager, und zwar mit Unterstützung Bindo<br />
und Ernesto Maseratis, sowie Roveres und Äyminis.<br />
Bugatti<br />
hat das verantwortungsvolle Amt des Rennleiters<br />
bis vor einem Jahr dem früheren Rennfahrer Meo<br />
Costantini anvertraut. Seit der Reorganisation der<br />
Fabrik (die ihre Haupttätigkeit auf den Bau von<br />
Schienenautos umgestellt hat) liegt diese Charge<br />
jedoch in den Händen Jean Bugattis, Ettores tüchtigem<br />
Sohn. Der «Junge», der im 31. Altersjahr<br />
steht und bereits mehrere Rennen erfolgreich bestritten<br />
hat, kennt nicht nur seine Motoren, sondern<br />
auch seine Fahrer, mit denen er in einem engen<br />
kameradschaftlichen Verhältnis steht. So ist bei Bugatti<br />
zwischen dem Rennleiter und den Rennfahrern<br />
Robert Benoist, Jean-Pierre Wimille, Veyron usw.<br />
eine harmonische und freundschaftliche Zusammenarbeit<br />
emporgewachsen. r.<br />
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