E_1936_Zeitung_Nr.075
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II. Blatt<br />
BERN, 15. Sept. <strong>1936</strong><br />
Automobil-Revue<br />
No 75<br />
II. Blatt<br />
BERN, 15. Sept. <strong>1936</strong><br />
Der neue Wolseley 14/56 PS 6-Zylinder<br />
(Nach schweizerischer Steuerberechnung 9/56 PS)<br />
Mit diesem neuen Modell, das den bisherigen<br />
Typ «14 » von Wolseley ersetzt, bringt<br />
die Firma einen Wagen auf den Markt, der<br />
punkto Komfort und Verfeinerungen im technischen<br />
Aufbau allen Ansprüchen gerecht werden<br />
dürfte, die man an einen modernen Wagen<br />
der mittleren Grössenklasse zu stellen<br />
gewohnt ist. Seine Abmessungen gestatten,<br />
auf der hinteren Bank bequem drei Personen<br />
unterzubringen, während die Breite der<br />
Wagen-Vorderpartie dem Fahrer und einem<br />
Passagier reichlichen Ellbogenraum lässt.<br />
Der Motor<br />
musste sich gegenüber dem letzten Jahr verschiedene<br />
Aenderungen gefallen lassen, die<br />
allerdings keineswegs etwa unerprobte Neuerungen<br />
darstellen, hatten sie doch durchwegs<br />
^Gelegenheit, sich am letztjährigen nächstfcrösseren<br />
Modell 16 zu bewähren. Wir nennen<br />
da die Verlängerung des Hubes von 90 auf<br />
mm, wodurch sich der Hubraum auf<br />
»818 ccm vergrößerte, und die Bremsleistung<br />
auf 54 PS bei 4000 U/Min, erhöhte, ferner<br />
«die Abänderung des Steuerungsantriebes, der<br />
Jetzt nicht mehr von einer obenliegenden Nokkenwelle,<br />
sondern von unten über Stossßtangen<br />
und Kipphebel erfolgt. Man rühmt<br />
«deshalb dem Motor nach, dass sich sein Zylinderkopf<br />
zur Entrussung besonders leicht<br />
demontieren lasse.<br />
Nach Fahrversuchen der englischen Zeitschrift<br />
« The Autocar » erteilt der Motor dem<br />
•Wagen eine Maximalgeschwindigkeit<br />
115 km/Std. im direkten Gang. Die Motordrehzahl<br />
steigt hierbei auf 4600 U/Min.,<br />
während sie bei einer normalen Fahrgeschwindigkeit<br />
von 70 km/Std. 2840 U/Min, erreicht.<br />
Für die gute Literleistung des Motors<br />
ist nicht zuletzt die verhältnismässig hohe<br />
Verdichtung von 1 :6,3 verantwortlich, die<br />
natürlich auch den Brennstoffverbrauch günstig<br />
beeinflusst..<br />
Von besonders ingeniöser Bauart sind die<br />
Kolben, deren obere Partie aus Aluminium<br />
besteht, um der guten Wärmeleitfähigkeit dieses<br />
Materials in der Umgebung des Kolbenbodens<br />
teilhaftig zu werden. Der Kolbenmantel<br />
dagegen besteht zur Verminderung der<br />
Abnützung aus Stahl. Für die sorgfältige<br />
Durchbildung des Motors sprechen weiter die<br />
spezielle Anordnung der Oelansaugöffnung,<br />
die sich ständig an der Oberfläche des Oels<br />
im Motorsumpf hält, wodurch nur sauberes<br />
Oel ins Schmiersystem gelangt. Die schwereren<br />
Verunreinigungen dagegen setzen sich in<br />
Seitenansicht des<br />
Wolseley 14/56 PS.<br />
der untersten Partie des Oelsumpfes nieder,<br />
von wo sie keine Gelegenheit haben, in den<br />
Oelkreislauf einzutreten.<br />
Das Chassis<br />
ist gegenüber der diesjährigen Ausführung<br />
noch verwindungssteifer geworden. Seine<br />
hohlen, kastenförmigen Längsträger weisen<br />
zur Qewichtserleichterung im Steg zahlreiche<br />
Bohrungen auf.<br />
Merkwürdig berührt auf den ersten Blick,<br />
dasSidie Vorderräder noch nicht einzeln ab-<br />
gefedert sind, doch darf man hier nicht<br />
ausser Acht lassen, dass der Wagen eben<br />
die englische Konstruktionspraxis verkörpert<br />
und dass sich unter den englischen Konstrukteuren<br />
bisher erst eine Minderheit zur Bevorzugung<br />
der.Einzelabfederung durchringen<br />
konnte. Die hydraulischeff Stossdämpfer und<br />
vibrationsfreie Aufhängung des Motors gewährleisten<br />
ohnedies eine weiche und angenehme<br />
Fahrt.<br />
Eine Anzahl von « Schikanen »<br />
verdienen ganz besonderer Erwähnung. Als<br />
grosse Annehmlichkeit registrieren wir das<br />
Vorhandensein einer hydraulischen Wagenhebe-Einrichtung,<br />
deren vier Stempel das<br />
Fahrzeug in weniger als einer Minute hoch<br />
genug heben, um einen.Pneu auswechseln zu<br />
können.<br />
Während an den meisten Wagen lediglich<br />
der Sitz des Fahrers verstellbar eingerichtet<br />
ist und das Lenkrad unbeweglich auf seinem<br />
« angestammten» Platze verharrt, hat Wolseley<br />
eine. Lenksäule, geschaffen, bei der sich<br />
das Lenkrad verstellen und der jeweiligen,<br />
bequemsten-Lage anpassen lässt. Ein kleiner<br />
Handgriff an der Lenksäule und schon ist's<br />
geschehen!<br />
Dank der sorgfältigen Ausbildung der Entlüftung<br />
des Wagens und der guten Abdichtung<br />
gegen den Mbtorraum hin können übelriechende<br />
und giftige Abgase sich nicht im<br />
Innenraum des Wagens ansammeln. Dabei<br />
wurde ein heute oft benutztes Verfahren angewandt,<br />
um das Austreten von Oeldämpfen<br />
aus dem Moor zu verhindern. Es besteht darin,<br />
dass man die Dämpfe vom Luftfilter ansaugen<br />
lässt. Und nun noch eine Einzelheit,<br />
welche der Steigerung des Komforts dient:<br />
Damit man sich in dem geräumigen Innenraum<br />
nicht allzu einsam vorkommt, wenn<br />
man- die hintere Sitzbank nur zu zweien benützt,<br />
weist nämlich die Rücklehne in der<br />
Mitte einen herausklappbaren Teil auf, der<br />
breit genug ist, um zwei Personen eine Armstütze<br />
zu gewähren. Eine Kleinigkeit vielleicht?<br />
Oder doch mehr? Letzten Endes sind<br />
es doch manchmal gerade solche Details, die<br />
sehr viel ausmachen und einem den Wagen<br />
erst so recht eigentlich zum unentbehrlichen<br />
Gefährten werden lassen. Man wird sie spä-<br />
Mx- kaum noch missen wollen... #<br />
Von einem kleinen Irrtum, den uns<br />
der Setzkastenkobold in der letzten Nummer<br />
spielte, indem dort in der zweiten<br />
Notiz beim Niederdruckverfahren eine Verdichtung<br />
von 1:55 angegeben war, während<br />
sie natürlich richtigerweise 1:5,5 beträgt.<br />
Dass die Schmutz-Bremsen AG. in Bern<br />
mit der bekannten Teves AG. in Frankfurt<br />
am Main einen Lizenzvertrag abgeschlossen<br />
haben, um die Schmutz-Bremsen nunmehr<br />
auch in Deutschland herzustellen.<br />
Dass eine amerikanische Automobil?<br />
fabrik ihre Fensterrahmen aus einer neuen<br />
Pressmasse herstellt, wodurch sich gegenüber<br />
der bisherigen Stahlausführung pro<br />
Wagen 4,5 kg einsparen lassen. Allerdings<br />
sollen die rohen Pressrahmen etwas teurer<br />
zu stehen kommen, was sich aber durch<br />
die einfachere Nachbehandlung (Wegfall<br />
von Verchromung und Polieren, da der<br />
Kunststoff metallfarbig ist) mehr als einholen<br />
lässt.<br />
Dass die von uns vor längerer Zeit beschriebenen<br />
Versuche mit Kurzwellensendern<br />
und Empfängern zur Zeichengebung<br />
vor dem Ueberholen auf einer Wellenlänge<br />
von 4 m erfolgreich durchgeführt<br />
werden konnten.<br />
Von einem neuen Leichtmetallkolben,<br />
der rund um das Kolbenbolzen-Auge Querrillen<br />
zur Verhinderung des Anfressens<br />
aufweist und der so konstruiert ist, dass<br />
er sich durch die Erwärmung gleichmässig<br />
rund ausdehnt und auch durch die Gasdruckkräfte<br />
nicht deformiert wird, so dass<br />
er mit sehr geringem Spiel eingebaut werden<br />
darf.<br />
Von einer Autodafee im «wahrsten Sinne»<br />
des Wortes, die nicht in Spanien, sondern<br />
in Kapstadt abgehalten wurde, indem man<br />
80 rücksichtslosen Fahrern ihre Autos abnahm<br />
und auf einem Platz vor der Stadt<br />
dem Flammentode überlieferte.<br />
Zwei Fliegerbücher<br />
Ein Amerikanerwagen<br />
Mit minimalem Benzinverbrauch<br />
In der Schweiz montiert.<br />
Der Dodge <strong>1936</strong> gilt nicht umsonst als<br />
Prototyp der neuzeitlichen Automobilkonstruktion:<br />
Er ist schmissig in der Linien»<br />
führung — luxuriös ausgestattet — der<br />
härtesten Beanspruchung gewachsen —<br />
unter allen denkbaren Verhältnissen<br />
aussergewöhnlich angenehm und sicher<br />
zu fahren — sparsam im Brennstoffverbrauch<br />
— und dazu durch<br />
Saurer in Arbon montiert.<br />
Fratelli Ambrosoli, Locarno<br />
BASEL: Ed. ConteUy Hochfitrasse 26<br />
BERN: Gebr. Marti, Eigerplatz 2<br />
BRUGG: Zulauf, Garage<br />
LANGENTHAL: Moser & Cie.<br />
LUZERN: Capitol-Garage<br />
WEINFELDEN: J. Minikus, Schlossgarag»<br />
WINTERTHUR: H. Roos<br />
ZÜRICH: Garage-Metropol A^G., ütoquai 49<br />
JOHN TRANUM<br />
Ein Leben zwischen Himmel<br />
und Erde<br />
Umfang 240 Seiten mit 16 Photos<br />
Kartoniert Fr. 4.15,, Leinen Fr. 5.6S<br />
John Tranum gilt als der kühnste Fallschirmabspringer<br />
der Welt. Tausende von<br />
Menschen hat er durch seine unglaublichen<br />
Leistungen begeistert. Man kann dieses<br />
Buch kaum aus der Hand legen, ohne es<br />
von der ersten bis zur letzten Seite gelesen<br />
zu haben. Es packt und reißt mit,<br />
und man sieht den Luftakrobaten, Kunstflieger<br />
und Fallschirmpüoten förmlich vor<br />
sich, wie er immer wieder neue Sensationen<br />
sucht und ausführt, wie es in den<br />
verzweifeltsten Situationen zum Schluß doch<br />
immer wieder einigermaßen günstig für<br />
ihn ausgeht bis zu dem Märztag 1935, wo<br />
der Tod ihn von der Ausfuhrung seines<br />
Weltrekordabsprunges zurückhält.<br />
Ein englischer Flieger<br />
erzählt<br />
Fast 2 Millionen Kilometer durch die Luft<br />
Von Captain G. P. OLLEY<br />
Mit "einem Vorwort von Hauptmann Kohl<br />
Umfang 240 Seiten mit 16 Photos<br />
Kartoniert Fr. 4.15, Leinen Fr. 5.65<br />
Olley ist ein englischer Kriegsflieger, der<br />
auch heute noch als Verkehrspilot tätig ist.<br />
Fast 2 Millionen Luftkilometer hat er zurückgelegt.<br />
Aus den 20 Jahren seiner<br />
erlebnisreichen Fliegerlaufbahn erzählt<br />
er. Der Bericht beginnt mit seiner fliegerischen<br />
Ausbildung und den Abenteuern<br />
als Frontflieger. Und dann schildert Olley<br />
Einzelheiten aus der unendlichen Fülle<br />
dessen, was er als Pilot, der besonders<br />
zu Spezialflügen nach allen Erdteilen Verwendung<br />
findet, beobachtet hat. Persönlichkeiten<br />
der Diplomatie, Dollarmillionäre,<br />
Großwildjäger, Filmstars, Kranke, Tiere<br />
und kostbare Pflanzen hat er in die entlegensten<br />
Gebiete der Erde geflogen. So ist<br />
Olley wie kaum ein anderer berufen, die<br />
unbegrenzten Möglichkeiten der Luftwege<br />
darzustellen. Sein Buch bietet auch dem<br />
' Fachmann Unterhaltung und Anregung.<br />
In allen Buchhandlungen und Bahnhoffciosken<br />
erhältlich, sonst beim<br />
Wilhelm-Goldmann-Verlag,<br />
Bern, Viktoriarain 16