E_1936_Zeitung_Nr.081
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Das « Gang hü » im Pianostil,<br />
das man fast allenthalben antrifft, hat ja entschieden<br />
auch sein Gutes. Es ist eine Zeit der<br />
Besinnung, die zwischenhinein sicher einmal<br />
nottut. Was bisher vielleicht zum Teil<br />
Schlagwort war, tritt nun in die Epoche der<br />
Bewährung ein, aus der letztendlich das Beste<br />
als Sieger hervorgeht.<br />
Im Karosseriebau<br />
mehren sich die Zeichen, die darauf hindeuten,<br />
dass die Jahre bis zur allgemeinen Anwendung<br />
der wirklichen Stromlinienform gezählt<br />
sind. Wenn Peugeot eine Stromlinienkarosserie,<br />
wie sie aus der äussern Form<br />
des Typ 402 vielleicht in einigen Jahren hervorgehen<br />
wird, in den Mittelpunkt seines<br />
Standes rückt, so hat er dabei gewiss gefühlsmässig<br />
richtig gehandelt. Was heute noch<br />
sehr ungewohnt anmutet, wird übermorgen<br />
sicher allgemein als notwendig und richtig<br />
anerkannt werden.<br />
Betrachtet man nicht schon jetzt den Tatra-Stromlinienwagen<br />
in seiner unveränderten<br />
Form fast als alten Bekannten, da man<br />
sich an seine Erscheinung seither gewöhnt<br />
hat? Und hat sich nicht der allerdings weit<br />
weniger aus dem Rahmen des üblichen fallende<br />
Chrysler-Stromlinienwagen ebenfalls<br />
allen Kritikastern zum Trotz längst durchgesetzt?<br />
Zum Tummelplatz der Künstler, Karosseriefabrikanten<br />
und «Industrial-Designers»<br />
scheint sich die<br />
Motorhaube<br />
zu entwickeln. Ihr ein neues Gesidht zu verleihen<br />
ist mit ganz geringen Mitteln möglich,<br />
was mancherorts bis zur Neige ausgenützt<br />
•wird. Zierstäbe an der Seite, gegossene Kühlergitter<br />
als Abschluss nach vorn und andere<br />
Mittel dienen dazu. Ueberhaupt wird mit verchromten<br />
Verzierungen nicht überall gespart.<br />
Das Innere der Karosserien<br />
ist, abgesehen von den Aenderungen rund um<br />
den Führersitz, diesmal so ziemlich gleich<br />
geblieben. Nur ein Wunsch besteht immer<br />
noch zu Recht: Wäre es nicht möglich, besonders<br />
bei kleinen und mittleren Wagen,<br />
etwas mehr Bedacht auf den bequemen Einstieg<br />
zum Führersitz zu nehmen? Denn<br />
schiiesslich ist ja der Wagen nicht als Turngerät<br />
gedacht. Die vordem Sitze Hessen sich<br />
mit einfachen Mitteln leicht verschiebbar einrichten,<br />
wie dies an einigen amerikanischen<br />
Wagen bereits zu sehen ist. Erhebliche Aenderungen<br />
vollziehen sich immer noch<br />
am Schaltbrett und in seiner Umgebung. .<br />
Man empfindet deutlich das Streben, die<br />
sämtlichen Bedienungsgriffe so nahe wie<br />
möglich ans Lenkrad heranzurücken, damit<br />
der Fahrer während der Fahrt die Hände<br />
kaum vom Lenkrad nehmen zu müssen<br />
braucht. Der Schalter für das Hörn und die<br />
Äbblendung sitzen neuerdings an vielen Modellen<br />
direkt an der Lenksäule, von wo die<br />
eigentlichen Handhebel bis in die Griffweite<br />
der Hände des Fahrers gelangen. Der<br />
Handbremshebel<br />
sucht ebenfalls nach neuen Lagen, wo er nicht<br />
allzusehr stört. Man hat ihn neuerdings auch<br />
schon an die äussere Karosseriewand versetzt,<br />
so dass man dann auf der einen Seite<br />
ihn, auf der andern aber den Schalthebel zu<br />
bedienen hat. Unter der Voraussetzung, dass<br />
er leicht erreichbar ist, hat auch dia Placierung<br />
unter dem Armaturenbrett viel für sich.<br />
Denn vorläufig gibt's einmal heute nichts zu<br />
essen! Die Hotel- und Restaurations-Gewerkschaft<br />
streikt. Die Etablissements auf den Boulevards —<br />
alles geschlossen, Vorhänge runter. In meinem<br />
Hotel wird zwar nicht gestreikt, aber heimlich, sozusagen.<br />
Alles hat Räuberzivil angelegt, so dass<br />
ich den Portier mit einem Minister verwechsle, dem<br />
er ähnlich sieht. Hoffentlich ist der Minister nun<br />
nicht beleidigt, beim Portier habe ich mich entschuldigt,<br />
Streikposten werden von der Polizei sanft, aber<br />
unwiderstehlich davonkomplimentiert.<br />
In einer offengebliebenen Bar der Rue Auber<br />
eine Streikdelegation, 6 Mann hoch. Der Inhaber,<br />
klein, aber oho! haut dem Wortführer blitzartig<br />
links und rechts eine ins Zifferblatt und feuert<br />
ihn mitsamt seinen 5 Kollegen in einem Haufen<br />
zum Tempel hinaus, bevor sie noch wissen, was<br />
eigentlich passiert ist. Ich bin tiberzeugt, sie wissens<br />
jetzt noch nicht. Die Angestellten grinsen, es<br />
sind scheint's alles Feuerkreuzler. der «Patron», ein<br />
ehemaliger Kriegsflieger — demnach heute einmal<br />
— zur Abwechslung — Fluglehrer. Tüchtig.<br />
Die Fremden verlassen Paris in Panik. Ich aber,<br />
ich habe Mut, ich bleibe. Hunger habe ich auch.<br />
In dunkler Nacht — mein Magen knarrt — (Verzeihung!)<br />
finde ich eine versteckte Bude, darin<br />
eine duftende Knoblauchwurst. Im Hotel sieht<br />
man mich jetzt so merkwürdig an — ist es, weil<br />
ich nun der einzige Gast bin, oder ist es die<br />
Wurst? Der Minister — siehe oben — umkreist<br />
mich in diskretem Abstand. Ich fühle mich schuldbewusst,<br />
aber satt.<br />
Auf dem Boulevard ein «Sidi> mit Pelzen. (Früher<br />
waren's immer Teppiche.) Kein Blaufuchs, eher<br />
Das Instrumentenbrett<br />
scheint sich in der Richtung auf möglichste<br />
Vereinfachung zu entwickeln. Um diesen Eindruck<br />
zu unterstreichen, sind kombinierte Instrumente<br />
mit mehreren Skalen und Zeigern<br />
jetzt grosse Mode.<br />
Dem Scheibenwischer lässt man noch vermehrte<br />
Aufmerksamkeit zukommen, was aus<br />
der da und dort zu treffenden Abänderung ersichtlich<br />
ist. Das Leitmotiv lautet, den Drehpunkt<br />
von oben nach unten zu verlegen. Bei<br />
Schneefall ist diese Lösung besser; ausserdem<br />
wird auch die Möglichkeit ausgeschaltet,<br />
dass der Luftzug den Winker bei rascher<br />
Fahrt in unerwünschter Weise in seiner Funktion<br />
behindert.<br />
Eine von jenen Kleinigkeiten, die bisher am<br />
Wagen noch der Lösung harrten, war das<br />
Türschloss. Um die Türen richtig zu schliessen,<br />
bedurfte es schwungvollen Zuschlagens,<br />
was ein Geräusch verursacht, das bereits<br />
auch ins Geräuschkabinett des Radio-Onkels<br />
Eingang gefunden hat. Der Wunsch nach<br />
einer Türe, die sich ohne « Päng » schliessen<br />
lässt, ist nun in Erfüllung gegangen. Zweifellos<br />
wird das erstmalig bei Studebaker gezeigte<br />
Schloss rasch'weitere Anhänger finden.<br />
Im Motorenbau<br />
hat das neue Jahr nur sehr wenige Aenderungen<br />
grundlegender Natur gebracht. Dazu gehört<br />
die Verwendung eines dritten Kurbelwellenlagers<br />
bei Vierzylindermotoren, die üir<br />
folge der ständigen Erhöhung von Kompression<br />
und Drehzahl notwendig geworden ist.<br />
Berliet und Austin können als Beispiele hiefür<br />
dienen.<br />
Als Neukonstruktion verdient der Motor des<br />
neuen Lanciamodells gebührende Beachtung:<br />
Seine vier verschränkten Zylinder ergeben<br />
eine sehr gedrängte Bauart. Interessant ist<br />
daran unter anderem die Ventilbetätigung<br />
durch Kipphebel. Da nämlich die äusseren<br />
Ventile durch einfache Kipphebel nicht zu erreichen<br />
sind, überträgt sich die Bewegung<br />
vom ersten Kipphebel in der Nähe der zentral<br />
gelegenen Nockenwelle auf weitere, die ihrerseits<br />
die äusseren Ventile betätigen.<br />
Eine leichte Erhöhung des Kompressionsverhältnisses<br />
hat auch weiterhin angehalten.<br />
Unverkennbar ist auch, dass<br />
im Bau von Personenwagen-Dieselmotoren<br />
Fortschritte erzielt<br />
wurden. Bosch hat eine neue Start-Vorrichtung<br />
zur Erleichterung, des Anlassens herausgebracht,<br />
die auf die Glühkerzen ZU verzichten<br />
gestattet. Mit Hil|e einer speziellen<br />
Pumpe spritzt man damit in einen an die Ansaugleitung<br />
angeschlossenen, elektrisch ejr?<br />
hitzten Raum ein paar Tropfen Gasöl ein, r die<br />
verdampfen und ein zündfähiges Gemisch; eijr<br />
zeugen.<br />
" ' , r<br />
Hanomag hat neben seinem Vierzylindernun<br />
noch einen sechszylindrigen Personeriwagen-Diesel<br />
herausgebracht, der zu Vorführzwecken<br />
zur Verfügung steht und bei, 3700<br />
T/Min. 50 Brems-PS hergibt.<br />
Die Kraftübertragung<br />
hat keine grossen Sprünge gemacht. Vorwählgetriebe<br />
und automatische 'Kupplungen<br />
führen sich nur zögernd ein. Der Grund dafür<br />
liegt wohl nicht zuletzt darin, dass sie nicht<br />
immer in dem vom Fahrer gewünschten Moment<br />
schalten. Dieser Vorwurf ist allerdings<br />
bei Panhard durch eine Vorrichtung gegenstandslos<br />
geworden, die eine vorübergehende<br />
Ausschaltung der Automatik bezweckt.. In den<br />
Hinterachsen findet jetzt hauptsächlich bei<br />
den Amerikanern die Hypoid-Verzahnung Anwendung.<br />
Sie verfolgt den Zweck, ein möglichst<br />
geräuschloses Arbeiten bei tiefer Bodenlage<br />
zu gewährleisten.<br />
c Wauwau». Er verlangt 600, mein Kollege, gottesfürchtig<br />
und unerfahren, denkt ihn loszuwerden<br />
und offeriet 50. Schon hat er ihn. Jetzt vergiesst<br />
er Schweisstropfen vor Nachdenken, wie er ihn<br />
über die Grenze bringen soll, ohne geschnappt zu<br />
werden. Geschieht ihm recht, wer wird auch so die<br />
Preise verderben!<br />
Die Kellner streiken, weil sie nur noch 5 Tage<br />
in der Woche arbeiten wollen. Das möchte ich<br />
eigentlich auch. Muss ich doch manchmal 8 Tage<br />
pro Woche arbeiten.<br />
Die. Stechmücken in meinem Zimmer streiken<br />
leider nicht. Auch die bereits erwähnte Wurst<br />
scheint noch nicht, ganz tot gewesen zu sein.<br />
Heute wird mir die hohe Ehre zu teil, vom<br />
Chauffeur des früheren Präsidenten Fallieres zum<br />
Salon geführt zu werden. Diese Ehre kostet mich<br />
genau 6 Franken und für den gleichen Preis können<br />
Sie's auch haben, denn er ist jetzt Taxichauffeur.<br />
Von seinen drei oder vier bunten Vögeln im<br />
Knopfloch kann er nämlich nicht leben. Grandeür<br />
et Decadence.<br />
Das gleiche Wort könnte man auf eine Marke<br />
anwenden, die noch vor kurzem zu den meistgekauften<br />
in Europa .gehörte. Ihr Stand wird direkt<br />
gemieden, obwohl die Wagen sicher nicht besser<br />
und nicht schlechter geworden sind. Wäret du<br />
bei deinen Pneus geblieben.<br />
Auch bei den Zubehörständen glänzen die wirklichen<br />
Neuheiten durch Abwesenheit<br />
Mehrere Wagen haben gleich 3 Scheibenwischer,<br />
die sorgfältig ausgerichtet senkrecht in die Windschutzscheibe<br />
hineinstehen. Von" oben herunter,<br />
wohlverstanden Wenn das schön oder gar praktisch<br />
sein soll, so bedanke ich mich. Türgriffe sind<br />
meistens versenkt; das ist gut.<br />
(Schlüsse folgt)<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG. 6. Oktober <strong>1936</strong> — JJO 81<br />
Das Chassis<br />
zeigt fast nirgends Aenderungen von massgebendem<br />
Einfluss. Der torsionssteife Rahmen<br />
ist Trumpf. Ein besonders schönes Exempel<br />
bieten die zwei blanken Chassis von Renault,<br />
deren Längsträger aus je zwei U-förmigen<br />
Teilen besteht, die man zusammen-«gesandwicht»<br />
und in ihren Nähten verschweisst hat.<br />
•Als besonderes Merkmal springt<br />
i die vermehrte Verwendung von Silentblock-<br />
Gummilagerungen für alle möglichen Zwecke<br />
in die Augen. Man" findet sie zur Abstützung<br />
der Karosserie auf dem Chassis, zur vibrationsdämpfenden<br />
Aufhängung des Motors, zur<br />
Befestigung von Stossdämpfer und Schubrohr<br />
und sogar bei der Konstruktion von<br />
Schwinghebeln als Drehpunkt.<br />
Die Einzeiabfederung<br />
ist jetzt auf einem Punkte angelangt, wo die<br />
Entwicklung keineswegs mehr stürmisch vor<br />
sich geht. Eine Ausnahme von der allgemeinen<br />
Regel macht der neue Lanciawagen, der<br />
unter die Vollschwingachser gehört. .Hier hat<br />
WIE DIE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
DARÜBER DENKT.<br />
Die Automobilindustrie gehört zu jenen Industrien,<br />
die notgedrungen ihr gesamtes Rohmaterial<br />
aus dem Auslande beziehen müssen.<br />
Dabei handelt es sich fast durchwegs um sehr<br />
hochwertiges und daher teures Material. Aber<br />
auch einzelne Halbfabrikate müssen im Ausland<br />
gekauft werden, insbesondere solche, die<br />
wegen der Verschiedenartigkeit, der Wagentypen<br />
nur in kleinen Serien hergestellt werden<br />
können und deren Herstellung in der Schweiz<br />
daher nicht lohnend ist. Dazu gibt es Bestandteile,<br />
die wegen dem Patentschutz aus<br />
anderen Ländern bezogen werden müssen.<br />
Genaue Berechnungen haben ergeben, dass<br />
durch die Frankenabwertung eine Verteuerung,<br />
des fertigen Fahrzeugs um etwa 12 Prozent<br />
eintritt. Ob aber diese Verteuerung, in<br />
vollem Umfange von der schweizerischen<br />
Käuferschaft getragen werden muss, lässt sich<br />
noch nicht feststellen. Der endgültigen Preisfestsetzung<br />
muss eine genaue Prüfung all<br />
jener Faktoren vorangehen, die preisverbilligend<br />
wirken können. So wird die Industrie'<br />
zu prüfen haben, ob sie ihr Material nicht in<br />
•vermehrtem Umfange in Ländern beziehen<br />
kann, die gleich der Schweiz ihre Valuta abgewertet<br />
haben.<br />
Die Erwartung weiter Kreise, die Automobilindustrie<br />
werde nach der Frankenabwertung<br />
ihren Export in bedeutendem Umfange<br />
steigern können, dürfte kaum zutreffen. Wie<br />
bereits erwähnt,,muss mit' einer Verteuerung<br />
des fertigen Produkts gerechnet werden. Dazu<br />
kommt, dass gemäss Beschlüssen des Bundesrates<br />
und des Ständerates die Fabrikationszuschüsse<br />
aus den Mitteln der produktiven<br />
Arbeitslosenfürsorge dahinfallen. Beide<br />
Faktoren zusammengerechnet, ergibt sich für<br />
den ausländischen Kunden ein Preis* der nur<br />
unwesentlich unter jenem steht, der ihm vor<br />
der Abwertung angeboten werden konnte.<br />
Eine Ausweitung des Exportes lässt sich also<br />
nicht erwarten. Dies ist ausserordentlich bedauerlich,<br />
da sie einen teilweisen Ausgleich<br />
gegen den infolge der Wirtschaftskrise sinkenden<br />
Absatz in der Schweiz gegeben hätte.<br />
0. Zipfel,<br />
Direktor der AG. Ad. Saurer, Arbon.<br />
AUTOMOBILHANDEL UND ABWERTUNG.<br />
Diejenigen Konzerne, welche in der<br />
Schweiz montieren und noch eine Igrössere<br />
Anzahl Wagen auf Lager haben,, die durch<br />
die Modelle 1937 überholt werden, dürften<br />
die Gelegenheit der Frankenabwertung b.egrüssen,<br />
um diese Wagen zu den bisherigen<br />
Preisen abzustossen. Dass alle durch die<br />
Händler neu importierten Automobile, entsprechend<br />
dem höhern Einstandspreis, auch<br />
teurer abgegeben werden müssen, ist selbstverständlich.<br />
Die Preiserhöhung wird sich, sofern die<br />
Zölle gleichbleiben, um ca. 20 % herum bewegen.<br />
Soweit sofort Ersatzteile vom Ausland bezogen<br />
werden, ist eine sofortige Preiserhöhung,<br />
entsprechend den erhöhten Einstandspreisen,<br />
ebenfalls unumgänglich.<br />
Nach den bundesrätlichen Vorschriften<br />
wird vorläufig beabsichtigt, den Händler zu<br />
zwingen, die Lagerbestände zu den bisherigen<br />
Preisen abzugeben. Sofern der Bundesrat<br />
diese Absicht durchführen sollte, würde<br />
dies den Ruin vieler Geschäfte bedeuten.<br />
Der Kaufmann muss die Lagerbestände so<br />
absetzen, um mit den Eingängen das Lager<br />
wieder zu komplettieren. Ist dies nicht möglich,<br />
so gibt es nur zwei Auswege, entweder<br />
entsprechend grössere Investierung des Geschäftskapitals,<br />
oder Schrumpfung des Betriebes.<br />
Eine sichere Prognose für die kommenden<br />
Aufschläge kann deswegen nicht gestellt<br />
somit Lancia die Hinterachs-Einzelabfederung<br />
erstmals angewendet. Die verschiedenen andern<br />
Marken, die mit neuen Typen mit einzeln<br />
abgefederten Vorderrädern aufwarten,<br />
können durchwegs auf ihre Erfahrung auf<br />
diesem Gebiet hinweisen. Eine Zählung der<br />
mit Einzelabfederung versehenen Marken ergäbe,<br />
dass diese Abfederungsart keine neuen<br />
Vorkämpfer gefunden hat<br />
Welche Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung<br />
lässt der Pariser Salon zu? Man kann die<br />
technischen Eindrücke jier Schau dahingehend<br />
zusammenfassen, dass keinerlei neue Gesichtspunkte<br />
und Tendenzen aufgetaucht sind.<br />
Es mag deshalb berechtigt scheinen, vom<br />
kommenden Jahr im Automobilbau keinerlei<br />
Umwälzungen zu erwarten. Möglich zwar,<br />
dass an den Ausstellungen von England, New<br />
York und Berlin noch eine grössere Zahl<br />
neuer Modelle erscheinen, doch dürften sie<br />
ebenfalls im Zeichen des langsamen Fortschritts<br />
stehen.<br />
-b-<br />
Abwertung im Lichte der Wirtschaft<br />
Fortsetzung von Seite- 1.<br />
werden, weil möglicherweise einzelne Importländer,<br />
welche ihre Währung beibehalten,<br />
für die Schweiz spezielle Exportprämien<br />
aussetzen, wobei sich dann auch die Preise<br />
der übrigen Wagen etwas darnach richten<br />
müssen.<br />
Dr. H. Frei-Zamboni,<br />
Sekretär des Zürcher. Autohändlerverbandes.<br />
KATASTROPHALE AUSWIRKUNGEN,<br />
SAGT DAS SCHWEIZ. AUTOGEWERBE.<br />
Für den Bezug seiner Artikel ist das<br />
schweizerische Autogewerbe hauptsächlich<br />
auf das Ausland angewiesen, und zwar auf<br />
Amerika, England, Deutschland und zum Teil<br />
die nordischen Staaten, also alles Länder, die<br />
für uns heute eine hohe Valuta haben. Es ist<br />
unzweifelhaft, dass die Abwertung des<br />
Schweizerfrankens eine Erhöhung der Einstandspreise<br />
für alle Waren aus den obigen<br />
Ländern von zirka 43 % nach sich ziehen<br />
wird. Natürlich muss sich diese Verteuerung<br />
auch automatisch auf die Verkaufspreise auswirken,<br />
hauptsächlich bei jenen Artikeln, wo<br />
seit-einigen Jahren entsprechend der Forderung<br />
des Bundesrates systematisch abgebaut<br />
worden ist. Diesen Abbau hat das schweizerische<br />
Autogewerbe durchgeführt, weil es sich<br />
bewusst war, dass ein vermehrter Rückgang<br />
des Autoverkehrs nur durch eine Senkung<br />
der Preise vermieden werden könne, um so<br />
die in den letzten Jahren durch die fiskalischen<br />
Massnahmen des Bundes erfolgte Belastung<br />
des Automobils einigermassen auszugleichen.<br />
Fasst man alle Folgen der Abwertung des<br />
Schweizerfrankens zusammen, dann erscheint (<br />
sie für das schweizerische Autogewerbe als<br />
eine Katastrophe, die unsere Existenzgrundlagen<br />
um so schwerer erschüttern wird, als<br />
auch eine neue Erhöhung des Benzinpreises<br />
um 3—4 Rp. pro Liter droht, ohne dabei die<br />
Alkoholmillionen, die der Automobilismus<br />
ausgleichen sollte, zu berücksichtigen.<br />
Die Auswirkungen dieser neuerlichen Preissteigerungen<br />
werden die sein, dass der Automobilist<br />
seinen Fahrbetrieb noch weiter einschränken<br />
wird. Diese voraussehbaren Einschränkungen<br />
sind aber gleichbedeutend dem<br />
Ruin des schweizerischen Autogewerbes.<br />
Das schweizerische Autogewerbe wird sich<br />
auch weiterhin bemühen, seine Verkaufspreise<br />
der heutigen Situation, trotz einer zirka<br />
43% igen Erhöhung der Einstandspreise, anzupassen.<br />
Der Bundesrat weiss schon lange,<br />
dass dieser Wirtschaftszweig schwer notleidend<br />
ist, und deshalb glauben wir, von ihm<br />
fordern und erwarten zu dürfen, dass durch<br />
eine Herabsetzung des stark übersetzten Benzinzolles<br />
die Rettung des schweizerischen<br />
Autogewerbes ermöglicht wird.<br />
Nach der Abwertung unseres Schweizerfrankens<br />
sollte ein Benzinpreis von nicht mehr<br />
als 40 Rp. für die Zukunft in Frage kommen.<br />
Ueberdies müssen jetzt unsere jahrelangen<br />
Forderungen bei den Kantonen um Herabsetzung<br />
der Automobilsteuer einmal ernstlich<br />
geprüft und die Reduktion vorgenommen werden.<br />
Der Einzug der Prämien für die Haftpflicht<br />
der Automobile bedarf ebenfalls einer<br />
Neuregelung, damit die Prämie nur für die<br />
Zeit entrichtet werden muss, da wirklich gefahren<br />
wird. Wir denken hier an ein Markensystem,<br />
wobei jeder Automobilist an einem<br />
beliebigen Postschalter seine Versicherungsmarke<br />
lösen kann.<br />
Unsere oberste Landesbehörde soll und<br />
muss sich absolut klar darüber sein, dass<br />
durch den Ruin des schweizerischen Autogewerjbes<br />
zirka 6000 Familien oder rund<br />
30000 Personen brotlos werden. Deshalb<br />
rechnen wir unbedingt auf ein rasches Einsehen<br />
behördlicherseits..<br />
R. HUHker, Präsident des<br />
Autogewerbeverbandes der Schweiz.