E_1936_Zeitung_Nr.095
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10 AUTOMOBIL-REVUE ÖTENSTAG, 24. NOVEMBER <strong>1936</strong> — N° 95<br />
Vom basellandschaftlichen<br />
Strassenbau.<br />
Der Kanton Baselland hat kürzlich einige<br />
Überlandstrassen in nächster Nähe der Stadt<br />
Basel nach modernen strassenbautechnischen<br />
Gesichtspunkten ausgebaut. Bei Muttenz<br />
beispielsweise, und dann auch zwischen<br />
Schweizerhalle und Baselaugst erfuhren die<br />
Strassenzüge eine derartige Verbreiterung,<br />
dass ohne die geringste Beeinträchtigung der<br />
Radfahrerwege dreifacher Verkehr reibungslos<br />
abgewickelt werden könnte. Dreifacher<br />
Verkehr nun bedeutet gefahrloses Überholen<br />
eines Wagens in dem Momente, da dieser<br />
mit einem entgegenkommenden Vehikel<br />
kreuzt. Das wäre nun ausserordentlich anerkennenswert,<br />
wenn — zur Abgrenzung der<br />
Radfahrwege — diese Strassenstücke nicht<br />
beidseitige Bordüren aus 50 cm hohen Betonpfeilern<br />
erhalten hätten, welche auf Grund<br />
eigener Erfahrungen, die durch Rücksprache<br />
mit den Anwohnern der betreffenden Strassenstücke<br />
weitere Erhärtung erfuhren, als<br />
verkehrshindernd bezeichnet werden müssen.<br />
Diese weiss-schwarz gestrichenen Pfeiler<br />
führen nämlich zu einer Täuschung der Fahrer<br />
hinsichtlich benutzbarer Strassenbreite<br />
und haben beidseitig der Strasse ein mindestens<br />
50 cm Breite messendes, gemiedenes<br />
Fahrbahnstück zur Folge. Die grosse Zahl<br />
der während der kurzen Probezeit wegrasierten<br />
Pfeiler dürfte übrigens dem kantonalen<br />
Baudepartement in Liestal bereits die<br />
Nachteile dieser gewiss recht gut gemeinten<br />
Abschrankung der Verkehrsarten voneinander<br />
dargetan haben. Nun sind wohl auch im<br />
Auslande sehr viele Strassen durch Pfeiler<br />
und Wegsteine markiert; es bilden diese Abschrankungen<br />
dort jedoch gewissennassen<br />
die Sicherheitsgrenze, deren Ueberfahren<br />
zum mindesten in den Strassengraben führt,<br />
und von der die meisten Fahrer daher einen<br />
gewissen Abstand einhalten. Bei den erwähnten<br />
basellandschaftlichen Strassenzügen<br />
aber, die sich eines regen Verkehrs erfreuen,<br />
wirkt diese Art der Abschrankung hindernd.<br />
Die Fahrer beider Richtungen halten eben<br />
diesen Abstand von der vermeintlichen<br />
Sicherheitsgrenze ein und damit wird der<br />
Vorteil dieser Strassenausbauten, die Möglichkeit<br />
dreifachen Verkehrs illusorisch.<br />
W.T.<br />
Das thurgauische Strassenprogramm<br />
1937<br />
ist, um die Budgetbotschaft des Regierungsrates<br />
zu zitieren, durch die Tatsache gekennzeichnet,<br />
dass es nunmehr gilt, von den fünf<br />
fetten zu den fünf mageren Jahren überzugehen.<br />
Um das Tempo des Strassenbaues den<br />
Erfordernissen des Verkehrs anzupassen,<br />
wurden vor fünf Jahren 2H Millionen Franken<br />
Vorschuss gewährt. Während der kommenden<br />
fünf Jahre gilt es nun, je 500 000 Fr.<br />
zu amortisieren, doch muss für 1937 nicht<br />
die volle Quote in Anrechnung gebracht werden,<br />
weil die Durchführung des «Fünfjahresplans»<br />
nur 2,14 anstatt 2,50 Millionen Fr. erforderte,<br />
womit sich der Uebergang zu dem<br />
einigermassen reduzierten Bauprogramm weniger<br />
brüsk gestaltet. Nicht dass dann die<br />
Strassenverbesserungen frommer Wunsch<br />
bleiben müssen, denn in der Hauptsache sind<br />
die kostspieligen Korrektionen auf den grossen<br />
Durchgangsstrassen jetzt vollendet, und<br />
was noch zu tun übrig bleibt, beschränkt sich<br />
vornehmlich auf die Verbindung Konstanz-<br />
Märstetten - Wil. Auf den übrigen, weniger<br />
belasteten Strassen genügen billigere Beläge,<br />
vollauf. Vom Budget 1937 entfällt ein beträchtlicher<br />
Teil auf den weiteren Bau der<br />
Thurbrücke bei Bürgten und deren Zufahrtsrampen,<br />
wofür 191 000 Fr. veranschlagt sind,<br />
währenddem weitere 1 120 000 Fr. auf die<br />
übrigen Strassen fliessen sollen.<br />
Nicht dass damit für neue Strassenprojekte<br />
kein Raum mehr wäre, prüft doch das Baudepartement<br />
gegenwärtig den Plan einer<br />
Neuanlage der Strasse von Bettwiesen bis<br />
Bollsteg nördlich von Affeltrangen. Dazu gesellen<br />
sich Korrektionen grössern Umfangs,<br />
Fortsetzung Spalte 4.<br />
AUFRUF<br />
zur Winterhiiisaktion der „Automobil-Revue"<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Seit drei Jahren ist es Brauch, dass die „Automobil-Revue" vor Weihnachten<br />
mit der Bitte zu Euch kommt, der armen Bergbevölkerung in<br />
ihrer Not beizustehen. Wir wollen auch in diesem Winter von dem schönen<br />
Brauch nicht ablassen; denn die Not ist ja nicht geringer geworden, und<br />
es sind letztes Jahr die Spenden so reichlich geflossen, dass wir auch diesmal<br />
auf Eure Freigebigkeit zählen dürfen.<br />
Der Tourist, vor allem der Autotourist und auch der Skifahrer — sie<br />
sehen nur die schöne Seite, nur die Sonnenseite des Berglebens. Denkt<br />
Ihr Euch nur eine Minute lang in das Leben einer Bergbauern- oder Taglöhnerfamilie<br />
mit ihrer Kinderschar und in ihr ganzes, armseliges Dasein<br />
hinein, so bemerkt Ihr gleich, wie viel Ihr ihnen voraus habt, und was<br />
für Entbehrungen diese Leute auf sich nehmen müssen.<br />
Wir wollen dem Bergkind eine Weihnachtsfreude bereiten. Ein Lichtstrahl<br />
der Nächstenliebe soll bis ins fernste, ärmste Dörflein hinaufleuchten<br />
durch die Winternacht und armen Familien in einsamen Hütten zeigen,<br />
dass man sie nicht vergessen hat. Schickt uns, wie in den vergangenen<br />
Jahren, wieder recht viele<br />
warme Sachen, Wäsche and Schuhe, Lebensmittel,<br />
Geld und Kinderspielzeug<br />
für unsere Hilfsaktion! Ihr wisst, was die Leute in den Bergdörfern nötig<br />
haben: nicht abgetragene Stadthüdeli, sondern einfache, währschafte, gute<br />
Sachen, die ein Bergkind mit Dankbarkeit, Stolz und Freude tragen kann.<br />
- Die Geschenkpäckli sollen noch vor Weihnacht zur Verteilung gelangen.<br />
Wir bitten daher die lieben Leserinnen und Leser, die sich an<br />
der Hilfsaktion beteiligen wollen, uns ihre Sendungen bis zum 20. Dezember<br />
zukommen zu lassen. Wir sind auch wieder gerne bereit, solchen Lesern,<br />
die mit den Hilfsbedürftigen persönlich in Verbindung treten möchten,<br />
Adressen zu vermitteln. Zuwendungen und Zuschriften erbitten wir an<br />
die Redaktion der „Automobil-Revue", Hilfsaktion, Breitenrainstrasse 97,<br />
Bern. Bargeldsendungen sind auf Postcheck m 5890, Hilfsaktion der „Automobil-Revue",<br />
herzlich willkommen.<br />
Was für eine bitterböse Armut bei diesen Leuten herrscht und wieviel<br />
Not es zu lindern gilt, das mögen Euch zwei Briefe aus der Masse<br />
der Bittgesuche zeigen, die sich schon heute auf unserem Pult zu einem<br />
kleinen Berg türmen. !<br />
(ÄAjuLcrvyi / cH!k/~ dubiriU<br />
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y%J& yfi^y&cAi*^/ ^Z^JUL*'<br />
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Jl^gcse^<br />
strasse — ist Oesterreich in grosszügiger<br />
und weitblickender Weise auch an den Ausbau<br />
seiner Durchgangsstrassen herangetreten.<br />
Dass sich an der Arlbergstrasse allerhand<br />
tut, darüber haben wir schon berichtet<br />
Grössere Arbeiten befinden sich auch an der<br />
Flexenstrasse im Gang. Von Rauz bis hinüber<br />
zum Aussichtspunkt Leerleköpfle ist die<br />
Neuanlage im « Rohbau » beendet. Die übrigen<br />
Korrektionsarbeiten sollen derart beschleunigt<br />
werden, dass es gelingt, die<br />
Strasse schon auf den Winterbeginn hin dem<br />
Verkehr, allerdings in beschränktem Mass,<br />
zu übergeben. Bereits erhalten die exponiertesten<br />
Teilstücke auch neue Lawinengalerien.<br />
Ebenso hat man daneben den Ausbau der<br />
Hochtannbergstrasse in Angriff genommen.<br />
W£»t*«k«sftl<br />
dies<br />
Japan stellt sich um. Während man bisher gewohnt<br />
war aus Japan zu hören, dass dortige Fabriken<br />
dieses oder jenes Industrieprodukt Europas<br />
oder Amerikas kopiert hätten und zu Schleuderpreisen<br />
auf den Markt würfen, so lauten neuere<br />
Meldungen ganz entgegengesetzt Was z. B. die<br />
Automobilindustrie anbetrifft, scheint man in Japan<br />
offenbar den Wert der Qualität bereits erkannt zu<br />
haben mit dem Erfolg, dass bei den japanischen<br />
Automobilfabriken in letzter Zeit eine gründliche<br />
Umstellung eingetreten ist. Grosse Versuchslaboratorien<br />
sind entstanden, zum Teil mit staatlicher<br />
Unterstützung.<br />
Auch behördliche Stellen beteiligen sich an den<br />
Forschungen. Unter anderem sollen gross angelegte<br />
Versuche mit Personenautodiesel im Gang sein.<br />
Dreimal mehr als vor vier Jahren. Den<br />
Aufschwung, den die amerikanische Automobilindustrie<br />
während des laufenden Jahres<br />
genommen hat, illustriert die Tatsache, dass<br />
während der ersten drei Quartale insgesamt<br />
3.328,000 Wagen produziert worden sind,<br />
394,000 mehr als im selben Zeitabschnitt des<br />
Vorjahres. Weit aufschlussreichere Zahlen<br />
noch liefert aber ein Vergleich mit den vorhergehenden<br />
Jahren, übersteigt doch die Erzeugung<br />
während der erwähnten Berichtsoeriode<br />
<strong>1936</strong> jene von 1933 um 1,657.000 Einheiten,<br />
währenddem sie diejenige von 1932<br />
sogar um 2.171.000 Wagen hinter sich lässt.<br />
Seit dem Tiefstand von 1932 hat sich somit<br />
die Produktion nahezu verdreifacht, doch<br />
liegt sie noch immer um 27 % unter dem<br />
Rekordstand des letzten Vorkriseniahres.<br />
Die Weltautoproduktion befindet sich weiter<br />
in ungebrochenem Aufstieg, so lautet die<br />
Folgerung, welche eine Uebersicht über die<br />
hauptsächlichsten Erzeugungsländer für die<br />
erste Jahreshälfte <strong>1936</strong> ergibt. Um es in Zahlen<br />
zu sagen : 3,2 Millionen Motorfahrzeuge<br />
verliessen während dieser Zeit die Fabriken,<br />
verglichen mit 2,8 Millionen im Vorjahr. Die<br />
. Leistungssteigerung beträgt somit rund 13 %.<br />
Dass dabei die Vereinigten Staaten den<br />
Löwenanteil liefern, versteht sich von selbst.<br />
Mit 77 % des Totais marschieren sie bei<br />
1 weitem an der Spitze, gefolgt von England<br />
mit 7.9% und von Deutschland mit 4,7 %,<br />
dieweil Frankreich, das dank der kurzsichtigen<br />
Politik seiner Behörden aus dem dritten<br />
Rang, den es ursprünglich in dieser Liste<br />
innegehabt, durch Deutschland verdrängt<br />
worden ist, sich noch immer mit der vierten<br />
Position zufrieden geben muss. Diese vier<br />
Staaten vereinigen nicht weniger als 93 %<br />
aller in der Welt hergestellten Motorfahrzeuge<br />
in sich. Rechnet man noch Kanada<br />
hinzu, das gewissermassen eine «Filiale»<br />
Amerikas bildet, dann wächst die Quote sogar<br />
auf 97 %.<br />
In welchen Ausmassen sich der Aufschwung<br />
der Produktion in den erwähnten<br />
Ländern bewegt, veranschaulicht die nachfolgende<br />
Zusammenstellung :<br />
J»nuar—Juni Verlndrrung<br />
<strong>1936</strong> 1935 in %<br />
Ü.S.A. 2 490 408 2 218 255 + 12.3<br />
Grossbritannien 253 653 219 640 +15.5<br />
Deutschland 150 535 120 535 + 24,9<br />
Frankreich 110 000 101000 + 9,0<br />
Kanada 105 901 Ul 266 — 4,8