E_1938_Zeitung_Nr.095
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skmär jvardeüi vom Generalslab .zur Prüfung<br />
und Berichterstattung an das Militärdepartement<br />
entgegengenommen wurden, womit sowohl<br />
bezüglich des Segries- wie des Bernhardinprojektes<br />
die Möglichkeit nochmaliger<br />
Begutachtung durch die massgebende Stelle<br />
besteht.<br />
Nicht nur wird aber versucht, auf eidgenössischem<br />
Parkett die Frage dieser starkumkämpften<br />
Strassenverbindung von lokalen<br />
und regionalen Gesichtspunkten aus zu lösen,<br />
sondern parallele Bestrebungen sind auch im<br />
Grossen Rat des Kantons Graubünden eingeleitet<br />
worden. Nicht weniger als zwei Motionen<br />
beschäftigen sich mit diesem Projekt;<br />
die eine verlangt eine solche Trassewahl, dass<br />
dieses nicht nur den militärischen Anforderungen<br />
genüge, sondern gleichzeitig auch die<br />
lebenswichtigen, verkehrspolitischen und<br />
volkswirtschaftlichen Interessen des Kantons<br />
Graubünden berücksichtige. Von diesem Gesichtspunkt<br />
aus betrachtet, müsse der Kan-<br />
•an der Reihe ist Er ist veränderlich wie das<br />
Wetter. »<br />
« Ich verstehe nicht, wie eine von euch<br />
ihn er.tragen kann. ><br />
«Sie haben ihn nicht über seine Ideale<br />
sprechen gehört. Er ist. ein blendender Redner,<br />
und seine Verheissungen sind märchenhaft.<br />
Er zaubert eine Welt hervor, in der<br />
jeder gern leben möchte.»<br />
Wir dankten der Cockles fürtden; schönen<br />
Abend und verabschiedeten uns. Als wir in<br />
einer Taxe sassen, erzählte ich, Lukas,und<br />
Martha alles, was ich von der Weekes gehört<br />
hatte, und sagte, ich wünschte, ich<br />
könnte Hester packen und nach Hause<br />
schleppen, und dass ich vor Kummer nicht<br />
werde schlafen können.<br />
- Lukas hatte bisher kaum ein Wort gesprochen.<br />
Als wir ins Hotel kamen, überredete<br />
er mich, zu Bett zu gehen. Er teilte<br />
meine Ansicht, dass wir morgen mit aller<br />
Energie handeln müssten, glaubte aber, dass<br />
wir in der Nacht nichts tun könnten. Ich<br />
wusste, was er meinte. Wetin Hester mit<br />
Tscherikow zusammen war, würden wir sie<br />
nicht finden, und wenn sie zur Weekes zurückkam,<br />
wäre es einstweilen, ganz gut.<br />
Wenn man sich in grosser Verzweiflung<br />
befindet, ist Untätigkeit unerträglich. Ich war<br />
in Versuchung, Nikolas mitten in der Nacht<br />
anzuklingeln; aber es wäre sinnlos gewesen.<br />
lehr nahm das Frühstück allein und etwas<br />
früher als sonst. Dann begab ich mich zu<br />
Hester. Ihre Hausfrau sagte mir, dass die<br />
Weekes und Hester zu Hause seien, aber<br />
wahrscheinlich vor Mittag nicht aufstehen<br />
werden. Beider Lebenswandel gefalle ihr<br />
•nicht ' '•:•-<br />
Ich Hess sie stehen und ging zu Hesters<br />
Zimmer hinauf. Auf mein Klopfen bekam ich.<br />
ton darauf dringen, dass entweder eine<br />
Segnesstrasse oder der Bahnanschluss an<br />
die Gotthardlinie zu erstellen sei. Die Regierung<br />
müsse deshalb beauftragt werden, in<br />
Bern diese Forderung zur Geltung zu bringen<br />
und jede andere Lösung (Panixer- oder<br />
Kistenpass) mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen.<br />
In der andern Motion wird der<br />
Kleine Rat des Kantons Graubünden eingeladen,<br />
dem Grossen Rat noch in dieser Session<br />
Bericht und Antrag zu stellen, wie er<br />
gedenke, die eindeutige Stellungnahme des<br />
Kantons für eine Segnesstrasse bei den<br />
Bundesbehörden in der heute entscheidenden<br />
letzten Stunde zu vertreten.<br />
Am Beispiel des schweizerischen Eisenbahnbaues<br />
bekommen wir ja täglich die Folgen<br />
einer kurzsichtigen, grossenteils ebenfalls<br />
nach lokalen und regionalen Interessen<br />
gerichteten Verkehrspolitik zu spüren. Trotz<br />
dieser Tatsache und den durch die aussenpolitischen<br />
Verhältnisse restlos gewandelten<br />
Faktoren der Gegenwart, glauben die Bündner,<br />
erst in letzter Linie auf die eidgenössischen<br />
Belange bezüglich der ostschweizerischen<br />
Alpenstrasse Rücksicht nehmen zu<br />
müssen. Aus naheliegenden Gründen würden<br />
Sie überhaupt eine solche Strasse'unterbinden,<br />
um nach wie vor den gesamten Verkehr<br />
durch den gefährdeten Talkessel von<br />
Sargans sich abwickeln zu lassen. Soll aber<br />
dennoch eine Strasse gebaut werden, dann<br />
dürfe nur der Segnes in Betracht fallen; am<br />
liebsten aber würde man eine kostspielige<br />
Bahnverbindung von • Disentis ins Reusstal<br />
erstellt "sehen. Diese letztere' Forderung illustriert<br />
mit aller Deutlichkeit yerkehrsipolitische<br />
Ansichten, die jeder ' vernünftige<br />
Mensch und insbesondere die Bündner selbst<br />
von vornherein ablehnen müsste. Sie haben<br />
ja an der Schuldenlast ihrer eigenen Bahnen<br />
genügend zu tragen, so dass das Anerbieten<br />
der Rhätischen Bahn, den Betrieb dieser<br />
neuen Defizitlinie par excellence zu übernehmen,<br />
auf nicht gerade soliden Füssen steht.<br />
Sind einmal neue Millionen in unrentablen<br />
Bahntunnels verpulvert, so würden die<br />
Bündner zweifellos mit der Behauptung aufrücken,<br />
es handle sich hier um eine rein<br />
militärische Strecke und der Bund sei verpflichtet,<br />
Unterhalt und Betrieb zu"garantieren,<br />
um so mehr, als' die Bundesbahnen selbst<br />
das ganze Projekt als Phantasiegebilde bezeichnen<br />
und von der Sache nichts wissen<br />
wollen. * .. ' "'<br />
Bei Behandlung des ostschweizerischen;,<br />
Alpenstrassenproblems ist zu berücksichtigen,<br />
dass es sich hiebei um eine mehr oder weniger<br />
rein militärische Angelegenheit handelt.<br />
Auf die Dauer werden sich auch die Bündner<br />
dieser Auffassung nicht entziehen können und<br />
vielleicht noch selbst die Erfahrung machen<br />
müssen, dass auch von ihrem Standpunkt,<br />
aus die strategischen Ueberlegungen, d.h. die<br />
rein eidgenössischen Gesichtspunkte, denjenigen<br />
lokaler und regionaler Art weit überge-;<br />
ordnet sind. Im Interesse der Verteidigi&g<br />
des Kantons Graubünden selbst liegt es,: dass<br />
eine winter- und beschußsichere Verbindung<br />
mit dem Kanton Glarus hergestellt werde,<br />
damit unsere Ostmark sozusagen nicht vom<br />
ersten Anhieb an von der übrigen Schweiz<br />
zu isolieren ist. Aus lokalpatriotischen und<br />
kurzsichtigen Ueberlegungen heraus versuchen<br />
Bündner Bürger, im vermeintlichen Interesse<br />
ihres Standes, -ein vom eidgenössisöhen<br />
Gesichtspunkt aus gut fundiertes Projekt zu<br />
Fall zu bringen, und zwar ein Projekt,, das<br />
in erster Linie dazu bestimmt ist, ihrem<br />
eventuell gefährdeten Kanton freundeidgenössische<br />
Hilfe bringen zu können — eine<br />
Hilfeleistung, die im Kriegsfall weder durch<br />
das Sarganserbecken noch über den Oberalppass<br />
oder von der Mesolcina resp. vom<br />
AKTUELLES<br />
für eine ganzjährige Nord-Süd-Strassenverbindung.<br />
Der Schweizerische Autostrassen verein hatte<br />
kürzlich die Regierungsvertreter der ihm angehörenden<br />
Kantone der Ost-, Süd- und Zentralschweiz,<br />
des Kantons Uri, sowie der Vereinigung «Gott-*<br />
hard », c Pro San Bernardino » und den Bündnerob'erländer<br />
Verkehrsverein zu einer Konferenz nach<br />
Luzern eingeladen zwecks Abklärung der Frage,<br />
einer ganzjährigen Nord - Süd - Verbindung. ..• Die'<br />
Konferenz vertrat die Auffassung, dass vorerst eine<br />
vermehrte Propaganda für die Winterverbindung<br />
über den Julier einzusetzen habe und eine Herab-;<br />
Setzung der Taxen, sowie eine Verbesserung der;<br />
Verlade- und Beförderungseinrichtungen für den<br />
Gotthard-Transport bei den Bundesbahnen anzustreben<br />
sei, um mit diesen Mitteln der Konkurrenz,<br />
des Brenners begegnen zu können.<br />
:•<br />
Bezüglich Untertunnelung der Alpen vertrat die;<br />
Konferenz die Auffassung, dass der Autostrassenverein<br />
keinen Anlass habe, sich mit dieser Saphe:<br />
näher zu befassen, solange nicht ein restlos durchstudiertes<br />
und abgeklärtes Projekt vorliege. .•,,. .<br />
sichtspunkten restlos Genüge zu leisten vermag,<br />
-my-<br />
Mit einigen träfen Bemerkungen<br />
kundet die « Thurgauer.<strong>Zeitung</strong> » die ßKluhWöS.<br />
der vom A.C:S. organisierten Schelnwerferkoritröiren<br />
im Gebiete des Kantons an. Bei den Kontrollen in<br />
der West- und Zentralschweiz, leitet sie ihre Betrachtungen<br />
ein, habe es sich gezeigt, dass über<br />
80 Prozent der Scheinwerfer unrichtig eingestellt<br />
gewesen seien — und in der Ostschweiz werden die<br />
Dinge nicht viel besser liegen, wie jeder wisse, der<br />
öfters bei Dunkelheit fahren müsse. Von den Rowdies<br />
ganz abgesehen, die sich als unbeschränkte<br />
Herren der Landstrasse fühlen und daher nach<br />
Möglichkeit mit vollen Scheinwerfern fahren,vgebe<br />
es auch bei jenen Wagen, deren Benutzer sich streng<br />
an die Vorschriften halten, gewaltige' Unterschiede.<br />
Manch einer, der korrekt abblende, wenn ihm ein<br />
anderes Auto ein Radfahrer oder eine Gruppe Fussgänger<br />
begegne, wisse gar nicht, dass auch seine<br />
abgeblendeten Scheinwerfer die Entgegenkommenden<br />
noch zu stark blenden. Vollends seit dem Aufkommen<br />
der Nebellampen sei es kein Vergnügen mehr,<br />
abends oder nachts fahren zu müssen, denn gerade<br />
keine Antwort, so öffnete ich leise die Tür<br />
und trat ein. Beide Mädchen schliefen fest..<br />
Die Weekes mit offenem Munde, Hester rosig<br />
angehaucht und sehr kindlich aussehend.<br />
Sie öffnete verschlafen ihre Augen und fragte<br />
mich, wie spät es sei. U' ere Stimmen hatten<br />
die Weekes geweckt, die sich im »Bett<br />
aufrichtet© und in dem unordentlichen Zimmer<br />
umherblickte.<br />
« Aber warum kommst du so ' früh f ><br />
fragte Hester.<br />
« Weil ich dich unbedingt noch antreffen<br />
wollte », antwortete ich. «Ich möchte dich<br />
mit mir nehmen.»<br />
«Es tut mir leid, aber es geht nicht. Ich<br />
bin für den ganzen Tag vergeben; ich habe<br />
es dir bereits gestern abend gesagt.»<br />
« Aber du ziehst doch hier aus ? »<br />
« Kann sein; vielleicht auch nicht. »<br />
« Aber ich muss wissen, wo ich dich erreichen<br />
kann. »<br />
«Warum musst du ? Es ist schon darum<br />
unmöglich, weil ich auf Wohnungssuche<br />
gehe.» ;<br />
« Allein ? ><br />
« Kann sein; vielleicht auch nicht. »<br />
«Du bist eine Gans», sagte die Weekes.<br />
Beide Mädchen sassen jetzt in ihren BetT<br />
ten, beide hatten zerzaustes Haar, und beide<br />
hatten sich Zigaretten angezündet und rauchten.<br />
Hester hatte einen Gesichtsausdruck,<br />
den ich an ihr kenne, seit sie watscheln<br />
konnte : einen eigensinnigen, verbockten<br />
Ausdruck. In solchen Augenblicken war es<br />
das einzig richtige, sich nicht um sie zu<br />
kümmern. Aber wie konnte ich das unter<br />
diesen Umständen ? Vielleicht hätte ich noch<br />
einen Vorstoss gemacht, wenn die Weekes<br />
nicht dabei gewesen wäre; aber so fühlte ich<br />
mich gehemmt und verwirrt<br />
'