E_1939_Zeitung_Nr.020
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BERN, Montag, 6. März 1S33<br />
4. Salön-tamer<br />
Nummer 20 Cts.<br />
35. Jahrgang — No 20<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
Zuckelt da im Nebel eines Wintermorgens<br />
ein Fuhrwerk gemächlich dahin, hübsch ordentlich<br />
auf der rechten Strassenseite. In der<br />
Mitte unter dem Gefährt baumelt eine brennende<br />
Laterne. Um dieselbe Zeit tastet sich,<br />
das kleine Licht eingeschaltet, ein Automobil<br />
in gleicher Richtung durch die «Erbsensuppe»,<br />
hart dem rechten Strassenrande folgend, der<br />
dem Fahrer noch die einzige Orientierungsmögltchkeit<br />
bietet. Bedächtig kämpft er sich<br />
vorwärts — da, ein Ruck, ein kurzes metallisches<br />
Geräusch. Die schwere Limousine<br />
stoppt fast auf der Stelle, denn sie hat ja<br />
nur etwa 15 km «drauf» gehabt, aber das<br />
Malheur ist schon passiert: Sie hat das Fuhrwerk<br />
von hinten angefahren, keineswegs<br />
wuchtig zwar, doch die Karambolage genügt,<br />
um am Auto Schaden anzurichten.<br />
Wie es gekommen ist ? Auf dem Gefälle,<br />
in welchem die Strasse verläuft, vermochte<br />
•der Automobilist das Licht unter dem Fuhrwerk<br />
nicht zu bemerken, denn dazu bedürfte<br />
er der Fähigkeit, im<br />
Bogen untendurch zu<br />
sehen. Wohl gibt der<br />
Ftihri»an.n~-zu,*- »dass<br />
seine Lamge für einen<br />
direkt." f ini"' V 'd'er Achse<br />
seines Gefährts von<br />
hinten herannahenden<br />
Automobilisten unsichtbar<br />
sei. Indessen steht<br />
auch der Lenker des<br />
Motorfahrzeugs wohl<br />
nicht ganz schuldlos<br />
da. Fahren im dichten<br />
Nebel erfordert selbst,<br />
bei massigem Tempo f<br />
letzte Vorsicht. Wie/<br />
wenn ihm nun das<br />
Missgeschick statt mit<br />
dem Pferdefuhrwerk<br />
mit einem Fussgänger<br />
oder einem Handkar- -<br />
ren zugestossen wäre?<br />
Diese Kategorie .vorf<br />
Strassenbenützern- is£<br />
ja keineswegs ;,ver*<br />
pflichtet, sich durch<br />
Lichter erkennbar zu<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Ausgab« A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.-, jährlich Fr. 10.—<br />
Ausland mit Portozuschlas, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
Ausgabe B (mit gew. Unfallversich.) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Ausgabe C (mit Ihsassetiverstcherung) vierteljahrlich Fr. 7.50<br />
$üc die {Revision des JtS.Q. aoezufnecken:<br />
Beleuchtung der Fuhrwerke<br />
F E U I t. L<br />
Von Peter Pee,<br />
Also wissen Sie, ich muss immer an Weihnachten<br />
denken, wenn ich so'n Automobil-Salon betrete.<br />
/Komisch ist doch das, nicht? — Na, ja, an<br />
Weihnachten geht's auch so toll zu. — Denken<br />
Sie doch richtig mal drüber nach. — Haben Sie's<br />
— wie? Noch nicht? — Also, es ist doch im<br />
Grunde genommen, wenn ein vernünftiger Mensch<br />
ganz logisch und folgerichtig sich die Sache überlegt,<br />
ein unglaublicher Unsinn, Automobile in einen<br />
Salon zu stellen! Genau wie an Weihnachten! —<br />
Da haben Sie recht: So leicht wäre das gar<br />
nicht mit dem Klavier. Aber schliesslich, was brauchen<br />
wir ein Klavier in der frischen Luft? — wir<br />
haben ja jetzt das Radio. — Sache, in den Autos<br />
gibt es das gleichfalls, ich weiss, ich weiss! Bin<br />
kürzlich mal mit einem Freund gefahren. — Nein,<br />
er war rjicht der Besitzer des Autos, sondern ein<br />
anderer Freund und der liebt doch Musik so heftig<br />
— hab.d ich auch gesagt, es gibt halt doch noch<br />
musikalische Leute. Gut, baut er sich ein Radio in<br />
den Wogen ein. Und der Freund vom Freund —<br />
also dfer Fahrer, mit dem ich — wissen Sie schon<br />
—' na/ schön, der stellt den Lautsprecher auf fortissirrro<br />
und saust los. Ich sage Ihnen — 'zuerst mit<br />
60—70 km, und dann gab's einen schmalzigen<br />
Tango -7- schon rutschte der Zeiger auf 80—90 —<br />
und gleich nachher kam, eine ganz rassige<br />
Sache,, so im energischen Eiltempo — zugleich<br />
kriegt's.; der Kilometerzähler auch mit der Angst zu<br />
tun und eilt auf 100 und — ich habe ihn noch gewarnt<br />
— nein, nicht den Zähler, den Freund —<br />
da kommt auch schon eine Kurve — eine Kurve,<br />
meine Herren, etwas vom Pikantesten, das man<br />
sich vorstellen kann, sieht harmlos aus und ist<br />
ganz verteufelt raffiniert — und ich werfe einen<br />
Erscheint jeden Dienstag und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage „Auto-Magazin». Monatlich 1 mal „CMbe liste"<br />
REDAKTION u. ADMINISTRATION: Breltenralnstr. 97, Bern<br />
Telephon 28.222 - Postcheck III 414' - Telegramm-Adresse: Autorevue, Bern<br />
Geschäftsstelle Zürich i Löwenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
machen. Müssten w i r diesen Fall beurteilen,,<br />
so würden wir, unter Berücksichtigung aller<br />
Umstände, die Schuld ungefähr je zur Hälfte<br />
dem Begleiter des Fuhrwerks und dem Automobilisten<br />
zumessen. Ja, würden wir... nach<br />
dem gesunden Menschenverstand!<br />
Der Richter aber ginge in der Würdigung<br />
der Verschuldensfrage einen davon völlig abweichenden<br />
Weg. Er würde den Automobilisten<br />
allein mit einer Strafe bedenken, weil;<br />
er müsste, weil er angesichts des Wortlautes<br />
der heute geltenden Bestimmungen gär nicht<br />
anders könnte. Zwar schreibt die Vollziehungsverordnung<br />
zum MFQ in Art. 74, 1, vor,<br />
das von den Fahrzeugen mit Tierbespannung<br />
zu führende Licht müsse in der Regel links<br />
aussen auf der Höhe des Sitzes oder der<br />
Ladebrücke so angebracht sein, dass es bei<br />
normalen Witterungsverhältnissen für Strassenbenützer,<br />
die das Fahrzeug kreuzen oder<br />
überholen, auf eine Entfernung, von 30 m gut<br />
sichtbar sei.<br />
' .'<br />
Also hätte der Fuhrmann im vorliegenden<br />
Falle doch gegen dieses Gebot...? Falsch!<br />
Er hat .sein Schuldkonto ganz und gar nicht<br />
belastet, denn erstens muss sein, Licht ja nur<br />
bei normalem Wetter auf 30 m gut erkennbar<br />
sein und zweitens<br />
auferlegt das Gesetz dieser Gattung von<br />
Verkehrsteilnehmern absolut keine Pflicht,<br />
ihre Gefährte etwa auch bei Nebel zu<br />
beleuchten.<br />
Nach Art. 33, 1, MFG haben Fahrzeuge<br />
mit Tierbespannung vom Beginn der Dämmerung<br />
an — aber auch nur dann — Licht zu<br />
führen. Dass sie ein Gleiches auch zu tun hätten,,<br />
wenn dichter Nebel den Verkehr erschwert,<br />
dafür liefert das Gesetz nirgends<br />
auch nur den leisesten Anhaltspunkt. Vielleicht<br />
eine versehentliche Auslassung? Ganz<br />
im Gegenteil! Und bedürfte es noch eines Beweises<br />
dafür, dass nicht etwa ein gesetzestechnischer<br />
Schnitzer diese Lücke auf dem<br />
Gewissen hat, sondern planmässige Ueberlegüng<br />
und bewusste Absicht bei deren Entstehung<br />
mitgewirkt, dann erbrächte diesen<br />
Beweis allein schon die Gegenüberstellung<br />
von Art. 33, 1, mit Art. 19, 1, MFG, der die<br />
Grundsätze für die Beleuchtung der Motorfahrzeuge<br />
aufstellt. Denn hier sagt der Gesetzgeber<br />
ausdrücklich: «Das Motorfahrzeug 1<br />
2. Nationale Schnee-Stern fahrt zum Genfer Salon<br />
schliesslich und endlich kaum einmal im Leben dazu,<br />
auf einem Lastwagen zu fähren. — Ich weiss<br />
zwar ein Beispiel, wo der Gatte einer näheren<br />
Freundin meiner Frau — ja, das. muss ich Ihnen erzählen.<br />
Der Kerl läuft also auf einer Landstrasse.<br />
Mitten im Tag. Die 12-Uhr-Sonne brennt. Durstig,<br />
wie er ist — passen Sie auf,- der Verkäufer dort<br />
drüben hat Sie so angeschaut. Man muss gut Obacht<br />
geben. Ein Blick genügt, und schon hat man<br />
sein Automobil in der Tasche. Es gibt raffinierte<br />
Verkäufer — nun ja doch, ein Prospektchen kann<br />
man schon mitnehmen. Kostet doch nichts, und<br />
die Kinderchen freuen sich an den bunten Bildern.<br />
Meine Erna meint immer, Aütbprospekte — Ja,<br />
iajajaja, mit den neuen Wagen ist's kein Spass.<br />
Neue Besen kehren gut, neue Wagen fahren<br />
schlecht — hahaha, so sollte das heissen. So ein<br />
Ole achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Hp.<br />
Grössere Inserate nach Spezialtarif<br />
Inseratenschluss 4 Tage vor Erseheinen der Nnmmer<br />
Links: Der mehrmalige schweizerische Automobilmeister August Scheibler auf Lancia-Aprilia am Samstagmorgen beim Start zur Schnee-Sternfahrt<br />
an der Nägeligasse in Bern. — Rechts: Eine Aufnahme vom Start zur Bergprüfungsfahrt in L'Etivaz. In Wenigen Sekunden wird der Berner Gautschi<br />
auf Pontiac dem Col des Mosses zu Leibe rücken. (Siehe unsern Bericht auf S. 7/8 dieser Nr.)<br />
TON<br />
Der Laie im Salon<br />
letzten Blick auf die Uhr — auf den Zähler. 120<br />
kann ich noch lesen. Dann drücke ich die Augen<br />
zu. Mit 120 Dingerchen in diese'Kurve! Toll, einfach<br />
toll! —<br />
— Was soll ich sagen. Es passierte gar nichts,<br />
nur die Pneus schrien auf, wie wenn ihnen jemand<br />
auf den Fuss gestanden wäre. Aber, was red' ich<br />
da und Sie hören mir nicht mal zu. — Zugegeben,<br />
es sind viele Leute hier im Salon, doch deshalb<br />
braucht man nicht den Kopf zu verlieren. — Na,<br />
erlauben S^e mall Ob ich was von Autos verstehe?<br />
Das fragen Sie einen KennerI Herr, wissen<br />
Sie, wer Ihnen gegenübersteht? Haben Sie<br />
eine Ahnung? — Haben Sie nicht! Das habe ich<br />
mir gleich gedacht. — Für mich als Fachmann gibt<br />
es sicherlich nichts Imposanteres als diese gewal-<br />
tige Typen-Schau. — Dia,'ein zügiger Ausdruck.<br />
I c h habe ihn geprägt :— seither wird er in jeder yeramselter Motor — ach, vördrosselter, meinte<br />
<strong>Zeitung</strong> rumgeschmiert. — Typenschau, wie ich — der kommt mir immer vor Wie ein Hund an<br />
gesagt. Da sehen Sie mal dieses Cabriolet an, der Kette. Ein bisschen laufen kann er, aber doch<br />
reizend, einfach reizend. Es würde mit seinem nicht so wie er will. Und da fährt man im neuen<br />
hellen Verdeck unbedingt zum neuen Hütchen meiner<br />
Frau —. übrigens, fällt mir gerade ein, da Rat beim Ausgehen, und rutscht im Schneckentempo<br />
Auto herum, ist gediegen, wie am Samstagabend<br />
sich meine Frau vor drei, nein vor vier Tagen einen seine Kilometer ab. Mein Schwager beispielsweise,<br />
ja, der mit der Glatze und der Brille,<br />
neuen Hut gekauft. Sie kommt mit nach Hause,<br />
tritt ins Zimmer und. ich, im ersten Schrecken, rufe der lässt immer seinen Aeltesteh den Wagen einfahren<br />
— richtig, ein gefährliches Spiel! Jugend<br />
— diese Limousine! Haben Sie schon einen solchen<br />
Traum auf Gummirädern gesehen? Sie vielleicht?<br />
— Ich auf jeden Fall nicht. Limousinen Strolchenfahrt machen; mit Alkohol und Mädels<br />
hat keine Tugena — der Junge kann ja ruhig.eine<br />
sind überhaupt praktisch und wirken immer vornehm.<br />
Ein Vertreter des englischen Königs — — die Kosten sind ja auch beträchtlich, sage<br />
und so — kennen wir von früher her, nicht? —<br />
einverstanden, Coupe können gleichfalls ihre ich auch immer. Was ein solcher Karren Benzin<br />
Zwecke erfüllen. Ich muss zwar dabei immer an frisst im Laufe eines Jahres, geht in keine Tankstelle.<br />
Ich habe mir mal den Spass gemacht, aus-<br />
Eisenbahncoupe 1 denken — dann riecht's so nach<br />
Eisenbahn — wie? — elektrisch — na, verbrannte zurechnen — ja, Oel auch, teils teils — es soll<br />
elektrische Drähte riechen doch auch. — Und bekanntlich Marken geben, die überhaupt kein<br />
wie! Hahahahaha!. — Nun, ein Sedan? — Ich Oel benötigen. —Spare in der-Zeit, dann hast du<br />
verstehe irnrrfer Sedan ! — Haben Sie Sedan gesagt!<br />
— Ach so, Sedan! — Mit Sedan weiss ich drüben gesehen .— nein, dort drüben, links beim<br />
in der Not. — Hoi, haben Sie,den blauen dort<br />
nicht so richtig Bescheid. Das kommt doch von Lorbeerbäumchen — der Kleinwagen? Wer spricht<br />
einem berühmten Schlachtort, nicht? — Lassen wir denn von Autos hier — ich meine doch den<br />
sie beiseite, die Lastwagen. Unsereiner kommt blauen Tailleurl Fesch sind die Frauen hier, das<br />
INSERTIONS-PREIS:<br />
In dieser Nummer s<br />
Durch die Stände am Genfer<br />
Salon,<br />
Am Rande des Salons.<br />
Schnee-Sternfahrt ein<br />
Schwarztreff er.<br />
Bilder: Franz. Wagen in Genf:<br />
muss vom Beginn der Dämmerung an und<br />
bei dichtem Nebel vorn und hinten mit Lichtern<br />
versehen sein, ausser wenn es im Bereich<br />
der Strassenbeleuchtung stillsteht.» Der<br />
Fuhrmann in unserem Fall hat somit nicht<br />
nur keine Gesetzesverletzung begangen, er<br />
hat sogar dadurch, dass er an seinem Wagen<br />
ein, Licht anbrachte, etwas getan, wozu er<br />
durchaus nicht verhalten gewesen wäre.<br />
Man braucht also keineswegs mit juristischen<br />
Spitzfindigkeiten und Haarspaltereien<br />
zu operieren, um zu erkennen, dass das MFG<br />
in der Frage der Beleuchtung der Motorfahrzeuge<br />
und Fuhrwerke zweierlei Mass<br />
anlegen wollte.<br />
Spricht dafür schon die<br />
^ — Formulierung der beiden<br />
erwähnten Artikel,<br />
die keine andere Deutung<br />
zuläs'strso'beseitigt<br />
der parlamentarische<br />
Werdegang- dieser<br />
Bestimmungen auch<br />
die letzten Zweifel. Genau<br />
so, wie man aus<br />
referendumspoliti.scben<br />
Gründen 'die Radfahrer<br />
vom Nummernzwang<br />
entband, genau so und<br />
aus der gleichen Erwägung<br />
heraus war<br />
man bestrebt, auch allfällige<br />
Oppositionsgelüste<br />
der Landwirtschaft<br />
durch Gewährung<br />
einer Extrawurst,<br />
eben des Verzichts auf<br />
Beleuchtungspflicht bei<br />
dichtem Nebel und<br />
bei der Heimkehr vom<br />
Feld, zu beschwichtigen.<br />
Zwar machten<br />
die automobilistischen<br />
kann man schon sagen! Möglicherweise ist das<br />
der Hauptgrund, dass eine solche Veranstaltung so<br />
gut besucht — da, jetzt dreht sie :sich um! Oha,<br />
falsche Bilanz! Knif — drehen wir uns gleichfalls.<br />
—<br />
— Komisch, dieser ovale Rückwärtsspiegel. Ich<br />
muss bei Rückwärtsspiegeln immer daran denken,<br />
als ich mich mal in einem solchen rasiert hatte. Bei<br />
einem Wochenendausflug sahen wir uns gezwungen,<br />
im Wagen zu übernachten — nein, es ging<br />
Panz gut. Wir waren nur zwei, ich und noch eine<br />
erson. Die Sitze vorziehen — ein paar Decken<br />
— kurzum, am frühen Morgen sagt — ach, apropos<br />
Spiegel, schauen Sie mal her! Von unten bespiegelt.<br />
Sieht schon tadellos aus, so ein blank<br />
geputztes Auto-Unterzeugs. Der Wagen ist wohl<br />
auch nicht auf eigenen Beinen in den Salon gefahren,<br />
sondern gefahren worden. — Eigentlich<br />
widersinnig: Ein Auto, das Auto fährt! Wos doch<br />
noch heute genug gebildete Menschen gibt, die<br />
sich kein Auto leisten können! — Wo war ich?<br />
Richtig, beim Rückwärtsspiegel. In der Nacht regnete<br />
es tüchtig. Das klatschte nur so aufs Verdeck<br />
— nein auch, haben Sie das gesehen? — Ein<br />
Griff, ein Druck, und schon schliesst sich das<br />
Verdeck, ohne dass man sich die Fingernägel<br />
abbrechen muss und am Verdeckrahmen beinahe<br />
die Arme bricht beim Runterdrücken. Ja, der Herr<br />
sieht auch gut aus. — Das ist überhaupt der<br />
Trick, haben Sie das schon herausgeschrKiffelt?<br />
Je besser, eleganter und filmstarähnlicher der Vertreter;<br />
desto grösser der Erfolg. — Eigentlich wollte<br />
ich vor einigen Jahren Auto-Vertreter werden —<br />
was lachen Sie? Ich hatte das Zeug in mir, ich<br />
spürte die erfreulichen Fähigkeiten zu diesem Beruf<br />
— na, wie's so geht, das Leben hat mich<br />
dann auf einen andern Weg geschoben — Kinder,<br />
Kinder, habt Ihr auch so heiss? Wie wär's mit<br />
einem Glas Bier? — Schliesslich, Salon bleibt Salon<br />
— der läuft uns ja nicht weg. Und gemütlich<br />
ist's auf alle Fälle, wo man doch so nett miteinander<br />
plaudern kann.
Kreise, woran anch Strebel In seinem Kommentar<br />
erinnert, gegen diese Vorzugsbehandlung<br />
der bäuerlichen Fahrzeuge schon damals<br />
Front, allein sie drangen nicht durch. Immerhin<br />
verwarf der Nationalrat einen noch weitergehenden<br />
Antrag, diese Art von Vehikeln<br />
überhaupt völlig von der Beleuchtungspflicht<br />
auszunehmen.<br />
vor der Besorgnis, das Gesetzeswerk<br />
könnte in der Abstimmung durch eine<br />
Allianz zwischen Bauern und Radfahrern<br />
zu Fall gebracht werden, musste<br />
deshalb die Logik im MFG weichen.<br />
Denn eine Inkonsequenz — und eine gefährliche<br />
obendrein — ist und bleibt die<br />
hier skizzierte Regelung.<br />
Heute indessen scheint unsere Bauernschaft<br />
umgelernt zu haben und sich der Einsicht<br />
nicht länger verschliessen zu können, dass<br />
auch die Medaille der Privilegien, welche<br />
man sich beim Erlass des MFG zu sichern<br />
verstanden, ihre Kehrseite besitzt. Die Erfahrungen<br />
in einer Zeitspanne von nahezu 7<br />
Jahren, in deren Verlauf sich der motorische<br />
Strassenverkehr kraftvoll weiterentwickelt,<br />
beginnen sich auszuwirken. Und es entbehrt<br />
nicht einer gewissen Pikanterie, festzustellen,<br />
dass<br />
das, wogegen man sich einstmals so<br />
sträubte, heute nicht nur als tragbar,<br />
sondern sogar als im eigenen Interesse<br />
der Fuhrwerkslenker liegend empfunden<br />
wird.<br />
Kein Geringerer als Prof. Laur selbst, der<br />
bestimmt nicht im Ruf der Automobilfreundlichkeit<br />
steht, hat vor einem halben Jahr den<br />
Landwirten, welche genötigt sind, zur Nachtzeit<br />
die Strasse zu benützen, angelegentlichst<br />
empfohlen, um der persönlichen Sicherheit<br />
willen ihre Fahrzeuge auf der Rückseite mit<br />
einer Reflexlinse auszurüsten und ebenso die<br />
übrigen Verkehrsvorschriften zu befolgen,<br />
«weil ein unbeleuchtetes Fuhrwerk infolge<br />
einer optischen Täuschung der Aufmerksamkeit<br />
des Motorfahrzeuglenkers entgehen<br />
oder zu spät bemerkt werden könne». Wenn<br />
(Stand 22)<br />
Buick. vermochte seine -Stellung im Weltverkauf<br />
im abgelaufenen Jahr vom 7. auf den<br />
4. Platz zu verbessern. Das sagt mehr als<br />
alle Worte. Die neuen Modelle? Wiederum<br />
die Typen 40, 60, 80 und 90, der erste mit<br />
dem Motor 20,7/107 PS, die übrigen mit dem<br />
von 26,7/141 PS. Alle in einem vollkommen<br />
nauen Kleide und gespickt mit Neuerungen<br />
und Verfeinerungen aller Art. Der Schalthebel<br />
findet sich jetzt durchs Band unterhalb<br />
des Lenkrades an der Lenksäule. Die Sicht<br />
nach allen Seiten hin ist durch Vergrösserung<br />
der Fenster ganz beträchtlich verbessert worden.<br />
Die gesamte Glasfläche der Scheiben<br />
ist jetzt 26 Prozent grösser als im Vorjahr.<br />
Durch eine neuartige Konstruktion der Kardanübertragung<br />
und leichte Neigung des Motors<br />
nach hinten in die Richtung der Kardanwelle,<br />
Hess sich der Wagenboden um<br />
mehrere Zentimeter senken. Damit das Ansaugrohr<br />
des Motors trotzdem horizontal<br />
liegt, musste es vollständig umkonstruiert<br />
werden.<br />
Die Kardanwelle ist zweiteilig, wobei die<br />
vordere Hälfte bis zur Kreuzversteifung des<br />
Chassisrahmens reicht. Dort greift das<br />
Schubrohr der Hinterachse an, in dessen Kugelgelenk<br />
das Gelenk der Kardanwelle eingebaut<br />
ist. Zur Vervollkommnung der Hinterachsführung<br />
wurden jetzt beidseitig des<br />
Schubrohrs noch schräg nach hinten reichende<br />
Schubstreben vorgesehen, die wie die-<br />
Die Hinterradabfederung am neuen Buick geschieht<br />
vermittels Schraubenfedern. Aufnahme des Radschubes<br />
durch Lenker. («The Motor».)<br />
aber der Schweiz. Bauemführer seinen Getreuen<br />
die Anbringung einer Reflexlinse empfiehlt,<br />
um sich vor Unfällen bei der Heimkehr<br />
vom Feld zu nächtlicher Stunde zu<br />
schützen (eine gesetzliche Pflicht dazu oder<br />
zur Befestigung eines Lichts an der Rückseite<br />
besteht, müssen Sie wissen, lediglich<br />
für Fuhrwerke, die ohne Gespann mehr als<br />
6 m messen, oder für Fuhren aus mehreren<br />
zusammengekoppelten Wagen), dann darf<br />
man diese Empfehlung, ohne ihrem Sinn und<br />
Zweck Gewalt anzutun, auch auf das Fahren<br />
bei dichtem Nebel ausdehnen. Das entspricht<br />
nur der Folgerichtigkeit, denn die Gefahren<br />
für die Fuhrleute sind dort wie hier genau<br />
gleich gross.<br />
Schrittweise setzt sich die bessere Einsicht<br />
durch; die täglichen Erfahrungen im Verkehr<br />
sind Wasser auf die Mühle einer Revision<br />
sowohl des MFG als auch der Vollziehungsverordnung.<br />
Noch mag zwar eine geraume<br />
Weile verstreichen, bis es einmal so<br />
weit ist, aber das steht fest, dass die Zeit für<br />
das Automobil arbeitet und dass heute manches,<br />
was vor 7 Jahren. als undurchführbar<br />
oder unannehmbar galt, ohne grosse Beschwerden<br />
geschluckt würde. Kommt die Revision<br />
— und sie wird kommen — dann<br />
heisst es auch<br />
an eine vernünftigere Gestaltung der<br />
Vorschriften über die Beleuchtung der<br />
Fuhrwerke herantreten,<br />
vernünftiger in dem Sinn, dass sie dem Bedürfnis<br />
aller nach Sicherheit im Strassenverkehr<br />
besser Rechnung tragen. Legt heute<br />
der schweizerische Bauernführer den Landwirten<br />
ans Herz, die Rückseite der Fahrzeuge<br />
aus freien Stücken mit einer Reflexlinse<br />
zu versehen, und erlebt man es auch<br />
schon, dass der und jener, ebenfalls aus eigenem<br />
Antrieb, sein Fuhrwerk im Nebel beleuchtet,<br />
dann sollte es morgen keine Schwierigkeiten<br />
mehr bereiten, dieses bisher freiwillige<br />
Tun im Interesse der Unfallbekämpfung<br />
in eine gesetzliche Pflicht umzuwandeln.<br />
Dazu ist der Bund unseres Erachtens<br />
ohne weiteres kompetent.<br />
Rundgang durch die Stände<br />
Buick.<br />
ses an der Kreuztraverse m Gramm! "gelagert<br />
sind. Dank all dieser Neuerungen, sowie dem<br />
Einbau doppelt wirkender Stossdämpfer, hat<br />
sich die Strassenlage des neuen Buick weiter<br />
verbessert. Der Chassisrahmen reicht<br />
nun nurmehr über die Hinterachse, und man<br />
hat den Benzintank sowie die hintere Stossstange,<br />
nach Vornahme entsprechender Verstärkungen,<br />
direkt an der Karosserie befestigt.<br />
Bedienungserieichterungen ergeben sich<br />
aus der Neukonstruktion der Kupplung, die<br />
jetzt eine einteilige «Kronenfeder» an Stelle<br />
der üblichen Kupplungsfedern besitzt Sie ist<br />
im Unterhalt wirtschaftlicher und wiegt beträchtlich<br />
weniger als die bisherige Ausführung.<br />
Die Masseträgheit der mit der Getriebewelle<br />
verbundenen Teile hat um einen<br />
Drittel abgenommen, was die Schaltzeiten<br />
verkürzt. — Durch eine Abänderung des<br />
Bremshauptzylinders wurde weiter das<br />
Bremspedal etwas leichtgängiger gemacht.<br />
Insgesamt werden dieses Jahr 18 neue Karosseriemodelle<br />
hergestellt. Das Modell 41<br />
kann auf Wunsch mit Sonnendach geliefert<br />
werden. Ausgestellt finden wir je eine Limousine<br />
der Serien 40 und 90, sowie ein Cabriolet<br />
Typ 46c.<br />
Borgward 1 (Hansa)<br />
(Stand 15)<br />
Ein Kleinwagen mit der Ausstattung und<br />
Geräumigkeit eines mittelschweren Fahrzeugs,<br />
das ist der Borgward 1100. Angefangen<br />
beim obengesteuerten 4-Zylinder-Motor<br />
von 1,1 Liter Hubraum und 28 PS bis zum<br />
hintersten Detail der Karosserie, ist er sehr<br />
sauber durchkonstruiert, wie die Ausstellungsobjekte<br />
dieses Typs, eine 4-türige,<br />
4-plätzige Limousine sowie eine 2-türige<br />
Cabrio-Limousine überzeugend dartun.<br />
Sein Fahrgestell mit vorn und hinten gegabeltem<br />
Zentralrahmen und Einzelabfederung<br />
sämtlicher Räder wäre ohne weiteres<br />
sogar dem mit einem weit stärkeren Motor<br />
erzielbaren Fahrleistungen gewachsen, denn<br />
er verfügt über eine ausgezeichnete Strassenund<br />
Kurvenlage. Als Federelemente dienen<br />
vorn zwei übereinanderliegende Querfedern,<br />
hinten eine — nach Art von Schwebeachsen<br />
— hochliegende Querfeder, wobei die Radführung<br />
den Pendelachsen und ihren vorn<br />
angelenkten Schublenkern überlassen bleibt.<br />
Bei allfälligen Reifenpannen — wir wollen<br />
AUTOMOBIL-REVUE MONTAG, 6. Ml"RZ <strong>1939</strong> — N° 20<br />
ja nicht schwarz malen, aber wem bleibt der<br />
Pneuwechsel schliesslich zeitlebens erspart (!)<br />
— erleichtert der Vigot-Wagenheber die<br />
Arbeit Er wird unter dem Trittbrett angesetzt<br />
und hebt die ganze Wagenseite an.<br />
Der 2-Liter-Typ mit seinem ebenfalls obengesteuerten<br />
6-ZyIinder-Motor ist durch eine<br />
gediegene 4-türige Limousine mit neugestalteter<br />
trittbrettloser Karosserie, an der u. a.<br />
die guten Sichtverhältnisse angenehm auffallen,<br />
sowie ein elegantes Schweizer Cabriolet<br />
vertreten. Das Chassis dieses Wagens ist<br />
prinzipiell nach den gleichen Grundsätzen<br />
durchkonstruiert wie das des 1,1-Liter-Modells.<br />
Auch hier bewunderungswerte saubere<br />
Werkmannsarbeit um und um. Dazu natürlich<br />
eine noch grössere Geräumigkeit, noch<br />
reichhaltigere Ausstattung als beim « 1100 ».<br />
So verfügt er über ein Kühlerfernthermometer,<br />
eine Aohttage-Uhr, Zentralschmierung<br />
des Chassis, einen serienmässig ins Schmiersystem<br />
des Motors eingebauten Spaltölfilter,<br />
sowie eine Gummikappe zur Abdeckung des<br />
in den Kofferraum mündenden Benzin-Einfüllstutzens.<br />
Praga.<br />
(Stand 38)<br />
Praga ist mit einer gediegenen Auswahl<br />
seines Modells Picolo zur Schau gekommen.<br />
Zwei schmucke Innenlenker sowie ein rassiges,<br />
serienmässiges Sport-Cabriolet (Gewicht<br />
40 kg geringer als bei Limousine) mit einer<br />
Spitze von mehr als 120 km/Std., dessen Motor<br />
dank dem Einbau eines neuen Dreidüsenvergasers<br />
und anderer Abänderungen 4 PS<br />
mehr leistet als bei den geschlossenen Fahrzeugen<br />
gleichen Modells, zeugen von den<br />
Qualitäten dieses Wagens. Einen interessanten<br />
Einblick in die Konstruktion bietet das ausgestellte<br />
Chassis mit seinem aus Stahl gepressten<br />
Zentralkastenrahmen, der sich vorn<br />
zur Aufnahme des Motors und hinten zur<br />
Aufnahme des Differential gabelt Es bildet<br />
einen absolut torsionssteifen Unterbau für die<br />
Karosserie. Die Abfederung geschieht vorn<br />
und hinten einzeln durch querliegende Halbellyptikfedern.<br />
Die Hinterräder sitzen an pendelnden<br />
Halbachsen, welche die Radschubkräfte<br />
durch elastisoh gelagerte Schwingarme<br />
an den Rahmen übertragen. Die Lenkung<br />
ist nach dem Zahnstangensystem gebaut.<br />
Der Motor ist ein 4-Zylinder von 1,13 Liter,<br />
der bfti 3200 U/Min. 28 PS hergibt und über<br />
ein synchronisiertes Vierganggetriebe, sowie<br />
eine mit zwei elastischen Gelenken versehene<br />
Kardanwelle die Hinterräder antreibt Die gut<br />
Das Hinterende des Praga-Picolo-Chassis. Es besitzt<br />
einen Zentralkastenrahmen, der sich vorn und<br />
hinten gabelt Das Differentialgetriebe ist unter<br />
Zwischenschaltung von Gummi, mit dem Rahmen<br />
verbunden. Alle Räder ßind einzeln abgefedert<br />
gekühlte trockene Einscheibenkupplung wirkt<br />
gleichzeitig auch als Schwingungsdämpfer.<br />
Die Motorschmierung wird durch eine<br />
Schneckenradschmierpumpe besorgt<br />
Das Kofferabteil des Innenlenkers enthält<br />
im Parterre den Reservereifen, der jedoch,<br />
um weiteren Platz zu schaffen, nötigenfalls<br />
auch auf dem Kofferdeokel festgemacht werden<br />
kann. Die Dotierung mit Zubehör ist für<br />
einen Wagen dieser Grössenklassg recht beachtlich,<br />
verfügt er doch beispielsweise über<br />
Zentralschmierung, Zeituhr am Instrumentenbrett,<br />
natürlich Blendsohutzstore, ferner über<br />
einen praktischerweise unter dem Trittbrett<br />
mühelos anzusetzenden Wagenheber und was<br />
der nützlichen, aber nicht selbstverständlichen<br />
Dinge mehr sind. Ein luftgekühlter, zweizylindriger<br />
Sport-Flugmotor von 45 PS weist auf<br />
diesen weiteren Fabrikationszweig von Praga<br />
hin.<br />
Talbot.<br />
(Stand 41)<br />
Die unter anderm durch ihre Rennerfolge<br />
bekannte Herstellerin von Qualitätswagen<br />
mit sportlichem Charakter kann mit einer<br />
eindrucksvollen Reihe von Wagenmodellen mit<br />
Bremsleistungen zwischen 62 und 140 PS<br />
aufwarten. Es werden drei Chassisgrundtypen<br />
mit Radständen von 2950^ 3200 und<br />
3450 mm, sowie fünf verschiedene Motoren<br />
gebaut, darunter ein 4-Zylinder von 2,3 Liter,<br />
sowie je ein 6-Zylinder von 2,7, 3,0, 4,0 Liter<br />
Hubraum (105 PS) und ein hochgezüchteter<br />
Vordere elastische Motoraufhängung von Talbot.<br />
(«The Motor»J<br />
Typ gleichen «•Zylinderinhalts», der jedoch<br />
140 PS leistet. Das kleinste Modell «tMinor»<br />
verfügt über das kurze Chassis nebst dem<br />
4-Zylinder-Motor. Es folgen die Typen<br />
«Baby 15» (kurzer Radstand) und «Cadette<br />
15» (mittlerer Radstand), beide mit dem<br />
kleinsten 6-Zylinder-iMotor ausgerüstet, sowie<br />
die Modelle Baby (kurzer Radstand; am<br />
Stand als 2türige, 4fenstrige Limousine vertreten);<br />
Major (mittlerer Radstand) und Master<br />
(langer Radstand, ausgestellt als 7plätziger<br />
Innenlenker mit 6 Fenstern), die<br />
wunschgemäss den 3- oder 4-Liter-Motor als<br />
Antriebsaggregat erhalten. Und schliesslich<br />
ist da noch der Lago Special zu erwähnen,<br />
ein Sportmodell auf dem kurzen Radstand<br />
mit dem aussergewöhnlich günstigen Leistungsgewicht<br />
von rund 10 kg pro PS, der<br />
mit dem poussierten 4-Liter-Drei-Vergaser-<br />
Motor von 140 PS «bestückt» ist. Eine «Kanone»<br />
von Sonderklasse mit einer «Spitze»<br />
von zirka 185 km-Std. (Er wird am Talbotstand<br />
ebenso wie der Typ «Major» 4-Liter als<br />
rassiges Cabriolet gezeigt.) Die Modelle von<br />
3 und 4 Liter Hubraum sind allgemein «von<br />
Haus aus» mit dem zur Schau gestellten<br />
Wilson-Vorwählgetriebe ausgestattet<br />
Wolseley.<br />
(Stand 46)<br />
Als typischer englischer Qualitätswagen<br />
eignen dem Wolseley all jene Eigenschaften<br />
an, die für Klassewagen seines Heimatlandes<br />
charakteristisch sind, nämlich die ganz ungewöhnlich<br />
hohe Motorleistung von 35 PS pro<br />
Liter Hubraum (oder sogar noch mehr), die<br />
saubere Ausarbeitung bis ins hinterste Detail,<br />
verbunden mit der Gewissheit, dass auch für<br />
nebensächliche Teile nur erstklassiges Material<br />
Verwendung findet. Greifen wir aus der<br />
Typenreihe von insgesamt 7 Modellen zwischen<br />
6/40 und 18/108 PS ein paar heraus.<br />
Als vollkommene Neukonstruktion interessiert<br />
der als Limousine gezeigte kleinste Typ<br />
« 10/40 », dessen 4-Zylinder-Motor von 1,14 1<br />
Hubraum bei 4400 Touren/Min. 40 PS leistet<br />
(!), was dem Wagen trotz des durch<br />
die sorgfältige Ausarbeitung bedingten Gewichts<br />
ein für diese Grössenklasse bemerkenswert<br />
günstiges Leistungsgewicht von<br />
24 kg pro PS sichert. Einzelheiten des Wagenaufbaus:<br />
Kreuzversteifter Rahmen, Abfederung<br />
der starren Achsen durch Halbellyptikfedern,<br />
hydraulische Bremsen, Vierganggetriebe<br />
mit drei synchronisierten Gängen,<br />
sehr weitgehende Geräuschisolation,<br />
Steuersäule wie bei den grössten Typen ausziehbar<br />
und in einem gewissen Winkel verstellbar.<br />
Als nächstgrössere Modelle folgen in der<br />
Typenreihe der seit dem Vorjahr unveränderte<br />
12/48 von 8/48 PS, weiter drei mit zahlreichen<br />
Verbesserungen ins neue Baujahr<br />
eingegangene Modelle, die ausserdem zum<br />
Ausführung der Getriebeschaltung bei<br />
Wolseley «Ten». («The Motor».)<br />
Teil eine beträchtliche Leistungssteigerung<br />
erfahren haben. Das 9-PS-Modell leistet jetzt<br />
60 statt 56 PS und nennt sich daher 14/60; das<br />
von 10,5 PS heisst neuerdings 16/65 und sein<br />
Motor gibt wie vordem 67 PS her; schliesslich<br />
ist da noch der als zweites Fahrzeug am<br />
Wolseley-Stand vertretene 18/85 mit seinen<br />
85 statt 80 PS bei 12 Steuer-PS. All diese<br />
Wagen sind jetzt mit einer sowohl in der<br />
Länge als auch im Winkel verstellbaren<br />
Lenksäule ausgerüstet. Nach obenhin schliessen<br />
die bereits bekannten Modelle « 21» und<br />
« 25 » das Typenprogramm von Wolseley ab.
N° 20 — MONTAG, 6. MÄRZ <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Lancia.<br />
(Stand 6)<br />
Lancia geniesst weit über die Grenzen seines<br />
Heimatlandes hinaus einen ausgezeichneten<br />
Ruf. Und mit vollem Recht, denn seine<br />
Wagen stellen sowohl in technischer wie in<br />
ästhetischer Hinsicht ausgesprochene Spitzerzeugnisse<br />
dar. Das beweist auch diesmal<br />
wieder der Lancia-Stand, wo man wie jedes<br />
Jahr einige ganz auserlesene Schönheiten<br />
von Wagen zu sehen bekommt, von denen<br />
blitzenden Hülle sich das Auge nicht so rasch<br />
wieder trennen will. Welch ein Juwel beispielsweise<br />
der von Farina karossierte zweiplätzige<br />
Roadster oder das von Graber mit<br />
Aufbau versehene 2(4)plätzige, rote Sport-<br />
Cabriolet ! Eine andere karosserietechnische<br />
Glanznummer: Die Aprilia-Special-Limousine<br />
Farina-Karosserie.<br />
Horch.<br />
(Stand 8)<br />
Schon mehr als drei Jahrzehnte ist diese<br />
Herstellerin hoch feudaler Luxuswagen im<br />
Automobilbau tätig. 1926 nahm, Horch als<br />
erste europäische Firma den serienmässigen<br />
Bau von 8-ZyHnder-Wagen auf, die in der<br />
Folge allmählich zur heutigen Vollkommenheit<br />
entwickelt wurden. Im Laufe von 11<br />
Jahren konnte Horch nicht weniger als 25 000<br />
8-Zylinder-Fahrzeuge absetzen. Ihre moder-<br />
ein 4-Zylinder von 8,9/42 PS auf einem Radstand<br />
von 2600 mm. Ihm zur Seite stehen in<br />
der Typenreihe zwei 6-Zylinder-Modelle von<br />
13,5/62 PS, das eine (W 23) auf einem Chassis<br />
von 2900 mim und das andere (W 26) auf<br />
einem solchen mit 250 mm längerem Radstand.<br />
Sowohl äusserlich wie in ihrer mechanischen<br />
Konzeption huldigen sie vollkommen<br />
einheitlichen Baugrundsätzen. Eigene<br />
Wege geht Wanderer vor allem in der Chassiskonstruktion.<br />
Die Vorderräder sind ein-<br />
cial bietet auf 116 PS. Dies hat ein ausserordentlich<br />
günstiges, sportliches Leistungsgewicht<br />
von ca. 13.5 PS zur Folge. Gegenüber<br />
der Normaldrehzahl von 3600 U/Min,<br />
beim kompressorlosen Motor tritt die Höchstleistung<br />
beim Kompressortyp erst bei 4000<br />
U/Min, ein. Graham war als fortschrittlicher<br />
Konstrukteur einer der ersten, der sich serienmässig<br />
dem Leichtmetall-Zylinderkopf zuwandte<br />
und ist ihm seither treu geblieben.<br />
Wenn der Kompressor als weiteres, der Lei-<br />
Schnitt durch den Motor des Lancla-Aprllla. Die<br />
vier Zylinder sind leicht V-förmig angeordnet. Man<br />
beachte die Durchbildung des Ventilsteuerungsantriebes.<br />
Technisch ist gerade der Typ Aprilia deshalb<br />
so riesig interessant, weil er als einziger<br />
Wagen seiner Grossen- und Stärkenklasse<br />
in der Ausführung als Serienlimousine<br />
über ein Leistungsgewicht, mit andern Worten<br />
also auch über eine Rasse und Steigfähigkeit<br />
verfügt wie ein Wagen mit dreimal<br />
so grossem Huforaum. Seine vorzügliche<br />
Strassenhajtung verdankt er der angesichts<br />
des geringen Wagengewichts besonders<br />
wichtigen Einzelabfederung der Räder, die<br />
im Falle der Hinterräder noch dadurch wirkungsvoller<br />
gestaltet wurde, dass man die<br />
Bremstrommeln ans Differentialgetriebe heranrückte<br />
und damit die Räder entsprechend<br />
leichter machte. Ein anderes technisches<br />
Kunstwerk ist der Aprilia-Motor, der bei<br />
einem Hubraum von 1.35 Liter nicht weniger<br />
denn 50 PS leistet<br />
Als zweites Modell fabriziert Lancia den<br />
Typ « Astura > von 15/80 PS, der am Stand<br />
als Cabriolet sowie als Gplätziger Innenlenker<br />
zu sehen ist.<br />
Morris.<br />
(Stand 26)<br />
Die zu den grössten englischen Automobilproduzenten<br />
zählende Firma hat ihre vier<br />
Modelle zu 5, 6, 8 und 9 PS, sämtliche als<br />
Limousinen mit Sonnendach, zur Schau gebracht.<br />
Ihre Linien haben durch eine Senkung<br />
der Gesamthöhe der Wagen bedeutend<br />
an Reiz gewonnen. Sowohl im mechanischen<br />
Teil wie punkto Ausstattung' sind diese englischen<br />
Gross-Serienwagen mit grösster<br />
Sorgfalt durchkonstruiert und man trifft an<br />
ihnen immer wieder Einzelheiten an. die<br />
Das Vorderende der selbsttragenden Karosserle am<br />
Morris «Ten». («The Autocar».)<br />
sonst im allgemeinen höheren Preisklassen<br />
vorbehalten bleiben. So sind alle ausgestellten<br />
Modelle mit Vierganggetriebe mit drei<br />
synchronisierten Gängen ausgerüstet. Die<br />
Windschutzfenster lassen sich sehr weit ausstellen,<br />
um das Fahren im Nebel (der englische<br />
Nebel ist ja c berühmt») zu erleichtern.<br />
Weiter seien als konstruktive Einzelheiten<br />
noch die reichhaltige Dotierung des<br />
Instrumentenbretts erwähnt, sowie — last<br />
but not least — die hydraulischen Fussbremsen<br />
nebst mechanischer Handbremse.<br />
Der Aschenbecher des Horch-V-8 lässt sich bei Bedarf<br />
herausklappen. Die Zeituhr ist in «einer Vorderwand<br />
eingebaut.<br />
nen Repräsentanten sind das am Salon als<br />
viertüriges Cabriolet vertretene V-8-Modell,<br />
dessen Motor dank einer Vergrösserung des<br />
Hubraums um 9% auf 3,8 Liter, 92 statt 75 PS<br />
abgibt, sowie der « Grosse Horch » mit seinem<br />
5-Liter-Reihen-8-Zylinder-Motor. Beide<br />
verfügen jetzt als Verbesserungen über ein<br />
vollsynchronisiertes Vierganggetriebe (voriges<br />
Jahr nur 3 synchronisierte Gänge) und dazu<br />
ein hinten an dieses angefügtes, durch einen<br />
eigenen kurzen Hebel geschaltetes Fernganggetriebe.<br />
Dank diesem Schongang dürfen sie<br />
auf Autobahnen stundenlang mit 130 km/St.<br />
voll ausgefahren werden. Ihre Abfederung<br />
geschieht nach wie vor vorn einzeln, während<br />
hinten als Besonderheit eine Doppelgelenkachse<br />
zur Anwendung kommt, wie man sie<br />
übrigens in ähnlicher Form auch von den<br />
deutschen Rennwagen her kennt. Es erübrigt<br />
sich fast, darauf hinzuweisen, dass diese Wagen<br />
bis ins hinterste Detail mit raffiniertestem<br />
Aufwand ausgestattet sind, wie man ihn nur<br />
bei Fahrzeugen der Spitzenklasse antrifft<br />
Wanderer<br />
(Stand 8)<br />
Drei Haupttypen stehen im Fabrikationsprogramm<br />
dieser der Auto-Union angehörenden<br />
Firma. Der kleinste, genannt W 24, ist<br />
Die Schwebeachse des Wanderer W-23. Die hoch liegende Querfeder verhindert<br />
in Kurven und wirkt daher ähnlich einem Kurvenstabilisator.<br />
zeln, durch eine tiefliegende, die Hinterachse<br />
ist durch eine hochliegende Querfeder abgestützt<br />
Diese — Schwebeachse genannte —<br />
Bauart verhindert ein Heraushängen des Wagenaufbaus<br />
in Kurven, wodurch Strassenund<br />
Kurvenlage in entscheidender Weise<br />
günstig beeinflusst werden.<br />
Die beiden kleinen Wanderer-Typen werden<br />
serienmässig als Innenlenker, Cabriolet,<br />
sowie als 4-, 5sitziges Phaeton geliefert,<br />
während der W 26 hauptsächlich zur Aufnahme<br />
von grossen Pullmanaufbauten bestimmt<br />
ist. Am Wandererstand figuriert dies<br />
Jahr einzig der U 24 als 4plätzige Limousine.<br />
ehaque jour<br />
davanlageta<br />
QUALITE<br />
TOTALEI<br />
Graham.<br />
Verlangen Sie Auskünfte beim Konzessionär für die Schweiz:<br />
Grand Garage E. MAURER, Tranchees 50, Genf<br />
Vertreter für Bern: H.Schmidt & Co., Belpstrasse 30b<br />
Vertreter für Basel: Garage Universal, Vogesenstrasse 76<br />
Vertreter für Neuenburg: Garage des Trois Rois S. A.. Le Locle<br />
das Heraushangen<br />
(Stand 17)<br />
Kompressor heisst das wichtigste Merkmai<br />
dieser Wagen, deren kraftgeladene Formen<br />
schon auf die ihnen innewohnende Leistungsfähigkeit<br />
und Rasse hinweist. Durch das Zentrifugalgebläse<br />
steigert sich die Leistung des<br />
Sechszylindermotor? von 90 PS, wie er sie<br />
beim kompressorlosen Modell Graham Spetrou<br />
annie» consicutives le Rallye<br />
International de Monte-Carlo contra<br />
une compiüüon tilectionnie de*<br />
meillcures Marques du Monde entier<br />
Une Seule Marque t Hotchkut,<br />
a gagni U Raüye International<br />
de la Baute 1938. La litte teraU<br />
longue t'U faUait ditaiUer tous<br />
le$ irophiet qui t'accumulent<br />
tur Une SeuU Marque t Hotel»<br />
lau. Cetl qu'une HotchhU*<br />
es! un ensemble auui harmonieux<br />
a"aspect que d»<br />
mfcanlque I eil» $atUfaU<br />
agrfabUmentle>en$del'ef<br />
thiüque et une Hotchku*<br />
eil un ensemble (quilibri<br />
de tautet U* quältet<br />
qui assurent la SATIS-<br />
FACTION TOTALE<br />
Voia qui denn* une<br />
bonne voitare, t>ou»<br />
devez choisir une<br />
Hotchkituellevout<br />
digagera de Ion»<br />
$oucit et rendra<br />
votre vie plu$<br />
agrtable, parce<br />
stungssteigerung dienendes Konstruktionsmerkmal<br />
nur einer Klassemarke wie Graham<br />
zugänglich ist und im übrigen keinen Eingang<br />
in den allgemeinen Automobilbau gefunden<br />
hat, so Hegt dies in der teuren Präzisionsarbeit<br />
begründet, die der mit 24.000 Uf,<br />
Min. drehende Kompressor nötig macht<br />
Die seit dem Vorjahr von Graham herausgebrachte<br />
Karosserieform mit dem geradezu<br />
.nach vom stürmenden Kühler weist suggestiv<br />
auf die Leistungsfähigkeit dieser Wagen<br />
hin, deren « Spitze > um die 150 km/St liegt<br />
Die Strassenlage der auch vorn mit starrer<br />
Achse versehenen Wagen ist so einwandfrei,<br />
dass keine Begründung vorlag auf Einzelabfederung<br />
überzugehen. Ueberhaupt gehört<br />
Graham nicht zu den Marken, die ihre Modelle<br />
andauernden Aenderungen unterziehen*<br />
und man kann nur bedauern, dass sein 14-<br />
PS-Modell jetzt nicht mehr gebaut wird*<br />
Neben den bereits erwähnten Einzelheiten<br />
seien noch folgende Konstruktionsmerkmal«'<br />
dieser fortschrittlichen Fahrzeuge hervorgehoben<br />
: Ihre Motoren verfügen über Kühlmäntel,<br />
die sich über die ganze Zylinderhöhe<br />
Der Geschwindigkeitsmesser kombiniert mit Tachometer<br />
(Drehzahlmesser) am neuen Graham-Kompressorwagen.<br />
Oben: Geschwindigkeitsangabe. Unten:<br />
Ablesung der Drehzahl. Falls im Schnellgang<br />
gefahren wird, sind die kleinen Zahlen auf dem<br />
weissen Feld zu berücksichtigen. («The Autocar».><br />
erstrecken und daher mithelfen, das Oel kühl<br />
zu halten, ferner über hydraulische Bremsen,<br />
sowie natürlich ein synchronisiertes und geräuschlos<br />
arbeitendes Getriebe. Der Käufer<br />
hat die Wahl unter einer Reihe hocheleganter<br />
Karosserien. Cabriolets sind auf Wunsch<br />
mit Schweizerkarosserien lieferbar.<br />
Firestone.<br />
(Stand 227)<br />
Noch blickt die Firestone-Fabrik in Pratteln<br />
nicht auf eine vierjährige Tätigkeit zurück,<br />
aber in dieser kurzen Zeitspanne schon<br />
hat sich der schweizerische Firestone-Reifen<br />
unter den einheimischen Automobilisten seinen<br />
Namen gemacht und seinen Platz gesichert<br />
Schweizerische Qualitätsarbeit gepaart<br />
mit Fabrikationsmethoden, die sich die<br />
neuesten technischen Errungenschaften zunutze<br />
machen — das Zusammentreffen dieser<br />
beiden Faktoren bietet Gewähr für ein<br />
erstklassiges Produkt. Viel, sehr viel, unter<br />
Umständen sogar Ihr Leben kann von der<br />
Qualität der Reifen abhängen. Sie sind Vertrauenssache.<br />
Der Name Firestone aber<br />
bürgt dafür, dass Sie sicher und bequem fahren<br />
und dass der Reifen auch hinsichtlich<br />
seiner Lebensdauer Ihre Erwartungen voll<br />
erfüllt.<br />
Die Ausgestaltung des Standes am Genfer<br />
Salon bringt die Mannigfaltigkeit der Firestone-Erzeugnisse<br />
anschaulich und lebendig<br />
zum Ausdruck. Kräftig hebt sich von der<br />
Rückwand der Markenname ab, währenddem,<br />
darunter und auf den beiden Seiten<br />
Motorrad- und Autoreifen verschiedener Dimensionen<br />
als Rahmen für photographische<br />
Vergrösserungen dienen, welche dem Besucher<br />
den komplizierten Werdegang eines<br />
modernen Pneus vor Augen führen.<br />
(Fortsetzung & S>
AUTOMOBIL-REVUE MONTAG, 6. MÄRZ <strong>1939</strong> — N° 20<br />
Französische Wagen in Genf<br />
Talbot Baby, i Liter.<br />
Citroen 6 Zyl., 15 PS, mit Vorderradantrieb.<br />
Bei Amilcar erfolgt die unabhängige Federung der Hinterachse durch Verwendung von Torsionsstäben.<br />
Ein. gediegenes Delage-Gabriolet, 14 PS, 6 ZyL, Typ D-6-75.<br />
CHRYSLER BRINGEN ALS ERSTE BEDEUTENDE<br />
NEUERUNGEN<br />
Wiedertim bietet Ihnen Chrysler <strong>1939</strong> zwei £tnz<br />
bedeutende Neuerungen auf dem Gebietder Automobilkonstruktion<br />
: Das Doppelgetriebe, mit 5<br />
Vorwärtsgängen ohne zusätzliche Schaltung und<br />
die Fernsteuerung, eine vollmechanitche Schaltung,<br />
«o einfach und zuverlässig wie die übliche<br />
Schaltung. Das Doppelgetriebe ist eine der bedeutendsten<br />
technischen Errungenschaften. Es<br />
vervielfacht die Leistungsfähigkeit des Wagens.<br />
Es erhöht die Beweglichkeit, Manövrierfähigkeit<br />
und Sicherheit. Es reduziert Benzin-; Oel- und<br />
Unterhaltskosten. Ausser diesen, Neuerungen<br />
bietet Ihnen der Chrysler <strong>1939</strong> Dutzende von<br />
andern Verbesserungen. Machen Sie eine Probefahrt<br />
im neuen Chrysler und Sie werden sich<br />
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N« 20<br />
II. Blatt<br />
BERN, 6. März <strong>1939</strong><br />
Soxisetetuiq. den, Stände ocn Seite 3<br />
Bosch.<br />
(Stand 200)<br />
Fünfzig Jähre Erfahrung' im Bau' von Zu-<br />
Behörartikelh für motorisierte Verkehrsmittel,<br />
das.ist die Solide Grundlage der Bosch-<br />
'•'• '<br />
konstruktionen.<br />
Eine hervorragende Stellung nimmt Bosch<br />
beispielsweise in der Zündkerzenfabrikation<br />
ein. Ein sehr grosser Teil aller existierenden<br />
Rekorde zu Lande, zu Wasser und in der<br />
Luft wurden voti Maschinen erzielt, deren<br />
Motoren mit Boschkerzen ausgerüstet waren.<br />
Ihr neues, synthetisches Isolationsmaterial<br />
«Pyranit 2» hat sich sowohl im täglichen<br />
Gebrauch wie auf hochbeanspruchten; Rerinmotoren<br />
ausgezeichnet bewährt Von der<br />
kleinen 6-mm-Kerze für Modellflugzeuge bis<br />
zu den Rennkerzen, den riesigen Bauarten<br />
für Gasmotoren und den mit Radiostörschutz<br />
versehenen Zündkerzen ist alles am Stand<br />
vertreten.<br />
Neue Zündverteiler mit automatischer.<br />
Zündpunktverstellung durch den Unterdruck,<br />
neue Zündspulen, darunter besonders auch 1<br />
Hochleistunsspulen erinnern daran, däss<br />
Bosch sämtliche zum Zündsystem gehörenden<br />
Teile und Apparate herstellt. 1<br />
An Anlassern wird eine ganze Typenreihe<br />
bis hinauf zu einer Leistung von 1800 Watt<br />
gezeigt. Zum Anlassen von Flugmotoren<br />
baut Bosch auch Schwungkraftanlasser, wobei<br />
der Motor durch ein zuvor auf sehr höhe'.<br />
Drehzahl gebrachtes Schwungrad angeworfen,<br />
wird.<br />
An Scheinwerfern finden wir eine vielfältige<br />
.Auswahl der verschiedensten Typen<br />
und , Formen, worunter die- beliebte Nebellampe,<br />
sowie die Bosch-Scheinwerfereinsätze<br />
zur Verbesserung ungenügender Beleuchtungsanlagen<br />
eine Sonderstellung einnehmen.<br />
Als letzte Spezialität aus dem Gebiet des<br />
elektrischen Autozubehörs seien noch die<br />
Blaupunkt-Wagen-Radio-Apparate genannt,<br />
die mit widerstandsfähigen Metallampen ausgestattet<br />
sind und «le dernier cri > in Sachen<br />
Autoradio darstellen.<br />
Auf rein mechanischem Gebiet zeigt Bosch<br />
seine in deriganzeir Weit~verbreiteten<br />
Einspritzpumpen für Dieselmotoren,<br />
automatische Schmiervorrichtungen, Luftbremsen<br />
mit dem neuen ruhiglaufenden Kompressor<br />
ausgestattet, sowie Hochfrequenzwerkzeuge<br />
mit Universalmotor für die mechanische<br />
Werkstätte.<br />
Hotchkiss.<br />
(Stand 3)<br />
Die durch ihre vielen Sporterfölge bekannte<br />
französische Herstellerin erstklassiger<br />
Automobile gehört zu den ersten Firmen,<br />
die ihre ganze Typenreihe von 4- und 6-Zylinderwagen<br />
mit Karosserien der gleichen<br />
Geräumigkeit ausstattete, wofür die Ueberlegung<br />
massgebend war und ist, dass die Ansprüche<br />
der Insassen an Raumkomfort in<br />
keiner Weise von der Leistung des Motors:<br />
abhängt. Die bis in alle Details mit grösster-<br />
Sbrgfalt durchkonstruierten Karosserien lassen<br />
es an nichts fehlen, was zur Bequemlichkeit<br />
der Insassen gehört.<br />
Schnell, von ausgezeichneter Strassenlage<br />
und überhaupt in jeder Hinsicht nach dem<br />
Grundsatz gebaut, dass das Bessere der<br />
Feind des Guten ist, das ist die Hotchkisskonstruktion.<br />
Ausgestellt sind dies Jahr an<br />
Cabriolets ein solches von Graber auf Chassis<br />
Paris-Nizza, das gut ist für 150 km/St.,<br />
sowie ein weiteres Splätziges mit 2 Türen<br />
und 4 Fenstern auf den 6-Zylinder-Chassis<br />
von 15 PS.<br />
An Limousinen sind zu sehen :<br />
1 4plätziger, 2türiger Wagen, Typ Modane<br />
auf Grand-Sport-Chassis (Höchstgeschwindigkeit<br />
160 km/St.). Es handelt sich<br />
hiebei um das Wagenmodell 1, das viermal<br />
hintereinander das Rallye von Monte Carlo<br />
sowie Paris-La Baule gewann, ein Wagen<br />
also, der schon viele Proben seiner Leistungsfähigkeit<br />
mit höchsten Ehren bestanden<br />
hat.<br />
1 4türiger, Splätziger Innenlenker vom<br />
Typ Cobourg. ebenfalls auf dem 6-Zylinder-<br />
Ghassis von 15 PS.<br />
1 vollkommen neues Pullman-Limousinen-<br />
Modell auf dem Chassis Paris-Nizza mit<br />
langem Radstand. Seine Karosserie verfügt<br />
über eine Trennscheibe und ist überhaupt in<br />
jeder Beziehung mit allem Luxus augestattet.<br />
Pallas.<br />
(Stand 228)<br />
Genf, 4. März <strong>1939</strong>.<br />
Einer liebenswürdigen Tradition folgend, lud<br />
die Mercedes-Benz AG. auch dieses Jahr die zur<br />
Berichterstattung nach Genf gekommenen Fachleute<br />
aus dem Automobilwesen, Pressevertreter<br />
usw. zu einem Aperitif ins Bestaurant des Automobilsalons<br />
ein. In seiner Begrüssungsansprache<br />
wies Herr Direktor Muff darauf hin, dass die Firma<br />
Mercedes-Benz in der Schweiz seit 1929 Waren<br />
im Gesamtbetrag von rund 31 Millionen Franken<br />
bezogen hat; was den Gesamtwert der in der gleichen<br />
Zeit importierten Mercedes-Wagen sogar noch<br />
übertrifft. Auch der Warenaustausch zwischen<br />
Die Pneufabrik Huber in Pfäffikon (Zürich)<br />
lässt auf ihrem Stand eine Musterkollektjon<br />
ihrer bekannten « Pallas »-Produkte aufmarschieren.<br />
Nicht nur Personen-, Lastwagen-,<br />
Omnibus- und Trolleybuspneus verschiedener<br />
Dimensionen paradieren da in geschmackvoller<br />
Aufmachung, sondern auch<br />
Flugzeug- und Spezialreifen für Schnellganglastwagen<br />
von 5 t und für Traktoren. Eine<br />
besonders gefällige Note erhält die Ausstellung<br />
dadurch, dass diesmal die Pneus mit<br />
weissem Seitengummi versehen worden sind.<br />
Daneben bringt das Pfäffikoner-Werk seine<br />
öl- und hitzebeständigen Zünd- und Lichtkabel<br />
mit Kunstgummi-Isolation sowie einen<br />
SpezialscMauch aus synthetischem Gummi<br />
mit Baumwolle, der für die Zuleitung zu Dieselmotoren<br />
Verwendung findet. Ergänzt wird<br />
dieser Ueberblick, der wohlverstanden nur<br />
jene Erzeugnisse umfasst, welche mit dem<br />
Automobil in Zusammenhang stehen, durch<br />
eine Reihe weiterer Artikel, als da sind Profilgummi<br />
für Autoschläuche, Gummibeläge<br />
für Trittbretter, Nagelschutzeinlagen usw.<br />
Am Rande des Salons<br />
Der Aperitif bei Mercedes.<br />
cedes-Benz verlangt eine sorgfältige Prüfung der<br />
in Frage kommenden Werkstotfe auf ihre technologischen<br />
und sonstigen Eigenschaften. Hiezu stehen<br />
der Firma Laboratorien für statische un
technischen Fortschritt beteiligt zu sein nnd mit<br />
dazu beigetragen hat die Mercedes-Benz-Automobile<br />
zur heutigen Vollkommenheit zu entwickeln.<br />
Der Empfang<br />
bei der Standard Mineralöl AG.<br />
Anlässlich der Eröffnung des Internationalen<br />
Automobil-Salons Genf <strong>1939</strong> lud die Standard-Mineralölprodukte<br />
AG., Zürich, -wiederum die Leute<br />
von der Presse, die Leiter der Geschäftsstellen der<br />
Automobil-Clubs und. -Verbände und die Vertreter<br />
der Schweiz. AütomobiÜndustrie am 4. März <strong>1939</strong><br />
nach Genf zu einem Meeting ein, um sie durch<br />
einen kurzen Vortrag ihres Propagandachefs, Herrn<br />
A. Gysier, über das aktuelle Thema<br />
< Was bedeutet der zeitgemässe Tankstellen-<br />
Service für den Automobilisten»<br />
BU orientieren.<br />
Ber Begriff « Service » wird vielerorts aus Unkenntnis<br />
seines wahren Wesens missbraucht. Das<br />
Wort « Service > ist auf dem besten Wege, ein<br />
flaches Schlagwort zu werden. Nicht nur zwischen<br />
Kunden und Lieferanten gehen die Ansichten über<br />
den Service-Gedanken auseinander, sondern auch<br />
innerhalb dieser beiden Gruppen bestehen recht<br />
verschiedene Methoden seiner Anwendung und Erhebliche<br />
Auffassungsunterschiede über die Faktoren,<br />
die dazu gehören. Viele glauben, durch Gratisleistungen<br />
und Eingehen auf alle Launen und Ansprüche<br />
der Kunden den Kern des Problems gefunden<br />
zu haben. Doch wo so «gewirtschaftet» wird,<br />
stellt sich der Erfolg nicht ein.<br />
Das Wesen des ehrbaren Geschäftsmannes ist<br />
Tüchtigkeit, Redlichkeit, Würde. Sein Lohn Vertrauen<br />
und Erfolg.<br />
Auf diesen Tatsachen baut sich der Service auf.<br />
Service ist nichts anderes als richtige, ehrbare,<br />
freundliche Versorgung des Kunden mit den Produkten,<br />
die er notwendig hat. Jede Ware echt, vollwertig<br />
und marktgerecht im Preis. Dazu uneigennützige<br />
Beratung, basierend auf fachlicher Erfahrung<br />
und freundliche, achtungsvolle persönliche Bedienung<br />
und Behandlung des Kunden. Service ist<br />
also weder Spielerei noch Zeitverlust, wie leider<br />
noch viele glauben. Service ist ein Gebot der Zeit,<br />
dessen Befolgung keine Kosten verursacht, aber mit<br />
geringer Mühe und Arbeit ermöglicht, konkurrenzfähig<br />
zu bleiben und zusätzlichen Gewinn zu erzielen.<br />
Aus diesen TJeherlegungen heraus schuf die<br />
Standard-Mineralölprodukte AG., die in der Schweiz<br />
die Esso-Produkte vertreibt, den Esso-Service. Er<br />
umfasst alle Massnahmen, die für richtige Wagenpflege,<br />
für zuverlässigen Betrieb unerlässlich sind<br />
und die die Lebensdauer eines Wagens verlängern,<br />
also wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten. Der<br />
Erfolg bleibt diesen Bestrebungen nicht versagt. Die<br />
Praxis hat bewiesen, dass Automobilisten den Esso-<br />
Service lobend anerkennen und dass die Verkäufer<br />
dieser Produkte, die diese Ratschläge in die Tat<br />
umsetzen, ihren Umsatz steigern können.<br />
JkaQxamm turnt Satan<br />
DIENSTAG, DEN 7. MÄRZ:<br />
9 Uhr: Oeffnunq (Eintritt Fr. 1.50).<br />
Tag der Automobilsektion Genf des T.C.S.<br />
lO Uhr: Sitzunq der Sektionssekretäre des A.C.S.<br />
12.30 Uhr: Mittagessen des Rotary-Club (Restaurant<br />
des Salons).<br />
18.30 Uhr: Preisverteilung des «Pannenhehebungs-<br />
Weftbewerbs» der Automobilsektion Genf des<br />
T.C.S. (Stand des T.C.S.). 20 Uhr: Nachtessen<br />
der Sektion im Salon-Restaurant.<br />
19.30^Uhr: Sitzung des Vorstandes des Westschweizerischen<br />
Verbandes der Motorfahrer-Truppen<br />
(Konferenzsaal des Salons).<br />
23 Uhr: Schliessung der Ausstellung.<br />
Konzert von 11.30 bis 12.30. 16.00 bis 18.30<br />
und von 20.00 bis 23.00 Uhr.<br />
Hans Portmann, Basel (Ford), Sieger bei den Experten. - Jean Perrin,<br />
Le Locle (Lancia-Aprilia) bei den Amateuren erfolgreich. Lt. Handschin, Basel<br />
(Fiat) gewinnt die Militär-Konkurrenz. - Schnellster am Berg: J. Stich,<br />
La Chaux-de-Fonds (Fiat). Schnellster im Kilometerrennen: Hans Portmann,<br />
Basel (Ford). - Die Sektion Bern des A.C. S. gewinnt mit Scheibler, Schäfer<br />
und Haldimann den Dr. Mende-Wanderpreis.<br />
Das zweite nationale Schnee-Rallye zum Genfer<br />
Salon gehört der Vergangenheit an. Es war — wie<br />
sein Vorgänger — ein glatter _Schwarztreffer, und<br />
flies im Hinblick auf die •Teilnehmerzahl, wie in<br />
bezug auf den sportlichen Erfolg, an dem es nicht<br />
das Geringste zu bekritteln gibt. Leider ist es uns<br />
aus Raumgründen nicht möglich, heute eine eingehende<br />
Würdigung der Veranstaltung folgen zu<br />
lassen. Wir verweisen unsere Leser diesbezüglich<br />
auf die morgige Nummer. Für diesmal sei dem Organisationskomitee<br />
und seinem Präsidenten, Herrn<br />
A. Dupuis, das wohlverdiente Lob ausgesprochen<br />
für die ganze Arbeit, die sie geleistet haben. Sodann<br />
sei gleich erwähnt, dass Hans Portmann, Basel,<br />
auf Ford als absoluter Sieger und Experten-Erster<br />
aus der zweiten Schnee-Sternfahrt hervorgegangen<br />
ist, dass der Neuenburger Perrin auf Lancia bei<br />
den Amateuren obenausschwang und der Basler<br />
Leutnant Handschin auf Fiat die Militär-Konkurrenz<br />
gewann. Was endlich den Wanderpreis des<br />
A.C.S.-Zentralpräsidenten Dr. Mende anbetrifft, der<br />
letztes Jahr von der Sektion Montagnes-Neuchäteloises<br />
provisorisch gewonnen wurde, so hat er heuer<br />
dank der vorzüglichen Leistungen der alten Füchse<br />
Scheibler, Schäfer und Haldimann den Besitzer gewechselt<br />
ist und provisorisch an die Berner Sektion<br />
des A.C.S. übergegangen.<br />
Die Sternfahrt, an Bord eines<br />
Konkurrentenwagens miterlebt<br />
1<br />
Genf, Samstag, den 4. März.<br />
Leibesvisite<br />
Um es gleach von altem Anfang an festzunageln:<br />
Sankt Petrus hat gehalten, was wir von ihm in<br />
der Samstagabendausgabe der « Automobil-Revue t<br />
durchaus gerechter- und bdlligerweise glaubten erwarten<br />
und deshalb auch prophezeien zu dürfen.<br />
Er bescherte den Teilnehmern an der zweiten nationalen<br />
Schnee-Sternfahrt, die heute die schweizerische<br />
Automobiteportsaison und damit den Kampf<br />
um die diesjährige Automobilmeisterechaft eröffnete,<br />
einen wundervollen sonnigen Tag und ist<br />
demnach mitschuldig daran, dass unser Nimbus in<br />
Sachen Rallye-Wetterprognosen einstweilen keiner<br />
neuen Lackierung bedarf.<br />
Doch gehen wir zur Tagesordnung über. Schreibender<br />
nahm heute vormittag 10 Uhr im Wagen<br />
des Berwer Konkurrenten E. Haldämann Platz, von<br />
dem er schon vor zwei Jahren beim gleichen Anlass<br />
nach Genf entführt wurde. In forscher Fahrt hat<br />
dieser den Berichterstatter benebst einem weitern<br />
Passagier, der unterwegs irgendwo im SimmentaL<br />
— natürlich ausserhalb jeglicher Sicht einer Kontrolle<br />
— an Bord des tatenfreudigen Chryslers'<br />
ging, Zwischenfalles und völlig unbeschädigt nach<br />
der £tadt Calvins gebracht. Ihm sei dafür uneingeschränkter<br />
Dank gezollt<br />
Schon bald nach 7 Uhr morgens herrschte auf<br />
dem Waisenhausplatz in Bern ein reges, emsiges<br />
Treiben. Konkurrentenwagea, aus alten Teilen der<br />
Schweiz angehuscht, stellten sich den verschiedenen<br />
Kontrolleuren und Kommissären, die einmal jedem<br />
Fahrer das Routenheft aushändigten und sodann<br />
alle Wagen peinlich genau auf Herz und Nieren<br />
prüften, gewissennassen jedes Vehikel einer eingehenden<br />
«ÜTÖMÖB1C-REVUE MONTAG, 6. MÄRZ <strong>1939</strong> =~ N° 20<br />
Schnee-Rallye ein sportlicher Schwarztreffer<br />
Unfallfreier Verlauf - einwandfreie Organisation.<br />
unteirzogen, um von allfälligen, bereite bestehenden<br />
Defekten Kenntnis zu nehmen und sie in einem<br />
Attest schriftlich niederzulegen. Ueberflüssig zu<br />
bemerken und durchaus verständlich, dass sich<br />
diese Tätigkeit im Beisein eines zahlreichen Publikums,<br />
das sich vorwiegend aus neugieriger Jugend<br />
zusammensetzte, abwickelte. An der Nägeligasse,<br />
Ecke Eidgenössisches Luftamt, entschwand ab 8.15<br />
Uhr den Blicken der Zuschauer ein Wagen nach<br />
dem andern, und zwar in zweiminutigen Abständen.<br />
Wobei die kleinen Kaliber, will heissen die<br />
Fahrzeuge mit dem geringsten Hubvolumen, zuerst<br />
"abgefertigt wurden.<br />
Um 10.09 war dann die Reihe an uns. Nach<br />
abermaliger Kontrolle der diversen Wecker schwirrten<br />
wir pünktlich von dannen und unser Pilot —<br />
vom typischen Sternfahrer-Elan gepackt — legte,<br />
was gisch, was hasch, gleich ein zügiges Tempo<br />
vor. Via Stadttheater - Kornhausplatz - Zeitglokkenturm<br />
- Kasinogarage - Kirchenfeldibrücke die<br />
Thunstra&se erreichen; um freie Ausfahrt nach<br />
Muri - Münsingen zu bekommen, war eine Angelegenheit<br />
von wenigen Augenblicken. Die Marschtabelle<br />
schrieb für unsere Wertungsgruppe (über<br />
2000 ccm) bis Thun einen Durchschnitt von 60<br />
km/St, vor, dessen Innehalten keine Schwierigkeiten<br />
verursachte. In Kiesen, wo wir ganz unvermuteterweise<br />
auf eine Kontrolle stiessen, musste<br />
der Motor gehörig gezügelt werden, wenn wir den<br />
Posten nicht eine einzige Sekunde zu früh passieren<br />
wollten. Bis Thun und darüber hinaus verlief<br />
die Schnee-Sternfahrt o. K.<br />
Auf der Sache aach Schnee.<br />
A-ipropos Schnee:-Tön diesem war bis, dahin in<br />
'.unserer nächsten Umgehung so gut wie nichts zu<br />
entdecken und man musste sein Auge schon dem<br />
Horizont entlang epazieren führen, wo der sich in<br />
leichtem Dunst erhebende, schnee- und firnbe-.<br />
deckte Berner Alpenkranz ein märchenhaft schönes<br />
Bild bot. Zwischen Thun und Gwatt nahmen<br />
zahlreiche Baustellen die Aufmerksamkeit unseres<br />
mit Verve fahrenden Steuermannes in erhöhtem<br />
Masse in Anspruch. Er schlängelte sich mit Geschick<br />
und überlegener Miene elegant an allen Klip-<br />
|pen und Hindernissen . vorüber, wobei ihm der<br />
Kartenleser und Zeitmesser seine wertvolle Mithilfe<br />
angedeihen Hess. In Gwatt vorerst und später in<br />
Weissenburg passierten wir w.eitere «Ueberfall>-<br />
Posten und dann fanden wir die sich nicht überall<br />
im besten Zustand präsentierende Strasse endlich<br />
von einem weissen — vorerst allerdings mehr<br />
braunweissen Etwas eingesäumt Aha! Also doch<br />
Schnee-Sternfahrt! Nun stiessen wir in höhere Regionen<br />
vor und die Temperatur begann empfindlich<br />
zu sinken. Allein auf weiter Flur drängten wir vorwärts,<br />
ohne auch nur einen einzigen Konkurrenten<br />
in unser Blickfeld zu kriegen, was uns übrigens<br />
nur recht und gut sein konnte, bestärkte uns<br />
diese Tatsache doch in der Ueberzeugung, dass wir<br />
zeitlich korrekt «im Rennen» lagen.<br />
Zweisimmen, Saanenmöser, Schönried (Kontrolle),<br />
Saanen waren die weiteren, auf unserem<br />
Fahrplan eingezeichneten Punkte, und bald hatte<br />
der Berichterstatter nichts mehr zu lachen. Warum,<br />
möchten Sie wissen? Schlicht sei es bekannt: ganz<br />
einfach deshalb, weil es ihm auf die Dauer alles<br />
andere denn leicht fiel, diese ununterbrochene<br />
Schüttet- und Rüttelkur in Reinkultur<br />
mitzumachen.<br />
Aber er war hiezu gezwungen, sah sich ß-ewissermassen<br />
als Gefangener des ihn immer höher führenden<br />
Piloten. An ein Entrinnen war nicht zu<br />
denken. Stellen Sie sich bitte vor: die Strasse, mit<br />
einer sehr leichten Schneedecke angetan, die eben<br />
abzuschmelzen begann, ist hier oben eine ausserordentlich<br />
ränkereiche Angelegenheit. Bald heisst<br />
es rechts ran, links ran, Gas weg. Gas rein, und<br />
dies alles in bunter Reihenfolge sinnig durcheinander<br />
gemengt Dies vermochte der leicht zu kitzelnde<br />
und zu reizende Magen des Schreibenden<br />
nur widerwillig zu ertragen. Wie schon im März<br />
1936 anlässlich der Sternfahrt, die er mit Automobilmeister<br />
Scheibler miterlebte und wo er, offen wie<br />
er nun einmal zu sein pflegt, an dieser Stelle ein<br />
umfassendes « Geständnis » ablegte, machte sich unterm<br />
Oberhemd plötzlich jenes prickelnde Gefühl<br />
bemerkbar, das nichts Gutes, zum mindesten aber<br />
einen kleinen Betriebsunfall düster ahnen lässt<br />
Er lehnte sich tief ins Polster zurück, riss alle<br />
Fenster herunter, liess die Sternfahrt Sternfahrt<br />
sein und schnappte nach kühler Höhenluft, in der<br />
Hoffnung, die langsam, aber um so sicherer herannahende<br />
Katastrophe abzuwenden. Und siehe da;<br />
was 1936 frommer Wunsch geblieben, gelang diesmal.<br />
Die Eruption konnte vermieden werden, die<br />
lästige Automobilkrankheit war behoben. Worauf<br />
diese Wendung zum Guten — oder doch wenigstens<br />
zum Bessern, da der Genuss an der an und<br />
für sich herrlichen Fahrt hinfort gleichwohl stark<br />
beeinträchtigt wurde — zurückzuführen ist? Es<br />
handelt sich um die einfachste Geschichte der<br />
Welt Auf die Gefahr hin, vom verehrten Leser des<br />
Aberglaubens bezichtigt zu werden, diene nachstehender<br />
Ratschlag, der beim Schreibenden jedesmal<br />
Wunder wirkt, seit er ihn befolgt, alten jenen, denen<br />
die Lust am Automobilfahren durch Unannehmlichkeiten,<br />
wie sie eben geschildert wurden,<br />
manchmal zu vergehen droht. Probieren Sie es also:<br />
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Hans Portmann, Basel, der absolute Sieger in der<br />
Schnee-Sternfahrt.<br />
Hch zu behandelnden Thema entschuldigen. Sie war<br />
nicht zu umgehen, zumal der Berichterstatter an<br />
jenen Teil der Konkurrenz, der ihm gewissermassen<br />
von höherer Gewalt ganz und gar verdorben<br />
•wurde, sich nur lückenhaft zu erinnern weiss. In<br />
Les Moulins ging die erste Etappe der Zuverlässigkeitskonkurrenz<br />
zu Ende. Doch hiess es ohne<br />
Unterbruch l'Etivaz zu erreichen, von wo aus die<br />
Teilnehmer in 2 Yt minütigen Intervallen mit einem<br />
kurzen Anlauf zur<br />
Bergprüfungsfahrt am Col des Mosses<br />
starteten. Im Gegensatz zum Vorjahr, wo man sich<br />
zwischen hohen Schneemauern durchtasten musste,<br />
war die Strecke diesmal stellenweise aper, und wo<br />
nicht, da barg sie namentlich für die grosskalibrigen<br />
Wagen, die keine Schneepneus aufgezogen hatten,<br />
Tücken am laufenden Band in sich. Auch wir<br />
bekamen sie zu spüren, drehten doch die Hinterräder<br />
oftmals leer durch, so dass es ab und zu<br />
noch einiger PS von Seiten der Mitfahrer bedurfte,<br />
wenn wir nicht riskieren wollten, überhaupt unterwegs<br />
liegen zu bleiben. Schliesslich war diese Gefahr<br />
behoben, das Ziel des Bergrennens bei La<br />
Lecherette hinter uns, um 12.43 Uhr passierten wir<br />
die Kontrolle auf dem Col des Mosses, von wo es<br />
Aigle in minimal 35 und maximal 50 Minuten anzusteuern<br />
galt. Höher gings also nimmer, dagegen<br />
um so tiefer, und zwar auf der gefällereichen<br />
Strasse via Le Sepey, wobei der Höhenunterschied<br />
immerhin gut 1000 m beträgt. Die Kontrolle in<br />
Aigle kam schon sehr früh in Sicht, und da, wie<br />
gesagt, ab Col des Mosses eine Mindestzeit von<br />
35 Minuten zu beobachten war, so legten wir die<br />
beiden letzten Kilometer im ersten Gang schleichenderweise<br />
zurück. Rund % Stunden hatte man<br />
in Aigle für die Verpflegung der Konkurrenten<br />
neutralisiert, und schon um 2 Uhr hauten wir mit<br />
einem leckeren 66er-Durchschnitt, der dem Motor<br />
grosse und dem Piloten noch ungetrübtere Freude<br />
bereitete, ab, Territet entgegen, von wo aus Vevey<br />
in Anbetracht der sehr schmalen, ausserdem vom<br />
Tram befahrenen Strasse mit einem Stundenmittel<br />
von 46 km zu schaffen war. In Ciarens passierten<br />
wir die im letzten Augenblick auftauchende Kontrolle<br />
mit der Genfer Flagge planmässig und spurteten<br />
von Vevey via Corsier mit Vehemenz durch die<br />
Rebberge hinan bis zum Ortsrand von Chardonne,<br />
wo in Richtung Attalens-Bossonnens abgezweigt werden<br />
musste. Unser Steuermann setzte mächtig Dampf<br />
auf. Ein uns unweit Bossonnens die Strasse versperrender<br />
kleiner Lastwagen wurde mit drohendem<br />
Gehupe auf die rechte Strasesnseite verwiesen,<br />
dann nahmen wir graziös eine wenig übersichtliche<br />
Linkskurve und platzten mitten in die<br />
Höhle des Löwen.<br />
in die giftig postierte Kontrolle hinein —> etliche<br />
Sekunden zu früh. Wieviele Strafpunkte uns winken<br />
mochten, wurde in der Hitze des Gefechtes gar<br />
nicht festgestellt; das am Sonntagmittag bekanntwerdende<br />
Klassement wird ja noch früh genug<br />
aufzeigen, ob der hier eingefangene Bart nur bis<br />
zu den Knien reicht oder ob seine Spitze im Keller<br />
zu besichtigen ist. Item, hinfort legten wir unserm<br />
Piloten aufmunternd Zwang an, setzten alle Hebel<br />
in Bewegung, dass es bei diesem einen Reinfall<br />
blieb und trafen denn auch bei den fernem Kontrollen<br />
in Semsales, Vuisternens, Prevonloup, Sottens<br />
und Chalet-ä-Gobet innerhalb der Toleranzzeiten<br />
ein. Die Place Ghauderon in Lausanne machten<br />
wir —der Stadt weiter unkundig — in tunlichster<br />
Frist ausfindig, und dann rollten wir in<br />
munterem Tempo und sans histoire dem in Chamtesy<br />
vor Genf aufgepflanzten Zielkontrollposten der<br />
zweiten Zuverlässigkeitsetappe entgegen, den wir —<br />
das Zielband bitte, nicht den Posten — kurz vor<br />
5 Uhr überfuhren. Den Abschluss des Schnee-<br />
Rallyes bildete das Kilometerrennen mit fliegendem<br />
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1. H. Portmann (T. Rodemeyer). Basel, Ford<br />
998,71 Punkte; 2.. A. Scheibler (R. Hämiker), Bern,<br />
Lancia, 996,40; 3. H. Vuilleumier. TCS Neuenburg,<br />
Citroen, 994,82; 4. A. Pauli (M. Grezet). Montagnes-<br />
Neuch., Lancia, 994,44;- 5. A.Trcesch (E. Rentschier),<br />
Zürich, Fiat, 992,77; 6. J. Stich (L. Jaccard), Mont.-<br />
Neuch., Fiat, 990,00; 7. Hj Helbling (A. Helbling),<br />
St. üallen, Ford, 970,90; 8. A. Dattner (H. Hug),<br />
Zürich, Fiat, 970,74; 9. E. Moebus (E. Hirt), Waadt,<br />
Aero, 967,02; 10. W. Klingler (Madame Klingler),<br />
A.S.C.M., Hansa, 960,48; 11. E. Rock (K. Bannwart)<br />
Basel, Ford, 933,09; 12. A. Kaiser (Mme. Kaiser)<br />
Zug, Opel, 948-48; 13. A. Sandoz (G. von Gunten)<br />
Neuenburg, Renault, 946,19; 14. J. Guttmann (W!<br />
Russbach), Mont.-Neuch,; Opel, 938,89; 15. H. Kleiner<br />
(H. Bischoff), Zürich, Bugatti, 933,96; 16. H.<br />
Weber (R. Suter), Aargau, Bugatti, 927,93; 17. H<br />
Schuler (M. Mötteli), TCS Thurgau, v Ford, 927,81<br />
18. P. Schenk (E. Schenk), TCS Waadt. Hansa,<br />
912,40; 19. F.Dehnärco (J. Pahud), Waadt. Lancia,<br />
883,31; 20. 0. Dietrich (E. Dietrich). Basel, Ford<br />
858,03; 21.C Schätz (L. Turrian), Hanomas:, 823,21;<br />
22. W. Santschy (A. Leuenberger), Mont.-Neuqh.<br />
Peugeot, 809,69; 23. W. Zimmermann (A. Adimico),<br />
Zürich, Buick', 732,21.<br />
Eliminiert: J. Reymond. Genf; L. Duhois.<br />
Waadt<br />
Amateure.<br />
1. J. Perrin (J. MoriV Montagn.-Neuch., Lancia,<br />
991.78 Punkte; 2. H. Sauthier (J. Sauthier) Wallis,<br />
Citroen, 987,93; 3. P. 'Haefeli (Mme. Haefeli) Montagn.-Neuch.,<br />
Citroen, 987,56; 4-. Schäfer jun. (Karl<br />
Schäfer jun.) Bern, Dodge, 987,47; 4. W. Locher<br />
(F. Bühler) Zürich, Plymouth, 986,88; 6. R. Dellsperger,<br />
Bern, Peugeot, 986,53; 7. E. Handschin (W.<br />
Merkt) Basel, Fiat, 965; 8. F. L'Huillier (A. Bernard)<br />
Genf, Peugeot, 9S4,68; 9. F. Tissot (Cordin) T.C.S.<br />
(Waadt), Lancia, 982,95; 10. R. Hatt (E. Banga)<br />
Zürich, B.M.W., 982,53; 11. H. Hartmann (H. Pestalozzi)<br />
Zürich, Ford, 977,64; 12. «Arret» (H. Alb)<br />
Zürich, Fiat, 977,61; 13. H. Gautschi (E. Wannenmacher)<br />
Bern, Pontiac, 976,97; 14. G. von Selve<br />
(J. Schaffner) Bern, Ford, 975,74; 15. F. Lombard<br />
(G. Riotton) T.C.S, (Genf), Opel, 973,07; 16. R.<br />
Bloch, Montagn.-Neuch., Citroen, 972,94; 17. -E.<br />
Haldimahn (E. Hurni) Bern, Chrysler, 972,83; 18.<br />
W. Moser, Eontagn.-Neuch., Fiat, 971,80; 19. R.<br />
Zurlinden, (F, Hostettler) Aargau, Lancia, 969,98;<br />
20. M. Hammer (W. Hochuli) Zürich, Wanderer,<br />
964,71; 21. H. von Tscharner (Thormann) Bern,<br />
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