E_1939_Zeitung_Nr.019
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AUTOMOBIL-REVUE SAHSTAG, 4. MIRZ 1999 — N°<br />
HASSISBAU?<br />
A-AuB-B<br />
Die wichtigsten Tendenzen. — Die bekannten<br />
Rabmenformen. — Wo steht die Einzelfederung<br />
?<br />
Es gibt wenige Gebiete im Automobilbau,<br />
wo die Konstrukteure so sehr verschiedene<br />
Wege gehen wie bei der Gestaltung des<br />
Fahrgestells. Kastenrahmen, kreuzversteift©<br />
Rahmen, Ovalrohrrahmen, Zentralrohrrahmen<br />
und wie die Fachausdrücke alle heissen,<br />
sind sämtlich in zahlreichen Varianten vertreten,<br />
und es ist heute noch kaum abzusehen,<br />
in welcher Richtung die Entwicklung<br />
schliesslich führen wird. Gemeinsames Kennzeichen<br />
all dieser vielfältigen Konstruktionen<br />
ist eigentlich einzig das Streben nach Gewichtserleichterung<br />
bei gleichzeitig erhöhter<br />
Festigkeit, die Verbesserung der Verwindungssteifigkeit<br />
im allgemeinen sowie<br />
die fast ausschliessliche Anwendung des<br />
Schweissverfahrens im Rahmenbau. Im übrigen<br />
jedoch besteht keinerlei Einheitlichkeit.<br />
Am eingehendsten haben wohl die Deutschen<br />
und Tschechen das Feld des Fahrgestellbaus<br />
nach allen Richtungen hin durchpflügt und<br />
u. a. Lösungen hervorgebracht, die an genialer<br />
Einfachheit kaum zu übertreffen sind.<br />
Dabei wurden auch bis anhin für die Zwecke<br />
der Abfederung des Automobils nicht verwendete<br />
Bauelemente wie Torsionsstab,<br />
Schraubenfeder und neuerdings die auf Ver-<br />
DL-TLÜ<br />
H-H<br />
Die verschiedenen Ausführungsformen von Chassisrahmen, a = der alte Leiterrahmen mit TT-förmigen<br />
Längsträgern und ebensolchen Querträgern. Er besitzt nur geringe Verwindungssteifigkeit;<br />
b = moderner, kreuzversteifter Chassisrahmen; Längsträger und Versteifungen sind zur Erhöhung'<br />
der Verwindungssteifigkeit kastenartig geschlossen; c = X-Rahmen aus Ovälrohr; die Querverbindungen<br />
bestehen aus kreisrunden Rohren; d = Zentralrohrrahmen; der Motor ist vorn und das Differential<br />
hinten ans Zentralrohr angeflanscht; e = Zentralkastenrahmen mit Gabelungen zur Auft<br />
nähme von Motor und Differentialgetriebe; f = Tiefbett-Kastenrahmen; der Rahmen ist als Hohlkörper<br />
ausgebildet und durch Schweissung mit dem Wagenboden verbunden.<br />
•••"><br />
i<br />
i<br />
0G<br />
c-c F-F G-G<br />
rj<br />
drehüng beanspruchte Gummifederung (Hanomag)<br />
zu Ehren gezogen. Der ersten beiden<br />
nahmen sich alsobald hervorragende Vertreter<br />
des übrigen europäischen Autobaus an,<br />
und die Schraubenfeder hat gar sehr erfolgreich<br />
eine Reise ins Land des Sternenbanners<br />
angetreten, wo sie von verschiedenen<br />
repräsentativen Marken bereits zur Abfederung<br />
sämtlicher Räder verwendet wird.<br />
Die Aufgabe des Chassisrahmens<br />
besteht darin, als Trägwerk für den Waten zu<br />
dienen, sozusagen das Ding, das sich da Automobil<br />
nennt, zu einer Einheit zu verschmelzen. Ohne ihn<br />
hätten wir wohl eine Karosserie, einen Motor mit<br />
Getriebe, eine Hinterachse — aber keinen Wagen.<br />
Bi}d 1 gibt einen kurzen Ueberblick über die<br />
modernen Bauarten von Fahrgestellrahmen. Die<br />
älteste Rahmenform, der Leiterfahmen, besitzt zwei<br />
offene U-förmige Längsträger, die durch eine Anzahl<br />
von Querträgern (sogenannte Traversen) miteinander<br />
verbunden sind. Eine derartige Konstruktion<br />
besitzt naturgemäss nur eine sehr geringe Verwindungssteifigkeit,<br />
d. h. der Rahmen eibt stark<br />
nach, wenn einmal die schräg vis-a-vis liefenden<br />
Räder (also beispielsweise das linke Vorder, und<br />
rechte Hinterrad) gleichzeitig auf ein Hindernis<br />
auftreffen. Dies ist weder der Strasaenhaltung,<br />
noch der dauernden Geräuschlosigkeit des Fahrzeugs<br />
förderlich, denn auf einem Rahmen, der<br />
ständigen Verrenkungen ausgesetzt ist, lockern sich<br />
naturgemäss allmählich auch die Verbindungen der<br />
Karosserie und dann , beginnt eben das < beliebte »<br />
Geratpel. Zur<br />
Verbesserunz der Verwlndungsstelflgkelt<br />
hat man den einfachen Leiterrahmen in zweierlei<br />
'Weise vervollkommnet Erstens: Man bildete BOwohl<br />
die Längs- als auch die Querträger als allseitig<br />
geschlossene Kastenträger aus. Zweitens: Da<br />
der Motor seit dem Aufkommen der elastischen<br />
Die selbsttragende Karo»-<br />
Hrle des Opel «Kapitän».<br />
Oben ihr Boden, darunter<br />
die Karosserie im Rohbau.<br />
Motoraufhäneun; nicht mehr fest im Rahmen sitzt,<br />
fiel seine versteifende Wirkung weg und es wurde<br />
notwendig, Diagonalstreben (sogenannte Kreuztraversen<br />
oder Kreuzversteifungen) vorzusehen. Diese<br />
verbesserten, herkömmlichen Rahmenarten werden<br />
in U. S. A. fast ausschliesslich verwendet Auch in<br />
Europa sind sie noch häufig anzutreffen.<br />
Da sie indessen eine verhältnismässig hohe Lag«<br />
des Wagenbodens bedingen, sind sie in dem auf<br />
niedrige Wagen der mittleren und kleinen Klassen<br />
eingestellten kontinental-europäischen Autobau stark<br />
im Rückgan« begriffen. An ihre Stelle traten vor<br />
allem der beliebte Tiefbettkastenrahmen, wobei Wagenboden<br />
und Kastenrahmen zu einer steifen Einheit<br />
verschweisst sind — weiter der Zentralrohrrahmen<br />
bzw. Zentralkastenrahmen, sowie der X-<br />
förmige Kasten-und Ovalrohrrahmen (siehe Bild 2).<br />
Schliesslich existieren schon zahlreiche Wagenbauarten,<br />
die keinen eigentlichen Rahmen mehr besitzen,<br />
indem statt dessen die Karosserie als Tragwerk<br />
ausgebildet ist. In der Tat stellt ja ein geschweisster<br />
Ganzstahlaufbau eine derart stabile Einheit<br />
dar, dass dieser Gedanke eigentlich nahe liegt,<br />
um so mehr als nur ein kleiner Schritt den Wa-<br />
Abfederung der Hinterräder am neuen Mercedes 230.<br />
Ali Federelemente dienen Schraubenfedern.<br />
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