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E_1939_Zeitung_Nr.039

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fljO 39 _ FREITAG, 12. MAI <strong>1939</strong><br />

AUTOMOBIL-REVUE 11<br />

reiches Ersatzteillager, sodann die verschiedenen<br />

durchwegs verglasten Büros und last<br />

but not least, als besondere Attraktion<br />

eine nach modernsten Grundsätzen eingerichtete<br />

Wagenwasch- und Schmierstation.<br />

Durch ein Tor ungefähr im Zentrum des<br />

Gebäudes fahren die zu waschenden Wagen<br />

auf eine kleine Drehscheibe, machen darauf<br />

rechtsum und gelangen anschliessend auf die<br />

Schienen der automatischen Wagenwaschmaschine.<br />

Nachdem das Wageninnere gestaubsaugert<br />

und ausgebürstet, der Motor<br />

mit Druckluft abgeblasen, mit Petrol besprüht,<br />

für die Wäsche mit einem wasserundurchlässigen<br />

Tuch zugedeckt und sämtliche<br />

Türen, Fenster sowie die Motorhaube<br />

geschlossen sind, wird das Fahrzeug mittels<br />

eines Hakens mit der ständig laufenden<br />

Transportkette verbunden. Sie zieht ihn im<br />

Schneckentempo von 1 m pro Sekunde durch<br />

den zirka 5 m langen Waschtunnel, wo ihn<br />

mehrere Dutzend oszillierende Hochdruckwasserstrahle<br />

von unten, oben und von beiden<br />

Seiten sauber waschen. Die einzelnen<br />

Wasserdüsen sind so fein, dass das Waschwasser<br />

beim Austritt unter einem Druck von<br />

15—20 at in einen scharfen Strahl feiner<br />

Tröpfchen aufgebrochen wird, so dass der<br />

ganze Waschtunnel von einem Nebel erfüllt<br />

ist. An seinen Enden findet sich ein Abtropfgitter,<br />

worauf die Karosserie noch trocken<br />

geledert wird. Danach geht's ein paar<br />

Schritte weiter zum « Schmierlaboratoriurn ».,<br />

das mit den raffiniertesten, modernen Apparaten<br />

ausgerüstet ist. An Stelle einer Reparaturgrube<br />

arbeitet das Bedienungspersonal<br />

von einem Untergeschoss aus an den im Parterre<br />

stehenden Wagen. Zwei an langen<br />

Schwingarmen befestigte Fangschalen nehmen<br />

das Oel aus dem Kurbelgehäuse des<br />

Motors und anderseits den Gehäusen des<br />

Triebwerks auf, um es getrennten Fässern<br />

zuzuleiten. Zum Absaugen von Petroldämpfen<br />

ist in der Ecke ein grosser Entlüftungsventilator<br />

aufgestellt.<br />

Bleibt noch der Keller zu besichtigen, der<br />

in erster Linie als Kundengarage dient und<br />

zirka 40 Wagen Raum bieten dürfte. Das<br />

«Verkehrsproblem > ist hier mittels einer<br />

grossen Drehscheibe gelost, d'e so" leicht<br />

geht, dass wir sie mit einem Fuss in Umlauf<br />

setzen können. Sie muss. in der Lage sein,<br />

auch Lastwagen aufzunehmen. In einem gesonderten<br />

Raum, ganz am hintern Ende, neben<br />

der breiten Ein- und Ausfuhrrampe eine<br />

Sehenswürdigkeit für Heizungstechniker :<br />

-Drei Zentralheizungen, wovon zwei auto-'<br />

matisoh mit feinkörnigem Anthrazit beschickt<br />

werden. Die dritte verwertet das abfallende<br />

Motorenöl als Wärmespender. Sollte je aus<br />

irgendwelchen unwahrscheinlichen Ursachen<br />

Grundwasser in den Heizkeller gelangen, so<br />

wird d'eses von einer selbsttätig einschaltenden<br />

Punrne abeesangt.<br />

Weiter enthält der Keller<br />

eine < Kundenwaschanlage»<br />

(was sagen will, dass die Kunden ihre Wagen<br />

hier selbst waschen können !), ferner,<br />

im Boden eingelassen, zwei 25.000 Liter Benzintanks<br />

sowie eine Batterie von Oelreservoiren<br />

für die Servicestation. Im Hintergrund<br />

der Halle reiht sich Fass an Fass ein Öelvorrat,<br />

der für ein ganzes Betriebsjahr ausreicht.<br />

Gleich dabei in einem eigenen dunklen und<br />

kühlen Kellerraum das Reifenlager, und ebenfalls<br />

hier in einer Ecke ein Riese von einem<br />

Ventilator, der für die Entlüftung des Kellers<br />

sorgt. Auf dem Rückweg ins Erdgeschoss via<br />

Treppe haben wir noch Gelegenheit, die hygienischen<br />

Einrichtungen, darunter einen<br />

grossen Waschraum mit Stahlschränken zu<br />

bewundern. Alles tiptop eingerichtet...<br />

Der Architekt schildert sein Werk<br />

Die «Ford»-Automobilvertretung in Bern<br />

bedarf erweiterter, zweckmässiger Räumlichkeiten.<br />

Ihre Betriebszweige sind: Reparaturund<br />

Revisionswerkstatt, Autowäscherei und<br />

Servicestation, Einstellräume, Ausstellungsund<br />

Verkaufsräume für Autos, Ersatzteile und<br />

Occasionswagen, die notwendigen Betriebsräume<br />

und Dienstwohnungen! für Pikettdienst.<br />

Im Erdgeschoss befinden sich die Tankwartstelle<br />

mit Zapfsäulen für Benzin, Oel und<br />

Luft, die Werkstätte für kleinere Reparaturen,<br />

die Autowäscherei und Servicestation,<br />

die Ausstellungshalle mit Ersatzteillager und<br />

an alles überblickender Stelle die Bureaux<br />

der Betriebsleitung.<br />

Das Untergeschoss bietet nebst Personalräumen,<br />

der Heizungsanlage und einer Kundenwäscherei<br />

Einstellmöglichkeiten in Einzelboxen<br />

und Raum für Hallenparkierung.<br />

UNTEGGESCHOSS<br />

Das erste Stockwerk enthält die grosse,<br />

ununterteilte Reparatur- und Revisionswerkstatt;'<br />

hier befinden sich die zahlreichen Maschinen<br />

der mechanischen Werkstätte und<br />

die Schmiede. (Zwei Kranbahnen ermöglichen<br />

den Transport der Bestandteile von den Arbeitsplätzen<br />

zur Stätte ihrer maschinellen Bearbeitung.)<br />

Im zweiten Stock sind die Autospritzmalerei<br />

und die Spenglerei untergebracht,<br />

versehen mit zusätzlichem Oberlicht. Der<br />

weitaus grösste Teil dieses stützenlosen Stockwerkes<br />

jedoch dient zu Lager- und Ausstellungszwecken<br />

für Occasionswagen.<br />

Im östlichen turmartigen Abschlussgebäude<br />

sind in einem dritten, vierten und fünften<br />

Stockwerk 3 Dienstwohnungen untergebracht.<br />

Mit der Aufzählung der verschiedenen Räume<br />

und ihrer Zweckbestimmung ist jedoch<br />

nur das Endresultat beschrieben, der Bau als<br />

Hülle, nicht aber seine Entwicklung vom Gedanken<br />

bis zur festen Form. Das Leben eines<br />

baulichen Organismus beginnt erst dort, wo<br />

die Auseinandersetzungen zwischen Betriebsorganisation<br />

und -erfordernissen, Einzelanforderungen<br />

und SpezialWünschen des Bauherrn<br />

einerseits und architektonischer Ordnung,<br />

Konstruktion, Wirtschaftlichkeit und Formschönheit<br />

anderseits stattgefunden und zu<br />

einem allseitig annehmbaren Ergebnis geführt<br />

wird.<br />

Diese Auseinandersetzung, die, für alle<br />

Zeiten in Stein gebannt, zum Schweigen gebracht<br />

ist, einmal anzudeuten, erachte ich als<br />

das Wertvollste und das Besondere eines<br />

Baubeschriebes im Zeitpunkt der Einweihung<br />

des fertigen Werkes.<br />

Das Grundstück mit seiner Frontlänge von 65 m<br />

und seiner etwas knappen überbaubaren Tiefe<br />

von 10,2 m im Westen und 16,2 m im Osten<br />

zwang zu einer Längenentwicklung der Anlage.<br />

Die ursprünglich gehegte Absicht, die<br />

Grundriss des Untergeschosses.<br />

Das Arbeiterproblem ist mit der Verschärfung<br />

der Weltwirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit,<br />

welche sie in den hochindustriellen<br />

Staaten nach sich, zog, .eine Existenzfrage<br />

geworden, die noch immer ihrer<br />

Lösung harrt.<br />

Gegenüber den Kathedererörterungen prominenter<br />

Nationalökonomen muss deshalb die<br />

Stellungnahme führender Grossindustrieller<br />

zu diesem Fragenkomplex besonders interessieren,<br />

vorab, wenn es sich um das Urteil<br />

eines Mannes vom Format Henry Fords handelt,<br />

der in seinen Automobilwerken 122.000<br />

Arbeiter mit einem durchschnittlichen Tagesverdienst<br />

von 23—38 Schweizerfranken oder<br />

einem Gesamtverdienst von rund 38 Millionen<br />

•beschäftigt, darunter 5000 Mann allein zur<br />

Reinigung der Fabrikanlagen.<br />

Mit der Sauberkeit schätzt Henry<br />

Ford, der gegen sich selbst strenge Puritaner,<br />

aber auch die Disziplin über alles.<br />

Disziplin vorab im Sinne eines guten Arbeitsgeistes.<br />

Darin liegt denn auch der Grund,<br />

weshalb sich Ford nicht mit der Kontrolle der<br />

Einstellräume im Untergeschoss und die<br />

grosse Reparaturwerkstatt im ersten Stock<br />

durch befahrbare Rampen mit der Strasse zu<br />

verbinden, musste im Hinblick auf die geringe<br />

Bautiefe und die durch sie bedingte Unmöglichkeit<br />

einer Uebereinanderlegung der<br />

beiden Rampen und daherigem grossem<br />

Raumverlust beschränkt werden auf eine<br />

Rampe als Einfahrt ins Untergeschoss. Die<br />

Erschliessung des ersten Stockwerkes erheischte<br />

die<br />

Anlage eines grossen Autoliftes.<br />

Ourch ihn wurde der Entschluss wachgerufen,<br />

das zweite Stockwerk voll auszubauen<br />

und als Ausstellungshalle einzurichten. Aus<br />

städtebaulichen Gründen wurde als Abschluss<br />

der nordseitigen hohen Laupenstrassenbebauung,<br />

die nach Baugesetz der Bauzone II<br />

zugeteilt ist, ein turmartiger Abschlussbau<br />

erstellt, der in drei weiteren Stockwerken die<br />

drei Dienstwohnungen aufnimmt.<br />

Die Förderung nach<br />

Einzelboxen im Untergeschoss<br />

nach Einzelarbeitsplätzen in den Werkstätten<br />

im Erdgeschoss und ersten Stock, ferner die<br />

aus wirtschaftlichen Gründen notwendige unterirdische<br />

Ausnützung des Vorlandes und<br />

die Konstruktionsart des östlichen Teiles des<br />

Gebäudes führten zur Festlegung einer Pfeileraxendistanz<br />

von 3,05. (Schluss Saite 17.)<br />

Henry Ford und die Arbeiterfrage<br />

Arbeitsleistungen zufrieden gibt, sondern sich<br />

mit gleicher Sorge und Fürsorge um Leben<br />

und Treiben seiner Arbeiter ausserhalb der<br />

Fabrik kümmert, was um so leichter fällt, als<br />

diese fast auschliesslich die für sie erbauten<br />

Siedlungshäuser der Fordwerke bewohnen.<br />

Allein im Staate Michigan zählt<br />

man 15 solcher Fordsiedlungen, nach deren<br />

Muster gegenwärtig weitere 35 im Bau begriffen<br />

sind.<br />

i<br />

Väterlich um die gesamte Lebenshaltung<br />

seiner Arbeiterschaft besorgt, ist Henry Ford<br />

als Arbeitgeber unbedingter Anhänger<br />

des Achtstundentages, beziehungsweise<br />

der Vierzigstundenwoche (5X8). Nach<br />

seinem Dafürhalten stellen 8 Stunden tatsächlich<br />

die beste, d. h. einzig rationelle Arbeitszeit<br />

dar, nicht « weil 8 Stunden genau<br />

einen Drittel eines Tages ausmachen, sondern<br />

weil diese Zeitspanne als die mittlere rein<br />

zufällig auch die besten Arbeitsleistungen ermöglicht<br />

».<br />

Schluss Seite, 17.<br />

Komplette Anlagen für die Lagerung und<br />

die Abgabe von Benzin, Schmierölen etc.<br />

Ausarbeitung von Projekten und fachmännische Beratung durch die<br />

Carba A.-G., Bern - Zürich - Basel<br />

Spezialfirma für komplette und neuzeitliche Garage-Einrichtungen

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