E_1939_Zeitung_Nr.088
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F E U I L L E T O N<br />
Ein Mann entlaufen!<br />
Roman von Vera Bern.<br />
Das war noch nie vorgekommen, dass<br />
Becker sie warten Hess. Die Füsse in den<br />
hochstöckeligen Schuhen schmerzen. Sie<br />
denkt schon daran, nach Hause zu fahren,<br />
ihm ihren Entschluss brieflich mitzuteilen.<br />
Da hält ein Taxi am Strassenrand. Becker<br />
springt heraus, sein Gesicht ist rot gefleckt,<br />
sein Atem geht stossweise.<br />
t Entschuldige, Gerda.. • aber ich konnte<br />
es nicht rascher schaffen... Hier um die<br />
Ecke ist eine Weinstube, Gerda. Ein stiller<br />
Winkel. Ich muss dich ganz ungestört<br />
sprechen.»<br />
Ihr ist der Gedanke, mit diesem Menschen<br />
allein zu sein, widerwärtig — aber < ein stiller<br />
Winkel» bietet die beste Gelegenheit zu<br />
einer Aussprache. Und da es die letzte sein<br />
soll, muss sie ungestört sein, damit nichts<br />
ungesagt bleibt, was die Trennung zwischen<br />
ihm und ihr endgültig macht.<br />
Er geht ihr voran, stösst die Tür zu einer<br />
Bar auf, die um diese Spätnachmittagsstunde<br />
leer ist. Ein Ober sitzt in einer Ecke vor<br />
einer Abrechnung und gähnt. Heisere Radiomusik<br />
kommt aus irgend einem Lautsprecher.<br />
Bei der durch das Türöffnen entstehenden<br />
Zugluft flattern die Vorhänge vor dein Nischen<br />
auf, die beiderseitig des schmalen<br />
Ganges liegen. Der Kellner schlägt den<br />
einen Vorhang zurück : « Bitte ! »<br />
Gerda lacht auf, trotz ihrer Nervosität:<br />
« Was ist das für ein komisches Lokal! ?<br />
Wie ein Eisenbahnzug. »<br />
Sie will sich auf den Stuhl an der Schmalseite<br />
des kleinen Tisches setzen, aber Becker<br />
zieht sie neben sich auf das Ledersofa :<br />
t Hier, Gerda. Hier, mein Kind ! > Und<br />
zum Ober : « Weinkarte ! »<br />
Der Kellner schlägt die Karte auf: « Wir<br />
haben sehr guten Schaumwein ! ><br />
Becker lässt Gerdas Hand nicht los:<br />
< Ja, Sekt, den hier, ja ! »<br />
Gerda ist schwindlig. Von der Aufregung<br />
des Tages. Von der Ansprache des Chefs.<br />
Vom langen Warten in der Qhit. Von der<br />
ansicher flimmernden Beleuchtung in der<br />
engen Koje. Von der heiseren Musik, die<br />
aus einer der Wände kommt<br />
t Komm, Gerda, trink mit mir. ><br />
Schutz vor Kälte,<br />
die dem Kühler lebensge»<br />
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Sie nippt am Glas — das kühle Nass kitzelt<br />
sie auf der Zunge. Sie ist doch noch ein<br />
Kind. Sie lacht:<br />
«Das ist wie im Film ! Ein kleines Mädchen<br />
wird von einem grossen Herrn zu<br />
einem Sektgelage eingeladen... ><br />
Becker umschliesst noch fester ihre Hand :<br />
< Gerda ! Liebes kleines Mädel! Das Leben<br />
ist ein Film. Ja, es ist ein Film! Ein<br />
ganz toller wilder Film... Sieh mal, Kind,<br />
ich habe dich gebeten, ob du meine Frau<br />
werden willst, weil... weil ich ohne dich<br />
nicht leben kann, seit ich dich kenne ! Ich<br />
habe dir nie gesagt, wie leidenschaftlich ich<br />
dich begehre, weil dich das erschreckt hätte<br />
mit deinen achtzehn Jahren. Ich habe als<br />
Zeitpunkt unserer Hochzeit immer gesagt:<br />
in zwei, in drei, in vier Jahren ! Ebenfalls<br />
um dich nicht zu erschreoken. Aber ich habe<br />
jede Stunde davor gezittert, dass du einen<br />
anderen, jüngeren kennenlernen könntest...<br />
Hast du das gewusst, Gerda ? »<br />
« Nein », sagt sie leise und fühlt ein Würgen<br />
im Halse.<br />
Ist das schrecklich, so eine Aussprache<br />
zwischen einem Mann und einer Frau... Sie<br />
hatte gedacht, wenn sie ihm sagte : < Ich<br />
mag nicht mehr », dann gab er sie frei und<br />
fertig. Es gab aber wohl doch Bindungen<br />
von einem Menschen zum andern, die eine<br />
Trennung undenkbar und untragbar erscheinen<br />
Hessen ? Sie hatte das nicht geahnt und<br />
spürt plötzlich die zitternde Angst des Mannes<br />
an ihrer Seite, sie zu verlieren. Wenn<br />
er nur sein Verbrechen nicht beichtete...<br />
Nur das nicht 1 Sie hätte sich tot geschämt<br />
für ihn. Sich sogar noch für sich selbst mitgeschämt,<br />
weil sie an seiner Seite sass. Sie<br />
stottert:<br />
sagen...»<br />
Becker schüttet sein Glas auf einen Zug<br />
herunter:<br />
« Ruhig, Gerda. Sprich du jetzt nicht...<br />
Das Wichtigste kommt jetzt von mir, nicht<br />
von dir: die Sache ist die — ich wollte<br />
meine Urlaubstage hier verbringen, in deiner<br />
Nähe, alber es sind plötzlioh Umstände<br />
eingetreten — ein entfernter reicher Verwandter<br />
ist unerwartet gestorben... verstehst<br />
du... im Ausland...; Ich fand zu<br />
Hause ein Telegramm vor...»<br />
« Du hast mir ja nie von einem Verwandten<br />
erzählt ? »<br />
« Vielleicht ist er nicht reich... ich weiss<br />
nicht... ein Verwandter... Also jedenfalls,<br />
ich muss morgen verreisen... vielleicht<br />
noch heute nacht... eine längere Auslandsreise<br />
... ich habe mir heute nur rasch meinen<br />
Pass besorgt... Gerda ! » Er legt seine<br />
Stirn auf ihre Hand : « Gerda, du musst mich<br />
begleiten ! Hörst du ? Gerda ich schwöre es<br />
dir, ich will dich halten wie meine Schwester<br />
... aber du darfst nicht hier bleiben...<br />
du darfst auch nicht wieder ins Büro zurück<br />
... du darfst schon morgen unter keinen<br />
Umständen wieder ins Büro zurück!<br />
Hörst du, Gerda ? »<br />
Vergeblich versucht sie, ihm ihre Hand zu<br />
entreissen, ihn zu unterbrechen. So erregt<br />
ist sie von dem plötzlich über sie hereinbrechenden<br />
Wortschwall des sonst beinahe<br />
wortkargen, ruhigen Mannes, dass säe nur<br />
die Hälfte von all dem, was er sagt, versteht.<br />
Nur dass er eingreift in ihr Leben,<br />
dass er eingreifen will, das begreift sie. Und<br />
dass — wenn sie ihm folgt — sie völlig aus<br />
der Bahn geworfen ist, auf ein neues Gleis<br />
geschoben, von dem sie nicht weiss, wohin<br />
es sie führt!<br />
« Du schweigst, Gerda ?... Du bist eineinverstanden<br />
? Ja ?... Ja ?... Ich wusste<br />
es !... Nie, Gerda, nie — glaube es mir,<br />
wird ein Mann dich wieder so lieben wie<br />
ich ! Und du wärst mir verloren, wenn du<br />
jetzt hier bliebst!... »<br />
Becker zerrt mit fahrigen Händen seine<br />
Brieftasche aus der Jacke, reisst einige<br />
Hundertfrankenscheine heraus, legt sie vor<br />
Gerda hin.<br />
« So, Kind ! Nimm ! Und hier... der Pass<br />
ist in Ordnung ! Er gehört der Tochter meiner<br />
Zimmervermieterin. Die Kleine ist blond<br />
wie du, zart wie du — äst lungenleidend,<br />
« Sieh mal... ich muss dir was<br />
sollte an die Riviera... irgend ein reicher<br />
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möblierter Herr, der bei ihnen wohnte, hatte<br />
es wohl gut mit dem Mädel gemeint und sie<br />
nach San Remo schicken wollen... er hatte<br />
schon den Pass auch nach Frankreich für sie<br />
besorgt — da starb seine Frau oder Mutter,<br />
was weiss ich. Er reiste Hals über Kopf ab<br />
und Hess nichts mehr von sich hören. Nun<br />
muss das Mädel hier bleiben. Sie hat mir<br />
den Pass mal gezeigt, nun babe ich ihn ihr<br />
abgekauft... für einige Zeit... Von meinem<br />
Geld kann sie jetzt hier in ein Erholungsheim<br />
... es ist also ein gutes Werk, verstehst<br />
du... ein gutes Werk. »<br />
Gerda starrt auf den aufgeschlagenen Pass,<br />
auf das kleine Bildchen' eines blassen, blonden<br />
Mädels, das ihre Schwester sein könnte:<br />
Erna Heim»., liest sie vor sich hin.<br />
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, Alfred Becker zittert davor, dass Gerda<br />
sich klar darüber werden könnte, was er<br />
von ihr verlangt. Er füllt das Glas zum dritten<br />
Male, schiebt es ihr hin. Da sie es vor<br />
sich stehen lässt, hält er es an ihre Lippen :<br />
« Trink, Mädel, trink !... Deiner Mutter<br />
schicken wir Geld von unterwegs... es soll<br />
ihr an nichts fehlen... Steck dein Geld ein !<br />
Du fährst noch heute abend um 8 Uhr 50...<br />
nein, gleich von hier aus zum Bahnhof und<br />
löst dir ein Billet nach Cannes ! Auf dem<br />
Wege zur Bahn lässt du den Wagen halten<br />
und kaufst dir ein Reisenecessaire... damit<br />
du nicht mit leeren Händen ankommst...<br />
Alles übrige kaufe ich dir dort! Das ist alles<br />
Nebensache. In Cannes steigst du aus und<br />
gehst ins Hotel du Parc. Dort musst du<br />
gleich zwei Zimmer... verstehst du, zwei<br />
Zimmer nebeneinander nehmen, auf meinen<br />
und deinen Namen... nein, nicht auf deinen<br />
Namen, auf den von Erna Heim, verstehst<br />
du ? Ich komme dir morgen nachmittag<br />
nach. Ich habe noch etwas zu erledigen<br />
hier.»<br />
Gerda hat das Gefühl, als würde sie in<br />
einen Strudel hineingerissen, aus dem es<br />
kein Entrinnen gibt. Die Zunge klebt am<br />
Gaumen — keine Silbe bringt sie hervor —<br />
kein Wort will ihr über die Lippen. Ihr ist,<br />
als habe sie die Sprache verloren... nein,<br />
als sei sie eingeschläfert... als schlafe sie<br />
ein unter dem Blick der flackernden, glänzenden<br />
Augen ihres früheren Verlobten.<br />
Sie reisst alle Kraft zusammen, um den<br />
Bann von sich abzuschütteln, will den Kellner<br />
rufen — vergeblich versuchen ihre Lippen<br />
< Herr Ober» zu formen, vergeblich<br />
versucht sie, irgend einen Laut aus der Kehle<br />
zu stossen. Da plötzlich:<br />
< Herr Ober ! »<br />
Ganz laut hat sie es herausgebracht, beinahe<br />
geschrien. Sie weiss es selbst nicht<br />
Ein Liebespärchen, das sich in der Nebennische<br />
niedergelassen hat, hört entsetzt im<br />
Lachen und Kosen auf.<br />
Der Kellner gleitet herbei, schlägt mit<br />
stets gleichbleibendem ruhigen Gesicht den<br />
Vorhang zurück. Ihm sind so plötzliche<br />
Rufe, die wie Angstschreie klingen, nichts<br />
Ungewohntes. Auch der Anblick erregter Gesichter<br />
nicht. Er kann den Mann verstehen.<br />
Die Kleine ist ungewöhnlich hübsch. Ruhig<br />
wiederholt er:<br />
Bitte ?...<br />
der im Besitze der Fahrbewilligung<br />
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