E_1940_Zeitung_Nr.038
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BERN, Dienstag, 17. September <strong>1940</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
36. Jahrgang — No 38<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Ausgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.-, jährlich Fr. 10.—<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
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Ausgabe C (mit Insassenversicherung) vierteljährlich Fr. 7.75<br />
Das Schweizerische Autogewerbe<br />
tagt in ernster Zeit<br />
Rund 2000 Arbeitgeber und Arbeitnehmer dieses Wirtschaftszweiges<br />
bekunden an der würdig verlaufenen Berner Tagung<br />
ihren Willen, den drohenden Untergang vor allem durch das<br />
Mittel der Selbsthilfe abzuwenden.<br />
Gegen Ende des vergangenen Jahres schon<br />
hatte Nationalrat Henri Vallotton in seiner<br />
Aktion, als deren Trägerin in erster Linie<br />
die « Automobil-Revue » auftrat, die Augen<br />
von Oeffentlichkeit, Armee und Behörden auf<br />
die bedrängte Lage des schweizerischen<br />
Autogewerbes gelenkt. Der Erfolg dieses<br />
warnenden Appells blieb nicht aus, ging man<br />
doch, hauptsächlich von militärischer Seite<br />
aus, daran, eine ganze Reihe der Vorschläge<br />
des initiativen Waadtländer Parlamentariers<br />
in die Tat umzusetzen.<br />
Mit der Verschärfung der Treibstoffrationierung,<br />
vollends aber mit der Streichung<br />
der Kategorien C und D, musste die Not<br />
in diesem Berufsstand weiter anwachsen.<br />
In der schweren, sorgenvollen Zeit, die heute<br />
über dessen Angehörige hereingebrochen ist,<br />
berief deshalb die Leitung des schweizerischen<br />
Äutogewerbeverbandes am letzten<br />
Samstag eine Arbeitstagung nach Bern, nicht<br />
•— wie die Einladung ausdrücklich hervorhob<br />
— um zu schimpfen und zu poltern, sondern<br />
um dem Ernst der Stunde angemessen Rat<br />
zu halten und im Interesse des gefährdeten<br />
Gewerbes, wie auch des ganzen Landes und<br />
der Armee, positive- aufbauende Arbeit zu<br />
leisten.<br />
Gerne und zur Ehre unserer Autogewerbler<br />
sei es gesagt, dass sie dieser programmatischen<br />
Wegleitung ihrer Verbandsbehörden<br />
Achtung entgegenbrachten. Ihre Selbstzucht<br />
gestaltete die Berner «Landsgemeinde»<br />
zu einer würdigen und gerade deswegen<br />
eindrucksvollen Kundgebung, die weit weniger<br />
Anklage erhob als vielmehr vom Willen<br />
•beherrscht war, die Arglist der Zeit aus<br />
eigener'Kraft zu überwinden. Was unser Autogewerbe,<br />
das es schon immer abgelehnt hat,<br />
den Weg zur helvetischen Futterkrippe zu<br />
beschreiten, heute erwartet und fordert, ist<br />
denn auch nicht zur Hauptsache Hilfe finanzieller<br />
Art, sondern Verständnis für sein Leoensrecht<br />
und Arbeit, Arbeit vor allem. Der<br />
Massenaufmarsch von rund 2000 Teilnehmern,<br />
Männern und Frauen, Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern, Zivilisten und Feldgrauen<br />
aus allen Gegenden der Schweiz,<br />
«welche den grossen Saal des « National » bis<br />
auf den letzten Platz besetzt hielten, verlieh<br />
diesen Erwartungen und Forderungen ein<br />
Gewicht, das deren Erfüllung um so eher<br />
erhoffen * lässt, als an der Tagung das tiefe<br />
und aufrichtige Bekenntnis zur Heimat und<br />
zur Armee mitklang. So betrachtet, kam ihr<br />
auch eine weittragende politische Bedeutung<br />
zu.<br />
Kurz nach 2 Uhr eröffnet der Präsident des<br />
Verbandes, Herr Möosmann, die Tagung, wobei er<br />
neben den Nationalräten Gafner, MüOler, Feldmann<br />
und Leuenberger auch die Vertreter der Sektion<br />
für Heeresmotorisierung, der am Wohl und Wehe<br />
des Autogewerbes mitinteressierten Verbände und<br />
•der Behörden begrübst. In Telegrammen haben Nationalrat<br />
Schinner, der Präsident des Schweiz. Gewerbeverbandes,<br />
Oberst H. Vallotton und die Firma<br />
Schlotterbeck (Basel) ihre Sympathie bekundet und<br />
der Tagung einen vollen Erfolg gewünscht.<br />
Im ersten Hauptreferat des Tages entwirft Herr<br />
Ifoosmann ein Bild der<br />
heutigen Lage im Autogewerbe,<br />
wobei er einleitend die Folgen der Blockade und<br />
die Transportschwierigkeiten schildert, die dazu geführt<br />
haben, dass für den September die Treibstoff- I<br />
Zuteilungen an die Kategorien G und D gestrichen<br />
werden mussten. Hinzu trat eine Kürzung der Kationen<br />
für die Kategorien A und B, eine Massnahme,<br />
welche den Fahrbetrieb für zahlreiche Halter<br />
dieser Kategorie unrentabel gestaltet hat.<br />
Was soll nun geschehen, wenn der Krieg noch<br />
weierdauert? Die Kriegsvorsonge ist absolut ungenügend,<br />
es fehlen.uns ausreichende Vorräte. Zeit<br />
für deren Anlage wäre vorhanden gewesen, und die<br />
Erscheint jeden Dienstag<br />
REDAKTION n. ADMINISTRATION: Breltcnratnstr. 97, Bern<br />
Telephon 28.222 - Portcheck III414 - Telegramm-Adresse: Autoren!«, Bern<br />
GcMhfiftntelle Zürich: Löwenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
Entwicklung konnte keinen Zweifel üher eine 'solche<br />
Notwendigkeit aufkommen lassen. Schon im<br />
Jahre 1936 erklärte sich das schweizerische Autogewerbe<br />
den damaligen leitenden Persönlichkeiten<br />
unserer Benzineinfuhr gegenüber bereit, bei der<br />
Schaffung von Pflichtlagern mitzuhelfen, sein Vorschlag<br />
stiess jedoch auf Ignorierung,<br />
Zur Frage der<br />
Ersatzbrennstoffe<br />
übergehend, führt der Referent aus, dass man im<br />
Rahmen der kriegswirtschaftlichen Massnahmen zu<br />
spät'an dieses Problem herangetreten sei, trotz der<br />
vielverheissenden Ergebnisse, welche die private<br />
Initiative in den letzten Jahren hinsichtlich der Verwendung<br />
fester inländischer Brennstoffe erzielte.<br />
Die Behörden haben die Lage zu optimistisch beurteilt<br />
und auf die falsche Karte gesetzt, doch kann<br />
es nicht unsere Aufgahe sein, Verantwortlichkeiten<br />
festzustellen. Immerhin: ein Denkmal wird das<br />
schweizerische Autogewerbe den für die Kriegsvorsorge<br />
verantwortlichen Stellen nicht setzen.<br />
Die Bedeutung des Autogewerbes innerhalb unserer<br />
Wirtschaft illustriert die Tatsache», dass in<br />
den rund 3000 Betrieben ca. 500 Millionen Franken<br />
investiert und ca. 50000 Personen tätig sind.<br />
Der gesamte schweizerische Motorfahrzeugbestähd<br />
repräsentiert ein Kapital von über einer Milliarde.<br />
Heute steht das Autogewerbe vor einer Katastrophe,<br />
wenn nicht sofort eingegriffen wird,<br />
um das drohende Unheil abzuwenden. Die Investitionen<br />
sind der Vernichtung ausgesetzt, für Tausende<br />
von Arbeitern und Angestellten erhebt sich das Gespenst<br />
der Entlassung und der Arbeitslosigkeit,<br />
Aber das Autogewerbe ist auch der<br />
Treuhänder der Jleeresmotorisierting<br />
und seine weitere Existenz erlangt unter diesem<br />
Gesichtspunkt Bedeutung für die ganze Landesverteidigung.<br />
Die militärischen Instanzen können der<br />
Gefahr keineswegs gleichgültig gegenüberstehen,<br />
dass vielleicht 80 000 Wagen dem Verkehr entzogen<br />
und Tausende von Mechanikern ihrer Tätigkeit ent-<br />
wohnt werden. Daher ist man denn auch militari-<br />
scherseits bemüht, an der Erhaltung dieses Berufsstandes<br />
mitzuhelfen. Die militärische Bedeutung<br />
des Autogewerbes verpflichtet dieses aber auch zu<br />
einer gesunden Geschäftsmoral, zu einer Steigerung<br />
der Qualität und zur Ausbildung eines tüchtigen<br />
•Nachwuchses. Gewisse Praktiken, die gegen Treu<br />
•und Glauben •verstossen, müssen aufhören und der<br />
.Verband ist entschlossen, dagegen vorzugehen. Die<br />
Fiskalpolitik<br />
•hat das Automobil zugunsten der Bahnen ausgebeutet.<br />
Auf dem -Friedhof des Mittelstandes die<br />
•Bahnen sanieren zu wollen, wäre völlig untragbar.<br />
•Angesichts der kürzlich erfolgten Erhöhung des<br />
Methylalkohol-Zolls und der von der Postverwaltung<br />
ausgeführten Vergnügungsfahrten darf man<br />
sich nicht wundern, wenn, was die Verkebrsfragen<br />
anbelangt, im Autogewerbe Misstrauen gegenüber<br />
dem Staat erwacht ist. Der Krug geht letzten Endes<br />
zum Brunnen, bis er bricht, aber das wird nicht<br />
geschehen, solange das Autogewerbe Verständnis<br />
findet und diesem Verständnis die Taten folgen.<br />
Die Einsteilung des Bürgers gegenüber dem Staat<br />
ist bedingt durch die Einstellung des Staates gegenüber<br />
dem Bürger. Mit Versprechungen ist ihm<br />
nicht geholfen und gegen eine Verschleppung seiner<br />
Postulate müsste es Front machen.<br />
Was es beanspruchen darf und beanspruchen<br />
kann, das ist das Recht auf Arbeit und Brot, koste<br />
es was es wolle,<br />
Aehnliche Gedankengänge entwickelt in französischer<br />
Sprache Herr Monay, worauf der stellvertretende<br />
Sekretär des Verbandes, Herr D r. W.<br />
K i n d 1 e r, in einem grossangelegten Referat zur<br />
Erörterung derjenigen Massnahmen übergeht, welche<br />
nach der Auffassung des Autogewerbes in die<br />
Wege geleitet werden müssen, um dieses vor dem<br />
Ruin zu retten.<br />
Was ist zu tun?<br />
Die Auffassung, dass das Autogewerbe einen unerwünschten<br />
Konkurrenten darstelle, ist heute unhaltbarer<br />
denn je. Wenn in der Schweiz jene Fragen,<br />
welche das Motorfahrzeug betreffen, von einer<br />
Tnstanz gelöst werden müssen, welche dem Eisenbahndepartement<br />
untersteht, so liegt darin ein<br />
psychologischer Fehler. Bis jetzt hat sich das Autogewerbe<br />
aus eigener Kraft erhalten. Kann es das<br />
nicht mehr, dann muss ihm angesichts seiner Wichtigkeit<br />
für Land und Armee, aber auch aus sozialen<br />
Gründen, geholfen werden. Es will nicht gegen<br />
die Behörden, sondern mit ihnen arbeiten und<br />
aufbauen, doch muss es sich dabei selbstverständlich<br />
vorbehalten, gegen Ungerechtigkeiten Stellung<br />
zu beziehen, (SchluSs Seite 2.)<br />
3)U Swtdexuitq. des Hages:<br />
Wie jeder längere Krieg hat auch der<br />
gegenwärtige bereits eine « Umwertung aller<br />
wirtschaftlichen Werte » nach sich gezogen.<br />
Die materiellen Dinge werden weniger nach<br />
ihrem « Wert an sich » eingeschätzt als nach<br />
dem greifbaren Nutzen, den sie für die Gegenwart<br />
zu bieten vermögen. Der Gang unseres<br />
Wirtschaftslebens hat das flüssige<br />
Tempo einer Ueberlandfahrt verloren und<br />
gleicht eher dem Schieben einer Autoschlange,<br />
die unvermittelt abstoppt, um im<br />
nächsten Augenblick mit Vollgas einen<br />
Sprung nach vorwärts zu machen. Der<br />
Augenblick wiegt schwerer als die Zukunft.<br />
Auch auf dem Markt für gebrauchte Wagen<br />
macht sich diese Tendenz je länger je<br />
stärker fühlbar. Die weitgehende Drosselung<br />
der Einfuhr, die Notwendigkeit, auch im täglichen<br />
Handel und Wandel den Gürtel enger<br />
zu schnallen und die immer stärkere<br />
Schrumpfung der Benzinzuteilung veranlassen<br />
manchen Automobilisten, seinen Wagen<br />
länger zu halten, als er es in Friedenszeiten<br />
für notwendig und angemessen erachtet<br />
hatte. Die Annehmlichkeiten eines Fahrzeugs,<br />
die Repräsentationspflichten und die technischen<br />
Geschmacksfragen sind weit weniger<br />
wichtig als das Problem der nackten<br />
Nutzleistung. Je länger je mehr beherrscht<br />
das rein Verstandesmässige : « In welchem<br />
Masse kann mir der Wagen bei meiner<br />
Tagesarbeit helfen ? » alle Erwägungen und<br />
Entscheide.<br />
Der schweizerische Wagenpark Ist jung.<br />
Dem war nicht immer so. Der schweizerische<br />
Wagenpark war bei Ausbruch des<br />
Krieges im Vergleich zum Ausland — glücklicherweise<br />
— ausgesprochen «jung ». Wer<br />
je in Frankreich oder den USA gereist ist,<br />
also in Ländern mit einer hochentwickelten<br />
Eigenproduktion, dem dürfte diese Tatsache<br />
in Anbetracht der zirkulierenden «Klamotten<br />
» ohne weiteres ins Auge gesprungen<br />
sein.<br />
Doch auch diese Jugend entgeht der Veralterung<br />
so wenig wie die Menschheit, solange<br />
nicht ein entsprechender Nachwuchs das<br />
Durchschnittsalter auf einem niedrigen Niveau<br />
festhält. Die geringen Zulassungsziffern der<br />
letzten zwölf Monate haben deshalb nicht<br />
nur eine Schrumpfung der Zolleinnahmen<br />
zur Folge, sondern auch eine sukzessive Abnahme<br />
der Leistungsfähigkeit unseres Wagenparks.<br />
Mit dem, was uns zur Verfügung<br />
steht, heisst es also so haushälterisch wie<br />
möglich umgehen.<br />
Haushälterisch sein will nun allerdings<br />
nicht einfach bedeuten — wie oft fälschlicherweise<br />
angenommen wird — die Ausgaben<br />
und Aufwendungen knauserig auf ein Minimum<br />
zurückzubinden. Es heisst ganz einfach,<br />
aus den zur Verfügung stehenden Gütern ein<br />
Höchstmass an nützlicher Leistung herauszuholen<br />
— eine Forderung, die ebenso sehr<br />
eine Pflicht der Gesamtheit .gegenüber bedeutet,<br />
wie sie auch dem Individuum zum Nutzen<br />
gereicht.<br />
Das Automobil dient letzten Endes der<br />
Gesamtheit.<br />
Die Interessen des Personen- und Lastwagenbesitzers<br />
sind in diesem Fall ohne<br />
Zweifel mit denen unserer Wirtschaft identisch,<br />
beeinflusst diese doch unsere Lebenshaltung<br />
unabhängig davon, ob wir uns darüber<br />
Rechenschaft geben oder nicht:<br />
Die Arbeitsbeschaffung für Industrie und<br />
Gewerbe hängt weitgehend davon ab, ob der<br />
Reisende seine Tätigkeit in vollem Masse<br />
ausüben kann; Spengler, Maler, Schlosser<br />
und Zimmermann leisten um so mehr produktive<br />
Arbeit, je weniger Zeit--durch die<br />
INSERTIONS-PREIS<br />
Di« aehtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Rp.<br />
GrSssere Inserate nach Spezialtarit<br />
Inseratenschlnas 4 Tage vor Erscheinen der Kammer<br />
Nur einwandfreie Fahrzeuge<br />
Unser Altwagenpark<br />
Reise von einem Arbeitsplatz zum andern<br />
verloren geht; das Problem der Ernährung<br />
lässt sich um so leichter lösen, je rascher<br />
und zuverlässiger die Waren an jene Orte<br />
versandt werden können, wo dafür Bedarf<br />
besteht.<br />
Der Einwand, « es wäre früher auch ohne<br />
gegangen», ist keineswegs stichhaltig. Der<br />
überwiegende Teil der Personen- und Lastwagen<br />
ist seinerzeit aus dem einfachen<br />
Grunde in Dienst gestellt worden, weil deren<br />
Verwendung Vorteile mit sich brachte, die<br />
schliesslich 'von selbst der Allgemeinheit zugute<br />
kamen. Wo diese natürliche Tendenz<br />
zum Fortschritt je beeinträchtigt wird, müssen<br />
schliesslich die Konsequenzen in irgend<br />
einer Form wieder auf dieselbe Allgemeinheit<br />
zurückfallen.<br />
Wie die Dinge heute liegen, lässt sich eine<br />
weitgehende Drosselung des Automobilverkehrs<br />
nicht vermeiden. Mit um so grösserem<br />
Nachdruck muss deshalb verlangt werden :<br />
« Make the best out it ! », oder sinngemäss<br />
übersetzt : «Dann tut wenigstens, was in<br />
eurer Macht liegt! ».<br />
Werte erhalten — voll ausnützen.<br />
Vom automobilistischen Standpunkt aus<br />
gesehen, der sich mit dem des Wagenbesitzers<br />
deckt, sollte heute kein Fahrzeug mehr<br />
zu finden sein, das nicht einwandfrei instand<br />
gestellt ist und mit aller Sorgfalt gepflegt und<br />
unterhalten wird. Während sich selbst kleine<br />
Schäden mit der Zeit zu bedeutenden Nachteilen<br />
entwickeln können, bringt eine auch<br />
bloss geringfügige Störung der Arbeitsweise<br />
einzelner Wagenteile notwendigerweise eine<br />
Einbusse an Leistung mit sich. In Anbetracht<br />
der steigenden Brennstoffpreise und der immer<br />
kleiner werdenden Benzinrationen muss<br />
das eine wie das andere doppelt schwer<br />
wiegen.<br />
Soweit sie sich mit dem gebrauchten Wagen<br />
beschäftigen, verdanken die Artikel der<br />
vorliegenden Nummer den oben angestellten<br />
Erwägungen und Folgerungen ihre Entstehung.<br />
Sie wollen dem Automobilisten vor<br />
Auge führen, wie Wert und Leistung des gebrauchten<br />
Wagens erhalten werden können.<br />
Wenn die Gedankengänge in vielen Fällen<br />
die Notwendigkeit zeigen, dieses und jenes<br />
zu verbessern oder reparieren zu lassen, so<br />
bedeutet dies nicht nur Arbeitsbeschaffung<br />
für ein Gewerbe, das wie kaum ein änderest<br />
unter der gegenwärtigen Lage zusammenzubrechen<br />
droht, sondern gleichzeitig auch das<br />
eigene wie das nationale Interesse zu wahren.<br />
&<br />
Fortsetzung dieser Artikelserie auf S. 3 u. folgende.<br />
In dieser Nummer:<br />
Wünsche an die «Sektion für<br />
Kraft und Wärme ».<br />
Um die Frage der Ersatztreibstoffe.<br />
Rückzahlung der Sistierungsprämien.<br />
Der Instruktorenkurs des TAG<br />
in Bern.<br />
Feuilleton: Seite 14.
AKTUELLES<br />
Dm die Frage der Ersatztreibstoffe<br />
Steht darüber ein Bundesratsbeschluss<br />
bevor?<br />
Wie wir vernehmen, fand Dienstag den 10.<br />
September eine Konferenz der in Betracht<br />
fallenden eidg. Kriegswirtschaftsämter und<br />
der Armeevertreter statt, deren Gegenstand<br />
die Frage bildete, was behördlicherseits unternommen<br />
werden soll, um das durch die<br />
Verknappung der flüssigen Treibstoffe akut<br />
gewordene Problem der Ersatztreibstoffe zu<br />
fördern. Die Aussprache zeitigte eine vollstandige<br />
Uebereinstimmung hinsichtlich der<br />
Anträge, welche dam Bundesrat unterbreitet<br />
werden sollen. Nach unseren Informationen<br />
ist dieser Schritt bereits erfolgt; allem Anschein<br />
nach zielt das Programm auf die Umstellung<br />
einer gewissen Anzahl schwerer<br />
Lastwagen auf Holzgasbetrieb ab, währenddem<br />
für die mittleren und kleinen Lastv/agen<br />
in reduziertem Ausmass Holzkohlengas und<br />
für bestimmte Gruppen von Personenwagenbesitzern<br />
Azetylen im Vordergrund stehen<br />
dürfte. Möglicherwelse umfasst das Projekt<br />
auch noch andere Ersatztreibstoffe<br />
und Streckungsmittel, doch lässt sich zurzeit<br />
etwas Präzises darüber nicht in Erfahrung<br />
bringen. Es heisst somit die Stellungnahme<br />
und den Entscheid des Bundesrates abwarten.<br />
Er erst wird Klarheit über die Wege<br />
schaffen, die man einzuschlagen beabsichtigt,<br />
um der drohenden weiteren Lähmung des<br />
motorisierten Strassenverkehrs und deren<br />
schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft<br />
im Rahmen des heute Möglichen<br />
Einhalt zu gebieten.<br />
Kriegswirtschaft<br />
Keine Aenderung der Rationierung<br />
für Lastwagen<br />
für die Periode vom 16. September bis<br />
15. Oktober.<br />
Das eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement<br />
hat folgende Verfügung getroffen:<br />
Art. 1.<br />
Für die Dauer vom 16. September <strong>1940</strong>, 0 Uhr,<br />
Bis zum 15. Oktober <strong>1940</strong>, 24 Uhr, werden den Verbrauchern<br />
von den kantonalen Automobilkontrollen<br />
ihres Wohnortskantons oder bei einer von dieser<br />
bezeichneten Stelle gegen Vorweisung des Fahrzeugausweises<br />
folgende Rationierungsscheine abgegeben:<br />
a) Motorlastwagen (eine Tonne und mehr Nutzlast):<br />
Lastwagen bis 15,99 PS:<br />
1 Rationierungsschein von 120 Liter Benzin oder<br />
100 Liter Dieselöl;<br />
Lastwagen von 16 PS bis 20,09 PS:<br />
1 Rationierungsschein von 160 Liter Benzin oder<br />
135 Liter Dieselöl;<br />
Lastwagen von 21 PS bis 30,99 PS:<br />
1 Rationierungsschein von 220 Liter Benzin oder<br />
1D0 Liter Dieselöl;<br />
Lastwagen von 31 PS und mehr-<br />
1 Rationierungsschein von 300 Liter Benzin oder<br />
250 Liter Dieselöl.<br />
Für Holzgas- und HolzkohlenlaBtwagen mit Zueatzvergasern<br />
wird pro Fahrzeug 1 Rationierungsschein<br />
von 35 Liter Benzin abgegeben.<br />
b) Industrietraktoren für den Strassenverkehr<br />
1 Rationierungsschein für 120 Liter Benzin oder<br />
100 Liter Dieselöl.<br />
Art. 2,<br />
Diese Verfügung tritt am 16. September <strong>1940</strong>,<br />
0 Uhr, in Kraft.<br />
Die ab 16. August <strong>1940</strong> ausgegebenen provisorischen<br />
Rationierungsscheine für Kraftstoffe für<br />
sämtliche Motorfahrzeuge der in Art. 1 bezeichneten<br />
Art verlieren ihre Gültigkeit am 15. September <strong>1940</strong>,<br />
24 Uhr, und sind beim-Bezug neuer Rationierungsscheine<br />
den kantonalen Automobilstellen zurückzugeben.<br />
Konfevenzecn<br />
Die Konferenz der kantonalen<br />
Polizeidirektoren<br />
die am 13. und 14. September in Gegenwart von<br />
Bundesrat Baumann in St. Gallen tagte, hat im<br />
Hinblick auf die ausserordentlichen momentanen<br />
Verhältnisse eine Kommission eingesetzt, deren<br />
Aufgabe das Studium der Frage der Motorfahrzeugbesteuerung<br />
und der Benz.inrationierung<br />
bildet.<br />
Für eine Benzinsteuer auf eidgenössischem Boden<br />
haben, wie mau weiss, die Kantone zwar aus<br />
mancherlei Gründen nicht viel übrig, aber eine<br />
gewisse Einheitlichkeit des Besteuerungssystems<br />
wäre während der Dauer der Benzinrationierung<br />
immerhin wünschenswert. Bis zu einem bestimmten<br />
Grade ist sie auch, was die Benzinsteuer anbelangt,<br />
zur Tatsache geworden, basiert doch die Regelung<br />
aller Kantone, die sich bisher zu diesem Bestouerungsmodus<br />
bekannt haben, auf den gleichen Ansätzen:<br />
15 Rappen pro Liter Benzin und 25 Rappen<br />
pro Liter Dieselöl. Im übrigen beschäftigt jedoch<br />
das Problem der Benzinsteuer auch den Bund. Und<br />
dass er anscheinend ebenfalls ein Wort in dieser<br />
Angelegenheit mitzureden gedenkt, geht aus dem<br />
Interview hervor, das Bundesrat Celio der «Automobil-Revue»<br />
Anfang August gewährte und wobei<br />
er erklärte, der Bundesrat beabsichtige, den Kantonen<br />
«mehr als blosse Direktiven» hinsichtlich der<br />
Benzinsteuer zu erteilen, wenn er ihnen auch nicht<br />
alle Kompetenzen entziehen wolle.<br />
Nach einem Rückblick auf das erste Kriegejahr,<br />
in dessen Verlauf es dem Autogewerhe noch gelang,|<br />
sich leidlich über Wasser zu halten, umreisst der<br />
Redner die heutige Situation dieses Wirtschaftszweiges,<br />
die dringend nach weiterer Hilfe ruft, und<br />
zwar in erster Linie durch Arbeitsbeschaffung. Die<br />
Zusicherung des Bundespräsidenten, wonach die<br />
Behörden für Arbelt sorgen, koste es was es wolle,<br />
muss auch dem Autogewerbe gegenüber eingelöst<br />
werden.<br />
Welche Wege eröffnen sich dazu?<br />
Eines der wirksamsten Mittel verkörpert die<br />
Fürsorge für Betriebsstoffe. Die Benzinzufuhr ist<br />
heute mehr ein Transportproblem als eine Warenfrage.<br />
Mit Genugtuung darf man feststellen, dass<br />
der Import gemeinsam mit den Behörden nichts<br />
unterlässt und keine Kosten scheut, um das kostbare<br />
Nass ins Land zu bringen. Wir werden denn<br />
auch vom November an voraussichtlich mit einer<br />
Deckung des Bedarfs von vielleicht 50 bis 60%<br />
rechnen dürfen. Den zweiten Punkt im Kapitel<br />
«Betriebsstoffe» bilden die Ersatztreibetoffe. Hier<br />
heisst es, alle vorhandenen und ausgereiften Möglichkeiten<br />
erschöpfen. Die Kriegsfürsorge muss sich<br />
auch dieses Problems annehmen, denn das Autogewerbe<br />
sieht sich heute ausserstande, die Mittel<br />
aufzubringen, um dieser Frage auf den Leib zu<br />
rücken. Notwendig ist deshalb die Schaffung einer<br />
eidgenössischen Zentralstelle für Ersatztreibstoffe.<br />
Nachahmung von Seiten des Bundes wie durch die<br />
Kantone verdient übrigens das Beispiel der Behörden<br />
von Baselstadt, welche Motorfahrzeuge, die<br />
auf neue Betriebsstoffe umgebaut werden, von der<br />
Steuer befreien. Was die Benzinzuteilung an das<br />
Autogewerbe anbelangt, so befinden sich Verhandlungen<br />
im Gang, um ihm die nötigen Mengen zu<br />
sichern<br />
Um die Voraussetzungen zu schaffen, unter denen<br />
sich der Automobilist das Fahren überhaupt<br />
noch leisten kann, muss die Frage der Besteuerung<br />
na ob Massuabe des Treibstoff Verbrauchs geprüft,<br />
Bald steht wieder eine neue Rationierungsperiode,<br />
der Monat Oktober, vor der Tür<br />
und mit dem 30. September ein Termin, der<br />
auch in normalen Friedenszeiten für viele<br />
Automobilisten eine wichtige Rolle bezüglich<br />
der Wageneinstellung während der kommenden<br />
Wintermonate spielte. Da die Litertafeln<br />
für Personen- und Lieferwagen sowie Motorräder<br />
für den Monat S&ptetnber sehr spät<br />
(28. August) veröffentlicht wurden und die<br />
sogar erst am 5. September erschienen^<br />
Instruktionen an Klarheit und Präzision zu<br />
wünschen übrig liessen, wird es nicht unangebracht<br />
sein, wenn einmal die Automobilisten<br />
der zuständigen Stelle, der «Sektion<br />
für Kraft und Wärme», bekanntgeben, was<br />
sie für weitere Erlasse solcher Art erwarten.<br />
1. Termin.<br />
Nicht nur die neuen Oktoberlitertabellen, sondern<br />
auch alle Vorschriften über die Oktober-<br />
Brennstoffrationierung sollten spätestens am<br />
2 5. September in der Presse erscheinen. Dabei<br />
muss auf die Automobilfachpresse, d. h. deren Erscheinungsdaten<br />
derart Rücksicht genommen werden,<br />
daas die volle Publikation, die wohl in der<br />
Tagespresse kaum möglich- ist, wenigstens dort zu<br />
finden ist. Man darf sich im Bundeshaus nicht<br />
wundern, wenn jeweils den neuen Weisungen nicht<br />
vollständig nachgelebt wird, •wenn man bis anhin<br />
der Publizität so geringe Beachtung geschenkt hat.<br />
Nicht nur die kantonalen Kriegswirtschaftsämter<br />
müssen diese Weisungen kennen, sondern vor<br />
allem die «Betroffenen», die Automobilisten und<br />
Motorradfahrer.<br />
Eine möglichst frühzeitige Publikation erscheint<br />
umso eher am Platz, als der Automobilist, wenn er<br />
zur Schilderabgabe gezwungen wird, rechtzeitig<br />
seine Dispositionen für die nötige «Umstellung»<br />
treffen muss. Es war z. B. unverständlich, dass<br />
man am 12. September abends noch überhaupt<br />
nichts über die Benzinzuteilung an die Lastwagen<br />
für die Periode vom 16. September bis 15. Oktober<br />
wusste.<br />
2. Klarer, präziser Text der Vorschriften.<br />
Die Veröffentlichung der Sepfembervorschriften<br />
vom 5. September ist ein Schulbeispiel dafür,<br />
wie man ee nicht machen soll. Da ist von «sollen»,<br />
von «gewissen eigenen Benzinvorräten »,<br />
von «angemessenen Rationen» für Zusätze<br />
etc. die Rede, alles vage Ausdrücke, so dass sich der<br />
Automobilist fragen musste, was nun eigentlich<br />
erlaubt sei und was nicht.<br />
3. Wer darf fahren?<br />
Es ist von behördlicher Seite aus eindeutig zu<br />
erklären, dae auch die C- und D-Fahrer weiter<br />
ihren Wagen benützen dürfen, und zwar nicht nur<br />
im Oktober, sondern auch für spätere Möttate,<br />
selbst, wenn ihnen kein Benzin zugeteilt werden<br />
kann, sofern sie von eigenen Brennstoffvorräten<br />
zehren, die der Rationierung nicht unterliegen. Den<br />
betreffenden Fahrern müssen nun hierüber einmal<br />
definitive beruhigende Zusicherungen erteilt werden.<br />
Noch viele Fahrzeuge dürften damit dem<br />
Verkehr erhalten bleiben und daran hat ja das notleidende<br />
Autogewerbe das grösste Interesse.<br />
4. Das Vorratsoroblem.<br />
Es gibt verschiedene Arten dieser .«gewissem<br />
eigenen Benzinvorräte », wie die « Sektion für Kraft<br />
und Wärme > sagt, nämlich:<br />
a) Vorräte, die vorsorglich in der Zeit vor Kriegsausbruch,<br />
d. h. vor Beginn der Benzinrationierung<br />
(28. August 1939) angelegt worden sind;<br />
b) Vorräte, die seit der Benzinrationierung gegen<br />
Unterzeichnung eines schriftlichen Revers angelegt<br />
wurden, wonach eie nur im Rahmen der<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 17 SEPTEMBER <strong>1940</strong> — N° 38<br />
Die Berner Tagung des Schweizerischen Automobilgewerbes<br />
Fortsetzung-von Seite 1.<br />
müssen weiter die Versicherungsprämien gesenkt<br />
werden. Zwar verdient der 20prozentige Prämiennachlass,<br />
den die Versicherungsgesellschaften zugestanden,<br />
Anerkennung, aber er steht in keinem Verhältnis<br />
mit der heute noch vorhandenen Möglich-<br />
'keit der Benützung der Fahrzeuge. Aus dem Umstand,<br />
dass der Treibstoffpreis nach wie vor eine<br />
Rolle spielt, ergibt sich die Notwendifkeit einer<br />
Senkung des-übersetzten Zolls.<br />
Zusammenfassend formuliert Dr. Kindler nachstehendes<br />
. Programm für Sofortmassnahmen,<br />
die geeignet sind, den Zerfall, des Autogewerbes aufzuhalten:<br />
Auf dem Gebiet vermehrter Arbeitsbeschaffung:<br />
1. Förderung und Erleichterung der Einfuhr von<br />
Treibstoffen aller Art.<br />
2. Prüfung der Frage der Ersätztreibstoffe durch<br />
den Bund und Ausnützung aller gegebenen<br />
Möglichkeiten.<br />
3. Anpassung der Motorfahrzeugsteuern und Versicherungsprämien<br />
an die veränderten Verhältnisse<br />
(Benzinbesfeuerung).<br />
4. Zuteilung der notwendigen Treibstoffmengen an<br />
das Gewerbe.<br />
5. Ueberlassung des durch das Auto geschaffenen<br />
Arbeitsfeldes an den Autogewerbetreibendin.<br />
Dazu gehören Schliessung aller Nichtfachmannsäul»n<br />
und Servicestationen von Importeuren,<br />
Unterbindung des dlnkten Einkaufs beim Fabrikanten,<br />
Unterbindung von Ausflugsfahrten<br />
der Post. Der Handel mit flüssigen Brenn-<br />
. Stoffen und Autobestandteilen ist ebenfalls<br />
völlig dem Garagisten zu tiberlatsin.<br />
6. Förderung der direkten Arbeitszuteilung durch<br />
Armee, ' Sund, Kantone; Gemeinden und<br />
Grossbetriebe von Handel und Industrie.<br />
7. Subventionierung von Totalrevisionen und<br />
Umbauarbeiten für die Umstellung auf Ersatzbrennstoffe.<br />
Zur Erhöhung des Einkommens:<br />
1. Verbot der Eröffnung neuer Garagen (eventl.<br />
Bedürfnisklausel).<br />
2. Einbeziehung der Outsider in die Märktordnung.<br />
Wünsche an die „Sektion für Kraft und Wärme"<br />
monatlichen Rationierungsscheine verbraucht<br />
werden dürfen; '<br />
c) Vorräte, welche sich der Halter im Laufe der<br />
letzten 12 Monate mit eigenen ersparten Benzinbons<br />
geschaffen hat, sei es, dass er im Militärdienst<br />
oder krank oder ohne Wagen in den<br />
Ferien war oder dass während einigen Monaten<br />
(Wintersai.son) geschäftlich nicht gerade viel<br />
« lief» und<br />
^d}^ Vorräte, die ihre Entstehung dem Schwarz-<br />
** ^RandeT verdanken; die aber äusser Betfächt<br />
fallen. '" '"'<br />
" "Wie steht es nun mit diesen « gewissen » Vorräten?<br />
Nehmen wir die 0- und D-Fahrer vorweg.<br />
Mit Ausnahme der sub b) genannten Vorräte muss<br />
es ihnen frei stehen, sie zu verwenden, wie es ihnen<br />
passt. Es wird auch nicht zulässig sein, ihnen vorzuschreiben,<br />
für welchen Zweck sie noch auf diese<br />
Reserven greifen.<br />
Die A- und B-Fahr^r sollten die Reserven a)<br />
und c) verbrauchen dürfen, ohne dass ihnen bei<br />
der Zuteilung der Nörmalfationen irgendwelche<br />
Abzüge gemacht werden. Durch Bundesratsbeschluss<br />
vom 19. Dezember 1938 wurde «tipuliert, dass Benzinvorräte<br />
angelegt werden sollen, damit im Kriegsfalle<br />
die « zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft<br />
und damit für die Landesverteidigung unentbehrlichen»<br />
Brennstoffmengen zur Verfügung stehen. Man<br />
wird den vielen weitsichtigen Automobilisten heute<br />
dafür dankbar sein müssen, dass eie diesem Appell<br />
nachgelebt und sich Vorräte zugelegt haben. Auch<br />
anlääslich der Verarbeitung des amtlichen Fragebogens<br />
betr. Benzinralionierung; vom Oktober 1939,<br />
wo man die Vorräte angeben mufste, wurde von<br />
amtlicher Seite erklärt, dass diese Reserven weder<br />
bei der Kategorieneinteilung noch bei der Benzinzuteiltfng<br />
irgendwie angerechnet werden dürfen. Es<br />
geht nun heute nicht an, plötzlich die umgekehrte<br />
Ansicht zu vertreten und die Leute dafür büssen<br />
zu lassen, dass wenigstens s i e Reserven in Brennstoff<br />
angelegt haben.<br />
Dass für die Verwendung der sub b) genannten<br />
Vorräte Benzinrationierungsscheine vorhanden sein,<br />
d. h. abgegeben werden müssen, versteht eich von<br />
gelbst.<br />
5. Einreisende Auslandsautomobillsten.<br />
Es ist bekanntzugeben, auf welche Brennstoffration<br />
ein zu vorübergehendem Aufenthalt einreisender<br />
ausländischer Automobilist Anspruch hat und<br />
wo er seine Karten beziehen kann (früher maximal<br />
2 Karten der Kategorie D).<br />
6. Gesuche für Versetzung In eine höhere<br />
Kategorie und Zusatzbenzin.<br />
Um einen unnützen Papierkrieg zu vermeiden,<br />
ist es dringend nötig, dass etwas näher umschrieben<br />
wird, welche dieser Gesuche noch Aussicht auf<br />
teilweise oder vollständige Berücksichtigung haben.<br />
Damit vermeidet man, dass unnütz Tausenda<br />
grüner Gesuche eingereicht und behandelt werden<br />
müssen. Es ist auch für den Autohandel wichtig,<br />
daes über das Schicksal neu in Verkehr kommender<br />
Wagen, d. h. deren Kategorieeinteilunsr, genauere<br />
Weisungen erTassen werden. Die Behandlung der Versetzunsrsgesuche<br />
sollte in mindestens 7 Taeen möglich<br />
sein, von deren Einreichung an gerechnet.<br />
Die Festsetzung eines letzten Termins (15. des<br />
Monats) für die Einreichung von Gesuchen für<br />
Zusatzbenzin ist «weifellos- angezeigt, doch darf<br />
man dann verlangen, dass die Gesuche bis zum<br />
20. des betreffenden Monats auch behandelt sind<br />
und Antwort erteilt ist.<br />
Die vorstehenden Vorschläge sollen nicht eine<br />
fruchtlose- 'Kritik bedeu1en,,= sondern mithelfen,<br />
etwas mehr Klarheit zu scharfen und eine speditivere<br />
Erledigung der mit dem heutigen Treibstoffrationierungssvstem<br />
verbundenen Formalitäten zu<br />
ermöglichen. Finden diese aus der Praxis stammenden<br />
Ratschläge inskünfti? Berücksichtigung, so<br />
entzieht man damit der Gerüchtemacherei und<br />
mancher Kritik, die heute berechtigt erscheint, den<br />
Boden.<br />
V<br />
3. Unterstützung der Sanierungsbestrebungen im<br />
Autohandel.<br />
4. Margenerhöhung beim Benzinverkauf,<br />
5. Erweiterung der Gebrauchsmöglichkeit des<br />
Händlerschildes und Herabsetzung der dafür<br />
zu erhebenden Taxe.<br />
H i l f s m a s s n a h m e n r e c h t l i c h e r u n d<br />
f i n a n z i e l l e r N a t u r :<br />
1. Verhinderung des Ansteigens von Zinsen aller<br />
Art (Hypothekarzinsen, Mietzinsen usw.).<br />
2. Individuelle Stundungsmöglichkeit während der<br />
Kriegszelt.<br />
3. Finanzielle Hilfe von Bund, Kantonen und Gemeinden,<br />
soweit dies wegen der Kriegsverhältnisse<br />
individuell nötig erscheint und kein eigenes<br />
Verschulden vorliegt.<br />
Das Autogewerbe, s-chloss der Redner, wartet<br />
nun gespannt auf Taten. Es hofft, das Parlament<br />
werde sich dem Echo der heutigen Tagung nicht<br />
verschliessen und daraus seine Konsequenzen<br />
ziehen.<br />
Die Diskussion.<br />
Als erster Diskussionsredner meldete sich<br />
Nationalrat Müller zum Wort, um die Grüsse<br />
des kantonal-bernischen und des schweizerischen<br />
Gewerbeverbandes zu überbringen. Es hat den<br />
Redner wohltuend berührt, dass die Referenten die<br />
Selbsthilfe in den Vordergrund stellten, doch entbindet<br />
das nicht von der Pflicht, nach Mitteln zu<br />
suchen, um über die schwere Zeit hinwegzukommen.<br />
In dieser Beziehung kann Nationah-at Müller nur<br />
das eine versprechen: dass der schweizerische Gewerbeverband<br />
während der laufenden oder der<br />
nächsten Woche in der Gewerbegruppe des Parlaments<br />
die Postulate des Autogewerbes aufgreifen<br />
und in der Bundesversammlung vorbringen wird.<br />
Die Referenten an der heutigen Versammlung haben<br />
sich, und das berührt sympathisch, nicht in Kritik<br />
erschöpft, sondern sie sind mit positiven Vorschlägen<br />
hervorgetreten.<br />
Herr Oberstleutnant Beyer, Stellvertreter<br />
des Chefs der Sektion für Heeresmotorisierung,<br />
betonte die enge Verbundenheit von Armee»;<br />
und Autogewerbe und erinnert nochmals an all J<br />
das, was von den militärischen Stellen aus bisher<br />
zugunsten dieses Wirtschaftszweiges unternommen<br />
worden ist. Wenn das Autogewerbe heute die vermehrte<br />
Zuweisung von Aufträgen fordert, so ist demgegenüber<br />
festzuhalten, dass die Armee infolge der<br />
Brennstoffrationierung»ihren Fahrzeugbestand auf<br />
ein Minimum beschränkt hat. Darüber hinaus bringt<br />
der «Betriebsstoff-Sparbofehl» einen wesentlichen<br />
Rückgang der Reparaturen mit sich. Die Hoffnungen<br />
auf eine vermehrte Arbeitszuweisung können<br />
deshalb von der Armee nicht erfüllt werden, doch<br />
erklärt sich die Abteilung jederzeit bereit, Anträge<br />
aus dem Kreise des Autogewerbes entgegenzunehmen<br />
und wohlwollend zu prüfen, mit dem Vorbehalt<br />
freilich, dass dabei die Interessen der Landesverteidigung<br />
gewahrt bleiben.<br />
Herr National rat Leuenberger (Zürich),<br />
der Vertreter des VHTL, unterstreicht die<br />
Schicksalsverbundenheit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
im Autogewerbe und die Pflicht, alles<br />
zu tun, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Er bedauert,<br />
dass Nationalrat Grimm, der für das verantwortlich<br />
gemacht wird, was heute über uns hereingebrochen<br />
ist, der Tagung hat fernbleiben müssen,<br />
denn er hätte die Gelegenheit benützen sollen, um<br />
seinen Standpunkt zu vertreten und um darzutun,<br />
wieweit er und andere für die Misere einzustehen<br />
haben. Der Redner verspricht, Herrn Grimm zu<br />
sagen, wie die Dinge stehen und ihn zu bitten, alles<br />
zu tun, um die Verwirklichung der heutigen Postulate<br />
sicherzustellen.<br />
Herr Löffler (von der Firma Schlotterbeck<br />
Basel) macht Sich zum Interpreten der im Autogewerbe<br />
gegen gewisse Behörden bestehenden Erbitterung,<br />
deren Gründe er an einzelnen Beispielen<br />
erläutert. Die Wünsche des Gewerbes zur Mitarbeit<br />
an der Treibstoffvorratshaltung wurden seinerzeit<br />
bagatellisiert und blieben unerhört. Heute indessen<br />
wären wir froh um jene Reserven, die wir in<br />
unseren Kreisen hätten anlegen können. Der Redner<br />
erhebt dann die Frage nach den Verantwortlichen<br />
für die Unterlassungen, deren Opfer das<br />
Autogewerbe heute ist. In der «Petrola» wurde das<br />
Autogewerbe, die grösste Verteilerorganisation im<br />
schweizerischen Benzinhandel, mit seinem Anerbieten<br />
zur Mitarbeit abgespiesen. Und an der Spitze<br />
des Eidg. Kriegstransporfamtes steht ein Jfann,<br />
der als ehemaliger Beamter der S.B.B, nach dieser<br />
Seife hin orientiert ist. Auch die Frage der Ersatzbrennstoffe<br />
hat akute Formen angenommen, weil<br />
der Umfang der Importe nicht mehr von uns abhängt.<br />
lAenderungen organisatorischer Natur bei<br />
den Behörden sind nicht länsrr zu umgehen, wobei<br />
namentlich die Leitung der Sektion für Kraft und<br />
Wärme nicht, wie bis anhin. im Nebenamt, sondern<br />
hauptamtlich ausgeübt werden sollte.<br />
Herr A. Schmidt (Genf) bricht eine Lanzo<br />
für die Schaffung einer Korporation im Autogewerbe,<br />
weil auf die Interventionen der Verbände<br />
hin bisher nicht oder nicht rasch genug gehandelt<br />
wurde.<br />
Herr Dr. A. B fi ch i (Schweiz. Hotelier-Verein<br />
Basel) weist auf die engen wirtschaftlichen Beziehungen<br />
zwischen Automobil und HoMlorie hin und<br />
redet einem Sofortprogramm das Wort, wobei er<br />
die Zusicherung abgibt, dass die Hofellerie die Bemühungen<br />
der automobilistischen Kreise nm eine<br />
Ermässigung des Benzinzolle weiterhin unterstützen<br />
werde.<br />
Herr Jaecfnes (Chaux-de-Fonds) möchte vor<br />
allem Taten sehen und übt Kritik daran, dasR gewisse<br />
Garageinhaber bei ihrer Rückkehr aus dem<br />
Militärdienst umsonst nach Beschäftimmg Umschau<br />
halten, währenddem andere immer mit Arbeit versehen<br />
sind.<br />
Herr Percy WJedmer (Basel) äussert si^h*<br />
zum Kar/itel «'Ersatzbrennstoffe» und spricht die<br />
Erwartung aus. dass die Förderung, welche die<br />
Behörden von Baselstadt dinsem Prnblpm angedpihen<br />
lassen, in der ganzen Schweiz S"hule machen<br />
möge. Angesichts der Erhöhung des Mcthvlalkohnlzolls<br />
lässt sich die Befiwhtnntr nicht ganz unterdrücken,<br />
dass es andern 'Treibstoffen ähnlich ergehen<br />
könnte. Der Bundesrat soll deshalb nuf sein<br />
Recht zur Zollerhöhung auf Ersatztreihsfoffen. hfti<br />
deren Beznsr wir auf das Ausland angewiesen bleiben,<br />
verzichten.<br />
Einstimmig bekenn! sich darauf die Tagunn ru<br />
den von der Verbandsleifunn ausgearbeiteten und<br />
von Dr. Kindler entwickelten Vorschlägen.<br />
Zu hoffen bleibt jetzt nur noch, dass die eindrucksvoll<br />
verlaufene Versammlung den ihr gebührenden<br />
Widerhall im ganien Lande finden und aufbauend<br />
mithelfen •werde an der Lösung der Gegenwartsprobleme.
JJ0 38 _ DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong><br />
Motorfahrzeug-Haftpflicht-<br />
Versicherung.<br />
Sistierungsrabatte werden sofort in bar ausbezahlt<br />
Nach den allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />
sind die für vorübergehende Ausserbetriebsetzung<br />
eines Fahrzeugs vorgesehenen<br />
Sistierungsrabatte an der nächstfälligen Prämie<br />
in Anrechnung zu bringen. Nachdem die<br />
Benzinzumessung neuerdings reduziert und für<br />
einzelne Kategorien gänzlich eingestellt wurde,<br />
hat, wie in der letzten Nummer der « Automobil-Revue»<br />
bereits angekündigt, die Unfalldirektoren-Konferenz<br />
am 10. September <strong>1940</strong><br />
beschlossen, dieses Jahr ausnahmsweise die<br />
Sistierungsrabatte den Versicherten auf deren<br />
Wunsch sofort<br />
in bar zurückzuerstatten.<br />
Sofern die Kantone den Motorfahrzeughaltern<br />
zu Beginn des Monats für die Rückgäbe<br />
der Schilder eine Toleranzfrist von einigen<br />
Tagen gewähren, wird diese Toleranzfrist, soweit<br />
sie 8 Tage nicht übersteigt, bei der Bemessung<br />
der Sistierungsdauer nicht berücksichtigt,<br />
d. h. es wird den Versicherten bei<br />
Rückgabe der Schilder innerhalb der Toleranzfrist<br />
für den betreffenden Monat der volle<br />
Sistierungsrabatt bezahlt.<br />
Diese Veröffentlichung des Beschlusses in<br />
der Automobil- und Motorrad-Fachpresse tritt<br />
an Stelle einer Mitteilung an die einzelnen Versicherten.<br />
Wie der ACS dazu mitteilt, werden die<br />
Sektionen des TCS und ACS bei den kantonalen<br />
Regierungen Schritte unternehmen,<br />
damit die von den Gesellschaften gewährte<br />
Toleranzfrist in allen Kantonen auch für die<br />
Steuer-Rückvergütung Geltung erhält. Die<br />
Erfüllung dieses Begehrens wird für manchen<br />
iMotorfahrzeughalter wenigstens eine<br />
kleine Erleichterung der gegenwärtigen<br />
Schwierigkeiten bringen; die genannten Organisationen<br />
zählen deshalb darauf, bei den<br />
kantonalen Behörden volles Verständnis zu<br />
finden.<br />
AM<br />
S«k<br />
Das thurgauische Autogewerbe ersucht um<br />
Zuweisung von Arbeit.<br />
Mit der Drosselung des motorischen Strassenferkehrs,<br />
bedingt durch die ständige Verschärfung<br />
der Benzinrationierung, -wächst für 1 die im Autogewerbe<br />
Tätigen die Gefahr zusehends, brotlos zu<br />
werden. Auch der thurgauische Autogewerbeverband<br />
wendet sich daher mit der dringenden Bitte<br />
an die Automobilisten, nach Möglichkeit mitzuhelfen,<br />
diesem Wirtschaftszweig Arbeit zu verschaffen.<br />
Der Verband empfiehlt den Fahrzeugbesitzern,<br />
den Wagen nicht kurzerhand aufzubocken, sondern<br />
ihn vor der Stillegung einer gründlichen Revision<br />
unterziehen zu lassen (eine Notwendigkeit, die wir<br />
an anderer Stelle der vorliegenden Nummer ausführlicher<br />
erörtern). Jenen aber, denen die Rationierung<br />
erlaube, den Fahrbetrieb noch weiter aufrecht<br />
zu erhalten, wird nahegelegt, um der grösstmöglichen<br />
Benzinersparnis willen die Motoren<br />
kontrollieren zu lassen. Darüber hinaus sollten<br />
namentlich jene Wagen, die mit Schäden irgendwelcher<br />
Art aus dem Militärdienst zurückkehren,<br />
sofort wieder in fahrbereiten Zustand versetzt<br />
werden.<br />
Rückgabe der Kontrollschilder im Kanton<br />
Zürich.<br />
Nach den neueren Angaben der kantonalen Motorfahrzeugkontrolle<br />
Zürich beträgt die Zahl der<br />
bis zum 5. September abends zurückerstatteten Kontrollschilder<br />
für Automobile nicht 1100, sondern<br />
nur 9 2 2, was weniger als ein Viertel des Bestandes<br />
der Personenwagenbesitzer der Kategorien C<br />
und D ausmacht. Auch die Anzahl der zurückgegebenen<br />
Motorradschilder ist geringer; es sollen<br />
anstatt 400 nur deren 300 sein.<br />
Es hat sich somit klar erwiesen, dass noch viele<br />
der C- und D-Fahrer während der 12 Kriegsmonate<br />
• gewisse » kleinere Brennstoffreserven anlegen<br />
konnten odor schon vor Beginn der Brennstoffrationierung,<br />
d. h. vor September 1939, eigene Tankvorräte<br />
besassen, die sie nun ohne Rationierungsscheine<br />
verbrauchen können.<br />
Um so gespannter wird man dem Resultat der<br />
Schilderrückgabe per Ende September entgegenblicken!<br />
Da es sich ohnehin um einen Termin handelt,<br />
an dem auch zu Friedenszeiten normalerweise<br />
viele Schilder zurückgegeben werden, weil das<br />
Fahrzeug während der Wintermonate nicht in Verkehr<br />
gehalten wird und weil jetzt viele C- und<br />
D-Fahrer dazukommen dürften, die nun ihre Reserven<br />
aufgebraucht haben, hat die kantonale Motorfahrzeupkontrolle<br />
Zürich beschlossen, den Termin<br />
für die Rückgabe der Schilder per Ende September<br />
auf den 5. Oktober abends hinauszuschieben.<br />
Für die bis dahin deponierten Schilder wird daher<br />
die bereits bezahlte Steuer für das letzte Quartal<br />
zurückerstattet.<br />
V<br />
J^utto und f^askus<br />
Kommt sie? — die Benzinsteuer<br />
im Kanton Bern.<br />
Im August haben, wie unsere Leser wissen, der<br />
fiernische Kantonalverband der AGS-Sektionen und<br />
der TCS, Sektion Bern, in einer gemeinsamen Eingabe<br />
an den Regierungsrat für die Dauer der Benzinrationierung<br />
die Ersetzung der bisherigen Hubraumsteuer<br />
durch eine Steuer nach Massgabe des<br />
Treibstoffverbrauchs vorgeschlagen. Dazu teilt das<br />
Nachrichtenblatt der AGS-Sektion Bern mit, die<br />
kantonale Polizeidirektion, die mit Berichterstattung<br />
und Antragstellung an den Regierungsrat beauftragt<br />
sei, habe ihre Vorarbeiten bereits abgeschlossen und<br />
ihre Absicht kundgegeben, die Forderungen der Verbände<br />
an einer Konferenz mit den Strassenverkehrs-Organisationen<br />
zur Sprache zu bringen.<br />
Natürlich wäre man in den Kreisen der bernischen<br />
Automobilisten keineswegs ungehalten, wenn<br />
sich die Möglichkeit ergäbe, die Steuerrevision noch<br />
im Laufe des Septembers zu realisieren, aber wiewohl<br />
die Polizeidirektion die Einberufung der erwähnten<br />
Konferenz grundsätzlich versprochen hat,<br />
ist deren Termin bisher noch nicht festgesetzt worden.<br />
• Ob bei diesem Tempo die Zeit noch ausreicht,<br />
um die Neugestaltung des Steuersystem« auf<br />
das Ende des 3. Quartals hin vorzunehmen, und<br />
ob die Benzinsteuer, die bei der Regierung immerhin<br />
nicht auf grundsätzliche Ablehnung zu stossen<br />
scheint, auf das 4. Quartal hin in Wirksamkeit treten<br />
kann, wird allerdings je länger desto fraglicher.<br />
Steuerreduktion und -rückzahlung<br />
im Kanton Wallis.<br />
Um der durch die BenzinTationierung geschaffenen<br />
Lage Rücksicht zu tragen, hat der Walliser<br />
Staatsrat am 29. August beschlossen:<br />
1. den Besitzern von Personenautomobilen der<br />
Kategorien G und D, welche ihre Verkehrssteuern<br />
für das ganze Jahr bezahlt und ihre<br />
Schilder hinterlegt haben, die auf die Monate<br />
September und Oktober entfallenden Gebührenquoten<br />
zurückzuerstatten;<br />
2. für die Monate September und Oktober den<br />
Besitzern von Motorfahrzeugen der Kategorie A<br />
eine Reduktion der Steuern um 10% und jenen<br />
der Kategorie B eine solche von 20% zu gewähren.<br />
Stfa»£Ksenvea»l«^ha»<br />
Im Zeichen des Fahrrad-Hochbetriebes<br />
Auch die Walliser Polizeibehörden erheben<br />
den Warnfinger.<br />
Angesichts der Lockerung, um nicht zu sagen<br />
Verlotterung der Verkehrsdisziplin bei einer gewissen<br />
Sorte von Radfahrern hat sich die Genfer<br />
Polizei schon vor einiger Zeit veranlasst gesehen,<br />
mit dieser Kategorie von Strassenbenützern schärfer<br />
ins Gericht zu gehen und ihnen ein besonderes<br />
Augenmerk zu widmen. Nunmehr erlässt auch das<br />
Walliser Polizeidepartement einen Aufruf, worin<br />
es darauf hinweist, dass infolge der Treibstoffrationierung<br />
der Automobilverkehr stark zurückgegangen<br />
sei, währenddem zugleich die Zahl der<br />
Radfahrer täglich wachse. Viele unter ihnen erachten<br />
es indessen für überflüssig, sich an die Verkehrsvorschriften<br />
zu halten, sie fahren zu dritt<br />
nebeneinander, schneiden die Kurven und verhalten<br />
sich allgemein so, dass die Unfallgefahr sich<br />
ständig steigert.<br />
Ein solches Benehmen, betont der Appell, könne<br />
aber nicht geduldet werden, weshalb die Kantonspolizei<br />
Auftrag erhalten habe, mit aller<br />
Strenge dagegen vorzugehen.<br />
c Wir hoffen gerne», so 6chliesst der Mahnruf,<br />
« dass der gute Wille der Strassenbenützer zu<br />
einem reibungslosen Verkehr führe und die dafür<br />
vorgesehenen Strafmassnahmen nicht zur Anwendung<br />
gelangen müssen ».<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sauerstoffanreicherung des Leinöls aus der<br />
Luft zustandekommt, wird sie nämlich bei<br />
den Nitrolacken ganz einfach durch das Verdampfen<br />
der lacklösenden und verdünnenden<br />
Mittel bewirkt, was weit rascher vor sich<br />
geht. An Stelle einer Wartezeit von Tagen<br />
nach dem Spritzen sind hierzu nur noch<br />
Stunden nötig. Bei den modernen Kunstharzumgeänderten<br />
Fahrzeuge<br />
unerlässlich:<br />
Stärkere Anlasser<br />
Spezial-Zündkerzen<br />
Hochleistungszündspulen mit<br />
Trotz der gewaltigen Fortschritte in der<br />
Technik des Anstrichs von Automobil-Karosserien<br />
hält das Kleid des modernen Wagens<br />
immer noch nicht so lange wie das Fahrzeug<br />
selbst. Auch verliert es mit der Zeit an Ansehnlichkeit<br />
und bedarf daher ganz abgesehen<br />
von einer eigentlichen Erneuerung von<br />
Zeit zu Zeit einer kleinen Verschönerungskur<br />
durch Aufpolieren, wobei die von der Witterung<br />
angegriffene, äusserste Haut entfernt<br />
wird, um wieder den alten Glanz hervorzuzaubern.<br />
Die Mehrzahl unserer gebrauchten<br />
Fahrzeuge stammt aus der Zeit, wo die<br />
Nitrozelluloselacke zum mindesten als Deckschicht<br />
das Feld beherrschten. Ihre Einführung<br />
verdanken sie dem Umstand, dass nach<br />
Schluss des letzten Weltkriegs grosse Produktionsanlagen<br />
zur Erzeugung von Nitrozellulose<br />
zur Verfügung standen, die für die<br />
Pulverfabrikation nicht mehr nötig waren<br />
und infolgedessen nach neuen Absatzgebieten<br />
für ihr Halbfabrikat Ausschau halten mussten,<br />
die sich dann schliesslich eben in der Erzeugung<br />
von Nitrozelluloselacken fanden.<br />
Nach anfänglich nicht ganz hundertprozentigen<br />
Erfolgen Hessen sich bald auf Grund gesammelter<br />
Erfahrungen Lackiermethoden auf<br />
Basis der Nitrozellulose finden, welche die<br />
alten Oellacke vollständig zu verdrängen<br />
vermochten. Denn die Nitrozelluloselacke erwiesen<br />
sich diesen noch aus dem Kutschenzeitalter<br />
übernommenen Lackierverfahren<br />
sowohl an Dauerhaftigkeit als auch in anderer<br />
Hinsicht als weit überlegen. Vor allem<br />
Hessen sich damit die Trockenzeiten ganz<br />
wesentlich kürzen. Im Gegensatz zu den Oellacken,<br />
wo die Verfestigung durch langsame<br />
Spezialverteiler (Dieselaustauschsalze)<br />
oder<br />
Hochleistungszünder<br />
Die Forderung des Tages:<br />
Für Ihre auf<br />
Holzgas Betrieb<br />
ROBERT BOSCH A. G. - GENF - ZÜRICH<br />
Nur einwandfreie Fahrzeuge.,<br />
Alter Wagen im neuen Kleid<br />
lacken, die heute mit den Nitrozelluloselacken<br />
im Wettbewerb stehen, muss hingegen<br />
mit etwas längeren Trockenzeiten gerechnet<br />
werden. Dafür kommt man bei an<br />
sich glatten Oberflächen ohne Spachtelunterlage<br />
aus, erspart ferner dank dem natürlichen<br />
Hochglanz das Aufpolieren nach<br />
Schluss des Spritzens und benötigt schliesslich<br />
eine bedeutend kleinere Zahl (z. B. nur<br />
zwei) aufeinanderfolgender Lackschichten.<br />
Die Firma Du Pont-de Nemours, während<br />
des Krieges Hauptlieferantin der Alliierten in<br />
Explosivstoffen, gilt als Pionierin für die<br />
Nitrozelluloselacke, die sie heute noch unter<br />
dem Namen «Duco» herstellt. Allerdings<br />
blieb sie auf diesem Gebiete nicht lange aHein<br />
und heute werden Nitrolacke auch von der<br />
Schweizerindustrie hergestellt, welche mit<br />
den amerikanischen Produkten den Wettbewerb<br />
durchaus erfolgreich aufzunehmen<br />
vermochte.<br />
Ein Fahrzeug, ob alt oder neu, macht nur<br />
dann einen gepflegten Eindruck, wenn sich<br />
seine Lackierung in einwandfreiem Zustand<br />
befindet. Sein Aeusseres repräsentiert gleichsam<br />
die Visitenkarte, die es für uns abgibt.<br />
Darüber hinaus aber hängt davon auch zum<br />
Teil die Lebensdauer der Karosserie selbst<br />
ab, denn die Lackierung hat nicht zuletzt die<br />
Aufgabe, das Metall vor Korrosion zu schützen.<br />
Ist der Lacküberzug da und dort durchgewetzt,<br />
so wird eine Ausbesserung fällig,<br />
soll der Schaden nicht weiter um sich greifen.<br />
Beim Augenschein durch einen Fachmann<br />
erweist sich unter Umständen die gesamte<br />
Lackierung als erneuerungsbedürftig,<br />
weil es sich nicht lohnt, sie nur stückweise<br />
in Ordnung zu stellen, wenn ohnehin daneben<br />
da und dort bald weitere Schäden auftreten<br />
würden. Durch das Aufpolieren, das<br />
in Zeitabständen von 4—6 Monaten nötig<br />
wird, nimmt nämlich die Dicke der Lackschicht<br />
immer mehr ab, bis eines Tages an<br />
dieser und jener Stelle die Spachtelunterlage<br />
durchzuschimmern beginnt. Dann hilft<br />
schliesslich kein Zaudern mehr.. 5<br />
Die Neulackierung von Karosserien<br />
geschieht ähnlich wie in der Automobilfabrikation<br />
nach dem Spritzverfahren. Man benötigt<br />
also dazu, abgesehen von Lack und<br />
Verdünner als Zusatz zur dicken Lacklösung<br />
auch eine Spritzpistole mit Druckluftschlauch,<br />
die sich an ein Pressluftnetz von 3—4 Atm.<br />
anschliessen lässt. Zweckmässig wird in<br />
diese Pressluftleitung noch ein Wasserabscheider<br />
eingefügt. Beim Betrieb der Pistole<br />
saugt der Druckluftstrahl den Lack aus<br />
dem Farbbehälter an und stösst ihn fein vernebelt<br />
durch die Mündung aus.<br />
Die Ansätze zur praktischen Anwendung<br />
des Farbspritzverfahrens gehen ins vorige<br />
Jahrhundert zurück. De Vilbiss, ein amerikanischer<br />
Arzt, der einen schon damals weitbekannten<br />
medizinischen Zerstäuber erfunr<br />
den hatte, kam als einer der Ersten auf den<br />
Gedanken, vermittels eines derartigen Apparates<br />
auch Farbe zu zerstäuben. Er gründete,<br />
nachdem sich das Verfahren als entwicklungsfähig<br />
erwiesen hatte, eine Gesellschaft,<br />
die zusammen mit seinen Farbspritzapparaten<br />
auch die von ihm erfundenen und heute<br />
ebenfalls in aller Welt bekannten «Toledos-<br />
Waagen erzeugte und vertrieb. Die Spritzpistole<br />
vermochte sich nur langsam und<br />
eigentlich erst dann durchzusetzen, als ihr<br />
die rasch trocknenden Nitrolacke den Weg<br />
ebneten. Ohne diese neuen Lacke wäre eine<br />
derartige Serienproduktion, mit welcher<br />
Ford gleich nach dem Weltkriege die Welt<br />
erstaunte, gar nicht möglich gewesen. In der<br />
Schweiz tauchte die Farbspritzpistole Anfang<br />
der 20er Jahre auf. Als die erste vollständige<br />
Apparatur nach Zürich kam, mietete<br />
die Generalvertretung der De Vilbiss-<br />
Apparate auf der Alknend in Zürich in den<br />
damaligen «Progress-Werken» einen kleinen<br />
Raum in einem barackenähnlichen Anbau zufolge<br />
der damals allgemein vorherrschenden<br />
Meinung, dass die Geschichte mit den<br />
schliesslich aus Schiessbaumwolle hergestellten<br />
Nitrolacken vielleicht doch nicht so<br />
ganz «urchig» sei und dass man damit am<br />
besten etwas abseits gehe.<br />
Die erste Anlage holte sich der bekannte<br />
Genfer Karossier Gangloff höchst persönlich<br />
und war sichtlich befriedigt, als er hörte,<br />
dass die nächste derartige Einrichtung eine<br />
Lieferfrist von mindestens drei Monaten benötige,<br />
was für ihn einen entsprechenden<br />
Vorsprung auf seine Konkurrenz bedeutete.<br />
(Schluss Seite 7.)
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> — N° 88<br />
Abnützung<br />
eine verborgene Verlustquelle<br />
Bei älteren Fahrzeugen muss man bekanntlich<br />
meist mit einem etwas höheren Brennstoffverbrauch<br />
rechnen als bei neuen Wagen.<br />
Hierfür lassen sich die mannigfaltigsten Erklärungen<br />
finden, die man aber summa summarum<br />
sämtlich auf einen gemeinsamen Nenner<br />
bringen kann. Er heisst:<br />
Abnützung der mechanischen Teile und<br />
Verharzung der Schmiermittel in den<br />
Lagerstellen.<br />
Man braucht nur den Weg zu verfolgen,<br />
den die Brennstoffenergie vom Tank weg<br />
durchläuft, bis sie sich schliesslich in staubigen<br />
Luftwirhein und im Auspuffdunst verliert,<br />
um an zahlreichen Stellen auf grössere<br />
und kleinere Verlustquellen zu stossen. Es<br />
ist als ob sich eine ungezählte Schar winziger<br />
Kobolde allmählich eingenistet hätten und<br />
sich unerlaubterweise von jedem Tröpfchen<br />
Benzin ihren Anteil stehlen würden. Obwohl<br />
die Brennstoffmengen nicht sehr gross sind,<br />
die sie verschlingen, verteuern sie das Fahren<br />
trotzdem ganz beträchtlich. Grund: Auch<br />
der beste Wagen kann selbst bei richtiger,<br />
spasamer Fahrweise nur einen bescheidenen<br />
Prozentsatz der Brennstoffenergie wirklich<br />
in Fahrleistung umsetzen. Der grösste Teil<br />
davon geht nämlich verloren, bevor er zu<br />
den Triebrädern gelangt. Selbst unter günstigen<br />
Verhältnissen, wie sie etwa bei einer Langstrecken-Brennstoffverbrauchsprüfung<br />
vorkommen<br />
mögen, dürfte vom Triebwerk kaum<br />
mehr als etwa ^ der Verbrennungsenergie des<br />
Benzins an die Räder abgegeben werden, d. h.<br />
es kommen je Liter Brennstoff nur etwa<br />
200 com wirklich der Fortbewegung zugute<br />
(siehe Bild). Um so stärker müssen sich Verlustquellen<br />
fühlbar machen, selbst wenn sie<br />
an sich nur sehr bescheidene Energiemengen<br />
verzehren. Gehen uns pro Liter Benzin nur<br />
20 ccm (=2 %) verloren, so bedeutet das bereits<br />
einen Verlust an Fahrleistung von 10 %.<br />
Wie leicht aber können auf einer Fahrt über<br />
eine Distanz von 10 km Länge an einer undichten<br />
Stelle äer Brennstoffleitung 20 com<br />
Benzin entweichen, ohne dass man dies selbst<br />
bei genauem Hinsehen bemerkt, weil eben der<br />
Ventilatorwind die leichtflüchtige Flüssigkeit<br />
fast rascher wegtrocknet als sie erscheint.<br />
Der Grund mag in einer durch wiederholtes<br />
Lösen der Verbindung abgenützten Dichtung,<br />
in einem Risschen der Brennstoffleitung oder<br />
einer ungenügend festgezogenen Verschraubung<br />
liegen.<br />
Der Vergaser<br />
enthält eine ganze Anzahl beweglicher Organe,<br />
die im Betrieb dem Verschleiss unterliegen.<br />
Wir nennen vorab die Schwimmer<br />
nadel, welche dank dem Schwimmernnechanismus<br />
die Benzinzufuhr regelt. Sie nützt sich<br />
ebenso, wie der Nadelsitz allmählich ab. Hierbei<br />
brauchen sich die beiden Teile nicht unbedingt<br />
derart aufeinander abzuschleifen, dass<br />
sie nachher um so besser zusammenpassen.<br />
Vielmehr kann dadurch auch die Dichtheit des<br />
Sitzes leiden, dies um so eher, als sich mit der<br />
Abnützung von Nadel und Sitz der Anpressdruck<br />
zwischen ihren konischen Passflächen<br />
vermindert, so dass sich das Ventil verhältnismässig<br />
früher öffnet. Gleichzeitig weiten<br />
sich die Düsen unter der Wirkung des durchströmenden<br />
Benzins im Betrieb ein wenig<br />
aus. Beides führt zu einer leichten Erhöhung<br />
des Brennstoffkonsums, desgleichen eine Undichtigkeit<br />
der Sdhwimmernadel zufolge einer<br />
zwischen Nadelfläche und Nadelsitz gelangten<br />
Unreinigkeit.<br />
Im Motor drin spielt die Abnützung eine<br />
besonders grosse Rolle.<br />
Es ist eine jedem Automobilisten geläufige<br />
Tatsache, dass sich die Notwendigkeit einer<br />
Rechts neben stehe n d: Der Weg der Brennstoffenergie:<br />
Selbst bei einem tadellos instandgehaltenen<br />
Wagen und sparsamer Fahrweise kommt nur<br />
ein Teil davon wirklich der Fortbewegung zugute.<br />
Ungefähr V« gehen direkt in Form von Wärme an<br />
irgendeiner Stelle des Wagens an die Atmosphäre<br />
über. Auch der Rest der Energie endet nach Vollführung<br />
seiner Aufgabe schliesslich in dieser<br />
Weise.<br />
Luftwiderstand<br />
Aesisranc<br />
Rollwiderstand<br />
frottement, pneul<br />
4 C<br />
Auspuff<br />
Echapoement<br />
Kühlwasser ». Strahlg<br />
. Refroidissemen» d radiati<br />
Reibung d. Hinterachse<br />
rVortemenr, pontarriere<br />
Rollwiderstand<br />
Frotternent. pneul<br />
Luftwiderstand<br />
Resistance de l'atr<br />
Verzögerung |< „ • 5 Beschleunigung<br />
OeceleraMon £ ? fl=Accelerarion<br />
?<br />
IR7M51<br />
y<br />
Die<br />
Brennstoffknappheit<br />
wirkt sich jetzt schon in bedrohlicher Weise auf das ganze<br />
Äutomobilgewerbe aus. Sie wird in noch weit höherem<br />
Masse in den kommenden Monaten in Erscheinung treten.<br />
Eine grosse Anzahl kleiner, selbständiger Existenzen ist<br />
gefährdet.<br />
Es kann sich heute nicht darum handeln, Verantwortlichkeiten<br />
festzustellen und Sündenböcke zu suchen. Es nützt<br />
nichts, zu schimpfen und das Heil von der Zeit und einer<br />
allfälligen Subvention zu erwarten. Wenn das Autogewerbe<br />
nicht schweren, kaum je wieder gutzumachenden Schaden<br />
erleiden soll, muss eine Solidarität von unten herauf wirksam<br />
werden, indem jeder Fahrzeugbesitzer, soweit es ihm<br />
wirtschaftlich möglich ist, an seinem Wagen die Instandstellungsarbeiten<br />
und Unterhaltsarbeiten vom Fachmann<br />
ausführen lässt, ohne Rücksicht darauf, ob er in der allernächsten<br />
Zeit davon wirklich profitieren kann oder nicht.<br />
Die Garagisten und Karossiers sollen Arbeit haben und<br />
nicht Subventionen.<br />
Auf lange Sicht betrachtet, liegt übrigens in einem solchen<br />
Vorgehen ein grosser Vorteil für den Fahrzeugbesitzer.<br />
Wenn nämlich einmal das Brennstoffrinnsal über unsere<br />
Schweizergrenzen wieder etwas zu fliessen beginnt, wird<br />
derjenige am meisten davon profitieren, der seinen Wagen<br />
am besten instand gestellt hat. Es könnte in diesem Moment<br />
zu einem richtigen Run auf die noch verbliebenen<br />
Reparaturwerkstätten kommen, was sowohl den Preis wie<br />
die Qualität der Arbeit ungünstig beeinflussen und jedenfalls<br />
auf Kosten des Fahrzeuginhabers gehen würde.<br />
Hier, wie überall, lohnt sich also, genau besehen, die Solidarität<br />
für denjenigen, der sie ausübt.<br />
SCHMUTZ-BREMSEN Aktiengesellschaft<br />
St-Äubin (Neuchätel) Tel. 6 7150<br />
MOTORWAGENFABRIK BERNA AG., ÖLTEN
N° 38 — DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Ueberhohmg durch eine Erhöhung des Oelund<br />
Brennstoffverbrauchs ankündigt. Ja, warum<br />
hat denn der Verschleiss im Motor überhaupt<br />
einen -derart schwerwiegenden Einfluss<br />
auf den Verbrauch? Ganz einfach deshalb,<br />
weil die Motorteile dann nicht mehr so dicht<br />
halten wie vordem. Führt man also eine bestimmte<br />
Menge Verbrennungsgemisch in den<br />
Zylinder ein, so entweicht ein Teil davon<br />
während der Verdichtung und Verbrennung<br />
infolge seines hohen Drucks an den mangelhaft<br />
dichtenden Kolben, Kolbenringen und<br />
Ventilen vorbei, womit er für die Krafterzeugung<br />
restlos verloren geht. Selbstverständlich<br />
kann es sich dabei nicht um sehr grosse<br />
Mengen handeln, da andernfalls rasch durch<br />
Ueberhitzung gewisser Organe ein ernster<br />
Defekt einträte. Immerhin stellt dieses Durchblasen<br />
von Gasen, wie man es nennt, eine<br />
fühlbare Verlustquelle dar, die noch dadurch<br />
an Bedeutung gewinnt, dass das entwichene<br />
Gas eine Verminderung des praktisch erreichten<br />
Verdichtungsgrades bewirkt, was den<br />
Nutzeffekt der Verbrennung weiter beeinträchtigt.<br />
Aehnliche Folgen ergeben sich, wenn das<br />
frische Verbrennungsgemisch beim Eintritt<br />
oder die Abgabe beim Verlassen des Zylinders<br />
auf unerwünschte Strömungswiderstände stossen.<br />
Dann saugt entweder der Motor etwas zu<br />
wenig Gemisch an oder die Abgase strömen<br />
nicht so vollständig ab wie sonst, was sich<br />
beides ungünstig auswirkt. Daher sind Ventiltaschen,<br />
die sich durch Abnützung der Ventilsitze<br />
bilden können, ein Hindernis für die Erreichung<br />
eines günstigen Brennstoffverbrauchs<br />
und müssen bei einer Revision entfernt werden.<br />
Von erheblichem Einfluss auf den Wirkungsgrad<br />
der Verbrennungen ist aber auch<br />
das Zündsystem,<br />
dem es obliegt, im richtigen Moment jeweils<br />
einen kräftigen Zündfunken zu spendieren.<br />
Wie aber, wenn sich die Kontakte des Unterbrechers<br />
soweit abgenützt haben, dass eine<br />
merkliche Verschiebung des Zündzeitpunktes<br />
eintritt, die den Wirkungsgrad beeinträchtigt,<br />
wenn die Zündfunken an den Kerzen zu<br />
mager ausfallen, weil sich durch den Abbrand<br />
der Elektroden der Abstand vergrössert<br />
hat oder die Isolation an irgendeiner<br />
Stelle durch Alterung soviel gelitten hat, dass<br />
ein elektrisches Leck entsteht? Auch hier im<br />
Zündsystem spielt der natürliche Betriebsverschleiss<br />
eine wichtige Rolle. Nur wenn<br />
alles tipptopp imstande ist, besteht die Gewähr<br />
für eine optimale Verbrennung des Gemisches<br />
im Motor.<br />
Die in den Verbrenmmgsräumen in Drückenergie<br />
umgesetzte Brennstoffwärme gelangt<br />
durch Vermittlung des Triebwerks über<br />
die Kupplung zum Schaltgetriebe und von<br />
dort zum Achsantrieb. Im Laufe dieser Uebertragung<br />
hat sie zahlreiche<br />
Uebertragungsorgane, wie Wellen, Zahnräder<br />
usw.,<br />
anzutreiben, die entweder auf Wälzlagern<br />
oder auf Gleitlagern laufen. Bei Kugel- oder<br />
Rollenlagern wälzen sich die reibungsmindernden<br />
Elemente (Kugeln oder Rollen) auf<br />
gehärteten, spiegelblank geschliffenen Lagerringen<br />
ab. Daher auch die äusserst geringe<br />
Reibung in neuen oder gut erhaltenen Lagern<br />
dieser Art. Durch Korrosion und gewisse andere<br />
Einwirkungen kann jedoch die Qualität<br />
der Oberfläche dieser Ringe leiden. Alsdann<br />
rollen die Kugeln nicht mehr ganz so spielend<br />
in ihrer Bahn und die Reibung erhöht<br />
sich. Um sich dies anschaulich zu vergegenwärtigen,<br />
vergleiche man die an einem Wagen<br />
nötige Zugkraft, wenn er das eine Mal über<br />
glatten Asphalt, das andere Mal aber über<br />
Kopfsteinpflaster rollt...<br />
Reparatur von Ersatzteilen nach dem Elektro-Metallspritzverfahren<br />
von Dr. Schoop.<br />
Beim Betrieb einer Maschine muss überall<br />
dort, wo Reibung auftritt, mit einer gewissen<br />
Abnützung gerechnet werden, die früher oder<br />
später eine Reparatur notwendig macht. Zumeist<br />
geht es hiebei mit dem Ersatz verhältnismässig<br />
einfacher Lagerteile ab. An älteren<br />
Wagen sind jedoch mitunter auch teurere Organe<br />
zu ersetzen, die sich als Gegenstück zu<br />
den Lagerschalen ebenfalls abnützen, bis sie<br />
schliesslich nicht mehr instand gestellt werden<br />
können. Sofern noch Ersatzteile erhältlich<br />
sind, ist das, abgesehen vom Kostenpunkt,<br />
weiter nicht so schlimm. Was aber,<br />
wenn die Herstellerin des Wagens ihren Betrieb<br />
eingestellt hat oder wegen kriegsmässiger<br />
Inanspruchnahme bzw. Transportschwierigkeiten<br />
nicht liefern kann? Eine Neuherstellung<br />
komplizierter Einzelteile scheidet<br />
Auch in Gleitlagern kann sich im Gebrauch<br />
die Reibung wegen Verharzung des<br />
0 e 1 s beträchtlich vergrössern. Wir denken<br />
da vor allem an die Lagerstellen des Chassis,<br />
wo das gleiche Oel meist längere Zeit die<br />
Schmierung zu besorgen hat. Durch Sauerstoffaufnahme<br />
können sich alsdann im<br />
Schmierstoff zähflüssige, harzige Bestandteile<br />
bilden, welche den Reibungswiderstand<br />
erhöhen, indem sie im Laufe der Zeit teilweise<br />
auch in die Lagerstellen geraten.<br />
Schliesslich hat die Abnützung der<br />
Zähne an den Zahnrädern ebenfalls<br />
eine Verminderung des Wirkungsgrads der<br />
Kraftübertragung zur Tolge. Bloss wenn sie<br />
richtig miteinander kämmen und daher mehr<br />
oder weniger ruhig laufen, arbeiten die Getriebe<br />
und Hinterachse so wirtschaftlich wie<br />
nur möglich.<br />
Rechnen wir all diese vielen kleinen, über<br />
das Normalmass hinausgehenden Mehrverluste<br />
zusammen, so machen sie einen ganz<br />
erklecklichen Betrag aus, der den Benzinverbrauch<br />
leicht um zwanzig oder mehr Prozent<br />
heraufdrücken kann. Eine Revision zur<br />
rechten Zeit lohnt sich darum gerade heute,<br />
wo die flüssigen Brennstoffe so überaus rar<br />
geworden sind, ganz besonders. -&-<br />
Was tun, wenn ein Ersatzteil fehlt?<br />
natürlich schon aus Kostengründen aus. In<br />
solchen Fällen erkundigen wir uns am besten<br />
erst einmal bei einem der bekannten Auto-<br />
Abbruchgeschäfte, die VM. Hunderten gebrauchte<br />
Ersatzteile auf Lager haben. Meist<br />
war es doch so, dass von einer bestimmten<br />
Wagenserie eine grössere Zahl von Exemplaren<br />
den Weg in unser Land gefunden haben<br />
und wer weiss, ob nicht vielleicht eines<br />
davon schliesslich im Abbruchgeschäft landete?<br />
Die Möglichkeit dafür ist nicht von der<br />
Hand zu weisen. War das betreffende Fahrzeug<br />
noch in relativ anständigem Zustand, so<br />
finden sich eventuell davon noch passende<br />
Ersatzteile, eine Kurbel- oder Nockenwelle<br />
oder gar, ein Zylinderblock. Und wenn das<br />
nächste Abbruchgeschäft den verlangten Teil<br />
nicht zur Verfügung hat, so kann möglicherweise<br />
eine andere Firma helfen.<br />
Erweisen sich aber all unsere Bemühungen,<br />
auf diese Weise Ersatz zu beschaffen,<br />
als fruchtlos, so steht immer noch der Weg<br />
einer Reparatur des Teils selbst offen. In<br />
vielen Fällen bietet sie sogar den Vorteil,<br />
dass sie sich billiger stellt als die Anschaffung<br />
eines Ersatzteils.<br />
Zum Auftragen abgeschliffener und vielleicht<br />
durch Anfressen gerillter Reibungsflächen<br />
stehen uns heute zwei Verfahren zur<br />
Verfügung, die beide schon mit ausgezeichneten<br />
Erfolgen angewandt wurden, nämlich die<br />
Metallisierung der abgenützten Flächen mit<br />
Hilfe einer Schoop'schen Metallspritzpistole<br />
oder aber die autogene Auftragsschweissung.<br />
Bei beiden Methoden wird an Stelle der abgenützten<br />
Oberfläche eine neue Metallschicht<br />
aufgebaut, die der alten hinsichtlich Verschleissfestigkeit<br />
und in anderer Beziehung<br />
ungefähr entspricht oder ihr sogar noch<br />
überlegen ist.<br />
Das Schoop-Verfahren<br />
erlaubt vermittelst der autogenen oder elektrischen<br />
Metallspritzpistole in der Stunde<br />
beispielsweise etwa 1 kg Eisen oder Stahl<br />
aufzutragen. Das MetaJI wird in Drahtform<br />
von 1—VA mm Stärke automatisch in die<br />
Spritzpistole eingeführt, dort auf autogenem<br />
Weg oder mit Hilfe eines elektrischen Lichtbogens<br />
geschmolzen und durch einen Pressluftstrahl<br />
fein zerstäubt aus der Pistolenmündung<br />
herausgeblasen. Bei der elektrischen<br />
Pistole sind die austretenden Metallteilchen<br />
so heiss, dass sie sich in die Metallfläche, auf<br />
die sie auftreffen, sogleich einschweisseik<br />
Selbst beim Aufprall auf Glas schmelzen die<br />
Metallpartikel sofort ein. Infolgedessen haftet<br />
das aufgespritzte Metall gut an der Metallunterlage,<br />
was auch durch folgendes Beispiel<br />
aus der Praxis bewiesen wird:<br />
Bei zwei abgepressten Lokomotiv-Triebkurbeln<br />
ergab sich beim Wiedereinpressen<br />
nur ein Druck von 25 Tonnen, was im vorliegenden<br />
Fall nicht genügte. Sie wurden also<br />
nochmals ausgepresst und auf die Naben eine<br />
Schicht von 0,4—0,5 mm Stahl nach dem<br />
Schoop'schen Verfahren aufgespritzt. Nachdem<br />
man die Zapfen so weit abgeschliffen<br />
hatte, dass die Schichtstärke überall 0,3 mm<br />
betrug, wurden sie abermals eingepresst,<br />
wozu ein Druck von 70—74 Tonnen nötig<br />
war. Da dies zuviel ist, presste man die Kurbel<br />
erneut ab, um die Zapfen noch ein wenig<br />
abzuschleifen. Durch Augenschein ergab sich,<br />
dass die aufgespeicherte Metallschicht überall<br />
Unentbehrlich fQr Autobesitzer, Garagen<br />
und für alle Berufe, die schmutzige Hände<br />
mit sich bringen.<br />
Mehr denn je müssen Sie heute darnach trachten, Ihre Kunden<br />
zu behalten und ihnen Ihre Firma in Erinnerung zu rufen. Ein<br />
wirkungsvolles Werbemittel ist diese<br />
AGENDA<br />
Saubere Hände bei<br />
schmutzigster Arbeit!<br />
Fast klingt es wie ein Märchen: Man beschmutzt die Hände mit Farbe,<br />
Lack, Schmiere, Schmutz etc. — und bleibt doch unbeschmutzt. Das Ist die<br />
verblüffende Wirkung von PRO-TEK.<br />
Wie ein unsichtbarer Handschuh schätzt diese feine, nach Zitrone duftende<br />
Creme die Hand und lässt sich nach getaner Arbeit samt allem Schmutz<br />
mit blossem Wasser leicht abwaschen. Pro-Tek beeinträchtigt in keiner<br />
Weise das «Fingerspitzengefühl»; es ist, als habe man nichts an den<br />
Händen. Und dabei Ist der Schutz hundertprozentig. Durch Verwendung<br />
von Pro-Tek wird die Haut fein und geschmeidig, so dass sich weitere<br />
Pflege erübrigt. Auch Hautschäden und Hautinfektionen werden durch<br />
Pro-Tek vermieden.<br />
Wie alle unsere Produkte zeichnet auch Pro-Tek sich durch absolute Verlässllchkeit<br />
aus. In Autozubehörgeschäften und Drogerien erhaltlich.<br />
Sie leistet in ihrer Kombination von<br />
Umlege- undAbreisskalender jedem<br />
Büro gute Dienste. Der Schreibraum<br />
des Umlegekalenders, genügend<br />
gross und praktisch eingeteilt, kann<br />
sowohl zur Vornotierung als auch<br />
zur Festhaltung wichtiger Dinge benützt<br />
und zu Nachschlagezwecken<br />
aufbewahrt werden. Die Agenda ist<br />
ein praktisches Geschenk, das Sie als<br />
Aufmerksamkeit gegenüber Ihren<br />
Kunden verwenden können. Auf<br />
dem Deckel kann ohne besondere<br />
Mehrkosten der Aufdruck der Firma<br />
angebracht werden, wodurch die<br />
tagtäglich auf dem Pult liegende<br />
Agenda zu einem gediegenen Werbemittel für Ihr Haus wird. Nicht<br />
zu teuer, zeichnet sie sich durch die gediegene Aufmachung und den<br />
persönlichen Charakter aus.<br />
Gebrauchsanweisung<br />
Man reibt die Hände<br />
vorder Arbeit mit Pro-<br />
Tek ein, wie man eine<br />
gewöhnliche Crlme<br />
einreibt. Nach der Arbeit<br />
wasche man die<br />
Hände am fliessenden<br />
Wasser, wobei aller<br />
Schmutz leicht weggeht.<br />
Dazu die bekannten Duco-Produkte:<br />
POLISH 7 zum Unterhalt der Lackierung<br />
CLEANER AND POLISH zum Auffrischen<br />
einer matten Lackierung<br />
TOP FINISH zum Unterhalt des Verdecks<br />
THICKOTE zum Wasserdichtmachen des<br />
Verdecks<br />
WATERPROOF DRESSING zur Imprägnierung<br />
von Segeltuchverdecken<br />
Verlangen Sie<br />
unsere Vorschläge<br />
und Preise!<br />
H. WAGNER & CO., ZÜRICH<br />
Dufourstrasse 48 • Telephon 467 96/97<br />
VERLAG HALLWAG BERN
6 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> — N° 38<br />
unversehrt und glatt geblieben war. Wäre<br />
der Versuch misslungen, so hätten die beiden<br />
Kurbeln ersetzt werden müssen, was 170 Fr.<br />
gekostet hätte, gegenüber nur 34 Fr. für das<br />
Aufspritzen der Metallschicht auf die Zapfen<br />
beider Kurbeln. (Auszug aus einem<br />
Schreiben des Vorstandes der SBB-Werkstätten<br />
in Zürich an die Werkstätten in<br />
Bern).<br />
In ähnlicher Weise, wie dies im beschriebenen<br />
Fall bei den Lokomotiv-Triebkurbeln<br />
gemacht wurde, können natürlich auch abgenützte<br />
Lagerzapfen von Automobilbestandteilen<br />
wieder instandgestellt werden. Darüber<br />
hinaus aber bietet das Verfahren noch<br />
die vielfältigsten Möglichkeiten. Wir denken<br />
da an die Instandstellung von Bremstrommeln,<br />
an die Reparatur von Teilen mit ausgeschlagenen<br />
Bohrungen, das Ausspritzen von<br />
Zylinderbohrungen an Stelle einas Aosbüchsens,<br />
den Auftrag von Metall in lose Kugellagersitze<br />
von Gehäusen, die Reparatur und<br />
Verdichtung von Gehäusewänden an Stellen,<br />
wo sich Wärme- oder Kälterisse gebildet<br />
haben. Dabei ist zu beachten, dass die feinen<br />
Metallpartikel, trotz ihrer örtlich hohen Temperatur,<br />
nur sehr bescheidene Wärmemengen<br />
mit sich führen und dadurch lediglich eine<br />
Erwärmung in der äussersten Haut des Metalls<br />
bewirken können, während 'es im übrigen<br />
nicht auf Temperaturen erhitzt wird, die<br />
Wärmespannungen oder strukturelle Veränderungen<br />
zur Folge haben. Abgesehen von<br />
Eisen und Stahl lässt sich auch jedes beliebige<br />
andere Material, wie Bronze, Aluminium<br />
usw. aufspritzen. Ja, es ist sogar möglich,<br />
Mit Azetylen-Dissous auf die Klausen-Passhöhe.<br />
In unserem Bericht von der Jahresversammlung des Schweiz. Azetylenvereins erwähnten wir auch<br />
eine kurze Probefahrt mit einem Chevrolet-Wagen, der mit Azetylen-Dissous und einer Wasser-Sprit-<br />
Mischung betrieben wurde. Seine Leistungsfähigkeit und der ruhige Lauf des Motors hinterliessen<br />
einen vorzüglichen Eindruck. Unser Bild zeigt das Fahrzeug bei einer Passfahrt über den Klausen,<br />
wobei als Treibstoffreserve auf einem Anhänger vier Flaschen Azetylen-Dissous mitgeführt wurden.<br />
Darüber hinaus enthielt der Kofferraum des Wagens selbst die übliche Batterie von drei Flaschen,<br />
die an die Treibgas-Zuleitung des Motors angeschlossen waren. Nach dem Bericht eines Teilnehmers<br />
der Fahrt, die von Basel ihren Ausgang nahm und wieder dorthin zurückführte, trat auf der ganzen<br />
Strecke keinerlei Störung auf und die ganze Bergfahrt konnte, trotz voller Belastung des Wagens<br />
und des zusätzlichen Gewichts des Anhängers, ohne Ueberhitzung des Motors in einem Zug bewältigt<br />
werden. Auch der Anhänger bewährte sich vollauf. Das Gesamtgewicht der Azetylenausrüstung belief<br />
sich' im vorliegenden Fall, einschliesslich der Reserve nebst Anhänger, auf 480 kg. • .> v<br />
Elektrometallspritzpistole, System Dr. Schoop,<br />
in voller Aktion.<br />
beispielsweise auf Aluminiumgehäuse Stahl<br />
aufzuspritzen, was hochinteressante, neue<br />
Perspektiven eröffnet. So kann man in Zylinder<br />
aus Aluminium Stahllaufflächen einspritzen<br />
oder auf Ventilsitzflächen desselben<br />
Leichtmetalls widerstandsfähige, stählerne<br />
Ueberzüge herstellen, die sich im Betrieb<br />
nicht lockern. Ferner lassen sich in Leichtmetallgehäuse<br />
Lagerflächen aus einer Sonderlegierung<br />
einspritzen, ohne dass eine<br />
Stützschale nötig wäre. Man erhält dadurch<br />
eine Einsparung an Gewicht verbunden mit<br />
einer Verbesserung der Wärmeableitung. Die<br />
technischen Möglichkeiten in dieser Richtung<br />
lassen sich im Augenblick, wo dies geschrieben<br />
wird, noch bei weitem nicht in ihrer vollen<br />
Bedeutung abschätzen.<br />
Tethnisdie Not<br />
Neue amerikanische Baustoffe für Motorlager.<br />
Aus Amerika kommt die Kunde von der Verwendung<br />
eines neuen Lagermetalls mit besonders<br />
hohem Bleigehalt, das sich in einjähriger, versuchsweiser<br />
Verwendung in einer Motorenfabrik gut bewährt<br />
haben soll. Sie besteht aus 82 bis 36% Blei,<br />
5 bis 1% Zinn und 9 bis 11% Antimon, während<br />
ihr Kupfergehalt unter 0,25% bleibt. Nachgerühmt<br />
wird der neuen Legierung vor allem eine höhere<br />
Korrosionsfestigkeit, als sie andere bleihaltige Lagermetalle<br />
besitzen.<br />
Für Motorlager mit sehr hoher Flächenpressung<br />
werden in U.S.A. von der Waukesha-Motorenfabrik<br />
gegenwärtig Lagerschalen aus einer Nickel-Silber r<br />
Legierung verwendet. Sie sollen eine doppelt so<br />
hohe Flächenbelastung ertragen wie andere Lagermetalle.<br />
In grösserer Zahl wurden sie erstmals beim<br />
Zweizylinder-Boxermotor des Crosley-Kleinwagens<br />
benützt, der sich durch eine ungewöhnlich kleine<br />
Zylinderversetzung (geringes Kippmoment) auszeichnet,<br />
-fw-<br />
Dass die Stadt-Omnibusse von Paris jetzt<br />
auf Gasbetrieb umgebaut werden sollen,<br />
um trotz der Knappheit an flüssigen Brennstoffen<br />
den Betrieb wieder aufnehmen zu<br />
können.<br />
Von italienischen Bestrebungen zur<br />
Gründung einer Firma, die nach dem<br />
Fischer-Verfahren aus Lignin Benzin, Gasöl,<br />
Toluol und Teer herstellen soll. Die<br />
benötigten Kapitalien belaufen sich auf<br />
90 Mill. Lire.<br />
Von einem deutschen Verfahren zur Instandstellung<br />
von stark abgenützten Laufdecken.<br />
Zunächst werden auf die entsprechend<br />
vorbereitete Oberfläche drei Schichten<br />
von Naturkautschuk aufgetragen. Nach<br />
dem Trocknen folgt ein Ueberzug mit einer<br />
besonderen Kunstgummischicht, worauf der<br />
Pneu im Vulkanisierapparat 1—IV* Stunden<br />
einer geeigneten Wärmebehandlung<br />
unterworfen wird. Derart instandgestellte<br />
Reifen werden mit einer halb so langen<br />
Garantie abgegeben wie neue Pneus. Die<br />
Kosten sollen ebenfalls ungefähr halb so<br />
gross sein wie bei der Anschaffung neuer<br />
Reifen. Für die deutsche Wirtschaft aber<br />
ist damit eine erhebliche Ersparnis an Rohbaumwolle<br />
verbunden.<br />
Dass in Deutschland jetzt auch aus Kartoffelstauden<br />
Nitrozellulose gewonnen wird,<br />
die bekanntlich als Rohstoff für Automobillacke,<br />
Sprengstoffe, Kunstseide, künstliche<br />
Wolle etc. eine wichtige Rolle spielt. Nach<br />
einer italienischen Meldung würden die anfallenden<br />
Kartoffelstauden ausreichen, um<br />
den Bedarf des ganzen Landes an Zellulose<br />
ungefähr dreimal zu decken. Allerdings<br />
kann die auf diese Weise gewonnene Zellulose-Qualität<br />
vorderhand nicht für alle<br />
Zwecke benützt werden, doch soll sie immerhin<br />
bereits zur Herstellung von Papier<br />
und Kunstfasern dienen.<br />
Von einem englischen Patent, das eine<br />
Einspritzpunkt-Verstellvorrichtung für Dieselmotoren<br />
betrifft, wobei die drehzahlbedingten<br />
Druckänderungen in einer vom<br />
Motor getriebenen Wasserpumpe auf eine<br />
Membrane einwirken und so die Verstellung<br />
bewirken.<br />
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N° 38 — DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Alter Wagen im neuen Kleid<br />
(Fortsetzung von Seite 3)<br />
Seither hat die Verwendung der Spritzpistole<br />
auf allen Gebieten eine unigeahnte<br />
Ausdehnung genommen, deren Entwicklung<br />
auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Der<br />
Oaragist verwendet sie in vielerlei Formen<br />
beim Wagenwaschen; als Oelpistole; an die<br />
Buchdruckmaschinen angeschlossen, zerstäubt<br />
sie eine Flüssigkeit, welche die aus<br />
der Maschine kommenden Drucke augenblicklich<br />
trocknen lässt; in der Landwirtschaft<br />
dient sie zur Bekämpfung von Schädlingen<br />
und Pflanzenkrankheiten; neuerdings<br />
macht sie der Tapetenfabrikation Konkurrenz,<br />
indem plastische Materialien verschiedener<br />
Farbe direkt auf die Wand gespritzt<br />
werden, womit man hübsche Effekte erzielt;<br />
der Zeichner gebraucht eine Spritzpistole in<br />
der Form eines Füllfederhalters und ebenso<br />
handlich; als letztes Erzeugnis der Spritztechnik<br />
kommt soeben eine Pistole heraus,<br />
mit welcher man die Waben des Kühlers<br />
ausbessert.<br />
Nehmen wir nun an, es handle sich um die<br />
tteulacMerung eines Wagens in Nitrolack, als der<br />
bei Altwagen am häufigsten angetroffenen Lackart.<br />
Bevor mit dem Aufspritzen des Lacks begonnen<br />
•werden kann, ist nach dem Ablaugen der alten<br />
Farbe eine peinlich exakte Vorbereitung der Met&lloberfläche<br />
notwendig, um alle Unebenheiten<br />
auszufüllen und eine absolut glatte, gleichmässig<br />
gewölbte Grundlage für den Farbauftrag zu schaffen.<br />
Soweit gTobe Unebenheiten vorhanden sind,<br />
gleicht man sie mit der Feile oder einer tragbaren<br />
Schleifmaschine aus. Es folgt ein Anstrich mit<br />
Grundierfarbe, die schon nach wenigen Minuten<br />
trocknet. Hierauf wird ein «Spachtel» genannter<br />
Kitt in alle Vertiefungen der Metall- (oder Holz-)<br />
Flächen gestrichen. Unter den verschiedenen<br />
Arten von Spachtel nennen wir den langsam<br />
trocknenden Kopal - Oelepachtel, der aus der<br />
Zeit der Oellacke in verbesserter Form übernommen<br />
wurde und durch Sauerstoffaufnahme ohne<br />
Volumenänderung in 4—6 Stunden erhärtet, sodann<br />
den Nitro-Spachtel, der schon in wenigen Minuten<br />
hart wird, dafür aber beim Trocknen eingeht,<br />
und schliesslich den «Einheitsgrund», der ein<br />
Mittelding 2wlschen beiden genannten Typen darstellt,<br />
sein Volumen also beim Erhärten nicht verändert<br />
und trotzdem je nach Witterungsverhfi.ltnisfen<br />
in kurzer Zeit trocknet.<br />
Damit der Spachtel gut härtet, darf nicht die<br />
ganze Spachtelauflage in einem Male aufgetragen<br />
•werden, sondern es sind mehrere Arbeitsgänge mit<br />
dazwischen eingeschalteten Trockenpausen erforderlieh.<br />
Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, wird<br />
man am bosten am morgen früh sowie am Abend vor<br />
Arbeilsschluss spachteln und den Tag sowie die<br />
Nacht zur Trocknung ausnützen.<br />
Als Werkzeug zum Spachteln dient ein sogenannter<br />
«Spachtel-Gummi», d. h. ein viereckiges<br />
Gummistück von & cm Dicke, Format 4X6 cm,<br />
das man am Rand mit einer Schicht Spachtel versieht<br />
und derart über die zu behandelnde Fläche<br />
zieht, dass darauf unter dem Druck der Hand eine<br />
dünne Schicht haften bleibt, die vorhandene Unebenheiten<br />
ausfüllt. Der gerade Rand, des Gummis<br />
ist dabei möglichst gleichmässig über die Oberfläche<br />
zu führen, und darf nicht in die Vertiefungen<br />
hinabgedrückt werden, weil man sonst den gewünschten,<br />
Zweck nicht erreichen würde. In der<br />
gleichen Weise legt man nun Schicht neben Schicht,<br />
bis die ganze Oberfläche gespachtelt ist.<br />
Nach dem Trocknen wird nach demselben Verfahren<br />
der zweite Spachtel aufgetragen, wobei man<br />
jedoch übers Kreuz 2um ersten Anstrich fährt. Es<br />
folgt abermals eine Trockenperiode, sodann ein<br />
dritter und endlich nach dem neuerlichen Erhärten<br />
ein vierter Spachtel, die wieder abwechselnd<br />
kreuzweise zur vorhergehenden Schicht aufgetragen<br />
werden. Ist der vierte Spachtel gleichfalls hart geworden,<br />
so schliesst sich die schwierigste Arbeit,<br />
nämlich das Schleifen an. Hiezu wird Oel-Papier<br />
einer gröberen (und ansehliessend einer feineren)<br />
Körnung benötigt, das man über einen in der Drogerie<br />
erhältlichen, halbmondförmigen Tampon<br />
spannt. Nachdem noch ein Eimer mit Wasser<br />
nebet Schwamm zur Stelle sind, kann die Schleifarbeit<br />
besinnen.<br />
Zunächst wird dar Tampon mitsamt dem Oel-<br />
•papier ins Wasser getaucht und dann damit die<br />
Oberfläche langsam fortschreitend vollständig glattgescbliffen.<br />
wobei man mit dem Schwamm ständig<br />
reichlich Wasser hinzulaufen lässt, um die abgeschliffene<br />
Spachtelmasse wegzuschwemmen. Stark<br />
gerundete Flächen sind am allersehwersten schön<br />
zu schleifen, sofern die notwendige Routine und<br />
das Fingerspitzenseführl mangeln, weil sich hiezu<br />
der Tampon nicht eignet und rein von Hand geschliffen<br />
werden muss.<br />
Nach Beendigung dieser Arbeit mit dem groben<br />
Papier kommt das feine an die Reihe, und schliesslich<br />
wäscht man den ganzen Wagen gut ab, trocknet<br />
mit einem Tuch und lässt darauf nachtrocknen,<br />
was keinen grossen Zeltaufwand erfordert.<br />
Das Resultat sollte eine vollkommen glatte Fläche<br />
ohne Vertiefungen sein, da eich sonst kein richtiger<br />
Hochglanzspiegel erzeugen lässt. Zur Kontrolle<br />
nässt man die gespachtelte Fläche und zieht den<br />
Spachtelgummi gleichmässig darüber, wobei sie<br />
einzig an Stellen, wo noch Vertiefungen bestehen,<br />
nass bleibt. Befriedigt die Prüfung, so kann mit<br />
der Spritzpistole noch Spritzspachtel aufgetragen<br />
und dieser nötigenfalls abermals geschliffen werden.<br />
Hiebei macht es gar nichts aus, wenn an gewissen<br />
Stellen, wo grössere Erhebungen vorliegen, der<br />
Handspachtel oder gar das nackte Metall zum Vorschein<br />
kommt. Hauptsache ist und bleibt, dass die<br />
Fläche vor dem Spritzen absolut glelchmäasig verläuft<br />
und niergends Wellen aufweist.<br />
Tst der SpTitzspachtel auch trocken und befriedigt<br />
das Resultat, so wird zum eigentlichen<br />
Spritzen mit Lack<br />
geschritten, Hiezu füllt man im Verhältnis 1:1 mit<br />
Verdünner gemischte Spritzfarbe in den Becher der<br />
Spritzpistole und spritzt probeweise zur Regulierung<br />
der Strahlbreite gegen ein Papier. Die Form<br />
des B'arbstrahls lässt sich erstens durch Wechseln<br />
der Spritzdüse (Breitstrahler für grosse, Rundstrahler<br />
für schmalere Flächen) und zweitens durch<br />
die Einstellschraube der Pistole regulieren. Beim<br />
Spritzen führt man die Pistolenmündung in einem<br />
Abstand von 10—15 cm von links nach rechts über<br />
die Fläche. Die Farbe trocknet hiebei fast augenblicklich.<br />
Ist sie schlecht, der Luftdruck oder auch<br />
die Distanz der Mündung von der Fläche zu gross,<br />
60 trocknet sie sogar bereits vor dem Auftreffen,<br />
die Spritzschicht fühlt sich sandig an und die Farbkörner<br />
lassen sich mit dem Finger wegwischen.<br />
Ein zu geringer Abstand oder eine zu stark verdünnte<br />
Farbe führen dagegen zur Bildung von<br />
Farbtränen auf der Oberfläche, im Gegensatz zur<br />
normalen, bereits glänzenden «Orangenhaut»,<br />
die beim richtigen Spritzen entsteht. Beim anschliessenden<br />
zweiten Auftrag von Spritzfarbe<br />
wird die Pistole kreuzweise zum erstenmal geführt.<br />
Die Trocknung dauert jetzt bereits ein wenig<br />
länger. Ist auch diese Schicht handtrocken, So folgt<br />
die dritte, wobei die Pistole wiederum gleich zu<br />
führen ist wie da« erstemal, und dann eventuell<br />
noch eine vierte mit den beim zweiten Arbeitsgang<br />
beobachteten Pistolen-Bewegungen. Ist das Spritzen<br />
beendet, so bleibt das Objekt zum Erhärten der<br />
Farbe mindestens 4 Stunden stehen, worauf man die<br />
«Oranjenhaut» mit einem scharf oder milder<br />
schleifenden Mittel («Rubbing», «Cleener» etc.) entfernt<br />
und darauf mit einer guten Politur poliert.<br />
Zum Schiusa trägt man eine flüssige Feinpolitur<br />
(Tumbler» etc.) auf und reibt mit einem sauberen<br />
Tuch nach.<br />
Alles in allem sicher ein reichlich komplizierter<br />
Prozess, der sich wegen der häufigen<br />
Trockenperioden nicht von heute auf morgen<br />
in allen Phasen vollenden lässt. Eine Abkürzung<br />
der insgesamt aufgewendeten Zeit ist<br />
nur in bescheidenem Masse möglich. Geht<br />
man weiter, so leidet darunter die Qualität<br />
der Lackierung. Es hat daher keinen Zweck,<br />
ein Spritzwerk mit Wünschen nach unmöglich<br />
kurzen Lieferfristen zu bestürmen, sondern<br />
man wird sich mit einer mehrtägigen<br />
«Abwesenheit» des Fahrzeugs abfinden müssen,<br />
damit die Arbeit in allen Einzelheiten<br />
kunstgerecht durchgeführt werden kann.<br />
Nebenbei bemerkt erfordern Spritzen,<br />
Schleifen und Polieren mindestens ebensoviel<br />
Aufmerksamkeit und fachmännische<br />
Kenntnisse als die Verarbeitung von Oellacken<br />
und Emaillackfarben und die von Zeit<br />
zu Zeit von interessierter Seite lancierte<br />
Aufforderung «Spritzen Sie Ihren Wagen<br />
selbst» ist ein «fauler Zauber>, wie dies mancher<br />
Automobilist zu seinem grossen Schaden<br />
erfahren musste.<br />
-b-<br />
Schriftliche Antworten:<br />
Frage 1491. Abfallöl-Feueruns. Wer liefert Oelfeuerungen<br />
zur Verwertung von Abfallöl? W. in S.<br />
Frage 1492. Ersatzbrennstoff. Welche Art von<br />
Ersatzbrennstoff empfehlen Sie für meinen Betrieb?<br />
K. In T.<br />
Frage 1493. Auch mich interessiert... Die in<br />
Ihrem Spfechsaal veröffentlichten Fragen Nr 1442,<br />
1447, 1481 und 1452 interessieren mich ebenfalls<br />
und ich bitte Sie höflich um deren Beantwortung.<br />
A. in L.<br />
Frage 1494. Fachliteratur. Wir interessieren uns<br />
ebenfalls für die Fragen Nr. 1454, 1455 und 1456<br />
über Fachliteratur. F. in L.<br />
Frage 1495. Glasurit-Lack. Können Sie mir die<br />
Adresse des Generalvertreters des Glasurit-Lacks<br />
bekanntgeben? J. in R.<br />
Frage 1496. Zilndstrahlmotor. Können Sie mir<br />
die Adresse des Lieferanten des Zündstrahlmotora<br />
bekanntgeben, der in einer Ihrer letzten Nummern<br />
beschrieben wurde? L. in B.<br />
Frage 1497. Brennstolfsparer. In einer Ihrer<br />
letzten Nummern berichten Sie von einem Brennstoffsparer,<br />
der den Brennstoff bei Talfahrten abstellt.<br />
Können Sie mir mitteilen, wo derselbe zu beziehen<br />
ist? H. in S.<br />
Frage 1498. Umbau eines Personenwagens auf<br />
Holzgas. Ich bitte Sie um Beantwortung folgender<br />
Frage: Nr. 1450. Auch würde es mich interessieren<br />
zu vernehmen, ob sich ein Ford V8 ebenfalls auf<br />
Holzgas umbauen Hesse. W. in F.<br />
Frage 1^99. Holzgasanlage. Ich bitte Sie höflich<br />
um Bekanntgabe von Adressen für den Bezug von,<br />
Bestandteilen oder ganzen Holzgasanlagen für Personenautomobile.<br />
Ebenso von Werkstätten, die dea<br />
Einbau besorgen. Ferner ersuche ich Sie um Bekanntgabe<br />
der Fachliteratur über Holzgasanlaigen<br />
und Ersatztreibstoffe. L. in Z.<br />
Frage 1500. «Magnusoi». Können Sie uns die<br />
Lieferantenadresse des Putzmittels «Magnusol» bekanntgeben?<br />
S. in R.<br />
Frage 1501. Holz- und Holzkohlengas. Ich<br />
möchte Sie bitten, mir Adressen von HoUgeneratorund<br />
Holzkohlengasgeneratorlieferanten und die<br />
Adresse des Herstellers des Garbusol bekanntzugeben.<br />
M. in W.<br />
Frage 1502. Katalytofen. Ich ersuche Sie um<br />
Angabe von Firmen, wo ich einen Katalytofen beziehen<br />
kann. F. in L,<br />
Frage 1503. Azetylen-Anlagen. Wir ersuchen Sie<br />
um Angabe von Firmen, die sich mit der Herstellung<br />
von Azetylen-Anlagen für Automobile befassen.<br />
Wir interessieren uns sowohl für solche, dia<br />
mit Karbid betrieben werden als auch für Azetylen-<br />
Dissous-Anlagen. G. in M.<br />
Frage 1504. Azetylen-Gasanlagen. Aus einer<br />
Ihrer letzten Nummern ersehen wir, dass sich verschiedene<br />
Firmen mit der Herstellung von Azetylen*Gasanlagen<br />
befassen. Da wir eine solche Anlage<br />
einbauen lassen wollen, bitten wir um Angabe<br />
der genauen Adressen. H. in L.<br />
Frage 1505. Holzkohlengasgeneratoren. Können<br />
Sie uns die Adressen der Hersteller von Holzkohlengasgeneratoren<br />
bekanntgeben? C. in B.<br />
Frage 1506. Auch ich möchti wissen... Ersuche<br />
Sie höflich um Bekanntgabe der Fragen<br />
Nr. 1470, 1471, 1472, 1488 aus Ihrem Sprechsaal.<br />
H. in Z.<br />
Frage 1507. Fachbücher. Wir bitten Sie, uns<br />
Lieferanten für Fachbücher über Ersatztreibstoffe<br />
für Personenautomobile zu nennen. S. in L.<br />
Frage 1508. Feinsicherungen, Können Sie uns<br />
die Adressen von Fabrikanten von Feinsicherungen<br />
bekanntgeben? H, in B.<br />
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Automobil-Revue - II. Blatt, Nr. 38<br />
Die Kunst des Goldmacliens<br />
Der uralte Gedanke der Verwandlung der Elemente<br />
ineinander, ihrer Verschmelzung und Trennung,<br />
wie ihrer Herkunft aus den vier Elementen,<br />
lag der Alchimie zugrunde. Benutzung und Gewinnung<br />
verschiedener Metalle, von denen mehrere,<br />
wie Kupfer, Eisen und Bronze, gleichzeitig gebraucht<br />
wurden, reichen so tief in die Zeit hinab,<br />
dass geschichtlich sichere Zahlenangaben dafür zu<br />
geben unmöglich ist. Durch frühere praktische Betätigung<br />
wurden Vermischungen organischer Stoffe<br />
gewonnen; man lernte trennen und verbinden,<br />
wurde eigengeartete Veränderungen an Zusammensetzungen<br />
gewahr, die sich unter verschiedenen<br />
Umständen jeweilig anders gestalteten. Kupfer<br />
verlor durch Zusatz von Zinn seine rote Farbe,<br />
gewann an Härte und näherte sich im Aussehen<br />
dem Gold.<br />
Die Alchimie war eine Kunst, die zu Entdeckungen<br />
und Erfindungen führte. Wenn sie auch Tausende<br />
von Irrtümern begangen hatte — sie förderte<br />
trotzdem unzählige praktische Ergebnisse<br />
und Erfahrungen, die in langen Jahrhunderten fortgesetzter<br />
Arbeit, mühsam und den Theorien entgegengesetzt,<br />
gewonnen wurde. Sie kam als Afterwissenschaft<br />
erst in Verruf, als sich die Lehre von<br />
den vier Grundstoffen als reine Dichtung erwiesen.<br />
Dazu waren mehr als zwei Jahrtausende nötig.<br />
Wie die Astronomie die Tochter der Astrologie genannt<br />
werden darf, so war die alchimistische<br />
Kunst die Mutter der Chemie. Alchimie war die<br />
Kunst, einen Stoff in einen anderen zu verwandeln;<br />
dieser Grundgedanke bestimmte alle ihre<br />
Wege bis zu dem alten, kühnen Gedanken, edle<br />
Metalle, wie Gold oder Silber und Edelsteine<br />
künstlich zu erzeugen. Das unermüdliche Suchen<br />
nach der mächtigen «Tinktur», dem «grossen Elixier»,<br />
wodurch das Kunststück der «Transmutation»<br />
der Metalle, ihre Verwandlung, gelingen<br />
musste, ging von Geschlecht zu Geschlecht durch<br />
die Jahrhunderte.<br />
Wurde Kupfer mit Galmei (Zinkerz) zusammengeschmolzen,<br />
kam eine goldglänzende Legierung<br />
zustande. Durch Auripigment (Arsenverbindung)<br />
wurde Kupfer weiss; eine silberähnliche Verbindung<br />
war das Ergebnis. In beiden Fällen schien<br />
Verwandlung oder Veredelung des Kupfers gelungen.<br />
Im Altertum erfasste man den Begriff des<br />
Goldes nicht immer streng; man hielt mit dem<br />
echten Edelmetall auch ähnliche Legierungen für<br />
gleichwertig und nannte sie Gold. Zuverlässige<br />
Methoden, das echte Gold vom falschen zu scheiden,<br />
fehlten oft, wenn man auch die Feuerprobe,<br />
Bestimmung des Gewichts und den Probierstein,<br />
allerdings ohne Zuhilfenahme von Säuren, kannte.<br />
Wenn auch, naturphilosophisch gedacht, die<br />
besten Köpfe immer wieder gläubig daran festhielten,<br />
dass edle Metalle durch bestimmte Prozesse<br />
erzeugbar sein müssten, so ging doch offenbare<br />
Fälschung und plumper Betrug von frühe an<br />
durch lange Jahrhunderte. Im Jahre 81 vor Christi<br />
Geburt bedrohte ein römisches Gesetz, die Lex<br />
Cornelia de Falsis, die Falschmünzer mit Todesstrafe.<br />
Kaiser Antonius Hess eiserne silberplattierte<br />
Denare schlagen; unter Nero, Vitellius, Trojan<br />
und späteren Kaisern wurden die Münzen so<br />
schlecht, dass die Staatskassen ihre eigenen Münzen<br />
nicht mehr annahmen und die Abgabe in Gold<br />
verlangten. Zuletzt enthielten die Silberstücke nur<br />
noch 5 Prozent reines Metall, die Goldmünzen<br />
waren zur Hälfte mit Kupfer legiert. Die Fälschung<br />
erfolgte im grossen. Unter Aurelian war<br />
reines Gold selten, Silber gänzlich verschwunden<br />
und ersetzt durch wertloses Blei; Kupfer war das<br />
einzige unverfälscht, in Massen vorhandene Metall.<br />
Durch ein Edikt des Kaisers Diokletian wurde<br />
296 n. Chr. befohlen, dass «alle von uralten ägyptlrchea<br />
Weisen geschriebenen Bücher über die<br />
Kunst, Gold und Silber künstlich herzustellen, aufgesucht<br />
und verbrannt werden sollten». Der Betrug<br />
der angeblichen Metallverwandlung war<br />
schon damals offenbar, die Kunst der Goldmacherei<br />
erschien nicht bloss deswegen, weil sie eine<br />
bedeutsame Geheimlehre war, begehrenswert. Der<br />
Glaube an die Möglichkeit der Erzeugung edler<br />
Metalle erlosch aber so wenig als gauklerischer<br />
Betrug.<br />
Uralt sind die Klagen über die mystische Kunst<br />
der Goldmacherei. Wer glaubt, dass der Schwindel<br />
der Alchimie ein Produkt des Mittelalters gewesen<br />
sei, irrt sich. Indien, China und der Orient kannten<br />
Goldmacher schon zu einer Zeit, als in Europa<br />
noch keine Spur von Kultur zu finden war. Ums<br />
Jahr 400 v. Chr. schrieb der arabische Gelehrte<br />
Jbn Khaldün: «Unter den Menschen, die zu faul<br />
sind, um ihren Lebensunterhalt durch Arbeit *zu<br />
verdienen, gibt es viele, die sich, durch ihre Begehrlichkeit<br />
verführt, der Alchimie widmen... Sie<br />
betrügen öffentlich und geheim. Sie überziehen<br />
Schmuckgegenstände aus Silber mit einer dünnen<br />
Goldschicht, solche aus Kupfer mit Silber, oder<br />
stellen ein Gemisch beider Metalle her. Kupfer<br />
machen sie durch sublimiertes Quecksilber weiss,<br />
so dass es silberähnlich wird; auch machen sie<br />
falsches Geld, das sie mit dem Stempel des Sultans<br />
versehen. Sie treiben sich an den Grenzen<br />
der Provinzen umher, wohnen in Dörfern, deren<br />
Bewohner unwissend sind, und ziehen sich in die<br />
kleinen Moscheen der Nomadenvölker zurück. Sie<br />
erwecken in diesen Einfaltspinseln den Glauben,<br />
als ob sie Gold und Silber machen könnten, und<br />
so finden diese Schufte leicht die Mittel für ihren<br />
Lebensunterhalt. Wird ihre Unfähigkeit offenkundig,<br />
so verziehen sie sich in eine andere Provinz<br />
und beginnen von neuem mit ihren Betrügereien.»<br />
Schon früh enthüllte AI Gaubari aus Damaskus<br />
dreihundert solcher Methoden zum Ueberlisten.<br />
Mit ruhiger Klarheit sagt der alte Gelehrte, dass<br />
jene Schwindler ja überhaupt nichts von den<br />
Menschen brauchten, nicht zu betrügen nötig hätten,<br />
wenn sie etwas von der Wissenschaft, Gold<br />
zu machen, wüssten. Sie stellten sich an, als sei<br />
ihnen an irdischen Gütern nichts gelegen, brächten<br />
die reichen Menschen dadurch um ihren Verstand<br />
und nähmen ihnen zuletzt Goldpfunde für eine<br />
Silbermünze ab.<br />
Abschliessend lassen wir noch eine Erzählung<br />
folgen, die schlagend beweist, dass schon vor<br />
zweitausend Jahren die Betrüger mit einer Klugheit<br />
zu Werke gingen, die bis heute noch nicht<br />
übertroffen ist,<br />
Um die Zeit von Christi Geburt kam ein Perser<br />
nach Damaskus, nahm 1000 Golddenare, feilte<br />
sie klein, setzte dem Goldstaub feines Kohlenpulver,<br />
Mehl und Fischleim zu und knetete aus<br />
der Masse kleine Kugeln. Als Fakir verkleidet,<br />
verkaufte er diese Pillen einem Drogisten als<br />
«chorassanischen Tabarnak», Das Phantasiewort<br />
war eine Erfindung des Persers. Der Tabarnak<br />
sollte ein Heilmittel gegen Gifte sein und gut für<br />
alle Erkrankungen der vier Säfte des menschlichen<br />
Körpers. Er pries dem Drogisten den Nutzen<br />
und bot ihm als notleidender Fakir den «Tabarnak»<br />
für fünf Silbermünzen. Nun verkleidete sich<br />
der Fakir als Wesir und stieg, begleitet von einem<br />
Mamelucken, in einer grossen Karawanserei ab.<br />
Bald erfuhren die Edlen des Landes, er könne in<br />
einem Tag ein grosses Vermögen machen. Man<br />
bedrängte ihn hart um seiner Kunst willen, aber<br />
er wollte sie nur dem Sultan offenbaren, der ihm<br />
zuvor schwören müsse: «Was er auch immer darstelle,<br />
nur für den Krieg auf den Pfaden Gottes»<br />
auszugeben. Der falsche Wesir wurde zum Sultan<br />
gebracht und versprach, nichts mit seiner Hand<br />
zu berühren; er schrieb die Chemikalien auf, die<br />
er zum Goldmachen brauche, darunter war ein<br />
Pfund chorassanischer Tabarnak, Niemand in Damaskus<br />
kannte das Geforderte, bis der Polizeidirektor<br />
auf Geheiss des Sultans von Laden zu<br />
Laden ging. Endlich fand man das Mittel und versiegelte<br />
den Krug, der es enthielt. Der Besitzer<br />
sagte aus, dass ihm ein armer Fakir den Tabarnak<br />
um fünf Dirham verkauft habe; man gab ihm<br />
das Doppelte. Der Gauner machte nun vor dem<br />
Sultan aus den Goldstaub enthaltenden Pillen<br />
Gold und erhielt 1000 Pfund zum Geschenk. Die<br />
Versuche wurden wiederholt, bis das herrliche<br />
Mittel verbraucht war. Nun sollte es aus einer<br />
Berghöhle in Chorassan geholt werden. Der Sul-<br />
. tan gab dem Perser dazu 60 Leute mit, feine<br />
Leinengewebe aus Alexandria, Ladungen Zucker,<br />
Kamele und Treiber, ein Zelt mit Küche, Teppiche<br />
und Reisegeld nach Persien. Darauf nahmen der<br />
Sultan und seine Beamten Abschied von dem —<br />
Schwindler.<br />
Dieser Trick verwendete der Perser noch dreimal.<br />
Darauf soll er nach der Chronik lange Zeit<br />
verschwunden sein. Später tauchte wieder ein<br />
Wesir auf, der zum erstenmal die Verwendung<br />
eines Tiegels mit doppeltem Boden in Gebrauch<br />
brachte. Auch diesmal erkannte man den Betrug,<br />
als es es zu spät war. Wie die Chronik weiter<br />
meldet, soll es sich in beiden Fällen um denselben<br />
Betrüger gehandelt haben. Man hat ihn nie erwischt.<br />
Damit ist erwiesen, dass der Hang zum «Gold*<br />
machen» wahrscheinlich so alt ist wie die Menschheit<br />
selber. Das Gold hat die Menschen immer<br />
geblendet und blendet sie auch heute noch. Viele<br />
Alchimisten haben im Laufe der Jahrhunderte<br />
Ehre und Ruhm geerntet — aber ebensoviele,<br />
wenn nicht noch mehr, den Weg zum Galgen angetreten.<br />
Und leider — leider waren es meistens<br />
die ehrlichen Goldsucher, die den letzten Gang<br />
zur Richtstätte taten.
u AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 1.7.. SEPTEM3ER <strong>1940</strong> — N° 38<br />
Im Steinbruch<br />
Jim war ein Pechvogel, sonst hätte man ihn<br />
überhaupt nicht erwischt. Und obendrein lief<br />
seine Bewährungsfrist erst ein paar Wochen später<br />
ab, so dass er insgesamt wahrhaftig sieben<br />
Jahre Strafe vor sich hatte. Immerhin, die ersten<br />
zwei sass er ganz brav und ruhig ab; bei diesen<br />
elendigen Zeiten sind drei Mahlzeiten am Tag, eine<br />
warme Zelle und saubere Kleidung schliesslich<br />
nicht zu verachten, auch wenn man dafür Tütenkleben<br />
und Säckenähen muss. Aber dann kam das<br />
Kommando zum Steinbruch! Alle Insassen der<br />
Anstalt duckten sich schon bei dem Wort allein<br />
vor Schrecken zusammen. Den ganzen Tag unter<br />
Bewachung die schweren Granitblöcke in die<br />
Eisenbahnwagen verladen., bis alle Knochen im<br />
sich als ganz anderer Mensch, wie er jetzt auf<br />
unauffälligen Seitenwegen die Stadt zu erreichen<br />
suchte. Gewiss, inzwischen hatte man wohl schon<br />
seine Verfolgung vom Gefängnis aus aufgenommen;<br />
aber sicher würde man zuerst den Wald beim<br />
Steinbruch absuchen und kaum vermuten, dass er<br />
mit solcher Dreistigkeit menschlichen Wohnungen<br />
zustrebte. Jim wusste, was er wollte; das ganze<br />
Land kann man schliesslich nicht gut nach einem<br />
Menschen ohne besondere Merkmale absuchen, und<br />
die eigentliche Gefahr lag nur in der Nähe des<br />
Gefängnisses. Man musste also in einiger Entfernung<br />
wieder an die Eisenbahn heranzukommen<br />
suchen, dann ein Satz auf einen vorüberrollenden<br />
Güterwagen und auf gut Glück hinein in die<br />
derweilen der Zug durch die Dunkelheit eilt, auf<br />
dem Weg zur Freiheit, in Sicherheit. Gute Nacht,<br />
Staube machen; die Eisenbahnangestellten haben<br />
nicht immer das richtige Verständnis für blinde<br />
Bill Watson, hoffentlich hast du dich von dem Passagiere. «Also los, an die Arbeit! Diesen Wagen<br />
Knockout schon erholt. Ade, Steinbruch, du Wirst<br />
ohne mich fertig werden müssen.<br />
Ein paarmal wachte Jim während der nächtlichen<br />
Fahrt auf, als der Zug mit vielem Getöse rangierte,<br />
einige Wagen abhängte und andere aufnahm.<br />
Dann ein Weilchen Ruhe, mit einem Ruck<br />
geht's wieder vorwärts, und das eintönige Lied der<br />
Räder singt eine neue Schlummermelodie. Stehen<br />
laden wir zuerst!» erklang in diesem Augen-<br />
blick eine Stimme. Allmächtiger, den Ton kannte<br />
er doch! Jim fasst sich stöhnend an den Kopf;<br />
schlief er denn noch? Träumte er etwa, er sei...<br />
Und gleichzeitig hatten gehorsame Hände die<br />
Segeltuchdecke von aussen losgebunden, zogen sie<br />
eilends von dem Wagen zurück und gaben Jim die<br />
Aussicht auf seine Umgebung frei.<br />
wir still: Fahren wir? Was tut'sl Gähnend dreht<br />
Vor ihm stand Bill Watson mit ein paar Sträflingen,<br />
schaute ihn erst erstaunt, dann verständnis-<br />
sich Jim auf die andere Seite; solange es dunkel<br />
ist, wird ja doch kein Wagen geladen. Zeit genug<br />
voll grinsend an, als er den Dienstrevolver griffbereit<br />
schob und ihn mit ironischer Höflichkeit<br />
zur Ueberlegung, wenn der Morgen graut.<br />
Irgendwo kam es Jim zum Bewusstsein, dass<br />
zum Näherkommen einlud. Und dahinter lag der<br />
sich der Waggon schon eine ganze Zeit nicht mehr<br />
Steinbruch! «Falsche Richtung gefahren, was?»<br />
bewegt hatte. Wahrhaftig, an einer Seite der<br />
höhnte Bill Watson.<br />
Segeltuchdecke drang auch schon Tageslicht herein.<br />
Da musste man also mal sehen, wo man eigentlich<br />
war, und sich dann vorsichtig aus dem<br />
Habe ich schon gesagt, dass Jim ein Pechvogel<br />
ist?<br />
dieiliqz Jusütia<br />
Leibe zu brechen schienen, bis man glaubte, man<br />
würde den Rücken nie wieder gerade biegen können.<br />
Natürlich, ausgerechnet Jim musste das passieren!<br />
Und dazu noch Bill Watson, der Oberaufseher,<br />
der ihn wegen ein paar Beschwerden nicht<br />
recht leiden konnte und ihm bestimmt immer die<br />
schwerste Arbeit aussuchte. No, Sir r das war<br />
nichts für Jim.<br />
Also was tun? Gehorsamsverweigerung? —<br />
Nicht daran zu denken. Die letzten drei Tage bei<br />
Wasser und Brot waren noch zu gut in Erinnerung.<br />
Und nachher würde ja doch nur wieder der Steinbruch<br />
auf ihn warten. Nein, dann schon lieber<br />
gleich ausreissen. Bill Watson ein Schnippchen<br />
schlagen. Wenn man es nur geschickt genug anstellte,<br />
würde man ihn gewiss nicht wieder fangen,<br />
nicht ihn! Und allmählich formte sich in Jims Hirn<br />
ein Plan, langsam wurden alle Einzelheiten festgelegt,<br />
wie er trotz Bill Watsons Aufmerksamkeit<br />
entwischen könnte. Dann nur noch die richtige<br />
Gelegenheit abwarten ...<br />
Die kam bald. Als Jim an einem nebligen Spätnachmittag<br />
wieder eine Ladung Steine in den<br />
Eisenbahnwagen entleert hatte, war der Augenblick<br />
günstig. Er brauchte nur seine Arbeitskollegen<br />
ein paar Schritte vorausgehen 1 zu lassen und<br />
Bill Watson unter irgendeinem Vorwand noch einmal<br />
zum Gleis zurückzulocken. Hält man dann so<br />
einen handlichen runden Stein in der Hand, zum<br />
besseren Nachdruck nämlich, und stösst unversehens<br />
jemanden die geballten fünf Finger unters.<br />
Kinn, wetten, dass er lautlos umsinkt und für ein<br />
Weilchen vergisst, Oberaufseher im Gefängnissteinbruch<br />
zu sein? Bill Watson jedenfalls vergass es.<br />
Der Rest war ziemlich einfach. Schnell über die<br />
Eisenbahngeleise hinüber und runter die Böschung<br />
auf der andern Seite, damit man wenigstens erst<br />
einmal vor allzu neugierigen Blicken geschützt<br />
war. Und dann hinein in die Wälder, um sich an<br />
der Laubenkolonie vor der nächsten Stadt heranzuschlängeln.<br />
Zum Glück war es jetzt schon dunkel,<br />
und es musste eine Weile dauern, bis Bill<br />
Watson das Gefängnis verständigen und den Alarm<br />
geben konnte. Ausserdem, Jim konnte laufen, guter<br />
Gott, konnte er laufen! Wahrhaftig, da waren<br />
schon die ersten kleinen Bretterhäuschen zu sehen.<br />
Jetzt nur recht vorsichtig, irgendwo mussten andere<br />
Kleider aufgetrieben werden, das war die<br />
Hauptsache. Sagte ich übrigens, Jim sei ein Pechvogel?<br />
Keine Idee. Denn sonst hätte doch sicher<br />
nicht gleich im ersten Gartenhäuschen dem er sich<br />
behutsam näherte, ein vollständiger Arbeitsanzug<br />
gelegen. Nein, schön war er ja gerade nicht, die<br />
Hose zu lang und von der Wirkung eines Bügeleisens<br />
keine Spur. Aber schliesslich, wenn man<br />
einen Sträflingsanzug dagegen eintauschen will...<br />
Man glaubt gar nicht, was der Uebergang vom<br />
Streifenmuster zu einem abgetragenen Graugrün<br />
für einen Unterschied machen kann! Jim fühlte<br />
Ferne, Kleinigkeit! Jim hatte schon bei früheren<br />
Reisen eine Abneigung gegen bezahlte Fahrkarten<br />
gehabt.<br />
Zu dumm, dass ich am Anfang gesagt habe, Jim<br />
sei ein Pechvogel. Im Gegenteil, das Glück jagte<br />
und hetzte ihn förmlich! Man muss sich nur einmal<br />
richtig vorstellen: Jim wandert entlang der Landstrasse,<br />
um möglichst viel Zwischenraum von der<br />
Strafanstalt zu gewinnen, und da steht doch wahrhaftig<br />
vor der Villa, der ersten auf dem Weg zur<br />
Stadt, ein Motorrad! Nicht so ein schwächliches<br />
Ding, das bei 30 km Geschwindigkeit den Keuchhusten<br />
bekommt und bei der ersten Steigung<br />
Schwindsuchtssymptome, sondern ein Rad mit<br />
einem wirklichen Motor, der beim blossen Anblick<br />
schon Kraft schnaubt und dessen Heisshunger auf<br />
Meilen keine Grenze kennt. So ein richtiger Kilometervielfrass.<br />
Und der stand vor der Tür des<br />
Hauses, an einen Baum gelehnt, und blinzelte Jim<br />
mit seinen blanken Nickelteilen verschmitzt zu.<br />
Jim hatte schon bei früheren Gelegenheiten dem<br />
stummen Werben eines Motorrades nicht widerstehen<br />
können; ein Teil der sieben Jahre, die man<br />
ihm aufgebrummt hatte, stand im direkten Zusammenhang<br />
mit seiner Schwäche für zweirädrige Benzinvehikel.<br />
Und ein paar Sekunden später hatte<br />
er den Sattel des Rades zwischen die Beine geklemmt<br />
und gab Gas. Heissa, das ging! «Ein —<br />
kleiner — Seiten—Sprung» summte der Motor vergnügt<br />
in sich hinein, als Jim in die spiegelglatte<br />
Autostrasse bog und der Geschwindigkeitsmesser<br />
fast den Atem verlor. Jetzt sollte ihn nur jemand<br />
zu verfolgen suchen. Lächerlich. Hunderte von<br />
Fahrzeugen aller Art waren in" diesen Abendstunden<br />
auf der Strasse, da hätte man ebensogut eine<br />
Wanze in einem Sack voll Flöhen suchen können.<br />
Jim weiss selbst nicht genau, wieviel hundert<br />
Kilometer er in dieser Nacht fuhr; ist auch ganz<br />
egal. Jedenfalls, als plötzlich ein Bahnübergang<br />
vor ihm auftauchte, schien die Rettung vollständig.<br />
Vorsichtig schob er das Rad in ein Gebüsch und<br />
legte sich neben den Eisenbahnschienen auf die<br />
Lauer. Wissen Sie, da, wo die Steigung ist und der<br />
Zug hübsch langsam fahren muss. Richtig, kaum<br />
eine halbe Stunde später kam so eine endlose<br />
Reihe von Güterwagen in Sicht; schnaufend und<br />
pustend keuchte die Lokomotive an Jim vorbei.<br />
Erst ein paar geschlossene Waggons, nicht gut,<br />
in denen kann man sich nicht verbergen, am nächsten<br />
ein Bremssitz, zu gefährlich, man kann zu<br />
leicht entdeckt werden, aber hier, ah, vier, fünf<br />
offene Wagen, nur mit einem wasserdichten Ueberzug<br />
geschlossen. Ein paar Schritte nebenher laufen,<br />
um den richtigen Schwung zu bekommen, dann<br />
— hopp — oben sind wir. Ein bisschen finster ist<br />
es im Innern unter der Segeltuchdecke zwar, aber<br />
ein paar sachverständige Griffe zeigten Jim, dass<br />
der Wagen ganz leer ist. Prachtvoll, da kann man<br />
sich ausstrecken und. sein- Schläfchen machen.<br />
Sie Steuei<br />
Ein Kaufmann in Moskau, der nicht Mitglied der<br />
Partei ist, erhält von der Behörde einen Steuerbescheid<br />
über 5000 Rubel. Er bezahlt sie prompt.<br />
Im nächsten Jahr sind es 10000 Rubel. Der Kaufmann<br />
bezahlt. Das Jahr darauf verlangt die<br />
Steuer schon 25000 Rubel — die glatt bezahlt werden.<br />
Auch 50000 Rubel im folgenden Jahr zahlt<br />
der Kaufmann noch ohne Murren. Aber als im<br />
nächsten Jahr eine Zahlungsaufforderung über<br />
100000 Rubel erscheint, kommt der Kaufmann mit<br />
einem Handwagen vor dem Finanzamt vorgefahren,<br />
lädt eine schwere Maschine ab, schleppt sie<br />
keuchend in den Kassenraum, stellt, sie vor dem<br />
Kassier auf und schreit: «Wenn Ihr" meint, ich<br />
mache Euch weiter den Narren, irrt Ihr Euch. Da<br />
habt Ihr die Maschine — jetzt druckt Euch gefälligst<br />
das Geld alleine!»<br />
ZDas aute Qeschäft<br />
Vor einigen Tagen rief aus einer grossen Bankfirma<br />
in Schanghai, ein Mann bei einer Schweissfirma<br />
an und verlangte die dringende Entsendung<br />
eines Mannes, da er — der Direktor — den Geldschrankschlüssel<br />
verloren habe. Sofort schickte<br />
rrian, trotz der späten Abendstunde, einen Fachmann<br />
hinüber. Dieser entledigte sich der gestellten<br />
Aufgabe in kürzester Zeit. Denn für ihn, mit<br />
den modernsten Geräten ausgerüstet, bot natürlich<br />
dieser Geldschrank kejn Hindernis.<br />
Er kassierte für die Arbeit den schönen Betrag<br />
von 50 chinesischen Dollars. Erst am nächsten Tag<br />
erfuhr der Inhaber der Schweissfirma, dass in<br />
Wirklichkeit ein Betröger den Mann mit dem<br />
Schweissgerät herübergeholt hatte. Es war für ihn<br />
eine Kleinigkeit, die Rechnung von 50'Dollars in<br />
bar zu bezahlen. Denn aus dem Geldschrank<br />
hatte er 10000.Dollar herausgeholt, ohne Mühe<br />
— ohne Apparat, wenn man von dem Schweissapparat<br />
der genannten Firma absieht.<br />
ZitfHzensui schützt den Jjaucnaiistenstand<br />
Die inoffizielle amerikanische Filmzensur, das<br />
Hays Office, hat den Produktionsfirmen Anweisungen<br />
zugehen lassen, in. Zukunft in ihren Filmen<br />
aen Reporter (und Journalisten überhaupt) nicht<br />
mehr als grundsätzlichen Trunkenbold und unverantwortlich<br />
in den Tag hinein lebenden lustigen<br />
Burschen hinzustellen, « dessen Hauptbeschäftigung<br />
darin besteht, von einer Bar zur andern zu lustwandeln<br />
und sich unhöflich und unmanierlich zu<br />
benehmen». Diese ebenso beliebte wie falsche<br />
Darstellungsweise habe viel dazu beigetragen,<br />
eine Menge junger Leute die journalistische Laufbahn<br />
einschlagen zu lassen, die sie bald schwer<br />
enttäuscht wieder verlassen hätten.<br />
3ia.Hn man eine Michspaatung. auch<br />
stehien?<br />
Ein Edelfuchszüchter in Oslo ist Eigentümer<br />
einer wertvollen Platinfüchsin, ohne den dazugehörigen<br />
Platinfuchs zu besitzen. Da der Besitzer<br />
einer benachbarten Fuchsfarm für die Paarung mit<br />
einem seiner Füchse einen allzuhohen Preis verlangte,<br />
kam der Eigentümer der Füchsin auf die<br />
immerhin originelle Idee, sich zum Zwecke dieser<br />
Paarung auf heimliche Liebespfade zu begeben.<br />
Er schlich sich bei Nacht mitsamt seiner Füchsin<br />
in die andere Farm ein und — ein Fuchs ist immer<br />
willig, wenn eine Füchsin will...<br />
Der gute Mann hatte allerdings nicht damit<br />
gerechnet, dass seine und seiner Füchsin Spuren<br />
im tiefen Schnee am nächsten Morgen sein nächtliches<br />
Abenteuer verraten würden. Die Sache kam<br />
vor den Kadi, der den salomonischen Entscheid<br />
fällte, dass die Füchsin bis zu ihrer Niederkunft<br />
zu ihrem Liebhaber zurückzukehren hätte, und dass<br />
sämtliche Jungen Eigentum des «bestohlenen»<br />
Farmers sein würden.<br />
tc zog. sich aus dex Vedeaetiheit<br />
(NR) Ein bekannter holländischer Rechtsanwalt<br />
hatte in einem Prozess offenbar nicht genügend<br />
Zeit gehabt, die Akten ganz genau zu studieren.<br />
Jedenfalls stellte sein Assistent im Prozess fest, dass<br />
sein «Meister» eigentlich seinen eigenen Klienten<br />
in Grund und Boden verdammte. Bei nächster Gelegenheit<br />
schrieb er auf einen kleinen Zettel, dass<br />
es doch so nicht weiter gehe. Er spreche ja für<br />
den ganz falschen Klienten.<br />
Der Anwalt warf einen raschen Blick auf den<br />
Zettel, riss sich zusammen, räusperte sich und<br />
sprach: «Meine Herren, ich habe Ihnen bisher<br />
auseinandergesetzt, was zu Gunsten des Angeklagten<br />
hätte vorgebracht werden können. Ich<br />
werde Ihnen jetzt beweisen, wie dünn diese Beweisführung<br />
ist!» Und dann begann er mit grösstem<br />
Erfolg seine vorhergegangene Rede in kleinste<br />
Stücke zu zerreissen.<br />
«lüas geschieht, wenn du iuqst?»<br />
Hansli sollte als Zeuge vernommen werden. Nun<br />
hatte allerdings der Richter seine Befürchtungen,<br />
denn Hansli war erst acht Jahre alt. Immerhin wollte<br />
es der Richter versuchen.<br />
«Weisst du was ein Eid ist?» fragte er den<br />
•Kleinen. Dieser schwieg. — «Wohin kommst du,<br />
wenn du eine Lüge sagst?» — Hansli schwieg noch<br />
immer. «Nun sei einmal ein grosser Junge — was<br />
geschieht dir, wenn du lügst — das weisst du doch<br />
gewiss!» — «Ja, ich bekomme Warzen!» — «Als<br />
Zeuge zugelassen!» entschied der Richter. Und die<br />
Verhandlung nahm weiter ihren Gang.<br />
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N° 38 — DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE •Tfi<br />
WFITIi III III \<br />
Die Augen und Ohren der Welt<br />
Dr. B. W.<br />
Am 5. Mai des Jahres 1821 starb ein Mann<br />
auf einer einsamen Insel im Mittelmeer. Zehn<br />
Jahre zuvor hatte der Kontinent vor ihm gezittert,<br />
die Mächtigsten der Erde um seine<br />
Gunst gebuhlt. Napoleon Bonaparte. Aber erst<br />
drei Monate nach diesem welterschütternden vor einer in der Presse<br />
Ereignis, am 4. August, traf die Nachricht davon<br />
auf dem englischen Kolonialamt in London nen nichts. Ob dort « AP », « UP<br />
ein, wohin sie von einem Schiffskapitän überbracht<br />
worden war. Und von da dauerte es<br />
abermals zwei Tage, bis Paris orientiert werden<br />
konnte.<br />
In der vorigen Woche bombardierten deutsche<br />
Flugzeuge Nordengland. Die Radiosta-<br />
tion London-Regional gab in ihrem laufenden ist auch sofort der subjektive Wert<br />
Nachrichtendienst das folgende bekannt: einer solchen Mitteilung einzuschätzen, denn<br />
« Vor 20 Minuten sind deutsche Flugzeuge<br />
jeder Staat — und in den meisten europäischen<br />
Ländern sind die Nachrichtenagenturen<br />
vom Typ Junkers in Schottland eingeflogen<br />
und haben an mehreren Stellen Bomben abgeworfen<br />
usw. »<br />
halb oder ganz staatliche Institute — hat ein<br />
Interesse daran, nur diejenigen Nachrichten<br />
durch die Weltpresse gehen zu lassen, die für<br />
Diese beiden Vergleiche zeigen den Fortschritt<br />
in der Nachrichtenübermittlung, dem<br />
seine eigene politische Propaganda wertvoll<br />
sind.<br />
wichtigsten Faktor bei der Erzeugung der sog.<br />
«Volksstimmung », Dieses Instrument, das in<br />
HAVAS.<br />
keine Definition gefasst werden kann, ist das Im Jahre 1831 eröffnete ein Deutscher,<br />
Grundelement für die politische Bearbeitung namens Bernstein, eine Nachrichtenagentur in<br />
weiter Kreise und wurde daher, insbesondere Paris, wo bereits die Correspondance Garnier<br />
von autoritären Staaten, meisterhaft ausgebildet.<br />
wurde. Nach dessen Sturz übernahm Charles<br />
bestand, die von Louis Philipp unterstützt<br />
Die Hauptaufgabe eines Nachrichtenbüros Havas das Unternehmen und beschäftigte sich<br />
ist bereits in dieser Bezeichnung umschrieben.<br />
Es ist ein Unternehmen, das gewerbsmässig<br />
Nachrichten in der ganzen Welt, sei es durch<br />
Nachrichten im Stadium von Rohmaterial.<br />
eigene Korrespondenten, sei es durch Vermittlung<br />
angeschlossener Unternehmungen,<br />
sammelt und an die <strong>Zeitung</strong>en weitergibt. Dabei<br />
können die Abnehmer in verschiedenen<br />
Beziehungen zur Agentur stehen, d. h. sie<br />
können ein freies Vertragsverhältnis abmachen,<br />
sich auf den Nachrichtenbezug abonnie-<br />
Kunjthandlung<br />
Einrahmungen<br />
Beachten Sie meine Schaufenster<br />
ren oder selbst Mitglied der Agentur sein und<br />
gegen Entrichtung einer einmaligen, jährlichen<br />
Abonnementsgebühr die Mitteilungen zugestellt<br />
bekommen.<br />
Dem uneingeweihten <strong>Zeitung</strong>sleser sagen die<br />
wiedergegebenen<br />
Nachricht stehenden Buchstaben im allgemei-<br />
DNB:<br />
« TAS », « Reuter », « Havas » oder « Stefani »<br />
gedruckt steht, ist ihm gleichgültig. Wer jedoch<br />
einen tieferen Einblick in den <strong>Zeitung</strong>sbetrieb<br />
hat, weiss, dass eine mit «UP» gezeichnete<br />
Nachricht von der neutralen amerikanischen<br />
Agentur « United Press » stammt.<br />
Damit<br />
in erster Linie mit der Uebersetzung von <strong>Zeitung</strong>sausschnitten<br />
aus nichtfranzösischen Blättern.<br />
Diese Auszüge gab er gegen Bezahlung<br />
an die französischen <strong>Zeitung</strong>en und an die bei<br />
Hof akkreditierten Gesandten weiter. Um so<br />
schnell wie möglich arbeiten zu können,<br />
stellte er eine Brieftaubenpost zwischen London<br />
und Brüssel her. Als dann um die Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts die Telegraphie freigegeben<br />
worden war, machte der Sohn, Auguste<br />
Havas, der die Leitung übernommen hatte,<br />
von dieser Einrichtung weitgehendsten Gebrauch.<br />
Aber schon waren Konkurrenzunternehmungen<br />
aufgetaucht und so vertrieb Havas<br />
seine Nachrichten zum Selbstkostenpreis. Um<br />
sein Unternehmen jedoch gewinnbringend auszugestalten,<br />
kaufte er die Annoncenexpedition<br />
Bullier, welche, ähnlich der schweizerischen<br />
Publicitas u. a„ die Annoncenregie der französischen<br />
Provinzblätter hatte. Da sich diese<br />
kleineren <strong>Zeitung</strong>en die hohen Ausgaben telegraphischer<br />
Nachrichten-Uebermittlung nicht<br />
leisten konnten, zahlten sie in Form von<br />
freiem Platz in ihren <strong>Zeitung</strong>en, der durch die<br />
Vermittlung von Havas mit Geschäftsreklame<br />
ausgefüllt wurde. In der III. Republik wurde<br />
diese Agentur zum Sprachrohr des Quai d'Orsay,<br />
obwohl sie nach aussenhin immer noch<br />
ein Privatunternehmen war. Das neue autoritäre<br />
Regime in Frankreich ist nun daran gegangen,<br />
eine gründliche Umwandlung vorzunehmen<br />
und hat bereits eine grosse Anzahl<br />
von Auslandsvertretern entlassen und durch<br />
neue ersetzt. Die in Zukunft von Havas durchgegebenen<br />
Meldungen, seien es Nachrichten,<br />
politische- Mitteilungen, Wiedergabe von Reden<br />
usw., sind eindeutig politisches Propagandamaterial.<br />
REUTER.<br />
England hatte bereits 1695 die Zensur aufgehoben,<br />
da ein tadellos funktionierender<br />
Nachrichtendienst im Weltreich nicht gehemmt<br />
werden durfte. Die «Times», die 1785 von<br />
Walter gegründet worden war, zahlte ihrem<br />
Für Fr. 5.-<br />
wöchentlich oder Fr. 20.— monatlich<br />
eine eigene<br />
Schreibmaschine ERIKA oder<br />
andere Fabrikate. Verlangen<br />
Sie noch heute Prospekt Nr. 14<br />
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W. Häujler-Zepf, Ölten<br />
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DIE<br />
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neue Nummer.<br />
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erhältlich.<br />
Kurier 2000 Franken für jede Reise von Marseille<br />
nach Calais, die in der Regel in<br />
66 K Stunden zurückgelegt werden konnte.<br />
Für jede eingesparte Stunde erhielt er eine<br />
Prämie von 55 Franken. 1851 kam der in<br />
Kassel geborene Julius Reuter nach London,<br />
um ein gewerbsmässiges Nachrichtenbüro zu<br />
organisieren. Da ihm die finanziellen Mittel<br />
fehlten, verband er sich mit einem reichen<br />
ehemaligen Mitarbeiter der « Havas » und verlegte<br />
sich zu Anfang darauf, Handelsnachrichten<br />
an griechische Kaufleute, die sich für Informationen»<br />
über die Weizenkargos auf der<br />
Donau interessierten, zu vermitteln. Erst nach<br />
und nach gelang es ihm, auch die grossen Londoner<br />
Blätter für seinen Nachrichtendienst zu<br />
gewinnen. Man lachte ihn anfangs aus. Die<br />
Herausgeber der « Times » und des « Morning<br />
Advertiser » wollten nichts von einem solchen<br />
Unternehmen wissen und Reuter musste monatelang<br />
umsonst arbeiten, um die grossen <strong>Zeitung</strong>en<br />
von der Wichtigkeit seiner Agentur zu<br />
überzeugen. Er organisierte Zweigstellen in<br />
allen wichtigen Ländern, denen eigene Redaktoren<br />
vorstanden. Friedrich Fuchs beschreibt<br />
Der Fernschreiber spielt in der modernen Nachrichtenübermittlung<br />
eine überragende Rolle.<br />
Julius Reuter, der Gründer der Agentur Reuter,<br />
mit seinem Sohn Herbert.<br />
in seiner Dissertation « Telegraphische Nachrichtenbüros<br />
» einen Vorfall, der die damaligen<br />
Arbeitsmethoden eines Reuter-Korrespondenten<br />
erhellt:<br />
« Als im Jahre 1865 der amerikanische Präsident<br />
Lincoln ermordet worden war und<br />
Reuters Vertreter in New York, James Heckscher,<br />
die Nachricht darüber erhielt, war der<br />
Postdampfer nach Europa schon weggefahren.<br />
Heckscher mietete einen Spezial-Schnelldampfer<br />
und holte das Postschiff ein. Schnellsegelnde<br />
Jachten kreuzten an der irischen<br />
Küste und nahmen die für Reuter bestimmten<br />
Nachrichten in wasserdicht verschlossenen<br />
Büchsen von dem Postdampfer entgegen,<br />
brachten sie nach Crookhaven, dem nächstliegenden<br />
Punkt Irlands, von wo sie auf der<br />
von Reuter selbst errichteten Drahtlinie sofort<br />
nach London telegraphiert wurden. »<br />
Die Hauptgeschäftsstelle befindet sich in<br />
London, wo die Meldungen von Europa und<br />
Nordamerika gesammelt und vertrieben werden.<br />
Die gleiche Arbeit wird unabhängig davon<br />
in Kapstadt für Meldungen aus Süd- und<br />
Mittelafrika, in Alexandrien für Aegypten<br />
und Ostafrika, in Bombay für Indien, in Hongkong<br />
für die malaiischen Inseln, in Teheran<br />
iür Persien und in Yokohama für Japan verrichtet.<br />
Heute ist das Reuter-Büro die offizielle<br />
Nachrichten-Agentur des britischen Weltreiches<br />
und ebenfalls ein halbstaatliches Unternehmen.<br />
D. N. B.<br />
Das « Deutsche Nachrichten-Büro » äst aus<br />
der Agentur des Berliner Arztes-Wolff hervorgegangen,<br />
der ebenfalls mit einer Brieftaubenpost<br />
angefangen hatte. Er war seit 1848<br />
Geschäftsleiter der « National-<strong>Zeitung</strong>» und<br />
nannte seine Agentur Telegraphisches Korrespondenz-Büro<br />
(B. Wolff). Seit dem Regierungswechsel<br />
in Deutschland wurde das zu<br />
ausserordentlicher Bedeutung angewachsene<br />
Unternehmen des «Wolff'schen Telegraphen-<br />
Büro's » in das staatliche Deutsche Nachrichten-Büro<br />
umgewandelt, dem auch alle andern<br />
deutschen Agenturen einverleibt wurden.<br />
TAS.<br />
Dies ist das Zeichen für die sowjetrussische<br />
Nachrichtenagentur in Moskau (Telegrafnoje<br />
Agentstwo Sojusa), die 1925 gegründet wurde.<br />
Die Korrespondenten, Redaktoren und sonstigen<br />
Mitarbeiter in allen Ländern sind sowjetrussische<br />
Bürger und Staatsbeamte.<br />
Büffet SBB Rapperswil<br />
Schöne, gänzlich renovierte und neuzeitlich eingerichtete Lokalitäten.<br />
Neu eingerichteter, separater Gesellschaftssaal. Anerkannt sorgfältige<br />
selbstgeführte Küche. Rasche und freundliche Bedienung. Beste Parkgelegenheit.<br />
Schöner, schatt. Garten. Inh.: Gebx. Berthex, A.C.S. T.C.S.<br />
Associated Press und United Press.<br />
Diese beiden amerikanischen Agenturen unterscheiden<br />
sich darin voneinander, dass die<br />
eine (AP) die Nachrichten an ihre rund 1300<br />
Mitglieder ohne Gewinnabsicht verteilt. Es<br />
werden keine Dividenden bezahlt und die entstehenden<br />
Gewinne wieder den Unternehmern<br />
zugeführt. Die andere (UP) hingegen gibt ihre<br />
Meldungen in mehr sensationeller Form an<br />
ihre Abonnenten weiter.<br />
Die AP ähnelt einem exklusiven. Club, da<br />
es ausserordentlich schwierig ist, Mitglied zu<br />
werden. Kein Krach in diesem Jahrhundert<br />
des Journalismus war so bitter wie derjenige<br />
zwischen den <strong>Zeitung</strong>en, die der AP angehörten<br />
und jenen, die keinen Zutritt hatten.<br />
Von den 30 Hearst-Blättern bekommen heute<br />
19 die AP-Meldungen, für welche 600 000 $<br />
jährlich bezahlt werden müssen, haben aber<br />
keinen Sitz im Aufsichtsrat der AP, weil die<br />
Leute, die dort massgebend sind, die Hearstsche<br />
Politik nicht leiden können. Das Rennen<br />
um die Mitgliedschaft der AP hat zu den seltsamsten<br />
Vorkommnissen geführt. Nachdem<br />
Munsey die New Yorker « Sun » gekauft hatte<br />
(die niemals AP-Nachrichten bekam), kaufte<br />
er für 2 Millionen Dollar noch eine andere<br />
<strong>Zeitung</strong>, die AP-Mitglied war, und fusionierte<br />
beide, um die « Sun » attraktiver zu machen.<br />
ÄP-Reporter bekommen zwischen 40 bis 75 $<br />
die Woche, AP-Bürochefs rund 5000 Dollar<br />
im Jahr. Von den 200 000 Worten, die täglich<br />
über den « AP West-Wire» gehen, sind<br />
25 000 Auslandsnachrichten, 50 000 Nachrichten<br />
aus Washington, 25 000 Sport und von<br />
den restlichen 100 000 rund 10 Prozent Füllstoff,<br />
der von den Redaktionen eingeschoben<br />
wird, wenn in irgendeiner Spalte noch zehn<br />
oder zwanzig Zeilen fehlen.<br />
Der Mitarbeiterstab jeder Agentur ist mehr<br />
oder weniger nach demselben System aufgebaut.<br />
Der Sitz des Hauptbüros befindet sich<br />
in der jeweiligen Landeshauptstadt. Der Betrieb<br />
ist einem <strong>Zeitung</strong>sverlag ähnlich. Die<br />
Quellen der Agentur sind:<br />
1. die von den Filialen eingehenden Nachrichten;<br />
2. die von den Korrespondenten gelieferten<br />
Meldungen (die Korrespondenten haben<br />
ihrerseits wieder Agenten, wie: Lehrer,<br />
Parlamentarier, Diplomaten, die nebenberuflich<br />
Mitteilungen durchgeben);<br />
3. die aus der Presse entnommenen Nachrichten<br />
(mit Quellenangabe);<br />
4. die von fremden Journalisten gelieferten<br />
Berichte.<br />
Ob eine Nachricht wichtig ist, entscheidet<br />
zumeist der Bürochef der Filiale. Es gibt darüber<br />
genaue Leitfaden. Eine Anweisung der<br />
AP an ihre auswärtigen Berichterstatter heisst<br />
z.B.:<br />
« Unterschlagungen unter einer halben Million<br />
Dollar sollen nur gekabelt werden, wenn<br />
die Begleitumstände von grossem allgemeinem<br />
Interesse sind oder wenn Amerikaner oder<br />
amerikanische Konzerne beteiligt sind, »<br />
In der jetzigen Kriegszeit ist die Aussonderung<br />
glaubwürdiger Nachrichten von besonderer<br />
Wichtigkeit. Die Schweizerische Depeschenagentur,<br />
die mit den meisten Auslandsagenturen<br />
Verträge abgeschlossen hat, leistet<br />
darin Vorzügliches, so dass das schweizerische<br />
Publikum heute noch den grossen Vorzug geniesst,<br />
das bestorientierte in Europa zu sein.<br />
Copyright by Universum Press, Bern.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.<br />
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Rätsel* EEcrlte<br />
Auflösung des Diagrammiäfsels.<br />
Radialwörter: 1. Spargel, 2. Pastell, 3. Zwiebel,<br />
4. General, 5. Admiral, 6. Mirakel, 7. Kastell, 8.<br />
Flanell, 9. Arsenal, 10. Monopol, 11. neutral, 12.<br />
Skrupel, 13. Kapitel, 14. Exempel, 18. Kapital,<br />
16. Parabel.<br />
Im Sinne des Uhrzeigers: Aeusserex Kreis:<br />
I. Skalp, 2. Prinz, 3. Zwerg, 4. Genua, S. Alarm,<br />
6. Musik, 7. Kropf, 8. Flora, 9. Annam, 10. Meran,<br />
II. Nimes, 12. Stock, 13. Kurve, 14. Ethik, 18. Krupp,<br />
16. Paris.<br />
Innerer Kreis: 1. Rat, 2. Tee, 3. Ehe, 4. Eli,<br />
5. Ida, 6. Art, 7. Ton, 8. nie, 9. ego, 10. Ort, 11. Tau,<br />
12. Uri, 13. Um, 14. Mai, 18. Isa. 16. Aar.<br />
JCutnar<br />
Im Militärdienst. Ein Kommandant besichtigt<br />
eine Truppenabteilung: «Haha, das ist wirklich<br />
eine sehr geschickte Tarnung. Wer hat das gemacht,<br />
was sind Sie denn im Zivilberuf?»<br />
«Ich — Im Zivilberuf, da streiche Ich Spatzen<br />
an und verkaufe sie später als Kanarienvögel I»<br />
Die dicke Dame in der Strassenbahn. Eine<br />
sehr dicke Riesendame steigt in die Strassenbahn<br />
ein, setzt sich und zerquetscht bei dieser Gelegenheit<br />
zur Hälfte einen ganz kleinen und dünnen<br />
Mann. Aber in dem Kleinen lebt eine nervöse<br />
Seele. Der Mann beginnt zu toben:<br />
«Das ist vollkommen ungerecht. Man müsste<br />
diese dicken Leute nach dem Gewicht bezahlen<br />
lassen !><br />
Die dicke Dame wirft dem mageren Mann<br />
einen erschütternden Blick zu und meint.-<br />
«Mein Herr, wenn das der Fall wäre, dann<br />
würde die Strassenbahn sich überhaupt nicht die<br />
Mühe machen, wegen eines so dünnen Hechtes<br />
wie Sie anzuhalten I»<br />
JMcätsd<br />
AAAAAAAAAA B DDDDD EEEEEEEE H H<br />
KKK L MM NNNNNN 000 RRRRRRR SS TT U W.<br />
Obige Buchstaben sind so in die Figur zu setzen,<br />
dass sich Wörter nachfolgender Bedeutung ergeben,<br />
wobei die beiden mittleren Senkrechten - zeilenweise<br />
gelesen - den Titel eines Dramas von Friedrich<br />
Hebbel nennen.<br />
l. Lehrpult, 2. Stadt in Norditalien, 3. südarabische<br />
Hafenstadt, 4. straussenthnlicher Laufvogel, 6. schöne<br />
Naturerscheinung bei Sonnenuntergang, 6. Angehöriger<br />
eines Wandervolkes, 7. Schwertlilie, 8.<br />
Bühnenstücke, 9. Fastnacht.<br />
4 Punkte.<br />
Einsendetermin: 26. September<br />
Richtige Lösungen des Diagramm-Rätsels (Nr. 36).<br />
5 Punkte.<br />
A. Bachofen, Glarus; E. Benz jun., Goldach;<br />
Max Bertschmann, Basel; H. Boiler, Zürich; Frl.<br />
Margrit Bossert, Lenzburg; Frl. Margrit Epple,<br />
St. Gallen; Frau C. Fravi, Rapperswil; Frau Dr.<br />
Gräflin, Walzenhausen; Frau Dr. J. Hopf, Bern;<br />
G. Laepple, Basel; Josef Leimer, Bettlach; Frau<br />
E. Lienhard, Töss; Frau E. Markoff, Buchs; Frau<br />
Marti, Ölten; Frl. Ursula Oggero, Nebikon; Frau<br />
Lisette Rock, Basel; Frl. M. Ruf, Winterthur; Frau<br />
E. Steinböraer, Schaan; Fritz Wenger, Bern; Frl.<br />
E. Winteler, Glarus.<br />
Unterhaltung in Geel. In Gee! in der Nähe von<br />
Antwerpen befinden sich bekanntlich Tausende<br />
von Irren, die hier in völliger Freiheit In Familienpflege<br />
sind. Ein Durchreisender kann unter diesen<br />
Umständen in die seltsamsten Unterhaltungen verwickelt<br />
werden. So betrat ein Fremder ein Cafe<br />
und kam mit einem Mann an seinem Tisch ins Gespräch:<br />
«Sagen Sie mal, die drei Leute da drüben « Vater, hat dieses Auto auch trauernde Hinter*<br />
machen aber einen merkwürdigen Eindruck!» lassene? »<br />
«Wissen Sie, das sind Verrückte. Der eine « Jawohl, die arbeitslosen Mechaniker!»<br />
auf der rechten Seite meint, er wäre Ludwig XIII. « Und frohe Erben? »<br />
Der andere In der Mitte behauptet, er wäre Morgan<br />
aus Amerika. Und der dritte mit der Hand<br />
« Jawohl, die S.B.B.... »<br />
auf der Brust— der hält sich für Napoleon. So<br />
ein Unfug. Dabei weiss ja jeder in Geel, dass<br />
ich Napoleon binl»<br />
Die Kunst des<br />
asierens<br />
Von Hans Heini Baseler.<br />
Mottos Gut rasiert<br />
ist halb seziert!<br />
Wenn man über da» Rasieren spricht, so muss<br />
man sich jenes seltsamen Abenteuers erinnern, das<br />
dem gewaltigen Simson Freiheit und Leben kostete.<br />
In jener denkwürdigen Nacht, da Delila das<br />
Schermesser über Simsons Backen- und Haupthaar<br />
gehen Hess, gewannen die .Philister Macht<br />
über einen, den sie bisher nicht hatten bezwingen<br />
können. Das Geheimnis, warum Simson schwach<br />
geworden, war, haben schon viele ergründen wollen.<br />
Scholastiker und andere Bibeldeuter haben<br />
sich mit der Frage beschäftigt. Hatte sich Simson<br />
von »einem Bart und Haarschopf trennen lassen,<br />
weil er alt und schwach geworden war, oder wurde<br />
er erst schwach, als man ihn geschoren hatte?<br />
Allein im Jahre 1740 erschienen im deutschen<br />
Sprachgebiet vier Schriften, welche versuchten,<br />
das wichtige Geheimnis zu lösen.<br />
Die Sitte des Bartscherens kam aus biblischen<br />
Länden nach Aegypten und wurde später auch in<br />
Kleinasien heimisch. Viele Pharaonen und persische<br />
Könige waren bartlos. Modisch glatte Gesichter<br />
hatten auch die Händler, Soldaten und Diplomaten<br />
zwischen Nil und Euphrat, von Cypern bia<br />
zum Hellespont, im Reich der Parther und Assy«<br />
rer. Bald lernten auch die Griechen, die unter Alexander<br />
dem Grossen am Heereszug nach Indien<br />
teilgenommen hatten, den Wert einer glattrasierten<br />
Wange kennen. Alexander befahl nämlich eines<br />
Tages, dass sich das ganze Heer zu rasieren habe,<br />
damit die Barte im Nahkampf keinerlei Handhabe<br />
böten. Frisch rasiert ging es in die Entscheidungsschlacht<br />
von Gaugamela, wo Darius geschlagen<br />
wurde. Griechenland siegte über Persien — der<br />
glattrasierte Krieger war dem bärtigen überlegen.<br />
In Griechenland selbst wehrte man sich gegen die<br />
neue Sitte, man berief sich auf das Schönheitsideal,<br />
auf Homer und Zeus ...<br />
In Rhodos, Sparta und Athen wurden Gesetze<br />
gegen die neue Unsitte erlassen — aber weder<br />
Gesetze noch Aesthetik retteten den Bart. Zwar<br />
freuten sich die Philosophen weiter des lockigen<br />
Haares um Kinn und Wange, und noch lange war<br />
der Bart das Ideal der Philosophieprofessoren.<br />
Der modisch junge Mann jedoch folgte dem neuen<br />
Beispiel, auch der Stutzer Alkibiades.<br />
Bald fanden auch die Römer Gefallen an dem<br />
neuen Brauch. Plinius erzählt, dass sich ein Herr<br />
Ticinius Publius Marcus schon im Jahre 300 v. Chr.<br />
einen Privatcoiffeur mit nach Rom gebracht hatte<br />
und sich bald auch andere elegante Herren die<br />
Wangen und das Kinn rasieren Hessen.<br />
Von den Römern übernahmen auch die Germanen<br />
das Rasieren. Zwar kannten sie schon vorher<br />
zur Pflege ihrer Barte Scheren und Rasierzeug<br />
aus Stein, Eisen oder Bronze. Auch den Germanen<br />
war der Bart etwas Heiliges; man schwor bei<br />
seinem Barte, in ihm war nach alter Ueberlieferung<br />
Stärke und Weisheit, einen Bart zu scheren<br />
galt als Frevel. Erst verachteten die Germanen<br />
die Römer der neuen Sitte wegen, wie vorher die<br />
Römer die Griechen verspotteten. Aber Theodorich<br />
der Grosse übernahm die Rolle Alexanders<br />
und führte die neue Mode ein; trotzdem hielt sich<br />
die Sitte des Barttragens bis ins 6. Jahrhundert.<br />
Erst die entstehenden Ritterorden forderten von<br />
ihren Angehörigen, sei es nun aus kriegerischen<br />
Erwägungen oder Reinllchkeitsgründen heraus, das<br />
Scheren und Rasieren der Barte. Bald rasierten<br />
sich alle, Priester und Soldaten, Karl der Grosse,<br />
Maximilian, Luther, Friedrich der Grosse. Dann<br />
waren lange Zeit Schnurrbarte Mode, wir denken<br />
dabei an den aufgezwirbelten Schnauz Wilhelm II.,<br />
für welchen der Friseur Haby die Schnurrbartbinde<br />
«Es ist erreicht» konstruiert hatte. Auch<br />
Sudermannbärte waren für gelehrte Häupter wieder<br />
in Mode gekommen, letztendlich aber siegte,<br />
wie immer, das glattrasierte Kinn.<br />
Die Bartmode wurde von jeher stark von den<br />
Regierenden beeinflusst. Weil Ludwig der XIII.<br />
schon im Kindesalter den Thron bestieg, waren<br />
alle Höflinge bartlos. Grosse Mode war der Spitzbart<br />
Napoleon III. und der grösste Stolz aller<br />
Briefträger und Portiers war eine Zeitlang der<br />
Franz-Josephsche Backenbart.<br />
Heute sind die meisten regierenden Häupter<br />
glattrasiert. Bloss einige Filmgrössen kreiern kokette<br />
. Schnurrbärtchen. Eine Weltindustrie zieht<br />
Nahrung aus unsern nicht vorhandenen Barten, mit<br />
Milliarden von Klingen, Messern und Apparaten<br />
und mit dem Schaum, der dabei geschlagen wird.<br />
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40. Fortsetzung<br />
„ Er hängt an. Steht in der Zelle, die nach<br />
kaltem Zigarrenrauch riecht, wischt sich über<br />
die feuchte Stirn. Dann geht er langsam<br />
durch das Cafe, an den Billardspielern vorbei,<br />
zu Staniol zurück.<br />
Der empfängt ihn laut, mit •übertriebener<br />
Frische.<br />
«Also hören Sie zu, Molignon, unterbrechen<br />
Sie mich nicht. Ich muss Ihren Clown<br />
haben... verstehen Sie... muss ! Unsere<br />
grossen Stars sind alle abgeklappert. Unser<br />
Pressechef greift zu den abgebrauchtesten<br />
Mitteln ! Jedes lumpige Gastspiel wird als<br />
Abschied von der Bühne frisiert — der<br />
grosse XVZ sei erfolgsmüde und wolle seinen<br />
Kohl bauen irgendwo... Wir brauchen<br />
Nachwuchs beim Variete !... Geld regiert<br />
heutzutage die Welt — der Jüngsten einer<br />
sind Sie auch nicht mehr !... Sie lieben den<br />
Wein... Das Rumzigeunern, wenn man die<br />
Gicht hat, ist auch kein Vergnügen !... Ich<br />
werde unsern Konzern veranlassen, dass Sie<br />
zu unserem Vertrauensmann für Südfrankreich<br />
ernannt werden ... das bringt Ihnen ein<br />
schönes Stück Geld... können Ihren^ganzen<br />
Zirkuskram an den Nagel hängen... Na und<br />
... grossen künstlerischen Ehrgeiz hat man<br />
ja auch nicht mehr in Ihrem Alter... Na<br />
also!... Sehen Sie zu, dass Sie Ihren verrückten<br />
Clown zur Unterschrift eines ganzjährigen<br />
Vertrages mit uns bringen... und<br />
ich zahle Ihnen als Vorschuss auf Ihre künftige<br />
Tätigkeit einen Betrag auf den Tisch,<br />
der prozentual im Verhältnis zu der phantastischen<br />
Gage steht, die ich dem Rene anzubieten<br />
berechtigt bin ! »<br />
Molignon starrt auf die gelb beleuchteten<br />
Linden — Das ist Rettung !... Die Rettung<br />
in letzter Stunde l... Das ist Geld... das ist<br />
eine Position ... ,Directeur Molignon, Vertreter<br />
des Apollokonzerns für Südfrankreich'<br />
...das ist Stabilität und die seinen weisseu<br />
Haaren angemessene Bürgerlichkeit!<br />
«Also: sobald ich Renös Unterschrift<br />
unter meinem Vertrag habe, ziehe ich mein<br />
Scheckbuch !»<br />
Staniol klopft sich auf die Brusttasche.<br />
« Und wenn Rene den Vertrag bricht ? »<br />
Staniol schüttelt den Kopf, lächelt überlegen<br />
:<br />
< Den Vertrag mein Lieber — bricht keiner<br />
!... Also ?... Einverstanden ! ><br />
Molignon schlägt in die dargebotene Hand:<br />
« Einverstanden ! »<br />
« Sie führen mich also jetzt zu Rene ? ><br />
« Nein. Ich führe Sie jetzt nicht zu Rene!<br />
... Wir bleiben noch sechs Tage in Grasse.<br />
Sie kommen — nein, morgen noch nicht...<br />
übermorgen... wieder in die Vorstellung...<br />
der Mann war heute wieder ganz unerträglich<br />
... gar nicht zu behandeln, wie mir<br />
meine Frau vorhin eben telephonierte !...<br />
Sie werden ja noch sehen, was Sie für Eiertänze<br />
mit ihm' haben werden ... Es gibt überhaupt<br />
nur einen einzigen Augenblick, in dem<br />
Sie Henri. Rene zur Unterschrift bewegen<br />
können...»<br />
«Und der wäre ? » drängt Staniol ungeduldig.<br />
« .. .der Augenblick, in dem er nicht weiss,<br />
was er tut... in dem er wie fanatisiert ist<br />
... wie ein Besessener... der Augenblick :<br />
zwei Minuten vor seinem Auftritt! Wenn Sie<br />
es da verstehen, sich so vor ihm aufzupflanzen,<br />
dass Sie ihm den Weg zum Sprung in<br />
die Manege versperren ... wenn Sie mit aufgedrehtem<br />
Füllfederhalter vor ihm stehen —<br />
dann haben Sie's geschafft! Dann schreibt<br />
er Henri Rene unter Ihren Vertrag.»<br />
Staniol erhebt sich.<br />
«Ich wäre nicht Staniol, wenn ich das<br />
Ding nicht drehen sollte ! »<br />
Dann stehen sie beide auf dem Boulevard<br />
— der kleine Molignon etwas schwankend<br />
auf seinen Beinen.<br />
Sie trennen sich.<br />
« Also sagen wir : übermorgen! Mehr Zeit<br />
hab ich nicht! Melde mich also eine halbe<br />
Stunde vor Re"nes Auftritt bei Ihnen an der<br />
Kasse. Werden Sie ihn vorher benachrichtigen,<br />
dass ich komme ? »<br />
« Nein. Aber — es klappt! ><br />
Sie schütteln einander die Hände. Pfeifend<br />
verschwindet Staniol um die Ecke : — der<br />
Mann, der Rene, war ein Schlager für alle<br />
Kontinente, und die Propagandamöglichkeiten<br />
für den Pressechef ungeheuerlich !... Schon<br />
allein die Ueberschrift des ersten Artikels :<br />
Wie Henri Rene in der Parfümstadt Grasse<br />
seine Unterschrift unter den Apollo-Vertrag<br />
setzte ! »...<br />
Molignon stolpert, trunken vom Wein und<br />
und den neuen Zukunftsbildern in den Wohnwagen.<br />
Madame Juliette, die kein Auge zugetan<br />
hat, fährt aus den Kissen :<br />
« Molignon — du ? »<br />
« Ja, Molignon — ich ! »<br />
« Was soll nun werden, Molignon ? »<br />
Der Direktor des Cirque d'ete wirft seine<br />
Stiefel gegen die Holzwand des Wagens, dann<br />
gibt er seiner Alten einen Kuss auf die<br />
Wange :<br />
« Schlaf, mein Kind !... Mit deinem Mann<br />
bist du nicht verloren !... Ich habe den<br />
Henri Rene verkauft ! ><br />
Eine halbe Stunde vor der Ankunft in<br />
Grasse.<br />
Gerda Manz ist wie gerädert von der langen<br />
Bahnfahrt, vom Umsteigen, von den drei<br />
Zoll- und Grenzformalitäten und den vielen<br />
neuen Eindrücken.<br />
Mit blassem Lächeln sieht sie zu Hans<br />
Römer hinüber.<br />
Der neigt sich vor, schiebt ihr die gerollte<br />
Reisedecke ins Kreuz :<br />
« Besser so ? ><br />
Die stundenlange Zweisamkeit mit Hans<br />
Römer, die Entgegennahme seiner selbstverständlicher<br />
Ritterlichkeit entspringenden kleinen<br />
Dienste hat Gerda ein ihr völlig neues<br />
Gefühl fraulicher Sicherheit gegeben. Hans<br />
Römer gesteht sich ein, dass ein neuer, feiner<br />
Reiz von Gerda ausstrahlt.<br />
Gerda und Hans haben viel gesprochen<br />
miteinander während der langen Reise. Haben<br />
versucht, einander die beiden Welten<br />
näher zu bringen, aus denen sie stammen.<br />
Haben gelacht manchmal — übermütig wie<br />
Kinder, als käme nicht er aus einem Trauerhause,<br />
sie aus der bedrückenden Einsamkeit<br />
der Gemeinschaft mit ihrer Mutter.<br />
Nun aber überkommt sie beide die gleiche<br />
Unruhe.<br />
Gerda hebt den Kopf: < Ob er mich abholt<br />
... ?<br />
Hans Römer legt seine Füsse schräg auf<br />
die gegenüberliegende Bank :<br />
« Klar, dass er Sie abholt. Er liebt Sie<br />
doch !... Er ist doch nicht bloss verliebt!<br />
... Ich mache mir Vorwürfe, dass ich in der<br />
Eile dem Telegramm an ihn nicht eine andere<br />
Fassung gab. Er wird glauben, dass<br />
Sie's nicht abwarten können, sich in seine<br />
Arme zu stürzen ! »<br />
«Ich habe so schrecklich Angst vor dem<br />
Wiedersehn ! »<br />
« Es wird besser gehen als Sie glauben,<br />
Gerda !» sagt Hans Römer und schärft ihr<br />
zum drittenmal ein : « Nirr nicht wieder vor<br />
lauter gutem Willen und Vehemenz alles<br />
verpatzen ! Den Kopf klar behalten ! ... Der<br />
Mann ist irrsinnig eifersüchtig. Wenn er<br />
mich in Ihrer Nähe wittert, verweigert er<br />
Ihnen jede Auskunft über meinen Vater !...<br />
Sobald der Zug in Grasse einfährt, nehmen<br />
Sie Ihr Necessaire. Ihren grossen Koffer<br />
lasse ich gleich in mein Hotel schaffen. Sie<br />
— werden sich nicht nach mir umsehen !...<br />
Ich steige als einer der Letzten aus dem<br />
Zug. Sie lassen sich von Becker ruhig in<br />
sein Hotel führen, essen mit ihm, plaudern mit<br />
ihm, bringen das Gespräch unauffällig auf<br />
meinen Vater... Sobald Sie heraushaben,<br />
wo und wann ich seiner am besten habhaft<br />
werden kann, ohne dass ich bei meinem<br />
plötzlichen Auftauchen ein peinliches Gefühl<br />
in Vater auslöse — denn das würde er mir<br />
... das würde er vor allem sich selbst nie<br />
verzeihen... ich kenne meinen Vater und<br />
sein ungeheures Selbstgefühl — dann läuten<br />
Sie mich im Hotel de la Gare an. Morgen<br />
früh, im klaren Tageslicht, setzen Sie sich<br />
dann endgültig und in aller Ruhe Ihretwegen<br />
mit Becker auseinander. »<br />
Gerdas Blässe fällt Hans Römer auf. Er<br />
sagt sachlich, während er aus dem Fenster<br />
auf die immer zahlreicher werdenden Schienenstränge<br />
blickt :<br />
« Wenn Sie dem Becker verzeihen können<br />
... er ist vielleicht nicht so übel im Grunde<br />
... dann ...»<br />
« Dann ?... Was dann, Herr Römer... ? »<br />
fragt Gerda und sieht ihn an.<br />
« Dann soll Sie der Teufel holen ...! »<br />
Mehr wird über diese Angelegenheit nicht<br />
gesprochen.<br />
Aber von diesem Augenblick an liegt eine<br />
grosse Selbstverständlichkeit über ihren Beziehungen<br />
zueinander. Und als sie auf irgend<br />
eine belanglose Frage rasch und einfach antwortet<br />
: « Aber natürlich, Hans... >, ohne<br />
dass die Welt einstürzt, da fühlt sie, dass es<br />
im Leben sehr schöne Dinge gibt, die sie<br />
nicht geahnt hat! —<br />
Mit hochgeschlagenem Rockkragen geht<br />
Alfred Becker auf dem noch dunklen Bahnsteig<br />
von Grasse auf und ab.<br />
Zehn Minuten — noch lange, bange zehn<br />
Minuten !<br />
Er hat sich den ganzen Tag nicht aus seinem<br />
Gasthof hinausgetraut, aus Furcht, Direktor<br />
Römer zu begegnen, dem er das<br />
Ehrenwort gegeben hatte, die Stadt zu verlassen.<br />
Erst die Dunkelheit der Abendstunde<br />
schützt ihn vor unerwünschtem Zusammentreffen.<br />
Becker ist in einem Zustand beispielloser<br />
Erregung : — dass nun Gerda doch zur Erkenntnis<br />
gekommen war, dass sie zu ihm gehörte<br />
? !... Wie lange sie wohl bleiben würde<br />
? Nur, um ihm Verzeihung zu bringen?<br />
(Fortsetzung folgt.)
N° 38 — DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Nach der Inkraftsetzung der Autotransport-Ordnung<br />
Der Instruktorenkurs des TAG in Bern<br />
Nach der auf den 15. August erfolgten Inkraftsetzung<br />
der Autotransport-Ordnung schritt das Eidg.<br />
Amt für Verkehr zum Versand der Formulare für<br />
die Einreichimg der Konzessionsgesuche. In der<br />
Folge sah sich diese Behördestelle, sahen sich aber<br />
die am Straßentransport interessierten Verbände<br />
von einer wahren Flut von Anfragen über die Ausfüllung<br />
der Formulare überschüttet. Um die dringend<br />
notwendige Aufklärung vorzunehmen, wurden<br />
•im Laufe der vergangenen Woche in Basel, Zürich<br />
und Lausanne Versammlungen abgehalten.. Dazu<br />
veranstaltete der TAG {Treuhandgesellschaft dee<br />
Autotransportgewerbes) Donnerstag, den 12. September,,<br />
im Bürgerhaus Bern einen richtigsehenden<br />
Instruktorenkurs, wozu sich über 200 Personen<br />
einfanden, darunter auch Frauen. Was sich die<br />
Tagung zum Ziel setzte? Die Teilnehmer, hei denen<br />
es sich in der Hauptsache um Vertreter sämtlicher<br />
dem TAG angeschlossenen Organisationen und der<br />
Aspa-Gruppen handelte, im Rahmen des Möglichen<br />
über all das zu unterrichten, worauf bei der Ausfüllung<br />
der Fragebogen Bedacht zu nehmen ist und<br />
auf diese Weise ein «Instruktionskorps» heranzubilden,<br />
dessen Angehörige sich, ein jeder an seinem<br />
Platz, zur Verfügung stellen, um sowohl den Mitgliedern<br />
ihrer Verbände als auch weiteren Interessenten<br />
hilfreich und beratend an die Hand zu gehen,<br />
wenn sie sich in dem nun anhebenden Papierkrieg<br />
nicht mehr zurechtfinden.<br />
Der Begrüssung durch Dr. Brögger, dem<br />
Präsidenten des TAG, folgte ein einleitendes Referat<br />
Herrn Ing. Hohls, Sektionechef beim Eidg. Amt<br />
für Verkehr, worin er einen Rückblick auf die bisherige<br />
Entwicklung der Treibstoffrationierung warf.<br />
Schon vor der ersten Mobilmachung wurden Rationierungsvorschriften<br />
erlassen. Trotzdem die Vorräte<br />
verhältnismässig gering waren, konnte man<br />
damals noch relativ groese Mengen bewilligen. In<br />
der Folge zeigte sich die Möglichkeit einer Steigerung<br />
der Importe, so dass bei der Einführung der<br />
definitiven Rationierung am 15. Dezember eine Erhöhung<br />
der Zuteilungen erfolgen und jenen Haltern<br />
erheblich grössere Mengen zugestanden werden<br />
konnten, deren Betriebe von kriegswirtschaftlicher<br />
Bedeutung sind oder deren wirtschaftliche<br />
Existenz vom Motorfahrzeug abhängt. Bis Ende<br />
Juni Hess sich der Zweck der Rationierung: Verminderung<br />
des Verbrauchs bei gleichzeitiger Speisung<br />
der Lager, erreichen, die Zufuhr gestaltete<br />
sich befriedigend und erlaubte die Abgabe relativ<br />
angemessener Quantitäten. Mit dem Eintritt Italiens<br />
in den Krieg begannen die Importe zu stokken,<br />
mit der Folge, dass die Rationierung erstmals<br />
im Juli, dann aber namentlich im August und<br />
September eine erhebliche Verschärfung erfuhr.<br />
Heute betragen die Zuteilungen noch einen Viertel<br />
des normalen Verbrauchs. Dieser Abbau traf in<br />
erster Linie die Personenwagen, Lieferwagen und<br />
Motorräder; bei den Lastwagen und industriellen<br />
Traktoren Hess sie sich etwas mildern. Besondere<br />
Wichtigkeit kommt indessen angesichts der vitalen<br />
Notwendigkeit der Hebung, des Ackerbaus der<br />
Gruppe der landwirtschaftlichen Traktoren zu, deren<br />
Bedarf nach Möglichkeit voll gedeckt werden<br />
muss.<br />
Angesichts der sehr unsicheren Importaussichten<br />
— die Zufuhren von Uebersee sind infolge der<br />
Blockade versiegt und was Rumänien anbetrifft,<br />
das uns für die Treibstoffversorgung einzig noch<br />
verblieben ist, so erheben sich hier aus transporttechnischen<br />
Gründen Schwierigkeiten in der Einfuhr<br />
— darf die Rationierung nur auf die tatsächlich<br />
eingeführten Mengen und vorhandenen Vorräte<br />
abstellen. Die Kreise der Verbraucher flüssiger<br />
Brennstoffe sind die ersten, welche die Auswirkungen<br />
des Krieges in aller Schärfe zu spüren bekommen.<br />
Für die Behörden hält es ausserordentlich<br />
schwer, den einander oft entgegenstehenden Interessen,<br />
den unzähligen Eingaben und Spezialwün-<br />
6chen auch nur einigermassen Rechnung zu tragen.<br />
Etwelche Lichtblicke eröffnen sich zwar auf dem<br />
Gebiet der<br />
Ersatzbrennstoffe.<br />
Als Mittel zur Streckung der Vorräte lassen sich<br />
insbesondere Holz, Holzkohlengas und Karbid verwenden,<br />
wobei immerhin daran zu erinnern ist,<br />
dass zur Erzeugung des letzteren die Bereitstellung<br />
einer gewissen Menge Koks erforderlich ist.<br />
Holzgas durfte in erster Linie für die grossen<br />
«Benzin- und Dieselölfresser», die schweren<br />
Lastwagen, in Betracht fallen, Holzkohle in beschränktem<br />
Umfang für die mittleren und<br />
kleinen Typen, währenddem für Personenwagen,<br />
namentlich bei ortsgebundenen Betrieben,<br />
wie Taxi-Unternehmen usw., auf das Azetylen<br />
gegriffen werden könnte.<br />
Vom Karbid abgesehen, steht indessen auch das Holz<br />
nicht in unbegrenzten Mengen zur Verfügung; es<br />
muss deshalb ebenfalls so eingesetzt werden, dass<br />
unter Berücksichtigung der Existenz von Betrieben<br />
und einzelnen für die Kriegswirtschaft und Landesversorgung<br />
die grössten Vorteile herausschauen.<br />
Zum eigentlichen Thema des Tages übergehend,<br />
bot Herr Dr. Maurer einige, Erläuterungen über<br />
die Transportarten. Den gewerbsmässigen Verkehr<br />
umschreibt Art. 3 der ATO, die nicht ein Verkehrsteilungsgesetz<br />
ist. Der gewerbsmässige<br />
Verkehr untersteht in allen Fällen der Konzessionspflicht.<br />
In bezug auf den gemischten Verkehr<br />
wird der Ratschlag erteilt, die Betriebsinhaber sollen-<br />
sich um die Bewilligung für die gewerbsmässigen<br />
Transporte bewerben, sofern diese, gemessen<br />
am Total der Transporte, einen breiten Raum einnehmen.<br />
Der WerkverkehT (Art. 4 des Bundesbeschlusses<br />
vom 30. September 1938) untersteht der<br />
Konzessionspflicht nicht, wohl aber muss er sich<br />
Aufklärung über die Ausfüllung der Formulare<br />
ins Werkverkehrs-Register eintragen lassen. Die<br />
behördliche Aufforderung dazu ergeht zu gegebener<br />
Zeit.<br />
Auch der private Personenwagenverkehr<br />
bleibt frei, soweit er nicht gewerbsmässig<br />
erfolgt. Wenn also ein Personenwagenhalter<br />
mehrmals Transporte ausführt, jemanden mit sich<br />
nimmt und sich dafür z. B. das Benzin bezahlen<br />
lässt, dann liegt noch kein gewerhetnässiger Verkehr<br />
vor. Inseriert er jedoch, dass er mehr als einmal<br />
wöchentlich während einer gewissen Zeit<br />
Fahrten ausführe, wobei die Erwerbsabsicht zumeist<br />
gegeben ist, dann dürften die Voraussetzungen<br />
für die Bewilligungspflicht erfüllt sein, welche<br />
in diesem Falle dem Schutz der Taxi-Unternehmer<br />
dient.<br />
Der Vollzug der ATO (Autotransportordnung)<br />
geht etappenweise vor sich, wobei die Erstellung<br />
des provisorischen Verzeichnisses der Transportbetriebe<br />
den ersten Abschnitt verkörperte. Als weitere<br />
Etappe wurde am 15. August in Inkraftsetzung<br />
der ATO mit dem Konzessionsverfahren für gewerbsmässigen<br />
Saohentransport und Lastwagenspediteure<br />
in Angriff genommen; parallel dazu<br />
setzte am letzten Mittwoch das Bewilligungsverfahren<br />
für den gewerbsmässigen Personentransport<br />
ein. Für Betriebe mit gemischtem Verkehr besteht<br />
kein Zwang, ein Konzessionsgesuch einzureichen.<br />
Hat aber ein solches Unternehmen bei der Anmeldung<br />
angegeben, dass es in erheblichem Umfang<br />
gewerbsmässige Transporte ausführe oder ergibt<br />
sich dies aus anderen Indizien, dann erhält ein<br />
solcher Betrieb ebenfalls ein Bewilligungsformular<br />
zugestellt. Und die Werkverkehrshetriebe? Sie haben<br />
vorläufig überhaupt nichts zu unternehmen.<br />
Auf welchen Zeitpunkt hin weitere Etappen im<br />
Vollzug der ATO folgen werden, darüber kann sich<br />
das Amt für Verkehr derzeit nicht äussern. Im<br />
übrigen sollen Anfragen um Auskünfte wenn irgend<br />
angängig an die Verbände gerichtet werden, welche<br />
zur Mitarbeit an der neuen Ordnung massgebend<br />
herangezogen werden.<br />
Allgemeines über die Ausfüllung der Bewilligungsgesuchsformulare.<br />
Jeder Unternehmer hat diese Formulare in zwei<br />
Exemplaren zugestellt erhalten, unter Ansetzung<br />
einer Frist von -45 Tagen. Genügt sie nicht, dann<br />
soll sich der Unternehmer mit einem Gesuch um<br />
Erstreckung ans Amt für Verkehr wenden, das sie<br />
ohne weiteres gewährt, allerdings natürlich nicht<br />
auf Jahre. Zweckmässig wäre es, wenn dabei der<br />
nachgesuchte neue Einreichungstermin direkt genannt<br />
würde. Im weiteren betonte der Referent nochmals,<br />
dass die in den Formularen enthaltenen Angäben,<br />
welche Gegenstand des Geschäftsgeheimnisses<br />
bilden, in keinem Fall einem Unberufenen zu<br />
Gesicht gelangen. Das gilt selbstredend auch für die<br />
vorgeschriebene Veröffentlichung des Konzessionsgesuchs.<br />
Erspriessliches aus der ATO ist ( wie der Referent<br />
darlegte, nur dann zu erwarten, wenn das Verhältnis<br />
zwischen Behörden und Verbänden auf gegenseitigem<br />
Vertrauen beruht. Man vergesse nicht,<br />
dass das Amt für Verkehr lediglich als vollziehendes<br />
Organ fungiert, damit beauftragt, eine von der<br />
Bundesversammlung beschlossene Ordnung zum<br />
Sohutze des Gewerbes durchzuführen. Gewisse<br />
Schärfen werden dabei unvermeidlich sein, doch<br />
das « Amt» ist kein Vampyr und die Befürchtung<br />
durchaus fehl am PJatz, dass nun alles in Scherben<br />
geht<br />
Sehr eingehend zählte Herr Dr. Maurer sodann<br />
die Bestimmungen der ATO selbst, der Verfügungen<br />
3 und 4 und der Verordnung Nr. 1 auf, deren<br />
Kenntnis die Ausfüllung der Formulare erleichtern<br />
hilft. Bereitet es einem Betriebsinhaber Schwierigkeiten,<br />
die nach dem Gebührentarif geschuldeten Der € campionissimo » Nuvolari ist nach Deutschland<br />
eingeladen worden, um Probegalopps mit dem<br />
Beträge im voraus zu entrichten, dann soll er sich<br />
ans Amt wenden, das versuchen wird, ihm entgegenzukommen,<br />
denn die Verwirklichung führen, von dessen Bau man in eingeweihten Krei-<br />
neuen 1500-ccm-Auto-Union-Rennwagen durchzu-<br />
der ATO ist keineswegs von der Absicht<br />
beherrscht, die Leute ins Un-Bestätigung nie aufzutreiben war, dass sich der<br />
sen zwar hartnäckig munkelte, obwohl eine offizielle<br />
glück zu stossen.<br />
Wagen in Entstehung befinde. Nuvolari hält sich<br />
An diese Erläuterungen allgemeiner Natur bereits in Berlin auf und ist dort von den Leitern<br />
schloss sich eine minutiöse<br />
der Zwickauer Werke empfangen worden.<br />
Aufklärung über alle in den Gesuchsformularen<br />
2 und 4 gestellten Fragen,<br />
wobei sich die Wissbegier der «Kursteilnehmer»<br />
kräftig entfaltete. Geduldig und unermüdlich stand<br />
der Referent Red' und Antwort, auch dann, wenn<br />
Aufschluss über heikle Grenzfälle geheischt wurde.<br />
Natürlich ist es ausgeschlossen, den Film der stundenlangen<br />
Diskussion hier abzurollen. Festgehalten<br />
sei immerhin, dass es Fragen gibt, die sich nicht<br />
generell beantworten lassen. In diesem Fall benütze<br />
man die Rubrik tBemenkungen», die zur Schilderung<br />
und Begründung besonderer Verhältnisse geschaffen<br />
ist.<br />
Alles in allem nahm man aus der Tagung den<br />
Eindruck mit, dass es die Behörden nicht darauf<br />
angelegt halben, dem Autotransportunternehmen<br />
das Leben säuer zu machen oder gar dessen Existenz<br />
zu unterminieren, sondern dass sie eine verständnisvolle,<br />
konziliante Haltung einnehmen.<br />
Von einem Befehlsfon auf Seiten des Amtes<br />
war nichts zu verspüren und es wirkte beruhigend,<br />
wenn dessen Vertreter wiederholt erklärten,<br />
sie seien sich der schwierigen gegenwärtigen<br />
Lage der Autofransport-Unternehmer bewusst<br />
und auch gewillt, Ihr Rechnung zu<br />
tragen.<br />
Beim guten Willen zu vernünftiger Zusammenarbeit,<br />
wie er sich an dieser Versammlung hüben<br />
wie drüben offenbarte, wird und muss es gelingen,<br />
das Werk der Sanierung im Strassentransportgewerbe<br />
ohne nennenswerte Reibungen in die Tat<br />
umzusetzen.<br />
i*^t7zA^ i?lelduii^eii<br />
Ausländischer Motorfahrzeugverkehr nach<br />
der Schweiz.<br />
Im August <strong>1940</strong> verzeichnete der ausländische<br />
Motorfahrzeugverkehr nach der Schweiz, gemessen<br />
an den Ziffern für den Juli, einen neuerlichen<br />
Rückgang, wurden doch nur noch 568 Eintritte registriert<br />
(gegen 693 im Vormonat). Was für ein<br />
kümmerlicher Rest vom Strom der Autotouristik<br />
normaler Zeiten noch •übriggeblieben ist, erhellt aus<br />
einem Vergleich mit den Einreiseziffern früherer<br />
Jahre, paesieTten doch im August 1939 insgesamt<br />
87.096 und im gleichen Monat 1938 sogar 103.467<br />
fremde Motorfahrzeuge unsere Grenzen.<br />
Vom Januar bis Ende August 1939 stellt sich<br />
das Total der zu vorübergehendem Aufenthalt bei<br />
uns eingetroffenen ausländischen Motorfahrzeuge<br />
auf 9877, •worunter 8498 Personenwagen. Dabei<br />
wartet der August mit den bisher niedrigsten Einreisozahlen<br />
auf.<br />
Schwelzerische Arbeitsgemeinschaft<br />
für Wanderwege.<br />
Die SJL.w. hielt ihre Generalversammlung, die<br />
in Luzern zusammentrat, erst in der Septembermitte<br />
ab, weil durch die Mobilisation Vorstandsmitglieder<br />
und übrige Mitarbeiter stark in Anspruch<br />
genommen waren. Dasselbe Hindernis machte sich<br />
natürlich für die meisten Arbeiten geltend. Zwar<br />
konnte im Juli 1939 ein dreitägiger Instruktionskurs<br />
in Burgdorf bei starker Beteiligung aus einem<br />
Dutzend Kantonen erfolgreich durchgeführt werden,<br />
der eine grössere Einheitlichkeit in der Markierung<br />
sichert. Aber die einen Monat später erfolgte<br />
Mobilisation rief die meisten kantonalen Leiter<br />
unter die Waffen und richtete das Augenmerk<br />
auf andere dringende Aufgaben. Zudem verfügten<br />
die militärischen Kommandostellen aus Gründen<br />
der Sicherheit teilweise schon im September, in<br />
verstärktem Masse im Mai <strong>1940</strong>, die Entfernung und<br />
Magazinierung auch der gelben Wanderwegweiser,<br />
womit die praktische Arbeit fast völlig zum Stillstand<br />
kam. Von Anfang an bestand aber bei den<br />
leitenden Organen des Verbandes die Auffassung,<br />
die «stille Zeit» zu benützen für die Vorbereitung<br />
von Aufgaben auf die Rückkehr normaler Verhältnisse.<br />
So wurde durch den schweizerischen Vorstand<br />
die Markierung je einer Musterroute<br />
in der Leventina, im Bündner<br />
Oberland und am Vierwal dstättersee<br />
eingeleitet Weitere Pläne betreffen<br />
den Solothurner und Basler Jura, sowie<br />
das Säntisgebiet. Die Sektion Bern hat im Einverständnis<br />
mit dem Militärdepartement den Ausbau<br />
des alten Grimselweges baureif vorbereitet.<br />
Erfreulicherweise hat auch die Eidgenössische<br />
Kommission für Arbeitsbeschaffung die Erstellung<br />
von Wanderwegen in ihr Programm aufgenommen.<br />
r..-. .. * E.<br />
Verkehrsunfälle im abgedrosselten<br />
Motorfahrzeugverkehr.<br />
In dem unter diesem Titel in der letzten Nummer<br />
der «Automobil-Revue» veröffentlichten Artikel, der<br />
die Strassenverkehrsunfälle in der Stadt Zürich<br />
während des 1. Quartals <strong>1940</strong> behandelt, wurde die<br />
Abnahme der Körperschäden infolge eines Druckfehlers<br />
mit 43 anstatt mit 34% angegeben, was<br />
hiermit richtiggestellt sei.<br />
Sp><br />
«k«<br />
Nuvolarl probiert den l^-Liter-Auto-Union-<br />
Rennwagen aus»<br />
Akuss den Verbänden<br />
Eine neue T. C. ».-Ortsgruppe im Seeland.<br />
Der bisherigen Sektion Seeland des T. C. S. mit<br />
Sitz in Lyss war seit Jahren die Ortsgruppe Biel<br />
als Untersektion angeschlossen. Diese ist zahlenmässig<br />
stark gewachsen, hat die Sektionsmitglieder<br />
der Landschaft an Zahl überflügelt und konnte in<br />
der Folge die Wahlgeschäfte nach ihrem Belieben<br />
beeinflussen. Das Resultat war die völlige Verlagerung<br />
der Sektionsleitung vom Land in die Stadt.<br />
Und im Gefolge stellten sich all' die Unstimmigkeiten<br />
ein, die sich aus derartigen internen Auseinandersetzungen<br />
etwa ergeben können.<br />
Die eigentlichen Gründer der bisherigen Sektion<br />
Seeland haben nun die Konsequenzen gezogen.<br />
Unter dem Vorsitz von Direktor H. Strehler (Lyss)<br />
fand dieser Tage im Hotel «Bahnhof» in Lyss eine<br />
Versammlung vieler Mitglieder der bisherigen Sektion<br />
Seeland statt, welche einstimmig die Gründung<br />
einer neuen Ortsgruppe der<br />
T.GJS.-Sektion Kanton Bern beschloss, der<br />
bereits gegen 100 Mitglieder beigetreten sind. Der<br />
Vorstand wurde vorläufig bestellt mit den Herren<br />
Hans Strehler, Fabrikdirektor, als Präsident, Dr. L.<br />
Daum, Zahnarzt, Ernst Joss, Versicherungsinspektor,<br />
Robert Meier, Prokurist (alle in Lyss) und<br />
Karl Weissbrodt, Lehrer in Walperswil.<br />
Was ist damit gemeint?<br />
Im Abschnitt 3 der «Autotransport-<br />
Ordnung»
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