E_1948_Zeitung_Nr.020
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IV. Blatt<br />
BERN, 28. April <strong>1948</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
IV. Blatt<br />
BERN, 28. April <strong>1948</strong><br />
Neue sportliche Fahrzeuge<br />
Linkst<br />
Das vlersitzige Allard-Cabriolet mit<br />
seiner abgerundeten Vorderfront. Neben<br />
dem Wagen Sidney Allard, mir<br />
dem der Kurztest unternommen wurde.<br />
Rechts oben:<br />
Der Healey als zweisitziger Sportwagen<br />
in Prototyp-Form. Am Steuer<br />
Hans Karl von Tscnarner, der soeben<br />
einen Tourenwagen der gleichen Marke<br />
für die diesjährigen Sportveranstaltungen<br />
erworben hat und der «Tester»<br />
auf der Probefahrt begleitete.<br />
Rechts<br />
unten:<br />
Gatsonides, der holländische Langstreckenfahrer,<br />
mit seinem zweisitzigen<br />
Wagen, den die «A.-R.Y in Genf probegefahren<br />
hat.<br />
Salon-Kurzteste <strong>1948</strong><br />
Fährimpressionen von neuen Wagen aller Klassen<br />
n.<br />
Wie wir in unserer sechsten Salon-Nummer<br />
(siehe « A.-R, » vom 24. März) in der ersten Hälfte<br />
unserer Kurzteste ausführten, sind die Bekanntschaften<br />
mit neuen Wagen Höhepunkte eines jeden<br />
Salons. Während die schon behandelten fünf<br />
Typen alle zur mittleren bis gros6en Kategorie gehÖTten,<br />
wollen wir uns nachfolgend mit zwei änderen<br />
Gruppen beschäftigen, nämlich Klein- und<br />
Sportwagen.<br />
Hillmail Minx mit « Synchromatic »-Getriebe.<br />
Die besonderen Verhältnisse Englands haben<br />
die Entwicklung guter Kleinwagen seit jeher begünstigt.<br />
Unter ihnen nimmt das kleinste Produkt<br />
des Rootes-Konzerns, der Hillman Minx, einen an-<br />
.. gesehenen Platz ein. Das letzte Modell dieser seit<br />
etwa 16 Jahren stetig verbesserten Konstruktion<br />
besitzt, wie in einer kürzlichen Beschreibung ausgeführt'<br />
wurde, das sogenannte « Synchromatic »-<br />
Getriebe. Dieses stellt an sich keine Neuerung dar.<br />
doch ist der Minx der erste Kleinwagen mit Lenkradschaltung<br />
und Sperr-Synchronisierung, Diese<br />
letztere Einrichtung besteht in einem Ring, der<br />
beim Schalten in synchronisierte Gänge, also im<br />
Fall des Hillman die drei oberen Uebersetzungsverhältnisse,<br />
vermeidet, dass ein Eingriff stattfindet,<br />
bevor durch den Druck auf den Schalthebel<br />
ein völliger Gleichlauf der Räder des neuen Ganges<br />
mit der Schaltmuffe vorhanden ißt. Geräusche<br />
sind beim Schalten mit solchen Getrieben nicht<br />
mehr möglich, während die synchronisierten Getriebe<br />
ohne Sperrgleichlauf kratzen können, wenn<br />
man sie zu schnell schaltet.<br />
Um die Arbeitsweise des neuen Getriebes zu<br />
prüfen, haben wir während unserer Probefahrt<br />
möglichst wie unbeholfene Fahrer ohne jedes Feingefühl<br />
geschaltet, um festzustellen, Was passiert,<br />
wenn man den Schalthebel in der Eile rasch durchdrückt,<br />
ohne richtig Druckpunkt zu fassen, wie<br />
dies beim Synchromesh-Getriebe ohne Sperrung<br />
eigentlich notwendig ist. Im vierten Gang war<br />
schlimmstenfalls ein ganz leichtes Ratschen der<br />
Klauen zu hören, wenn man 6ehr brutal vorging;<br />
im dritten Gang dagegen erfolgte das Einschalten<br />
immer weich und 6tossfrei. Je mehr man sich beeilt,<br />
um so stärker wird der Gegendruck, so dass<br />
es nicht möglich ist, die Gleichlaufvorrichtung zu<br />
überlisten. Dank der Anordnung des Schalthebels<br />
unter dem Lenkrad gewinnt man im Vopderabteil<br />
etwas Platz in der Breite, was bei einem kleineren<br />
Wagen ins Gewicht fällt; zudem können beide Personen<br />
nach der linken oder der rechten Strassenseite<br />
aussteigen.<br />
Wir Hessen die Gelegenheit nicht vorübergehen,<br />
um die übrigen Qualitäten des Wagens kurz unter<br />
die Lupe zu nehmen. Drei Punkte sind uns besonders<br />
aufgefallen: Einmal gestattet die elastische<br />
Vierzylindermaschine eine niederste Geschwindigkeit<br />
im direkten Gang Ibis zu 10 km/h ohne Unregelmäs6igkeit<br />
oder Rujpfen. Diese Elastizität ist<br />
einem günstigen Drehmoment im niederen Drehzahlbereich<br />
zu verdanken. Der zweite Punkt betrifft<br />
die Aufhängung; als Strassachser ist der<br />
Minx, auch dank seinem Torsionsstabilisator, sicher<br />
aufgehängt und im normalen Fahrbereich gut gefedert.<br />
Schliesslich 6ind auch die neuen hydraulischen<br />
Bremsen den recht guten Fahrleistungen des<br />
Wagens angepasst.<br />
Der kleinste Wagen des Salons, der Fimer.<br />
Der Fimer, ein kleiner italienischer Lilliputwagen,<br />
ist in der «A.-R. » vor, einiger Zeit beschrieben<br />
worden. Am Salon traf er erst in der<br />
zweiten Periode ein, so dass er nicht allen Besuchern<br />
zugänglich war. Da seine Anmeldung verspätet<br />
erfolgte, war er auch in der Katalognummer<br />
der «A.-R. » nicht mehr vertreten. Deshalb seien<br />
«eine Hauptdaten noch einmal kürz: rekapituliert.<br />
Es handelt sich um einen sehr kleinen Zweisitzer,<br />
den kleinsten., Wägen am Salon, mit einem Zweitaktheckmotor<br />
von 250 cem und 8 Brems-P$ bei<br />
4200 To-uren/min. Der Rahmen ist als Rohrträger<br />
ausgebildet, und ajle vier Räder sind einzeln aufgehängt.<br />
Das Leergewicht des Fährzeugs beträgt<br />
270 kg. Der Vereuchswagen, den wir kurz prüften,<br />
hatte 34 000 km zurückgelegt und ist als Prototyp<br />
zu werten, dessen Motor nicht voll leistungsfähig<br />
war und bei dem deutlich die Spuren eines absichtlich<br />
mangelhaften Unterhaltes, der allfällige<br />
Schwächen ans Tageslicht zu bringen hatte, erkannt<br />
werden konnten. Deshalb können wir nicht sagen,<br />
dass der Fimer die kurze Prüfung mit Glanz bestanden<br />
hätte. Das deutlich knappe Leistungsgewicht<br />
soll durch einen grösseren Motor behoben<br />
werden. Sehr gut ist die Aufhängung des Wagens;<br />
die Konstrukteure haben offensichtlich von den<br />
vielen Pionieren des Kleinstwagenbaües gelernt,<br />
denn besonders .auf mangelhafter Strassenoberfläche<br />
war er recht angenehm und'genügend fahrsicher.<br />
Die Fahreigenschaften zeichnen sich durch<br />
die deutliche Tendenz zum Uebersteuern aus, die<br />
auf den Heckmotor zurückzuführen ist, dessen<br />
grosse Masse den Wagen in die Kurven hineindrückt.<br />
Der Innenplatz ist für grosse Personen<br />
knapp bemessen.<br />
Moretti-La Cita, ein Luxus-Kleinwagen.<br />
Es ist immer interessant, einen neuen Wagen zu<br />
fahren, dessen Konstrukteur vorher die Hauptpunkte<br />
erklärt und sein Ziel erläutert, hat. Dies<br />
war der Fall beim italienischen Moretti « La Cita »,<br />
dessen Erbauer den Prototyp selbst zum Salon geführt<br />
hat. Moretti, der in Genf seinen Wagen zum<br />
erstenmal der Oeffentlichkeit vorführte, hat auf der<br />
Fahrt Mailand—Genf, wie er uns versicherte, nur<br />
3,8 Liter auf 100 km gebraucht. Seine «La Cita»<br />
ist als « Lilliputwagen de Luxe» -gedacht, das<br />
heisst, bei kleinsten Dimensionen wurden nicht die<br />
billigsten Lösungen gesucht, sondern nach Möglichkeit<br />
die letzten Erfahrungen ausgewertet. Deshalb<br />
bringt Moretti aus seinen 350 cem ganz erstaunliche<br />
Fahrleistungen heraus; beispielsweise<br />
liegt die Bremsleistung des kleineren Motors höher<br />
als diejenige des Fiat 500, der zudem 75 kg mehr<br />
wiegt. Allerdings kosten solche Eigenschaften viel,<br />
weshalb auch der Preis des Wagens, der vor der<br />
Aufnahme der Serienfabrikation nur unverbindlich<br />
berechnet werden kann, ziemlich hoch zu liegen<br />
kommen würde. Die kurze Versuchsfahrt führte<br />
aber zu einem sehr hübschen Ergebnis. Dank der<br />
vernünftigen Anwendung des Hochzüchtens einer<br />
zweizylindrigen, kleinvolumigen Maschine ist ein<br />
lebendiges Fahrzeug entstanden,, dessen Anziehen<br />
bej tiefen Drehzahlen das Hinünterschalten vom<br />
vierten in den dritten Gang selbst im Stadtbetrieb<br />
selten,notwendig macht- Am Berg zieht der Moretti-ijul,<br />
doch .ist der Griffschalthebel am Armaturenb?e|t<br />
etwas empfindlich, Weshalb er für den<br />
Export durch einen normalen Schalthebel ersetzt<br />
werden soll. Ob sich so kleine Wagen wirtschaftlich<br />
behaupten können (ihr Kilppreis liegt natürlicherweise<br />
ziemlich hoch), wird die Zukunft zeigen.<br />
Ein Healey mit Sportkarosserie.<br />
Wenden wir uns drei sportlichen Fahrzeugen<br />
zu, die wir ebenfalls prüfen konnten. Die höchsten<br />
Fahrleistungen zeigten ein zweisitziger Healey, der<br />
mit einer sehr leichten -und einfachen Sportkarosserie<br />
von Duncan karossiert war. (Englisch heisst<br />
dieser Typ, mit oder .ohne Türen gebaut, « Spiv »<br />
oder « Drone », zwei englische Abarten des<br />
«Swingboy»; die beiden Namen sollen das etwas<br />
merkwürdige Aussehen des Wagens persiflieren.<br />
Alle Achtung vor einem Fabrikanten mit Humor!)<br />
Schön ist diese Maschine, wie man aus der Abbildung<br />
ersieht, nicht; auch eines besonders niedrigen<br />
Luftwiderstandes kann sie sich nicht rühmen. Dagegen<br />
lässt sich aus dem Leistungsgewicht (ca. 9 kg<br />
pro PS) ermessen, wie diese Abart des Healey, den<br />
unsere Leser ja ausführlich kennen lernten, etwa<br />
ziehen muss. Tatsächlich sind Beschleunigungszahlen<br />
von etwa 11 Sekunden von 0 auf 100 km/h beim<br />
Durchschalten ohne weiteres zu erzielen, und auch<br />
im Direkten zieht der Wagen geradezu erschrekkend.<br />
Da die kurzen Vorderkotflügel die Sicht auf<br />
Räder und Aufhängung freigeben- (nebenbei bemerkt<br />
ist es erstaunlich, welche Arbeit eine moderne,<br />
ziemlich weiche Einzelradaufhängung bei<br />
hohen Geschwindigkeiten leistet), lässt sich der<br />
Wagen auf kurvenreichen Strassen sehr genau placieren.<br />
Obwohl der Motor fast unverändert der<br />
2,5-Liter-Maschine des grösseren Riley-Typs entspricht,<br />
also nicht sehr hoch gezüchtet wurde, können<br />
die Hinterräder infolge des hohen Drehmomentes<br />
(und wohl auch wegen der Konzentration der<br />
Massen nach vorn) selbst noch im vierten Gang<br />
beim Beschleunigen zum Durchdrehen gebracht<br />
werden. Gerade in coupiertetn Gelände lassen eich<br />
mit dieser Variante des Healey in aller Sicherheit<br />
und ohne jede Ermüdung des Fahrers unglaublich<br />
hohe Durchschnitte herausfahren, wobei allerdings<br />
der Fahrkomfort, im Gegensatz zu den etwas < ausführlicheren<br />
» Versionen der gleichen Marke, erst<br />
an zweiter Stelle .kommt. Infolge der hohen Uebersetzung<br />
für einen nicht zu grossen Vierzylindermotor<br />
dreht die Maschine noch bei hohen Geschwindigkeiten<br />
im direkten Gang nicht allzuschnell<br />
(4700 Touren entsprechen annähernd 160<br />
km/h) und kommt in den unteren Gängen auf ansehnliche<br />
Tempis. Eine verlockende sportliche Maschine,<br />
deren weiche, angenehme Federung von<br />
den harten Schlägen alter Sportwagen auffällig absticht.<br />
Das Allard-Cabriolet.<br />
Obwohl der viersitzige Allard nach der neuesten<br />
Liste des ACS als Taurenwagen eingeteilt<br />
würde (was seinen allgemeinen Charakteristiken<br />
auch genau entspricht), so haben wir ihn hier unter<br />
die sportlichen Fahrzeuge genommen, weil es sich<br />
um einen gelungenen Versuch handelt, mit normalen<br />
Bauteilen des Ford V-8, nämlich dem Motor,<br />
der Kraftübertragung und Teilen des Fahrgestell«,<br />
ein Fahrzeug zu bauen, das die gute Beschleunigung<br />
und die sprichwörtliche Dauerhaftigkeit der<br />
Ford-Produkt« mit den Fahreigenschaften eines<br />
europäischen sportlichen Fahrzeugs vereinen soll.<br />
Sidney Allard, mit dem wir die Probefahrt ausführten,<br />
war mit Recht stolz auf sein viersitziges<br />
Cabriolet, das die Strasse wie irgendein europäischer<br />
Klassewagen hält und dabei anspruchslos ist,<br />
wenig Benzin braucht und unbestreitbar- « Persönlichkeit<br />
» besitzt. Die vordere Schwingachse (die<br />
einzige heutige Konstruktion einer Pendelachse der<br />
Vorderräder) kommt nicht an die etwas ausgefeilteren<br />
Bauarten der eigentlichen Sportfahrzeuge heran,<br />
doch bringt sie immerhin ein hohes Mass an<br />
Fahrsicherheit, und besonders auf mittelguten<br />
Strassen lassen sich hohe Tempos einhalten. Zu beanstanden<br />
wäre der kleine Kofferraum 6owie der<br />
leider etwas höhe Preis, den der Allard mit anderen<br />
Engländern gemeinsam hat und der ein Handicap<br />
der kleinen Serienprodukte gegenüber der<br />
Massenherstellung ist. Sehr zu loben ist die einwandfreie<br />
Sicht von den beiden Vordersitzen des<br />
Wagens.<br />
Gatsonides' Sportfahrzeug.<br />
Da der Gatford, die holländische Version eine«<br />
Sportwagens mit Ford-Teilen, in nächster Zeit seinen<br />
Namen nach seinem geistigen Vater in Gatso<br />
Der Fimer, dessen kleine Dimensionen nicht für alle biederen Eidgenossen<br />
besonders aeeianet sind.<br />
Das neue Gesicht des Hillman Minx <strong>1948</strong>, dessen Verhalten in diesem Artikel<br />
kurz skizziert wird.<br />
Moretti und sein kleines zweisitziges Coupe, ein hübsch karossierter, recht<br />
lebhafter Kleinwagen mit guter Ausstattung.